Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.[Spaltenumbruch] *25 Es gehört ihm, wie dem Hunde d' Suppe. - Kirchhofer, 359. *26 Ik hör mit tom Kinde. (Holst.) Wenn jemand mit zur Theilung einer Sache geht oder mit Theil zu haben behauptet. Folgende Anekdote hat zu dem Sprichwort Anlass gegeben: Nach der Predigt sollten zwei Sünder "Busse sitzen" (d. h. vor dem Altar kniend wegen des Aergernisses, das sie der Gemeinde gegeben, Abbitte thun), dann sollte ein Taufen folgen. Einer der Gevattern, welcher meinte, die Taufhandlung erfolge, setzte sich zu den Busssitzern, wie sie aufs Knie am Altar und rief: "Ik hör' mit tom Kinde." *27 Sie gehören zueinander wie die himmlischen Zwillinge. Gehörlos. Besser gehörlos, als ehrlos. - Parömiakon, 2537. Gehörnt. 1 Was gehörnt ist, will jmmer (ge)stossen haben. - Lehmann, 541, 71; Sailer, 148; Simrock, 3174. 2 Was nicht gehörnt ist, muss sich nicht mit Hornvieh stossen. Böhm.: Tezko bezrohemu s rohatym se busti. (Celakovsky, 282.) *3 Ich bin nicht gehörnt. (Lit.) Wenn man sagen will: ich bin nicht reich. Es ist nicht zu bestimmen, ob durch die Hörnerkraft das Kräftige versinnlicht werden soll, weil das Kräftige auch das Reiche ist, oder ob durch "gehörnt" jemand angedeutet werden soll, der viel Gehörntes besitzt, d. i. eine grosse Rindviehzucht, und auf diese Weise reich ist. Lit.: Ne taurotus esmi. Gehorsam (Subst.). 1 Aus Gehorsam gegen Gott sind die Mönche zur Herrschaft über die Menschen gekommen. - Klosterspiegel, 62, 24. 2 Das ist trewer gehorsam, der auss lieb vnd nicht auss furcht geschicht. - Lehmann, 249, 18. 3 Ein Gehorsam bringt den andern. - Körte, 1856. Gehorcht der Fürst dem Gesetz und dem Recht, so wird auch das Volk ihm gehorchen. 4 Es ist ein schlechter gehorsamb, wenn man also gehorsambt, wie ein patient dem Fiber oder der Colic. - Lehmann, 249, 14. Dän.: En slet lydighed, som naar den syge maa lyde feberen. (Prov. dan., 399.) 5 Gehorsam bringet Gutwilligkeit. - Petri, II, 327. 6 Gehorsam, der an Gottes wort henget, ist aller werck Adel vnd güete. - Henisch, 1701, 21; Petri, II, 327. 7 Gehorsam der Unterthanen macht leicht regieren. 8 Gehorsam gebiert wolfart. - Henisch, 1440, 64; Petri, II, 327. 9 Gehorsam gegen die Zunge schadet der Lunge. - Burckhardt, 403. Wer seiner Zunge unbedingt folgt, wird sich dadurch manche Unannehmlichkeit zuziehen und viel Aergernisse bereiten, was der Brust, wofür Lunge als ein innerer Theil des Menschen steht, schaden wird. 10 Gehorsam ist aller tugent krone vnd ehre. - Henisch, 1440, 65; Petri, II, 327. 11 Gehorsam ist besser als Opfer. - 1 Sam. 15, 22; Müller, 22, 2; Schulze, 15; Simrock, 3168; Körte, 1855; Henisch, 1440, 66; Petri, II, 327. Dän.: At lyde er bedre end offer. (Prov. dan., 5182.) Frz.: Obeissance vaut mieux que sacrifice. (Gaal, 622; Kritzinger, 483; Lendroy, 1344.) Holl.: Gehoorzamheid is beter dan offerande. (Harrebomee, I, 213.) It.: Meglio e obbedire che sacrificare. (Pazzaglia, 358, 1; Gaal, 622.) Lat.: Melior est enim obedientia quam victimae. (Seybold, 398; Faselius, 183; Philippi, II, 58; Schulblatt, 477.) 12 Gehorsam ist das gröste lob der vnterthanen. - Lehmann, 249, 24. Nämlich der Gehorsam gegen das Gesetz, nicht der blinde. "Ein Mensch, welcher sich verpflichtet, jeder Gewalt blindlings zu gehorchen, ist nicht achtungswürdiger als ein Hund, der aus der Gosse frisst." (Welt und Zeit, V, 247, 338.) Und Hippel: "Ein Bürger, der auf seinen Willen Verzicht leistet, hört auf ein Mensch zu sein. Ein Volk, das Gehorsam ohne alle Klauseln gelobt, ist kein Volk mehr; es ist lebendig todt." (A. Ruge, Sämmtliche Werke, Manheim 1848, I, 123.) Dän.: Lydighed er undersaatternes störste lov. (Prov. dan., 399.) Holl.: Gehoorzaamheid is de eerste pligt van een' soldaat. (Harrebomee, I, 213.) [Spaltenumbruch] 13 Gehorsam ist der Glückseligkeit (Tugend) Mutter. - Lehmann, II, 225, 28. Nämlich ein vernünftiger Gehorsam; daher nennen die Dänen den Gehorsam ohne Verständniss Thorheit: Lydighed uden forstand er galskab. (Prov. dan., 399.) Frz.: Obeissance est la mere de felicite. (Kritzinger, 483.) 14 Gehorsam ist des Glückes Mutter (oder: die Mutter der Glückseligkeit). It.: La perfetta obbedienza e d'ogni bene la semenza. (Pazzaglia, 358, 2.) 15 Gehorsam ist die Grundfeste aller Ordnung. - Graf, 496, 57; Weingarten, I, 215. 16 Gehorsam ist ein zeichen eines löblichen guten regiments. - Lehmann, 248, 1. Dän.: Lydighed er tegn til godt regimente. (Prov. dan., 399.) 17 Gehorsam macht Freund. - Lehmann, II, 225, 29. 18 Gehorsam macht fromb. - Henisch, 1440, 67; Lehmann, II, 214, 27; Körte, 1857; Simrock, 3169; Venedey, 104. 19 Gehorsam schaffet vil guts. - Henisch, 1440, 68; Petri, II, 327. 20 Gehorsam und Geduld wachsen nicht im Weibergarten. - Sailer, 379; Reinsberg II, 135. Es ist eine Eigenthümlichkeit der Sprichwörter, das, was manchmal oder oft zutrifft, allemal eintreten zu lassen. Sie lieben runde Ausdrücke, wie Rechner runde Zahlen und Kaufleute runde Summen. Was den Gehorsam der Frauen betrifft, so lässt ein hindostanisches Sprichwort die Frau zum Manne sagen: Schneide mir Nase und Ohren ab, aber von meinen Gewohnheiten lasse ich nicht. (Reinsberg I, 7.) Dän.: Hvor ingen lydighed er og ingen aere. (Prov. dan., 399.) 21 Gehorsamb der vnterthanen ist der Regenten Kron'. - Lehmann, 249, 22. 22 Gehorsamb, so auss der furcht herrüret, ist vngetrew. - Lehmann, 248, 5. Dän.: Lydighed af frygt er aldrig troe. - Ret lydighed er af kierlighed. (Prov. dan., 399.) 23 Wo Gehorsam ist, da ist gut Regiment. Dän.: Hvad magt ei kand, udretter lydighed. (Prov. dan., 399.) 24 Wo kein gehorsam, da ist kein ehr'. - Lehmann, 249, 11. 25 Wo kein Gehorsam ist, kann kein Regiment bestehen. - Graf, 496, 58; Hertius, 14. *26 In den Gehorsam gehen. (Schles.) Der Gehorsam heisst nach Adelung an manchen Orten das Verhaftslocal. "Ihr beyde sollet indessen in den Gehorsam gehen." (Palm, 111, 5.) Gehorsam (Adj.). 1 Gehorsam sein sieget. - Petri, II, 327; Henisch, 1441, 1. 2 Mancher ist gehorsamb, wann man jhn heist, was er gerne thut. - Lehmann, 249, 21. 3 Wer andere gehorsam machen will, muss selbst gehorsam sein. - Graf, 286, 25. Wenn eine Regierung die Gesetze (s. d.) selbst nicht befolgt, so kann sie schwerlich erwarten, dass die Unterthanen sie beachten. Der König von England fragte einst den Häuptling eines wilden Indianerstammes: "Gehorchen dir deine Unterthanen gut?" Er antwortete: "Warum nicht, ich gehorche ihnen ebenfalls gut." - "Die Freiheit", bemerkt A. Ruge, "hat zwei Seiten. Im freien Willen müssen Passion und Raison zusammenstimmen." (A. Ruge, Zwei Jahre in Paris, Leipzig 1846, I, 116.) Mhd.: Wer andere luthe sal gehorsam machen, der sal selber gehorsam syn. (Weichbildsglosse bei Daniels, 280, 40.) 4 Wer gehorsam ist, den soll der Kaiser verantworten. - Graf, 445, 397. Bezieht sich auf die nachtheiligen Folgen, die den trafen, welcher der gerichtlichen Vorladung keine Folge leistete und sagt, dass derjenige, welcher durch nicht zu bewältigende Hindernisse abgehalten wurde, davon nicht betroffen werden, sondern vom Richter in den vorigen Stand wieder eingesetzt werden soll. Oder wie wir in unserer jetzigen "deutschen" Rechtssprache sagen, das Contumacialurtheil wird cassirt, der Contumacirte wird restituirt. Mhd.: Wer gehorsam ist, den sal der keiser verantworten. (Endemann, I, 28, 29.) *5 Er ist gehorsam wie der Kranke dem Fieber (der Kolik). Gehorsamkeit. Gehorsamkeit ist dess glücks Mutter. - Henisch, 1441, 2. [Spaltenumbruch] *25 Es gehört ihm, wie dem Hunde d' Suppe. – Kirchhofer, 359. *26 Ik hör mit tom Kinde. (Holst.) Wenn jemand mit zur Theilung einer Sache geht oder mit Theil zu haben behauptet. 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*25 Es gehört ihm, wie dem Hunde d' Suppe. – Kirchhofer, 359.
*26 Ik hör mit tom Kinde. (Holst.)
Wenn jemand mit zur Theilung einer Sache geht oder mit Theil zu haben behauptet. Folgende Anekdote hat zu dem Sprichwort Anlass gegeben: Nach der Predigt sollten zwei Sünder „Busse sitzen“ (d. h. vor dem Altar kniend wegen des Aergernisses, das sie der Gemeinde gegeben, Abbitte thun), dann sollte ein Taufen folgen. Einer der Gevattern, welcher meinte, die Taufhandlung erfolge, setzte sich zu den Busssitzern, wie sie aufs Knie am Altar und rief: „Ik hör' mit tom Kinde.“
*27 Sie gehören zueinander wie die himmlischen Zwillinge.
Gehörlos.
Besser gehörlos, als ehrlos. – Parömiakon, 2537.
Gehörnt.
1 Was gehörnt ist, will jmmer (ge)stossen haben. – Lehmann, 541, 71; Sailer, 148; Simrock, 3174.
2 Was nicht gehörnt ist, muss sich nicht mit Hornvieh stossen.
Böhm.: Tĕžko bezrohému s rohatým se bůsti. (Čelakovský, 282.)
*3 Ich bin nicht gehörnt. (Lit.)
Wenn man sagen will: ich bin nicht reich. Es ist nicht zu bestimmen, ob durch die Hörnerkraft das Kräftige versinnlicht werden soll, weil das Kräftige auch das Reiche ist, oder ob durch „gehörnt“ jemand angedeutet werden soll, der viel Gehörntes besitzt, d. i. eine grosse Rindviehzucht, und auf diese Weise reich ist.
Lit.: Ne taurotus esmi.
Gehorsam (Subst.).
1 Aus Gehorsam gegen Gott sind die Mönche zur Herrschaft über die Menschen gekommen. – Klosterspiegel, 62, 24.
2 Das ist trewer gehorsam, der auss lieb vnd nicht auss furcht geschicht. – Lehmann, 249, 18.
3 Ein Gehorsam bringt den andern. – Körte, 1856.
Gehorcht der Fürst dem Gesetz und dem Recht, so wird auch das Volk ihm gehorchen.
4 Es ist ein schlechter gehorsamb, wenn man also gehorsambt, wie ein patient dem Fiber oder der Colic. – Lehmann, 249, 14.
Dän.: En slet lydighed, som naar den syge maa lyde feberen. (Prov. dan., 399.)
5 Gehorsam bringet Gutwilligkeit. – Petri, II, 327.
6 Gehorsam, der an Gottes wort henget, ist aller werck Adel vnd güete. – Henisch, 1701, 21; Petri, II, 327.
7 Gehorsam der Unterthanen macht leicht regieren.
8 Gehorsam gebiert wolfart. – Henisch, 1440, 64; Petri, II, 327.
9 Gehorsam gegen die Zunge schadet der Lunge. – Burckhardt, 403.
Wer seiner Zunge unbedingt folgt, wird sich dadurch manche Unannehmlichkeit zuziehen und viel Aergernisse bereiten, was der Brust, wofür Lunge als ein innerer Theil des Menschen steht, schaden wird.
10 Gehorsam ist aller tugent krone vnd ehre. – Henisch, 1440, 65; Petri, II, 327.
11 Gehorsam ist besser als Opfer. – 1 Sam. 15, 22; Müller, 22, 2; Schulze, 15; Simrock, 3168; Körte, 1855; Henisch, 1440, 66; Petri, II, 327.
Dän.: At lyde er bedre end offer. (Prov. dan., 5182.)
Frz.: Obéissance vaut mieux que sacrifice. (Gaal, 622; Kritzinger, 483; Lendroy, 1344.)
Holl.: Gehoorzamheid is beter dan offerande. (Harrebomée, I, 213.)
It.: Meglio è obbedire che sacrificare. (Pazzaglia, 358, 1; Gaal, 622.)
Lat.: Melior est enim obedientia quam victimae. (Seybold, 398; Faselius, 183; Philippi, II, 58; Schulblatt, 477.)
12 Gehorsam ist das gröste lob der vnterthanen. – Lehmann, 249, 24.
Nämlich der Gehorsam gegen das Gesetz, nicht der blinde. „Ein Mensch, welcher sich verpflichtet, jeder Gewalt blindlings zu gehorchen, ist nicht achtungswürdiger als ein Hund, der aus der Gosse frisst.“ (Welt und Zeit, V, 247, 338.) Und Hippel: „Ein Bürger, der auf seinen Willen Verzicht leistet, hört auf ein Mensch zu sein. Ein Volk, das Gehorsam ohne alle Klauseln gelobt, ist kein Volk mehr; es ist lebendig todt.“ (A. Ruge, Sämmtliche Werke, Manheim 1848, I, 123.)
Dän.: Lydighed er undersaatternes største lov. (Prov. dan., 399.)
Holl.: Gehoorzaamheid is de eerste pligt van een' soldaat. (Harrebomée, I, 213.)
13 Gehorsam ist der Glückseligkeit (Tugend) Mutter. – Lehmann, II, 225, 28.
Nämlich ein vernünftiger Gehorsam; daher nennen die Dänen den Gehorsam ohne Verständniss Thorheit: Lydighed uden forstand er galskab. (Prov. dan., 399.)
Frz.: Obéissance est la mère de félicité. (Kritzinger, 483.)
14 Gehorsam ist des Glückes Mutter (oder: die Mutter der Glückseligkeit).
It.: La perfetta obbedienza è d'ogni bene la semenza. (Pazzaglia, 358, 2.)
15 Gehorsam ist die Grundfeste aller Ordnung. – Graf, 496, 57; Weingarten, I, 215.
16 Gehorsam ist ein zeichen eines löblichen guten regiments. – Lehmann, 248, 1.
Dän.: Lydighed er tegn til godt regimente. (Prov. dan., 399.)
17 Gehorsam macht Freund. – Lehmann, II, 225, 29.
18 Gehorsam macht fromb. – Henisch, 1440, 67; Lehmann, II, 214, 27; Körte, 1857; Simrock, 3169; Venedey, 104.
19 Gehorsam schaffet vil guts. – Henisch, 1440, 68; Petri, II, 327.
20 Gehorsam und Geduld wachsen nicht im Weibergarten. – Sailer, 379; Reinsberg II, 135.
Es ist eine Eigenthümlichkeit der Sprichwörter, das, was manchmal oder oft zutrifft, allemal eintreten zu lassen. Sie lieben runde Ausdrücke, wie Rechner runde Zahlen und Kaufleute runde Summen. Was den Gehorsam der Frauen betrifft, so lässt ein hindostanisches Sprichwort die Frau zum Manne sagen: Schneide mir Nase und Ohren ab, aber von meinen Gewohnheiten lasse ich nicht. (Reinsberg I, 7.)
Dän.: Hvor ingen lydighed er og ingen ære. (Prov. dan., 399.)
21 Gehorsamb der vnterthanen ist der Regenten Kron'. – Lehmann, 249, 22.
22 Gehorsamb, so auss der furcht herrüret, ist vngetrew. – Lehmann, 248, 5.
Dän.: Lydighed af frygt er aldrig troe. – Ret lydighed er af kierlighed. (Prov. dan., 399.)
23 Wo Gehorsam ist, da ist gut Regiment.
Dän.: Hvad magt ei kand, udretter lydighed. (Prov. dan., 399.)
24 Wo kein gehorsam, da ist kein ehr'. – Lehmann, 249, 11.
25 Wo kein Gehorsam ist, kann kein Regiment bestehen. – Graf, 496, 58; Hertius, 14.
*26 In den Gehorsam gehen. (Schles.)
Der Gehorsam heisst nach Adelung an manchen Orten das Verhaftslocal. „Ihr beyde sollet indessen in den Gehorsam gehen.“ (Palm, 111, 5.)
Gehorsam (Adj.).
1 Gehorsam sein sieget. – Petri, II, 327; Henisch, 1441, 1.
2 Mancher ist gehorsamb, wann man jhn heist, was er gerne thut. – Lehmann, 249, 21.
3 Wer andere gehorsam machen will, muss selbst gehorsam sein. – Graf, 286, 25.
Wenn eine Regierung die Gesetze (s. d.) selbst nicht befolgt, so kann sie schwerlich erwarten, dass die Unterthanen sie beachten. Der König von England fragte einst den Häuptling eines wilden Indianerstammes: „Gehorchen dir deine Unterthanen gut?“ Er antwortete: „Warum nicht, ich gehorche ihnen ebenfalls gut.“ – „Die Freiheit“, bemerkt A. Ruge, „hat zwei Seiten. Im freien Willen müssen Passion und Raison zusammenstimmen.“ (A. Ruge, Zwei Jahre in Paris, Leipzig 1846, I, 116.)
Mhd.: Wer andere luthe sal gehorsam machen, der sal selber gehorsam syn. (Weichbildsglosse bei Daniels, 280, 40.)
4 Wer gehorsam ist, den soll der Kaiser verantworten. – Graf, 445, 397.
Bezieht sich auf die nachtheiligen Folgen, die den trafen, welcher der gerichtlichen Vorladung keine Folge leistete und sagt, dass derjenige, welcher durch nicht zu bewältigende Hindernisse abgehalten wurde, davon nicht betroffen werden, sondern vom Richter in den vorigen Stand wieder eingesetzt werden soll. Oder wie wir in unserer jetzigen „deutschen“ Rechtssprache sagen, das Contumacialurtheil wird cassirt, der Contumacirte wird restituirt.
Mhd.: Wer gehorsam ist, den sal der keiser verantworten. (Endemann, I, 28, 29.)
*5 Er ist gehorsam wie der Kranke dem Fieber (der Kolik).
Gehorsamkeit.
Gehorsamkeit ist dess glücks Mutter. – Henisch, 1441, 2.
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