Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.[Spaltenumbruch]
Degenspitze. * Etwas auf die Degenspitze stellen. Dän.: Bedre at bie paa en glavinds od end paa en kartove-klod. (Prov. dan., 55.) Dehnen. Man mag sich dehnen oder ducken, man muss dennoch Staub und Quark verschlucken. Deich. 1 Kein Deich ohne Land und kein Land ohne Deich. - Hillebrand, 181; Pufendorf, Observ. jur. univ., IV, Append. 63. Wo die Gefahr der Ueberschwemmung gross ist, da ist ein gemeinsames Zusammenwirken der Bedrohten erforderlich; daher sind alle Inhaber von Ländereien, welche der Deich schützt, zu dessen Unterhaltung verpflichtet. Wie es ohne Deich kein Land geben würde, so gibt es auch für die, welche kein Land besitzen oder es verlassen, keinen Deich, d. h. keine Deichlast. (Runde, 119; Weiske, Rechtslexikon, III, 287.) Das Sprichwort kommt schon in einem Urtheil aus dem Jahre 1568 vor. 2 Mit Deichen und mit Dämmen muss man das Land erhalten. - Pistor., VII, 53. Bezieht sich auf das niederländische Eindeichungssystem. Deiche sind die zum Schutz gegen den Andrang des Wassers an Flüssen und Meeren errichteten Erdwälle, wie sie Holland, Ostfriesland, Schleswig-Holstein u. s. w. besitzen. 3 Thiar thi dik liachst as, gongt a Flud iarst auer. (Föhr.) - Firmenich, III, 6; Lappenkorb. Wo der Deich am niedrigsten ist, geht die Flut zuerst über. - Der Niedrige, Arme, Geringe wird am ersten unterdrückt. Ueber die Wirkungen der Flut auf die friesischen Uthlande, zu denen Föhr gehört, s. Deckel 5. 4 Wen der Deich schützt, der muss ihn bauen. (S. Deich 1.) *5 Eenen ann Deik jagen. - Eichwald, 315. *6 He is övern Deik gan. (Holst.) Von einem, der sich auf eine verdächtige Weise beiseite macht, plötzlich unsichtbar wird. Deichen. Wer nicht kann (will) deichen, der muss weichen. - Hillebrand, 183; Hackmann, De jure aggerum (1690), XV, 18. In Niederungen gebräuchlich, wo nicht selten Ueberschwemmungen vorkommen, um zu sagen, dass jeder Besitzer eines durch Deiche geschützten Grundstücks zur Theilnahme an deren Erhaltung verpflichtet sei und dass er das Land aufgeben müsse, wenn er seine Verbindlichkeiten nicht erfüllen könne. (S. Deich 1.) Holl.: De niet wil dijken, moet wijken. (Harrebomee, I, 133.) Deichsel. 1 Wenn die Deichsel in der Mitte (des Wagens) bleibt, geht kein Rad aus dem Gleise. 2 Wo die Deichsel sich hinrichtet, gehen die Räder hin. Deilmohl. Et is better en Deilmohl, osse en Einmohl. - (Waldeck.) - Curtze, 340, 334. Dein. 1 Das heisst dein, was man dir nicht nehmen kann. 2 Es ist nichts dein, als was du weisst allein. - Reinsberg III, 77. 3 Es steht geschrieben: was nicht dein ist, das lass liegen. - Mayer, I, 79; Eiselein, 113; Simrock, 1524. Deinesgleichen. Nimm deinesgleichen. - Eiselein, 113. Deinetwegen. * Deinetwegen wird kein Ochse kalben. - Simrock, 1526. Delirium. Wer ist im Delirium, fragt die klügsten Leute dumm. Delft. Man würde Delft bewundern, wenn es nicht im Lande der schönen Städte wäre. - Berckenmeyer, 121. Delfter. Die frommen Delvenaren, die schossen ein fett Kalb, als sie bedrücket waren zur Zeit vom Herzog d'Alb. - Reinsberg VI, 44. Bezieht sich auf den Versuch der Spanier, Delft im Jahre 1574 zu überrumpeln. Der Anschlag ward aber entdeckt und die Delfter jagten dem Feinde, als er bereits ausser Schussweite war, einen Kugelregen nach, [Spaltenumbruch] der allein ein auf der Weide gehendes Kalb niederstreckte, was zu obigem Sprichwort Veranlassung gab. Holl.: Van twintig Delvenaars gaan negentien voor mal. (Harrebomee, I, 125.) Die Stadt Delft tritt übrigens in holländischen Sprichwörtern mehrmals auf. Man sagt z. B.: Dat lusten de weeskinderen uit Delft wel. - Hij is naar Delft geweest. (Harrebomee, I, 124.) Delphin. *1 Einem Delphin das Schwimmen lehren. Etwas sehr Unnöthiges thun. *2 Einen Delphin an den Schwanz binden. (Altgr.) Etwas Verkehrtes thun, weil der Schwanz des Delphins schlüpfrig ist und er an diesem Theile nicht gefasst werden kann. Jemand also da angreifen, wo er unbesiegbar, unantastbar ist. *3 Er ist wie ein Delphin, der am lustigsten ist, wenn's wettert und donnert. Dembra. Wenn es der schönen Dembra auch einmal gelingt, den edeln Nil für ihre Reize zu fesseln, er wird sich doch bald aus ihren Armen wieder losreissen. (Abyssinien.) - Altmann II. Demuth. 1 Als Demut weint vnd hoffart lacht, da ward der Schweizer Bund gemacht. - Stettler, I, 29b; Pistor., I, 72; Körte, 835; Kirchhofer, 113. Handelt von der Befreiung der Schweiz und schildert namentlich die Lage der Schweizer bei Entstehung des Bundes. Als der Druck der Landvögte zu gross ward, da standen die Unterdrückten auf und jagten die Tyrannen zum Lande hinaus. 2 Demut hält sich selbst gering. - Henisch, 675. 3 Demut in hohen ehren mag selten funden werden. - Henisch, 675. 4 Demut ist ein schöne zier. - Henisch, 675. 5 Demut stehet wol bey der keuschheit. - Henisch, 675. 6 Demut vnd höfflichkeit ziert vil mehr, denn ein gulden kleid. - Henisch, 675. 7 Demut wohl thut. - Henisch, 675. 8 Demuth bei Armuth ist Männlichkeit. - Burckhardt, 248. 9 Demuth geht überall durch. 10 Demuth gibt allen dingen ein zierd im thun vnd lassen. - Lehmann, 119, 19. 11 Demuth hat mich lieb gemacht, Lieb' hat mich zu Ehren gebracht, Ehre hat mir Reichthum geben, Reichthum liess mich nach Hoffart streben, Hoffart stürzt ins Elend nieder, Elend gab mir Demuth wieder. Nach dem Nassauer Schulblatt (1861, Nr. 11) singen die Knaben in dem nassauischen Dorfe Bommersheim diesen Spruch beim Fastnachtsumzug. 12 Demuth in Freuden, Geduld im Leiden. 13 Demuth ist die Krone einer guten Gesinnung. - Burckhardt, 170. 14 Demuth ist die Mutter der Ehre. - Simrock, 1528. Zuweilen aber auch die Grossmutter der Schande. 15 Demuth ist die Seele aller Tugend. - Gaal, 281. "Grösser macht den grössten Meister Demuth." Und: "Schamhafte Demuth ist der Reize Krone." (Schiller.) It.: La discrezione e madre della virtu. (Gaal, 281.) 16 Demuth ist ein Ehrenkleyd, welches alle Gebrächen zudecket. - Sutor, 326. 17 Demuth ist eine Tugend, die das Alter ziert wie die Jugend. - Simrock, 1530. Jahn in seinem Volksthum dagegen sagt: "Die Demuth ist seit 1648 des Deutschen grösstes Erblaster. Er achtet sich selber gering, so wird er's, und die Völker umher verachten ihn." 18 Demuth ist gegen jedermann dienstbar. - Lehmann, 118, 3. 19 Demuth ist zu allen Dingen gut. - Sutor, 326; Simrock, 1527. Seume sagt: "Demuth und die mit ihr verwandte Geduld sind Eselstugenden, die die Spitzköpfe den Platt köpfen gar zu gern einprägen. Demuth ist der erste Schritt zur Niederträchtigkeit." 20 Demuth jedermann wohl steht. Solange sie als löbliche Bescheidenheit und Anspruchslosigkeit erscheint, sobald sie aber zur Verkennung des eigenen Werthes, zur Selbstwegwerfung herabsinkt, steht sie niemand wohl. 21 Demuth macht Menschen zu Engeln, Hoffart zu Teufeln. - Lehmann, 118, 1.
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Degenspitze.
* Etwas auf die Degenspitze stellen.
Dän.: Bedre at bie paa en glavinds od end paa en kartove-klod. (Prov. dan., 55.)
Dehnen.
Man mag sich dehnen oder ducken, man muss dennoch Staub und Quark verschlucken.
Deich.
1 Kein Deich ohne Land und kein Land ohne Deich. – Hillebrand, 181; Pufendorf, Observ. jur. univ., IV, Append. 63.
Wo die Gefahr der Ueberschwemmung gross ist, da ist ein gemeinsames Zusammenwirken der Bedrohten erforderlich; daher sind alle Inhaber von Ländereien, welche der Deich schützt, zu dessen Unterhaltung verpflichtet. Wie es ohne Deich kein Land geben würde, so gibt es auch für die, welche kein Land besitzen oder es verlassen, keinen Deich, d. h. keine Deichlast. (Runde, 119; Weiske, Rechtslexikon, III, 287.) Das Sprichwort kommt schon in einem Urtheil aus dem Jahre 1568 vor.
2 Mit Deichen und mit Dämmen muss man das Land erhalten. – Pistor., VII, 53.
Bezieht sich auf das niederländische Eindeichungssystem. Deiche sind die zum Schutz gegen den Andrang des Wassers an Flüssen und Meeren errichteten Erdwälle, wie sie Holland, Ostfriesland, Schleswig-Holstein u. s. w. besitzen.
3 Thiar thi dik liachst as, gongt a Flud iarst auer. (Föhr.) – Firmenich, III, 6; Lappenkorb.
Wo der Deich am niedrigsten ist, geht die Flut zuerst über. – Der Niedrige, Arme, Geringe wird am ersten unterdrückt. Ueber die Wirkungen der Flut auf die friesischen Uthlande, zu denen Föhr gehört, s. Deckel 5.
4 Wen der Deich schützt, der muss ihn bauen. (S. Deich 1.)
*5 Eenen ann Dîk jagen. – Eichwald, 315.
*6 He is övern Dîk gân. (Holst.)
Von einem, der sich auf eine verdächtige Weise beiseite macht, plötzlich unsichtbar wird.
Deichen.
Wer nicht kann (will) deichen, der muss weichen. – Hillebrand, 183; Hackmann, De jure aggerum (1690), XV, 18.
In Niederungen gebräuchlich, wo nicht selten Ueberschwemmungen vorkommen, um zu sagen, dass jeder Besitzer eines durch Deiche geschützten Grundstücks zur Theilnahme an deren Erhaltung verpflichtet sei und dass er das Land aufgeben müsse, wenn er seine Verbindlichkeiten nicht erfüllen könne. (S. Deich 1.)
Holl.: De niet wil dijken, moet wijken. (Harrebomée, I, 133.)
Deichsel.
1 Wenn die Deichsel in der Mitte (des Wagens) bleibt, geht kein Rad aus dem Gleise.
2 Wo die Deichsel sich hinrichtet, gehen die Räder hin.
Deilmohl.
Et is better en Deilmohl, osse en Einmohl. – (Waldeck.) – Curtze, 340, 334.
Dein.
1 Das heisst dein, was man dir nicht nehmen kann.
2 Es ist nichts dein, als was du weisst allein. – Reinsberg III, 77.
3 Es steht geschrieben: was nicht dein ist, das lass liegen. – Mayer, I, 79; Eiselein, 113; Simrock, 1524.
Deinesgleichen.
Nimm deinesgleichen. – Eiselein, 113.
Deinetwegen.
* Deinetwegen wird kein Ochse kalben. – Simrock, 1526.
Delirium.
Wer ist im Delirium, fragt die klügsten Leute dumm.
Delft.
Man würde Delft bewundern, wenn es nicht im Lande der schönen Städte wäre. – Berckenmeyer, 121.
Delfter.
Die frommen Delvenaren, die schossen ein fett Kalb, als sie bedrücket waren zur Zeit vom Herzog d'Alb. – Reinsberg VI, 44.
Bezieht sich auf den Versuch der Spanier, Delft im Jahre 1574 zu überrumpeln. Der Anschlag ward aber entdeckt und die Delfter jagten dem Feinde, als er bereits ausser Schussweite war, einen Kugelregen nach,
der allein ein auf der Weide gehendes Kalb niederstreckte, was zu obigem Sprichwort Veranlassung gab.
Holl.: Van twintig Delvenaars gaan negentien voor mal. (Harrebomée, I, 125.) Die Stadt Delft tritt übrigens in holländischen Sprichwörtern mehrmals auf. Man sagt z. B.: Dat lusten de weeskinderen uit Delft wel. – Hij is naar Delft geweest. (Harrebomée, I, 124.)
Delphin.
*1 Einem Delphin das Schwimmen lehren.
Etwas sehr Unnöthiges thun.
*2 Einen Delphin an den Schwanz binden. (Altgr.)
Etwas Verkehrtes thun, weil der Schwanz des Delphins schlüpfrig ist und er an diesem Theile nicht gefasst werden kann. Jemand also da angreifen, wo er unbesiegbar, unantastbar ist.
*3 Er ist wie ein Delphin, der am lustigsten ist, wenn's wettert und donnert.
Dembra.
Wenn es der schönen Dembra auch einmal gelingt, den edeln Nil für ihre Reize zu fesseln, er wird sich doch bald aus ihren Armen wieder losreissen. (Abyssinien.) – Altmann II.
Demuth.
1 Als Demut weint vnd hoffart lacht, da ward der Schweizer Bund gemacht. – Stettler, I, 29b; Pistor., I, 72; Körte, 835; Kirchhofer, 113.
Handelt von der Befreiung der Schweiz und schildert namentlich die Lage der Schweizer bei Entstehung des Bundes. Als der Druck der Landvögte zu gross ward, da standen die Unterdrückten auf und jagten die Tyrannen zum Lande hinaus.
2 Demut hält sich selbst gering. – Henisch, 675.
3 Demut in hohen ehren mag selten funden werden. – Henisch, 675.
4 Demut ist ein schöne zier. – Henisch, 675.
5 Demut stehet wol bey der keuschheit. – Henisch, 675.
6 Demut vnd höfflichkeit ziert vil mehr, denn ein gulden kleid. – Henisch, 675.
7 Demut wohl thut. – Henisch, 675.
8 Demuth bei Armuth ist Männlichkeit. – Burckhardt, 248.
9 Demuth geht überall durch.
10 Demuth gibt allen dingen ein zierd im thun vnd lassen. – Lehmann, 119, 19.
11 Demuth hat mich lieb gemacht, Lieb' hat mich zu Ehren gebracht, Ehre hat mir Reichthum geben, Reichthum liess mich nach Hoffart streben, Hoffart stürzt ins Elend nieder, Elend gab mir Demuth wieder.
Nach dem Nassauer Schulblatt (1861, Nr. 11) singen die Knaben in dem nassauischen Dorfe Bommersheim diesen Spruch beim Fastnachtsumzug.
12 Demuth in Freuden, Geduld im Leiden.
13 Demuth ist die Krone einer guten Gesinnung. – Burckhardt, 170.
14 Demuth ist die Mutter der Ehre. – Simrock, 1528.
Zuweilen aber auch die Grossmutter der Schande.
15 Demuth ist die Seele aller Tugend. – Gaal, 281.
„Grösser macht den grössten Meister Demuth.“ Und: „Schamhafte Demuth ist der Reize Krone.“ (Schiller.)
It.: La discrezione è madre della virtù. (Gaal, 281.)
16 Demuth ist ein Ehrenkleyd, welches alle Gebrächen zudecket. – Sutor, 326.
17 Demuth ist eine Tugend, die das Alter ziert wie die Jugend. – Simrock, 1530.
Jahn in seinem Volksthum dagegen sagt: „Die Demuth ist seit 1648 des Deutschen grösstes Erblaster. Er achtet sich selber gering, so wird er's, und die Völker umher verachten ihn.“
18 Demuth ist gegen jedermann dienstbar. – Lehmann, 118, 3.
19 Demuth ist zu allen Dingen gut. – Sutor, 326; Simrock, 1527.
Seume sagt: „Demuth und die mit ihr verwandte Geduld sind Eselstugenden, die die Spitzköpfe den Platt köpfen gar zu gern einprägen. Demuth ist der erste Schritt zur Niederträchtigkeit.“
20 Demuth jedermann wohl steht.
Solange sie als löbliche Bescheidenheit und Anspruchslosigkeit erscheint, sobald sie aber zur Verkennung des eigenen Werthes, zur Selbstwegwerfung herabsinkt, steht sie niemand wohl.
21 Demuth macht Menschen zu Engeln, Hoffart zu Teufeln. – Lehmann, 118, 1.
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