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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch] 2 Genüge ist besser als zu vil. - Henisch, 1497, 59; Petri, II, 343.


Genügen.

1 Biss gnüget an dem, das du hast. - Henisch, 1500, 7; Petri, II, 46.

2 Genügen ist ein reicher Tisch. - Hertz, 70.

3 Genügen ist Reichthum. - Frischbier, 4339.

Eine Deckeninschrift der königsberger Kaufmannsbörse vom Jahre 1624.

4 Genügen passt für jeden Gast. - Hertz, 71.

5 Genügt dir, so genügt auch mir. - Graf, 425, 205.

Wenn ein Beschädigter, Verletzter u. s. w. sich dabei beruhigt, so kann ihn das Gericht nicht zwingen, sich schadlos halten zu lassen.

Mhd.: Genouget dir, so genouget ouch mir. (Daniels, Weichbildglosse, 46.)

6 Gut genügen geht überall. - Schottel, 1132a.

7 Lass dir gnügen heut, morgen kompt auch tag vnnd raht. - Henisch, 1500, 9.

8 Mir genügt, wie es Gott fügt. - Henisch, 1498, 9; Sailer, 71; Körte, 2026; Simrock, 3405.

Dän.: Hvad Gud tilföger, det mig fornöger. (Prov. dan., 258.)

Frz.: A qui suffist ce que Dieu donne, plus a que telz porte couronne, folz est qui convoite autrui terre pour tousjours demeurer en guerre. (Leroux, II, 166.)

Holl.: Zoo 't God wil voegen, geeft 't mij genoegen. (Harrebomee, I, 246.)

Lat.: In utrumque paratus. (Virgil.) (Binder I, 803; II, 1482.)

9 Nach jedermanns Genügen kann sich kein Teufel fügen. - Gaal, 676.

10 Niemand wil jhm genügen lan, drumb man den Geitz nicht lassen kan. - Hondorff, II, 455.

11 Wem nicht genügt an seinem Kissen, der wird oft härter aufgeschmissen.

Mhd.: Welch man im nicht genaugen lat, der muz oft swerer tragen. (Müglin.) (Zingerle, 50.)

12 Wen nicht genugt, der hat nimmer genug. - Henisch, 1498, 10.

Frz.: Qui n'a suffisance il n'a rien. (Leroux, II, 303.) - Rien n'a qui assez n'a. (Bohn I, 55.)

Port.: Nao tem nada, quem nada l'he basta. (Bohn I, 286.)

13 Wer allen genügen kann, der lösche mich aus und schreibe sich an. - Simrock, 139; Gaal, 676.

14 Wer allen genügen will, muss früh aufstehen. - Gaal, 676.

Engl.: He that would please all, and himself too, undertakes what he cannot do. (Bohn II, 125.)

15 Wer jhm genügen lässt, der ist reich genug. -

Ein rabbinisches Sprichwort lautet: Wer ist wirklich reich? Wer sich mit dem begnügt, was ihm beschieden ist. (Apoth., 3.)

Mhd.: Swen das genüeget des er hat, derst reiche ane schazzes hort. (Spervogel.) (Zingerle, 50.) - Nach der weisen lerer sag kainem man gebresten mag, der sich begnügt. (Ring.) (Zingerle, 195.)

Frz.: Assez a qui se contente. (Leroux, II, 174.) - Qui est content, est riche.

Lat.: Contentus abundat. (Binder I, 226; Seybold, 88.)

16 Wer sich genügen lässt, darf nicht geizen.

Dän.: Vil du ei kaldes gierig, da lad dig findes fornögelig. (Prov. dan., 226.)

17 Wer sich nicht will genügen lan, der ist fürwahr ein armer Mann.

Die Russen: Wer sich an seinem Golde nicht genügen lässt, was hat der vor dem Armen voraus. (Altmann VI, 449.)

Mhd.: Swen niht genüeget des er hat, des armuot mac niht werden rat. (Welscher Gast.) (Zingerle, 50.)

Frz.: Qui n'a suffisance, n'a rien. (Lendroy, 1386.)

18 Wir sollen vns genügen lassen, wenn wir Futter vnd Decke haben. - Henisch, 1500, 20.

19 Zur gnüege gehört vil. - Henisch, 1497, 62.

*20 Em is dat Gnäugen1 boersten. (Westf.) - Honcamp.

1) Das Genügen, die Genügsamkeit ist ihm geborsten, er ist ein ungenügsamer Mensch.


Genügsamkeit.

1 Genügsamkeit ist mehr als Reichthum. - Hollenberg, II, 37.

Engl.: Contentment is above wealth. - The greatest wealth is contentment with a little. (Bohn II, 22.)

Frz.: Car suffisance fait richesse et convoitise fait povresse. (Leroux, II, 187.) - Contentement passe richesse.

2 Genügsamkeit ist reich ohne Mühe.

3 Genügsamkeit schützt vor Mangel.


Genugthun.

Niemand kann allen genugthun.


[Spaltenumbruch]
Genuss.

1 Der eine hat den Genuss, der andere den Verdruss. - Gaal, 240; Eiselein, 226; Simrock, 3399.

2 Der Genuss tödtet die Liebe.

3 Des einen Genuss ist des andern Verdruss.

4 Ein seltener Genuss erhöht das Vergnügen.

Aber was ist Genuss und höchster Genuss? Jeder Mensch hat etwas, das er für den höchsten Genuss hält. Ein Feldmesser antwortete auf die Frage, welches der grösste Genuss sei: "Seine Stiefeln ausziehen und das Wasser ausgiessen, wenn man aus dem Sumpfe kommt." Ein gelehrter und geistreicher Mann kannte keinen höhern, als bei Posaunen- und Trompetenklang Gänseleberpasteten zu essen.

Lat.: Voluptates commendat rarior usus. (Juvenal.) (Binder I, 1870; II, 3595.)

5 Jeder Genuss hat seinen Stachel.

6 Kein Genuss ohne Verdruss.

Frz.: Il faut prendre les benefices avec ses charges. (Kritzinger, 66b.)

7 Wer den Genuss hat, muss auch die Last tragen. - Kirchhofer, 181.

8 Wer will haben den Genuss, der muss auch haben den Verdruss. - Kirchhofer, 181; Braun, I, 727; Simrock, 3400; Körte, 2020.

Engl.: He that hath some land must have some labour. - No sweet without some sweat; without pains, no gains. (Bohn II, 109.)

Frz.: Nul plaisir sans deboire.

Lat.: Qui fugit molam, fugit farinam. (Apostol., XV; Binder II, 2774.)


Geometrie.

Verstehst du keine Geometrie, so betritt meine Schwelle nie. (Altgr.)

Musik und Geometrie waren bei den Alten die Anfänge der Philosophie. Wer darin nicht eingeweiht war, wurde in Plato's Schule nicht zugelassen. Daher die Inschrift über seiner Thür: "Wer keine Raumlehre versteht, bleibe draussen."


Georg.

1 Am heiligen Georg (23. April) säe deine Gerste, Sanct-Marks (25. April) ist's zu spät.

Allgemein: Der kleinste Aufschub schadet.

Frz.: A la saint George seme ton orge. (Leroux, I, 78.)

2 An Georgi soll sich ein Rab' im Korn verstecken können.

3 Armer Georg, reicher Jakob. (Oels.) - Boebel, 21.

In Luzern: Arme Jeri, riche Jakobi.

4 Auf Sanct-Georg zeigt sich die Schwalbe einen Blick und zieht sich bald wieder zurück. - Boebel, 20.

5 Auf Sanct-Gürgen soll man die Kühe von der Weide (Wiese) schürgen. (S. Jürgetag.) - Boebel, 20.

6 Auff Sanct-Georgens güte stehn alle Bäum inn der blüte. - Henisch, 1501, 61.

Lat.: Die boni Georgij in flore stant cunctae arbores. (Henisch, 1501, 63.)

7 Georg heissen viele, aber nur einer hat den Drachen erschlagen.

8 Georg und Marx (25. April) hei eister öppis Arg's. (Solothurn.) - Schild, 114, 124.

9 Hätt' ich Herzog Georgens von Baiern Gut, und der von Ulm ihren Muth, und Herzog Christoph's von München Leib, und Herzogs Sigismund von Oesterreich Weib und der von Nürnberg Witz, ich geb' um alle Sachsen nicht einen Switz.

Das Sprichwort will keine Verachtung der Sachsen aussprechen, sondern nur sagen: Wenn ich die genannten Dinge hätte, so wollte ich selbst das beste Land in Deutschland, Sachsen, nicht haben. - Der wegen seines Reichthums hier sprichwörtlich gewordene Herzog Georg von Baiern vermählte sich 1475 mit der Tochter des Königs Kasimir von Polen. Die Hochzeit wurde mit grosser Pracht gefeiert. Die Braut war von dem polnischen Grafen von Lublin begleitet worden, einem Manne, der, auf seine ritterliche Tapferkeit und Körperstärke pochend, nur mit Verachtung auf die deutschen Ritter herabschaute. Er forderte dieselben zu einem Scharfrennen auf, in der Hoffnung, bestimmt Sieger zu bleiben. Keiner aber wollte es mit ihm aufnehmen. Da veranlasste Herzog Georg den Kaiser Friedrich III., den Herzog Christoph, mit dem Beinamen der Kämpfer, von München, einzuladen und ihm die Rettung der deutschen Ehre zu empfehlen, welche Aufgabe er aufs rühmlichste löste. Dieser Christoph (geboren 1449 und gestorben 1493) war von ungeheuerer Leibesstärke.

[Spaltenumbruch] 2 Genüge ist besser als zu vil.Henisch, 1497, 59; Petri, II, 343.


Genügen.

1 Biss gnüget an dem, das du hast.Henisch, 1500, 7; Petri, II, 46.

2 Genügen ist ein reicher Tisch.Hertz, 70.

3 Genügen ist Reichthum.Frischbier, 4339.

Eine Deckeninschrift der königsberger Kaufmannsbörse vom Jahre 1624.

4 Genügen passt für jeden Gast.Hertz, 71.

5 Genügt dir, so genügt auch mir.Graf, 425, 205.

Wenn ein Beschädigter, Verletzter u. s. w. sich dabei beruhigt, so kann ihn das Gericht nicht zwingen, sich schadlos halten zu lassen.

Mhd.: Genouget dir, so genouget ouch mir. (Daniels, Weichbildglosse, 46.)

6 Gut genügen geht überall.Schottel, 1132a.

7 Lass dir gnügen heut, morgen kompt auch tag vnnd raht.Henisch, 1500, 9.

8 Mir genügt, wie es Gott fügt.Henisch, 1498, 9; Sailer, 71; Körte, 2026; Simrock, 3405.

Dän.: Hvad Gud tilføger, det mig fornøger. (Prov. dan., 258.)

Frz.: A qui suffist ce que Dieu donne, plus a que telz porte couronne, folz est qui convoite autrui terre pour tousjours demeurer en guerre. (Leroux, II, 166.)

Holl.: Zoo 't God wil voegen, geeft 't mij genoegen. (Harrebomée, I, 246.)

Lat.: In utrumque paratus. (Virgil.) (Binder I, 803; II, 1482.)

9 Nach jedermanns Genügen kann sich kein Teufel fügen.Gaal, 676.

10 Niemand wil jhm genügen lan, drumb man den Geitz nicht lassen kan.Hondorff, II, 455.

11 Wem nicht genügt an seinem Kissen, der wird oft härter aufgeschmissen.

Mhd.: Welch man im nicht genûgen lât, der muz oft swerer tragen. (Müglin.) (Zingerle, 50.)

12 Wen nicht genugt, der hat nimmer genug.Henisch, 1498, 10.

Frz.: Qui n'a suffisance il n'a rien. (Leroux, II, 303.) – Rien n'a qui assez n'a. (Bohn I, 55.)

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13 Wer allen genügen kann, der lösche mich aus und schreibe sich an.Simrock, 139; Gaal, 676.

14 Wer allen genügen will, muss früh aufstehen.Gaal, 676.

Engl.: He that would please all, and himself too, undertakes what he cannot do. (Bohn II, 125.)

15 Wer jhm genügen lässt, der ist reich genug.

Ein rabbinisches Sprichwort lautet: Wer ist wirklich reich? Wer sich mit dem begnügt, was ihm beschieden ist. (Apoth., 3.)

Mhd.: Swen das genüeget des er hât, derst rîche âne schazzes hort. (Spervogel.) (Zingerle, 50.) – Nach der weisen lêrer sag kainem man gebresten mag, der sich begnügt. (Ring.) (Zingerle, 195.)

Frz.: Assez a qui se contente. (Leroux, II, 174.) – Qui est content, est riche.

Lat.: Contentus abundat. (Binder I, 226; Seybold, 88.)

16 Wer sich genügen lässt, darf nicht geizen.

Dän.: Vil du ei kaldes gierig, da lad dig findes fornøgelig. (Prov. dan., 226.)

17 Wer sich nicht will genügen lan, der ist fürwahr ein armer Mann.

Die Russen: Wer sich an seinem Golde nicht genügen lässt, was hat der vor dem Armen voraus. (Altmann VI, 449.)

Mhd.: Swen niht genüeget des er hât, des armuot mac niht werden rât. (Welscher Gast.) (Zingerle, 50.)

Frz.: Qui n'a suffisance, n'a rien. (Lendroy, 1386.)

18 Wir sollen vns genügen lassen, wenn wir Futter vnd Decke haben.Henisch, 1500, 20.

19 Zur gnüege gehört vil.Henisch, 1497, 62.

*20 Em is dat Gnäugen1 boersten. (Westf.) – Honcamp.

1) Das Genügen, die Genügsamkeit ist ihm geborsten, er ist ein ungenügsamer Mensch.


Genügsamkeit.

1 Genügsamkeit ist mehr als Reichthum.Hollenberg, II, 37.

Engl.: Contentment is above wealth. – The greatest wealth is contentment with a little. (Bohn II, 22.)

Frz.: Car suffisance fait richesse et convoitise fait povresse. (Leroux, II, 187.) – Contentement passe richesse.

2 Genügsamkeit ist reich ohne Mühe.

3 Genügsamkeit schützt vor Mangel.


Genugthun.

Niemand kann allen genugthun.


[Spaltenumbruch]
Genuss.

1 Der eine hat den Genuss, der andere den Verdruss.Gaal, 240; Eiselein, 226; Simrock, 3399.

2 Der Genuss tödtet die Liebe.

3 Des einen Genuss ist des andern Verdruss.

4 Ein seltener Genuss erhöht das Vergnügen.

Aber was ist Genuss und höchster Genuss? Jeder Mensch hat etwas, das er für den höchsten Genuss hält. Ein Feldmesser antwortete auf die Frage, welches der grösste Genuss sei: „Seine Stiefeln ausziehen und das Wasser ausgiessen, wenn man aus dem Sumpfe kommt.“ Ein gelehrter und geistreicher Mann kannte keinen höhern, als bei Posaunen- und Trompetenklang Gänseleberpasteten zu essen.

Lat.: Voluptates commendat rarior usus. (Juvenal.) (Binder I, 1870; II, 3595.)

5 Jeder Genuss hat seinen Stachel.

6 Kein Genuss ohne Verdruss.

Frz.: Il faut prendre les bénéfices avec ses charges. (Kritzinger, 66b.)

7 Wer den Genuss hat, muss auch die Last tragen.Kirchhofer, 181.

8 Wer will haben den Genuss, der muss auch haben den Verdruss.Kirchhofer, 181; Braun, I, 727; Simrock, 3400; Körte, 2020.

Engl.: He that hath some land must have some labour. – No sweet without some sweat; without pains, no gains. (Bohn II, 109.)

Frz.: Nul plaisir sans déboire.

Lat.: Qui fugit molam, fugit farinam. (Apostol., XV; Binder II, 2774.)


Geometrie.

Verstehst du keine Geometrie, so betritt meine Schwelle nie. (Altgr.)

Musik und Geometrie waren bei den Alten die Anfänge der Philosophie. Wer darin nicht eingeweiht war, wurde in Plato's Schule nicht zugelassen. Daher die Inschrift über seiner Thür: „Wer keine Raumlehre versteht, bleibe draussen.“


Georg.

1 Am heiligen Georg (23. April) säe deine Gerste, Sanct-Marks (25. April) ist's zu spät.

Allgemein: Der kleinste Aufschub schadet.

Frz.: A la saint George sème ton orge. (Leroux, I, 78.)

2 An Georgi soll sich ein Rab' im Korn verstecken können.

3 Armer Georg, reicher Jakob. (Oels.) – Boebel, 21.

In Luzern: Arme Jeri, riche Jakobi.

4 Auf Sanct-Georg zeigt sich die Schwalbe einen Blick und zieht sich bald wieder zurück.Boebel, 20.

5 Auf Sanct-Gürgen soll man die Kühe von der Weide (Wiese) schürgen. (S. Jürgetag.)Boebel, 20.

6 Auff Sanct-Georgens güte stehn alle Bäum inn der blüte.Henisch, 1501, 61.

Lat.: Die boni Georgij in flore stant cunctae arbores. (Henisch, 1501, 63.)

7 Georg heissen viele, aber nur einer hat den Drachen erschlagen.

8 Georg und Marx (25. April) hei eister öppis Arg's. (Solothurn.) – Schild, 114, 124.

9 Hätt' ich Herzog Georgens von Baiern Gut, und der von Ulm ihren Muth, und Herzog Christoph's von München Leib, und Herzogs Sigismund von Oesterreich Weib und der von Nürnberg Witz, ich geb' um alle Sachsen nicht einen Switz.

Das Sprichwort will keine Verachtung der Sachsen aussprechen, sondern nur sagen: Wenn ich die genannten Dinge hätte, so wollte ich selbst das beste Land in Deutschland, Sachsen, nicht haben. – Der wegen seines Reichthums hier sprichwörtlich gewordene Herzog Georg von Baiern vermählte sich 1475 mit der Tochter des Königs Kasimir von Polen. Die Hochzeit wurde mit grosser Pracht gefeiert. Die Braut war von dem polnischen Grafen von Lublin begleitet worden, einem Manne, der, auf seine ritterliche Tapferkeit und Körperstärke pochend, nur mit Verachtung auf die deutschen Ritter herabschaute. Er forderte dieselben zu einem Scharfrennen auf, in der Hoffnung, bestimmt Sieger zu bleiben. Keiner aber wollte es mit ihm aufnehmen. Da veranlasste Herzog Georg den Kaiser Friedrich III., den Herzog Christoph, mit dem Beinamen der Kämpfer, von München, einzuladen und ihm die Rettung der deutschen Ehre zu empfehlen, welche Aufgabe er aufs rühmlichste löste. Dieser Christoph (geboren 1449 und gestorben 1493) war von ungeheuerer Leibesstärke.

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[[778]/0806] 2 Genüge ist besser als zu vil. – Henisch, 1497, 59; Petri, II, 343. Genügen. 1 Biss gnüget an dem, das du hast. – Henisch, 1500, 7; Petri, II, 46. 2 Genügen ist ein reicher Tisch. – Hertz, 70. 3 Genügen ist Reichthum. – Frischbier, 4339. Eine Deckeninschrift der königsberger Kaufmannsbörse vom Jahre 1624. 4 Genügen passt für jeden Gast. – Hertz, 71. 5 Genügt dir, so genügt auch mir. – Graf, 425, 205. Wenn ein Beschädigter, Verletzter u. s. w. sich dabei beruhigt, so kann ihn das Gericht nicht zwingen, sich schadlos halten zu lassen. Mhd.: Genouget dir, so genouget ouch mir. (Daniels, Weichbildglosse, 46.) 6 Gut genügen geht überall. – Schottel, 1132a. 7 Lass dir gnügen heut, morgen kompt auch tag vnnd raht. – Henisch, 1500, 9. 8 Mir genügt, wie es Gott fügt. – Henisch, 1498, 9; Sailer, 71; Körte, 2026; Simrock, 3405. Dän.: Hvad Gud tilføger, det mig fornøger. (Prov. dan., 258.) Frz.: A qui suffist ce que Dieu donne, plus a que telz porte couronne, folz est qui convoite autrui terre pour tousjours demeurer en guerre. (Leroux, II, 166.) Holl.: Zoo 't God wil voegen, geeft 't mij genoegen. (Harrebomée, I, 246.) Lat.: In utrumque paratus. (Virgil.) (Binder I, 803; II, 1482.) 9 Nach jedermanns Genügen kann sich kein Teufel fügen. – Gaal, 676. 10 Niemand wil jhm genügen lan, drumb man den Geitz nicht lassen kan. – Hondorff, II, 455. 11 Wem nicht genügt an seinem Kissen, der wird oft härter aufgeschmissen. Mhd.: Welch man im nicht genûgen lât, der muz oft swerer tragen. (Müglin.) (Zingerle, 50.) 12 Wen nicht genugt, der hat nimmer genug. – Henisch, 1498, 10. Frz.: Qui n'a suffisance il n'a rien. (Leroux, II, 303.) – Rien n'a qui assez n'a. (Bohn I, 55.) Port.: Naõ tem nada, quem nada l'he basta. (Bohn I, 286.) 13 Wer allen genügen kann, der lösche mich aus und schreibe sich an. – Simrock, 139; Gaal, 676. 14 Wer allen genügen will, muss früh aufstehen. – Gaal, 676. Engl.: He that would please all, and himself too, undertakes what he cannot do. (Bohn II, 125.) 15 Wer jhm genügen lässt, der ist reich genug. – Ein rabbinisches Sprichwort lautet: Wer ist wirklich reich? Wer sich mit dem begnügt, was ihm beschieden ist. (Apoth., 3.) Mhd.: Swen das genüeget des er hât, derst rîche âne schazzes hort. (Spervogel.) (Zingerle, 50.) – Nach der weisen lêrer sag kainem man gebresten mag, der sich begnügt. (Ring.) (Zingerle, 195.) Frz.: Assez a qui se contente. (Leroux, II, 174.) – Qui est content, est riche. Lat.: Contentus abundat. (Binder I, 226; Seybold, 88.) 16 Wer sich genügen lässt, darf nicht geizen. Dän.: Vil du ei kaldes gierig, da lad dig findes fornøgelig. (Prov. dan., 226.) 17 Wer sich nicht will genügen lan, der ist fürwahr ein armer Mann. Die Russen: Wer sich an seinem Golde nicht genügen lässt, was hat der vor dem Armen voraus. (Altmann VI, 449.) Mhd.: Swen niht genüeget des er hât, des armuot mac niht werden rât. (Welscher Gast.) (Zingerle, 50.) Frz.: Qui n'a suffisance, n'a rien. (Lendroy, 1386.) 18 Wir sollen vns genügen lassen, wenn wir Futter vnd Decke haben. – Henisch, 1500, 20. 19 Zur gnüege gehört vil. – Henisch, 1497, 62. *20 Em is dat Gnäugen1 boersten. (Westf.) – Honcamp. 1) Das Genügen, die Genügsamkeit ist ihm geborsten, er ist ein ungenügsamer Mensch. Genügsamkeit. 1 Genügsamkeit ist mehr als Reichthum. – Hollenberg, II, 37. Engl.: Contentment is above wealth. – The greatest wealth is contentment with a little. (Bohn II, 22.) Frz.: Car suffisance fait richesse et convoitise fait povresse. (Leroux, II, 187.) – Contentement passe richesse. 2 Genügsamkeit ist reich ohne Mühe. 3 Genügsamkeit schützt vor Mangel. Genugthun. Niemand kann allen genugthun. Genuss. 1 Der eine hat den Genuss, der andere den Verdruss. – Gaal, 240; Eiselein, 226; Simrock, 3399. 2 Der Genuss tödtet die Liebe. 3 Des einen Genuss ist des andern Verdruss. 4 Ein seltener Genuss erhöht das Vergnügen. Aber was ist Genuss und höchster Genuss? Jeder Mensch hat etwas, das er für den höchsten Genuss hält. Ein Feldmesser antwortete auf die Frage, welches der grösste Genuss sei: „Seine Stiefeln ausziehen und das Wasser ausgiessen, wenn man aus dem Sumpfe kommt.“ Ein gelehrter und geistreicher Mann kannte keinen höhern, als bei Posaunen- und Trompetenklang Gänseleberpasteten zu essen. Lat.: Voluptates commendat rarior usus. (Juvenal.) (Binder I, 1870; II, 3595.) 5 Jeder Genuss hat seinen Stachel. 6 Kein Genuss ohne Verdruss. Frz.: Il faut prendre les bénéfices avec ses charges. (Kritzinger, 66b.) 7 Wer den Genuss hat, muss auch die Last tragen. – Kirchhofer, 181. 8 Wer will haben den Genuss, der muss auch haben den Verdruss. – Kirchhofer, 181; Braun, I, 727; Simrock, 3400; Körte, 2020. Engl.: He that hath some land must have some labour. – No sweet without some sweat; without pains, no gains. (Bohn II, 109.) Frz.: Nul plaisir sans déboire. Lat.: Qui fugit molam, fugit farinam. (Apostol., XV; Binder II, 2774.) Geometrie. Verstehst du keine Geometrie, so betritt meine Schwelle nie. (Altgr.) Musik und Geometrie waren bei den Alten die Anfänge der Philosophie. Wer darin nicht eingeweiht war, wurde in Plato's Schule nicht zugelassen. Daher die Inschrift über seiner Thür: „Wer keine Raumlehre versteht, bleibe draussen.“ Georg. 1 Am heiligen Georg (23. April) säe deine Gerste, Sanct-Marks (25. April) ist's zu spät. Allgemein: Der kleinste Aufschub schadet. Frz.: A la saint George sème ton orge. (Leroux, I, 78.) 2 An Georgi soll sich ein Rab' im Korn verstecken können. 3 Armer Georg, reicher Jakob. (Oels.) – Boebel, 21. In Luzern: Arme Jeri, riche Jakobi. 4 Auf Sanct-Georg zeigt sich die Schwalbe einen Blick und zieht sich bald wieder zurück. – Boebel, 20. 5 Auf Sanct-Gürgen soll man die Kühe von der Weide (Wiese) schürgen. (S. Jürgetag.) – Boebel, 20. 6 Auff Sanct-Georgens güte stehn alle Bäum inn der blüte. – Henisch, 1501, 61. Lat.: Die boni Georgij in flore stant cunctae arbores. (Henisch, 1501, 63.) 7 Georg heissen viele, aber nur einer hat den Drachen erschlagen. 8 Georg und Marx (25. April) hei eister öppis Arg's. (Solothurn.) – Schild, 114, 124. 9 Hätt' ich Herzog Georgens von Baiern Gut, und der von Ulm ihren Muth, und Herzog Christoph's von München Leib, und Herzogs Sigismund von Oesterreich Weib und der von Nürnberg Witz, ich geb' um alle Sachsen nicht einen Switz. Das Sprichwort will keine Verachtung der Sachsen aussprechen, sondern nur sagen: Wenn ich die genannten Dinge hätte, so wollte ich selbst das beste Land in Deutschland, Sachsen, nicht haben. – Der wegen seines Reichthums hier sprichwörtlich gewordene Herzog Georg von Baiern vermählte sich 1475 mit der Tochter des Königs Kasimir von Polen. Die Hochzeit wurde mit grosser Pracht gefeiert. Die Braut war von dem polnischen Grafen von Lublin begleitet worden, einem Manne, der, auf seine ritterliche Tapferkeit und Körperstärke pochend, nur mit Verachtung auf die deutschen Ritter herabschaute. Er forderte dieselben zu einem Scharfrennen auf, in der Hoffnung, bestimmt Sieger zu bleiben. Keiner aber wollte es mit ihm aufnehmen. Da veranlasste Herzog Georg den Kaiser Friedrich III., den Herzog Christoph, mit dem Beinamen der Kämpfer, von München, einzuladen und ihm die Rettung der deutschen Ehre zu empfehlen, welche Aufgabe er aufs rühmlichste löste. Dieser Christoph (geboren 1449 und gestorben 1493) war von ungeheuerer Leibesstärke.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [778]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/806>, abgerufen am 22.11.2024.