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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch] 36 Gedancken, die zuerst gleissen, thun zuletzt die Leut beschmeissen. - Lehmann, 240, 44.

37 Gedancken fliegen stets ein vnnd auss, eine stost die ander auss. - Lehmann, 238, 8.

Die Chinesen empfehlen, die Gedanken (überhaupt) nur als Gäste und die Wünsche als Kinder aufzunehmen.

38 Gedancken kan man so wenig wehren, als den Vögeln, dass sie dir nicht uber kopff auff der strassen fliegen. - Lehmann, 234, 32.

Mhd.: Gedanke muoz man ledic, vrei, ungevangen lazen gan, ez enwart nie keiser, künic so her, der gedanc unt merken kunne erwern. (Reim. Zw.) (Zingerle, 46.)

39 Gedancken machen offt grossen lermen im Menschen. - Lehmann, 238, 21.

40 Gedancken seind geflügelt, aber fast alle dar Hühner art, sie fliegen nicht in die höhe, bleiben auffm Boden. - Lehmann, II, 238, 10.

41 Gedaneken seind so viel werth als die materi darauff sie fallen. - Lehmann, 238, 14.

42 Gedancken seind wie kugeln auffm kegelplatz; sie lauffen vnd felen, sie lauffen vnd treffen. - Lehmann, 238, 19.

43 Gedancken sind wie der Wind, den man wol hört vnd nirgendt findt. - Henisch, 1404, 15; Petri, II, 325.

Mhd.: Die bant kan niemen vinden, diu gedanke mugen binden: man vat wol weip unde man, gedanke nieman vahen kan. (Freidank.) - Gedanke und ougen die sint snel. (Spervogel.) (Zingerle, 46.)

44 Gedancken sind zollfrey. - Agricola I, 155; Franck, I, 90a; II, 88a; Tappius, 119a; Henisch, 1404, 12; Petri, II, 325; Gruter, I, 42; Egenolff, 84a u. 349a; Eyering, II, 639; Lehmann, II, 234, 12; Guttenstein, 41; Trinius, 1; Parömiakon, 1482-1483 u. 1490; Mayer, I, 141; Pistor., VIII, 89; Winckler, XII, 69; Hermann, I, 9: Sailer, 257; Latendorf II, 15; Nieter, 162; Körte, 1818 u. 2238; Beyer, II, 319; Meisner, 3; Schamelius, 28; Gerber, I; Eisenhart, 447; Siebenkees, 26; Braun, I, 650; Günther, 53; Lohrengel, I, 297; Hillebrand, 185, 261; Simrock, 3128; Eiselein, 213; Hertius, I, 116; Estor, II, 997; Kirchhofer, 238; Graf, 292, 67; Götz, Beiträge zur populären Rechtsgelehrsamkeit (Nürnberg 1782), I, 30 (vgl. Nopitsch, 69) für Waldeck: Curtze, 358, 552; für Henneberg: Frommann, II, 411, 149.

Aber nicht, wenn sie gedruckt sind; dann erheben zur Zeit die Zollvereinsstaaten 15 Sgr. Eingangssteuer vom Centner. - "Man kann den Menschen nicht verwehren zu denken, was sie wollen." (Schiller.) - "Wer das Wort Denkfreiheit erfunden hat, war gewiss ein Dummkopf, der weiter keine Erfindung machen wird. Gedankenfreiheit ist eine Erfindung der Despotie. Sie ist und wird weder gegeben, noch zugestanden; jeder denkt, indem er ist, durch sein Wesen. Wer den Tod nicht fürchtet, denkt auch laut, wenn er erst mit seiner moralischen Natur gehörig in Ordnung ist." (Seume.) - Ein Witzling bemerkt, wenn die Gedanken etwas taugten, wären sie nicht zollfrei. - Im juridischen Sinne will das Sprichwort sagen, dass ein Mensch wegen blosser Gedanken von der Obrigkeit nicht bestraft werden kann. Jeder Strafe muss eine gesetzwidrige Handlung vorangehen. Nur die That tödtet den Mann; denn wer auch an ein Verbrechen denkt, begeht dasselbe nicht. Daher empört das päpstliche Recht den Sinn des Unbefangenen, da es gegen die Ketzer und Ungläubigen blos wegen irriger Meinungen schwere Strafen verordnet.

Mhd.: Gedanke sint vrei, daz ist war. (Helbling.) (Zingerle, 46.)

Engl.: Thoughts are free. (Gaal, 604.)

Frz.: Les pensees sont libres. (Gaal, 604; Starschedel, 398.)

Holl.: Gedachten zijn tolvrij. (Harrebomee, I, 210.)

It.: I pensieri non pagano gabelle. (Pazzaglia, 279, 3; Gaal, 604.) - I pensieri sono esenti dal tributo, ma non dall' inferno. (Pazzaglia, 279, 2.)

Lat.: Cogitationis poenam nemo patitur. (Ulpian.) (Binder I, 201; II, 523; Faselius, 47; Gaal, 604; Philippi, I, 86; Seybold, 80; Wiegand, 655.) - Immunis est hominum cogitatio. (Binder II, 1386.) - Liberae sunt cogitationes. (Cicero.) (Binder II, 1662.) - Linguis potest, non imperari mentibus. (Binder II, 1670.) - Quaevis cogita at haud quaevis tua lingua loquatur. (Henisch, 1404, 13.)

45 Gedancken sind Zollfrey, aber nicht Hellenfrey. - Gruter, III, 41; Simrock, 3129; Graf, 292, 67.

Wenn Gedanken auch vom weltlichen Gericht nicht bestraft werden können, so mögen sie doch vor dem Gesetz der Sittlichkeit nicht bestehen.

46 Gedancken sind zollfrey, treffen doch offt ein. - Lehmann, 238, 23.


[Spaltenumbruch]

47 Gedanken im Haus wollen auch heraus.

Böhm.: Co na mysl padne, to i na usta. - Jak do mysli, tak i mluvi. (Celakovsky, 69.)

48 Gedanken laufen und fehlen, laufen und treffen.

49 Gedanken leiden keinen Zwang.

Mhd.: Gedanke die sint ledic frei, dazs in der werlte nieman kan erwenden. (Zingerle, 46.)

50 Gedanken niemand fahen kann, er sei ein noch so kluger Mann.

Mhd.: Wan die sele und den gedanc nie dehein man betwanc. (Wälscher Gast.) (Zingerle, 46.)

51 Gedanken sind von Gesetzen nicht zu Tode zu hetzen.

"Für die stillen Gedanken ist noch kein Inquisitionsgericht erfunden." (H. G. Zehner, Die Pietistin, Frankfurt a. M. 1832.)

52 Gedanken sind zollfrei, Worte vogelfrei.

Aeusserst feine brüsseler Kanten haben den Namen "Gedanken" (Pensees). Ein Speculant im Contrebandiren versuchte eine Partie über die Grenze zu bringen. Er wurde ertappt und wollte sich mit dem Sprichwort, Gedanken sind zollfrei, vertheidigen, konnte aber die Steuerbehörde nicht für seine Anschauung gewinnen.

53 Gedanken steigen ein und aus, der eine stösst den andern aus.

54 Gedanken stossen dem Fasse den Boden nicht aus. - Parömiakon, 1486.

55 Gedanken trifft kein Bannstrahl.

Mhd.: Gedanke nieman kan erwern den toren, noch den weizen, dar umbe sint gedanke frei auf aller hande sache. (Zingerle, 46.)

56 Gedanken und Tauben kommen nicht allein zurück, wenn sie fortfliegen.

57 Grosse Gedanken haben nicht Platz in einem kleinen Kopfe.

"Der arme Teufel erschrickt vor grossen Zahlen, der arme Tropf vor grossen Ideen. Ein grosser Gedanke hat ebenso wenig in einem kleinen Kopfe Platz, als eine Bombe in einer Nussschale." (Welt und Zeit, I, 144, 95.)

58 Guidi Gedanken und krumpi Rous kemman hinterdrain. (Steiermark.) - Firmenich, II, 767, 184.

Gute Gedanken und lahme Rosse kommen hinterdrein.

59 Gut gedancken fallen offt in Brunn. - Petri, II, 364.

60 Gut gedancken fallen wol etwa hin, aber nit gar vnder. - Franck, I, 66b.

61 Gut gedancken wann sie schon empfallen, so verfallen sie doch nit. - Franck, I, 66b.

62 Gute gedancken geberen gut thaten. - Lehmann, 238, 12.

Frz.: Facile c'est de penser, difficile est pensee jetter. (Leroux, II, 223.)

63 Gute Gedanken brauchen wenig Worte.

"Nur die schlechten", sagt Wolfgang Menzel (Streckverse, Heidelberg 1823, S. 39), "verstecken sich in einen Schwall von Worten, wie Nachtigalleier nur in einem kleinen Neste liegen, Spatzeneier aber in einem dicken Wust."

64 Gute Gedanken kommen über Nacht.

65 Gute Gedanken schweben in der Luft.

66 Gute Gedanken und gute Hefen haben Triebkraft.

Frz.: Pensee m' emporte. (Leroux, II, 280.)

67 Gute Gedanken und gute Werke sind Geschwisterkinder, die einander immer bei der Hand führen.

68 Hundert Kärch voll Gedanken bezahlen nicht ein hand voll schuld. - Lehmann, 239, 50.

69 In Gedanken föört de Baur ok in't Kutsch. (Altmark.) - Danneil, 205.

Wird angewandt, wenn jemand schwer auszuführende Pläne vorträgt.

70 Mancher fleucht mit seinen gedancken so hoch, dass er weder Himmel noch Erden berührt. - Lehmann, 238, 7.

71 Mancher sitzt in gedancken, wie der Hundt in Flöhen. - Lehmann, 240, 42.

72 Mit gedancken kan man niemand melden, mit Ehren kan man niemand schelten. - Petri, II, 476.

73 Mit Gedanken beisst man einem kein Ohr ab. - Parömiakon, 1484.

[Spaltenumbruch] 36 Gedancken, die zuerst gleissen, thun zuletzt die Leut beschmeissen.Lehmann, 240, 44.

37 Gedancken fliegen stets ein vnnd auss, eine stost die ander auss.Lehmann, 238, 8.

Die Chinesen empfehlen, die Gedanken (überhaupt) nur als Gäste und die Wünsche als Kinder aufzunehmen.

38 Gedancken kan man so wenig wehren, als den Vögeln, dass sie dir nicht uber kopff auff der strassen fliegen.Lehmann, 234, 32.

Mhd.: Gedanke muoz man ledic, vrî, ungevangen lâzen gân, ez enwart nie keiser, künic sô hêr, der gedanc unt merken kunne erwern. (Reim. Zw.) (Zingerle, 46.)

39 Gedancken machen offt grossen lermen im Menschen.Lehmann, 238, 21.

40 Gedancken seind geflügelt, aber fast alle dar Hühner art, sie fliegen nicht in die höhe, bleiben auffm Boden.Lehmann, II, 238, 10.

41 Gedaneken seind so viel werth als die materi darauff sie fallen.Lehmann, 238, 14.

42 Gedancken seind wie kugeln auffm kegelplatz; sie lauffen vnd felen, sie lauffen vnd treffen.Lehmann, 238, 19.

43 Gedancken sind wie der Wind, den man wol hört vnd nirgendt findt.Henisch, 1404, 15; Petri, II, 325.

Mhd.: Die bant kan niemen vinden, diu gedanke mugen binden: man vât wol wîp unde man, gedanke nieman vahen kan. (Freidank.) – Gedanke und ougen die sint snel. (Spervogel.) (Zingerle, 46.)

44 Gedancken sind zollfrey.Agricola I, 155; Franck, I, 90a; II, 88a; Tappius, 119a; Henisch, 1404, 12; Petri, II, 325; Gruter, I, 42; Egenolff, 84a u. 349a; Eyering, II, 639; Lehmann, II, 234, 12; Guttenstein, 41; Trinius, 1; Parömiakon, 1482-1483 u. 1490; Mayer, I, 141; Pistor., VIII, 89; Winckler, XII, 69; Hermann, I, 9: Sailer, 257; Latendorf II, 15; Nieter, 162; Körte, 1818 u. 2238; Beyer, II, 319; Meisner, 3; Schamelius, 28; Gerber, I; Eisenhart, 447; Siebenkees, 26; Braun, I, 650; Günther, 53; Lohrengel, I, 297; Hillebrand, 185, 261; Simrock, 3128; Eiselein, 213; Hertius, I, 116; Estor, II, 997; Kirchhofer, 238; Graf, 292, 67; Götz, Beiträge zur populären Rechtsgelehrsamkeit (Nürnberg 1782), I, 30 (vgl. Nopitsch, 69) für Waldeck: Curtze, 358, 552; für Henneberg: Frommann, II, 411, 149.

Aber nicht, wenn sie gedruckt sind; dann erheben zur Zeit die Zollvereinsstaaten 15 Sgr. Eingangssteuer vom Centner. – „Man kann den Menschen nicht verwehren zu denken, was sie wollen.“ (Schiller.) – „Wer das Wort Denkfreiheit erfunden hat, war gewiss ein Dummkopf, der weiter keine Erfindung machen wird. Gedankenfreiheit ist eine Erfindung der Despotie. Sie ist und wird weder gegeben, noch zugestanden; jeder denkt, indem er ist, durch sein Wesen. Wer den Tod nicht fürchtet, denkt auch laut, wenn er erst mit seiner moralischen Natur gehörig in Ordnung ist.“ (Seume.) – Ein Witzling bemerkt, wenn die Gedanken etwas taugten, wären sie nicht zollfrei. – Im juridischen Sinne will das Sprichwort sagen, dass ein Mensch wegen blosser Gedanken von der Obrigkeit nicht bestraft werden kann. Jeder Strafe muss eine gesetzwidrige Handlung vorangehen. Nur die That tödtet den Mann; denn wer auch an ein Verbrechen denkt, begeht dasselbe nicht. Daher empört das päpstliche Recht den Sinn des Unbefangenen, da es gegen die Ketzer und Ungläubigen blos wegen irriger Meinungen schwere Strafen verordnet.

Mhd.: Gedanke sint vrî, daz ist wâr. (Helbling.) (Zingerle, 46.)

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Frz.: Les pensées sont libres. (Gaal, 604; Starschedel, 398.)

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Lat.: Cogitationis poenam nemo patitur. (Ulpian.) (Binder I, 201; II, 523; Faselius, 47; Gaal, 604; Philippi, I, 86; Seybold, 80; Wiegand, 655.) – Immunis est hominum cogitatio. (Binder II, 1386.) – Liberae sunt cogitationes. (Cicero.) (Binder II, 1662.) – Linguis potest, non imperari mentibus. (Binder II, 1670.) – Quaevis cogita at haud quaevis tua lingua loquatur. (Henisch, 1404, 13.)

45 Gedancken sind Zollfrey, aber nicht Hellenfrey.Gruter, III, 41; Simrock, 3129; Graf, 292, 67.

Wenn Gedanken auch vom weltlichen Gericht nicht bestraft werden können, so mögen sie doch vor dem Gesetz der Sittlichkeit nicht bestehen.

46 Gedancken sind zollfrey, treffen doch offt ein.Lehmann, 238, 23.


[Spaltenumbruch]

47 Gedanken im Haus wollen auch heraus.

Böhm.: Co na mysl padne, to i na ústa. – Jak do myslí, tak i mluví. (Čelakovský, 69.)

48 Gedanken laufen und fehlen, laufen und treffen.

49 Gedanken leiden keinen Zwang.

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52 Gedanken sind zollfrei, Worte vogelfrei.

Aeusserst feine brüsseler Kanten haben den Namen „Gedanken“ (Pensées). Ein Speculant im Contrebandiren versuchte eine Partie über die Grenze zu bringen. Er wurde ertappt und wollte sich mit dem Sprichwort, Gedanken sind zollfrei, vertheidigen, konnte aber die Steuerbehörde nicht für seine Anschauung gewinnen.

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54 Gedanken stossen dem Fasse den Boden nicht aus.Parömiakon, 1486.

55 Gedanken trifft kein Bannstrahl.

Mhd.: Gedanke nieman kan erwern den tôren, noch den wîzen, dar umbe sint gedanke frî ûf aller hande sache. (Zingerle, 46.)

56 Gedanken und Tauben kommen nicht allein zurück, wenn sie fortfliegen.

57 Grosse Gedanken haben nicht Platz in einem kleinen Kopfe.

„Der arme Teufel erschrickt vor grossen Zahlen, der arme Tropf vor grossen Ideen. Ein grosser Gedanke hat ebenso wenig in einem kleinen Kopfe Platz, als eine Bombe in einer Nussschale.“ (Welt und Zeit, I, 144, 95.)

58 Guidi Gedanken und krumpi Rous kemman hinterdrain. (Steiermark.) – Firmenich, II, 767, 184.

Gute Gedanken und lahme Rosse kommen hinterdrein.

59 Gut gedancken fallen offt in Brunn.Petri, II, 364.

60 Gut gedancken fallen wol etwa hin, aber nit gar vnder.Franck, I, 66b.

61 Gut gedancken wann sie schon empfallen, so verfallen sie doch nit.Franck, I, 66b.

62 Gute gedancken geberen gut thaten.Lehmann, 238, 12.

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64 Gute Gedanken kommen über Nacht.

65 Gute Gedanken schweben in der Luft.

66 Gute Gedanken und gute Hefen haben Triebkraft.

Frz.: Pensée m' emporte. (Leroux, II, 280.)

67 Gute Gedanken und gute Werke sind Geschwisterkinder, die einander immer bei der Hand führen.

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69 In Gedanken föört de Bûr ôk in't Kutsch. (Altmark.) – Danneil, 205.

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70 Mancher fleucht mit seinen gedancken so hoch, dass er weder Himmel noch Erden berührt.Lehmann, 238, 7.

71 Mancher sitzt in gedancken, wie der Hundt in Flöhen.Lehmann, 240, 42.

72 Mit gedancken kan man niemand melden, mit Ehren kan man niemand schelten.Petri, II, 476.

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[[698]/0726] 36 Gedancken, die zuerst gleissen, thun zuletzt die Leut beschmeissen. – Lehmann, 240, 44. 37 Gedancken fliegen stets ein vnnd auss, eine stost die ander auss. – Lehmann, 238, 8. Die Chinesen empfehlen, die Gedanken (überhaupt) nur als Gäste und die Wünsche als Kinder aufzunehmen. 38 Gedancken kan man so wenig wehren, als den Vögeln, dass sie dir nicht uber kopff auff der strassen fliegen. – Lehmann, 234, 32. Mhd.: Gedanke muoz man ledic, vrî, ungevangen lâzen gân, ez enwart nie keiser, künic sô hêr, der gedanc unt merken kunne erwern. (Reim. Zw.) (Zingerle, 46.) 39 Gedancken machen offt grossen lermen im Menschen. – Lehmann, 238, 21. 40 Gedancken seind geflügelt, aber fast alle dar Hühner art, sie fliegen nicht in die höhe, bleiben auffm Boden. – Lehmann, II, 238, 10. 41 Gedaneken seind so viel werth als die materi darauff sie fallen. – Lehmann, 238, 14. 42 Gedancken seind wie kugeln auffm kegelplatz; sie lauffen vnd felen, sie lauffen vnd treffen. – Lehmann, 238, 19. 43 Gedancken sind wie der Wind, den man wol hört vnd nirgendt findt. – Henisch, 1404, 15; Petri, II, 325. Mhd.: Die bant kan niemen vinden, diu gedanke mugen binden: man vât wol wîp unde man, gedanke nieman vahen kan. (Freidank.) – Gedanke und ougen die sint snel. (Spervogel.) (Zingerle, 46.) 44 Gedancken sind zollfrey. – Agricola I, 155; Franck, I, 90a; II, 88a; Tappius, 119a; Henisch, 1404, 12; Petri, II, 325; Gruter, I, 42; Egenolff, 84a u. 349a; Eyering, II, 639; Lehmann, II, 234, 12; Guttenstein, 41; Trinius, 1; Parömiakon, 1482-1483 u. 1490; Mayer, I, 141; Pistor., VIII, 89; Winckler, XII, 69; Hermann, I, 9: Sailer, 257; Latendorf II, 15; Nieter, 162; Körte, 1818 u. 2238; Beyer, II, 319; Meisner, 3; Schamelius, 28; Gerber, I; Eisenhart, 447; Siebenkees, 26; Braun, I, 650; Günther, 53; Lohrengel, I, 297; Hillebrand, 185, 261; Simrock, 3128; Eiselein, 213; Hertius, I, 116; Estor, II, 997; Kirchhofer, 238; Graf, 292, 67; Götz, Beiträge zur populären Rechtsgelehrsamkeit (Nürnberg 1782), I, 30 (vgl. Nopitsch, 69) für Waldeck: Curtze, 358, 552; für Henneberg: Frommann, II, 411, 149. Aber nicht, wenn sie gedruckt sind; dann erheben zur Zeit die Zollvereinsstaaten 15 Sgr. Eingangssteuer vom Centner. – „Man kann den Menschen nicht verwehren zu denken, was sie wollen.“ (Schiller.) – „Wer das Wort Denkfreiheit erfunden hat, war gewiss ein Dummkopf, der weiter keine Erfindung machen wird. Gedankenfreiheit ist eine Erfindung der Despotie. Sie ist und wird weder gegeben, noch zugestanden; jeder denkt, indem er ist, durch sein Wesen. Wer den Tod nicht fürchtet, denkt auch laut, wenn er erst mit seiner moralischen Natur gehörig in Ordnung ist.“ (Seume.) – Ein Witzling bemerkt, wenn die Gedanken etwas taugten, wären sie nicht zollfrei. – Im juridischen Sinne will das Sprichwort sagen, dass ein Mensch wegen blosser Gedanken von der Obrigkeit nicht bestraft werden kann. Jeder Strafe muss eine gesetzwidrige Handlung vorangehen. Nur die That tödtet den Mann; denn wer auch an ein Verbrechen denkt, begeht dasselbe nicht. Daher empört das päpstliche Recht den Sinn des Unbefangenen, da es gegen die Ketzer und Ungläubigen blos wegen irriger Meinungen schwere Strafen verordnet. Mhd.: Gedanke sint vrî, daz ist wâr. (Helbling.) (Zingerle, 46.) Engl.: Thoughts are free. (Gaal, 604.) Frz.: Les pensées sont libres. (Gaal, 604; Starschedel, 398.) Holl.: Gedachten zijn tolvrij. (Harrebomée, I, 210.) It.: I pensieri non pagano gabelle. (Pazzaglia, 279, 3; Gaal, 604.) – I pensieri sono esenti dal tributo, ma non dall' inferno. (Pazzaglia, 279, 2.) Lat.: Cogitationis poenam nemo patitur. (Ulpian.) (Binder I, 201; II, 523; Faselius, 47; Gaal, 604; Philippi, I, 86; Seybold, 80; Wiegand, 655.) – Immunis est hominum cogitatio. (Binder II, 1386.) – Liberae sunt cogitationes. (Cicero.) (Binder II, 1662.) – Linguis potest, non imperari mentibus. (Binder II, 1670.) – Quaevis cogita at haud quaevis tua lingua loquatur. (Henisch, 1404, 13.) 45 Gedancken sind Zollfrey, aber nicht Hellenfrey. – Gruter, III, 41; Simrock, 3129; Graf, 292, 67. Wenn Gedanken auch vom weltlichen Gericht nicht bestraft werden können, so mögen sie doch vor dem Gesetz der Sittlichkeit nicht bestehen. 46 Gedancken sind zollfrey, treffen doch offt ein. – Lehmann, 238, 23. 47 Gedanken im Haus wollen auch heraus. Böhm.: Co na mysl padne, to i na ústa. – Jak do myslí, tak i mluví. (Čelakovský, 69.) 48 Gedanken laufen und fehlen, laufen und treffen. 49 Gedanken leiden keinen Zwang. Mhd.: Gedanke die sint ledic frî, dazs in der werlte nieman kan erwenden. (Zingerle, 46.) 50 Gedanken niemand fahen kann, er sei ein noch so kluger Mann. Mhd.: Wan die sêle und den gedanc nie dehein man betwanc. (Wälscher Gast.) (Zingerle, 46.) 51 Gedanken sind von Gesetzen nicht zu Tode zu hetzen. „Für die stillen Gedanken ist noch kein Inquisitionsgericht erfunden.“ (H. G. Zehner, Die Pietistin, Frankfurt a. M. 1832.) 52 Gedanken sind zollfrei, Worte vogelfrei. Aeusserst feine brüsseler Kanten haben den Namen „Gedanken“ (Pensées). Ein Speculant im Contrebandiren versuchte eine Partie über die Grenze zu bringen. Er wurde ertappt und wollte sich mit dem Sprichwort, Gedanken sind zollfrei, vertheidigen, konnte aber die Steuerbehörde nicht für seine Anschauung gewinnen. 53 Gedanken steigen ein und aus, der eine stösst den andern aus. 54 Gedanken stossen dem Fasse den Boden nicht aus. – Parömiakon, 1486. 55 Gedanken trifft kein Bannstrahl. Mhd.: Gedanke nieman kan erwern den tôren, noch den wîzen, dar umbe sint gedanke frî ûf aller hande sache. (Zingerle, 46.) 56 Gedanken und Tauben kommen nicht allein zurück, wenn sie fortfliegen. 57 Grosse Gedanken haben nicht Platz in einem kleinen Kopfe. „Der arme Teufel erschrickt vor grossen Zahlen, der arme Tropf vor grossen Ideen. Ein grosser Gedanke hat ebenso wenig in einem kleinen Kopfe Platz, als eine Bombe in einer Nussschale.“ (Welt und Zeit, I, 144, 95.) 58 Guidi Gedanken und krumpi Rous kemman hinterdrain. (Steiermark.) – Firmenich, II, 767, 184. Gute Gedanken und lahme Rosse kommen hinterdrein. 59 Gut gedancken fallen offt in Brunn. – Petri, II, 364. 60 Gut gedancken fallen wol etwa hin, aber nit gar vnder. – Franck, I, 66b. 61 Gut gedancken wann sie schon empfallen, so verfallen sie doch nit. – Franck, I, 66b. 62 Gute gedancken geberen gut thaten. – Lehmann, 238, 12. Frz.: Facile c'est de penser, difficile est pensée jetter. (Leroux, II, 223.) 63 Gute Gedanken brauchen wenig Worte. „Nur die schlechten“, sagt Wolfgang Menzel (Streckverse, Heidelberg 1823, S. 39), „verstecken sich in einen Schwall von Worten, wie Nachtigalleier nur in einem kleinen Neste liegen, Spatzeneier aber in einem dicken Wust.“ 64 Gute Gedanken kommen über Nacht. 65 Gute Gedanken schweben in der Luft. 66 Gute Gedanken und gute Hefen haben Triebkraft. Frz.: Pensée m' emporte. (Leroux, II, 280.) 67 Gute Gedanken und gute Werke sind Geschwisterkinder, die einander immer bei der Hand führen. 68 Hundert Kärch voll Gedanken bezahlen nicht ein hand voll schuld. – Lehmann, 239, 50. 69 In Gedanken föört de Bûr ôk in't Kutsch. (Altmark.) – Danneil, 205. Wird angewandt, wenn jemand schwer auszuführende Pläne vorträgt. 70 Mancher fleucht mit seinen gedancken so hoch, dass er weder Himmel noch Erden berührt. – Lehmann, 238, 7. 71 Mancher sitzt in gedancken, wie der Hundt in Flöhen. – Lehmann, 240, 42. 72 Mit gedancken kan man niemand melden, mit Ehren kan man niemand schelten. – Petri, II, 476. 73 Mit Gedanken beisst man einem kein Ohr ab. – Parömiakon, 1484.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [698]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/726>, abgerufen am 22.11.2024.