Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite
[Spaltenumbruch]
Erwischen.

*1 Er hat's erwischt, aber mit Noth.

Von denen, die das, was sie wünschen, zwar erlangen, aber nur mit vieler Anstrengung. Homer sagt: Hin sollt ihr gelangen, aber erst nach vielem Kampf.

*2 Wenn du mich erwischen willst, musst du früh aufstehen.


Erworbenes.

Erworbenes will bewahret (erhalten) sein.


Erwürgen.

1 Der einen erwürgt, darff zehen ermorden. - Henisch, 840; Petri, II, 85; Gruter, I, 14; Eisenhart, 477; Graf, 340, 340; Pistor., III, 93; Hillebrand, 200; Simrock, 1950; Eiselein, 149; Körte, 1174; Sailer, 256; Schottel, 1123b u. 1142b.

Wer die Todesstrafe einmal verwirkt hat, kann natürlich da, wo eine Schärfung derselben vom Gesetz ausgeschlossen ist, durch weitere todeswürdige Verbrechen nicht gestraft werden. Dies Sprichwort ist nicht buchstäblich zu verstehen, denn die Ermordung eines Menschen berechtigt nicht zu der noch mehrerer. Es will nur sagen, dass es für den Mörder insofern eins ist, als er schon durch Einen Mord das Leben verwirkt hat, und es ihm, wenngleich die Strafe erhöht worden, doch nicht mehr als auf eine Weise genommen werden kann.

2 Ey lieber erwürgs nit alles, nimbs eins theyls gefangen. - Franck, II, 13b; Körte, 1173.

"Also spott man der eisenbeisser vnd leutfresser."

3 Willst du dich erwürgen, so hänge dich an einen grossen Baum. - Tendlau, 827.


Erz.

1 An bösem Erz und am Schlacken ist alles Schmelzen verloren.

2 Das Ertz verdrücket sich oder schneid sich gar ab, wens ein böss Aug ansihet, oder ein Diebisch oder Manschlechtige Hand nach schlecht oder angreifft, oder ein böser Wind auss einem Vnwarhafftigen Mund anwehet. - Petri, II, 59.

3 Ertz weiset auff ertz vnd ligt selten allein. - Henisch, 934.

4 Man sol nicht Ertzt suchen auff den Bewmen. - Petri, III, 467.

5 Wachsse ertz, wachsse, ob man schon nicht nasse flüsse zusetzt.

"Ist böser Bergleut sprichwort vnd böser brauch." (Henisch, 934; Petri, III, 12.)

6 Wer Erz hat, der mag wohl Glocken giessen. - Winckler, XII, 32.


Erzählen.

1 Was einer erzählt, ist allemal richtig; man soll auch den andern hören, ehe man entscheidet.

Lat.: Audiatur et altera pars.

*2 Erzähl's der Schabbesgojeh. (Jüd.-deutsch.) - Tendlau, 87.

Einem alten, unwissenden Weibe, wie die Sabbatfrau, magst du so etwas weis machen.

*3 Verzähl' der Gäschtin e Maase. (Jüd.-deutsch.) - Tendlau, 253.

Erzähle der Bettlerin ein Geschichtchen. Zur Zurückweisung einer unbefugten Erkundigung.

*4 Wem willst du das erzähle'? Der alten Behle? (Jüd.-deutsch.) - Tendlau, 86.

Solchen Unsinn magst du der alten Bella, einem alten Weibe, aufbinden.


Erzähler.

Ein närrischer Erzähler will einen gescheidten Aufmerker haben. - Winckler, IV, 39.


Erzählung.

1 Die angenehme Erzählung hat den Boasiekranken (s. d.) getäuscht; sie machte, dass der Tag ihn überraschte. - Wullschlägel.

Um zu sagen: süsse Worte (Schmeicheleien) haben schon manchen ins Unglück gestürzt.

2 Durch Erzählungen wird keine Nachtigall gefüttert. (Russ.)


Erzbube.

Geistliche Erzbuben und Werwölfe sind die Dominicaner, sagt der Berner. - Klosterspiegel, 65, 9.


Erzbischof.

Wo will der Erzbischof bleiben, wenn der Teufel den Fürsten zur Hölle führt.


[Spaltenumbruch]
Erzdiakon.

Der Erzdiakon ist des Bischofs Auge. Graf, 536, 18; Hug, Der h. Kirchen u. des röm. Reichs Wagenfuhr (Strasburg 1504), 15, v.

Nach dem römischen Kirchenrecht war für die Gerichtsbarkeit ein Erzdiakon bestellt, dem die Aufsicht über die übrigen Geistlichen ohne höhere Weihen übertragen ist und der das Auge des Bischofs vorstellt.


Erziehen.

1 Besser gross erzogen, als gross geboren.

2 Erziehest du dir einen Raben, so wird er dir zum Dank die Augen ausgraben. - Steiger, 396; Simrock, 2134; Kirchhofer, 295; Sailer, 290.

3 Was jeder erzieht in seinem Haus, das hat das Recht und die Eckern. - Graf, 69, 48; Grimm, Weisth., I, 432.

Bezieht sich auf Wald- und Weidebenutzung und sagt, dass der eigenen Nachzucht an Vieh ein unbestrittenes Recht zur Weide in die Eckern (Eicheln und Bucheln) zustehe.

4 Wer erzieht, der regiert. - Simrock, 2136.

5 Wohl erzogen, hat nie (selten) gelogen. - Lehmann, II, 858, 464; Gruter, I, 86; Simrock, 2135; Körte, 1175.

Frz.: Bon sang ne peut mentir.


Erziehung.

Wenn die Erziehung ist gethan, so fangen die Sorgen erst recht an.

Grosse Kinder machen mehr Sorge und Kummer als kleine.


Erzürnen.

1 Mancher erzürnet sich vber einen Muckendreck oder Flöhbiss vnd thut so vnsinnig als wolt er die welt vmbstürtzen. - Lehmann, 925, 26.

*2 A derzürnt kec Kind. - Robinson, 216.


Esau.

1 Esau den dürstet nach Jacob's blut, Laban dürstet nach Jacob's gut, wenn Gott nicht endert jhren muth. - Henisch, 935.

2 Esau gibt Zehnten vom Stroh.

Zur Bezeichnung eines frömmelnden Heuchlers. Nach der Sage soll Esau seinen Vater gefragt haben, ob man auch vom leeren, ausgedroschenen Stroh den Armen Zehnten geben müsse.

Jüd.-deutsch: Eesev get Maaser von Stroh. (Tendlau, 8.)

3 Esau's Linsenmuss, ein schlecht geschleckt, nemen die Leut für den segen Jacob. - Lehmann, 686, 72.

*4 Er ist Esau's Schwager. - Parömiakon, 2594.

Ein Sauhirt.

*5 Esau's Hand und Jakob's Stimme.

Holl.: Hij heeft eens engels wieken, mar eens duivels stem. (Harrebomee, I, 184.)


Esdur.

* Er spielt am liebsten aus Esdur.

Von dem, der im Essen mehr leistet, als im Arbeiten.


Esel.

1 Als dem Esel zu wohl war, fiel er und brach ein Bein.

2 Als der Esel auss Hunger seinem Treiber Stro auss den Schuhen gezupfft vnnd gefressen, machtens Wolff vnnd Fuchs zur Todtsünd vnnd frassen den Esel. - Lehmann, 741, 43.

3 Alte Esel will niemand loben.

Frz.: On n'aura ja bon asne vieulx. (Leroux, I, 90.)

4 Altem Esel schöner Sattel.

Frz.: A vieille mule, frein dore. (Lendroy, 789.)

5 Auch der Esel, auf dem Jesus ritt, kommt nicht in den Himmel.

6 Auch ein Esel fragt: Warum schlägst du mich? - 4 Mos. 22, 28; Scheidemünze, II, 32.

7 Auch ein Esel kann sich reich erben.

8 Auch ein Esel mit Gold beladen frisst nur Disteln.

9 Auch ein Esel schlägt aus, wenn er gestachelt wird.

It.: L'asino per pigro che sea, quand e stimolato tira pur qualche calcio. (Pazzaglia, 292, 8.)

10 Auch ein (fauler) Esel trabt, wenn man ihn stachelt.

Frz.: Ane pique convient qu'il trotte. (Bohn, I, 4; Leroux, I, 88.)

It.: Asino pungulato convien che trotti. (Pazzaglia, 19, 4.) - Asino punto convien che trotti. (Bohn I, 72.)

[Spaltenumbruch]
Erwischen.

*1 Er hat's erwischt, aber mit Noth.

Von denen, die das, was sie wünschen, zwar erlangen, aber nur mit vieler Anstrengung. Homer sagt: Hin sollt ihr gelangen, aber erst nach vielem Kampf.

*2 Wenn du mich erwischen willst, musst du früh aufstehen.


Erworbenes.

Erworbenes will bewahret (erhalten) sein.


Erwürgen.

1 Der einen erwürgt, darff zehen ermorden.Henisch, 840; Petri, II, 85; Gruter, I, 14; Eisenhart, 477; Graf, 340, 340; Pistor., III, 93; Hillebrand, 200; Simrock, 1950; Eiselein, 149; Körte, 1174; Sailer, 256; Schottel, 1123b u. 1142b.

Wer die Todesstrafe einmal verwirkt hat, kann natürlich da, wo eine Schärfung derselben vom Gesetz ausgeschlossen ist, durch weitere todeswürdige Verbrechen nicht gestraft werden. Dies Sprichwort ist nicht buchstäblich zu verstehen, denn die Ermordung eines Menschen berechtigt nicht zu der noch mehrerer. Es will nur sagen, dass es für den Mörder insofern eins ist, als er schon durch Einen Mord das Leben verwirkt hat, und es ihm, wenngleich die Strafe erhöht worden, doch nicht mehr als auf eine Weise genommen werden kann.

2 Ey lieber erwürgs nit alles, nimbs eins theyls gefangen.Franck, II, 13b; Körte, 1173.

„Also spott man der eisenbeisser vnd leutfresser.“

3 Willst du dich erwürgen, so hänge dich an einen grossen Baum.Tendlau, 827.


Erz.

1 An bösem Erz und am Schlacken ist alles Schmelzen verloren.

2 Das Ertz verdrücket sich oder schneid sich gar ab, wens ein böss Aug ansihet, oder ein Diebisch oder Manschlechtige Hand nach schlecht oder angreifft, oder ein böser Wind auss einem Vnwarhafftigen Mund anwehet.Petri, II, 59.

3 Ertz weiset auff ertz vnd ligt selten allein.Henisch, 934.

4 Man sol nicht Ertzt suchen auff den Bewmen.Petri, III, 467.

5 Wachsse ertz, wachsse, ob man schon nicht nasse flüsse zusetzt.

„Ist böser Bergleut sprichwort vnd böser brauch.“ (Henisch, 934; Petri, III, 12.)

6 Wer Erz hat, der mag wohl Glocken giessen.Winckler, XII, 32.


Erzählen.

1 Was einer erzählt, ist allemal richtig; man soll auch den andern hören, ehe man entscheidet.

Lat.: Audiatur et altera pars.

*2 Erzähl's der Schabbesgojeh. (Jüd.-deutsch.) – Tendlau, 87.

Einem alten, unwissenden Weibe, wie die Sabbatfrau, magst du so etwas weis machen.

*3 Verzähl' der Gäschtin e Máase. (Jüd.-deutsch.) – Tendlau, 253.

Erzähle der Bettlerin ein Geschichtchen. Zur Zurückweisung einer unbefugten Erkundigung.

*4 Wem willst du das erzähle'? Der alten Behle? (Jüd.-deutsch.) – Tendlau, 86.

Solchen Unsinn magst du der alten Bella, einem alten Weibe, aufbinden.


Erzähler.

Ein närrischer Erzähler will einen gescheidten Aufmerker haben.Winckler, IV, 39.


Erzählung.

1 Die angenehme Erzählung hat den Boasiekranken (s. d.) getäuscht; sie machte, dass der Tag ihn überraschte.Wullschlägel.

Um zu sagen: süsse Worte (Schmeicheleien) haben schon manchen ins Unglück gestürzt.

2 Durch Erzählungen wird keine Nachtigall gefüttert. (Russ.)


Erzbube.

Geistliche Erzbuben und Werwölfe sind die Dominicaner, sagt der Berner.Klosterspiegel, 65, 9.


Erzbischof.

Wo will der Erzbischof bleiben, wenn der Teufel den Fürsten zur Hölle führt.


[Spaltenumbruch]
Erzdiakon.

Der Erzdiakon ist des Bischofs Auge. Graf, 536, 18; Hug, Der h. Kirchen u. des röm. Reichs Wagenfuhr (Strasburg 1504), 15, v.

Nach dem römischen Kirchenrecht war für die Gerichtsbarkeit ein Erzdiakon bestellt, dem die Aufsicht über die übrigen Geistlichen ohne höhere Weihen übertragen ist und der das Auge des Bischofs vorstellt.


Erziehen.

1 Besser gross erzogen, als gross geboren.

2 Erziehest du dir einen Raben, so wird er dir zum Dank die Augen ausgraben.Steiger, 396; Simrock, 2134; Kirchhofer, 295; Sailer, 290.

3 Was jeder erzieht in seinem Haus, das hat das Recht und die Eckern.Graf, 69, 48; Grimm, Weisth., I, 432.

Bezieht sich auf Wald- und Weidebenutzung und sagt, dass der eigenen Nachzucht an Vieh ein unbestrittenes Recht zur Weide in die Eckern (Eicheln und Bucheln) zustehe.

4 Wer erzieht, der regiert.Simrock, 2136.

5 Wohl erzogen, hat nie (selten) gelogen.Lehmann, II, 858, 464; Gruter, I, 86; Simrock, 2135; Körte, 1175.

Frz.: Bon sang ne peut mentir.


Erziehung.

Wenn die Erziehung ist gethan, so fangen die Sorgen erst recht an.

Grosse Kinder machen mehr Sorge und Kummer als kleine.


Erzürnen.

1 Mancher erzürnet sich vber einen Muckendreck oder Flöhbiss vnd thut so vnsinnig als wolt er die welt vmbstürtzen.Lehmann, 925, 26.

*2 A derzürnt kec Kind.Robinson, 216.


Esau.

1 Esau den dürstet nach Jacob's blut, Laban dürstet nach Jacob's gut, wenn Gott nicht endert jhren muth.Henisch, 935.

2 Esau gibt Zehnten vom Stroh.

Zur Bezeichnung eines frömmelnden Heuchlers. Nach der Sage soll Esau seinen Vater gefragt haben, ob man auch vom leeren, ausgedroschenen Stroh den Armen Zehnten geben müsse.

Jüd.-deutsch: Eesev get Máaser von Stroh. (Tendlau, 8.)

3 Esau's Linsenmuss, ein schlecht geschleckt, nemen die Leut für den segen Jacob.Lehmann, 686, 72.

*4 Er ist Esau's Schwager.Parömiakon, 2594.

Ein Sauhirt.

*5 Esau's Hand und Jakob's Stimme.

Holl.: Hij heeft eens engels wieken, mar eens duivels stem. (Harrebomée, I, 184.)


Esdur.

* Er spielt am liebsten aus Esdur.

Von dem, der im Essen mehr leistet, als im Arbeiten.


Esel.

1 Als dem Esel zu wohl war, fiel er und brach ein Bein.

2 Als der Esel auss Hunger seinem Treiber Stro auss den Schuhen gezupfft vnnd gefressen, machtens Wolff vnnd Fuchs zur Todtsünd vnnd frassen den Esel.Lehmann, 741, 43.

3 Alte Esel will niemand loben.

Frz.: On n'aura ja bon asne vieulx. (Leroux, I, 90.)

4 Altem Esel schöner Sattel.

Frz.: A vieille mule, frein doré. (Lendroy, 789.)

5 Auch der Esel, auf dem Jesus ritt, kommt nicht in den Himmel.

6 Auch ein Esel fragt: Warum schlägst du mich?4 Mos. 22, 28; Scheidemünze, II, 32.

7 Auch ein Esel kann sich reich erben.

8 Auch ein Esel mit Gold beladen frisst nur Disteln.

9 Auch ein Esel schlägt aus, wenn er gestachelt wird.

It.: L'asino per pigro che sea, quand e stimolato tira pur qualche calcio. (Pazzaglia, 292, 8.)

10 Auch ein (fauler) Esel trabt, wenn man ihn stachelt.

Frz.: Ane piqué convient qu'il trotte. (Bohn, I, 4; Leroux, I, 88.)

It.: Asino pungulato convien che trotti. (Pazzaglia, 19, 4.) – Asino punto convien che trotti. (Bohn I, 72.)

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0455" n="[427]"/>
        <cb n="853"/>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Erwischen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*1 Er hat's erwischt, aber mit Noth.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Von denen, die das, was sie wünschen, zwar erlangen, aber nur mit vieler Anstrengung. <hi rendition="#i">Homer</hi> sagt: Hin sollt ihr gelangen, aber erst nach vielem Kampf.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*2 Wenn du mich erwischen willst, musst du früh aufstehen.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Erworbenes.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Erworbenes will bewahret (erhalten) sein.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Erwürgen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Der einen erwürgt, darff zehen ermorden.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 840; Petri, II, 85; Gruter, I, 14; Eisenhart, 477; Graf, 340, 340; Pistor., III, 93; Hillebrand, 200; Simrock, 1950; Eiselein, 149; Körte, 1174; Sailer, 256; Schottel, 1123<hi rendition="#sup">b</hi> u. 1142<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wer die Todesstrafe einmal verwirkt hat, kann natürlich da, wo eine Schärfung derselben vom Gesetz ausgeschlossen ist, durch weitere todeswürdige Verbrechen nicht gestraft werden. Dies Sprichwort ist nicht buchstäblich zu verstehen, denn die Ermordung eines Menschen berechtigt nicht zu der noch mehrerer. Es will nur sagen, dass es für den Mörder insofern eins ist, als er schon durch Einen Mord das Leben verwirkt hat, und es ihm, wenngleich die Strafe erhöht worden, doch nicht mehr als auf eine Weise genommen werden kann.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Ey lieber erwürgs nit alles, nimbs eins theyls gefangen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, II, 13<hi rendition="#sup">b</hi>; Körte, 1173.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Also spott man der eisenbeisser vnd leutfresser.&#x201C;</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Willst du dich erwürgen, so hänge dich an einen grossen Baum.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Tendlau, 827.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Erz.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 An bösem Erz und am Schlacken ist alles Schmelzen verloren.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Das Ertz verdrücket sich oder schneid sich gar ab, wens ein böss Aug ansihet, oder ein Diebisch oder Manschlechtige Hand nach schlecht oder angreifft, oder ein böser Wind auss einem Vnwarhafftigen Mund anwehet.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 59.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Ertz weiset auff ertz vnd ligt selten allein.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 934.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Man sol nicht Ertzt suchen auff den Bewmen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, III, 467.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Wachsse ertz, wachsse, ob man schon nicht nasse flüsse zusetzt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Ist böser Bergleut sprichwort vnd böser brauch.&#x201C; (<hi rendition="#i">Henisch, 934; Petri, III, 12.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Wer Erz hat, der mag wohl Glocken giessen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Winckler, XII, 32.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Erzählen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Was einer erzählt, ist allemal richtig; man soll auch den andern hören, ehe man entscheidet.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Audiatur et altera pars.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Erzähl's der Schabbesgojeh.</hi> (<hi rendition="#i">Jüd.-deutsch.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Tendlau, 87.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Einem alten, unwissenden Weibe, wie die Sabbatfrau, magst du so etwas weis machen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 Verzähl' der Gäschtin e Máase.</hi> (<hi rendition="#i">Jüd.-deutsch.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Tendlau, 253.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Erzähle der Bettlerin ein Geschichtchen. Zur Zurückweisung einer unbefugten Erkundigung.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*4 Wem willst du das erzähle'? Der alten Behle?</hi> (<hi rendition="#i">Jüd.-deutsch.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Tendlau, 86.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Solchen Unsinn magst du der alten Bella, einem alten Weibe, aufbinden.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Erzähler.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Ein närrischer Erzähler will einen gescheidten Aufmerker haben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Winckler, IV, 39.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Erzählung.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Die angenehme Erzählung hat den  Boasiekranken (s. d.) getäuscht; sie machte, dass der Tag ihn überraschte.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Wullschlägel.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Um zu sagen: süsse Worte (Schmeicheleien) haben schon manchen ins Unglück gestürzt.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Durch Erzählungen wird keine Nachtigall gefüttert.</hi> (<hi rendition="#i">Russ.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Erzbube.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Geistliche Erzbuben und Werwölfe sind die Dominicaner, sagt der Berner.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Klosterspiegel, 65, 9.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Erzbischof.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Wo will der Erzbischof bleiben, wenn der Teufel den Fürsten zur Hölle führt.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <cb n="854"/>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Erzdiakon.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Der Erzdiakon ist des Bischofs Auge. Graf, 536, 18; Hug, Der h. Kirchen u. des röm. Reichs Wagenfuhr (Strasburg 1504), 15, v.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Nach dem römischen Kirchenrecht war für die Gerichtsbarkeit ein Erzdiakon bestellt, dem die Aufsicht über die übrigen Geistlichen ohne höhere Weihen übertragen ist und der das Auge des Bischofs vorstellt.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Erziehen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Besser gross erzogen, als gross geboren.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Erziehest du dir einen Raben, so wird er dir zum Dank die Augen ausgraben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Steiger, 396; Simrock, 2134; Kirchhofer, 295; Sailer, 290.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Was jeder erzieht in seinem Haus, das hat das Recht und die Eckern.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 69, 48; Grimm, Weisth., I, 432.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Bezieht sich auf Wald- und Weidebenutzung und sagt, dass der eigenen Nachzucht an Vieh ein unbestrittenes Recht zur Weide in die Eckern (Eicheln und Bucheln) zustehe.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Wer erzieht, der regiert.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 2136.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Wohl erzogen, hat nie (selten) gelogen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, II, 858, 464; Gruter, I, 86; Simrock, 2135; Körte, 1175.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Bon sang ne peut mentir.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Erziehung.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Wenn die Erziehung ist gethan, so fangen die Sorgen erst recht an.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Grosse Kinder machen mehr Sorge und Kummer als kleine.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Erzürnen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Mancher erzürnet sich vber einen Muckendreck oder Flöhbiss vnd thut so vnsinnig als wolt er die welt vmbstürtzen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 925, 26.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 A derzürnt kec Kind.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Robinson, 216.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Esau.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Esau den dürstet nach Jacob's blut, Laban dürstet nach Jacob's gut, wenn Gott nicht endert jhren muth.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 935.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Esau gibt Zehnten vom Stroh.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Zur Bezeichnung eines frömmelnden Heuchlers. Nach der Sage soll Esau seinen Vater gefragt haben, ob man auch vom leeren, ausgedroschenen Stroh den Armen Zehnten geben müsse.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Jüd.-deutsch</hi>: Eesev get Máaser von Stroh. (<hi rendition="#i">Tendlau, 8.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Esau's Linsenmuss, ein schlecht geschleckt, nemen die Leut für den segen Jacob.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 686, 72.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*4 Er ist Esau's Schwager.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 2594.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ein Sauhirt.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*5 Esau's Hand und Jakob's Stimme.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij heeft eens engels wieken, mar eens duivels stem. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 184.</hi>)</p><lb/>
          <p/><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Esdur.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Er spielt am liebsten aus Esdur.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Von dem, der im Essen mehr leistet, als im Arbeiten.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Esel.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Als dem Esel zu wohl war, fiel er und brach ein Bein.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Als der Esel auss Hunger seinem Treiber Stro auss den Schuhen gezupfft vnnd gefressen, machtens Wolff vnnd Fuchs zur Todtsünd vnnd frassen den Esel.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 741, 43.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Alte Esel will niemand loben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: On n'aura ja bon asne vieulx. (<hi rendition="#i">Leroux, I, 90.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Altem Esel schöner Sattel.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: A vieille mule, frein doré. (<hi rendition="#i">Lendroy, 789.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Auch der Esel, auf dem Jesus ritt, kommt nicht in den Himmel.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Auch ein Esel fragt: Warum schlägst du mich?</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">4 Mos. 22, 28; Scheidemünze, II, 32.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">7 Auch ein Esel kann sich reich erben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">8 Auch ein Esel mit Gold beladen frisst nur Disteln.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">9 Auch ein Esel schlägt aus, wenn er gestachelt wird.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: L'asino per pigro che sea, quand e stimolato tira pur qualche calcio. (<hi rendition="#i">Pazzaglia, 292, 8.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">10 Auch ein (fauler) Esel trabt, wenn man ihn stachelt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Ane piqué convient qu'il trotte. (<hi rendition="#i">Bohn, I, 4; Leroux, I, 88.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Asino pungulato convien che trotti. (<hi rendition="#i">Pazzaglia, 19, 4.</hi>) &#x2013; Asino punto convien che trotti. (<hi rendition="#i">Bohn I, 72.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[427]/0455] Erwischen. *1 Er hat's erwischt, aber mit Noth. Von denen, die das, was sie wünschen, zwar erlangen, aber nur mit vieler Anstrengung. Homer sagt: Hin sollt ihr gelangen, aber erst nach vielem Kampf. *2 Wenn du mich erwischen willst, musst du früh aufstehen. Erworbenes. Erworbenes will bewahret (erhalten) sein. Erwürgen. 1 Der einen erwürgt, darff zehen ermorden. – Henisch, 840; Petri, II, 85; Gruter, I, 14; Eisenhart, 477; Graf, 340, 340; Pistor., III, 93; Hillebrand, 200; Simrock, 1950; Eiselein, 149; Körte, 1174; Sailer, 256; Schottel, 1123b u. 1142b. Wer die Todesstrafe einmal verwirkt hat, kann natürlich da, wo eine Schärfung derselben vom Gesetz ausgeschlossen ist, durch weitere todeswürdige Verbrechen nicht gestraft werden. Dies Sprichwort ist nicht buchstäblich zu verstehen, denn die Ermordung eines Menschen berechtigt nicht zu der noch mehrerer. Es will nur sagen, dass es für den Mörder insofern eins ist, als er schon durch Einen Mord das Leben verwirkt hat, und es ihm, wenngleich die Strafe erhöht worden, doch nicht mehr als auf eine Weise genommen werden kann. 2 Ey lieber erwürgs nit alles, nimbs eins theyls gefangen. – Franck, II, 13b; Körte, 1173. „Also spott man der eisenbeisser vnd leutfresser.“ 3 Willst du dich erwürgen, so hänge dich an einen grossen Baum. – Tendlau, 827. Erz. 1 An bösem Erz und am Schlacken ist alles Schmelzen verloren. 2 Das Ertz verdrücket sich oder schneid sich gar ab, wens ein böss Aug ansihet, oder ein Diebisch oder Manschlechtige Hand nach schlecht oder angreifft, oder ein böser Wind auss einem Vnwarhafftigen Mund anwehet. – Petri, II, 59. 3 Ertz weiset auff ertz vnd ligt selten allein. – Henisch, 934. 4 Man sol nicht Ertzt suchen auff den Bewmen. – Petri, III, 467. 5 Wachsse ertz, wachsse, ob man schon nicht nasse flüsse zusetzt. „Ist böser Bergleut sprichwort vnd böser brauch.“ (Henisch, 934; Petri, III, 12.) 6 Wer Erz hat, der mag wohl Glocken giessen. – Winckler, XII, 32. Erzählen. 1 Was einer erzählt, ist allemal richtig; man soll auch den andern hören, ehe man entscheidet. Lat.: Audiatur et altera pars. *2 Erzähl's der Schabbesgojeh. (Jüd.-deutsch.) – Tendlau, 87. Einem alten, unwissenden Weibe, wie die Sabbatfrau, magst du so etwas weis machen. *3 Verzähl' der Gäschtin e Máase. (Jüd.-deutsch.) – Tendlau, 253. Erzähle der Bettlerin ein Geschichtchen. Zur Zurückweisung einer unbefugten Erkundigung. *4 Wem willst du das erzähle'? Der alten Behle? (Jüd.-deutsch.) – Tendlau, 86. Solchen Unsinn magst du der alten Bella, einem alten Weibe, aufbinden. Erzähler. Ein närrischer Erzähler will einen gescheidten Aufmerker haben. – Winckler, IV, 39. Erzählung. 1 Die angenehme Erzählung hat den Boasiekranken (s. d.) getäuscht; sie machte, dass der Tag ihn überraschte. – Wullschlägel. Um zu sagen: süsse Worte (Schmeicheleien) haben schon manchen ins Unglück gestürzt. 2 Durch Erzählungen wird keine Nachtigall gefüttert. (Russ.) Erzbube. Geistliche Erzbuben und Werwölfe sind die Dominicaner, sagt der Berner. – Klosterspiegel, 65, 9. Erzbischof. Wo will der Erzbischof bleiben, wenn der Teufel den Fürsten zur Hölle führt. Erzdiakon. Der Erzdiakon ist des Bischofs Auge. Graf, 536, 18; Hug, Der h. Kirchen u. des röm. Reichs Wagenfuhr (Strasburg 1504), 15, v. Nach dem römischen Kirchenrecht war für die Gerichtsbarkeit ein Erzdiakon bestellt, dem die Aufsicht über die übrigen Geistlichen ohne höhere Weihen übertragen ist und der das Auge des Bischofs vorstellt. Erziehen. 1 Besser gross erzogen, als gross geboren. 2 Erziehest du dir einen Raben, so wird er dir zum Dank die Augen ausgraben. – Steiger, 396; Simrock, 2134; Kirchhofer, 295; Sailer, 290. 3 Was jeder erzieht in seinem Haus, das hat das Recht und die Eckern. – Graf, 69, 48; Grimm, Weisth., I, 432. Bezieht sich auf Wald- und Weidebenutzung und sagt, dass der eigenen Nachzucht an Vieh ein unbestrittenes Recht zur Weide in die Eckern (Eicheln und Bucheln) zustehe. 4 Wer erzieht, der regiert. – Simrock, 2136. 5 Wohl erzogen, hat nie (selten) gelogen. – Lehmann, II, 858, 464; Gruter, I, 86; Simrock, 2135; Körte, 1175. Frz.: Bon sang ne peut mentir. Erziehung. Wenn die Erziehung ist gethan, so fangen die Sorgen erst recht an. Grosse Kinder machen mehr Sorge und Kummer als kleine. Erzürnen. 1 Mancher erzürnet sich vber einen Muckendreck oder Flöhbiss vnd thut so vnsinnig als wolt er die welt vmbstürtzen. – Lehmann, 925, 26. *2 A derzürnt kec Kind. – Robinson, 216. Esau. 1 Esau den dürstet nach Jacob's blut, Laban dürstet nach Jacob's gut, wenn Gott nicht endert jhren muth. – Henisch, 935. 2 Esau gibt Zehnten vom Stroh. Zur Bezeichnung eines frömmelnden Heuchlers. Nach der Sage soll Esau seinen Vater gefragt haben, ob man auch vom leeren, ausgedroschenen Stroh den Armen Zehnten geben müsse. Jüd.-deutsch: Eesev get Máaser von Stroh. (Tendlau, 8.) 3 Esau's Linsenmuss, ein schlecht geschleckt, nemen die Leut für den segen Jacob. – Lehmann, 686, 72. *4 Er ist Esau's Schwager. – Parömiakon, 2594. Ein Sauhirt. *5 Esau's Hand und Jakob's Stimme. Holl.: Hij heeft eens engels wieken, mar eens duivels stem. (Harrebomée, I, 184.) Esdur. * Er spielt am liebsten aus Esdur. Von dem, der im Essen mehr leistet, als im Arbeiten. Esel. 1 Als dem Esel zu wohl war, fiel er und brach ein Bein. 2 Als der Esel auss Hunger seinem Treiber Stro auss den Schuhen gezupfft vnnd gefressen, machtens Wolff vnnd Fuchs zur Todtsünd vnnd frassen den Esel. – Lehmann, 741, 43. 3 Alte Esel will niemand loben. Frz.: On n'aura ja bon asne vieulx. (Leroux, I, 90.) 4 Altem Esel schöner Sattel. Frz.: A vieille mule, frein doré. (Lendroy, 789.) 5 Auch der Esel, auf dem Jesus ritt, kommt nicht in den Himmel. 6 Auch ein Esel fragt: Warum schlägst du mich? – 4 Mos. 22, 28; Scheidemünze, II, 32. 7 Auch ein Esel kann sich reich erben. 8 Auch ein Esel mit Gold beladen frisst nur Disteln. 9 Auch ein Esel schlägt aus, wenn er gestachelt wird. It.: L'asino per pigro che sea, quand e stimolato tira pur qualche calcio. (Pazzaglia, 292, 8.) 10 Auch ein (fauler) Esel trabt, wenn man ihn stachelt. Frz.: Ane piqué convient qu'il trotte. (Bohn, I, 4; Leroux, I, 88.) It.: Asino pungulato convien che trotti. (Pazzaglia, 19, 4.) – Asino punto convien che trotti. (Bohn I, 72.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:54:38Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:54:38Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/455
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [427]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/455>, abgerufen am 22.11.2024.