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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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Edelleute.

1 Acht Edelleute aus dem oszmianischen Gebiet führen Eine Ziege auf den Markt. (S. Edelmann.) (Poln.)

Von der Armuth des dortigen Landadels.

2 Alle Edelleute sind Vettern und alle Schliffel1 Gevattern.

1) Lümmel, Grobiane.

Frz.: Tous gentilshommes sont cousins et tous vilains son comperes. (Lendroy, 527.)

3 Der Edelleute Feste fallen selten in den Christmond. - Simrock, 1453; Eiselein, 108.

4 Die Edelleute im Baierlande mögen jagen, so weit sich das Blaue am Himmel erstreckt. - Eisenhart, 193; Pistor., V, 53; Kreittmayr, Rechtsregeln und Sprüche (München 1848), 30; Eiselein, 51; Reinsberg V, 61; Simrock, 697; Graf, 130, 387.

Bezieht sich auf ein Privilegium, welches der Herzog Otto im Jahre 1311 und nach ihm Herzog Albrecht 1557 dem bairischen Adel ertheilte und das unter dem Namen der Edelmannsfreiheit bekannt ist. Es begreift ausser der niedern Gerichtsbarkeit auch ein sehr ausgedehntes Jagdrecht in sich, dem zufolge den Adeligen nicht nur auf ihrem Grund und Boden, sondern auch auf dem Eigenthum anderer die Jagd zustand, das sie sogar berechtigte, in den dem Landesherrn zugehörigen Gegenden zu jagen.

5 Die Edelleute scheren die Bauern, die Advocaten aber die Edelleute. - Winckler, VIII, 8.

6 Edelleut stecken nicht in Bubenheut. - Lehmann, 136, 7; Eiselein, 130.

7 Edelleute - des Teufels Beute.

8 Edelleute schlüpfen oft in Bubenhäute. - Simrock, 1765; Eiselein, 130.

9 Edelleute und Hunde lassen die Thür auf. - Simrock, 5067.

10 Lass den Edelleuten jr wilpret, den Baurn jr kirchweihe, den Hunden jr hochzeit, so bleibst vngeraufft. - Egenolff, 200b; Lehmann, II, 370, 19; Gruter, I, 57; Pistor., III, 58; Estor, I, 197; Agricola I, 125; Petri, II, 458; Guttenstein, I, 91; Simrock, 1771; Eiselein, 130.

Holl.: Men late den edellieden hun wildbraad, den boeren hunne kermis en den honden hunnen hoogtijd (hunne bruiloft, hun been), zoo blijft men ongedeerd. (Harrebomee, I, 170.)

11 Newe edelleut vnd Schreiber tragen vil sammet vnnd ketten. - Henisch, 789; Petri, II, 493.

12 Weren edelleut gnug, so wurde nicht ein jeder reicher burger oder bawr wöllen edel sein. - Henisch, 789.

13 Wo Edelleute sind, da sind auch Hasen. - Blum, 728; Simrock, 1770; Graf, 130, 388.

Will wol blos daran erinnern, dass früher im alten Deutschland die Jagd eine der ersten Beschäftigungen des Adels ausmachte; aber das Sprichwort hat doch neben der geschichtlichen Seite eine eklige Spitze, die der Volkswitz aus Aerger deshalb hineingelegt hat, weil regelmässig nur der Adel mit dem Wildbann belegt wurde. Man denkt hierbei unwillkürlich an die Anwendung, welche ein pommerscher Schäfer gegen Friedrich den Grossen von diesem Sprichwort machte. "Gibt es", fragte der König den Hirten, "in dieser Gegend noch Hasen?" Dieser, der den Frager nicht kannte, antwortete: "Solange et Edellüte geft, werd et ock wol Hasen gewen." Lächelnd erwiderte der König: "Ihr habt recht, Vater, aber ich bin kein Edelmann."


Edelmann.

1 Das ist ein elender Edelmann, der vor Hunger nicht schlafen kann.

Die Franzosen haben manch Sprichwort zur Verspottung armer Edelleute, woran es namentlich in Beausse (Beauce) nicht mangelt. - Es ist ein Edelmann von Beauce, der seine Hunde verkauft, um Brot zu kaufen; oder: der im Bett bleibt, wenn man seine Hosen flickt. (Reinsberg V, 127.) Den Polen fehlt es aber auch nicht daran, denn man sagt: Acht Edelleute aus dem oszmianischen Gebiet führen eine Ziege auf Markt. (Reinsberg VI, 57.)

2 Dem Edelmann das Schwert, dem Bauer der Herd.

Holl.: Een edelman wast voor den krijg op, als een os voor de bijl. (Harrebomee, I, 169.)

3 Der Edelmann am Hofe dient, indess ihm daheim der Knüppel grünt. - Wurzbach I, 32.

Zur Schilderung des polnischen Höflings.

4 Der Edelmann hat immer recht, wenn klage ein Knecht. (Russ.) - Altmann.


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5 Der Edelmann in seinem Bereich ist dem Wojwoden gleich. - Wurzbach I, 107.

Von dem grossen Einfluss, den selbst der ärmste polnische Edelmann auf die öffentlichen Angelegenheiten seines Landes hatte. Das Wahlrecht machte, dass der höchste Adel den kleinen Edelmann, selbst wenn er mit eigener Hand den Pflug führte, mit "Bruder" anredete. Die Stimme eines einzigen Edelmanns konnte die Landtagsverhandlungen unterbrechen. (Wurzbach I, 30.) Auch auf das Alter seines Stammbaums legte der polnische Adel, besonders gegenüber dem deutschen, ein grosses Gewicht. Ein polnischer Edelmann, sagt er im Sprichwort, ist älter als ein deutscher Baron. (Reinsberg VI, 57.)

6 Der Edelmann verlangt nur den Honig, die Edelfrau will auch das Wachs dazu. (Moskau.) - Altmann V.

7 Du bist ein Edelmann, sagte der Teufel zu dem wegen seiner Zauberkünste bekannten Twardowski, als es sich um Vollziehung des Vertrags handelte, den der letztere mit ihm in Bezug auf die Seele abgeschlossen hatte: Verbum nobile debet esse stabile.

Vgl. die ausführlichen Mittheilungen darüber in Wurzbach I, 71.

8 Edelmann und Hund ist der beste Bund.

Der litauische Edelmann und Hund (oder Teufel), das ist einerlei.

9 Ein armer edelman ist nichts geacht. - Henisch, 788.

Frz.: Gentilhomme de Beauce, qui reste au lit pendant qu'on raccommode ses chausses. (Bohn I, 19.)

Lat.: Pauper nihili fit nobilis vir. (Henisch, 788.)

10 Ein edelman ist, wer fromb vnd auffrichtig ist.

Lat.: Nobilis est quicumque bonus est. (Henisch, 789.)

11 Ein Edelman sol für dem sechtzigsten Jahr seines alters nicht wissen, das er ein Seel hab, sonst kan er nicht reich werden. - Petri, III, 5.

12 Ein Edelmann darf vor des andern Gericht nicht stehen. - Graf, 436, 289.

Jeder braucht nur vom zuständigen Richter Recht zu nehmen; und kein Edelmann hatte nöthig, sich vor dem Gericht eines andern zu verantworten, wenn er nicht wollte.

13 Ein Edelmann findet eher eine Frau als ein Bauer.

Das Gedeihen einer Bauernwirthschaft hängt wesentlich von einer tüchtigen Hausfrau ab, die gerade für den Bauer sehr schwer zu finden ist.

Holl.: Men kan beter van eene boerin eene jufvrouw maken, dan van eene jufvrouw eene boerin. (Harrebomee, I, 73.)

14 Ein Edelmann gibt keinen Zoll. - Graf, 510, 178.

Die Edelleute waren von der Pflicht, Zoll und Steuer zu zahlen, wiewol sie eine allgemeine hiess, frei, "weil die Ritterschaft mit Schild und Schwert den Zoll verdiene".

15 Ein Edelmann ist der Bauern Martyrer und Schindfessel. - Luther.

16 Ein Edelmann ist des Teufels Kumpan.

17 Ein Edelmann mag vormittags zu Pfluge gehen, nachmittags zum Turnier reiten. - Pistor., III, 60.

"In alten Zeiten vertrugen sich mit dem Adel körperliche Verrichtungen sehr wohl. Arbeit war für ihn keine Schande. Erst später entstand das Vorurtheil, dass gewisse Geschäfte, selbst Handel und Kunstbetrieb, des Adels unwürdig sei." (Jochmann's Reliquien, III, 76.)

18 Ein Edelmann ohne Geld gilt wenig in der Welt.

Dän.: Höibaaren i fattig herre, er lliden i aere. (Prov. dan., 12.)

19 Ein Edelmann ohne Malz ist Klump ohne Schmalz. - Körte, 971.

Engl.: Gentility without ability is worse than plain beggary. (Bohn II, 97.)

20 Ein Edelmann ohne Manier ist ein grobes Thier.

Engl.: A gentleman without living is like a pudding without suet. (Bohn II, 97.)

21 Ein Edelmann ohne Schulden ist wie ein Bettler voller Gulden.

Holl.: Een edelman zonder schulden is als een ezel zonder ooren. (Harrebomee, I, 169.)

22 Ein Edelmann und ein Teufel ist ein schönes Paar sonder Zweifel.

23 Ein höltzern edelman gilt mehr dann zehen stählene Knecht. - Henisch, 788; Petri, II, 198; Graf, 32, 51.


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Edelleute.

1 Acht Edelleute aus dem oszmianischen Gebiet führen Eine Ziege auf den Markt. (S. Edelmann.) (Poln.)

Von der Armuth des dortigen Landadels.

2 Alle Edelleute sind Vettern und alle Schliffel1 Gevattern.

1) Lümmel, Grobiane.

Frz.: Tous gentilshommes sont cousins et tous vilains son compères. (Lendroy, 527.)

3 Der Edelleute Feste fallen selten in den Christmond.Simrock, 1453; Eiselein, 108.

4 Die Edelleute im Baierlande mögen jagen, so weit sich das Blaue am Himmel erstreckt.Eisenhart, 193; Pistor., V, 53; Kreittmayr, Rechtsregeln und Sprüche (München 1848), 30; Eiselein, 51; Reinsberg V, 61; Simrock, 697; Graf, 130, 387.

Bezieht sich auf ein Privilegium, welches der Herzog Otto im Jahre 1311 und nach ihm Herzog Albrecht 1557 dem bairischen Adel ertheilte und das unter dem Namen der Edelmannsfreiheit bekannt ist. Es begreift ausser der niedern Gerichtsbarkeit auch ein sehr ausgedehntes Jagdrecht in sich, dem zufolge den Adeligen nicht nur auf ihrem Grund und Boden, sondern auch auf dem Eigenthum anderer die Jagd zustand, das sie sogar berechtigte, in den dem Landesherrn zugehörigen Gegenden zu jagen.

5 Die Edelleute scheren die Bauern, die Advocaten aber die Edelleute.Winckler, VIII, 8.

6 Edelleut stecken nicht in Bubenheut.Lehmann, 136, 7; Eiselein, 130.

7 Edelleute – des Teufels Beute.

8 Edelleute schlüpfen oft in Bubenhäute.Simrock, 1765; Eiselein, 130.

9 Edelleute und Hunde lassen die Thür auf.Simrock, 5067.

10 Lass den Edelleuten jr wilpret, den Baurn jr kirchweihe, den Hunden jr hochzeit, so bleibst vngeraufft.Egenolff, 200b; Lehmann, II, 370, 19; Gruter, I, 57; Pistor., III, 58; Estor, I, 197; Agricola I, 125; Petri, II, 458; Guttenstein, I, 91; Simrock, 1771; Eiselein, 130.

Holl.: Men late den edellieden hun wildbraad, den boeren hunne kermis en den honden hunnen hoogtijd (hunne bruiloft, hun been), zoo blijft men ongedeerd. (Harrebomée, I, 170.)

11 Newe edelleut vnd Schreiber tragen vil sammet vnnd ketten.Henisch, 789; Petri, II, 493.

12 Weren edelleut gnug, so wurde nicht ein jeder reicher burger oder bawr wöllen edel sein.Henisch, 789.

13 Wo Edelleute sind, da sind auch Hasen.Blum, 728; Simrock, 1770; Graf, 130, 388.

Will wol blos daran erinnern, dass früher im alten Deutschland die Jagd eine der ersten Beschäftigungen des Adels ausmachte; aber das Sprichwort hat doch neben der geschichtlichen Seite eine eklige Spitze, die der Volkswitz aus Aerger deshalb hineingelegt hat, weil regelmässig nur der Adel mit dem Wildbann belegt wurde. Man denkt hierbei unwillkürlich an die Anwendung, welche ein pommerscher Schäfer gegen Friedrich den Grossen von diesem Sprichwort machte. „Gibt es“, fragte der König den Hirten, „in dieser Gegend noch Hasen?“ Dieser, der den Frager nicht kannte, antwortete: „Solange et Edellüte geft, werd et ock wol Hasen gewen.“ Lächelnd erwiderte der König: „Ihr habt recht, Vater, aber ich bin kein Edelmann.“


Edelmann.

1 Das ist ein elender Edelmann, der vor Hunger nicht schlafen kann.

Die Franzosen haben manch Sprichwort zur Verspottung armer Edelleute, woran es namentlich in Beausse (Beauce) nicht mangelt. – Es ist ein Edelmann von Beauce, der seine Hunde verkauft, um Brot zu kaufen; oder: der im Bett bleibt, wenn man seine Hosen flickt. (Reinsberg V, 127.) Den Polen fehlt es aber auch nicht daran, denn man sagt: Acht Edelleute aus dem oszmianischen Gebiet führen eine Ziege auf Markt. (Reinsberg VI, 57.)

2 Dem Edelmann das Schwert, dem Bauer der Herd.

Holl.: Een edelman wast voor den krijg op, als een os voor de bijl. (Harrebomée, I, 169.)

3 Der Edelmann am Hofe dient, indess ihm daheim der Knüppel grünt.Wurzbach I, 32.

Zur Schilderung des polnischen Höflings.

4 Der Edelmann hat immer recht, wenn klage ein Knecht. (Russ.) – Altmann.


[Spaltenumbruch]

5 Der Edelmann in seinem Bereich ist dem Wojwoden gleich.Wurzbach I, 107.

Von dem grossen Einfluss, den selbst der ärmste polnische Edelmann auf die öffentlichen Angelegenheiten seines Landes hatte. Das Wahlrecht machte, dass der höchste Adel den kleinen Edelmann, selbst wenn er mit eigener Hand den Pflug führte, mit „Bruder“ anredete. Die Stimme eines einzigen Edelmanns konnte die Landtagsverhandlungen unterbrechen. (Wurzbach I, 30.) Auch auf das Alter seines Stammbaums legte der polnische Adel, besonders gegenüber dem deutschen, ein grosses Gewicht. Ein polnischer Edelmann, sagt er im Sprichwort, ist älter als ein deutscher Baron. (Reinsberg VI, 57.)

6 Der Edelmann verlangt nur den Honig, die Edelfrau will auch das Wachs dazu. (Moskau.) – Altmann V.

7 Du bist ein Edelmann, sagte der Teufel zu dem wegen seiner Zauberkünste bekannten Twardowski, als es sich um Vollziehung des Vertrags handelte, den der letztere mit ihm in Bezug auf die Seele abgeschlossen hatte: Verbum nobile debet esse stabile.

Vgl. die ausführlichen Mittheilungen darüber in Wurzbach I, 71.

8 Edelmann und Hund ist der beste Bund.

Der litauische Edelmann und Hund (oder Teufel), das ist einerlei.

9 Ein armer edelman ist nichts geacht.Henisch, 788.

Frz.: Gentilhomme de Beauce, qui reste au lit pendant qu'on raccommode ses chausses. (Bohn I, 19.)

Lat.: Pauper nihili fit nobilis vir. (Henisch, 788.)

10 Ein edelman ist, wer fromb vnd auffrichtig ist.

Lat.: Nobilis est quicumque bonus est. (Henisch, 789.)

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12 Ein Edelmann darf vor des andern Gericht nicht stehen.Graf, 436, 289.

Jeder braucht nur vom zuständigen Richter Recht zu nehmen; und kein Edelmann hatte nöthig, sich vor dem Gericht eines andern zu verantworten, wenn er nicht wollte.

13 Ein Edelmann findet eher eine Frau als ein Bauer.

Das Gedeihen einer Bauernwirthschaft hängt wesentlich von einer tüchtigen Hausfrau ab, die gerade für den Bauer sehr schwer zu finden ist.

Holl.: Men kan beter van eene boerin eene jufvrouw maken, dan van eene jufvrouw eene boerin. (Harrebomée, I, 73.)

14 Ein Edelmann gibt keinen Zoll.Graf, 510, 178.

Die Edelleute waren von der Pflicht, Zoll und Steuer zu zahlen, wiewol sie eine allgemeine hiess, frei, „weil die Ritterschaft mit Schild und Schwert den Zoll verdiene“.

15 Ein Edelmann ist der Bauern Martyrer und Schindfessel.Luther.

16 Ein Edelmann ist des Teufels Kumpan.

17 Ein Edelmann mag vormittags zu Pfluge gehen, nachmittags zum Turnier reiten.Pistor., III, 60.

„In alten Zeiten vertrugen sich mit dem Adel körperliche Verrichtungen sehr wohl. Arbeit war für ihn keine Schande. Erst später entstand das Vorurtheil, dass gewisse Geschäfte, selbst Handel und Kunstbetrieb, des Adels unwürdig sei.“ (Jochmann's Reliquien, III, 76.)

18 Ein Edelmann ohne Geld gilt wenig in der Welt.

Dän.: Høibaaren i fattig herre, er lliden i ære. (Prov. dan., 12.)

19 Ein Edelmann ohne Malz ist Klump ohne Schmalz.Körte, 971.

Engl.: Gentility without ability is worse than plain beggary. (Bohn II, 97.)

20 Ein Edelmann ohne Manier ist ein grobes Thier.

Engl.: A gentleman without living is like a pudding without suet. (Bohn II, 97.)

21 Ein Edelmann ohne Schulden ist wie ein Bettler voller Gulden.

Holl.: Een edelman zonder schulden is als een ezel zonder ooren. (Harrebomée, I, 169.)

22 Ein Edelmann und ein Teufel ist ein schönes Paar sonder Zweifel.

23 Ein höltzern edelman gilt mehr dann zehen stählene Knecht.Henisch, 788; Petri, II, 198; Graf, 32, 51.


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[[361]/0389] Edelleute. 1 Acht Edelleute aus dem oszmianischen Gebiet führen Eine Ziege auf den Markt. (S. Edelmann.) (Poln.) Von der Armuth des dortigen Landadels. 2 Alle Edelleute sind Vettern und alle Schliffel1 Gevattern. 1) Lümmel, Grobiane. Frz.: Tous gentilshommes sont cousins et tous vilains son compères. (Lendroy, 527.) 3 Der Edelleute Feste fallen selten in den Christmond. – Simrock, 1453; Eiselein, 108. 4 Die Edelleute im Baierlande mögen jagen, so weit sich das Blaue am Himmel erstreckt. – Eisenhart, 193; Pistor., V, 53; Kreittmayr, Rechtsregeln und Sprüche (München 1848), 30; Eiselein, 51; Reinsberg V, 61; Simrock, 697; Graf, 130, 387. Bezieht sich auf ein Privilegium, welches der Herzog Otto im Jahre 1311 und nach ihm Herzog Albrecht 1557 dem bairischen Adel ertheilte und das unter dem Namen der Edelmannsfreiheit bekannt ist. Es begreift ausser der niedern Gerichtsbarkeit auch ein sehr ausgedehntes Jagdrecht in sich, dem zufolge den Adeligen nicht nur auf ihrem Grund und Boden, sondern auch auf dem Eigenthum anderer die Jagd zustand, das sie sogar berechtigte, in den dem Landesherrn zugehörigen Gegenden zu jagen. 5 Die Edelleute scheren die Bauern, die Advocaten aber die Edelleute. – Winckler, VIII, 8. 6 Edelleut stecken nicht in Bubenheut. – Lehmann, 136, 7; Eiselein, 130. 7 Edelleute – des Teufels Beute. 8 Edelleute schlüpfen oft in Bubenhäute. – Simrock, 1765; Eiselein, 130. 9 Edelleute und Hunde lassen die Thür auf. – Simrock, 5067. 10 Lass den Edelleuten jr wilpret, den Baurn jr kirchweihe, den Hunden jr hochzeit, so bleibst vngeraufft. – Egenolff, 200b; Lehmann, II, 370, 19; Gruter, I, 57; Pistor., III, 58; Estor, I, 197; Agricola I, 125; Petri, II, 458; Guttenstein, I, 91; Simrock, 1771; Eiselein, 130. Holl.: Men late den edellieden hun wildbraad, den boeren hunne kermis en den honden hunnen hoogtijd (hunne bruiloft, hun been), zoo blijft men ongedeerd. (Harrebomée, I, 170.) 11 Newe edelleut vnd Schreiber tragen vil sammet vnnd ketten. – Henisch, 789; Petri, II, 493. 12 Weren edelleut gnug, so wurde nicht ein jeder reicher burger oder bawr wöllen edel sein. – Henisch, 789. 13 Wo Edelleute sind, da sind auch Hasen. – Blum, 728; Simrock, 1770; Graf, 130, 388. Will wol blos daran erinnern, dass früher im alten Deutschland die Jagd eine der ersten Beschäftigungen des Adels ausmachte; aber das Sprichwort hat doch neben der geschichtlichen Seite eine eklige Spitze, die der Volkswitz aus Aerger deshalb hineingelegt hat, weil regelmässig nur der Adel mit dem Wildbann belegt wurde. Man denkt hierbei unwillkürlich an die Anwendung, welche ein pommerscher Schäfer gegen Friedrich den Grossen von diesem Sprichwort machte. „Gibt es“, fragte der König den Hirten, „in dieser Gegend noch Hasen?“ Dieser, der den Frager nicht kannte, antwortete: „Solange et Edellüte geft, werd et ock wol Hasen gewen.“ Lächelnd erwiderte der König: „Ihr habt recht, Vater, aber ich bin kein Edelmann.“ Edelmann. 1 Das ist ein elender Edelmann, der vor Hunger nicht schlafen kann. Die Franzosen haben manch Sprichwort zur Verspottung armer Edelleute, woran es namentlich in Beausse (Beauce) nicht mangelt. – Es ist ein Edelmann von Beauce, der seine Hunde verkauft, um Brot zu kaufen; oder: der im Bett bleibt, wenn man seine Hosen flickt. (Reinsberg V, 127.) Den Polen fehlt es aber auch nicht daran, denn man sagt: Acht Edelleute aus dem oszmianischen Gebiet führen eine Ziege auf Markt. (Reinsberg VI, 57.) 2 Dem Edelmann das Schwert, dem Bauer der Herd. Holl.: Een edelman wast voor den krijg op, als een os voor de bijl. (Harrebomée, I, 169.) 3 Der Edelmann am Hofe dient, indess ihm daheim der Knüppel grünt. – Wurzbach I, 32. Zur Schilderung des polnischen Höflings. 4 Der Edelmann hat immer recht, wenn klage ein Knecht. (Russ.) – Altmann. 5 Der Edelmann in seinem Bereich ist dem Wojwoden gleich. – Wurzbach I, 107. Von dem grossen Einfluss, den selbst der ärmste polnische Edelmann auf die öffentlichen Angelegenheiten seines Landes hatte. Das Wahlrecht machte, dass der höchste Adel den kleinen Edelmann, selbst wenn er mit eigener Hand den Pflug führte, mit „Bruder“ anredete. Die Stimme eines einzigen Edelmanns konnte die Landtagsverhandlungen unterbrechen. (Wurzbach I, 30.) Auch auf das Alter seines Stammbaums legte der polnische Adel, besonders gegenüber dem deutschen, ein grosses Gewicht. Ein polnischer Edelmann, sagt er im Sprichwort, ist älter als ein deutscher Baron. (Reinsberg VI, 57.) 6 Der Edelmann verlangt nur den Honig, die Edelfrau will auch das Wachs dazu. (Moskau.) – Altmann V. 7 Du bist ein Edelmann, sagte der Teufel zu dem wegen seiner Zauberkünste bekannten Twardowski, als es sich um Vollziehung des Vertrags handelte, den der letztere mit ihm in Bezug auf die Seele abgeschlossen hatte: Verbum nobile debet esse stabile. Vgl. die ausführlichen Mittheilungen darüber in Wurzbach I, 71. 8 Edelmann und Hund ist der beste Bund. Der litauische Edelmann und Hund (oder Teufel), das ist einerlei. 9 Ein armer edelman ist nichts geacht. – Henisch, 788. Frz.: Gentilhomme de Beauce, qui reste au lit pendant qu'on raccommode ses chausses. (Bohn I, 19.) Lat.: Pauper nihili fit nobilis vir. (Henisch, 788.) 10 Ein edelman ist, wer fromb vnd auffrichtig ist. Lat.: Nobilis est quicumque bonus est. (Henisch, 789.) 11 Ein Edelman sol für dem sechtzigsten Jahr seines alters nicht wissen, das er ein Seel hab, sonst kan er nicht reich werden. – Petri, III, 5. 12 Ein Edelmann darf vor des andern Gericht nicht stehen. – Graf, 436, 289. Jeder braucht nur vom zuständigen Richter Recht zu nehmen; und kein Edelmann hatte nöthig, sich vor dem Gericht eines andern zu verantworten, wenn er nicht wollte. 13 Ein Edelmann findet eher eine Frau als ein Bauer. Das Gedeihen einer Bauernwirthschaft hängt wesentlich von einer tüchtigen Hausfrau ab, die gerade für den Bauer sehr schwer zu finden ist. Holl.: Men kan beter van eene boerin eene jufvrouw maken, dan van eene jufvrouw eene boerin. (Harrebomée, I, 73.) 14 Ein Edelmann gibt keinen Zoll. – Graf, 510, 178. Die Edelleute waren von der Pflicht, Zoll und Steuer zu zahlen, wiewol sie eine allgemeine hiess, frei, „weil die Ritterschaft mit Schild und Schwert den Zoll verdiene“. 15 Ein Edelmann ist der Bauern Martyrer und Schindfessel. – Luther. 16 Ein Edelmann ist des Teufels Kumpan. 17 Ein Edelmann mag vormittags zu Pfluge gehen, nachmittags zum Turnier reiten. – Pistor., III, 60. „In alten Zeiten vertrugen sich mit dem Adel körperliche Verrichtungen sehr wohl. Arbeit war für ihn keine Schande. Erst später entstand das Vorurtheil, dass gewisse Geschäfte, selbst Handel und Kunstbetrieb, des Adels unwürdig sei.“ (Jochmann's Reliquien, III, 76.) 18 Ein Edelmann ohne Geld gilt wenig in der Welt. Dän.: Høibaaren i fattig herre, er lliden i ære. (Prov. dan., 12.) 19 Ein Edelmann ohne Malz ist Klump ohne Schmalz. – Körte, 971. Engl.: Gentility without ability is worse than plain beggary. (Bohn II, 97.) 20 Ein Edelmann ohne Manier ist ein grobes Thier. Engl.: A gentleman without living is like a pudding without suet. (Bohn II, 97.) 21 Ein Edelmann ohne Schulden ist wie ein Bettler voller Gulden. Holl.: Een edelman zonder schulden is als een ezel zonder ooren. (Harrebomée, I, 169.) 22 Ein Edelmann und ein Teufel ist ein schönes Paar sonder Zweifel. 23 Ein höltzern edelman gilt mehr dann zehen stählene Knecht. – Henisch, 788; Petri, II, 198; Graf, 32, 51.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [361]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/389>, abgerufen am 22.11.2024.