Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] Speckmeister. Die Speckseiten wurden ihm zugezählt und er musste Rechnung darüber führen. Dennoch gelang es ihm, seinen Herrn zu betrügen. Er liess sich bei einem Schmiede lange, schmale, dünne und zweischneidige Messerchen machen. Mit diesen Instrumenten und einem Kohlenbecken versehen, ging er des Nachts in sein Specklager, machte die Messerchen eins nach dem andern glühend, fuhr damit in die Speckseiten, deren jede einiges Fett fahren lassen musste, das er in einem Gefäss auffing. Wenn er eine Menge gesammelt hatte, verkaufte er es. Nach einiger Zeit erschien er mit einer rothen Kappe, wie man sie damals bei Hofe trug, statt der gewöhnlichen Narrenkappe. Als der Kurfürst den Klaus fragte, woher er die Kappe habe, erwiderte er immer nur die geheimnissvollen Worte: "Aemtchen bringt Käppchen." Bei Untersuchung der ihm übergebenen Speckvorräthe fand man der Zahl nach alles richtig; aber er selbst gestand nachher seinem Gebieter, dass mehrere der dort hängenden Speckseiten nichts seien, als die äussere Hülle derselben, indem er es gemacht habe, wie alle andern Beamten, die das Fett des Landes sich selbst zueigneten und ihrem Gebieter die leeren Hülsen liessen. Etwas davon abweichend erzählt Agricola in seinen Sprichwörtern (Nr. 290) den Ursprung desselben, umständlicher Kaspar Henneberger in der "Preussischen Chronik" (S. 479) und aus ihr Gregor Richter in seinem "Axiom. polit.", S. 805. (Vgl. auch Bragur, von Gräter, Bd. 6, Abth. 2.) (S. Amt.)

Frz.: Il n'y a point d'emploi sans benefice. - On ne peut manier le beurre, qu'on ne s'engraisse les doigts.

Lat.: Quodlibet officium lucri pinguedine crassum.

2 Es ist kein Aemtchen so klein, es trägt was ein, sagte des Küsters Frau, da hatte sie das Oel aus der Kapelle genommen.


Aemtlein.

1 Aemtle - Schlämple.

Schlamp bezeichnet sowol nachlässiges Thun, als zufälligen oder herbeigeführten Nebengewinn.

2 Es ist kein Aemtlein, es hat sein Schlämplein.

3 Es ist kein Aemtlein so klein, dass man sich dabei nicht den Galgen verdienen kann. (Oesterreich.)

4 Es ist kein Aemtlein so klein, es ist henkenswerth. - Erklärung, 22.

5 Jedes Aemtlein hat sein Schlämplein -

das zu Veruntreuungen, zum nefas führt.

Lat.: Tam probus haud quisquam toto reperitur in orbe, officium qui expers utilitatis agat.

6 Viel Aemtlein, viel Schlämplein.

*7 Er sucht ein Aemtlein.

Frz.: C'est un valet a louer.


Amtleute.

1 Amtleute geben dem Herrn ein Ei und nehmen den Unterthanen zwei.

2 Amtleute haben die Schlüssel zu der Bauern Gelde.

3 Amtleute hüten wie der Fuchs die Gänschen, und richten wie der Wolf über die Schafe.

4 Amtleute kommen eher in Gefahr als ein Schiffmann.

Der Unterthanen Beschwerden sind gegen sie, können ihnen indessen da, wo man die vortreffliche Erfindung der Competenzconflicte zur Anwendung gebracht hat, wenig schaden.

5 Amtleute machen ein Loch auf und stopfen das andere zu.

6 Amtleute müssen klug sein.

Als der Landgraf Wilhelm zu Hessen einen Edelmann fragte, wann er anfangen wolle, witzig zu werden, so antwortete er: "Gebt mir ein Amt, so werd' ich auch klug sein; in meinem jetzigen Stande brauche ich's nicht."

7 Amtleute müssen manche Pille verschlucken.

8 Amtleute nehmen die Leilaken (Inletten) von einem Bette und decken sie aufs andere.

9 Amtleute nehmen von den Füssen und (schmücken) decken damit den Kopf.

10 Amtleute nehmen von einem Altar und schmücken damit den andern.

11 Amtleute schneiden das beste Stück vom Tuch; Gott geb', dass dem Herrn zu einem Rock übrig bleibt.

12 Amtleute sollen die Bauern hegen, aber nit fegen; sich ihrer erbarmen, aber sie nit verarmen; in Noth erfreuen, aber nit mit Strafe bedräuen; ihre Arbeit ehren, aber nit beschweren. - Lehmann.

[Spaltenumbruch] 13 Amtleute und Pfleger, Förster und Häger, Schaffner und Jäger, Schösser und Procurator, Verwalter und Curator haben nicht grossen Lohn, werden gleichwol reich davon.

Wie mag das wol zugehen?

14 Amtleute und Schösser bauen schöne Schlösser.

15 Mit Amtleuten und Vögten ist gut umzugehen, wenn man dem Arsch nimmt, dass man den Kopf deckt. - Fischart, Prakt.

16 Neue Amtleute und neue Karren, wenn man sie zuerst braucht, sie knarren.

17 Schlechte Amtleute (Beamte) und Wanzen muss man mit scharfen Mitteln curanzen.

18 Was die Amtleute gefressen, das wird dem Herrn zugemessen.


Amtmann.

1 Amtmann - verdammt man. - Geiler, XVIII.

2 De ole Amtmann weer doch mitn Buck tofredn, disse awer will de ganze Herde. (Oldenburg.)

3 Der Amtmann stirbt, das Amt bleibt.

4 Der Amtmann vergeht (stirbt), das Amt besteht.

Lat.: Dignitas non moritur.

5 Der Amtme verdammt me. (Luzern.)

6 Ein Amtmann auf dem Land hat das Geld der Bauern in der Hand.

7 Ein Amtmann gibt seinem Herrn grossen Nutzen vor, da sieben Schäden dahinterliegen.

8 Rufe den Amtmann, sagte der Herr zur Magd, als sie meldete, dass der Fleischer den Ochsen sehen wolle.

9 Unser Amtmann thut nie einen Schritt umsonst.

10 Wer beim Amtmann eine Gans will essen, dem werden die Federn theuer zugemessen.

*11 Ach ja, Herr Amtmann, ja. Schluss von Gellert's Fabel: Die Bauern und der Amtmann.


Amtsgesicht.

* Ein Amtsgesicht aufstecken (machen).


Amtskleid.

Das Amtskleid ist der Deckschalk.


Amtsmiene.

* Eine Amtsmiene annehmen (machen).


Amtsschimmel.

Den Amtsschimmel will jedermann reiten.


Amusiren.

Er amusirt sich, wie der Mops im Tischkasten.

Damit bezeichnen die Berliner den höchsten Grad von Langeweile.


Amyris.

Amyris ist wahnsinnig.

Dies altgriechische Sprichwort wurde gebraucht, wenn einer allein eine Gefahr voraussah und sich deshalb bei Zeiten in Acht nahm, andere ihn aber eben wegen solcher Vorsicht für einen Narren hielten, bis sie endlich zu ihrem Schaden einsahen, dass sie Narren gewesen. - Amyris, ein Sybarite, war von seinen Landsleuten nach Delphis geschickt worden, um das Orakel zu fragen, wie lange sie sich ihres glücklichen Zustandes zu erfreuen haben würden, worauf er die Antwort erhielt: so lange, bis sie würden anfangen die Menschen mehr als die Götter zu ehren. Als Amyris glaubte, dass ein solcher Fall eingetreten sei, packte er seine Sachen zusammen und zog fort; die Sybariten nannten ihn wahnsinnig, mussten aber erfahren, dass ihn ein richtiger Blick dem Unglück zu rechter Zeit entzogen habe.


An.

1 Sach (sachte) an, söns brekt de Lein. (Meurs.) - Firmenich, I, 403.

2 Sanft an, so bricht (reisst) die Leine (Seil, Tau) nicht. - Sprenger I.

Gehe nicht mit Leidenschaft zu Werke, damit die Ausführung nicht mislingt. Von Zugschiffen entlehnt, durch welche Güter mittels Pferden befördert werden, wobei durch plötzliches Antreiben der Pferde das Seil leiden kann.


Ananas.

1 Die Ananas ist auch nur eine Frucht. - Altmann V.

2 Eine Ananas wird leicht sauer im Magen des Armen. (Nishnij-Nowgorod.)

3 Man muss der Ananas gleichen; was man an ihr nicht essen kann, lässt sich zu Flachs verspinnen.


Anbären.

* Jemand anbären. (Leipzig.)

Heftig, grob anreden.


[Spaltenumbruch] Speckmeister. Die Speckseiten wurden ihm zugezählt und er musste Rechnung darüber führen. Dennoch gelang es ihm, seinen Herrn zu betrügen. Er liess sich bei einem Schmiede lange, schmale, dünne und zweischneidige Messerchen machen. Mit diesen Instrumenten und einem Kohlenbecken versehen, ging er des Nachts in sein Specklager, machte die Messerchen eins nach dem andern glühend, fuhr damit in die Speckseiten, deren jede einiges Fett fahren lassen musste, das er in einem Gefäss auffing. Wenn er eine Menge gesammelt hatte, verkaufte er es. Nach einiger Zeit erschien er mit einer rothen Kappe, wie man sie damals bei Hofe trug, statt der gewöhnlichen Narrenkappe. Als der Kurfürst den Klaus fragte, woher er die Kappe habe, erwiderte er immer nur die geheimnissvollen Worte: „Aemtchen bringt Käppchen.“ Bei Untersuchung der ihm übergebenen Speckvorräthe fand man der Zahl nach alles richtig; aber er selbst gestand nachher seinem Gebieter, dass mehrere der dort hängenden Speckseiten nichts seien, als die äussere Hülle derselben, indem er es gemacht habe, wie alle andern Beamten, die das Fett des Landes sich selbst zueigneten und ihrem Gebieter die leeren Hülsen liessen. Etwas davon abweichend erzählt Agricola in seinen Sprichwörtern (Nr. 290) den Ursprung desselben, umständlicher Kaspar Henneberger in der „Preussischen Chronik“ (S. 479) und aus ihr Gregor Richter in seinem „Axiom. polit.“, S. 805. (Vgl. auch Bragur, von Gräter, Bd. 6, Abth. 2.) (S. Amt.)

Frz.: Il n'y a point d'emploi sans bénéfice. – On ne peut manier le beurre, qu'on ne s'engraisse les doigts.

Lat.: Quodlibet officium lucri pinguedine crassum.

2 Es ist kein Aemtchen so klein, es trägt was ein, sagte des Küsters Frau, da hatte sie das Oel aus der Kapelle genommen.


Aemtlein.

1 Aemtle – Schlämple.

Schlamp bezeichnet sowol nachlässiges Thun, als zufälligen oder herbeigeführten Nebengewinn.

2 Es ist kein Aemtlein, es hat sein Schlämplein.

3 Es ist kein Aemtlein so klein, dass man sich dabei nicht den Galgen verdienen kann. (Oesterreich.)

4 Es ist kein Aemtlein so klein, es ist henkenswerth.Erklärung, 22.

5 Jedes Aemtlein hat sein Schlämplein –

das zu Veruntreuungen, zum nefas führt.

Lat.: Tam probus haud quisquam toto reperitur in orbe, officium qui expers utilitatis agat.

6 Viel Aemtlein, viel Schlämplein.

*7 Er sucht ein Aemtlein.

Frz.: C'est un valet à louer.


Amtleute.

1 Amtleute geben dem Herrn ein Ei und nehmen den Unterthanen zwei.

2 Amtleute haben die Schlüssel zu der Bauern Gelde.

3 Amtleute hüten wie der Fuchs die Gänschen, und richten wie der Wolf über die Schafe.

4 Amtleute kommen eher in Gefahr als ein Schiffmann.

Der Unterthanen Beschwerden sind gegen sie, können ihnen indessen da, wo man die vortreffliche Erfindung der Competenzconflicte zur Anwendung gebracht hat, wenig schaden.

5 Amtleute machen ein Loch auf und stopfen das andere zu.

6 Amtleute müssen klug sein.

Als der Landgraf Wilhelm zu Hessen einen Edelmann fragte, wann er anfangen wolle, witzig zu werden, so antwortete er: „Gebt mir ein Amt, so werd' ich auch klug sein; in meinem jetzigen Stande brauche ich's nicht.“

7 Amtleute müssen manche Pille verschlucken.

8 Amtleute nehmen die Leilaken (Inletten) von einem Bette und decken sie aufs andere.

9 Amtleute nehmen von den Füssen und (schmücken) decken damit den Kopf.

10 Amtleute nehmen von einem Altar und schmücken damit den andern.

11 Amtleute schneiden das beste Stück vom Tuch; Gott geb', dass dem Herrn zu einem Rock übrig bleibt.

12 Amtleute sollen die Bauern hegen, aber nit fegen; sich ihrer erbarmen, aber sie nit verarmen; in Noth erfreuen, aber nit mit Strafe bedräuen; ihre Arbeit ehren, aber nit beschweren.Lehmann.

[Spaltenumbruch] 13 Amtleute und Pfleger, Förster und Häger, Schaffner und Jäger, Schösser und Procurator, Verwalter und Curator haben nicht grossen Lohn, werden gleichwol reich davon.

Wie mag das wol zugehen?

14 Amtleute und Schösser bauen schöne Schlösser.

15 Mit Amtleuten und Vögten ist gut umzugehen, wenn man dem Arsch nimmt, dass man den Kopf deckt.Fischart, Prakt.

16 Neue Amtleute und neue Karren, wenn man sie zuerst braucht, sie knarren.

17 Schlechte Amtleute (Beamte) und Wanzen muss man mit scharfen Mitteln curanzen.

18 Was die Amtleute gefressen, das wird dem Herrn zugemessen.


Amtmann.

1 Amtmann – verdammt man.Geiler, XVIII.

2 De ôle Amtmann weer doch mitn Buck tofrêdn, disse awer will de ganze Hêrde. (Oldenburg.)

3 Der Amtmann stirbt, das Amt bleibt.

4 Der Amtmann vergeht (stirbt), das Amt besteht.

Lat.: Dignitas non moritur.

5 Der Amtme verdammt me. (Luzern.)

6 Ein Amtmann auf dem Land hat das Geld der Bauern in der Hand.

7 Ein Amtmann gibt seinem Herrn grossen Nutzen vor, da sieben Schäden dahinterliegen.

8 Rufe den Amtmann, sagte der Herr zur Magd, als sie meldete, dass der Fleischer den Ochsen sehen wolle.

9 Unser Amtmann thut nie einen Schritt umsonst.

10 Wer beim Amtmann eine Gans will essen, dem werden die Federn theuer zugemessen.

*11 Ach ja, Herr Amtmann, ja. Schluss von Gellert's Fabel: Die Bauern und der Amtmann.


Amtsgesicht.

* Ein Amtsgesicht aufstecken (machen).


Amtskleid.

Das Amtskleid ist der Deckschalk.


Amtsmiene.

* Eine Amtsmiene annehmen (machen).


Amtsschimmel.

Den Amtsschimmel will jedermann reiten.


Amusiren.

Er amusirt sich, wie der Mops im Tischkasten.

Damit bezeichnen die Berliner den höchsten Grad von Langeweile.


Amyris.

Amyris ist wahnsinnig.

Dies altgriechische Sprichwort wurde gebraucht, wenn einer allein eine Gefahr voraussah und sich deshalb bei Zeiten in Acht nahm, andere ihn aber eben wegen solcher Vorsicht für einen Narren hielten, bis sie endlich zu ihrem Schaden einsahen, dass sie Narren gewesen. – Amyris, ein Sybarite, war von seinen Landsleuten nach Delphis geschickt worden, um das Orakel zu fragen, wie lange sie sich ihres glücklichen Zustandes zu erfreuen haben würden, worauf er die Antwort erhielt: so lange, bis sie würden anfangen die Menschen mehr als die Götter zu ehren. Als Amyris glaubte, dass ein solcher Fall eingetreten sei, packte er seine Sachen zusammen und zog fort; die Sybariten nannten ihn wahnsinnig, mussten aber erfahren, dass ihn ein richtiger Blick dem Unglück zu rechter Zeit entzogen habe.


An.

1 Sâch (sachte) an, söns brekt de Lîn. (Meurs.) – Firmenich, I, 403.

2 Sanft an, so bricht (reisst) die Leine (Seil, Tau) nicht.Sprenger I.

Gehe nicht mit Leidenschaft zu Werke, damit die Ausführung nicht mislingt. Von Zugschiffen entlehnt, durch welche Güter mittels Pferden befördert werden, wobei durch plötzliches Antreiben der Pferde das Seil leiden kann.


Ananas.

1 Die Ananas ist auch nur eine Frucht.Altmann V.

2 Eine Ananas wird leicht sauer im Magen des Armen. (Nishnij-Nowgorod.)

3 Man muss der Ananas gleichen; was man an ihr nicht essen kann, lässt sich zu Flachs verspinnen.


Anbären.

* Jemand anbären. (Leipzig.)

Heftig, grob anreden.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"><pb facs="#f0065" n="[37]"/><cb n="73"/>
Speckmeister. Die Speckseiten wurden ihm zugezählt und er musste Rechnung darüber führen. Dennoch gelang es ihm, seinen Herrn zu betrügen. Er liess sich bei einem Schmiede lange, schmale, dünne und zweischneidige Messerchen machen. Mit diesen Instrumenten und einem Kohlenbecken versehen, ging er des Nachts in sein Specklager, machte die Messerchen eins nach dem andern glühend, fuhr damit in die Speckseiten, deren jede einiges Fett fahren lassen musste, das er in einem Gefäss auffing. Wenn er eine Menge gesammelt hatte, verkaufte er es. Nach einiger Zeit erschien er mit einer rothen Kappe, wie man sie damals bei Hofe trug, statt der gewöhnlichen Narrenkappe. Als der Kurfürst den Klaus fragte, woher er die Kappe habe, erwiderte er immer nur die geheimnissvollen Worte: &#x201E;Aemtchen bringt Käppchen.&#x201C; Bei Untersuchung der ihm übergebenen Speckvorräthe fand man der Zahl nach alles richtig; aber er selbst gestand nachher seinem Gebieter, dass mehrere der dort hängenden Speckseiten nichts seien, als die äussere Hülle derselben, indem er es gemacht habe, wie alle andern Beamten, die das Fett des Landes sich selbst zueigneten und ihrem Gebieter die leeren Hülsen liessen. Etwas davon abweichend erzählt Agricola in seinen Sprichwörtern (Nr. 290) den Ursprung desselben, umständlicher Kaspar Henneberger in der &#x201E;Preussischen Chronik&#x201C; (S. 479) und aus ihr Gregor Richter in seinem &#x201E;Axiom. polit.&#x201C;, S. 805. (Vgl. auch <hi rendition="#i">Bragur, von Gräter, Bd. 6, Abth. 2.</hi>) (S.  Amt.)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Il n'y a point d'emploi sans bénéfice. &#x2013; On ne peut manier le beurre, qu'on ne s'engraisse les doigts.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Quodlibet officium lucri pinguedine crassum.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Es ist kein Aemtchen so klein, es trägt was ein, sagte des Küsters Frau, da hatte sie das Oel aus der Kapelle genommen.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Aemtlein.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Aemtle &#x2013; Schlämple.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Schlamp bezeichnet sowol nachlässiges Thun, als zufälligen oder herbeigeführten Nebengewinn.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Es ist kein Aemtlein, es hat sein Schlämplein.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Es ist kein Aemtlein so klein, dass man sich dabei nicht den Galgen verdienen kann.</hi> (<hi rendition="#i">Oesterreich.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Es ist kein Aemtlein so klein, es ist henkenswerth.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Erklärung, 22.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Jedes Aemtlein hat sein Schlämplein &#x2013;</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">das zu Veruntreuungen, zum nefas führt.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Tam probus haud quisquam toto reperitur in orbe, officium qui expers utilitatis agat.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Viel Aemtlein, viel Schlämplein.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*7 Er sucht ein Aemtlein.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: C'est un valet à louer.</p><lb/>
          <p/><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Amtleute.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Amtleute geben dem Herrn ein Ei und nehmen den Unterthanen zwei.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Amtleute haben die Schlüssel zu der Bauern Gelde.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Amtleute hüten wie der Fuchs die Gänschen, und richten wie der Wolf über die Schafe.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Amtleute kommen eher in Gefahr als ein Schiffmann.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Der Unterthanen Beschwerden sind gegen sie, können ihnen indessen da, wo man die vortreffliche Erfindung der Competenzconflicte zur Anwendung gebracht hat, wenig schaden.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Amtleute machen ein Loch auf und stopfen das andere zu.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Amtleute müssen klug sein.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Als der Landgraf Wilhelm zu Hessen einen Edelmann fragte, wann er anfangen wolle, witzig zu werden, so antwortete er: &#x201E;Gebt mir ein Amt, so werd' ich auch klug sein; in meinem jetzigen Stande brauche ich's nicht.&#x201C;</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">7 Amtleute müssen manche Pille verschlucken.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">8 Amtleute nehmen die Leilaken (Inletten) von einem Bette und decken sie aufs andere.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">9 Amtleute nehmen von den Füssen und (schmücken) decken damit den Kopf.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">10 Amtleute nehmen von einem Altar und schmücken damit den andern.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">11 Amtleute schneiden das beste Stück vom Tuch; Gott geb', dass dem Herrn zu einem Rock übrig bleibt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">12 Amtleute sollen die Bauern hegen, aber nit fegen; sich ihrer erbarmen, aber sie nit verarmen; in Noth erfreuen, aber nit mit Strafe bedräuen; ihre Arbeit ehren, aber nit beschweren.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">
            <cb n="74"/> <hi rendition="#larger">13 Amtleute und Pfleger, Förster und Häger, Schaffner und Jäger, Schösser und Procurator, Verwalter und Curator haben nicht grossen Lohn, werden gleichwol reich davon.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Wie mag das wol zugehen?</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">14 Amtleute und Schösser bauen schöne Schlösser.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">15 Mit Amtleuten und Vögten ist gut umzugehen, wenn man dem Arsch nimmt, dass man den Kopf deckt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Fischart, Prakt.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">16 Neue Amtleute und neue Karren, wenn man sie zuerst braucht, sie knarren.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">17 Schlechte Amtleute (Beamte) und Wanzen muss man mit scharfen Mitteln curanzen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">18 Was die Amtleute gefressen, das wird dem Herrn zugemessen.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Amtmann.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Amtmann &#x2013; verdammt man.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Geiler, XVIII.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 De ôle Amtmann weer doch mitn Buck tofrêdn, disse awer will de ganze Hêrde.</hi> (<hi rendition="#i">Oldenburg.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Der Amtmann stirbt, das Amt bleibt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Der Amtmann vergeht (stirbt), das Amt besteht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Dignitas non moritur.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Der Amtme verdammt me.</hi> (<hi rendition="#i">Luzern.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Ein Amtmann auf dem Land hat das Geld der Bauern in der Hand.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">7 Ein Amtmann gibt seinem Herrn grossen Nutzen vor, da sieben Schäden dahinterliegen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">8 Rufe den Amtmann, sagte der Herr zur Magd, als sie meldete, dass der Fleischer den Ochsen sehen wolle.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">9 Unser Amtmann thut nie einen Schritt umsonst.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">10 Wer beim Amtmann eine Gans will essen, dem werden die Federn theuer zugemessen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*11 Ach ja, Herr Amtmann, ja.</hi> Schluss von Gellert's Fabel: Die Bauern und der Amtmann.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Amtsgesicht.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Ein Amtsgesicht aufstecken (machen).</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Amtskleid.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Das Amtskleid ist der Deckschalk.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Amtsmiene.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Eine Amtsmiene annehmen (machen).</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Amtsschimmel.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Den Amtsschimmel will jedermann reiten.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Amusiren.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Er amusirt sich, wie der Mops im Tischkasten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Damit bezeichnen die Berliner den höchsten Grad von Langeweile.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Amyris.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Amyris ist wahnsinnig.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Dies altgriechische Sprichwort wurde gebraucht, wenn einer allein eine Gefahr voraussah und sich deshalb bei Zeiten in Acht nahm, andere ihn aber eben wegen solcher Vorsicht für einen Narren hielten, bis sie endlich zu ihrem Schaden einsahen, dass sie Narren gewesen. &#x2013; Amyris, ein Sybarite, war von seinen Landsleuten nach Delphis geschickt worden, um das Orakel zu fragen, wie lange sie sich ihres glücklichen Zustandes zu erfreuen haben würden, worauf er die Antwort erhielt: so lange, bis sie würden anfangen die Menschen mehr als die Götter zu ehren. Als Amyris glaubte, dass ein solcher Fall eingetreten sei, packte er seine Sachen zusammen und zog fort; die Sybariten nannten ihn wahnsinnig, mussten aber erfahren, dass ihn ein richtiger Blick dem Unglück zu rechter Zeit entzogen habe.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">An.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Sâch (sachte) an, söns brekt de Lîn.</hi> (<hi rendition="#i">Meurs.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Firmenich, I, 403.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Sanft an, so bricht (reisst) die Leine (Seil, Tau) nicht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sprenger I.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Gehe nicht mit Leidenschaft zu Werke, damit die Ausführung nicht mislingt. Von Zugschiffen entlehnt, durch welche Güter mittels Pferden befördert werden, wobei durch plötzliches Antreiben der Pferde das Seil leiden kann.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Ananas.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Die Ananas ist auch nur eine Frucht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Altmann V.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Eine Ananas wird leicht sauer im Magen des Armen.</hi> (<hi rendition="#i">Nishnij-Nowgorod.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Man muss der Ananas gleichen; was man an ihr nicht essen kann, lässt sich zu Flachs verspinnen.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Anbären.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Jemand anbären.</hi> (<hi rendition="#i">Leipzig.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Heftig, grob anreden.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[37]/0065] Speckmeister. Die Speckseiten wurden ihm zugezählt und er musste Rechnung darüber führen. Dennoch gelang es ihm, seinen Herrn zu betrügen. Er liess sich bei einem Schmiede lange, schmale, dünne und zweischneidige Messerchen machen. Mit diesen Instrumenten und einem Kohlenbecken versehen, ging er des Nachts in sein Specklager, machte die Messerchen eins nach dem andern glühend, fuhr damit in die Speckseiten, deren jede einiges Fett fahren lassen musste, das er in einem Gefäss auffing. Wenn er eine Menge gesammelt hatte, verkaufte er es. Nach einiger Zeit erschien er mit einer rothen Kappe, wie man sie damals bei Hofe trug, statt der gewöhnlichen Narrenkappe. Als der Kurfürst den Klaus fragte, woher er die Kappe habe, erwiderte er immer nur die geheimnissvollen Worte: „Aemtchen bringt Käppchen.“ Bei Untersuchung der ihm übergebenen Speckvorräthe fand man der Zahl nach alles richtig; aber er selbst gestand nachher seinem Gebieter, dass mehrere der dort hängenden Speckseiten nichts seien, als die äussere Hülle derselben, indem er es gemacht habe, wie alle andern Beamten, die das Fett des Landes sich selbst zueigneten und ihrem Gebieter die leeren Hülsen liessen. Etwas davon abweichend erzählt Agricola in seinen Sprichwörtern (Nr. 290) den Ursprung desselben, umständlicher Kaspar Henneberger in der „Preussischen Chronik“ (S. 479) und aus ihr Gregor Richter in seinem „Axiom. polit.“, S. 805. (Vgl. auch Bragur, von Gräter, Bd. 6, Abth. 2.) (S. Amt.) Frz.: Il n'y a point d'emploi sans bénéfice. – On ne peut manier le beurre, qu'on ne s'engraisse les doigts. Lat.: Quodlibet officium lucri pinguedine crassum. 2 Es ist kein Aemtchen so klein, es trägt was ein, sagte des Küsters Frau, da hatte sie das Oel aus der Kapelle genommen. Aemtlein. 1 Aemtle – Schlämple. Schlamp bezeichnet sowol nachlässiges Thun, als zufälligen oder herbeigeführten Nebengewinn. 2 Es ist kein Aemtlein, es hat sein Schlämplein. 3 Es ist kein Aemtlein so klein, dass man sich dabei nicht den Galgen verdienen kann. (Oesterreich.) 4 Es ist kein Aemtlein so klein, es ist henkenswerth. – Erklärung, 22. 5 Jedes Aemtlein hat sein Schlämplein – das zu Veruntreuungen, zum nefas führt. Lat.: Tam probus haud quisquam toto reperitur in orbe, officium qui expers utilitatis agat. 6 Viel Aemtlein, viel Schlämplein. *7 Er sucht ein Aemtlein. Frz.: C'est un valet à louer. Amtleute. 1 Amtleute geben dem Herrn ein Ei und nehmen den Unterthanen zwei. 2 Amtleute haben die Schlüssel zu der Bauern Gelde. 3 Amtleute hüten wie der Fuchs die Gänschen, und richten wie der Wolf über die Schafe. 4 Amtleute kommen eher in Gefahr als ein Schiffmann. Der Unterthanen Beschwerden sind gegen sie, können ihnen indessen da, wo man die vortreffliche Erfindung der Competenzconflicte zur Anwendung gebracht hat, wenig schaden. 5 Amtleute machen ein Loch auf und stopfen das andere zu. 6 Amtleute müssen klug sein. Als der Landgraf Wilhelm zu Hessen einen Edelmann fragte, wann er anfangen wolle, witzig zu werden, so antwortete er: „Gebt mir ein Amt, so werd' ich auch klug sein; in meinem jetzigen Stande brauche ich's nicht.“ 7 Amtleute müssen manche Pille verschlucken. 8 Amtleute nehmen die Leilaken (Inletten) von einem Bette und decken sie aufs andere. 9 Amtleute nehmen von den Füssen und (schmücken) decken damit den Kopf. 10 Amtleute nehmen von einem Altar und schmücken damit den andern. 11 Amtleute schneiden das beste Stück vom Tuch; Gott geb', dass dem Herrn zu einem Rock übrig bleibt. 12 Amtleute sollen die Bauern hegen, aber nit fegen; sich ihrer erbarmen, aber sie nit verarmen; in Noth erfreuen, aber nit mit Strafe bedräuen; ihre Arbeit ehren, aber nit beschweren. – Lehmann. 13 Amtleute und Pfleger, Förster und Häger, Schaffner und Jäger, Schösser und Procurator, Verwalter und Curator haben nicht grossen Lohn, werden gleichwol reich davon. Wie mag das wol zugehen? 14 Amtleute und Schösser bauen schöne Schlösser. 15 Mit Amtleuten und Vögten ist gut umzugehen, wenn man dem Arsch nimmt, dass man den Kopf deckt. – Fischart, Prakt. 16 Neue Amtleute und neue Karren, wenn man sie zuerst braucht, sie knarren. 17 Schlechte Amtleute (Beamte) und Wanzen muss man mit scharfen Mitteln curanzen. 18 Was die Amtleute gefressen, das wird dem Herrn zugemessen. Amtmann. 1 Amtmann – verdammt man. – Geiler, XVIII. 2 De ôle Amtmann weer doch mitn Buck tofrêdn, disse awer will de ganze Hêrde. (Oldenburg.) 3 Der Amtmann stirbt, das Amt bleibt. 4 Der Amtmann vergeht (stirbt), das Amt besteht. Lat.: Dignitas non moritur. 5 Der Amtme verdammt me. (Luzern.) 6 Ein Amtmann auf dem Land hat das Geld der Bauern in der Hand. 7 Ein Amtmann gibt seinem Herrn grossen Nutzen vor, da sieben Schäden dahinterliegen. 8 Rufe den Amtmann, sagte der Herr zur Magd, als sie meldete, dass der Fleischer den Ochsen sehen wolle. 9 Unser Amtmann thut nie einen Schritt umsonst. 10 Wer beim Amtmann eine Gans will essen, dem werden die Federn theuer zugemessen. *11 Ach ja, Herr Amtmann, ja. Schluss von Gellert's Fabel: Die Bauern und der Amtmann. Amtsgesicht. * Ein Amtsgesicht aufstecken (machen). Amtskleid. Das Amtskleid ist der Deckschalk. Amtsmiene. * Eine Amtsmiene annehmen (machen). Amtsschimmel. Den Amtsschimmel will jedermann reiten. Amusiren. Er amusirt sich, wie der Mops im Tischkasten. Damit bezeichnen die Berliner den höchsten Grad von Langeweile. Amyris. Amyris ist wahnsinnig. Dies altgriechische Sprichwort wurde gebraucht, wenn einer allein eine Gefahr voraussah und sich deshalb bei Zeiten in Acht nahm, andere ihn aber eben wegen solcher Vorsicht für einen Narren hielten, bis sie endlich zu ihrem Schaden einsahen, dass sie Narren gewesen. – Amyris, ein Sybarite, war von seinen Landsleuten nach Delphis geschickt worden, um das Orakel zu fragen, wie lange sie sich ihres glücklichen Zustandes zu erfreuen haben würden, worauf er die Antwort erhielt: so lange, bis sie würden anfangen die Menschen mehr als die Götter zu ehren. Als Amyris glaubte, dass ein solcher Fall eingetreten sei, packte er seine Sachen zusammen und zog fort; die Sybariten nannten ihn wahnsinnig, mussten aber erfahren, dass ihn ein richtiger Blick dem Unglück zu rechter Zeit entzogen habe. An. 1 Sâch (sachte) an, söns brekt de Lîn. (Meurs.) – Firmenich, I, 403. 2 Sanft an, so bricht (reisst) die Leine (Seil, Tau) nicht. – Sprenger I. Gehe nicht mit Leidenschaft zu Werke, damit die Ausführung nicht mislingt. Von Zugschiffen entlehnt, durch welche Güter mittels Pferden befördert werden, wobei durch plötzliches Antreiben der Pferde das Seil leiden kann. Ananas. 1 Die Ananas ist auch nur eine Frucht. – Altmann V. 2 Eine Ananas wird leicht sauer im Magen des Armen. (Nishnij-Nowgorod.) 3 Man muss der Ananas gleichen; was man an ihr nicht essen kann, lässt sich zu Flachs verspinnen. Anbären. * Jemand anbären. (Leipzig.) Heftig, grob anreden.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:54:38Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:54:38Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/65
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [37]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/65>, abgerufen am 22.11.2024.