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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch] *59 Wat süst du mi an? Ik hewwe all (schon, bereits) en Mann; wärst e-er ekuemen (gekommen), dann hädd' ik di nuemen. (Westf.)


Ansehen (das).

1 Ansehen macht gedenken.

2 Ansehen thut alles, und Gold macht das Ansehen.

3 Ansehen thut freien.

Lat.: Ex aspectu nascitur amor. (Tappius, 223b.)

4 Ansehen thut mehr denn Macht.

5 Das Ansehen hat man umsonst. - Simrock, 362.

6 Das Ansehen ist alles.

7 Das Ansehen ist der grösste Vortheil bei Geschäften.

8 Das Ansehen ist ein Heilthum, das man fasten und feiern muss. - Lehmann.

9 Das Ansehen ist in den Federn (Kleidern).

10 Das Ansehen schlägt die Leute. - Simrock, 363.

11 Es gilt kein Ansehen der Person.

Holl.: Ik ben geen aanziender der personen, zei de honden slager; toen sloeg hij een' grooten dog, die hem gebeten had. (Harrebomee, I, 3.)

12 Es liegt nicht alles am Ansehen.

Lat.: Mopsus saepe quis est vultu, qui pectore Nestor.

13 Gross Ansehen ist besser, als viel Pfund Gold.

14 Schönes Ansehen hat grosse Falschheit.

15 Vieles Ansehen dinget schön.

16 Vom (blossen) Ansehen fällt kein Baum.

Lat.: Testa non fit, lutum nisi tundatur.

17 Wächst das Ansehen spannenlang, so wächst die Ehre (die Hoffart, Thorheit) ellenlang. - Simrock, 364.

*18 In gutem Ansehen stehen.

Frz.: Etre sur un grand pied dans le monde. (Lendroy, 1616.)


Ansenften.

* Einen ansenften.

Viel Senf vormachen.


Ansetzen.

1 Gut ansetzen thut's nicht, man muss auch mit Ehren hinausführen.

2 Setz an, sagte Hans, mit der wächsernen Nase.

3 Was wohl ansetzt, lässt (gern) gute Letzt. - Eiselein.

Die Letze, etwas das erfreut, ein beim Abschied zur Ergötzlichkeit gemachtes Geschenk.

4 Zwischen Ansetzen und Trinken kann man (oder: kann ein Schiff) versinken.


Ansicht.

De Ansicht was god', säd Adam un kek Eva'n unner 't Hemd. (S. Farbe.) - Hoefer, 11.


Ansorge.

Hans Ansorge lässt keine Sorge übers Knie gehen.

Brennt das Haus, so wärmt er sich bei den Kohlen oder bläst sein Anliegen in die Luft.


Anspannen.

1 Jan, spann an, dre Katten vöran. (Ostfries.)

2 Spann an, lad auff, treib fort den Gaul, es fliegt kein 'bratne Taub' ins Maul. - Kirchhof, Wend Vnmuth, 1602; Tauben- und Hühnerzeitung, 1862, Nr. 2.

3 Wer (selbst) nicht anspannt, den kann (soll) man nicht vorspannen. - Simrock, 368.

4 Wer sich lässt anspannen, der muss ziehen. - Lehmann.


Anspucken.

* Er ist fürs Anspucken zu schlecht.

Um einen höchst verworfenen und schmuzigen Menschen zu bezeichnen. So spuckte z. B. Diogenes einem Schwelger ins Angesicht, um zu sagen, dass dies der schmuzigste Ort im Hause sei. Als Zeichen der grössten Verachtung spuckten die Kriegsknechte Jesum ins Angesicht.

Frz.: Un bougre de cracher.


Anstand.

1 Anstand ist die Hauptsache.

Lat.: Caput artis est, decere, quod facias.

2 Anstand thut's, sagte Säuberlich, da putzt er an der Tafel seine Nägel aus.

3 Anstand und Lüge sind Geschwisterkinder.

4 Wer nicht mit Anstand ein Schelm sein kann, dem legt jeder Knabe das Handwerk.

[Spaltenumbruch] *5 Auf dem Anstande sein, oder: Auf den Anstand gehen.

Die Gelegenheit zur Erreichung eines bestimmten Zwecks abwarten.


Anstecken.

Erst ansteken (upstiken, die Pfeife anzünden), se (de) Jan, as he na de Galgen schull. - Frommann, IV, 288.


Anstehen.

1 Dat steiht em an, as den Hund dat Pottschrappen. (Oldenburg.)

2 Es stehet übel an, wenn man straft, was man selber gethan.

Lat.: Turpe est doctori cum culpa redarguit ipsum.

*3 Dat steiht em an, as de Hoor dat Spinn'n. - Schütze.

*4 Es steht ihm an wie dem Esel das Lauteschlagen.

*5 Es steht ihm an wie dem Schweine die Perlenschnur.

*6 Es steht ihm an wie dem Stoffel der Degen.

*7 Es steht ihm an wie der Hure das Spinnen.

Er weiss nicht damit umzugehen. Von den liederlichen Dirnen entlehnt, die im Spinnhause (einer Arbeitsanstalt) für ihr Gewerbe büssen, aber weder grosse Geschicklichkeit noch grossen Fleiss zeigen.


Anstellen.

Hai stellt sik an, är wenn'e van der dullen Suege friätten härre. (Arnsberg.) - Firmenich, I, 353.

Er stellt sich an, als wenn er von der tollen Sau gefressen hätte.


Anstieren.

* Einen anstieren wie die Kuh ein neues Thor.


Anstifter.

Er ist der erste Anstifter.

Lat.: Fons et radix es.


Anstinken.

Stink' einmal einer gegen ein Fuder Mist an.

Wer vermag etwas gegen solche Frechheit, Gemeinheit, Niederträchtigkeit!


Anstossen.

1 Stoss nicht an, die Badstube ist niedrig. - Fischart, Prakt.

2 Wer nirgends will stossen an, muss Schickelmann zu Händen han.


Anstrich.

1 Er weiss der Sache einen Anstrich (eine Farbe, ein Färbchen) zu geben. - Körte, 200.

Sie von der günstigsten Seite darzustellen.

2 Es ist ein rother Anstrich, den er vom Fidelbogen hat. - Nibelungen.


Anthun.

* Es ist ihm angethan. - Grimm, Myth., 580.

Dem Vieh, dem Kinde u. s. w. Von heimlichen Wesen, z. B. von Elben ist das Vieh berührt, angehaucht und deshalb erkrankt oder gelähmt (Volksaberglaube).


Antichristus.

Antichristus kann Christum nicht predigen.


Antike.

Ick bin en Antike, sagte der Invalid, ik bin alt un nackend un fehlt mir a Been.


Antk (s. Henneke, Pluck).

Antk vör alle Höle. (Mecklenburg.)


Antlitz (s. Angesicht.)

1 Das Antlitz bringt das Mädchen an den Mann. (Serb.)

2 Das Antlitz einer Geliebten bedarf keiner Kammerfrau. (Pers.)

3 Schön Antlitz verkauft ein räudig Gesäss. - Lehmann.

*4 Stände sein Antlitz am Himmel, die Bauern würden zum Wetter läuten. - Körte, 200.


Anto.

Anto (nahebei) is noch nich half. (Oldenburg.) - Frommann, II, 389.


Anton.

1 Anton, steck den Degen ein!

Der Titel einer Posse von Kalisch, die 1859 in Berlin auf Ascher's Narrenfest aufgeführt und als Anspielung auf die Kriegsgelüste des französischen Kaisers Napoleon III. betrachtet wurde. Durch häufige Wiederholung ging das Wort bald in ein Sprichwort über und wird angewandt, um im Ernst oder auch scherzhaft die Angriffs- und Streitlust zu dämpfen. - Die Redensart ist nicht aus der Posse entstanden, sondern vom Dichter nur benutzt worden; sie ist nach mehrfachen Mittheilungen viel älter. Herr Dr. Führböter in Hirschberg schrieb mir in Beziehung darauf: "Als ich vor etwa 50 Jahren in Halle studirte, fand ein Studentenkrawall statt, der solche Ausdehnung gewann, dass Militär requirirt werden musste. Die Studenten marschirten in ganz fideler Stimmung dem Militär entgegen, umzingelten den commandirenden Offizier, schlossen ihn immer enger und enger ein und sangen: >Anton, steck den Degen ein; Anton< u. s. w. Da der Offizier ein humaner Mann war und er die Studenten in der heitersten Stimmung, also ohne alle Böswilligkeit fand, so verlief die ganze Geschichte gutartig. Ob nun an jenem Tage das Wort: Anton steck den Degen ein, erst aufgekommen oder schon früher in Gebrauch gewesen ist, kann ich nicht sagen; nur so viel weiss ich, dass ich von jenem Tage ab die Strassenjungen sehr häufig habe jodeln hören: Anton, steck den Degen ein.".

2 Zent Tönnes (Sanct-Anton) brengt Is of brecht Is. (Aachen.) - Firmenich, I, 494.


[Spaltenumbruch] *59 Wat süst du mi an? Ik hewwe all (schon, bereits) en Mann; wärst e-er ekuemen (gekommen), dann hädd' ik di nuemen. (Westf.)


Ansehen (das).

1 Ansehen macht gedenken.

2 Ansehen thut alles, und Gold macht das Ansehen.

3 Ansehen thut freien.

Lat.: Ex aspectu nascitur amor. (Tappius, 223b.)

4 Ansehen thut mehr denn Macht.

5 Das Ansehen hat man umsonst.Simrock, 362.

6 Das Ansehen ist alles.

7 Das Ansehen ist der grösste Vortheil bei Geschäften.

8 Das Ansehen ist ein Heilthum, das man fasten und feiern muss.Lehmann.

9 Das Ansehen ist in den Federn (Kleidern).

10 Das Ansehen schlägt die Leute.Simrock, 363.

11 Es gilt kein Ansehen der Person.

Holl.: Ik ben geen aanziender der personen, zei de honden slager; toen sloeg hij een' grooten dog, die hem gebeten had. (Harrebomée, I, 3.)

12 Es liegt nicht alles am Ansehen.

Lat.: Mopsus saepe quis est vultu, qui pectore Nestor.

13 Gross Ansehen ist besser, als viel Pfund Gold.

14 Schönes Ansehen hat grosse Falschheit.

15 Vieles Ansehen dinget schön.

16 Vom (blossen) Ansehen fällt kein Baum.

Lat.: Testa non fit, lutum nisi tundatur.

17 Wächst das Ansehen spannenlang, so wächst die Ehre (die Hoffart, Thorheit) ellenlang.Simrock, 364.

*18 In gutem Ansehen stehen.

Frz.: Être sur un grand pied dans le monde. (Lendroy, 1616.)


Ansenften.

* Einen ansenften.

Viel Senf vormachen.


Ansetzen.

1 Gut ansetzen thut's nicht, man muss auch mit Ehren hinausführen.

2 Setz an, sagte Hans, mit der wächsernen Nase.

3 Was wohl ansetzt, lässt (gern) gute Letzt.Eiselein.

Die Letze, etwas das erfreut, ein beim Abschied zur Ergötzlichkeit gemachtes Geschenk.

4 Zwischen Ansetzen und Trinken kann man (oder: kann ein Schiff) versinken.


Ansicht.

De Ansicht was gôd', säd Adam un kêk Eva'n unner 't Hemd. (S. Farbe.)Hoefer, 11.


Ansorge.

Hans Ansorge lässt keine Sorge übers Knie gehen.

Brennt das Haus, so wärmt er sich bei den Kohlen oder bläst sein Anliegen in die Luft.


Anspannen.

1 Jan, spann an, dre Katten vöran. (Ostfries.)

2 Spann an, lad auff, treib fort den Gaul, es fliegt kein 'bratne Taub' ins Maul.Kirchhof, Wend Vnmuth, 1602; Tauben- und Hühnerzeitung, 1862, Nr. 2.

3 Wer (selbst) nicht anspannt, den kann (soll) man nicht vorspannen.Simrock, 368.

4 Wer sich lässt anspannen, der muss ziehen.Lehmann.


Anspucken.

* Er ist fürs Anspucken zu schlecht.

Um einen höchst verworfenen und schmuzigen Menschen zu bezeichnen. So spuckte z. B. Diogenes einem Schwelger ins Angesicht, um zu sagen, dass dies der schmuzigste Ort im Hause sei. Als Zeichen der grössten Verachtung spuckten die Kriegsknechte Jesum ins Angesicht.

Frz.: Un bougre de cracher.


Anstand.

1 Anstand ist die Hauptsache.

Lat.: Caput artis est, decere, quod facias.

2 Anstand thut's, sagte Säuberlich, da putzt er an der Tafel seine Nägel aus.

3 Anstand und Lüge sind Geschwisterkinder.

4 Wer nicht mit Anstand ein Schelm sein kann, dem legt jeder Knabe das Handwerk.

[Spaltenumbruch] *5 Auf dem Anstande sein, oder: Auf den Anstand gehen.

Die Gelegenheit zur Erreichung eines bestimmten Zwecks abwarten.


Anstecken.

Erst ansteken (upstiken, die Pfeife anzünden), se (de) Jan, as he nâ de Galgen schull.Frommann, IV, 288.


Anstehen.

1 Dat steiht em an, as den Hund dat Pottschrappen. (Oldenburg.)

2 Es stehet übel an, wenn man straft, was man selber gethan.

Lat.: Turpe est doctori cum culpa redarguit ipsum.

*3 Dat steiht em an, as de Hoor dat Spinn'n.Schütze.

*4 Es steht ihm an wie dem Esel das Lauteschlagen.

*5 Es steht ihm an wie dem Schweine die Perlenschnur.

*6 Es steht ihm an wie dem Stoffel der Degen.

*7 Es steht ihm an wie der Hure das Spinnen.

Er weiss nicht damit umzugehen. Von den liederlichen Dirnen entlehnt, die im Spinnhause (einer Arbeitsanstalt) für ihr Gewerbe büssen, aber weder grosse Geschicklichkeit noch grossen Fleiss zeigen.


Anstellen.

Hai stellt sik an, är wenn'e van der dullen Suege friätten härre. (Arnsberg.) – Firmenich, I, 353.

Er stellt sich an, als wenn er von der tollen Sau gefressen hätte.


Anstieren.

* Einen anstieren wie die Kuh ein neues Thor.


Anstifter.

Er ist der erste Anstifter.

Lat.: Fons et radix es.


Anstinken.

Stink' einmal einer gegen ein Fuder Mist an.

Wer vermag etwas gegen solche Frechheit, Gemeinheit, Niederträchtigkeit!


Anstossen.

1 Stoss nicht an, die Badstube ist niedrig.Fischart, Prakt.

2 Wer nirgends will stossen an, muss Schickelmann zu Händen han.


Anstrich.

1 Er weiss der Sache einen Anstrich (eine Farbe, ein Färbchen) zu geben.Körte, 200.

Sie von der günstigsten Seite darzustellen.

2 Es ist ein rother Anstrich, den er vom Fidelbogen hat.Nibelungen.


Anthun.

* Es ist ihm angethan.Grimm, Myth., 580.

Dem Vieh, dem Kinde u. s. w. Von heimlichen Wesen, z. B. von Elben ist das Vieh berührt, angehaucht und deshalb erkrankt oder gelähmt (Volksaberglaube).


Antichristus.

Antichristus kann Christum nicht predigen.


Antike.

Ick bin en Antike, sagte der Invalid, ik bin alt un nackend un fehlt mir a Been.


Antk (s. Henneke, Pluck).

Antk vör alle Höle. (Mecklenburg.)


Antlitz (s. Angesicht.)

1 Das Antlitz bringt das Mädchen an den Mann. (Serb.)

2 Das Antlitz einer Geliebten bedarf keiner Kammerfrau. (Pers.)

3 Schön Antlitz verkauft ein räudig Gesäss.Lehmann.

*4 Stände sein Antlitz am Himmel, die Bauern würden zum Wetter läuten.Körte, 200.


Anto.

Anto (nahebei) is noch nich half. (Oldenburg.) – Frommann, II, 389.


Anton.

1 Anton, steck den Degen ein!

Der Titel einer Posse von Kalisch, die 1859 in Berlin auf Ascher's Narrenfest aufgeführt und als Anspielung auf die Kriegsgelüste des französischen Kaisers Napoleon III. betrachtet wurde. Durch häufige Wiederholung ging das Wort bald in ein Sprichwort über und wird angewandt, um im Ernst oder auch scherzhaft die Angriffs- und Streitlust zu dämpfen. – Die Redensart ist nicht aus der Posse entstanden, sondern vom Dichter nur benutzt worden; sie ist nach mehrfachen Mittheilungen viel älter. Herr Dr. Führböter in Hirschberg schrieb mir in Beziehung darauf: „Als ich vor etwa 50 Jahren in Halle studirte, fand ein Studentenkrawall statt, der solche Ausdehnung gewann, dass Militär requirirt werden musste. Die Studenten marschirten in ganz fideler Stimmung dem Militär entgegen, umzingelten den commandirenden Offizier, schlossen ihn immer enger und enger ein und sangen: ›Anton, steck den Degen ein; Anton‹ u. s. w. Da der Offizier ein humaner Mann war und er die Studenten in der heitersten Stimmung, also ohne alle Böswilligkeit fand, so verlief die ganze Geschichte gutartig. Ob nun an jenem Tage das Wort: Anton steck den Degen ein, erst aufgekommen oder schon früher in Gebrauch gewesen ist, kann ich nicht sagen; nur so viel weiss ich, dass ich von jenem Tage ab die Strassenjungen sehr häufig habe jodeln hören: Anton, steck den Degen ein.“.

2 Zent Tönnes (Sanct-Anton) brengt Is of brecht Is. (Aachen.) – Firmenich, I, 494.


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[[51]/0079] *59 Wat süst du mi an? Ik hewwe all (schon, bereits) en Mann; wärst e-er ekuemen (gekommen), dann hädd' ik di nuemen. (Westf.) Ansehen (das). 1 Ansehen macht gedenken. 2 Ansehen thut alles, und Gold macht das Ansehen. 3 Ansehen thut freien. Lat.: Ex aspectu nascitur amor. (Tappius, 223b.) 4 Ansehen thut mehr denn Macht. 5 Das Ansehen hat man umsonst. – Simrock, 362. 6 Das Ansehen ist alles. 7 Das Ansehen ist der grösste Vortheil bei Geschäften. 8 Das Ansehen ist ein Heilthum, das man fasten und feiern muss. – Lehmann. 9 Das Ansehen ist in den Federn (Kleidern). 10 Das Ansehen schlägt die Leute. – Simrock, 363. 11 Es gilt kein Ansehen der Person. Holl.: Ik ben geen aanziender der personen, zei de honden slager; toen sloeg hij een' grooten dog, die hem gebeten had. (Harrebomée, I, 3.) 12 Es liegt nicht alles am Ansehen. Lat.: Mopsus saepe quis est vultu, qui pectore Nestor. 13 Gross Ansehen ist besser, als viel Pfund Gold. 14 Schönes Ansehen hat grosse Falschheit. 15 Vieles Ansehen dinget schön. 16 Vom (blossen) Ansehen fällt kein Baum. Lat.: Testa non fit, lutum nisi tundatur. 17 Wächst das Ansehen spannenlang, so wächst die Ehre (die Hoffart, Thorheit) ellenlang. – Simrock, 364. *18 In gutem Ansehen stehen. Frz.: Être sur un grand pied dans le monde. (Lendroy, 1616.) Ansenften. * Einen ansenften. Viel Senf vormachen. Ansetzen. 1 Gut ansetzen thut's nicht, man muss auch mit Ehren hinausführen. 2 Setz an, sagte Hans, mit der wächsernen Nase. 3 Was wohl ansetzt, lässt (gern) gute Letzt. – Eiselein. Die Letze, etwas das erfreut, ein beim Abschied zur Ergötzlichkeit gemachtes Geschenk. 4 Zwischen Ansetzen und Trinken kann man (oder: kann ein Schiff) versinken. Ansicht. De Ansicht was gôd', säd Adam un kêk Eva'n unner 't Hemd. (S. Farbe.) – Hoefer, 11. Ansorge. Hans Ansorge lässt keine Sorge übers Knie gehen. Brennt das Haus, so wärmt er sich bei den Kohlen oder bläst sein Anliegen in die Luft. Anspannen. 1 Jan, spann an, dre Katten vöran. (Ostfries.) 2 Spann an, lad auff, treib fort den Gaul, es fliegt kein 'bratne Taub' ins Maul. – Kirchhof, Wend Vnmuth, 1602; Tauben- und Hühnerzeitung, 1862, Nr. 2. 3 Wer (selbst) nicht anspannt, den kann (soll) man nicht vorspannen. – Simrock, 368. 4 Wer sich lässt anspannen, der muss ziehen. – Lehmann. Anspucken. * Er ist fürs Anspucken zu schlecht. Um einen höchst verworfenen und schmuzigen Menschen zu bezeichnen. So spuckte z. B. Diogenes einem Schwelger ins Angesicht, um zu sagen, dass dies der schmuzigste Ort im Hause sei. Als Zeichen der grössten Verachtung spuckten die Kriegsknechte Jesum ins Angesicht. Frz.: Un bougre de cracher. Anstand. 1 Anstand ist die Hauptsache. Lat.: Caput artis est, decere, quod facias. 2 Anstand thut's, sagte Säuberlich, da putzt er an der Tafel seine Nägel aus. 3 Anstand und Lüge sind Geschwisterkinder. 4 Wer nicht mit Anstand ein Schelm sein kann, dem legt jeder Knabe das Handwerk. *5 Auf dem Anstande sein, oder: Auf den Anstand gehen. Die Gelegenheit zur Erreichung eines bestimmten Zwecks abwarten. Anstecken. Erst ansteken (upstiken, die Pfeife anzünden), se (de) Jan, as he nâ de Galgen schull. – Frommann, IV, 288. Anstehen. 1 Dat steiht em an, as den Hund dat Pottschrappen. (Oldenburg.) 2 Es stehet übel an, wenn man straft, was man selber gethan. Lat.: Turpe est doctori cum culpa redarguit ipsum. *3 Dat steiht em an, as de Hoor dat Spinn'n. – Schütze. *4 Es steht ihm an wie dem Esel das Lauteschlagen. *5 Es steht ihm an wie dem Schweine die Perlenschnur. *6 Es steht ihm an wie dem Stoffel der Degen. *7 Es steht ihm an wie der Hure das Spinnen. Er weiss nicht damit umzugehen. Von den liederlichen Dirnen entlehnt, die im Spinnhause (einer Arbeitsanstalt) für ihr Gewerbe büssen, aber weder grosse Geschicklichkeit noch grossen Fleiss zeigen. Anstellen. Hai stellt sik an, är wenn'e van der dullen Suege friätten härre. (Arnsberg.) – Firmenich, I, 353. Er stellt sich an, als wenn er von der tollen Sau gefressen hätte. Anstieren. * Einen anstieren wie die Kuh ein neues Thor. Anstifter. Er ist der erste Anstifter. Lat.: Fons et radix es. Anstinken. Stink' einmal einer gegen ein Fuder Mist an. Wer vermag etwas gegen solche Frechheit, Gemeinheit, Niederträchtigkeit! Anstossen. 1 Stoss nicht an, die Badstube ist niedrig. – Fischart, Prakt. 2 Wer nirgends will stossen an, muss Schickelmann zu Händen han. Anstrich. 1 Er weiss der Sache einen Anstrich (eine Farbe, ein Färbchen) zu geben. – Körte, 200. Sie von der günstigsten Seite darzustellen. 2 Es ist ein rother Anstrich, den er vom Fidelbogen hat. – Nibelungen. Anthun. * Es ist ihm angethan. – Grimm, Myth., 580. Dem Vieh, dem Kinde u. s. w. Von heimlichen Wesen, z. B. von Elben ist das Vieh berührt, angehaucht und deshalb erkrankt oder gelähmt (Volksaberglaube). Antichristus. Antichristus kann Christum nicht predigen. Antike. Ick bin en Antike, sagte der Invalid, ik bin alt un nackend un fehlt mir a Been. Antk (s. Henneke, Pluck). Antk vör alle Höle. (Mecklenburg.) Antlitz (s. Angesicht.) 1 Das Antlitz bringt das Mädchen an den Mann. (Serb.) 2 Das Antlitz einer Geliebten bedarf keiner Kammerfrau. (Pers.) 3 Schön Antlitz verkauft ein räudig Gesäss. – Lehmann. *4 Stände sein Antlitz am Himmel, die Bauern würden zum Wetter läuten. – Körte, 200. Anto. Anto (nahebei) is noch nich half. (Oldenburg.) – Frommann, II, 389. Anton. 1 Anton, steck den Degen ein! Der Titel einer Posse von Kalisch, die 1859 in Berlin auf Ascher's Narrenfest aufgeführt und als Anspielung auf die Kriegsgelüste des französischen Kaisers Napoleon III. betrachtet wurde. Durch häufige Wiederholung ging das Wort bald in ein Sprichwort über und wird angewandt, um im Ernst oder auch scherzhaft die Angriffs- und Streitlust zu dämpfen. – Die Redensart ist nicht aus der Posse entstanden, sondern vom Dichter nur benutzt worden; sie ist nach mehrfachen Mittheilungen viel älter. Herr Dr. Führböter in Hirschberg schrieb mir in Beziehung darauf: „Als ich vor etwa 50 Jahren in Halle studirte, fand ein Studentenkrawall statt, der solche Ausdehnung gewann, dass Militär requirirt werden musste. Die Studenten marschirten in ganz fideler Stimmung dem Militär entgegen, umzingelten den commandirenden Offizier, schlossen ihn immer enger und enger ein und sangen: ›Anton, steck den Degen ein; Anton‹ u. s. w. Da der Offizier ein humaner Mann war und er die Studenten in der heitersten Stimmung, also ohne alle Böswilligkeit fand, so verlief die ganze Geschichte gutartig. Ob nun an jenem Tage das Wort: Anton steck den Degen ein, erst aufgekommen oder schon früher in Gebrauch gewesen ist, kann ich nicht sagen; nur so viel weiss ich, dass ich von jenem Tage ab die Strassenjungen sehr häufig habe jodeln hören: Anton, steck den Degen ein.“. 2 Zent Tönnes (Sanct-Anton) brengt Is of brecht Is. (Aachen.) – Firmenich, I, 494.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [51]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/79>, abgerufen am 22.11.2024.