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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch] Kadmeischer Sieg. - Ein auch für den Sieger unglücklicher. Die Kadmäer hatten zwar die Argiver besiegt, mussten aber später dafür büssen. (Cadmea victoria. Erasm., 458.)

Nach karischer Manier (Sitte, Weise). - Um das Anstössige, Schmuzige, auch in sittlicher Beziehung, zu bezeichnen. Auch: Mit karischem Fahrzeuge. (More Carico. Nave Carica. Erasm., 20.)

Ein karisches Grabmal. - Ein theueres, kostbares. Von den bei den Kariern befindlichem Grabmal des Mausolus (Mausoleum). (Caricum sepulchrum. Erasm., 779.)

Karisches Opfer. - Mageres, unschmackhaftes; von unschmackhafter Speise. Die Karier pflegten einen Hund zu opfern. (Carica victima. Erasm., 880.)

Kassischer Knoten. - Ein schwer lösbarer. Die Kassier, Bewohner einer ägyptischen Stadt, sollen die Geschicklichkeit besessen haben, wundervolle Knoten zu schürzen. Die Redensart wird von Verschlagenen gebraucht. (Cassioticus nodus. Erasm., 436.)

Kaunische Liebe. - Gesetzlich verbotene. Biblis liebte ihren Bruder Kaunis. (Caunius amor. Erasm., 66.)

Kimmerische Finsterniss. - Von den Kimmeriern, fabelhaften Einwohnern am Avernischen See, die (Homer, Odyssee, 11, 14 fg.) die Sonne nie beschien, vielleicht weil sie in Höhlen gelebt haben. (Cimmeriae tenebrae. Erasm., 127; Hanzely, 59, 60.)

Köchische Reden. - Aristophanes bezeichnet damit süsse, schmeichlerische Reden, weil die Köche es verstehen, auch herbe Speisen durch Gewürz wohlschmeckend zu machen. (Verbis coquinariis. Erasm., 35.)

Kolophonische Schuhe. - Für die, welche durch Koth gehen wollen und nicht blos die Sohle bedecken. Wer in schmuzigen Büchern lesen will, bedarf "kolophonischer Schuhe". Das Gegentheil: sikyonische Schuhe. (Colophonium calceamentum. Erasm., 492.)

Eine kolophonische Stimme. - Eine entscheidende, weil die Kolophonier bei Stimmengleichheit durch ihre Stimme entschieden. (Colophonium suffragium. Erasmus, 729.)

Kolophonischer Uebermuth (Anmassung, Trotz). - Von solchen, die ihre Anmassung, ihr Stolz u. s. w. zu Grunde richtet. (Colophonia ferocia. Erasm., 751.)

Kolophonisches Gold. - Von reinen Sitten, edelm Charakter, hohem Geiste. Das Gold der Kolophonier galt für das beste. (Aurum Colophonium. Erasm., 438.)

Kretische Einigung (Freundschaft, Versöhnung). - Wenn sich bisher bittere Feinde aussöhnen, weil beide von demselben Uebel oder Ungemach betroffen werden. Wenn die Kreter sich untereinander bekämpften und auswärtige Feinde in ihr Land einfielen, so verbanden sie sich gegen diese, was man Synkretismus nannte. (Erasmus, 63.)

Lemnische Hand. - Gottlose, grausame, verruchte. (Lemnia manu. Erasm., 192 u. 469.)

Lemnisches Unheil. - Grosses, ungeheueres. Daher, weil die Weiber auf Lemnos einst alle ihre Männer ermordeten. (Lemnium malum. Erasm., 461.)

Lesbische Art. - Unanständig, schmuzig, gemein. (Lesbiari. Erasm., 504.)

Lesbische Regel. - Eine unzeitige oder verkehrt angewandte. (Lesbia regula. Erasm., 531.)

Ein lokrischer Vertrag. - Von Bund- und Vertragbrüchigkeit, weil die Lokrer das mit den Peloponnesern geschlossene Bündniss gebrochen und zu den Herakliden übergegangen waren. (Locrense pactum. Erasm., 426.)

Lydischer (auch herakleischer) Stein. - Von denen, die ein scharfes Urtheil haben, weil der Stein (unser Kieselschiefer) scharfe Kanten hat. (Lydius lapis. Heracleus lapis. Erasm., 528.)

Lydisches Ragout. - Kostbare Leckerbissen. (Lydorum carycae. Erasm., 552.)

Magnesisches Unglück. - Sehr grosses, oder solches, das auf den Anstifter zurückfällt. Von den Magnesiern, die durch Beleidigung einer Gottheit in grosse Bedrängniss geriethen. (Magnetum mala. Erasm., 461.)

Ein maltesisches Hündchen (Kätzchen). - Ein Schoshündchen oder -Kätzchen zum Vergnügen für müssige Frauen. (Melitaeus catulus. Melitaea catella. Erasmus, 439.)

Marianischer Maulesel. - Von einem Menschen, der durch schwere Arbeiten belastet ist. Aus dem Lager des Feldherrn Marius entlehnt, wo gewisse Soldaten sehr schwere Arbeiten zu verrichten hatten. (Muli mariani. Erasmus, 451.)

Mäsonische Reden. - Ausgelassene, muthwillige. Von einem Schauspieler Mäson. (Maesonica dicteria. Erasmus, 589.)

Megarische Ränke. - Die Megarer standen als Ränkeschmiede in übelm Rufe; desto günstiger lautete das Urtheil über die megarischen Töpfe. (Megaricum machinamentum. Erasm., 432.)

Ein megarisches Gelächter. - Von solchen, die durch Scherzreden eher einen Freund als einen Witz opfern. (Risus Megaricus. Erasm., 815.)

Eine mykonische Glatze. - Strabo erzählt, dass man gemeinhin die Mykonier Kahlköpfe genannt habe, weil dieser Fehler dort allgemein gewesen sei. (Myconius calvus. Erasm., 317.)

Nestorische Beredsamkeit. (Poetischer Honig.) - Um die Anmuth eines Greises im Reden zu bezeichnen. Von der Wohlredenheit Nestor's. (Nestoria eloquentia. Poetica mella. Erasm., 294.)

[Spaltenumbruch] Oedipischer Fluch. - Von grossem, tragischem Unglück. (Oedipi imprecatio. Erasm., 282.)

Ein orphisches Leben. - So nennt Plato ein Leben frei von Schuld, Habgier, Schwelgerei u. s. w. Ein solches Leben soll Orpheus geführt haben. (Orphica vita. Erasmus, 534.)

Panagäischa Diana. - Von denen, die viel reisten, dann überhaupt von Leuten, die keinen festen Wohnsitz hatten, Unbeständigen, Vagabunden u. s. w. Weil die Diana überall herumschweifte. (Panagaea Diana. Erasmus., 421.)

Ein panischer Schreck. - Ein plötzlicher, leerer Lärm, weil die Alten glaubten, der Gott Pan sende dergleichen Bestürzung, wobei man die Besinnung verliere. (Panicus casus. Erasm., 386.)

Auf parische Manier handeln. - Von einem Uebereinkommen abgehen, sobald die Umstände sich vortheilhafter gestalten. (Repariazare. Erasm., 428.)

Papyrische Prügel. - Erfolglose Drohungen. Von Papyrius, dem seine Mutter vergeblich mit Prügeln drohte, um zu erfahren, was im Senat verhandelt worden sei. (Vapula papyria. Erasm., 164.)

Pellenischer Mantel. - Von Pellene, einer Stadt Achajas, wo viel Kleider verfertigt wurden. (Pellenaea Tunica. Erasm., 478.)

Der philotesische Becher. - Wenn alle zum Zeichen der Freundschaft aus demselben Becher oder Glase trinken. (Philotesius crater. Erasm., 59.)

Phocenser Fluch. - Die Phocenser hatten einmal infolge eines allgemeinen Volksbeschlusses die vaterländische Erde verlassen und Flüche und Verwünschungen darauf gesetzt, dass niemand wieder daran denken solle, ins Vaterland zurückzukehren. Man gebrauchte die Redensart daher auch von Eiden, die man unter Verwünschungen auf das Haupt derer, welche sie brechen würden, geleistet hatte. (Phocensium exsecratio. Erasm., 282.)

Ein phokischer (phocensischer) Entschluss. - Ein äusserster oder solcher Entschluss, den man aus Verzweiflung fasst, wenn man schon alles aufgegeben hat, wie die Phokier thaten, als sie mit den Thessaloniern im Kriege waren. Sie hatten Weiber und Kinder an einem Orte versammelt, eine grosse Masse Holz herbeigeholt und den Wächtern befohlen, falls sie die Schlacht verlören, sie zu verbrennen. (Phocensium amolitio. Erasmus, 283.)

Phönizische Verträge. - Treulose; solche, die man zum eigenen Vortheil in einem andern Sinne auslegt, als in dem sie geschlossen sind. (Phoenicum pacta. Erasmus., 426.)

Punische Treue. - Die Punier standen in dem übeln Rufe der Bundbrüchigkeit und Treulosigkeit. (Punica fides. Erasm., 429 u. 737.)

Rhadamantischer Schwur. - Eine Betheuerung der Wahrheit, bei der aber kein Gott angerufen wurde. Die Griechen pflegten bei den Köpfen anderer zu schwören, Sokrates auch bei einem Hunde, einer Gans. (Rhadamanthi jusjurandum. Erasm., 310.)

Rhadamantisches Gericht. - Von unbestechlichen Gerichten, nach einem Richter der Unterwelt, Rhadamantos. (Rhadamantum judicium. Erasm., 309 u. 534.)

Rhodisches Opfer. - Wenn etwas unter Hader und Zank gethan wird. (Rhodii sacrificium. Erasm., 816.)

Salamisisches Schiff. - Ein Schnellsegler. Von der Seeschlacht bei Salamis. (Salaminia navis. Erasm., 300.)

Sardonische Tinctur. - Von einer ausgezeichneten Farbe; im Scherz von jemand, der schamroth wird oder blutig geschlagen ist. Auf Sardon wurden verschiedene gute Purpurfarben verfertigt. (Tinctura Sardonica. Erasmus., 798.)

Saturnischer Augenbalsam. - Von blinden Hessen und solchen, die infolge ihres Alters albern worden. (Saturniae lemae. Erasm., 500.)

Sejanisches Pferd. - Wer dies Pferd besass, ging mit seinem ganzen Hause zu Grunde. Also von einem Verunglückten. (Equum habet Sejanum. Erasm., 458.)

Serefischer Frosch, s. Frosch 85.

Ein sikulischer Soldat. - Von Personen, die des Gewinns halber keine Art von Dienstleistung verweigern. Die Sikuler bedienten sich zur Zeit des Hiero ausländischer Soldaten. (Siculus miles. Erasm., 174.)

Sybaritische Tafel (Tisch). - Von einem üppigen Mahle. Auch "syrakusischer Tisch", weil auch die Syrakuser kostbar und prächtig zu leben pflegten. (Sybaritica mensa. Syracusana mensa. Erasm., 580.)

Sybaritisches Unheil. - Von denen, die wegen Sittenverderbniss ihren Untergang finden. (Sybaritica calamitas. Erasm., 463.)

Tänarisches Unglück. - Härte gegen Dienstleute und Untergebene. Weil die Lacedämonier die Gefangenen, die nach Tänarius geflohen waren, zum Tode verdammten. (Taenaricum malum. Erasm., 461.)

Tenedischer Advocat (Patron). - Ein Advocat, der eine Sache kurz und gut ausführt, den Knoten des Streits schnell zerhaut. Entlehnt von dem tenedischen Beile. (Tenedius patronus. Erasm., 529.)

Termerisches Ungemach. - Sehr grosses, besonders solches, das andern zugefügt ward, aber in der Folge das Haupt des Thäters trifft. (Termeria mala. Erasm., 590.)

Thessalische Sophismen. - Finten, Lügen, Schwindeleien. Von denen, die durch List jemand berücken. (Thessalorum commentum. Erasm., 425.)

[Spaltenumbruch] Kadmeischer Sieg. – Ein auch für den Sieger unglücklicher. Die Kadmäer hatten zwar die Argiver besiegt, mussten aber später dafür büssen. (Cadmea victoria. Erasm., 458.)

Nach karischer Manier (Sitte, Weise). – Um das Anstössige, Schmuzige, auch in sittlicher Beziehung, zu bezeichnen. Auch: Mit karischem Fahrzeuge. (More Carico. Nave Carica. Erasm., 20.)

Ein karisches Grabmal. – Ein theueres, kostbares. Von den bei den Kariern befindlichem Grabmal des Mausolus (Mausoleum). (Caricum sepulchrum. Erasm., 779.)

Karisches Opfer. – Mageres, unschmackhaftes; von unschmackhafter Speise. Die Karier pflegten einen Hund zu opfern. (Carica victima. Erasm., 880.)

Kassischer Knoten. – Ein schwer lösbarer. Die Kassier, Bewohner einer ägyptischen Stadt, sollen die Geschicklichkeit besessen haben, wundervolle Knoten zu schürzen. Die Redensart wird von Verschlagenen gebraucht. (Cassioticus nodus. Erasm., 436.)

Kaunische Liebe. – Gesetzlich verbotene. Biblis liebte ihren Bruder Kaunis. (Caunius amor. Erasm., 66.)

Kimmerische Finsterniss. – Von den Kimmeriern, fabelhaften Einwohnern am Avernischen See, die (Homer, Odyssee, 11, 14 fg.) die Sonne nie beschien, vielleicht weil sie in Höhlen gelebt haben. (Cimmeriae tenebrae. Erasm., 127; Hanzely, 59, 60.)

Köchische Reden. – Aristophanes bezeichnet damit süsse, schmeichlerische Reden, weil die Köche es verstehen, auch herbe Speisen durch Gewürz wohlschmeckend zu machen. (Verbis coquinariis. Erasm., 35.)

Kolophonische Schuhe. – Für die, welche durch Koth gehen wollen und nicht blos die Sohle bedecken. Wer in schmuzigen Büchern lesen will, bedarf „kolophonischer Schuhe“. Das Gegentheil: sikyonische Schuhe. (Colophonium calceamentum. Erasm., 492.)

Eine kolophonische Stimme. – Eine entscheidende, weil die Kolophonier bei Stimmengleichheit durch ihre Stimme entschieden. (Colophonium suffragium. Erasmus, 729.)

Kolophonischer Uebermuth (Anmassung, Trotz). – Von solchen, die ihre Anmassung, ihr Stolz u. s. w. zu Grunde richtet. (Colophonia ferocia. Erasm., 751.)

Kolophonisches Gold. – Von reinen Sitten, edelm Charakter, hohem Geiste. Das Gold der Kolophonier galt für das beste. (Aurum Colophonium. Erasm., 438.)

Kretische Einigung (Freundschaft, Versöhnung). – Wenn sich bisher bittere Feinde aussöhnen, weil beide von demselben Uebel oder Ungemach betroffen werden. Wenn die Kreter sich untereinander bekämpften und auswärtige Feinde in ihr Land einfielen, so verbanden sie sich gegen diese, was man Synkretismus nannte. (Erasmus, 63.)

Lemnische Hand. – Gottlose, grausame, verruchte. (Lemnia manu. Erasm., 192 u. 469.)

Lemnisches Unheil. – Grosses, ungeheueres. Daher, weil die Weiber auf Lemnos einst alle ihre Männer ermordeten. (Lemnium malum. Erasm., 461.)

Lesbische Art. – Unanständig, schmuzig, gemein. (Lesbiari. Erasm., 504.)

Lesbische Regel. – Eine unzeitige oder verkehrt angewandte. (Lesbia regula. Erasm., 531.)

Ein lokrischer Vertrag. – Von Bund- und Vertragbrüchigkeit, weil die Lokrer das mit den Peloponnesern geschlossene Bündniss gebrochen und zu den Herakliden übergegangen waren. (Locrense pactum. Erasm., 426.)

Lydischer (auch herakleischer) Stein. – Von denen, die ein scharfes Urtheil haben, weil der Stein (unser Kieselschiefer) scharfe Kanten hat. (Lydius lapis. Heracleus lapis. Erasm., 528.)

Lydisches Ragout. – Kostbare Leckerbissen. (Lydorum carycae. Erasm., 552.)

Magnesisches Unglück. – Sehr grosses, oder solches, das auf den Anstifter zurückfällt. Von den Magnesiern, die durch Beleidigung einer Gottheit in grosse Bedrängniss geriethen. (Magnetum mala. Erasm., 461.)

Ein maltesisches Hündchen (Kätzchen). – Ein Schoshündchen oder -Kätzchen zum Vergnügen für müssige Frauen. (Melitaeus catulus. Melitaea catella. Erasmus, 439.)

Marianischer Maulesel. – Von einem Menschen, der durch schwere Arbeiten belastet ist. Aus dem Lager des Feldherrn Marius entlehnt, wo gewisse Soldaten sehr schwere Arbeiten zu verrichten hatten. (Muli mariani. Erasmus, 451.)

Mäsonische Reden. – Ausgelassene, muthwillige. Von einem Schauspieler Mäson. (Maesonica dicteria. Erasmus, 589.)

Megarische Ränke. – Die Megarer standen als Ränkeschmiede in übelm Rufe; desto günstiger lautete das Urtheil über die megarischen Töpfe. (Megaricum machinamentum. Erasm., 432.)

Ein megarisches Gelächter. – Von solchen, die durch Scherzreden eher einen Freund als einen Witz opfern. (Risus Megaricus. Erasm., 815.)

Eine mykonische Glatze. – Strabo erzählt, dass man gemeinhin die Mykonier Kahlköpfe genannt habe, weil dieser Fehler dort allgemein gewesen sei. (Myconius calvus. Erasm., 317.)

Nestorische Beredsamkeit. (Poetischer Honig.) – Um die Anmuth eines Greises im Reden zu bezeichnen. Von der Wohlredenheit Nestor's. (Nestoria eloquentia. Poetica mella. Erasm., 294.)

[Spaltenumbruch] Oedipischer Fluch. – Von grossem, tragischem Unglück. (Oedipi imprecatio. Erasm., 282.)

Ein orphisches Leben. – So nennt Plato ein Leben frei von Schuld, Habgier, Schwelgerei u. s. w. Ein solches Leben soll Orpheus geführt haben. (Orphica vita. Erasmus, 534.)

Panagäischa Diana. – Von denen, die viel reisten, dann überhaupt von Leuten, die keinen festen Wohnsitz hatten, Unbeständigen, Vagabunden u. s. w. Weil die Diana überall herumschweifte. (Panagaea Diana. Erasmus., 421.)

Ein panischer Schreck. – Ein plötzlicher, leerer Lärm, weil die Alten glaubten, der Gott Pan sende dergleichen Bestürzung, wobei man die Besinnung verliere. (Panicus casus. Erasm., 386.)

Auf parische Manier handeln. – Von einem Uebereinkommen abgehen, sobald die Umstände sich vortheilhafter gestalten. (Repariazare. Erasm., 428.)

Papyrische Prügel. – Erfolglose Drohungen. Von Papyrius, dem seine Mutter vergeblich mit Prügeln drohte, um zu erfahren, was im Senat verhandelt worden sei. (Vapula papyria. Erasm., 164.)

Pellenischer Mantel. – Von Pellene, einer Stadt Achajas, wo viel Kleider verfertigt wurden. (Pellenaea Tunica. Erasm., 478.)

Der philotesische Becher. – Wenn alle zum Zeichen der Freundschaft aus demselben Becher oder Glase trinken. (Philotesius crater. Erasm., 59.)

Phocenser Fluch. – Die Phocenser hatten einmal infolge eines allgemeinen Volksbeschlusses die vaterländische Erde verlassen und Flüche und Verwünschungen darauf gesetzt, dass niemand wieder daran denken solle, ins Vaterland zurückzukehren. Man gebrauchte die Redensart daher auch von Eiden, die man unter Verwünschungen auf das Haupt derer, welche sie brechen würden, geleistet hatte. (Phocensium exsecratio. Erasm., 282.)

Ein phokischer (phocensischer) Entschluss. – Ein äusserster oder solcher Entschluss, den man aus Verzweiflung fasst, wenn man schon alles aufgegeben hat, wie die Phokier thaten, als sie mit den Thessaloniern im Kriege waren. Sie hatten Weiber und Kinder an einem Orte versammelt, eine grosse Masse Holz herbeigeholt und den Wächtern befohlen, falls sie die Schlacht verlören, sie zu verbrennen. (Phocensium amolitio. Erasmus, 283.)

Phönizische Verträge. – Treulose; solche, die man zum eigenen Vortheil in einem andern Sinne auslegt, als in dem sie geschlossen sind. (Phoenicum pacta. Erasmus., 426.)

Punische Treue. – Die Punier standen in dem übeln Rufe der Bundbrüchigkeit und Treulosigkeit. (Punica fides. Erasm., 429 u. 737.)

Rhadamantischer Schwur. – Eine Betheuerung der Wahrheit, bei der aber kein Gott angerufen wurde. Die Griechen pflegten bei den Köpfen anderer zu schwören, Sokrates auch bei einem Hunde, einer Gans. (Rhadamanthi jusjurandum. Erasm., 310.)

Rhadamantisches Gericht. – Von unbestechlichen Gerichten, nach einem Richter der Unterwelt, Rhadamantos. (Rhadamantum judicium. Erasm., 309 u. 534.)

Rhodisches Opfer. – Wenn etwas unter Hader und Zank gethan wird. (Rhodii sacrificium. Erasm., 816.)

Salamisisches Schiff. – Ein Schnellsegler. Von der Seeschlacht bei Salamis. (Salaminia navis. Erasm., 300.)

Sardonische Tinctur. – Von einer ausgezeichneten Farbe; im Scherz von jemand, der schamroth wird oder blutig geschlagen ist. Auf Sardon wurden verschiedene gute Purpurfarben verfertigt. (Tinctura Sardonica. Erasmus., 798.)

Saturnischer Augenbalsam. – Von blinden Hessen und solchen, die infolge ihres Alters albern worden. (Saturniae lemae. Erasm., 500.)

Sejanisches Pferd. – Wer dies Pferd besass, ging mit seinem ganzen Hause zu Grunde. Also von einem Verunglückten. (Equum habet Sejanum. Erasm., 458.)

Serefischer Frosch, s. Frosch 85.

Ein sikulischer Soldat. – Von Personen, die des Gewinns halber keine Art von Dienstleistung verweigern. Die Sikuler bedienten sich zur Zeit des Hiero ausländischer Soldaten. (Siculus miles. Erasm., 174.)

Sybaritische Tafel (Tisch). – Von einem üppigen Mahle. Auch „syrakusischer Tisch“, weil auch die Syrakuser kostbar und prächtig zu leben pflegten. (Sybaritica mensa. Syracusana mensa. Erasm., 580.)

Sybaritisches Unheil. – Von denen, die wegen Sittenverderbniss ihren Untergang finden. (Sybaritica calamitas. Erasm., 463.)

Tänarisches Unglück. – Härte gegen Dienstleute und Untergebene. Weil die Lacedämonier die Gefangenen, die nach Tänarius geflohen waren, zum Tode verdammten. (Taenaricum malum. Erasm., 461.)

Tenedischer Advocat (Patron). – Ein Advocat, der eine Sache kurz und gut ausführt, den Knoten des Streits schnell zerhaut. Entlehnt von dem tenedischen Beile. (Tenedius patronus. Erasm., 529.)

Termerisches Ungemach. – Sehr grosses, besonders solches, das andern zugefügt ward, aber in der Folge das Haupt des Thäters trifft. (Termeria mala. Erasm., 590.)

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[[734]/0762] Kadmeischer Sieg. – Ein auch für den Sieger unglücklicher. Die Kadmäer hatten zwar die Argiver besiegt, mussten aber später dafür büssen. (Cadmea victoria. Erasm., 458.) Nach karischer Manier (Sitte, Weise). – Um das Anstössige, Schmuzige, auch in sittlicher Beziehung, zu bezeichnen. Auch: Mit karischem Fahrzeuge. (More Carico. Nave Carica. Erasm., 20.) Ein karisches Grabmal. – Ein theueres, kostbares. Von den bei den Kariern befindlichem Grabmal des Mausolus (Mausoleum). (Caricum sepulchrum. Erasm., 779.) Karisches Opfer. – Mageres, unschmackhaftes; von unschmackhafter Speise. Die Karier pflegten einen Hund zu opfern. (Carica victima. Erasm., 880.) Kassischer Knoten. – Ein schwer lösbarer. Die Kassier, Bewohner einer ägyptischen Stadt, sollen die Geschicklichkeit besessen haben, wundervolle Knoten zu schürzen. Die Redensart wird von Verschlagenen gebraucht. (Cassioticus nodus. Erasm., 436.) Kaunische Liebe. – Gesetzlich verbotene. Biblis liebte ihren Bruder Kaunis. (Caunius amor. Erasm., 66.) Kimmerische Finsterniss. – Von den Kimmeriern, fabelhaften Einwohnern am Avernischen See, die (Homer, Odyssee, 11, 14 fg.) die Sonne nie beschien, vielleicht weil sie in Höhlen gelebt haben. (Cimmeriae tenebrae. Erasm., 127; Hanzely, 59, 60.) Köchische Reden. – Aristophanes bezeichnet damit süsse, schmeichlerische Reden, weil die Köche es verstehen, auch herbe Speisen durch Gewürz wohlschmeckend zu machen. (Verbis coquinariis. Erasm., 35.) Kolophonische Schuhe. – Für die, welche durch Koth gehen wollen und nicht blos die Sohle bedecken. Wer in schmuzigen Büchern lesen will, bedarf „kolophonischer Schuhe“. Das Gegentheil: sikyonische Schuhe. (Colophonium calceamentum. Erasm., 492.) Eine kolophonische Stimme. – Eine entscheidende, weil die Kolophonier bei Stimmengleichheit durch ihre Stimme entschieden. (Colophonium suffragium. Erasmus, 729.) Kolophonischer Uebermuth (Anmassung, Trotz). – Von solchen, die ihre Anmassung, ihr Stolz u. s. w. zu Grunde richtet. (Colophonia ferocia. Erasm., 751.) Kolophonisches Gold. – Von reinen Sitten, edelm Charakter, hohem Geiste. Das Gold der Kolophonier galt für das beste. (Aurum Colophonium. Erasm., 438.) Kretische Einigung (Freundschaft, Versöhnung). – Wenn sich bisher bittere Feinde aussöhnen, weil beide von demselben Uebel oder Ungemach betroffen werden. Wenn die Kreter sich untereinander bekämpften und auswärtige Feinde in ihr Land einfielen, so verbanden sie sich gegen diese, was man Synkretismus nannte. (Erasmus, 63.) Lemnische Hand. – Gottlose, grausame, verruchte. (Lemnia manu. Erasm., 192 u. 469.) Lemnisches Unheil. – Grosses, ungeheueres. Daher, weil die Weiber auf Lemnos einst alle ihre Männer ermordeten. (Lemnium malum. Erasm., 461.) Lesbische Art. – Unanständig, schmuzig, gemein. (Lesbiari. Erasm., 504.) Lesbische Regel. – Eine unzeitige oder verkehrt angewandte. (Lesbia regula. Erasm., 531.) Ein lokrischer Vertrag. – Von Bund- und Vertragbrüchigkeit, weil die Lokrer das mit den Peloponnesern geschlossene Bündniss gebrochen und zu den Herakliden übergegangen waren. (Locrense pactum. Erasm., 426.) Lydischer (auch herakleischer) Stein. – Von denen, die ein scharfes Urtheil haben, weil der Stein (unser Kieselschiefer) scharfe Kanten hat. (Lydius lapis. Heracleus lapis. Erasm., 528.) Lydisches Ragout. – Kostbare Leckerbissen. (Lydorum carycae. Erasm., 552.) Magnesisches Unglück. – Sehr grosses, oder solches, das auf den Anstifter zurückfällt. Von den Magnesiern, die durch Beleidigung einer Gottheit in grosse Bedrängniss geriethen. (Magnetum mala. Erasm., 461.) Ein maltesisches Hündchen (Kätzchen). – Ein Schoshündchen oder -Kätzchen zum Vergnügen für müssige Frauen. (Melitaeus catulus. Melitaea catella. Erasmus, 439.) Marianischer Maulesel. – Von einem Menschen, der durch schwere Arbeiten belastet ist. Aus dem Lager des Feldherrn Marius entlehnt, wo gewisse Soldaten sehr schwere Arbeiten zu verrichten hatten. (Muli mariani. Erasmus, 451.) Mäsonische Reden. – Ausgelassene, muthwillige. Von einem Schauspieler Mäson. (Maesonica dicteria. Erasmus, 589.) Megarische Ränke. – Die Megarer standen als Ränkeschmiede in übelm Rufe; desto günstiger lautete das Urtheil über die megarischen Töpfe. (Megaricum machinamentum. Erasm., 432.) Ein megarisches Gelächter. – Von solchen, die durch Scherzreden eher einen Freund als einen Witz opfern. (Risus Megaricus. Erasm., 815.) Eine mykonische Glatze. – Strabo erzählt, dass man gemeinhin die Mykonier Kahlköpfe genannt habe, weil dieser Fehler dort allgemein gewesen sei. (Myconius calvus. Erasm., 317.) Nestorische Beredsamkeit. (Poetischer Honig.) – Um die Anmuth eines Greises im Reden zu bezeichnen. Von der Wohlredenheit Nestor's. (Nestoria eloquentia. Poetica mella. Erasm., 294.) Oedipischer Fluch. – Von grossem, tragischem Unglück. (Oedipi imprecatio. Erasm., 282.) Ein orphisches Leben. – So nennt Plato ein Leben frei von Schuld, Habgier, Schwelgerei u. s. w. Ein solches Leben soll Orpheus geführt haben. (Orphica vita. Erasmus, 534.) Panagäischa Diana. – Von denen, die viel reisten, dann überhaupt von Leuten, die keinen festen Wohnsitz hatten, Unbeständigen, Vagabunden u. s. w. Weil die Diana überall herumschweifte. (Panagaea Diana. Erasmus., 421.) Ein panischer Schreck. – Ein plötzlicher, leerer Lärm, weil die Alten glaubten, der Gott Pan sende dergleichen Bestürzung, wobei man die Besinnung verliere. (Panicus casus. Erasm., 386.) Auf parische Manier handeln. – Von einem Uebereinkommen abgehen, sobald die Umstände sich vortheilhafter gestalten. (Repariazare. Erasm., 428.) Papyrische Prügel. – Erfolglose Drohungen. Von Papyrius, dem seine Mutter vergeblich mit Prügeln drohte, um zu erfahren, was im Senat verhandelt worden sei. (Vapula papyria. Erasm., 164.) Pellenischer Mantel. – Von Pellene, einer Stadt Achajas, wo viel Kleider verfertigt wurden. (Pellenaea Tunica. Erasm., 478.) Der philotesische Becher. – Wenn alle zum Zeichen der Freundschaft aus demselben Becher oder Glase trinken. (Philotesius crater. Erasm., 59.) Phocenser Fluch. – Die Phocenser hatten einmal infolge eines allgemeinen Volksbeschlusses die vaterländische Erde verlassen und Flüche und Verwünschungen darauf gesetzt, dass niemand wieder daran denken solle, ins Vaterland zurückzukehren. Man gebrauchte die Redensart daher auch von Eiden, die man unter Verwünschungen auf das Haupt derer, welche sie brechen würden, geleistet hatte. (Phocensium exsecratio. Erasm., 282.) Ein phokischer (phocensischer) Entschluss. – Ein äusserster oder solcher Entschluss, den man aus Verzweiflung fasst, wenn man schon alles aufgegeben hat, wie die Phokier thaten, als sie mit den Thessaloniern im Kriege waren. Sie hatten Weiber und Kinder an einem Orte versammelt, eine grosse Masse Holz herbeigeholt und den Wächtern befohlen, falls sie die Schlacht verlören, sie zu verbrennen. (Phocensium amolitio. Erasmus, 283.) Phönizische Verträge. – Treulose; solche, die man zum eigenen Vortheil in einem andern Sinne auslegt, als in dem sie geschlossen sind. (Phoenicum pacta. Erasmus., 426.) Punische Treue. – Die Punier standen in dem übeln Rufe der Bundbrüchigkeit und Treulosigkeit. (Punica fides. Erasm., 429 u. 737.) Rhadamantischer Schwur. – Eine Betheuerung der Wahrheit, bei der aber kein Gott angerufen wurde. Die Griechen pflegten bei den Köpfen anderer zu schwören, Sokrates auch bei einem Hunde, einer Gans. (Rhadamanthi jusjurandum. Erasm., 310.) Rhadamantisches Gericht. – Von unbestechlichen Gerichten, nach einem Richter der Unterwelt, Rhadamantos. (Rhadamantum judicium. Erasm., 309 u. 534.) Rhodisches Opfer. – Wenn etwas unter Hader und Zank gethan wird. (Rhodii sacrificium. Erasm., 816.) Salamisisches Schiff. – Ein Schnellsegler. Von der Seeschlacht bei Salamis. (Salaminia navis. Erasm., 300.) Sardonische Tinctur. – Von einer ausgezeichneten Farbe; im Scherz von jemand, der schamroth wird oder blutig geschlagen ist. Auf Sardon wurden verschiedene gute Purpurfarben verfertigt. (Tinctura Sardonica. Erasmus., 798.) Saturnischer Augenbalsam. – Von blinden Hessen und solchen, die infolge ihres Alters albern worden. (Saturniae lemae. Erasm., 500.) Sejanisches Pferd. – Wer dies Pferd besass, ging mit seinem ganzen Hause zu Grunde. Also von einem Verunglückten. (Equum habet Sejanum. Erasm., 458.) Serefischer Frosch, s. Frosch 85. Ein sikulischer Soldat. – Von Personen, die des Gewinns halber keine Art von Dienstleistung verweigern. Die Sikuler bedienten sich zur Zeit des Hiero ausländischer Soldaten. (Siculus miles. Erasm., 174.) Sybaritische Tafel (Tisch). – Von einem üppigen Mahle. Auch „syrakusischer Tisch“, weil auch die Syrakuser kostbar und prächtig zu leben pflegten. (Sybaritica mensa. Syracusana mensa. Erasm., 580.) Sybaritisches Unheil. – Von denen, die wegen Sittenverderbniss ihren Untergang finden. (Sybaritica calamitas. Erasm., 463.) Tänarisches Unglück. – Härte gegen Dienstleute und Untergebene. Weil die Lacedämonier die Gefangenen, die nach Tänarius geflohen waren, zum Tode verdammten. (Taenaricum malum. Erasm., 461.) Tenedischer Advocat (Patron). – Ein Advocat, der eine Sache kurz und gut ausführt, den Knoten des Streits schnell zerhaut. Entlehnt von dem tenedischen Beile. (Tenedius patronus. Erasm., 529.) Termerisches Ungemach. – Sehr grosses, besonders solches, das andern zugefügt ward, aber in der Folge das Haupt des Thäters trifft. (Termeria mala. Erasm., 590.) Thessalische Sophismen. – Finten, Lügen, Schwindeleien. Von denen, die durch List jemand berücken. (Thessalorum commentum. Erasm., 425.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [734]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/762>, abgerufen am 18.06.2024.