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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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Anheben.

1 Anheben, fortfahren und hinausführen, gehören zusammen.

2 Es liegt nicht alles am Anheben, sondern am Hinausführen. - Straub, 17.


Anhebens.

Es muss Anhebens sein eines Dinges.


Anhören.

1 Das Anhören der Musik ist ein stechender Schmerz. - Burckhardt, 335.

Spott auf Geizhälse, denen man Verachtung der Musik und des Gesanges damit vorrückt.

2 Höre alles an, aber prüfe als kluger Mann.


Anis.

* Mussi Aneis mit der Kimbarökken. (Oesterreich.)

Es ist Monsieur Anis mit der Kümmelperrüke. Eine Spottrede, besonders beliebt bei wiener Gassenjungen.


Ankemoer.

* Ankemoer's Hoike heft up Grootvaers Kiste legen. (Osnabrück.)

Die Verwandtschaft ist sehr weitläufig, denn der Grossmutter Kleider haben auf Grossvaters Kiste gelegen.


Anker.

1 An zwei Ankern steht ein Schiff fester als an einem.

Engl.: Good riding at two anchors, men have told, for if one break the other may hold.

Lat.: Ancoris duabus niti bonum est.

Ung.: Ket istaphoz jo tamaszkodni.

2 Auf zwei Ankern ruht sich's sicher.

Holl.: Het is goed, twee ankers tot zijn schip te hebben. (Harrebomee, I, 16.)

Lat.: Bonum est duabus niti ancoris.

3 Der beste Anker ist das Haus (die Stube).

Anker bezeichnet bei den Alten Zufluchtsort, alles, worauf man baut und sich stützt.

Lat.: Ancora domus. (Terenz.) (Erasm., 138.)

4 Die alten Anker sind die besten.

5 Ein silberner Anker findet leicht einen goldenen Grund. (Odessa.) - Altmann III.

6 Kein Anker so stolz, als der das erste mal im Meer gelegen hat.

7 Mit goldenem Anker kann man in jeder Bucht anlegen.

8 Ohne Anker verlässt kein Schiffer den Hafen.

Frz.: Bon est s'asseurer dedans l'enchre. (Adag. franc.)

9 Zwei Anker sind gut in der Noth.

Dän.: Det er godt at have to ankre.

Frz.: Deux ancres sont bons au navire. (Mimes de Baif.) - Il est bon d'avoir deux ancres.

*10 Alle Anker lichten.

Bei einer schweren Fahrt das Aeusserste versuchen.

Lat.: Omnem rudentem movere. (Jul. Col.) (Erasm., 288.)

*11 Anker werfen (an-, aus-, einwerfen). - Grimm, I, 379.

*12 Auf seinem Anker ans Land kommen.

Holländische Bezeichnung einer wunderbaren Errettung.

*13 Dat leste Anker hollt fast as Pick un as Theer.

*14 Den Anker achterm Herd hebben. - Richey.

Schon etwas vor sich gebracht, seine Schäflein im Trockenen haben.

*15 Den heiligen Anker lichten.

Das letzte Rettungsmittel ergreifen. Der grösste Anker - Noth-, Pflicht-, auch, wegen der Aufbewahrung im untersten Schiffsraum, Raumanker genannt - hiess bei den Alten der heilige Anker. Da er der grösste Anker ist, so nimmt man nur in Noth zu ihm seine Zuflucht.

Lat.: Sacram ancoram solvere. (Lucian.) (Erasm., 290.) - Sacer manipulus. (Erasm., 106.)

*16 Der Anker hält nicht, er sackt ab. - Sprenger II. (S. Absocken.)

Wird von einem Schmarotzer gesagt, der abgewiesen wird, oder von jemand, der sich bei einem andern, oder irgendwo vergeblich einzudrängen strebt, oder dessen Sache, zu der er eben den Grund legen wollte, nicht wohl abläuft.

*17 Der Anker ist durchgegangen. - Sprenger I.

Wenn er keinen Grund hatte, und so das Schiff ins Treiben kam. Von jemand, der seinen Muth oder die Grundlage seines sichern Bestehens verloren hat.

*18 Der Anker ist ihm gebrochen.

Von denen, die etwas unternehmen, aber infolge von eigenem Ungeschick oder Misgeschick nicht ausführen können.

Lat.: Rupta ancora. (Erasm., 470.)

*19 Die Anker lichten. - Sprenger I.

Sich zur Abreise anschicken. Die Taue, womit das Schiff an das Ufer befestigt ist, lösen.

Lat.: Ancoras tollere. (Erasm., 148.)

[Spaltenumbruch] *20 Er hat Anker geworfen.

D. h. er sitzt fest und sicher.

Frz.: Il s'est ancre dans sa profession.

*21 Er hat den Anker hinter die Katze gesetzt. - Sprenger I, II.

Die Katze liegt gewöhnlich am Herde: daher soviel als: Er hat sich zur Ruhe begeben. Der Holländer Volgens Winschoten sagt: "Er hat den Anker hinter den Pfahl auf dem Kai, woran die Schiffstaue befestigt werden, gesetzt, welche Pfähle den Namen >Katzen< führen sollen." Kat wurde ehemals für Stock und Pfahl genommen. (Sprenger II.)

*22 Er hat den letzten Anker ausgeworfen. - Sprenger II.

Wenn bei einem Schiff das letzte Rettungsmittel angewandt worden ist. Auf eine Person angewandt: Es geht zu Ende.

*23 Er hat klares Anker. - Sprenger II.

Von einem Anker, mit dem gewissermassen ins Klare gekommen ist, das, wo es ausgeworfen wird, im Ankergrunde haftet. Von jemand, der in irgendeiner Sache Gewissheit erlangt, festen Grund gewonnen hat.

*24 Er ist wie ein Anker, der stets im Wasser ist und nie schwimmen lernt. - Sprenger II; Harrebomee, I, 16.

Diese sprichwörtliche Redensart ist alt und kommt schon in folgender Schrift vor: "Seer schone Spreekwoorden in Franchoys ende Duytsch, gheprent t' Antwerpen bij Hans de Let 1549." - Wenn jemand bei der besten Gelegenheit nicht vorwärts kommt.

*25 Er lässt sein Anker fallen. - Sprenger I.

Macht halt.

*26 Er liegt vor Anker.

Wird hin- und hergeworfen, ohne weiter zu kommen.

*27 Er muss sein Anker kappen. - Sprenger II.

Eigentlich das Ankertau. Von dem, der schnell fliehen muss.

*28 He liggt vört besste Anker.

*29 Mit zwei Ankern im Hafen sitzen.

Von denen, die ruhig und sicher leben und das Ihre geborgen haben. Ein Anker am Vorder- und einen am Hintertheile des Schiffs ausgelassen haben.

*30 Seinen Anker (irgend) niederlassen.

Sich an einem günstigen Orte festsetzen.

*31 Sein letztes Anker ist gebrochen.

*32 Sich auf keinen gewöhnlichen Anker stützen.

Neue und ungewöhnliche Hülfsmittel besitzen.

Lat.: Non vulgari ancora nititur. (Erasm., 831.)

*33 Sich auf zwei Anker stützen (verlassen).

Lat.: Duabus ancoris fultus. (Arist.) (Erasm., 822.)

*34 Sich vor Anker legen.

*35 Vor Anker gehen.

In der Matrosensprache an den Schenktisch einer Kneipe.

*36 Vor Anker liegen. - Grimm, I, 379.


Ankerben.

Wenn man lange genug angekerbt hat, muss man endlich abrechnen.


Ankergrund.

Ein guter Ankergrund ist der beste Grund. - Sprenger II; Harrebomee, I, 16.

Man muss seine Erwartungen nur auf Zuverlässiges bauen.

Dän.: Det er godt at have gode Ankerhold.

Frz.: Il est bon d'avoir un bon ancrage.

Holl.: Alle grond is geen ankergrond. (Harrebomee, I, 15.)


Ankern.

Wer ankern will, muss auch Grund finden können.


Ankertau.

Er muss sein Ankertau kappen. (S. Anker.)

Muss sich schnell aus dem Staube machen.


Ankeiken (angucken, ansehen).

1 Wat kickst mir an? Ick hab mien Mann, wörscht ähr gekame, hät öck die gename. (Lit.)

*2 Den kickt ennen an, as wenn he ennen gefreten het on well an den andern begennen. (Meurs.) - Firmenich, I, 404.

*3 Keik Mamsell Stinkfitzen an.

Wird gebraucht, um kleine naseweise Mädchen zur Ruhe zu verweisen. - Ueber die sprichwörtliche Anwendung der Vornamen im Plattdeutschen vgl. Latendorf und Fr. Woeste in Frommann, III, 1, 370 und 371.


Anklagen.

1 Anklagen mit Recht ist besser denn argwöhnen mit Unrecht.

2 Erst anklagen, dann richten.

Holl.: Zonder anklagt mag men niemand veroordelen. (Harrebomee, I, 3.)

[Spaltenumbruch]
Anheben.

1 Anheben, fortfahren und hinausführen, gehören zusammen.

2 Es liegt nicht alles am Anheben, sondern am Hinausführen.Straub, 17.


Anhebens.

Es muss Anhebens sein eines Dinges.


Anhören.

1 Das Anhören der Musik ist ein stechender Schmerz.Burckhardt, 335.

Spott auf Geizhälse, denen man Verachtung der Musik und des Gesanges damit vorrückt.

2 Höre alles an, aber prüfe als kluger Mann.


Anis.

* Mussi Aneis mit der Kimbarökken. (Oesterreich.)

Es ist Monsieur Anis mit der Kümmelperrüke. Eine Spottrede, besonders beliebt bei wiener Gassenjungen.


Ankemoer.

* Ankemoer's Hoike heft up Grootvaers Kiste legen. (Osnabrück.)

Die Verwandtschaft ist sehr weitläufig, denn der Grossmutter Kleider haben auf Grossvaters Kiste gelegen.


Anker.

1 An zwei Ankern steht ein Schiff fester als an einem.

Engl.: Good riding at two anchors, men have told, for if one break the other may hold.

Lat.: Ancoris duabus niti bonum est.

Ung.: Két istáphoz jó támaszkodni.

2 Auf zwei Ankern ruht sich's sicher.

Holl.: Het is goed, twee ankers tot zijn schip te hebben. (Harrebomée, I, 16.)

Lat.: Bonum est duabus niti ancoris.

3 Der beste Anker ist das Haus (die Stube).

Anker bezeichnet bei den Alten Zufluchtsort, alles, worauf man baut und sich stützt.

Lat.: Ancora domus. (Terenz.) (Erasm., 138.)

4 Die alten Anker sind die besten.

5 Ein silberner Anker findet leicht einen goldenen Grund. (Odessa.) – Altmann III.

6 Kein Anker so stolz, als der das erste mal im Meer gelegen hat.

7 Mit goldenem Anker kann man in jeder Bucht anlegen.

8 Ohne Anker verlässt kein Schiffer den Hafen.

Frz.: Bon est s'asseurer dedans l'enchre. (Adag. franç.)

9 Zwei Anker sind gut in der Noth.

Dän.: Det er godt at have to ankre.

Frz.: Deux ancres sont bons au navire. (Mimes de Baïf.) – Il est bon d'avoir deux ancres.

*10 Alle Anker lichten.

Bei einer schweren Fahrt das Aeusserste versuchen.

Lat.: Omnem rudentem movere. (Jul. Col.) (Erasm., 288.)

*11 Anker werfen (an-, aus-, einwerfen).Grimm, I, 379.

*12 Auf seinem Anker ans Land kommen.

Holländische Bezeichnung einer wunderbaren Errettung.

*13 Dat leste Anker hollt fast as Pick un as Theer.

*14 Den Anker achterm Herd hebben.Richey.

Schon etwas vor sich gebracht, seine Schäflein im Trockenen haben.

*15 Den heiligen Anker lichten.

Das letzte Rettungsmittel ergreifen. Der grösste Anker – Noth-, Pflicht-, auch, wegen der Aufbewahrung im untersten Schiffsraum, Raumanker genannt – hiess bei den Alten der heilige Anker. Da er der grösste Anker ist, so nimmt man nur in Noth zu ihm seine Zuflucht.

Lat.: Sacram ancoram solvere. (Lucian.) (Erasm., 290.) – Sacer manipulus. (Erasm., 106.)

*16 Der Anker hält nicht, er sackt ab.Sprenger II. (S. Absocken.)

Wird von einem Schmarotzer gesagt, der abgewiesen wird, oder von jemand, der sich bei einem andern, oder irgendwo vergeblich einzudrängen strebt, oder dessen Sache, zu der er eben den Grund legen wollte, nicht wohl abläuft.

*17 Der Anker ist durchgegangen.Sprenger I.

Wenn er keinen Grund hatte, und so das Schiff ins Treiben kam. Von jemand, der seinen Muth oder die Grundlage seines sichern Bestehens verloren hat.

*18 Der Anker ist ihm gebrochen.

Von denen, die etwas unternehmen, aber infolge von eigenem Ungeschick oder Misgeschick nicht ausführen können.

Lat.: Rupta ancora. (Erasm., 470.)

*19 Die Anker lichten.Sprenger I.

Sich zur Abreise anschicken. Die Taue, womit das Schiff an das Ufer befestigt ist, lösen.

Lat.: Ancoras tollere. (Erasm., 148.)

[Spaltenumbruch] *20 Er hat Anker geworfen.

D. h. er sitzt fest und sicher.

Frz.: Il s'est ancré dans sa profession.

*21 Er hat den Anker hinter die Katze gesetzt.Sprenger I, II.

Die Katze liegt gewöhnlich am Herde: daher soviel als: Er hat sich zur Ruhe begeben. Der Holländer Volgens Winschoten sagt: „Er hat den Anker hinter den Pfahl auf dem Kai, woran die Schiffstaue befestigt werden, gesetzt, welche Pfähle den Namen ›Katzen‹ führen sollen.“ Kat wurde ehemals für Stock und Pfahl genommen. (Sprenger II.)

*22 Er hat den letzten Anker ausgeworfen.Sprenger II.

Wenn bei einem Schiff das letzte Rettungsmittel angewandt worden ist. Auf eine Person angewandt: Es geht zu Ende.

*23 Er hat klares Anker.Sprenger II.

Von einem Anker, mit dem gewissermassen ins Klare gekommen ist, das, wo es ausgeworfen wird, im Ankergrunde haftet. Von jemand, der in irgendeiner Sache Gewissheit erlangt, festen Grund gewonnen hat.

*24 Er ist wie ein Anker, der stets im Wasser ist und nie schwimmen lernt.Sprenger II; Harrebomée, I, 16.

Diese sprichwörtliche Redensart ist alt und kommt schon in folgender Schrift vor: „Seer schone Spreekwoorden in Franchoys ende Duytsch, gheprent t' Antwerpen bij Hans de Let 1549.“ – Wenn jemand bei der besten Gelegenheit nicht vorwärts kommt.

*25 Er lässt sein Anker fallen.Sprenger I.

Macht halt.

*26 Er liegt vor Anker.

Wird hin- und hergeworfen, ohne weiter zu kommen.

*27 Er muss sein Anker kappen.Sprenger II.

Eigentlich das Ankertau. Von dem, der schnell fliehen muss.

*28 He liggt vört besste Anker.

*29 Mit zwei Ankern im Hafen sitzen.

Von denen, die ruhig und sicher leben und das Ihre geborgen haben. Ein Anker am Vorder- und einen am Hintertheile des Schiffs ausgelassen haben.

*30 Seinen Anker (irgend) niederlassen.

Sich an einem günstigen Orte festsetzen.

*31 Sein letztes Anker ist gebrochen.

*32 Sich auf keinen gewöhnlichen Anker stützen.

Neue und ungewöhnliche Hülfsmittel besitzen.

Lat.: Non vulgari ancora nititur. (Erasm., 831.)

*33 Sich auf zwei Anker stützen (verlassen).

Lat.: Duabus ancoris fultus. (Arist.) (Erasm., 822.)

*34 Sich vor Anker legen.

*35 Vor Anker gehen.

In der Matrosensprache an den Schenktisch einer Kneipe.

*36 Vor Anker liegen.Grimm, I, 379.


Ankerben.

Wenn man lange genug angekerbt hat, muss man endlich abrechnen.


Ankergrund.

Ein guter Ankergrund ist der beste Grund.Sprenger II; Harrebomée, I, 16.

Man muss seine Erwartungen nur auf Zuverlässiges bauen.

Dän.: Det er godt at have gode Ankerhold.

Frz.: Il est bon d'avoir un bon ancrage.

Holl.: Alle grond is geen ankergrond. (Harrebomée, I, 15.)


Ankern.

Wer ankern will, muss auch Grund finden können.


Ankertau.

Er muss sein Ankertau kappen. (S. Anker.)

Muss sich schnell aus dem Staube machen.


Ankîken (angucken, ansehen).

1 Wat kickst mir an? Ick hab mien Mann, wörscht ähr gekame, hät öck die gename. (Lit.)

*2 Den kickt ennen an, as wenn he ennen gefreten het on well an den andern begennen. (Meurs.) – Firmenich, I, 404.

*3 Kîk Mamsell Stinkfitzen an.

Wird gebraucht, um kleine naseweise Mädchen zur Ruhe zu verweisen. – Ueber die sprichwörtliche Anwendung der Vornamen im Plattdeutschen vgl. Latendorf und Fr. Woeste in Frommann, III, 1, 370 und 371.


Anklagen.

1 Anklagen mit Recht ist besser denn argwöhnen mit Unrecht.

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Holl.: Zonder anklagt mag men niemand veroordelen. (Harrebomée, I, 3.)

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[[46]/0074] Anheben. 1 Anheben, fortfahren und hinausführen, gehören zusammen. 2 Es liegt nicht alles am Anheben, sondern am Hinausführen. – Straub, 17. Anhebens. Es muss Anhebens sein eines Dinges. Anhören. 1 Das Anhören der Musik ist ein stechender Schmerz. – Burckhardt, 335. Spott auf Geizhälse, denen man Verachtung der Musik und des Gesanges damit vorrückt. 2 Höre alles an, aber prüfe als kluger Mann. Anis. * Mussi Aneis mit der Kimbarökken. (Oesterreich.) Es ist Monsieur Anis mit der Kümmelperrüke. Eine Spottrede, besonders beliebt bei wiener Gassenjungen. Ankemoer. * Ankemoer's Hoike heft up Grootvaers Kiste legen. (Osnabrück.) Die Verwandtschaft ist sehr weitläufig, denn der Grossmutter Kleider haben auf Grossvaters Kiste gelegen. Anker. 1 An zwei Ankern steht ein Schiff fester als an einem. Engl.: Good riding at two anchors, men have told, for if one break the other may hold. Lat.: Ancoris duabus niti bonum est. Ung.: Két istáphoz jó támaszkodni. 2 Auf zwei Ankern ruht sich's sicher. Holl.: Het is goed, twee ankers tot zijn schip te hebben. (Harrebomée, I, 16.) Lat.: Bonum est duabus niti ancoris. 3 Der beste Anker ist das Haus (die Stube). Anker bezeichnet bei den Alten Zufluchtsort, alles, worauf man baut und sich stützt. Lat.: Ancora domus. (Terenz.) (Erasm., 138.) 4 Die alten Anker sind die besten. 5 Ein silberner Anker findet leicht einen goldenen Grund. (Odessa.) – Altmann III. 6 Kein Anker so stolz, als der das erste mal im Meer gelegen hat. 7 Mit goldenem Anker kann man in jeder Bucht anlegen. 8 Ohne Anker verlässt kein Schiffer den Hafen. Frz.: Bon est s'asseurer dedans l'enchre. (Adag. franç.) 9 Zwei Anker sind gut in der Noth. Dän.: Det er godt at have to ankre. Frz.: Deux ancres sont bons au navire. (Mimes de Baïf.) – Il est bon d'avoir deux ancres. *10 Alle Anker lichten. Bei einer schweren Fahrt das Aeusserste versuchen. Lat.: Omnem rudentem movere. (Jul. Col.) (Erasm., 288.) *11 Anker werfen (an-, aus-, einwerfen). – Grimm, I, 379. *12 Auf seinem Anker ans Land kommen. Holländische Bezeichnung einer wunderbaren Errettung. *13 Dat leste Anker hollt fast as Pick un as Theer. *14 Den Anker achterm Herd hebben. – Richey. Schon etwas vor sich gebracht, seine Schäflein im Trockenen haben. *15 Den heiligen Anker lichten. Das letzte Rettungsmittel ergreifen. Der grösste Anker – Noth-, Pflicht-, auch, wegen der Aufbewahrung im untersten Schiffsraum, Raumanker genannt – hiess bei den Alten der heilige Anker. Da er der grösste Anker ist, so nimmt man nur in Noth zu ihm seine Zuflucht. Lat.: Sacram ancoram solvere. (Lucian.) (Erasm., 290.) – Sacer manipulus. (Erasm., 106.) *16 Der Anker hält nicht, er sackt ab. – Sprenger II. (S. Absocken.) Wird von einem Schmarotzer gesagt, der abgewiesen wird, oder von jemand, der sich bei einem andern, oder irgendwo vergeblich einzudrängen strebt, oder dessen Sache, zu der er eben den Grund legen wollte, nicht wohl abläuft. *17 Der Anker ist durchgegangen. – Sprenger I. Wenn er keinen Grund hatte, und so das Schiff ins Treiben kam. Von jemand, der seinen Muth oder die Grundlage seines sichern Bestehens verloren hat. *18 Der Anker ist ihm gebrochen. Von denen, die etwas unternehmen, aber infolge von eigenem Ungeschick oder Misgeschick nicht ausführen können. Lat.: Rupta ancora. (Erasm., 470.) *19 Die Anker lichten. – Sprenger I. Sich zur Abreise anschicken. Die Taue, womit das Schiff an das Ufer befestigt ist, lösen. Lat.: Ancoras tollere. (Erasm., 148.) *20 Er hat Anker geworfen. D. h. er sitzt fest und sicher. Frz.: Il s'est ancré dans sa profession. *21 Er hat den Anker hinter die Katze gesetzt. – Sprenger I, II. Die Katze liegt gewöhnlich am Herde: daher soviel als: Er hat sich zur Ruhe begeben. Der Holländer Volgens Winschoten sagt: „Er hat den Anker hinter den Pfahl auf dem Kai, woran die Schiffstaue befestigt werden, gesetzt, welche Pfähle den Namen ›Katzen‹ führen sollen.“ Kat wurde ehemals für Stock und Pfahl genommen. (Sprenger II.) *22 Er hat den letzten Anker ausgeworfen. – Sprenger II. Wenn bei einem Schiff das letzte Rettungsmittel angewandt worden ist. Auf eine Person angewandt: Es geht zu Ende. *23 Er hat klares Anker. – Sprenger II. Von einem Anker, mit dem gewissermassen ins Klare gekommen ist, das, wo es ausgeworfen wird, im Ankergrunde haftet. Von jemand, der in irgendeiner Sache Gewissheit erlangt, festen Grund gewonnen hat. *24 Er ist wie ein Anker, der stets im Wasser ist und nie schwimmen lernt. – Sprenger II; Harrebomée, I, 16. Diese sprichwörtliche Redensart ist alt und kommt schon in folgender Schrift vor: „Seer schone Spreekwoorden in Franchoys ende Duytsch, gheprent t' Antwerpen bij Hans de Let 1549.“ – Wenn jemand bei der besten Gelegenheit nicht vorwärts kommt. *25 Er lässt sein Anker fallen. – Sprenger I. Macht halt. *26 Er liegt vor Anker. Wird hin- und hergeworfen, ohne weiter zu kommen. *27 Er muss sein Anker kappen. – Sprenger II. Eigentlich das Ankertau. Von dem, der schnell fliehen muss. *28 He liggt vört besste Anker. *29 Mit zwei Ankern im Hafen sitzen. Von denen, die ruhig und sicher leben und das Ihre geborgen haben. Ein Anker am Vorder- und einen am Hintertheile des Schiffs ausgelassen haben. *30 Seinen Anker (irgend) niederlassen. Sich an einem günstigen Orte festsetzen. *31 Sein letztes Anker ist gebrochen. *32 Sich auf keinen gewöhnlichen Anker stützen. Neue und ungewöhnliche Hülfsmittel besitzen. Lat.: Non vulgari ancora nititur. (Erasm., 831.) *33 Sich auf zwei Anker stützen (verlassen). Lat.: Duabus ancoris fultus. (Arist.) (Erasm., 822.) *34 Sich vor Anker legen. *35 Vor Anker gehen. In der Matrosensprache an den Schenktisch einer Kneipe. *36 Vor Anker liegen. – Grimm, I, 379. Ankerben. Wenn man lange genug angekerbt hat, muss man endlich abrechnen. Ankergrund. Ein guter Ankergrund ist der beste Grund. – Sprenger II; Harrebomée, I, 16. Man muss seine Erwartungen nur auf Zuverlässiges bauen. Dän.: Det er godt at have gode Ankerhold. Frz.: Il est bon d'avoir un bon ancrage. Holl.: Alle grond is geen ankergrond. (Harrebomée, I, 15.) Ankern. Wer ankern will, muss auch Grund finden können. Ankertau. Er muss sein Ankertau kappen. (S. Anker.) Muss sich schnell aus dem Staube machen. Ankîken (angucken, ansehen). 1 Wat kickst mir an? Ick hab mien Mann, wörscht ähr gekame, hät öck die gename. (Lit.) *2 Den kickt ennen an, as wenn he ennen gefreten het on well an den andern begennen. (Meurs.) – Firmenich, I, 404. *3 Kîk Mamsell Stinkfitzen an. Wird gebraucht, um kleine naseweise Mädchen zur Ruhe zu verweisen. – Ueber die sprichwörtliche Anwendung der Vornamen im Plattdeutschen vgl. Latendorf und Fr. Woeste in Frommann, III, 1, 370 und 371. Anklagen. 1 Anklagen mit Recht ist besser denn argwöhnen mit Unrecht. 2 Erst anklagen, dann richten. Holl.: Zonder anklagt mag men niemand veroordelen. (Harrebomée, I, 3.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [46]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/74>, abgerufen am 22.11.2024.