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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch] 11 Schön Gestalt hat gross gewalt. - Lehmann, 29, 46 u. 705, 4; Parömiakon, 1364; Eiselein, 232; Simrock, 3550; Braun, II, 498.

Lat.: Forma dat esse viro. (Binder II, 1174; Lehmann, 29, 46; Seybold, 188.)

12 Schön gestalt verleurt sich bald. - Henisch, 1572, 26; Lehmann, 706, 27; Kirchhofer, 195; Eiselein, 233; Körte, 2098; Simrock, 3549; Braun, I, 775.

Frz.: La beaute est comme une fleur, qui naeit. (Gaal, 699.)

It.: Bellezza e come un fiore, che nasce, e presto muore. (Gaal, 699.)

Lat.: Forma bonum fragile est, quantumque accedit ad annos fit minor, et spatio carpitur illa suo. (Gaal, 699.)

13 Schöne Gestalt dess Leibs vnd schön Liecht im Hirn machen ein ansehen. - Lehmann, 28, 19.

14 Schöne Gestalt ohn' Mantel und Schminke gefallt.

Port.: Corpo bem feito nao ha mester capa. (Bohn I, 273.)

15 Unter allen Gestalten gibt es gute Windhunde.

*16 Er hat ein gut gestalt, er mag sonst sein wie er will. - Franck, II, 66a.

Dän.: Faver krop, faver forstand, og vanskabt krop, vanskabt sind. (Prov. dan., 161.)

*17 Es gewinnt eine gestalt. - Lehmann, 752.

Wenn etwas ordentlich gethan, gut ausgeführt ist.

*18 Es sind Bassermann'sche Gestalten. - Büchmann, 196.

Von Erscheinungen, Vorgängen, Personen u. s. w., die ängstlichen Gemüthern Furcht einflössen. Unter den letztern denkt man sich Gespensterseher oder wie die Neuyorker Deutsche Zeitung vom 11. Sept. 1851 sie nennt, "Butterbrotconservative, welche die Stimme eines Volksredners für die Posaune des Weltgerichts halten, welche beim Anblick eines rothen Plakats ein Vaterunser stöhnen und sich vor den Händen der Arbeiter mehr entsetzen, als vor der Reitpeitsche der Junker". Ihren Ursprung hat die Redensart in dem Bericht, den der deutsche Abgeordnete Bassermann über seine Sendung nach Berlin dem deutschen Parlament in Frankfurt a. M. erstattete, und in welchem er namentlich hervorhebt, dass ihm in den Strassen Berlins noch viel verdächtige, Furcht einflössende Persönlichkeiten begegnet seien. Die bezügliche Stelle lautet nach den Stenographischen Berichten der deutschen constituirenden Nationalversammlung (Leipzig, V, 3407), Sitzung vom 18. Nov. 1848: "Spät kam ich (in Berlin) an, durchwanderte aber noch die Strassen und muss gestehen, dass mich die Bevölkerung, welche ich auf denselben, namentlich in der Nähe des Sitzungslocals der Stände, erblickte, erschreckte. Ich sah hier Gestalten die Strasse bevölkern, die ich nicht schildern will." Erscheinungen dieser Art heissen seitdem "Bassermann'sche Gestalten". Nach dem Arbeiteraufstande in Angers (August 1855) sollen sich in dortigen Strassen ähnliche Gestalten gezeigt haben. Die Journale nannten sie des etrangers de figures sinistres.


Geständiger.

Den Geständigen kann niemand entschuldigen. - Graf, 445, 412.

Wer selbst sagt, dass er eine strafbare Handlung begangen hat, von dem kann der Vertheidiger nicht das Gegentheil beweisen.


Gestank.

1 Der Gestank des Knoblauchs überwältigt den Duft des Ambra.

2 Der Gestank verräth das Aas. - Parömiakon, 2095.

3 Ich will den Gestank auf Erden nicht vermehren, sagte der Sperling, und schiss in den Bach. - Westermann's Monatshefte, Nr. 74; Pfarrius, Schein und Sein (Braunschweig 1863), 142.

4 Viel Gestank, aber wenig Klang.

5 Wer Gestank macht, der macht den Säuen einen Schleck.

6 Willst du keinen Gestank, mein lieber Christ, so wühle nicht im Mist.

*7 Das ist ein Gestank, man könnt' sich dran anlehnen. (Rottenburg.) - Haug.

*8 Den Gestanck für Bisam halten. - Luther's Tischreden, Appendix.

*9 Doa kriagt mer G'stank für Dank. (Franken.) - Frommann, VI, 168, 116.

*10 Er hat einn bösen gestanck hinder jm gelassen. - Franck, II, 58a; Braun, II, 499.

Z. B. Schulden.

Dän.: At lade en stank efter sig. (Prov. dan., 529.)

*11 Er scheidet mit einem Gestanck wie der Teuffel. - Lehmann, II, 215, 90; Eyering, II, 419.

Unangenehme Erinnerungen zurücklassen. Aus den Zeiten, wo man den Teufel noch persönlich erscheinen [Spaltenumbruch] liess und an solche Erscheinungen glaubte. Gestank = Gerücht.

Lat.: Discedit foetore relicto. (Binder I, 339; II, 799; Seybold, 129.) - Infixo aculeo fugere. (Binder I, 735; II, 1581; Erasm., 688; Philippi, I, 195; Seybold, 239.) - Spondyla fugiens pessime pedit. (Binder II, 3197; Tappius, 60b.)

*12 Viel Gestank zurücklassen. - Murner, Nb., 54; Eiselein, 233.

*13 Wie lesst der ein gestanck hinder yhm. - Agricola I, 384.

Von jemand, den man für gut gehalten hat, dessen Leben und Handlungsweise aber nach seiner Entfernung von einer ganz entgegengesetzten Seite kundbar werden.

Lat.: Felis fugiens pessime pedit. (Eiselein, 233.)


Gestehen.

1 Das gesteh ich, segt Vader Stef heilig, do gung he sitten. (Hamburg.) - Hoefer, 1002.

2 Was einer gesteht, braucht er nicht zu beschwören. - Graf, 468, 594.

Das Geständniss schneidet den Streit ab. Die Zuschiebung des Eides kann also nur den Beweissatz verneinen, wird mithin überflüssig, wo jenes erfolgt ist. Das Sprichwort findet sich in Michelsen, Der ehemalige Oberhof zu Lübeck, 296, 228: Was he tosteyt vnde bekennt, des en darff he nicht vor sweren.

3 Wollt ihr gestehen, so müsst ihr bezahlen. - Graf, 445, 407.

Das Geständniss trägt das Urtheil in sich und kann nicht einmal durch Gegenbeweis entkräftet werden.

Altfries.: Willet hia iechta so schillet hia ielda. (Richthofen, 399, 70, 27.)


Gesteiweg.

Hä ess gesteiwäg. (Köln.) - Firmenich, I, 476, 245.

D. h. er kann viel trinken.


Gestell.

1 Das gestel ist nit gar fehl. - Gruter, III, 13; Lehmann, II, 75, 9.

2 Et es en üewel Gestell, wann de Bäcker sall backen un hiät kain Miäl; wann 't Wif well spinnen un 't Ratt well nitt gan; wann de Formann raüpt o! un 't Piärt well nit stan. (Iserlohn.) - Firmenich, III, 179.

3 Ich bin das Gestell1, du das Zuckerfass. (Surinam.)

1) Das Gestell oder die Barbakoto ist die Vorrichtung, auf der die Zuckerfässer bis nach Ablauf des Syrups stehen. Die Neger wollen durch das Sprichwort den Gedanken ausdrücken: Du Glücklicher kannst gehen, ich muss bleiben.


Gestern.

1 Das Gestern muss man heut' nicht lästern.

2 Dieser gestern, heut' ist's an mir. - Petri, II, 142.

3 Gestern so, heute so, morgen - ich weiss nicht wie und wo.

4 Gestern soll dem Morgen nichts borgen.

5 Gestern soll morgen ein Lehrmeister sein.

6 Gestern war es an dir, heut' ist's an mir. - Pred. Sal. 38, 23; Henisch, 1575, 50; Petri, II, 336; Schulze, 174; Zehner, 404.

7 Was gestern stund, kan fallen heut, wo Gott nicht schützet Land vnd Leut. - Henisch, 1575, 55.

8 Wer kann das Gestern zurückbringen und die Sonnenstrahlen übertünchen!

Von Unternehmungen und Planen, deren Ausführung ganz ausser dem Bereich menschlicher Kraft liegen.

*9 Er ist nicht von gestern.

Holl.: Hij is niet van gisteren. (Harrebomee, I, 239.)

*10 Gestern ging er in die Welt und heut schläft er wieder in seinem Zelt! (S. Gesell 64 u. 67.)

Spott auf solche, die drei Meilen im Umkreis in die Fremde gehen.

*11 Gestern und ehegestern. - Eiselein, 233.

Lat.: Heri et nudius tertius. (Eiselein, 233.)

*12 Ich war gestern an einem ortt, da warstu auch, da ward dein gedacht, da sassest du auch mit vber tische, du assest vnd trunckest mit vns. - Agricola I, 586.

Agricola gibt hier die Redensarten zusammengefasst, die man gebraucht, um anzuzeigen, dass eines Abwesenden in einer Gesellschaft gedacht worden sei.

Holl.: Ik was gisteren op eene plaats, daar uwer gedacht werd. (Harrebomee, I, 239.)


Gestiefelt.

* Gestiefelt und gespornt.


[Spaltenumbruch] 11 Schön Gestalt hat gross gewalt.Lehmann, 29, 46 u. 705, 4; Parömiakon, 1364; Eiselein, 232; Simrock, 3550; Braun, II, 498.

Lat.: Forma dat esse viro. (Binder II, 1174; Lehmann, 29, 46; Seybold, 188.)

12 Schön gestalt verleurt sich bald.Henisch, 1572, 26; Lehmann, 706, 27; Kirchhofer, 195; Eiselein, 233; Körte, 2098; Simrock, 3549; Braun, I, 775.

Frz.: La beauté est comme une fleur, qui naît. (Gaal, 699.)

It.: Bellezza è come un fiore, che nasce, e presto muore. (Gaal, 699.)

Lat.: Forma bonum fragile est, quantumque accedit ad annos fit minor, et spatio carpitur illa suo. (Gaal, 699.)

13 Schöne Gestalt dess Leibs vnd schön Liecht im Hirn machen ein ansehen.Lehmann, 28, 19.

14 Schöne Gestalt ohn' Mantel und Schminke gefallt.

Port.: Corpo bem feito não ha mester capa. (Bohn I, 273.)

15 Unter allen Gestalten gibt es gute Windhunde.

*16 Er hat ein gut gestalt, er mag sonst sein wie er will.Franck, II, 66a.

Dän.: Faver krop, faver forstand, og vanskabt krop, vanskabt sind. (Prov. dan., 161.)

*17 Es gewinnt eine gestalt.Lehmann, 752.

Wenn etwas ordentlich gethan, gut ausgeführt ist.

*18 Es sind Bassermann'sche Gestalten.Büchmann, 196.

Von Erscheinungen, Vorgängen, Personen u. s. w., die ängstlichen Gemüthern Furcht einflössen. Unter den letztern denkt man sich Gespensterseher oder wie die Neuyorker Deutsche Zeitung vom 11. Sept. 1851 sie nennt, „Butterbrotconservative, welche die Stimme eines Volksredners für die Posaune des Weltgerichts halten, welche beim Anblick eines rothen Plakats ein Vaterunser stöhnen und sich vor den Händen der Arbeiter mehr entsetzen, als vor der Reitpeitsche der Junker“. Ihren Ursprung hat die Redensart in dem Bericht, den der deutsche Abgeordnete Bassermann über seine Sendung nach Berlin dem deutschen Parlament in Frankfurt a. M. erstattete, und in welchem er namentlich hervorhebt, dass ihm in den Strassen Berlins noch viel verdächtige, Furcht einflössende Persönlichkeiten begegnet seien. Die bezügliche Stelle lautet nach den Stenographischen Berichten der deutschen constituirenden Nationalversammlung (Leipzig, V, 3407), Sitzung vom 18. Nov. 1848: „Spät kam ich (in Berlin) an, durchwanderte aber noch die Strassen und muss gestehen, dass mich die Bevölkerung, welche ich auf denselben, namentlich in der Nähe des Sitzungslocals der Stände, erblickte, erschreckte. Ich sah hier Gestalten die Strasse bevölkern, die ich nicht schildern will.“ Erscheinungen dieser Art heissen seitdem „Bassermann'sche Gestalten“. Nach dem Arbeiteraufstande in Angers (August 1855) sollen sich in dortigen Strassen ähnliche Gestalten gezeigt haben. Die Journale nannten sie des étrangers de figures sinistres.


Geständiger.

Den Geständigen kann niemand entschuldigen.Graf, 445, 412.

Wer selbst sagt, dass er eine strafbare Handlung begangen hat, von dem kann der Vertheidiger nicht das Gegentheil beweisen.


Gestank.

1 Der Gestank des Knoblauchs überwältigt den Duft des Ambra.

2 Der Gestank verräth das Aas.Parömiakon, 2095.

3 Ich will den Gestank auf Erden nicht vermehren, sagte der Sperling, und schiss in den Bach.Westermann's Monatshefte, Nr. 74; Pfarrius, Schein und Sein (Braunschweig 1863), 142.

4 Viel Gestank, aber wenig Klang.

5 Wer Gestank macht, der macht den Säuen einen Schleck.

6 Willst du keinen Gestank, mein lieber Christ, so wühle nicht im Mist.

*7 Das ist ein Gestank, man könnt' sich dran anlehnen. (Rottenburg.) – Haug.

*8 Den Gestanck für Bisam halten.Luther's Tischreden, Appendix.

*9 Doa kriagt mer G'stank für Dank. (Franken.) – Frommann, VI, 168, 116.

*10 Er hat einn bösen gestanck hinder jm gelassen.Franck, II, 58a; Braun, II, 499.

Z. B. Schulden.

Dän.: At lade en stank efter sig. (Prov. dan., 529.)

*11 Er scheidet mit einem Gestanck wie der Teuffel.Lehmann, II, 215, 90; Eyering, II, 419.

Unangenehme Erinnerungen zurücklassen. Aus den Zeiten, wo man den Teufel noch persönlich erscheinen [Spaltenumbruch] liess und an solche Erscheinungen glaubte. Gestank = Gerücht.

Lat.: Discedit foetore relicto. (Binder I, 339; II, 799; Seybold, 129.) – Infixo aculeo fugere. (Binder I, 735; II, 1581; Erasm., 688; Philippi, I, 195; Seybold, 239.) – Spondyla fugiens pessime pedit. (Binder II, 3197; Tappius, 60b.)

*12 Viel Gestank zurücklassen.Murner, Nb., 54; Eiselein, 233.

*13 Wie lesst der ein gestanck hinder yhm.Agricola I, 384.

Von jemand, den man für gut gehalten hat, dessen Leben und Handlungsweise aber nach seiner Entfernung von einer ganz entgegengesetzten Seite kundbar werden.

Lat.: Felis fugiens pessime pedit. (Eiselein, 233.)


Gestehen.

1 Das gesteh ich, segt Vader Stef heilig, do gung he sitten. (Hamburg.) – Hoefer, 1002.

2 Was einer gesteht, braucht er nicht zu beschwören.Graf, 468, 594.

Das Geständniss schneidet den Streit ab. Die Zuschiebung des Eides kann also nur den Beweissatz verneinen, wird mithin überflüssig, wo jenes erfolgt ist. Das Sprichwort findet sich in Michelsen, Der ehemalige Oberhof zu Lübeck, 296, 228: Was he tosteyt vnde bekennt, des en darff he nicht vor sweren.

3 Wollt ihr gestehen, so müsst ihr bezahlen.Graf, 445, 407.

Das Geständniss trägt das Urtheil in sich und kann nicht einmal durch Gegenbeweis entkräftet werden.

Altfries.: Willet hia iechta so schillet hia ielda. (Richthofen, 399, 70, 27.)


Gesteiweg.

Hä ess gesteiwäg. (Köln.) – Firmenich, I, 476, 245.

D. h. er kann viel trinken.


Gestell.

1 Das gestel ist nit gar fehl.Gruter, III, 13; Lehmann, II, 75, 9.

2 Et es en üewel Gestell, wann de Bäcker sall backen un hiät kain Miäl; wann 't Wif well spinnen un 't Ratt well nitt gan; wann de Formann raüpt o! un 't Piärt well nit stan. (Iserlohn.) – Firmenich, III, 179.

3 Ich bin das Gestell1, du das Zuckerfass. (Surinam.)

1) Das Gestell oder die Barbakoto ist die Vorrichtung, auf der die Zuckerfässer bis nach Ablauf des Syrups stehen. Die Neger wollen durch das Sprichwort den Gedanken ausdrücken: Du Glücklicher kannst gehen, ich muss bleiben.


Gestern.

1 Das Gestern muss man heut' nicht lästern.

2 Dieser gestern, heut' ist's an mir.Petri, II, 142.

3 Gestern so, heute so, morgen – ich weiss nicht wie und wo.

4 Gestern soll dem Morgen nichts borgen.

5 Gestern soll morgen ein Lehrmeister sein.

6 Gestern war es an dir, heut' ist's an mir.Pred. Sal. 38, 23; Henisch, 1575, 50; Petri, II, 336; Schulze, 174; Zehner, 404.

7 Was gestern stund, kan fallen heut, wo Gott nicht schützet Land vnd Leut.Henisch, 1575, 55.

8 Wer kann das Gestern zurückbringen und die Sonnenstrahlen übertünchen!

Von Unternehmungen und Planen, deren Ausführung ganz ausser dem Bereich menschlicher Kraft liegen.

*9 Er ist nicht von gestern.

Holl.: Hij is niet van gisteren. (Harrebomée, I, 239.)

*10 Gestern ging er in die Welt und heut schläft er wieder in seinem Zelt! (S. Gesell 64 u. 67.)

Spott auf solche, die drei Meilen im Umkreis in die Fremde gehen.

*11 Gestern und ehegestern.Eiselein, 233.

Lat.: Heri et nudius tertius. (Eiselein, 233.)

*12 Ich war gestern an einem ortt, da warstu auch, da ward dein gedacht, da sassest du auch mit vber tische, du assest vnd trunckest mit vns.Agricola I, 586.

Agricola gibt hier die Redensarten zusammengefasst, die man gebraucht, um anzuzeigen, dass eines Abwesenden in einer Gesellschaft gedacht worden sei.

Holl.: Ik was gisteren op eene plaats, daar uwer gedacht werd. (Harrebomée, I, 239.)


Gestiefelt.

* Gestiefelt und gespornt.


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[[816]/0844] 11 Schön Gestalt hat gross gewalt. – Lehmann, 29, 46 u. 705, 4; Parömiakon, 1364; Eiselein, 232; Simrock, 3550; Braun, II, 498. Lat.: Forma dat esse viro. (Binder II, 1174; Lehmann, 29, 46; Seybold, 188.) 12 Schön gestalt verleurt sich bald. – Henisch, 1572, 26; Lehmann, 706, 27; Kirchhofer, 195; Eiselein, 233; Körte, 2098; Simrock, 3549; Braun, I, 775. Frz.: La beauté est comme une fleur, qui naît. (Gaal, 699.) It.: Bellezza è come un fiore, che nasce, e presto muore. (Gaal, 699.) Lat.: Forma bonum fragile est, quantumque accedit ad annos fit minor, et spatio carpitur illa suo. (Gaal, 699.) 13 Schöne Gestalt dess Leibs vnd schön Liecht im Hirn machen ein ansehen. – Lehmann, 28, 19. 14 Schöne Gestalt ohn' Mantel und Schminke gefallt. Port.: Corpo bem feito não ha mester capa. (Bohn I, 273.) 15 Unter allen Gestalten gibt es gute Windhunde. *16 Er hat ein gut gestalt, er mag sonst sein wie er will. – Franck, II, 66a. Dän.: Faver krop, faver forstand, og vanskabt krop, vanskabt sind. (Prov. dan., 161.) *17 Es gewinnt eine gestalt. – Lehmann, 752. Wenn etwas ordentlich gethan, gut ausgeführt ist. *18 Es sind Bassermann'sche Gestalten. – Büchmann, 196. Von Erscheinungen, Vorgängen, Personen u. s. w., die ängstlichen Gemüthern Furcht einflössen. Unter den letztern denkt man sich Gespensterseher oder wie die Neuyorker Deutsche Zeitung vom 11. Sept. 1851 sie nennt, „Butterbrotconservative, welche die Stimme eines Volksredners für die Posaune des Weltgerichts halten, welche beim Anblick eines rothen Plakats ein Vaterunser stöhnen und sich vor den Händen der Arbeiter mehr entsetzen, als vor der Reitpeitsche der Junker“. Ihren Ursprung hat die Redensart in dem Bericht, den der deutsche Abgeordnete Bassermann über seine Sendung nach Berlin dem deutschen Parlament in Frankfurt a. M. erstattete, und in welchem er namentlich hervorhebt, dass ihm in den Strassen Berlins noch viel verdächtige, Furcht einflössende Persönlichkeiten begegnet seien. Die bezügliche Stelle lautet nach den Stenographischen Berichten der deutschen constituirenden Nationalversammlung (Leipzig, V, 3407), Sitzung vom 18. Nov. 1848: „Spät kam ich (in Berlin) an, durchwanderte aber noch die Strassen und muss gestehen, dass mich die Bevölkerung, welche ich auf denselben, namentlich in der Nähe des Sitzungslocals der Stände, erblickte, erschreckte. Ich sah hier Gestalten die Strasse bevölkern, die ich nicht schildern will.“ Erscheinungen dieser Art heissen seitdem „Bassermann'sche Gestalten“. Nach dem Arbeiteraufstande in Angers (August 1855) sollen sich in dortigen Strassen ähnliche Gestalten gezeigt haben. Die Journale nannten sie des étrangers de figures sinistres. Geständiger. Den Geständigen kann niemand entschuldigen. – Graf, 445, 412. Wer selbst sagt, dass er eine strafbare Handlung begangen hat, von dem kann der Vertheidiger nicht das Gegentheil beweisen. Gestank. 1 Der Gestank des Knoblauchs überwältigt den Duft des Ambra. 2 Der Gestank verräth das Aas. – Parömiakon, 2095. 3 Ich will den Gestank auf Erden nicht vermehren, sagte der Sperling, und schiss in den Bach. – Westermann's Monatshefte, Nr. 74; Pfarrius, Schein und Sein (Braunschweig 1863), 142. 4 Viel Gestank, aber wenig Klang. 5 Wer Gestank macht, der macht den Säuen einen Schleck. 6 Willst du keinen Gestank, mein lieber Christ, so wühle nicht im Mist. *7 Das ist ein Gestank, man könnt' sich dran anlehnen. (Rottenburg.) – Haug. *8 Den Gestanck für Bisam halten. – Luther's Tischreden, Appendix. *9 Doa kriagt mer G'stank für Dank. (Franken.) – Frommann, VI, 168, 116. *10 Er hat einn bösen gestanck hinder jm gelassen. – Franck, II, 58a; Braun, II, 499. Z. B. Schulden. Dän.: At lade en stank efter sig. (Prov. dan., 529.) *11 Er scheidet mit einem Gestanck wie der Teuffel. – Lehmann, II, 215, 90; Eyering, II, 419. Unangenehme Erinnerungen zurücklassen. Aus den Zeiten, wo man den Teufel noch persönlich erscheinen liess und an solche Erscheinungen glaubte. Gestank = Gerücht. Lat.: Discedit foetore relicto. (Binder I, 339; II, 799; Seybold, 129.) – Infixo aculeo fugere. (Binder I, 735; II, 1581; Erasm., 688; Philippi, I, 195; Seybold, 239.) – Spondyla fugiens pessime pedit. (Binder II, 3197; Tappius, 60b.) *12 Viel Gestank zurücklassen. – Murner, Nb., 54; Eiselein, 233. *13 Wie lesst der ein gestanck hinder yhm. – Agricola I, 384. Von jemand, den man für gut gehalten hat, dessen Leben und Handlungsweise aber nach seiner Entfernung von einer ganz entgegengesetzten Seite kundbar werden. Lat.: Felis fugiens pessime pedit. (Eiselein, 233.) Gestehen. 1 Das gesteh ich, segt Vader Stef heilig, do gung he sitten. (Hamburg.) – Hoefer, 1002. 2 Was einer gesteht, braucht er nicht zu beschwören. – Graf, 468, 594. Das Geständniss schneidet den Streit ab. Die Zuschiebung des Eides kann also nur den Beweissatz verneinen, wird mithin überflüssig, wo jenes erfolgt ist. Das Sprichwort findet sich in Michelsen, Der ehemalige Oberhof zu Lübeck, 296, 228: Was he tosteyt vnde bekennt, des en darff he nicht vor sweren. 3 Wollt ihr gestehen, so müsst ihr bezahlen. – Graf, 445, 407. Das Geständniss trägt das Urtheil in sich und kann nicht einmal durch Gegenbeweis entkräftet werden. Altfries.: Willet hia iechta so schillet hia ielda. (Richthofen, 399, 70, 27.) Gesteiweg. Hä ess gesteiwäg. (Köln.) – Firmenich, I, 476, 245. D. h. er kann viel trinken. Gestell. 1 Das gestel ist nit gar fehl. – Gruter, III, 13; Lehmann, II, 75, 9. 2 Et es en üewel Gestell, wann de Bäcker sall backen un hiät kain Miäl; wann 't Wif well spinnen un 't Ratt well nitt gan; wann de Formann raüpt o! un 't Piärt well nit stan. (Iserlohn.) – Firmenich, III, 179. 3 Ich bin das Gestell1, du das Zuckerfass. (Surinam.) 1) Das Gestell oder die Barbakoto ist die Vorrichtung, auf der die Zuckerfässer bis nach Ablauf des Syrups stehen. Die Neger wollen durch das Sprichwort den Gedanken ausdrücken: Du Glücklicher kannst gehen, ich muss bleiben. Gestern. 1 Das Gestern muss man heut' nicht lästern. 2 Dieser gestern, heut' ist's an mir. – Petri, II, 142. 3 Gestern so, heute so, morgen – ich weiss nicht wie und wo. 4 Gestern soll dem Morgen nichts borgen. 5 Gestern soll morgen ein Lehrmeister sein. 6 Gestern war es an dir, heut' ist's an mir. – Pred. Sal. 38, 23; Henisch, 1575, 50; Petri, II, 336; Schulze, 174; Zehner, 404. 7 Was gestern stund, kan fallen heut, wo Gott nicht schützet Land vnd Leut. – Henisch, 1575, 55. 8 Wer kann das Gestern zurückbringen und die Sonnenstrahlen übertünchen! Von Unternehmungen und Planen, deren Ausführung ganz ausser dem Bereich menschlicher Kraft liegen. *9 Er ist nicht von gestern. Holl.: Hij is niet van gisteren. (Harrebomée, I, 239.) *10 Gestern ging er in die Welt und heut schläft er wieder in seinem Zelt! (S. Gesell 64 u. 67.) Spott auf solche, die drei Meilen im Umkreis in die Fremde gehen. *11 Gestern und ehegestern. – Eiselein, 233. Lat.: Heri et nudius tertius. (Eiselein, 233.) *12 Ich war gestern an einem ortt, da warstu auch, da ward dein gedacht, da sassest du auch mit vber tische, du assest vnd trunckest mit vns. – Agricola I, 586. Agricola gibt hier die Redensarten zusammengefasst, die man gebraucht, um anzuzeigen, dass eines Abwesenden in einer Gesellschaft gedacht worden sei. Holl.: Ik was gisteren op eene plaats, daar uwer gedacht werd. (Harrebomée, I, 239.) Gestiefelt. * Gestiefelt und gespornt.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [816]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/844>, abgerufen am 22.11.2024.