Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] 7 Wenn man das Getreide wirft, verliert es die Spreu. - Parömiakon, 2269.

Durch Leiden und Widerwärtigkeiten wird der Charakter geläutert und gestählt.

8 Wenn man Getreide in die Sonne (zum Trocknen) legt ohne Hut, so fressen es die Ziegen.

Wer nicht hinter seiner Sache her ist, dem geht der Vortheil verloren.

9 Wenn's Träde geräth in Sand, wird's theuer im Land. (Franken.) - Frommann, W, 322, 324.

*10 Das Getreide wächst ihm zu, er darf nicht ackern und nicht säen.

Von einem, den das Glück ungewöhnlich begünstigt.

*11 Er hat sein Getreide grün gegessen.

Von denen, die ihre Einkünfte im voraus verzehren.

Frz.: Manger son ble en vert ou en herbe.


Getreidefeld.

* In dem Getreidefeld kann man auf dreissig Schritte eine Laus anhetzen. (Litauen.) - Frischbier2, 1258.

Wenn das Getreide sehr dünn steht.


Getreue.

Dem Getreuen steht die ganze Welt zu Gebote, dem Ungetreuen nicht ein Heller. - Ephräm, I, 226.


Getriebe.

Wie das Getriebe, so das Gezeige.

Das Aeussere ist ein Abdruck des Innern.


Getrommel.

Viel Getrommel und wenig Soldaten.


Getümmel.

* Erst das Getümmel, dann folgt der Himmel. - Parömiakon, 1096 u. 3123.


Geuden.

1 Es isch besser güde-n- und spare as gäng z'chessle-n- und z'chare. (Solothurn.) - Schild, 61, 65.

Es ist besser, sich zuweilen gütlich thun und wieder sparsam sein, als zwecklos arbeiten und geizen.

2 Nit geud, darmit dir nicht zerrin. - Schottel, 1142b.


Geuder.

Der Güder muss e Sparer het. (Luzern.)


Geuse.

1 Als die Geusen ins Land kamen, hörte das Beichten auf.

2 Die Geusen leben noch.

Der Geist des Protestantismus ist noch nicht todt.


Geusemahlzeit.

* Hald dich äckesch freid bei der Geuse-Molzick. (Köln.) - Firmenich, I, 474, 139.

Halte dich nur stark, tapfer, unverzagt, zähe beim Abschiedsessen.


Gevatter.

1 A G'vada is a G'vada. (Oberösterreich.) - Baumgarten.

Ein Gevatter ist ein Gevatter, d. i. eine uns nahestehende geachtete Person.

2 Der Gevatter kommt und 's ist kein Stuhl zum Setzen da.

Böhm.: Prijde kmotr na obed, a lzice nebude. (Celakovsky, 265.)

3 Ein Gevatter soll inn dess anderen Gevatteren Hauss nichts arges sehen. - Henisch, 1418, 1; Petri, II, 188.

4 Fragt meinen Gevatter, ob ich ein Dieb sei.

5 Gefatter vber den Zaun, Gefatter wider herüber. - Henisch, 1418, 7; Petri, II, 326; Luther, 85; Lehmann, II, 224, 24; Eyering, II, 640; Murner, Nb., 18; Mathesy, 142b; Körte, 2103 u. 2588; Simrock, 3563; Braun, I, 777; Eiselein, 234.

Dies Sprichwort mit seiner Vertraulichkeit unter Gevattern steht ziemlich einsam; denn im allgemeinen sind die Gevattern im Sprichwort nicht gut angeschrieben, auch die Deutschen halten sich mehr neutral als lobend. Die Czechen aber sagen geradezu: Je mehr Gevattern, je mehr Schelme. Und der Russe bittet: Gevatterchen, Gevatterchen, taufe mein Kind, aber kenne meinen Hof nicht. (Reinsberg VII, 23.) Ja, sie gehen in der Gefälligkeit noch weiter, indem sie sagen: Gevatterchen, hier ist ein Zwirnsfaden, wenn du dich erdrosseln willst. (Altmann V, 87.)

Frz.: Qui veut des services, est oblige d'en faire.

6 Gevattern aus der Ferne, die Frau (s. d. 643 u. 685 u. Freien 40) aus der Nähe.

[Spaltenumbruch] 7 Man bittet nicht eher zu Gevattern, bis man ein Kind hat. - Pistor., V, 97.

8 Man kann eher zehn Gevattern haben als einen Freund.

Frz.: Plus sont de comperes que d'amis. (Leroux, II, 283.)

9 Meines Gevatters Kind nehm' ich wohl. - Graf, 141, 45 u. 550, 115.

Der Taufstein schied vom Ehebande Täufling, Taufpathen und deren Kinder, aber nicht den, der taufen liess, von seines Gevatters Kinde. (S. Gevatterschaft 2.)

Mhd.: Meines gevatters kint nem ich wol. (Senckenberg, 375, 41.)

10 Vadder min hie, Vadder min da, aber blyv mi vom Kirschboome. (Büren.) - Honcamp.

11 Vaddersche, Vaddersche, sau ist 't mik sein Lewen noch nich gan, säd' Dortjen Rinkels tau'r Baemudder (Hebamme) und kreig 'n Kind. (Lüneburg.) - Hoefer, 874.

12 Vadderstan un Kinnelber geven hat mannig Baur von de Plats afdreven. - Globus, VIII, 176.

Gevatterstehen (Pathe sein) und Kindtaufen haben manchen Bauer vom Hofe getrieben.

13 Wenn der Gevatter Bienen schneidet, bekommt der Pathe eine Honigschnitte.

Span.: Del pan de mi compadre buen zatico a mi ahijado. (Bohn I, 212; Cahier, 3608.)

14 Wenn ein Gevatter heult, so heulen die andern mit.

*15 Auf einmal aller Kinder Gevatter werden. - Eyering, II, 470.

*16 Da, Gevatter, habt ihr das Fronleichnamsfest.

*17 Er hat dabei nicht zu Gevattern gestanden.

Nicht dazu mitgewirkt.

*18 Er lädt einen zum Gevatter über neun Aecker und eine Furche. (Meiningen.)

*19 Er will nicht mit zu Gevattern stehen. - Luther's Tischreden, 270a.

In irgendeiner Sache nicht mitmachen.

*20 Gevatter Schneider und Handschuhmacher. - Schiller, Wallenstein's Lager.

*21 Gevotter, ihr ward't foll'n. (Oberlausitz.)

Zu jemand in lümmelhafter Stellung.

*22 Sie hat vor der Zeit zu Gefattern gebetten. - Mathesy, 137a.

*23 Vaddersch, kumm'rümm, help schwätzen. (Ukermark.)

Gevatter, komm herum, hilf schwatzen. Man gebraucht die Redensart, wenn man sich langweilt und wenn gar zu viel Redensarten über eine Sache gemacht werden. Auch bei den Engländern stehen die Gevattern im Rufe der Redseligkeit; Gossips and frogs drink and talk. - Gossips and tale-bearers set on fire all the houses they enter. (Bohn II, 365.)

Span.: Comadre anduriega, donde voy alla os hallo. - Si vos, comadre, estuviesedes en vuestra casa, con la pierna quebrada, no me veriades en cada casa. (Cahier, 3304.)

*24 Zwei Gevattern zu einem Kinde gewinnen. - Blum, 216.

Mit einer Bemühung mehrfache Zwecke erreichen, besonders: mit einer Wohlthat mehrere verbinden oder mit einem Gastmahle mehrere erwidern.


Gevatterbrief.

Gevatterbriefe und Blitze ziehen sich gern nach hohen Gegenständen.


Gevatterhund.

* D' G'vaternhund beissen a. (Oberösterreich.) - Baumgarten.

Die Hunde der Gevattersleute beissen auch.


Gevatterin.

1 Wenn die Gevatterinnen sich zanken, kommt die Wahrheit an den Tag.

Span.: Cuando pelean los compadres, se descubren las verdades. (Cahier, 3317.)

2 Zur Gevatterin ist der Weg nicht weit.


Gevatterschaft.

1 Eine ungebetene Gevatterschaft währt nicht über sieben Nacht.

2 Gevatterschaft hindert zwar am ehelichen Leben, gibt aber keine Erbschaft. - Graf, 141, 44; Pistor., VII, 78.

Verwandtschaft oder Sibbe war der hervorragendste Hinderungsgrund zur Eingehung einer gültigen Ehe. Taufpathen und Täufling, wie die Kinder beider bildeten

[Spaltenumbruch] 7 Wenn man das Getreide wirft, verliert es die Spreu.Parömiakon, 2269.

Durch Leiden und Widerwärtigkeiten wird der Charakter geläutert und gestählt.

8 Wenn man Getreide in die Sonne (zum Trocknen) legt ohne Hut, so fressen es die Ziegen.

Wer nicht hinter seiner Sache her ist, dem geht der Vortheil verloren.

9 Wenn's Träde geräth in Sand, wird's theuer im Land. (Franken.) – Frommann, W, 322, 324.

*10 Das Getreide wächst ihm zu, er darf nicht ackern und nicht säen.

Von einem, den das Glück ungewöhnlich begünstigt.

*11 Er hat sein Getreide grün gegessen.

Von denen, die ihre Einkünfte im voraus verzehren.

Frz.: Manger son blé en vert ou en herbe.


Getreidefeld.

* In dem Getreidefeld kann man auf dreissig Schritte eine Laus anhetzen. (Litauen.) – Frischbier2, 1258.

Wenn das Getreide sehr dünn steht.


Getreue.

Dem Getreuen steht die ganze Welt zu Gebote, dem Ungetreuen nicht ein Heller.Ephräm, I, 226.


Getriebe.

Wie das Getriebe, so das Gezeige.

Das Aeussere ist ein Abdruck des Innern.


Getrommel.

Viel Getrommel und wenig Soldaten.


Getümmel.

* Erst das Getümmel, dann folgt der Himmel.Parömiakon, 1096 u. 3123.


Geuden.

1 Es isch besser güde-n- und spare as gäng z'chessle-n- und z'chare. (Solothurn.) – Schild, 61, 65.

Es ist besser, sich zuweilen gütlich thun und wieder sparsam sein, als zwecklos arbeiten und geizen.

2 Nit geud, darmit dir nicht zerrin.Schottel, 1142b.


Geuder.

Der Güder muss e Sparer het. (Luzern.)


Geuse.

1 Als die Geusen ins Land kamen, hörte das Beichten auf.

2 Die Geusen leben noch.

Der Geist des Protestantismus ist noch nicht todt.


Geusemahlzeit.

* Hald dich äckesch frîd bei der Geuse-Molzick. (Köln.) – Firmenich, I, 474, 139.

Halte dich nur stark, tapfer, unverzagt, zähe beim Abschiedsessen.


Gevatter.

1 A G'vada is a G'vada. (Oberösterreich.) – Baumgarten.

Ein Gevatter ist ein Gevatter, d. i. eine uns nahestehende geachtete Person.

2 Der Gevatter kommt und 's ist kein Stuhl zum Setzen da.

Böhm.: Přijde kmotr na obĕd, a lžíce nebude. (Čelakovský, 265.)

3 Ein Gevatter soll inn dess anderen Gevatteren Hauss nichts arges sehen.Henisch, 1418, 1; Petri, II, 188.

4 Fragt meinen Gevatter, ob ich ein Dieb sei.

5 Gefatter vber den Zaun, Gefatter wider herüber.Henisch, 1418, 7; Petri, II, 326; Luther, 85; Lehmann, II, 224, 24; Eyering, II, 640; Murner, Nb., 18; Mathesy, 142b; Körte, 2103 u. 2588; Simrock, 3563; Braun, I, 777; Eiselein, 234.

Dies Sprichwort mit seiner Vertraulichkeit unter Gevattern steht ziemlich einsam; denn im allgemeinen sind die Gevattern im Sprichwort nicht gut angeschrieben, auch die Deutschen halten sich mehr neutral als lobend. Die Czechen aber sagen geradezu: Je mehr Gevattern, je mehr Schelme. Und der Russe bittet: Gevatterchen, Gevatterchen, taufe mein Kind, aber kenne meinen Hof nicht. (Reinsberg VII, 23.) Ja, sie gehen in der Gefälligkeit noch weiter, indem sie sagen: Gevatterchen, hier ist ein Zwirnsfaden, wenn du dich erdrosseln willst. (Altmann V, 87.)

Frz.: Qui veut des services, est obligé d'en faire.

6 Gevattern aus der Ferne, die Frau (s. d. 643 u. 685 u. Freien 40) aus der Nähe.

[Spaltenumbruch] 7 Man bittet nicht eher zu Gevattern, bis man ein Kind hat.Pistor., V, 97.

8 Man kann eher zehn Gevattern haben als einen Freund.

Frz.: Plus sont de compères que d'amis. (Leroux, II, 283.)

9 Meines Gevatters Kind nehm' ich wohl.Graf, 141, 45 u. 550, 115.

Der Taufstein schied vom Ehebande Täufling, Taufpathen und deren Kinder, aber nicht den, der taufen liess, von seines Gevatters Kinde. (S. Gevatterschaft 2.)

Mhd.: Meines gevatters kint nem ich wol. (Senckenberg, 375, 41.)

10 Vadder min hie, Vadder min da, aber blyv mi vom Kirschboome. (Büren.) – Honcamp.

11 Vaddersche, Vaddersche, sau ist 't mik sîn Lêwen noch nich gân, säd' Dortjen Rinkels tau'r Baemudder (Hebamme) und kreig 'n Kind. (Lüneburg.) – Hoefer, 874.

12 Vadderstân un Kinnelbêr geven hat mannig Bûr von de Plâts afdreven.Globus, VIII, 176.

Gevatterstehen (Pathe sein) und Kindtaufen haben manchen Bauer vom Hofe getrieben.

13 Wenn der Gevatter Bienen schneidet, bekommt der Pathe eine Honigschnitte.

Span.: Del pan de mi compadre buen zatico á mi ahijado. (Bohn I, 212; Cahier, 3608.)

14 Wenn ein Gevatter heult, so heulen die andern mit.

*15 Auf einmal aller Kinder Gevatter werden.Eyering, II, 470.

*16 Da, Gevatter, habt ihr das Fronleichnamsfest.

*17 Er hat dabei nicht zu Gevattern gestanden.

Nicht dazu mitgewirkt.

*18 Er lädt einen zum Gevatter über neun Aecker und eine Furche. (Meiningen.)

*19 Er will nicht mit zu Gevattern stehen.Luther's Tischreden, 270a.

In irgendeiner Sache nicht mitmachen.

*20 Gevatter Schneider und Handschuhmacher.Schiller, Wallenstein's Lager.

*21 Gevotter, ihr ward't foll'n. (Oberlausitz.)

Zu jemand in lümmelhafter Stellung.

*22 Sie hat vor der Zeit zu Gefattern gebetten.Mathesy, 137a.

*23 Vaddersch, kumm'rümm, help schwätzen. (Ukermark.)

Gevatter, komm herum, hilf schwatzen. Man gebraucht die Redensart, wenn man sich langweilt und wenn gar zu viel Redensarten über eine Sache gemacht werden. Auch bei den Engländern stehen die Gevattern im Rufe der Redseligkeit; Gossips and frogs drink and talk. – Gossips and tale-bearers set on fire all the houses they enter. (Bohn II, 365.)

Span.: Comadre anduriega, donde voy allá os hallo. – Si vos, comadre, estuviésedes en vuestra casa, con la pierna quebrada, no me veríades en cada casa. (Cahier, 3304.)

*24 Zwei Gevattern zu einem Kinde gewinnen.Blum, 216.

Mit einer Bemühung mehrfache Zwecke erreichen, besonders: mit einer Wohlthat mehrere verbinden oder mit einem Gastmahle mehrere erwidern.


Gevatterbrief.

Gevatterbriefe und Blitze ziehen sich gern nach hohen Gegenständen.


Gevatterhund.

* D' G'vaternhund beissen a. (Oberösterreich.) – Baumgarten.

Die Hunde der Gevattersleute beissen auch.


Gevatterin.

1 Wenn die Gevatterinnen sich zanken, kommt die Wahrheit an den Tag.

Span.: Cuando pelean los compadres, se descubren las verdades. (Cahier, 3317.)

2 Zur Gevatterin ist der Weg nicht weit.


Gevatterschaft.

1 Eine ungebetene Gevatterschaft währt nicht über sieben Nacht.

2 Gevatterschaft hindert zwar am ehelichen Leben, gibt aber keine Erbschaft.Graf, 141, 44; Pistor., VII, 78.

Verwandtschaft oder Sibbe war der hervorragendste Hinderungsgrund zur Eingehung einer gültigen Ehe. Taufpathen und Täufling, wie die Kinder beider bildeten

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><pb facs="#f0849" n="[821]"/><cb n="1641"/>
7 Wenn man das Getreide wirft, verliert es die Spreu.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 2269.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Durch Leiden und Widerwärtigkeiten wird der Charakter geläutert und gestählt.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">8 Wenn man Getreide in die Sonne (zum Trocknen) legt ohne Hut, so fressen es die Ziegen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Wer nicht hinter seiner Sache her ist, dem geht der Vortheil verloren.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">9 Wenn's Träde geräth in Sand, wird's theuer im Land.</hi> (<hi rendition="#i">Franken.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, W, 322, 324.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*10 Das Getreide wächst ihm zu, er darf nicht ackern und nicht säen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Von einem, den das Glück ungewöhnlich begünstigt.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*11 Er hat sein Getreide grün gegessen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Von denen, die ihre Einkünfte im voraus verzehren.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Manger son blé en vert ou en herbe.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Getreidefeld.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* In dem Getreidefeld kann man auf dreissig Schritte eine Laus anhetzen.</hi> (<hi rendition="#i">Litauen.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 1258.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wenn das Getreide sehr dünn steht.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Getreue.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Dem Getreuen steht die ganze Welt zu Gebote, dem Ungetreuen nicht ein Heller.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Ephräm, I, 226.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Getriebe.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Wie das Getriebe, so das Gezeige.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Das Aeussere ist ein Abdruck des Innern.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Getrommel.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Viel Getrommel und wenig Soldaten.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Getümmel.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Erst das Getümmel, dann folgt der Himmel.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 1096 u. 3123.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Geuden.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Es isch besser güde-n- und spare as gäng z'chessle-n- und z'chare.</hi> (<hi rendition="#i">Solothurn.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schild, 61, 65.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Es ist besser, sich zuweilen gütlich thun und wieder sparsam sein, als zwecklos arbeiten und geizen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Nit geud, darmit dir nicht zerrin.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schottel, 1142<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Geuder.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Der Güder muss e Sparer het.</hi> (<hi rendition="#i">Luzern.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Geuse.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Als die Geusen ins Land kamen, hörte das Beichten auf.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Die Geusen leben noch.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Der Geist des Protestantismus ist noch nicht todt.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Geusemahlzeit.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Hald dich äckesch frîd bei der Geuse-Molzick.</hi> (<hi rendition="#i">Köln.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Firmenich, I, 474, 139.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Halte dich nur stark, tapfer, unverzagt, zähe beim Abschiedsessen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gevatter.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 A G'vada is a G'vada.</hi> (<hi rendition="#i">Oberösterreich.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Baumgarten.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ein Gevatter ist ein Gevatter, d. i. eine uns nahestehende geachtete Person.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Der Gevatter kommt und 's ist kein Stuhl zum Setzen da.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: P&#x0159;ijde kmotr na ob&#x0115;d, a l&#x017E;íce nebude. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovský, 265.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Ein Gevatter soll inn dess anderen Gevatteren Hauss nichts arges sehen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1418, 1; Petri, II, 188.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Fragt meinen Gevatter, ob ich ein Dieb sei.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Gefatter vber den Zaun, Gefatter wider herüber.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1418, 7; Petri, II, 326; Luther, 85; Lehmann, II, 224, 24; Eyering, II, 640; Murner, Nb., 18; Mathesy, 142<hi rendition="#sup">b</hi>; Körte, 2103 u. 2588; Simrock, 3563; Braun, I, 777; Eiselein, 234.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Dies Sprichwort mit seiner Vertraulichkeit unter Gevattern steht ziemlich einsam; denn im allgemeinen sind die Gevattern im Sprichwort nicht gut angeschrieben, auch die Deutschen halten sich mehr neutral als lobend. Die Czechen aber sagen geradezu: Je mehr Gevattern, je mehr Schelme. Und der Russe bittet: Gevatterchen, Gevatterchen, taufe mein Kind, aber kenne meinen Hof nicht. (<hi rendition="#i">Reinsberg VII, 23.</hi>) Ja, sie gehen in der Gefälligkeit noch weiter, indem sie sagen: Gevatterchen, hier ist ein Zwirnsfaden, wenn du dich erdrosseln willst. (<hi rendition="#i">Altmann V, 87.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Qui veut des services, est obligé d'en faire.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Gevattern aus der Ferne, die  Frau (s. d. 643 u. 685 u. Freien 40) aus der Nähe.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><cb n="1642"/>
7 Man bittet nicht eher zu Gevattern, bis man ein Kind hat.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Pistor., V, 97.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">8 Man kann eher zehn Gevattern haben als einen Freund.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Plus sont de compères que d'amis. (<hi rendition="#i">Leroux, II, 283.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">9 Meines Gevatters Kind nehm' ich wohl.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 141, 45 u. 550, 115.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Der Taufstein schied vom Ehebande Täufling, Taufpathen und deren Kinder, aber nicht den, der taufen liess, von seines Gevatters Kinde. (S.  Gevatterschaft 2.)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Meines gevatters kint nem ich wol. (<hi rendition="#i">Senckenberg, 375, 41.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">10 Vadder min hie, Vadder min da, aber blyv mi vom Kirschboome.</hi> (<hi rendition="#i">Büren.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Honcamp.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">11 Vaddersche, Vaddersche, sau ist 't mik sîn Lêwen noch nich gân, säd' Dortjen Rinkels tau'r Baemudder (Hebamme) und kreig 'n Kind.</hi> (<hi rendition="#i">Lüneburg.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Hoefer, 874.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">12 Vadderstân un Kinnelbêr geven hat mannig Bûr von de Plâts afdreven.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Globus, VIII, 176.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Gevatterstehen (Pathe sein) und Kindtaufen haben manchen Bauer vom Hofe getrieben.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">13 Wenn der Gevatter Bienen schneidet, bekommt der Pathe eine Honigschnitte.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Span.</hi>: Del pan de mi compadre buen zatico á mi ahijado. (<hi rendition="#i">Bohn I, 212; Cahier, 3608.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">14 Wenn ein Gevatter heult, so heulen die andern mit.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*15 Auf einmal aller Kinder Gevatter werden.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eyering, II, 470.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*16 Da, Gevatter, habt ihr das Fronleichnamsfest.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*17 Er hat dabei nicht zu Gevattern gestanden.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Nicht dazu mitgewirkt.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*18 Er lädt einen zum Gevatter über neun Aecker und eine Furche.</hi> (<hi rendition="#i">Meiningen.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*19 Er will nicht mit zu Gevattern stehen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Luther's Tischreden, 270<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">In irgendeiner Sache nicht mitmachen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*20 Gevatter Schneider und Handschuhmacher.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schiller, Wallenstein's Lager.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*21 Gevotter, ihr ward't foll'n.</hi> (<hi rendition="#i">Oberlausitz.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Zu jemand in lümmelhafter Stellung.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*22 Sie hat vor der Zeit zu Gefattern gebetten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Mathesy, 137<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*23 Vaddersch, kumm'rümm, help schwätzen.</hi> (<hi rendition="#i">Ukermark.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Gevatter, komm herum, hilf schwatzen. Man gebraucht die Redensart, wenn man sich langweilt und wenn gar zu viel Redensarten über eine Sache gemacht werden. Auch bei den Engländern stehen die Gevattern im Rufe der Redseligkeit; Gossips and frogs drink and talk. &#x2013; Gossips and tale-bearers set on fire all the houses they enter. (<hi rendition="#i">Bohn II, 365.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Span.</hi>: Comadre anduriega, donde voy allá os hallo. &#x2013; Si vos, comadre, estuviésedes en vuestra casa, con la pierna quebrada, no me veríades en cada casa. (<hi rendition="#i">Cahier, 3304.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*24 Zwei Gevattern zu einem Kinde gewinnen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Blum, 216.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Mit einer Bemühung mehrfache Zwecke erreichen, besonders: mit einer Wohlthat mehrere verbinden oder mit einem Gastmahle mehrere erwidern.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gevatterbrief.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Gevatterbriefe und Blitze ziehen sich gern nach hohen Gegenständen.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gevatterhund.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* D' G'vaternhund beissen a.</hi> (<hi rendition="#i">Oberösterreich.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Baumgarten.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Hunde der Gevattersleute beissen auch.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gevatterin.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Wenn die Gevatterinnen sich zanken, kommt die Wahrheit an den Tag.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Span.</hi>: Cuando pelean los compadres, se descubren las verdades. (<hi rendition="#i">Cahier, 3317.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Zur Gevatterin ist der Weg nicht weit.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gevatterschaft.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Eine ungebetene Gevatterschaft währt nicht über sieben Nacht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Gevatterschaft hindert zwar am ehelichen Leben, gibt aber keine Erbschaft.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 141, 44; Pistor., VII, 78.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Verwandtschaft oder Sibbe war der hervorragendste Hinderungsgrund zur Eingehung einer gültigen Ehe. Taufpathen und Täufling, wie die Kinder beider bildeten
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[821]/0849] 7 Wenn man das Getreide wirft, verliert es die Spreu. – Parömiakon, 2269. Durch Leiden und Widerwärtigkeiten wird der Charakter geläutert und gestählt. 8 Wenn man Getreide in die Sonne (zum Trocknen) legt ohne Hut, so fressen es die Ziegen. Wer nicht hinter seiner Sache her ist, dem geht der Vortheil verloren. 9 Wenn's Träde geräth in Sand, wird's theuer im Land. (Franken.) – Frommann, W, 322, 324. *10 Das Getreide wächst ihm zu, er darf nicht ackern und nicht säen. Von einem, den das Glück ungewöhnlich begünstigt. *11 Er hat sein Getreide grün gegessen. Von denen, die ihre Einkünfte im voraus verzehren. Frz.: Manger son blé en vert ou en herbe. Getreidefeld. * In dem Getreidefeld kann man auf dreissig Schritte eine Laus anhetzen. (Litauen.) – Frischbier2, 1258. Wenn das Getreide sehr dünn steht. Getreue. Dem Getreuen steht die ganze Welt zu Gebote, dem Ungetreuen nicht ein Heller. – Ephräm, I, 226. Getriebe. Wie das Getriebe, so das Gezeige. Das Aeussere ist ein Abdruck des Innern. Getrommel. Viel Getrommel und wenig Soldaten. Getümmel. * Erst das Getümmel, dann folgt der Himmel. – Parömiakon, 1096 u. 3123. Geuden. 1 Es isch besser güde-n- und spare as gäng z'chessle-n- und z'chare. (Solothurn.) – Schild, 61, 65. Es ist besser, sich zuweilen gütlich thun und wieder sparsam sein, als zwecklos arbeiten und geizen. 2 Nit geud, darmit dir nicht zerrin. – Schottel, 1142b. Geuder. Der Güder muss e Sparer het. (Luzern.) Geuse. 1 Als die Geusen ins Land kamen, hörte das Beichten auf. 2 Die Geusen leben noch. Der Geist des Protestantismus ist noch nicht todt. Geusemahlzeit. * Hald dich äckesch frîd bei der Geuse-Molzick. (Köln.) – Firmenich, I, 474, 139. Halte dich nur stark, tapfer, unverzagt, zähe beim Abschiedsessen. Gevatter. 1 A G'vada is a G'vada. (Oberösterreich.) – Baumgarten. Ein Gevatter ist ein Gevatter, d. i. eine uns nahestehende geachtete Person. 2 Der Gevatter kommt und 's ist kein Stuhl zum Setzen da. Böhm.: Přijde kmotr na obĕd, a lžíce nebude. (Čelakovský, 265.) 3 Ein Gevatter soll inn dess anderen Gevatteren Hauss nichts arges sehen. – Henisch, 1418, 1; Petri, II, 188. 4 Fragt meinen Gevatter, ob ich ein Dieb sei. 5 Gefatter vber den Zaun, Gefatter wider herüber. – Henisch, 1418, 7; Petri, II, 326; Luther, 85; Lehmann, II, 224, 24; Eyering, II, 640; Murner, Nb., 18; Mathesy, 142b; Körte, 2103 u. 2588; Simrock, 3563; Braun, I, 777; Eiselein, 234. Dies Sprichwort mit seiner Vertraulichkeit unter Gevattern steht ziemlich einsam; denn im allgemeinen sind die Gevattern im Sprichwort nicht gut angeschrieben, auch die Deutschen halten sich mehr neutral als lobend. Die Czechen aber sagen geradezu: Je mehr Gevattern, je mehr Schelme. Und der Russe bittet: Gevatterchen, Gevatterchen, taufe mein Kind, aber kenne meinen Hof nicht. (Reinsberg VII, 23.) Ja, sie gehen in der Gefälligkeit noch weiter, indem sie sagen: Gevatterchen, hier ist ein Zwirnsfaden, wenn du dich erdrosseln willst. (Altmann V, 87.) Frz.: Qui veut des services, est obligé d'en faire. 6 Gevattern aus der Ferne, die Frau (s. d. 643 u. 685 u. Freien 40) aus der Nähe. 7 Man bittet nicht eher zu Gevattern, bis man ein Kind hat. – Pistor., V, 97. 8 Man kann eher zehn Gevattern haben als einen Freund. Frz.: Plus sont de compères que d'amis. (Leroux, II, 283.) 9 Meines Gevatters Kind nehm' ich wohl. – Graf, 141, 45 u. 550, 115. Der Taufstein schied vom Ehebande Täufling, Taufpathen und deren Kinder, aber nicht den, der taufen liess, von seines Gevatters Kinde. (S. Gevatterschaft 2.) Mhd.: Meines gevatters kint nem ich wol. (Senckenberg, 375, 41.) 10 Vadder min hie, Vadder min da, aber blyv mi vom Kirschboome. (Büren.) – Honcamp. 11 Vaddersche, Vaddersche, sau ist 't mik sîn Lêwen noch nich gân, säd' Dortjen Rinkels tau'r Baemudder (Hebamme) und kreig 'n Kind. (Lüneburg.) – Hoefer, 874. 12 Vadderstân un Kinnelbêr geven hat mannig Bûr von de Plâts afdreven. – Globus, VIII, 176. Gevatterstehen (Pathe sein) und Kindtaufen haben manchen Bauer vom Hofe getrieben. 13 Wenn der Gevatter Bienen schneidet, bekommt der Pathe eine Honigschnitte. Span.: Del pan de mi compadre buen zatico á mi ahijado. (Bohn I, 212; Cahier, 3608.) 14 Wenn ein Gevatter heult, so heulen die andern mit. *15 Auf einmal aller Kinder Gevatter werden. – Eyering, II, 470. *16 Da, Gevatter, habt ihr das Fronleichnamsfest. *17 Er hat dabei nicht zu Gevattern gestanden. Nicht dazu mitgewirkt. *18 Er lädt einen zum Gevatter über neun Aecker und eine Furche. (Meiningen.) *19 Er will nicht mit zu Gevattern stehen. – Luther's Tischreden, 270a. In irgendeiner Sache nicht mitmachen. *20 Gevatter Schneider und Handschuhmacher. – Schiller, Wallenstein's Lager. *21 Gevotter, ihr ward't foll'n. (Oberlausitz.) Zu jemand in lümmelhafter Stellung. *22 Sie hat vor der Zeit zu Gefattern gebetten. – Mathesy, 137a. *23 Vaddersch, kumm'rümm, help schwätzen. (Ukermark.) Gevatter, komm herum, hilf schwatzen. Man gebraucht die Redensart, wenn man sich langweilt und wenn gar zu viel Redensarten über eine Sache gemacht werden. Auch bei den Engländern stehen die Gevattern im Rufe der Redseligkeit; Gossips and frogs drink and talk. – Gossips and tale-bearers set on fire all the houses they enter. (Bohn II, 365.) Span.: Comadre anduriega, donde voy allá os hallo. – Si vos, comadre, estuviésedes en vuestra casa, con la pierna quebrada, no me veríades en cada casa. (Cahier, 3304.) *24 Zwei Gevattern zu einem Kinde gewinnen. – Blum, 216. Mit einer Bemühung mehrfache Zwecke erreichen, besonders: mit einer Wohlthat mehrere verbinden oder mit einem Gastmahle mehrere erwidern. Gevatterbrief. Gevatterbriefe und Blitze ziehen sich gern nach hohen Gegenständen. Gevatterhund. * D' G'vaternhund beissen a. (Oberösterreich.) – Baumgarten. Die Hunde der Gevattersleute beissen auch. Gevatterin. 1 Wenn die Gevatterinnen sich zanken, kommt die Wahrheit an den Tag. Span.: Cuando pelean los compadres, se descubren las verdades. (Cahier, 3317.) 2 Zur Gevatterin ist der Weg nicht weit. Gevatterschaft. 1 Eine ungebetene Gevatterschaft währt nicht über sieben Nacht. 2 Gevatterschaft hindert zwar am ehelichen Leben, gibt aber keine Erbschaft. – Graf, 141, 44; Pistor., VII, 78. Verwandtschaft oder Sibbe war der hervorragendste Hinderungsgrund zur Eingehung einer gültigen Ehe. Taufpathen und Täufling, wie die Kinder beider bildeten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:54:38Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:54:38Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/849
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [821]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/849>, abgerufen am 22.11.2024.