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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch] *32 Entweder durch das Fenster oder durch die Thür.

Eins von beiden; es ist kein anderer Ausweg, kein Mittel.

*33 Er hat das Fenster immer unterm Halse. - Lausitzer Magazin, XXX, 252.

Von einem, der immer im Fenster liegt.

*34 Er hat das Fenster zerschlagen und ich habe Brocken (Glas) in meinen Sack gethan.

Ich habe aus seinem Schaden Vortheil gezogen.

Frz.: Chercher chape-chute. (Lendroy, 312.)

*35 Etwas zum Fenster hinauswerfen.

Zweck- und nutzlos verschwenden, vergeuden.

*36 He hett Finster un Dören los. (Kiel.) - Schütze, I, 317.

Ist sehr offenherzig.

*37 Im mittlern Fenster stehend, kitzelt er die am Hintern, welche am obern Fenster sitzen und beschimpft durch unanständige Töne die am untern. - Burckhardt, 479.

Von denen, welche sowol die Leute über als unter sich mit Gemeinheit und Schamlosigkeit behandeln.

*38 Macht's Fenster auf, lasst sie hinaus. (Nürtingen.)

Umschreibend für: Das ist eine Lüge.

*39 Machts Fanster uf, doss de Leigen naus kinnen. - Frommann, III, 416, 599.

*40 Sie hoan em traffliche blooe Fanster gemacht. - Gomolcke, 895; Robinson, 212.

Er hat Prügelspuren, Schlagmale im Gesicht.

*41 Ut hoge Finsters kiken. - Eichwald, 512.

Aus hohen Fenstern sehen. Hochmüthig sein.


Fensterbank.

* Er hat's auf der Fensterbank im Walde gefunden.

So gut wie gestohlen.


Fensterfliege.

* Hei heat Fensterfleigen im Koppe. (Westf.)

Von einem Stolzen, Eingebildeten.


Fenstergitter.

Die Fenstergitter nützen wenig, wenn der Mönch zur Nonne will. - Klosterspiegel, 79, 3.


Fensterladen.

*1 Er klopft die Fensterladen fest. (Meiningen.)

Er bettelt.

*2 Jemandem die Fensterladen anhalten. (Ostpreuss.) - Frischbier, 176.

Ihm blaue Augen schlagen.


Fensterschau.

Fensterschau macht keine gute Hausfrau.

Frz.: Fille fenestriere ou trottiere rarement bonne menagere. (Leroux, I, 153.)


Fent.

* En dullen Fent1. - Eichwald, 495.

1) Bursche, Junge. (Stürenberg, 53.)


Fenze.

1 Wer auf der Fenz1 sitzt, bekommt Prügel von zwei Seiten. (Ohio.)

1) Zaun, Einfriedigung.

*2 Auf der Fenze sitzen.

In Nordamerika will man damit sagen, dass jemand keiner von den scharf hervortretenden Parteien angehöre, weder inner- noch ausserhalb des eingezäunten Feldes sich befinde, sondern eine neutrale oder zuwartende Stellung eingenommen habe.


Fenzenbrecher.

* Er ist ein Fenzenbrecher.

Mit diesem Namen bezeichnet man in den Vereinigten Staaten Nordamerikas eigentlich diejenigen Kühe oder Ochsen, welche die Neigung besitzen, Fenzen zu durchbrechen, um zum Genuss der geschützten Feldfrüchte zu gelangen. Thiere dieser Art können für einen ganzen Umkreis sehr gefährlich werden, da die ganze übrige Heerde ihnen dann folgt, sobald die Bresche eröffnet ist. Man sucht sie daher soviel als möglich auszumerzen; denn wenn man ihnen auch die Augen bedeckt, so nützt dies nicht viel. Uneigentlich wird das Wort auf kühne Vorgänger, auf Bahnbrecher, auf Personen angewandt, welche Schwierigkeiten überwinden, sich durch Hindernisse nicht abschrecken lassen.


Ferdinand.

Ferdinand ist dem Teufel aus der Hölle gerannt. (Gegend von Brieg in Schlesien.)

Mit diesem Sprichwort ist offenbar dem Kaiser Ferdinand II., des "Sohnes der Jesuiten", der vom Jahre 1619-37 regierte und auf dessen Namen die Greuel des Dreissigjährigen Kriegs lasten, ein Gedächtniss gesetzt, das der Gesinnung der Schlesier entspricht.


Ferkel.

1 Am Ferkel wird oft gerochen, was die Sau verbrochen.

Lat.: Quod sus peccavit, succula saepe luit. (Sutor, 108.)

[Spaltenumbruch] 2 Ba der Fiärken viel sint, wärt de Drank dünne. (Iserlohn.) - Woeste, 67, 49.

3 Das Ferkel legt sich nieder, so man ihm an dem Bauche kratzt. - Eiselein, 166.

4 De Farken könnt nich lidn, watt de Mutte verschuldet hett. - Eichwald, 475.

5 Een schorfiget Farkel ward oft dat beste Schwein. (Ostpreuss.) - Frischbier, 177.

Ein schorfiges Ferkel wird das beste Schwein.

6 Ein Ferkel von einem Monat und eine junge Gans von drei ist ein königlich Essen.

Holl.: Neem biggen van eene maand, en eene gans van drie. (Harrebomee, I, 201.)

7 Ein reines Ferkel wird selten fett. - Winckler, II, 76.

8 Ferkel sind Ferkel, und zieht man ihm eine Chorkappe an, legt es sich doch in den Dreck. - Simrock, 2391.

Holl.: Men kan een varken geene reinheid leeren. (Harrebomee, II, 360.)

9 Friedlicher Ferkel haben viele Platz in Einem Stalle.

10 Ich bei hinte (heunte) nich wei a Farkel schloafen gegangen, sagte die Magd, 's hot mich a Junggeselle geharzt. (Schles.) - Frommann, III, 417, 635.

11 Man kann dat Farken nig in Sak kopen. (Holst.) - Schütze, I, 308.

Man muss beim Handel vorsichtig sein.

12 Man kann eher ein Ferkel am eingeseiften Schwanz halten, als einen Juristen am Jus.

13 Man muss das Ferkel nicht in der Tasche kaufen.

14 Me süht, dat en blend Ferken en Eikel fend. (Meurs.) - Firmenich, I, 403, 171.

15 Oft muss das Ferkel entgelten, was die Sau verdient.

16 Van Fickeln werd Süe (Säue), von Kinnern werd Lüe. (Büren.)

17 Viel Fiärken maket den Speil (Spülicht) dünne. (Soest.) - Firmenich, I, 348, 12.

Viel Ferkel machen den Trank dünne. (Körte, 1350.)

Viel Erben machen kleine Erbschaften.

Holl.: Daar de varkens veel zijn, valt de spoeling dun. (Harrebomee, II, 358.)

18 Wene dat Fickeln eboen werd, de hale den Sack up. (Hannover.) - Schambach, 197.

Wenn das Ferkel geboten wird, soll der Sack bereit sein. (Luther, 453; Simrock, 2389; Körte, 1349.) Wem die Gelegenheit kommt, der muss sie rasch ergreifen.

Holl.: Als men dat verken biet, sal die sac reet sijn. (Tunn., 5, 16.)

Lat.: Dum sus prebetur, tunc saccus promptificetur. - Saccus erit promptus, dum prebetur tibi porcus. (Fallersleben, 95.)

19 Wenn das Ferkel satt ist, stösst es den Trog um. - Simrock, 2392.

20 Wenn das Ferkel träumt, so träumt's von Träbern. - Simrock, 2390.

Holl.: Als dat varken droomt, zoo is't van draf. - Het varken droomt van een' drek. (Harrebomee, II, 359.)

Lat.: Somnia pro siliquis sus cernit quando quiescit. (Fallersleben, 110.)

21 Wenn Een 't Varkn ba'n ward, mutt de Sack apen stan. (S. 18.)

22 Wenn ein Ferkel reist nach Wien, kommt's zurück, so ist's ein Schwein.

23 Wenn man das Ferkel auch einen Vogel nennt, es bleibt doch ein Schwein.

Holl.: Men mag een varken een vogeltje noemen, het is en blijft een zwijn. (Harrebomee, II, 360.)

24 Wenn man ein Ferkel anrührt, so schreit es.

Frz.: Qui touche le fan de la truie, tant soit petit, il grogne et crie. (Leroux, I, 133.)

25 Wenn man ein Ferkel beim Schwanz nimmt, so schreien sie alle.

Holl.: Trekt men een varken bij den staart, dan schreeuwen zij allen. (Harrebomee, II, 360; Bohn I, 339.)

26 Wer das Ferkel haben will, muss den Sack aufheben. - Eiselein, 166.

Lat.: Beneficium invito non datur. (Altdorf, 72; Binder II, 334; Seybold, 53.) - Officium ne collocaris in invitum. (Philippi, II, 63.)

27 Wer reine Ferkel finden will, der such' am ersten April.

Engl.: There are not sweet onions, nor white pigs.

[Spaltenumbruch] *32 Entweder durch das Fenster oder durch die Thür.

Eins von beiden; es ist kein anderer Ausweg, kein Mittel.

*33 Er hat das Fenster immer unterm Halse.Lausitzer Magazin, XXX, 252.

Von einem, der immer im Fenster liegt.

*34 Er hat das Fenster zerschlagen und ich habe Brocken (Glas) in meinen Sack gethan.

Ich habe aus seinem Schaden Vortheil gezogen.

Frz.: Chercher chape-chute. (Lendroy, 312.)

*35 Etwas zum Fenster hinauswerfen.

Zweck- und nutzlos verschwenden, vergeuden.

*36 He hett Finster un Dören los. (Kiel.) – Schütze, I, 317.

Ist sehr offenherzig.

*37 Im mittlern Fenster stehend, kitzelt er die am Hintern, welche am obern Fenster sitzen und beschimpft durch unanständige Töne die am untern.Burckhardt, 479.

Von denen, welche sowol die Leute über als unter sich mit Gemeinheit und Schamlosigkeit behandeln.

*38 Macht's Fenster auf, lasst sie hinaus. (Nürtingen.)

Umschreibend für: Das ist eine Lüge.

*39 Machts Fanster uf, doss de Lîgen naus kinnen.Frommann, III, 416, 599.

*40 Sie hoan em traffliche blooe Fanster gemacht.Gomolcke, 895; Robinson, 212.

Er hat Prügelspuren, Schlagmale im Gesicht.

*41 Ut hoge Finsters kiken.Eichwald, 512.

Aus hohen Fenstern sehen. Hochmüthig sein.


Fensterbank.

* Er hat's auf der Fensterbank im Walde gefunden.

So gut wie gestohlen.


Fensterfliege.

* Hei heat Fensterfleigen im Koppe. (Westf.)

Von einem Stolzen, Eingebildeten.


Fenstergitter.

Die Fenstergitter nützen wenig, wenn der Mönch zur Nonne will.Klosterspiegel, 79, 3.


Fensterladen.

*1 Er klopft die Fensterladen fest. (Meiningen.)

Er bettelt.

*2 Jemandem die Fensterladen anhalten. (Ostpreuss.) – Frischbier, 176.

Ihm blaue Augen schlagen.


Fensterschau.

Fensterschau macht keine gute Hausfrau.

Frz.: Fille fenestrière ou trottière rarement bonne ménagère. (Leroux, I, 153.)


Fent.

* En dullen Fent1.Eichwald, 495.

1) Bursche, Junge. (Stürenberg, 53.)


Fenze.

1 Wer auf der Fenz1 sitzt, bekommt Prügel von zwei Seiten. (Ohio.)

1) Zaun, Einfriedigung.

*2 Auf der Fenze sitzen.

In Nordamerika will man damit sagen, dass jemand keiner von den scharf hervortretenden Parteien angehöre, weder inner- noch ausserhalb des eingezäunten Feldes sich befinde, sondern eine neutrale oder zuwartende Stellung eingenommen habe.


Fenzenbrecher.

* Er ist ein Fenzenbrecher.

Mit diesem Namen bezeichnet man in den Vereinigten Staaten Nordamerikas eigentlich diejenigen Kühe oder Ochsen, welche die Neigung besitzen, Fenzen zu durchbrechen, um zum Genuss der geschützten Feldfrüchte zu gelangen. Thiere dieser Art können für einen ganzen Umkreis sehr gefährlich werden, da die ganze übrige Heerde ihnen dann folgt, sobald die Bresche eröffnet ist. Man sucht sie daher soviel als möglich auszumerzen; denn wenn man ihnen auch die Augen bedeckt, so nützt dies nicht viel. Uneigentlich wird das Wort auf kühne Vorgänger, auf Bahnbrecher, auf Personen angewandt, welche Schwierigkeiten überwinden, sich durch Hindernisse nicht abschrecken lassen.


Ferdinand.

Ferdinand ist dem Teufel aus der Hölle gerannt. (Gegend von Brieg in Schlesien.)

Mit diesem Sprichwort ist offenbar dem Kaiser Ferdinand II., des „Sohnes der Jesuiten“, der vom Jahre 1619-37 regierte und auf dessen Namen die Greuel des Dreissigjährigen Kriegs lasten, ein Gedächtniss gesetzt, das der Gesinnung der Schlesier entspricht.


Ferkel.

1 Am Ferkel wird oft gerochen, was die Sau verbrochen.

Lat.: Quod sus peccavit, succula saepe luit. (Sutor, 108.)

[Spaltenumbruch] 2 Ba der Fiärken viel sint, wärt de Drank dünne. (Iserlohn.) – Woeste, 67, 49.

3 Das Ferkel legt sich nieder, so man ihm an dem Bauche kratzt.Eiselein, 166.

4 De Farken könnt nich lidn, watt de Mutte verschuldet hett.Eichwald, 475.

5 Een schorfiget Farkel ward oft dat beste Schwîn. (Ostpreuss.) – Frischbier, 177.

Ein schorfiges Ferkel wird das beste Schwein.

6 Ein Ferkel von einem Monat und eine junge Gans von drei ist ein königlich Essen.

Holl.: Neem biggen van ééne maand, en eene gans van drie. (Harrebomée, I, 201.)

7 Ein reines Ferkel wird selten fett.Winckler, II, 76.

8 Ferkel sind Ferkel, und zieht man ihm eine Chorkappe an, legt es sich doch in den Dreck.Simrock, 2391.

Holl.: Men kan een varken geene reinheid leeren. (Harrebomée, II, 360.)

9 Friedlicher Ferkel haben viele Platz in Einem Stalle.

10 Ich bî hinte (heunte) nich wî a Farkel schloafen gegangen, sagte die Magd, 's hôt mich a Junggeselle geharzt. (Schles.) – Frommann, III, 417, 635.

11 Man kann dat Farken nig in Sak kôpen. (Holst.) – Schütze, I, 308.

Man muss beim Handel vorsichtig sein.

12 Man kann eher ein Ferkel am eingeseiften Schwanz halten, als einen Juristen am Jus.

13 Man muss das Ferkel nicht in der Tasche kaufen.

14 Me süht, dat en blend Ferken en Eikel fend. (Meurs.) – Firmenich, I, 403, 171.

15 Oft muss das Ferkel entgelten, was die Sau verdient.

16 Van Fickeln werd Süe (Säue), von Kinnern werd Lüe. (Büren.)

17 Viel Fiärken maket den Speil (Spülicht) dünne. (Soest.) – Firmenich, I, 348, 12.

Viel Ferkel machen den Trank dünne. (Körte, 1350.)

Viel Erben machen kleine Erbschaften.

Holl.: Daar de varkens veel zijn, valt de spoeling dun. (Harrebomée, II, 358.)

18 Wêne dat Fickeln eboen werd, de hâle den Sack up. (Hannover.) – Schambach, 197.

Wenn das Ferkel geboten wird, soll der Sack bereit sein. (Luther, 453; Simrock, 2389; Körte, 1349.) Wem die Gelegenheit kommt, der muss sie rasch ergreifen.

Holl.: Als men dat verken biet, sal die sac reet sijn. (Tunn., 5, 16.)

Lat.: Dum sus prebetur, tunc saccus promptificetur. – Saccus erit promptus, dum prebetur tibi porcus. (Fallersleben, 95.)

19 Wenn das Ferkel satt ist, stösst es den Trog um.Simrock, 2392.

20 Wenn das Ferkel träumt, so träumt's von Träbern.Simrock, 2390.

Holl.: Als dat varken droomt, zoo is't van draf. – Het varken droomt van een' drek. (Harrebomée, II, 359.)

Lat.: Somnia pro siliquis sus cernit quando quiescit. (Fallersleben, 110.)

21 Wenn Een 't Varkn ba'n ward, mutt de Sack apen stan. (S. 18.)

22 Wenn ein Ferkel reist nach Wien, kommt's zurück, so ist's ein Schwîn.

23 Wenn man das Ferkel auch einen Vogel nennt, es bleibt doch ein Schwein.

Holl.: Men mag een varken een vogeltje noemen, het is en blijft een zwijn. (Harrebomée, II, 360.)

24 Wenn man ein Ferkel anrührt, so schreit es.

Frz.: Qui touche le fan de la truie, tant soit petit, il grogne et crie. (Leroux, I, 133.)

25 Wenn man ein Ferkel beim Schwanz nimmt, so schreien sie alle.

Holl.: Trekt men één varken bij den staart, dan schreeuwen zij allen. (Harrebomée, II, 360; Bohn I, 339.)

26 Wer das Ferkel haben will, muss den Sack aufheben.Eiselein, 166.

Lat.: Beneficium invito non datur. (Altdorf, 72; Binder II, 334; Seybold, 53.) – Officium ne collocaris in invitum. (Philippi, II, 63.)

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[[491]/0519] *32 Entweder durch das Fenster oder durch die Thür. Eins von beiden; es ist kein anderer Ausweg, kein Mittel. *33 Er hat das Fenster immer unterm Halse. – Lausitzer Magazin, XXX, 252. Von einem, der immer im Fenster liegt. *34 Er hat das Fenster zerschlagen und ich habe Brocken (Glas) in meinen Sack gethan. Ich habe aus seinem Schaden Vortheil gezogen. Frz.: Chercher chape-chute. (Lendroy, 312.) *35 Etwas zum Fenster hinauswerfen. Zweck- und nutzlos verschwenden, vergeuden. *36 He hett Finster un Dören los. (Kiel.) – Schütze, I, 317. Ist sehr offenherzig. *37 Im mittlern Fenster stehend, kitzelt er die am Hintern, welche am obern Fenster sitzen und beschimpft durch unanständige Töne die am untern. – Burckhardt, 479. Von denen, welche sowol die Leute über als unter sich mit Gemeinheit und Schamlosigkeit behandeln. *38 Macht's Fenster auf, lasst sie hinaus. (Nürtingen.) Umschreibend für: Das ist eine Lüge. *39 Machts Fanster uf, doss de Lîgen naus kinnen. – Frommann, III, 416, 599. *40 Sie hoan em traffliche blooe Fanster gemacht. – Gomolcke, 895; Robinson, 212. Er hat Prügelspuren, Schlagmale im Gesicht. *41 Ut hoge Finsters kiken. – Eichwald, 512. Aus hohen Fenstern sehen. Hochmüthig sein. Fensterbank. * Er hat's auf der Fensterbank im Walde gefunden. So gut wie gestohlen. Fensterfliege. * Hei heat Fensterfleigen im Koppe. (Westf.) Von einem Stolzen, Eingebildeten. Fenstergitter. Die Fenstergitter nützen wenig, wenn der Mönch zur Nonne will. – Klosterspiegel, 79, 3. Fensterladen. *1 Er klopft die Fensterladen fest. (Meiningen.) Er bettelt. *2 Jemandem die Fensterladen anhalten. (Ostpreuss.) – Frischbier, 176. Ihm blaue Augen schlagen. Fensterschau. Fensterschau macht keine gute Hausfrau. Frz.: Fille fenestrière ou trottière rarement bonne ménagère. (Leroux, I, 153.) Fent. * En dullen Fent1. – Eichwald, 495. 1) Bursche, Junge. (Stürenberg, 53.) Fenze. 1 Wer auf der Fenz1 sitzt, bekommt Prügel von zwei Seiten. (Ohio.) 1) Zaun, Einfriedigung. *2 Auf der Fenze sitzen. In Nordamerika will man damit sagen, dass jemand keiner von den scharf hervortretenden Parteien angehöre, weder inner- noch ausserhalb des eingezäunten Feldes sich befinde, sondern eine neutrale oder zuwartende Stellung eingenommen habe. Fenzenbrecher. * Er ist ein Fenzenbrecher. Mit diesem Namen bezeichnet man in den Vereinigten Staaten Nordamerikas eigentlich diejenigen Kühe oder Ochsen, welche die Neigung besitzen, Fenzen zu durchbrechen, um zum Genuss der geschützten Feldfrüchte zu gelangen. Thiere dieser Art können für einen ganzen Umkreis sehr gefährlich werden, da die ganze übrige Heerde ihnen dann folgt, sobald die Bresche eröffnet ist. Man sucht sie daher soviel als möglich auszumerzen; denn wenn man ihnen auch die Augen bedeckt, so nützt dies nicht viel. Uneigentlich wird das Wort auf kühne Vorgänger, auf Bahnbrecher, auf Personen angewandt, welche Schwierigkeiten überwinden, sich durch Hindernisse nicht abschrecken lassen. Ferdinand. Ferdinand ist dem Teufel aus der Hölle gerannt. (Gegend von Brieg in Schlesien.) Mit diesem Sprichwort ist offenbar dem Kaiser Ferdinand II., des „Sohnes der Jesuiten“, der vom Jahre 1619-37 regierte und auf dessen Namen die Greuel des Dreissigjährigen Kriegs lasten, ein Gedächtniss gesetzt, das der Gesinnung der Schlesier entspricht. Ferkel. 1 Am Ferkel wird oft gerochen, was die Sau verbrochen. Lat.: Quod sus peccavit, succula saepe luit. (Sutor, 108.) 2 Ba der Fiärken viel sint, wärt de Drank dünne. (Iserlohn.) – Woeste, 67, 49. 3 Das Ferkel legt sich nieder, so man ihm an dem Bauche kratzt. – Eiselein, 166. 4 De Farken könnt nich lidn, watt de Mutte verschuldet hett. – Eichwald, 475. 5 Een schorfiget Farkel ward oft dat beste Schwîn. (Ostpreuss.) – Frischbier, 177. Ein schorfiges Ferkel wird das beste Schwein. 6 Ein Ferkel von einem Monat und eine junge Gans von drei ist ein königlich Essen. Holl.: Neem biggen van ééne maand, en eene gans van drie. (Harrebomée, I, 201.) 7 Ein reines Ferkel wird selten fett. – Winckler, II, 76. 8 Ferkel sind Ferkel, und zieht man ihm eine Chorkappe an, legt es sich doch in den Dreck. – Simrock, 2391. Holl.: Men kan een varken geene reinheid leeren. (Harrebomée, II, 360.) 9 Friedlicher Ferkel haben viele Platz in Einem Stalle. 10 Ich bî hinte (heunte) nich wî a Farkel schloafen gegangen, sagte die Magd, 's hôt mich a Junggeselle geharzt. (Schles.) – Frommann, III, 417, 635. 11 Man kann dat Farken nig in Sak kôpen. (Holst.) – Schütze, I, 308. Man muss beim Handel vorsichtig sein. 12 Man kann eher ein Ferkel am eingeseiften Schwanz halten, als einen Juristen am Jus. 13 Man muss das Ferkel nicht in der Tasche kaufen. 14 Me süht, dat en blend Ferken en Eikel fend. (Meurs.) – Firmenich, I, 403, 171. 15 Oft muss das Ferkel entgelten, was die Sau verdient. 16 Van Fickeln werd Süe (Säue), von Kinnern werd Lüe. (Büren.) 17 Viel Fiärken maket den Speil (Spülicht) dünne. (Soest.) – Firmenich, I, 348, 12. Viel Ferkel machen den Trank dünne. (Körte, 1350.) Viel Erben machen kleine Erbschaften. Holl.: Daar de varkens veel zijn, valt de spoeling dun. (Harrebomée, II, 358.) 18 Wêne dat Fickeln eboen werd, de hâle den Sack up. (Hannover.) – Schambach, 197. Wenn das Ferkel geboten wird, soll der Sack bereit sein. (Luther, 453; Simrock, 2389; Körte, 1349.) Wem die Gelegenheit kommt, der muss sie rasch ergreifen. Holl.: Als men dat verken biet, sal die sac reet sijn. (Tunn., 5, 16.) Lat.: Dum sus prebetur, tunc saccus promptificetur. – Saccus erit promptus, dum prebetur tibi porcus. (Fallersleben, 95.) 19 Wenn das Ferkel satt ist, stösst es den Trog um. – Simrock, 2392. 20 Wenn das Ferkel träumt, so träumt's von Träbern. – Simrock, 2390. Holl.: Als dat varken droomt, zoo is't van draf. – Het varken droomt van een' drek. (Harrebomée, II, 359.) Lat.: Somnia pro siliquis sus cernit quando quiescit. (Fallersleben, 110.) 21 Wenn Een 't Varkn ba'n ward, mutt de Sack apen stan. (S. 18.) 22 Wenn ein Ferkel reist nach Wien, kommt's zurück, so ist's ein Schwîn. 23 Wenn man das Ferkel auch einen Vogel nennt, es bleibt doch ein Schwein. Holl.: Men mag een varken een vogeltje noemen, het is en blijft een zwijn. (Harrebomée, II, 360.) 24 Wenn man ein Ferkel anrührt, so schreit es. Frz.: Qui touche le fan de la truie, tant soit petit, il grogne et crie. (Leroux, I, 133.) 25 Wenn man ein Ferkel beim Schwanz nimmt, so schreien sie alle. Holl.: Trekt men één varken bij den staart, dan schreeuwen zij allen. (Harrebomée, II, 360; Bohn I, 339.) 26 Wer das Ferkel haben will, muss den Sack aufheben. – Eiselein, 166. Lat.: Beneficium invito non datur. (Altdorf, 72; Binder II, 334; Seybold, 53.) – Officium ne collocaris in invitum. (Philippi, II, 63.) 27 Wer reine Ferkel finden will, der such' am ersten April. Engl.: There are not sweet onions, nor white pigs.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [491]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/519>, abgerufen am 22.11.2024.