Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.[Spaltenumbruch] *8 Ich will ihm das Geleit geben. Ironisch, will ihn hinausbefördern. Dies Geleit ist nicht zu verwechseln mit dem "Geleit von Limoges", das aus überschlagender Höflichkeit zur Quälerei ward, indem es nämlich früher dort Sitte war, den Besuch bis auf die Strasse zu begleiten, worauf dieser den Begleitenden bis zu seinem Zimmer zurückbegleiten musste, sodass des Geleitens und Begleitens kein Ende war. (Convoi de Limoges. Leroux, I, 233; Reinsberg VI, 133.) Gelenk (Adj.). * So gelenk sein wie ein bleierner Vogel. Gelenk (Subst.). 1 Es hott alles sei G'lenk, als wie Mistbreiten hott sein Schlauder. (Oberes Kinzigthal in Kurhessen.) *2 Er hat kein Gelenck im Kopff. - Lehmann, 768, 16. Wer sich dem Willen anderer nicht anbequemen will. Gelernter. * Es ist noch kein Gelernter vom Himmel gefallen. (Rottenburg.) Gelichter. * Von gleichem Gelichter sein. Gelieben. 1 Lass dich nichts gelieben, so kan dich nichts betrieben. - Henisch, 1460, 15. 2 Was sich geliebet, das gesellet sich auch. - Henisch, 1460, 14. Geliebte. 1 Der Geliebten Gesicht braucht keine Schminke. Die Perser sagen, es bedürfe keiner Kammerfrau (Reinsberg I, 65), und die Aegypter: Dein Geliebter ist der Gegenstand deiner Liebe und wäre es eine Meerkatze. (S. Gefängniss 4, Hässlich u. Liebe.) (Burckhardt, 227.) Und der Türke sagt: Beim Geliebten ist alles vortrefflich. (Reinsberg I, 69.) 2 Der Geliebten Zank ist süsser Klang. Holl.: Geliefdens kijven doet liefde beklijven. - Geliefdens twist is haast beslist. (Harrebomee, I, 224.) 3 Des Geliebten Schwarzbrot schmeckt besser als der Mutter Babe. Altfries.: Amme poat iz better az memme poat. Holl.: Der minne pot of kost is aangenamer, dan die der moeder. (Sprenger I, 21.) 4 Eine Geliebte ist Milch, eine Braut Butter und eine Frau Käse. - Börne, Gesammelte Schriften, (Hamburg 1840), VI, 6. 5 Was der (die) Geliebte thut, ist alles gut. "Deine Geliebte ist zwar schön, aber sie hat keinen Verstand", sagte ein Freund zum Dichter Quinault, "wie kannst du sie anhören?" - "Es ist wahr", erwiderte dieser, "aber ich höre sie nicht, ich sehe sie sprechen." (Vgl. Bresl. Erzähler, 1806, S. 125.) Holl.: Het is al goed, wat een geliefde doet. (Harrebomee, I, 224.) Gelinde. 1 Etwas gelinner, schruiwed (schreibt) de Kalänner. (Iserlohn.) - Frommann, III, 256, 57. 2 Sei nicht allzu gelind, sonst ziehst du böse Kind. - Kirchhofer, 193. 3 Zu gelinde bringt wenig Nutzen beim Gesinde. It.: Il padrone indulgente fa il servo negligente. Lat.: Familiaris dominus fatuum servum nutrit. 4 Zu gelinde ist verachtet geschwinde. - Gutzkow, III, 2, 891. Gelindigkeit. 1 Gelindigkeit bricht kein Bein entzwei. 2 Gelindigkeit das hertz erfrewet. - Henisch, 1460, 39; Petri, II, 336. 3 Gelindigkeit der Strafe gibt oft Ursach zur That. - Graf, 314, 220. "Die lindichait der straffe gifft offt orsack thor dath." (Normann, 31, 22, 2.) 4 Mit Gelindigkeit richtet man viel aus. Frz.: Petite pluie abat grand vent. (Starschedel, 399.) Gelingen. 1 Es gelinget nicht aller Hader gleichwol. 2 Es gelingt, wenn nur Hercul die Keule schwingt. 3 Es gelingt, wonach man ringt; treib' es, so geht's, stell' es, so steht's. 4 Es ist mir übel gelungen, hab' nach einem Spatzen gerungen und eine Gans darüber verloren. 5 Heute gelungen, morgen zersprungen. Die Gunst des Glücks ist sehr wandelbar. (S. Heute.) 6 Nichts gelingt, wenn 's Geld nicht klingt. [Spaltenumbruch] 7 Soll es dir gelingen, so sieh selbst nach deinen Dingen. - Körte2, 2454. Frz.: Qui va, leche, qui se repose, seche. 8 Soll es gelingen, so denk' an Gott bei allen Dingen. Lat.: Dei respectus hominis profectus. (Binder II, 728; Schreger, 5.) 9 Was einem gelingt, darin hat er auch Glück. 10 Wem es soll gelingen, der muss des Nachts auch ringen. 11 Wem's gelingt, vor Freude springt. Mhd.: Swem wol gelinget, der ist vro. (Lichtenstein.) (Zingerle, 49.) 12 Wenn es wohl gelingt, sind alle Hebammen gut. - Eiselein, 223; Simrock, 3366. 13 Wer wölle, dass jme geling, der lug selbs zu seim ding. - Franck, II, 42b; Tappius, 172a; Henisch, 1461; Lehmann, 197, 5; 246, 9; Lehmann, II, 853, 365; Latendorf II, 28; Schottel, 1123a; Steiger, 406; Mayer, I, 49; Kirchhofer, 190; Eiselein, 223; Simrock, 3365; Bullinger, 79b. Lat.: Frons occipitio prior. (Tappius, 171b.) 14 Will es nicht gelingen, so magst du's nicht erzwingen. - Eiselein, 223. Geloben. 1 Besser nicht gelobt, als nicht gehalten. - Pred. Sal. 5, 4; Schulze, 120. 2 Die viel geloben, halten wenig. 3 Geloben ist adelisch, halten beurisch. - Franck, II, 65a; Tappius, 74b; Henisch, 1462, 13; Petri, II, 332; Gruter, I, 42; Körte, 1992. Venedey (166) bemerkt hierbei: "Die Weisheit auf der Strasse ist eine unverbesserliche Demokratie; und wenn ich ein deutscher Minister wäre, so würde ich ihr unbarmherzig einen Hochverrathsprocess an den Hals hängen." Dän.: Lov giverne ere svage og forfaengelige, saa og löverne. (Prov. dan., 391.) 4 Geloben ist ehrlich, halten beschwerlich. - Eiselein, 224; Körte, 1994; Simrock, 3367; Braun, I, 718. 5 Geloben ist ein köstlich Ding. - Franck, I, 157b. 6 Geloben macht Schuld. - Körte, 1991. Dän.: Lov skaden er naer. (Prov. dan., 391.) It.: Chi promette e non attende, sulla pietra' dell' inferno si distende. (Körte, 1991.) - Cosa promessa e mezzo debita. (Eiselein, 224.) 7 Geloben vnd laisten sind zween geisten. - Henisch, 1462, 17; Petri, II, 332. 8 Lööwe'n as iarlk an hual'n bisweeralk. (Amrum.) - Haupt, VIII, 360, 148. Geloben ist ehrlich und halten beschwerlich. 9 Luowen un hoallen, dat dän de Oallen. (Iserlohn.) - Woeste, 73, 194. 10 Man soll nicht geloben, was man nicht halten kann. - Pred. Sal. 5, 4; Schulze, 120. Lat.: Multoque melius est non vovere, quam post votum promissa non reddere. (Schulze, 120.) 11 Mancher gelobt gross gut, sein Glaub zeigt nicht ein halb Loth. - Petri, II, 449. "Wenn er meint, der trewest zu sein, so wiegt sein Trew nicht ein halb Quentlein." 12 Viel geloben ist ein schlecht ding. - Henisch, 1462, 22; Petri, II, 571. 13 Vil geloben vnd halten ist bäwrisch. - Lehmann, II, 789, 59. 14 Vil geloben vnd wenig geben kompt einem Narren wol eben. - Henisch, 1462, 23; Petri, II, 571. 15 Vil geloben vnd wenig geben, macht die Narren inn frewden leben. - Henisch, 1383, 55; Tappius, 143a; Petri, II, 572; Lehmann, II, 789, 60; Körte, 1993. Engl.: Fair words, please fools (makes fools glad). (Bohn II, 144; Gaal, 595.) Frz.: Douces promesses obligent les fous. (Bohn II, 144; Gaal, 595.) Holl.: Belofte is een hemel voor de dwazen. (Harrebomee, I, 302.) It.: Promettere non e per dare, ma per matti contentare. - Promettere senza dare, e un matto confortare. (Gaal, 595.) 16 Vil geloben vnd wenig halten ist adelich. - Tappius, 74b; Lehmann, II, 789, 58. 17 Vil geloben, wenig geben. - Franck, II, 96a; Tappius, 143a.
[Spaltenumbruch] *8 Ich will ihm das Geleit geben. Ironisch, will ihn hinausbefördern. Dies Geleit ist nicht zu verwechseln mit dem „Geleit von Limoges“, das aus überschlagender Höflichkeit zur Quälerei ward, indem es nämlich früher dort Sitte war, den Besuch bis auf die Strasse zu begleiten, worauf dieser den Begleitenden bis zu seinem Zimmer zurückbegleiten musste, sodass des Geleitens und Begleitens kein Ende war. (Convoi de Limoges. Leroux, I, 233; Reinsberg VI, 133.) Gelenk (Adj.). * So gelenk sein wie ein bleierner Vogel. Gelenk (Subst.). 1 Es hott alles sei G'lenk, als wie Mistbreiten hott sein Schlauder. (Oberes Kinzigthal in Kurhessen.) *2 Er hat kein Gelenck im Kopff. – Lehmann, 768, 16. Wer sich dem Willen anderer nicht anbequemen will. Gelernter. * Es ist noch kein Gelernter vom Himmel gefallen. (Rottenburg.) Gelichter. * Von gleichem Gelichter sein. 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*8 Ich will ihm das Geleit geben.
Ironisch, will ihn hinausbefördern. Dies Geleit ist nicht zu verwechseln mit dem „Geleit von Limoges“, das aus überschlagender Höflichkeit zur Quälerei ward, indem es nämlich früher dort Sitte war, den Besuch bis auf die Strasse zu begleiten, worauf dieser den Begleitenden bis zu seinem Zimmer zurückbegleiten musste, sodass des Geleitens und Begleitens kein Ende war. (Convoi de Limoges. Leroux, I, 233; Reinsberg VI, 133.)
Gelenk (Adj.).
* So gelenk sein wie ein bleierner Vogel.
Gelenk (Subst.).
1 Es hott alles sei G'lenk, als wie Mistbreiten hott sein Schlauder. (Oberes Kinzigthal in Kurhessen.)
*2 Er hat kein Gelenck im Kopff. – Lehmann, 768, 16.
Wer sich dem Willen anderer nicht anbequemen will.
Gelernter.
* Es ist noch kein Gelernter vom Himmel gefallen. (Rottenburg.)
Gelichter.
* Von gleichem Gelichter sein.
Gelieben.
1 Lass dich nichts gelieben, so kan dich nichts betrieben. – Henisch, 1460, 15.
2 Was sich geliebet, das gesellet sich auch. – Henisch, 1460, 14.
Geliebte.
1 Der Geliebten Gesicht braucht keine Schminke.
Die Perser sagen, es bedürfe keiner Kammerfrau (Reinsberg I, 65), und die Aegypter: Dein Geliebter ist der Gegenstand deiner Liebe und wäre es eine Meerkatze. (S. Gefängniss 4, Hässlich u. Liebe.) (Burckhardt, 227.) Und der Türke sagt: Beim Geliebten ist alles vortrefflich. (Reinsberg I, 69.)
2 Der Geliebten Zank ist süsser Klang.
Holl.: Geliefdens kijven doet liefde beklijven. – Geliefdens twist is haast beslist. (Harrebomée, I, 224.)
3 Des Geliebten Schwarzbrot schmeckt besser als der Mutter Babe.
Altfries.: Amme poat iz better az memme poat.
Holl.: Der minne pot of kost is aangenamer, dan die der moeder. (Sprenger I, 21.)
4 Eine Geliebte ist Milch, eine Braut Butter und eine Frau Käse. – Börne, Gesammelte Schriften, (Hamburg 1840), VI, 6.
5 Was der (die) Geliebte thut, ist alles gut.
„Deine Geliebte ist zwar schön, aber sie hat keinen Verstand“, sagte ein Freund zum Dichter Quinault, „wie kannst du sie anhören?“ – „Es ist wahr“, erwiderte dieser, „aber ich höre sie nicht, ich sehe sie sprechen.“ (Vgl. Bresl. Erzähler, 1806, S. 125.)
Holl.: Het is al goed, wat een geliefde doet. (Harrebomée, I, 224.)
Gelinde.
1 Etwas gelinner, schruiwed (schreibt) de Kalänner. (Iserlohn.) – Frommann, III, 256, 57.
2 Sei nicht allzu gelind, sonst ziehst du böse Kind. – Kirchhofer, 193.
3 Zu gelinde bringt wenig Nutzen beim Gesinde.
It.: Il padrone indulgente fa il servo negligente.
Lat.: Familiaris dominus fatuum servum nutrit.
4 Zu gelinde ist verachtet geschwinde. – Gutzkow, III, 2, 891.
Gelindigkeit.
1 Gelindigkeit bricht kein Bein entzwei.
2 Gelindigkeit das hertz erfrewet. – Henisch, 1460, 39; Petri, II, 336.
3 Gelindigkeit der Strafe gibt oft Ursach zur That. – Graf, 314, 220.
„Die lindichait der straffe gifft offt orsack thor dath.“ (Normann, 31, 22, 2.)
4 Mit Gelindigkeit richtet man viel aus.
Frz.: Petite pluie abat grand vent. (Starschedel, 399.)
Gelingen.
1 Es gelinget nicht aller Hader gleichwol.
2 Es gelingt, wenn nur Hercul die Keule schwingt.
3 Es gelingt, wonach man ringt; treib' es, so geht's, stell' es, so steht's.
4 Es ist mir übel gelungen, hab' nach einem Spatzen gerungen und eine Gans darüber verloren.
5 Heute gelungen, morgen zersprungen.
Die Gunst des Glücks ist sehr wandelbar. (S. Heute.)
6 Nichts gelingt, wenn 's Geld nicht klingt.
7 Soll es dir gelingen, so sieh selbst nach deinen Dingen. – Körte2, 2454.
Frz.: Qui va, lèche, qui se repose, sèche.
8 Soll es gelingen, so denk' an Gott bei allen Dingen.
Lat.: Dei respectus hominis profectus. (Binder II, 728; Schreger, 5.)
9 Was einem gelingt, darin hat er auch Glück.
10 Wem es soll gelingen, der muss des Nachts auch ringen.
11 Wem's gelingt, vor Freude springt.
Mhd.: Swem wol gelinget, der ist vrô. (Lichtenstein.) (Zingerle, 49.)
12 Wenn es wohl gelingt, sind alle Hebammen gut. – Eiselein, 223; Simrock, 3366.
13 Wer wölle, dass jme geling, der lug selbs zu seim ding. – Franck, II, 42b; Tappius, 172a; Henisch, 1461; Lehmann, 197, 5; 246, 9; Lehmann, II, 853, 365; Latendorf II, 28; Schottel, 1123a; Steiger, 406; Mayer, I, 49; Kirchhofer, 190; Eiselein, 223; Simrock, 3365; Bullinger, 79b.
Lat.: Frons occipitio prior. (Tappius, 171b.)
14 Will es nicht gelingen, so magst du's nicht erzwingen. – Eiselein, 223.
Geloben.
1 Besser nicht gelobt, als nicht gehalten. – Pred. Sal. 5, 4; Schulze, 120.
2 Die viel geloben, halten wenig.
3 Geloben ist adelisch, halten beurisch. – Franck, II, 65a; Tappius, 74b; Henisch, 1462, 13; Petri, II, 332; Gruter, I, 42; Körte, 1992.
Venedey (166) bemerkt hierbei: „Die Weisheit auf der Strasse ist eine unverbesserliche Demokratie; und wenn ich ein deutscher Minister wäre, so würde ich ihr unbarmherzig einen Hochverrathsprocess an den Hals hängen.“
Dän.: Lov giverne ere svage og forfængelige, saa og løverne. (Prov. dan., 391.)
4 Geloben ist ehrlich, halten beschwerlich. – Eiselein, 224; Körte, 1994; Simrock, 3367; Braun, I, 718.
5 Geloben ist ein köstlich Ding. – Franck, I, 157b.
6 Geloben macht Schuld. – Körte, 1991.
Dän.: Lov skaden er nær. (Prov. dan., 391.)
It.: Chi promette e non attende, sulla pietra' dell' inferno si distende. (Körte, 1991.) – Cosa promessa è mezzo debita. (Eiselein, 224.)
7 Geloben vnd laisten sind zween geisten. – Henisch, 1462, 17; Petri, II, 332.
8 Lööwe'n as iarlk an hual'n bisweeralk. (Amrum.) – Haupt, VIII, 360, 148.
Geloben ist ehrlich und halten beschwerlich.
9 Luowen un hoallen, dat dän de Oallen. (Iserlohn.) – Woeste, 73, 194.
10 Man soll nicht geloben, was man nicht halten kann. – Pred. Sal. 5, 4; Schulze, 120.
Lat.: Multoque melius est non vovere, quam post votum promissa non reddere. (Schulze, 120.)
11 Mancher gelobt gross gut, sein Glaub zeigt nicht ein halb Loth. – Petri, II, 449.
„Wenn er meint, der trewest zu sein, so wiegt sein Trew nicht ein halb Quentlein.“
12 Viel geloben ist ein schlecht ding. – Henisch, 1462, 22; Petri, II, 571.
13 Vil geloben vnd halten ist bäwrisch. – Lehmann, II, 789, 59.
14 Vil geloben vnd wenig geben kompt einem Narren wol eben. – Henisch, 1462, 23; Petri, II, 571.
15 Vil geloben vnd wenig geben, macht die Narren inn frewden leben. – Henisch, 1383, 55; Tappius, 143a; Petri, II, 572; Lehmann, II, 789, 60; Körte, 1993.
Engl.: Fair words, please fools (makes fools glad). (Bohn II, 144; Gaal, 595.)
Frz.: Douces promesses obligent les fous. (Bohn II, 144; Gaal, 595.)
Holl.: Belofte is een hemel voor de dwazen. (Harrebomée, I, 302.)
It.: Promettere non è per dare, ma per matti contentare. – Promettere senza dare, è un matto confortare. (Gaal, 595.)
16 Vil geloben vnd wenig halten ist adelich. – Tappius, 74b; Lehmann, II, 789, 58.
17 Vil geloben, wenig geben. – Franck, II, 96a; Tappius, 143a.
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