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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch] 984 Nicht jedes Ding mit einem krummen Halse ist ein Kameel.

985 Nichts mag über die drei Dinge sein: guter Wein, ein frommes Weib und Gewissen rein.

986 Niemand ist in allen Dingen mächtig. - Lehmann, II, 428, 117.

987 Niemand kann die verflossenen Ding wiederbringen. - Lehmann, II, 428, 116.

988 Nimm deiner Dinge selbst dich an, so sind sie bald und wohl gethan.

Frz.: Nage toujours et ne t'y fie pas.

989 Offt gehet ein Ding vor sich wie die Krebss kriechen. - Lehmann, 386, 10.

990 Ohne drei Dinge kommt jeder zur Welt: ohne Zähne, ohne Weib und ohne Geld.

Für die Zähne gibt es historische Ausnahmen.

991 Ohne drei Dinge muss man sich nicht auf drei Orte (Dinge) begeben: ohne Ruder nicht aufs Schiff, ohne Sporen nicht aufs Pferd und ohne Zügel nicht auf den Wagen.

992 Ohne sechs Dinge ist ein Reisender verloren: ohne Hirschfüsse und Kameelsschultern, ohne Saurüssel und Affengesicht, ohne Falkenaugen und Eselsohren.

993 Ohne zwei Dinge leidet Liebe Noth: ohne Wein und ohne Brot.

994 Ohne zwei Dinge muss der Pilger ermatten: ohne Wasser und ohne Schatten.

995 Ohne zwei Dinge studirt man übel in der Welt: ohne Bücher und ohne Geld.

996 Sauer erworben Ding hat man lieb (hält man fest).

Engl.: Things hardly attained are the longer retained. (Bohn II, 528.)

997 Schew' Dinger pissen ok leik, segt de Köster, möten man dorna hollen warden. (Hamburg.) - Hoefer, 635.

998 Schlecht Ding kostet wing1.

1) Schlesisch für wenig.

999 Schöne Dinge behält man (dauern) nicht lange.

Frz.: Belle chose est tot ravie. (Bohn I, 8.)

1000 Sechs Dinge bekommen den Alten fein: gut Bett und gut Wein, den Schemel unter den Füssen, am Ofen den Rücken, beim Tische den Bauch und dabei eine tiefe Schüssel auch.

1001 Sechs Dinge brauchen sechs andere: ein solcher Degen braucht solche Scheide, solch Vieh solche Weide, ein solcher Spiegel solchen Rahm, ein solcher Jahrmarkt solchen Kram, solche Festung solche Schanz', eine solche Kirmes solchen Tanz.

1002 Sechs Dinge brauchet, wem's soll glücken: guten Magen und klein Gehirn, kein Herz und ein' geschmeid'gen Rücken, ein trefflich Mundwerk und 'ne freche Stirn.

1003 Sechs Dinge findet man in Danzig an jedem Fleck: Huren und Diebe, Flöhe und Fliegen, Hunde und Dreck.

Harrebomee, der dies Sprichwort auch in seinem Spreekwordenbook hat, will ausserdem wissen, die Bewohner von Danzig seien so grosse Liebhaber von Rum, dass man scherzweise sage, für den Danziger sei Rum die Hauptsache des Lebens. Ja, er hat noch anderes an ihnen zu tadeln; so erzählt er von ihnen, sie hätten sogar das Gemälde "Diana im Bade" neben ein Christus- und Madonnenbild aufgehängt. Ich habe in deutschen Sprichwörterschriften nichts gefunden, das diese Beschuldigungen bestätigte; und Harrebomee hat die Quelle, woraus er sie geschöpft, nicht angegeben. - Die Polen haben, nach Reinsberg VI, 76, den Spottreim: Danzig - gefrässig.

Holl.: Aan hoeren en dieven, vlooijen en vliegen, honden en drek is te Danzig geen gebrek. (Harrebomee, I, 121.)

1004 Sechs Dinge findet man in der ganzen Welt: falsche Liebe und falsch Geld, falsche Zungen, falsch Bericht, falsche Schwüre und falsch Gewicht.

1005 Sechs Dinge findet man selten in der Welt: Bettler, die nicht krotzig; Metzger, die nicht schmotzig; Kinder, die nicht rotzig; junge Pferde, die nicht stotzig; Bauern, die nicht klotzig, und Hofschranzen, die nicht trotzig.

[Spaltenumbruch] 1006 Sechs Dinge gefallen Gott und Menschen wohl: in der Kirche andächtig, zu Hofe prächtig, in Sachen richtig, bei Herren vorsichtig, bei Tische fröhlich, im Bette freundlich und selig.

1007 Sechs Dinge lassen sich nicht verbergen: eine Stadt auf hohem Berge, Buhlerei, Stroh in den Schuhen, eine Spindel im Sack, eine Hur' im Haus und Narrenrath. - Geiler.

1008 Sechs Dinge machen, dass wir Land und Leute verlieren: weil die Ritterschaft Turnieren meid, die Priesterschaft im Harnisch reit't, die Burger allen Wechsel treiben und man nichts glaubt ohn' Kühhautschreiben, die Geistlichen regieren und die Weltlichen das geistliche Schwert führen. - Fischart, Prakt.

1009 Sechs Dinge sind allen Menschen angeboren: Gott zuwiderleben, Regieren und Gewalt über andere haben, gute Nahrung zu besitzen, jedermanns Lob zu überkommen, die Sorge, dass er nicht genug haben werde, und dass er, sobald er geboren, dem Tode entgegengehe.

1010 Sechs Dinge sind, die man ohne Nachtheil und Wucher geniessen kann: Fremdlinge beherbergen, Kranke besuchen, Gottes Wort hören, herzlich beten, Kinder wohl erziehen und von seinem Nächsten recht urtheilen.

1011 Sechs Dinge sind immer Gespanen: Hühner und Hahnen, Rettich und Ruben, Huren und Buben.

1012 Sechs Dinge sind keine Bohne werth: der polnische Gottesdienst (auch: polnische Brücke), ein böhmischer Mönch, eine schwäbische Nonne, ein österreichischer Kriegsmann, der Welschen Andacht und der Deutschen Fasten.

1013 Sechs Dinge sind vnwerth vnd machen die Welt verkehrt: Lesen vnd nicht verstehen, gute werk vngethan, Gemeine ohn einigkeit, Fürsten ohn mässigkeit, Jungfrawen ohn scham vnd Gesind vnachtsam. - Henisch, 839.

1014 Sechs Dinge sucht man vergebens in der Welt: ein Gastmahl ohne Narretei; ein Aufzug ohne Mummerei; Reiche, die gern sterben; Faule, die nicht gern erben; Henker, die niemand verletzen, und Advocaten, die ihr Gut für Arme versetzen.

1015 Sechs Dinge verändern sich alle Augenblick: Würfelspiel und Kartenglück, Frauenlieb' und Rosenblätter, Fürstengunst und Aprilwetter.

1016 Sechs Dinge verderben die Welt: Herrschaft ohne Schutz, Reichthum ohne Nutz, Richter ohne Recht, Recht ohne schlecht, Lehr' ohne gute Frucht, Frauen ohne Zucht.

1017 Sechs Dinge verderben ein Land, wenn sie nehmen überhand: Fliegen, Flöhe, Fledermäuse, Buben, Huren und Filzläuse.

1018 Sechs Dingen traue zu keiner Zeit: einem Pfaffen auf seinen Eid, einem Wolf auf grüner Heid', einem überfrorenen Fluss, einem Ave Rabbi-Kuss, einer Katze beim Kosen, einem Diebe mit grossen Hosen.

1019 Sechs harte Dinge sind für manch Menschenkind: Henken, Rädern, Augenausstechen, Beichten, Sterben und - Zähnausbrechen. - Murner, Nb.

1020 Selten sind sieben Dinge: eine Nonne, die nicht singe, ein Mädchen ohne Liebe, ein Jahrmarkt ohne Diebe, ein Geissbock ohne Bart, ein Jude, der nicht spart, ein Kornhaus ohne Mäuse und ein Russe (Kosack) ohne Läuse.

1021 Seltene Dinge sind die liebsten.

1022 Sieben Dinge findet man selten wol: Kürschner, die die Beiz nicht salzen; Bräuer, die ihr Gebräu nicht malzen; Rossteuscher, die nicht lügen; Balger, die nicht kriegen; Barbiere, die nicht klystiren; Müller, die nicht subtrahiren, und Wirthe, die den Wein nicht ins Bad führen.


[Spaltenumbruch] 984 Nicht jedes Ding mit einem krummen Halse ist ein Kameel.

985 Nichts mag über die drei Dinge sein: guter Wein, ein frommes Weib und Gewissen rein.

986 Niemand ist in allen Dingen mächtig.Lehmann, II, 428, 117.

987 Niemand kann die verflossenen Ding wiederbringen.Lehmann, II, 428, 116.

988 Nimm deiner Dinge selbst dich an, so sind sie bald und wohl gethan.

Frz.: Nage toujours et ne t'y fie pas.

989 Offt gehet ein Ding vor sich wie die Krebss kriechen.Lehmann, 386, 10.

990 Ohne drei Dinge kommt jeder zur Welt: ohne Zähne, ohne Weib und ohne Geld.

Für die Zähne gibt es historische Ausnahmen.

991 Ohne drei Dinge muss man sich nicht auf drei Orte (Dinge) begeben: ohne Ruder nicht aufs Schiff, ohne Sporen nicht aufs Pferd und ohne Zügel nicht auf den Wagen.

992 Ohne sechs Dinge ist ein Reisender verloren: ohne Hirschfüsse und Kameelsschultern, ohne Saurüssel und Affengesicht, ohne Falkenaugen und Eselsohren.

993 Ohne zwei Dinge leidet Liebe Noth: ohne Wein und ohne Brot.

994 Ohne zwei Dinge muss der Pilger ermatten: ohne Wasser und ohne Schatten.

995 Ohne zwei Dinge studirt man übel in der Welt: ohne Bücher und ohne Geld.

996 Sauer erworben Ding hat man lieb (hält man fest).

Engl.: Things hardly attained are the longer retained. (Bohn II, 528.)

997 Schêw' Dinger pissen ôk lîk, segt de Köster, möten man dôrnâ hollen wârden. (Hamburg.) – Hoefer, 635.

998 Schlecht Ding kostet wing1.

1) Schlesisch für wenig.

999 Schöne Dinge behält man (dauern) nicht lange.

Frz.: Belle chose est tôt ravie. (Bohn I, 8.)

1000 Sechs Dinge bekommen den Alten fein: gut Bett und gut Wein, den Schemel unter den Füssen, am Ofen den Rücken, beim Tische den Bauch und dabei eine tiefe Schüssel auch.

1001 Sechs Dinge brauchen sechs andere: ein solcher Degen braucht solche Scheide, solch Vieh solche Weide, ein solcher Spiegel solchen Rahm, ein solcher Jahrmarkt solchen Kram, solche Festung solche Schanz', eine solche Kirmes solchen Tanz.

1002 Sechs Dinge brauchet, wem's soll glücken: guten Magen und klein Gehirn, kein Herz und ein' geschmeid'gen Rücken, ein trefflich Mundwerk und 'ne freche Stirn.

1003 Sechs Dinge findet man in Danzig an jedem Fleck: Huren und Diebe, Flöhe und Fliegen, Hunde und Dreck.

Harrebomée, der dies Sprichwort auch in seinem Spreekwordenbook hat, will ausserdem wissen, die Bewohner von Danzig seien so grosse Liebhaber von Rum, dass man scherzweise sage, für den Danziger sei Rum die Hauptsache des Lebens. Ja, er hat noch anderes an ihnen zu tadeln; so erzählt er von ihnen, sie hätten sogar das Gemälde „Diana im Bade“ neben ein Christus- und Madonnenbild aufgehängt. Ich habe in deutschen Sprichwörterschriften nichts gefunden, das diese Beschuldigungen bestätigte; und Harrebomée hat die Quelle, woraus er sie geschöpft, nicht angegeben. – Die Polen haben, nach Reinsberg VI, 76, den Spottreim: Danzig – gefrässig.

Holl.: Aan hoeren en dieven, vlooijen en vliegen, honden en drek is te Danzig geen gebrek. (Harrebomée, I, 121.)

1004 Sechs Dinge findet man in der ganzen Welt: falsche Liebe und falsch Geld, falsche Zungen, falsch Bericht, falsche Schwüre und falsch Gewicht.

1005 Sechs Dinge findet man selten in der Welt: Bettler, die nicht krotzig; Metzger, die nicht schmotzig; Kinder, die nicht rotzig; junge Pferde, die nicht stotzig; Bauern, die nicht klotzig, und Hofschranzen, die nicht trotzig.

[Spaltenumbruch] 1006 Sechs Dinge gefallen Gott und Menschen wohl: in der Kirche andächtig, zu Hofe prächtig, in Sachen richtig, bei Herren vorsichtig, bei Tische fröhlich, im Bette freundlich und selig.

1007 Sechs Dinge lassen sich nicht verbergen: eine Stadt auf hohem Berge, Buhlerei, Stroh in den Schuhen, eine Spindel im Sack, eine Hur' im Haus und Narrenrath.Geiler.

1008 Sechs Dinge machen, dass wir Land und Leute verlieren: weil die Ritterschaft Turnieren meid, die Priesterschaft im Harnisch reit't, die Burger allen Wechsel treiben und man nichts glaubt ohn' Kühhautschreiben, die Geistlichen regieren und die Weltlichen das geistliche Schwert führen.Fischart, Prakt.

1009 Sechs Dinge sind allen Menschen angeboren: Gott zuwiderleben, Regieren und Gewalt über andere haben, gute Nahrung zu besitzen, jedermanns Lob zu überkommen, die Sorge, dass er nicht genug haben werde, und dass er, sobald er geboren, dem Tode entgegengehe.

1010 Sechs Dinge sind, die man ohne Nachtheil und Wucher geniessen kann: Fremdlinge beherbergen, Kranke besuchen, Gottes Wort hören, herzlich beten, Kinder wohl erziehen und von seinem Nächsten recht urtheilen.

1011 Sechs Dinge sind immer Gespanen: Hühner und Hahnen, Rettich und Ruben, Huren und Buben.

1012 Sechs Dinge sind keine Bohne werth: der polnische Gottesdienst (auch: polnische Brücke), ein böhmischer Mönch, eine schwäbische Nonne, ein österreichischer Kriegsmann, der Welschen Andacht und der Deutschen Fasten.

1013 Sechs Dinge sind vnwerth vnd machen die Welt verkehrt: Lesen vnd nicht verstehen, gute werk vngethan, Gemeine ohn einigkeit, Fürsten ohn mässigkeit, Jungfrawen ohn scham vnd Gesind vnachtsam.Henisch, 839.

1014 Sechs Dinge sucht man vergebens in der Welt: ein Gastmahl ohne Narretei; ein Aufzug ohne Mummerei; Reiche, die gern sterben; Faule, die nicht gern erben; Henker, die niemand verletzen, und Advocaten, die ihr Gut für Arme versetzen.

1015 Sechs Dinge verändern sich alle Augenblick: Würfelspiel und Kartenglück, Frauenlieb' und Rosenblätter, Fürstengunst und Aprilwetter.

1016 Sechs Dinge verderben die Welt: Herrschaft ohne Schutz, Reichthum ohne Nutz, Richter ohne Recht, Recht ohne schlecht, Lehr' ohne gute Frucht, Frauen ohne Zucht.

1017 Sechs Dinge verderben ein Land, wenn sie nehmen überhand: Fliegen, Flöhe, Fledermäuse, Buben, Huren und Filzläuse.

1018 Sechs Dingen traue zu keiner Zeit: einem Pfaffen auf seinen Eid, einem Wolf auf grüner Heid', einem überfrorenen Fluss, einem Ave Rabbi-Kuss, einer Katze beim Kosen, einem Diebe mit grossen Hosen.

1019 Sechs harte Dinge sind für manch Menschenkind: Henken, Rädern, Augenausstechen, Beichten, Sterben und – Zähnausbrechen.Murner, Nb.

1020 Selten sind sieben Dinge: eine Nonne, die nicht singe, ein Mädchen ohne Liebe, ein Jahrmarkt ohne Diebe, ein Geissbock ohne Bart, ein Jude, der nicht spart, ein Kornhaus ohne Mäuse und ein Russe (Kosack) ohne Läuse.

1021 Seltene Dinge sind die liebsten.

1022 Sieben Dinge findet man selten wol: Kürschner, die die Beiz nicht salzen; Bräuer, die ihr Gebräu nicht malzen; Rossteuscher, die nicht lügen; Balger, die nicht kriegen; Barbiere, die nicht klystiren; Müller, die nicht subtrahiren, und Wirthe, die den Wein nicht ins Bad führen.


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[[322]/0350] 984 Nicht jedes Ding mit einem krummen Halse ist ein Kameel. 985 Nichts mag über die drei Dinge sein: guter Wein, ein frommes Weib und Gewissen rein. 986 Niemand ist in allen Dingen mächtig. – Lehmann, II, 428, 117. 987 Niemand kann die verflossenen Ding wiederbringen. – Lehmann, II, 428, 116. 988 Nimm deiner Dinge selbst dich an, so sind sie bald und wohl gethan. Frz.: Nage toujours et ne t'y fie pas. 989 Offt gehet ein Ding vor sich wie die Krebss kriechen. – Lehmann, 386, 10. 990 Ohne drei Dinge kommt jeder zur Welt: ohne Zähne, ohne Weib und ohne Geld. Für die Zähne gibt es historische Ausnahmen. 991 Ohne drei Dinge muss man sich nicht auf drei Orte (Dinge) begeben: ohne Ruder nicht aufs Schiff, ohne Sporen nicht aufs Pferd und ohne Zügel nicht auf den Wagen. 992 Ohne sechs Dinge ist ein Reisender verloren: ohne Hirschfüsse und Kameelsschultern, ohne Saurüssel und Affengesicht, ohne Falkenaugen und Eselsohren. 993 Ohne zwei Dinge leidet Liebe Noth: ohne Wein und ohne Brot. 994 Ohne zwei Dinge muss der Pilger ermatten: ohne Wasser und ohne Schatten. 995 Ohne zwei Dinge studirt man übel in der Welt: ohne Bücher und ohne Geld. 996 Sauer erworben Ding hat man lieb (hält man fest). Engl.: Things hardly attained are the longer retained. (Bohn II, 528.) 997 Schêw' Dinger pissen ôk lîk, segt de Köster, möten man dôrnâ hollen wârden. (Hamburg.) – Hoefer, 635. 998 Schlecht Ding kostet wing1. 1) Schlesisch für wenig. 999 Schöne Dinge behält man (dauern) nicht lange. Frz.: Belle chose est tôt ravie. (Bohn I, 8.) 1000 Sechs Dinge bekommen den Alten fein: gut Bett und gut Wein, den Schemel unter den Füssen, am Ofen den Rücken, beim Tische den Bauch und dabei eine tiefe Schüssel auch. 1001 Sechs Dinge brauchen sechs andere: ein solcher Degen braucht solche Scheide, solch Vieh solche Weide, ein solcher Spiegel solchen Rahm, ein solcher Jahrmarkt solchen Kram, solche Festung solche Schanz', eine solche Kirmes solchen Tanz. 1002 Sechs Dinge brauchet, wem's soll glücken: guten Magen und klein Gehirn, kein Herz und ein' geschmeid'gen Rücken, ein trefflich Mundwerk und 'ne freche Stirn. 1003 Sechs Dinge findet man in Danzig an jedem Fleck: Huren und Diebe, Flöhe und Fliegen, Hunde und Dreck. Harrebomée, der dies Sprichwort auch in seinem Spreekwordenbook hat, will ausserdem wissen, die Bewohner von Danzig seien so grosse Liebhaber von Rum, dass man scherzweise sage, für den Danziger sei Rum die Hauptsache des Lebens. Ja, er hat noch anderes an ihnen zu tadeln; so erzählt er von ihnen, sie hätten sogar das Gemälde „Diana im Bade“ neben ein Christus- und Madonnenbild aufgehängt. Ich habe in deutschen Sprichwörterschriften nichts gefunden, das diese Beschuldigungen bestätigte; und Harrebomée hat die Quelle, woraus er sie geschöpft, nicht angegeben. – Die Polen haben, nach Reinsberg VI, 76, den Spottreim: Danzig – gefrässig. Holl.: Aan hoeren en dieven, vlooijen en vliegen, honden en drek is te Danzig geen gebrek. (Harrebomée, I, 121.) 1004 Sechs Dinge findet man in der ganzen Welt: falsche Liebe und falsch Geld, falsche Zungen, falsch Bericht, falsche Schwüre und falsch Gewicht. 1005 Sechs Dinge findet man selten in der Welt: Bettler, die nicht krotzig; Metzger, die nicht schmotzig; Kinder, die nicht rotzig; junge Pferde, die nicht stotzig; Bauern, die nicht klotzig, und Hofschranzen, die nicht trotzig. 1006 Sechs Dinge gefallen Gott und Menschen wohl: in der Kirche andächtig, zu Hofe prächtig, in Sachen richtig, bei Herren vorsichtig, bei Tische fröhlich, im Bette freundlich und selig. 1007 Sechs Dinge lassen sich nicht verbergen: eine Stadt auf hohem Berge, Buhlerei, Stroh in den Schuhen, eine Spindel im Sack, eine Hur' im Haus und Narrenrath. – Geiler. 1008 Sechs Dinge machen, dass wir Land und Leute verlieren: weil die Ritterschaft Turnieren meid, die Priesterschaft im Harnisch reit't, die Burger allen Wechsel treiben und man nichts glaubt ohn' Kühhautschreiben, die Geistlichen regieren und die Weltlichen das geistliche Schwert führen. – Fischart, Prakt. 1009 Sechs Dinge sind allen Menschen angeboren: Gott zuwiderleben, Regieren und Gewalt über andere haben, gute Nahrung zu besitzen, jedermanns Lob zu überkommen, die Sorge, dass er nicht genug haben werde, und dass er, sobald er geboren, dem Tode entgegengehe. 1010 Sechs Dinge sind, die man ohne Nachtheil und Wucher geniessen kann: Fremdlinge beherbergen, Kranke besuchen, Gottes Wort hören, herzlich beten, Kinder wohl erziehen und von seinem Nächsten recht urtheilen. 1011 Sechs Dinge sind immer Gespanen: Hühner und Hahnen, Rettich und Ruben, Huren und Buben. 1012 Sechs Dinge sind keine Bohne werth: der polnische Gottesdienst (auch: polnische Brücke), ein böhmischer Mönch, eine schwäbische Nonne, ein österreichischer Kriegsmann, der Welschen Andacht und der Deutschen Fasten. 1013 Sechs Dinge sind vnwerth vnd machen die Welt verkehrt: Lesen vnd nicht verstehen, gute werk vngethan, Gemeine ohn einigkeit, Fürsten ohn mässigkeit, Jungfrawen ohn scham vnd Gesind vnachtsam. – Henisch, 839. 1014 Sechs Dinge sucht man vergebens in der Welt: ein Gastmahl ohne Narretei; ein Aufzug ohne Mummerei; Reiche, die gern sterben; Faule, die nicht gern erben; Henker, die niemand verletzen, und Advocaten, die ihr Gut für Arme versetzen. 1015 Sechs Dinge verändern sich alle Augenblick: Würfelspiel und Kartenglück, Frauenlieb' und Rosenblätter, Fürstengunst und Aprilwetter. 1016 Sechs Dinge verderben die Welt: Herrschaft ohne Schutz, Reichthum ohne Nutz, Richter ohne Recht, Recht ohne schlecht, Lehr' ohne gute Frucht, Frauen ohne Zucht. 1017 Sechs Dinge verderben ein Land, wenn sie nehmen überhand: Fliegen, Flöhe, Fledermäuse, Buben, Huren und Filzläuse. 1018 Sechs Dingen traue zu keiner Zeit: einem Pfaffen auf seinen Eid, einem Wolf auf grüner Heid', einem überfrorenen Fluss, einem Ave Rabbi-Kuss, einer Katze beim Kosen, einem Diebe mit grossen Hosen. 1019 Sechs harte Dinge sind für manch Menschenkind: Henken, Rädern, Augenausstechen, Beichten, Sterben und – Zähnausbrechen. – Murner, Nb. 1020 Selten sind sieben Dinge: eine Nonne, die nicht singe, ein Mädchen ohne Liebe, ein Jahrmarkt ohne Diebe, ein Geissbock ohne Bart, ein Jude, der nicht spart, ein Kornhaus ohne Mäuse und ein Russe (Kosack) ohne Läuse. 1021 Seltene Dinge sind die liebsten. 1022 Sieben Dinge findet man selten wol: Kürschner, die die Beiz nicht salzen; Bräuer, die ihr Gebräu nicht malzen; Rossteuscher, die nicht lügen; Balger, die nicht kriegen; Barbiere, die nicht klystiren; Müller, die nicht subtrahiren, und Wirthe, die den Wein nicht ins Bad führen.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [322]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/350>, abgerufen am 22.11.2024.