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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch] 35 Das gewissen leidet kein schertz. - Henisch, 1606, 25.

36 Das Gewissen lügt nicht. - Mayer, I, 190.

37 Das Gewissen rein ist besser als Gold und Edelstein.

Dän.: God samvittighed og reen, er bedre en guld og aedelsteen. (Prov. dan., 488.)

38 Das gewissen sagt eim yden wol, was er hassen oder fürchten (oder: was er thun vnd meiden) sol. - Gruter, III, 13; Lehmann, II, 75, 10; Simrock, 3623.

39 Das Gewissen sagt einem wol, was man reden soll. - Graf, 374, 480.

Altfries.: Dyo consciencie seyt een man wol der reden is. (Hettema, LV, 2.)

40 Das gewissen vberzeugt den Mann (Menschen). - Eyering, I, 305, 317 u. 451.

41 Das Gewissen verführet (belügt, betrügt) niemand, der im wissen1 den warhafften grund hatt. - Lehmann, 311, 10; Schottel, 1127a; Simrock, 3626.

1) Nämlich das auf gesunder Erkenntniss, auf einer aufgeklärten Vernunft ruhende Gewissen. (S. 26.)

42 Das gewissen verfürt niemandt. - Franck, I, 76; Gruter, I, 11; Lehmann, II, 70, 28; Henisch, 1606, 26; Latendorf II, 7; Braun, I, 801; Körte, 2149; Graf, 374, 381.

Tausend Beispiele aus der Geschichte und dem Leben beweisen leider, dass das Gewissen, wenn es nicht von einer gebildeten Vernunft erleuchtet ist, allerdings ein sehr trüglicher Wegweiser sein kann. Der Bauer, welcher ein Bündel Holz zum Scheiterhaufen für Huss herbeitrug, legte sich abends mit einem sehr guten Gewissen schlafen. Und dennoch war er von blindem Glauben verführt.

43 Das Gewissen verräth, wenn man's auch im geheimen thät.

44 Das Gewissen weiss am besten, was man heimlich verübt.

45 Das Gewissen wohnt bei vielen auf der breiten Gasse. - Winckler, XII, 10.

46 Das gute Gewissen ist ein Garten, worin nichts wächst als Augentrost. - Parömiakon, 1021.

47 Das gute Gewissen ist ein Kalender, worin nichts steht als gutes Wetter. - Parömiakon, 1022.

48 Das gute Gewissen ist eine Hochzeit, worauf das Herz vor Freude tanzt. - Parömiakon, 1024.

49 Dem bösen Gewissen scheinen Fliegen Kürassiere zu sein.

50 Dem Gewissen kan man kein affen drehen. - Lehmann, 311, 11; Sailer, 235; Simrock, 3624.

Es lässt sich nicht betrügen. (S. 43.)

51 Dem Gewissen kann man keinen Bart machen (oder: keine Nase drehen).

Auch russisch Altmann VI, 420.

52 Dem Gewissen kann niemand entfliehen.

Lat.: Nocte dieque tuum gestas in pectore testem. (Gaal, 714.) - Post equitem sedet atra cura. (Horaz.) (Binder II, 2615; Philippi, II, 102.)

Ung.: Mindenütt magaval hordozza az ember a kisbirot. (Gaal, 714.)

53 Die band dess Gewissens seynd schlächte Fäden, die den Ochsen nicht halten. - Lehmann, 311, 3.

54 Eigen gewissen ist mehr denn tausend Zeugen. - Henisch, 1606, 30; Petri, II, 161; Eiselein, 236; Simrock, 3622; Eisenhart, 537; Pistor., I, 32; Latendorf II, 11; Schlechta, 350; Braun, I, 812.

Von der hohen Kraft des Gewissens. Tausend Zeugen vermögen nicht soviel für oder gegen etwas zu thun, als sein Zeugniss vermag, das freilich, wo es auf die rechtliche Ausführung einer Thatsache ankommt, sein Gewicht beinahe verliert.

Dän.: Samvittighed er tusind vidne, kund derfor ei lyve.

Lat.: Cicatrix conscientiae pro vulnere est. - Conscientia est domesticum tribunal. (Fischer, 45, 49.) - Conscientia verberat animum. (Eiselein, 236.)

Ung.: A jo lelki-esmeret nem fel szaz prokatortol. - Ezer tanu a lelki-esmeret. (Gaal, 717.)

55 Ein betrübt gewissen auffrichten, ist mehr denn zehen Königreiche haben. - Henisch, 1604, 52.

56 Ein blöd gewissen ist eine grosse kranckheit. - Henisch, 1604, 54.

57 Ein bös Gewissen denkt, der Himmel falle ein.

58 Ein bös Gewissen denkt, es stehen ihm alle Sünden an der Stirn geschrieben.


[Spaltenumbruch]

59 Ein bös Gewissen denkt stets der Wolf sei hinterm Ofen.

"Ein böse Gewissen fürchtet sich für seinem eigenen Augenstern und denket immer, der Wolf sey hinder dem Ofen." (Luther, I, 526b.)

60 Ein bös Gewissen fürchtet sich vor seinem eigenen Augenstern.

61 Ein bös Gewissen ist der schlimmste Scherge.

Dän.: Ingen haardere dom eller straf end en ond samvittighed. (Prov. dan., 488.)

62 Ein bös Gewissen ist der Vorschmack der Hölle. - Luther, I, 17a.

63 Ein bös Gewissen ist eine schwere Krankheit.

Dän.: Saaret samvittighed er en ubodelig syge. (Prov. dan., 488.)

64 Ein bös Gewissen meint, Gott sei mit der Keule hinder ihm. - Luther, IV, 259a.'

65 Ein bös Gewissen sieht überall Verderben, auch wenn's ihm wohl geht.

66 Ein bös Gewissen versiehet sich immer des ärgsten. - Körte, 2154.

67 Ein böses Gewissen denkt, alle Glocken läuten seine Sünde (Schande) aus. - Winckler, XII, 89.

It.: Chi e in difetto, e in sospetto. (Pazzaglia, 338, 1.)

68 Ein böses Gewissen flieht vor Kiefern ohne Zähne.

69 Ein böses gewissen hat Wolfszän, es frist sich selbst (oder: es frisst alle Freude des Menschen). - Lehmann, 312, 17; Simrock, 3627.

Darum sagen die Italiener: Man wird nicht schärfer gebissen, als vom Gewissen. (Reinsberg II, 46.)

Lat.: Conscientia est mala bestia, facit hominem stare contra se ipsum. (Lehmann, 312, 18.)

Ung.: Nappali retteges es ejjeli remüles a rosz lelkiesmeret. (Gaal, 720.)

70 Ein böses Gewissen ist Ankläger, Richter, Zeuge und Henker.

Dän.: Samvittighed er baade anklager, vidne og dommer. (Prov. dan., 488.)

Holl.: Het geweten van een' schuldig man is een beul. (Harrebomee, I, 235.)

It.: Grave piu d'ogni pena e rea coscienza. - Oh deplorabile stato, quando la coscienza ha fatto l' callo. (Pazzaglia, 72, 3 u. 4.)

71 Ein böses Gewissen ist ein Geier, der an Leib und Seele nagt.

Die Russen sagen: Ein bös Gewissen führt eine Geisel, schärfer als die Knute des Richters. (Altmann VI, 423.)

72 Ein böses Gewissen ist ein Hund, der allezeit bellt. - Parömiakon, 2041.

Abraham a Sancta Clara: "Es mag auch kaltes Wetter sein, das böse Gewissen brennt den Sünder; er mag Honig schlecken, so empfindet er doch Bitterkeit im Gewissen; er mag auf Flaumfedern liegen, so drückt ihn doch das harte Gewissen; es mag der schönste Tag sein, so donnert doch das böse Gewissen; er mag ganz mäuselstill sein, so schreit doch das böse Gewissen. Das bös Gewissen ist ein Hund, der allzeit bellt; ein Hahn, der allzeit kräht; ein Fluss, der allzeit rauscht; eine Orgel, die allzeit pfeift; eine Küche, die allzeit raucht; ein Wagen, der allzeit gurretzt (knurrt, knarrt); ein Spiegel, der alles zeigt; ein Prediger, der kein Blatt vors Maul nimmt, und ein weit besserer Wahrsager als ein Zigeuner." (Heinmar., I, 218-219.)

Dän.: Ond samvittighe der et oprört hav. ( Prov. dan., 488.)

73 Ein böses Gewissen ist ein Kranksein ohne Cur, unruhig immerdar, voll Schrecken, Angst und Furcht, der Hölle Vorschmack gar.

Nichts kann die Freude uns ersetzen, die Gewissensbisse uns geraubt haben. (Cahier, 2193.)

74 Ein böses Gewissen ist ein Wurm, der allezeit nagt. - Parömiakon, 1019.

Dän.: Ond samvitteghed har aldrig roe; han forskraekkes af et rystende blad og en krybende muus. (Prov. dan., 488.)

75 Ein böss gewissen bald erschrickt, wenn man jhm nur ins Auge blickt. - Petri, II, 170.

76 Ein böss gewissen darff weder hinder sich noch für sich gehen. - Henisch, 1605. 8; Petri, II, 171.

77 Ein böss gewissen, ein böser gast, dem Hertzen lasst kein ruh noch rast. - Henisch, 1605, 10; Petri, II, 170; Braun, I, 807; Körte, 2153; Simrock, 3629; Reinsberg II, 46.

Dän.: Ond samvittighed er onder gast, som lader hverken roe eller rast. (Prov. dan., 489.)

Lat.: Conscientia mala facinora flagellantur. (Seneca.) (Binder II, 551.) - Gravis malae conscientiae lux est. (Seneca.) (Binder II, 1258.)

[Spaltenumbruch] 35 Das gewissen leidet kein schertz.Henisch, 1606, 25.

36 Das Gewissen lügt nicht.Mayer, I, 190.

37 Das Gewissen rein ist besser als Gold und Edelstein.

Dän.: God samvittighed og reen, er bedre en guld og ædelsteen. (Prov. dan., 488.)

38 Das gewissen sagt eim yden wol, was er hassen oder fürchten (oder: was er thun vnd meiden) sol.Gruter, III, 13; Lehmann, II, 75, 10; Simrock, 3623.

39 Das Gewissen sagt einem wol, was man reden soll.Graf, 374, 480.

Altfries.: Dyo consciencie seyt een man wol der reden is. (Hettema, LV, 2.)

40 Das gewissen vberzeugt den Mann (Menschen).Eyering, I, 305, 317 u. 451.

41 Das Gewissen verführet (belügt, betrügt) niemand, der im wissen1 den warhafften grund hatt.Lehmann, 311, 10; Schottel, 1127a; Simrock, 3626.

1) Nämlich das auf gesunder Erkenntniss, auf einer aufgeklärten Vernunft ruhende Gewissen. (S. 26.)

42 Das gewissen verfürt niemandt.Franck, I, 76; Gruter, I, 11; Lehmann, II, 70, 28; Henisch, 1606, 26; Latendorf II, 7; Braun, I, 801; Körte, 2149; Graf, 374, 381.

Tausend Beispiele aus der Geschichte und dem Leben beweisen leider, dass das Gewissen, wenn es nicht von einer gebildeten Vernunft erleuchtet ist, allerdings ein sehr trüglicher Wegweiser sein kann. Der Bauer, welcher ein Bündel Holz zum Scheiterhaufen für Huss herbeitrug, legte sich abends mit einem sehr guten Gewissen schlafen. Und dennoch war er von blindem Glauben verführt.

43 Das Gewissen verräth, wenn man's auch im geheimen thät.

44 Das Gewissen weiss am besten, was man heimlich verübt.

45 Das Gewissen wohnt bei vielen auf der breiten Gasse.Winckler, XII, 10.

46 Das gute Gewissen ist ein Garten, worin nichts wächst als Augentrost.Parömiakon, 1021.

47 Das gute Gewissen ist ein Kalender, worin nichts steht als gutes Wetter.Parömiakon, 1022.

48 Das gute Gewissen ist eine Hochzeit, worauf das Herz vor Freude tanzt.Parömiakon, 1024.

49 Dem bösen Gewissen scheinen Fliegen Kürassiere zu sein.

50 Dem Gewissen kan man kein affen drehen.Lehmann, 311, 11; Sailer, 235; Simrock, 3624.

Es lässt sich nicht betrügen. (S. 43.)

51 Dem Gewissen kann man keinen Bart machen (oder: keine Nase drehen).

Auch russisch Altmann VI, 420.

52 Dem Gewissen kann niemand entfliehen.

Lat.: Nocte dieque tuum gestas in pectore testem. (Gaal, 714.) – Post equitem sedet atra cura. (Horaz.) (Binder II, 2615; Philippi, II, 102.)

Ung.: Mindenütt magával hordozza az ember a kisbírót. (Gaal, 714.)

53 Die band dess Gewissens seynd schlächte Fäden, die den Ochsen nicht halten.Lehmann, 311, 3.

54 Eigen gewissen ist mehr denn tausend Zeugen.Henisch, 1606, 30; Petri, II, 161; Eiselein, 236; Simrock, 3622; Eisenhart, 537; Pistor., I, 32; Latendorf II, 11; Schlechta, 350; Braun, I, 812.

Von der hohen Kraft des Gewissens. Tausend Zeugen vermögen nicht soviel für oder gegen etwas zu thun, als sein Zeugniss vermag, das freilich, wo es auf die rechtliche Ausführung einer Thatsache ankommt, sein Gewicht beinahe verliert.

Dän.: Samvittighed er tusind vidne, kund derfor ei lyve.

Lat.: Cicatrix conscientiae pro vulnere est. – Conscientia est domesticum tribunal. (Fischer, 45, 49.) – Conscientia verberat animum. (Eiselein, 236.)

Ung.: A jó lelki-esméret nem fél száz prókátortol. – Ezer tanú a lelki-esméret. (Gaal, 717.)

55 Ein betrübt gewissen auffrichten, ist mehr denn zehen Königreiche haben.Henisch, 1604, 52.

56 Ein blöd gewissen ist eine grosse kranckheit.Henisch, 1604, 54.

57 Ein bös Gewissen denkt, der Himmel falle ein.

58 Ein bös Gewissen denkt, es stehen ihm alle Sünden an der Stirn geschrieben.


[Spaltenumbruch]

59 Ein bös Gewissen denkt stets der Wolf sei hinterm Ofen.

„Ein böse Gewissen fürchtet sich für seinem eigenen Augenstern und denket immer, der Wolf sey hinder dem Ofen.“ (Luther, I, 526b.)

60 Ein bös Gewissen fürchtet sich vor seinem eigenen Augenstern.

61 Ein bös Gewissen ist der schlimmste Scherge.

Dän.: Ingen haardere dom eller straf end en ond samvittighed. (Prov. dan., 488.)

62 Ein bös Gewissen ist der Vorschmack der Hölle.Luther, I, 17a.

63 Ein bös Gewissen ist eine schwere Krankheit.

Dän.: Saaret samvittighed er en ubodelig syge. (Prov. dan., 488.)

64 Ein bös Gewissen meint, Gott sei mit der Keule hinder ihm.Luther, IV, 259a.'

65 Ein bös Gewissen sieht überall Verderben, auch wenn's ihm wohl geht.

66 Ein bös Gewissen versiehet sich immer des ärgsten.Körte, 2154.

67 Ein böses Gewissen denkt, alle Glocken läuten seine Sünde (Schande) aus.Winckler, XII, 89.

It.: Chi è in difetto, è in sospetto. (Pazzaglia, 338, 1.)

68 Ein böses Gewissen flieht vor Kiefern ohne Zähne.

69 Ein böses gewissen hat Wolfszän, es frist sich selbst (oder: es frisst alle Freude des Menschen).Lehmann, 312, 17; Simrock, 3627.

Darum sagen die Italiener: Man wird nicht schärfer gebissen, als vom Gewissen. (Reinsberg II, 46.)

Lat.: Conscientia est mala bestia, facit hominem stare contra se ipsum. (Lehmann, 312, 18.)

Ung.: Nappali rettegés és ejjeli rémüles a rosz lelkiesméret. (Gaal, 720.)

70 Ein böses Gewissen ist Ankläger, Richter, Zeuge und Henker.

Dän.: Samvittighed er baade anklager, vidne og dommer. (Prov. dan., 488.)

Holl.: Het geweten van een' schuldig man is een beul. (Harrebomée, I, 235.)

It.: Grave più d'ogni pena è rea coscienza. – Oh deplorabile stato, quando la coscienza ha fatto l' callo. (Pazzaglia, 72, 3 u. 4.)

71 Ein böses Gewissen ist ein Geier, der an Leib und Seele nagt.

Die Russen sagen: Ein bös Gewissen führt eine Geisel, schärfer als die Knute des Richters. (Altmann VI, 423.)

72 Ein böses Gewissen ist ein Hund, der allezeit bellt.Parömiakon, 2041.

Abraham a Sancta Clara: „Es mag auch kaltes Wetter sein, das böse Gewissen brennt den Sünder; er mag Honig schlecken, so empfindet er doch Bitterkeit im Gewissen; er mag auf Flaumfedern liegen, so drückt ihn doch das harte Gewissen; es mag der schönste Tag sein, so donnert doch das böse Gewissen; er mag ganz mäuselstill sein, so schreit doch das böse Gewissen. Das bös Gewissen ist ein Hund, der allzeit bellt; ein Hahn, der allzeit kräht; ein Fluss, der allzeit rauscht; eine Orgel, die allzeit pfeift; eine Küche, die allzeit raucht; ein Wagen, der allzeit gurretzt (knurrt, knarrt); ein Spiegel, der alles zeigt; ein Prediger, der kein Blatt vors Maul nimmt, und ein weit besserer Wahrsager als ein Zigeuner.“ (Heinmar., I, 218-219.)

Dän.: Ond samvittighe der et oprørt hav. ( Prov. dan., 488.)

73 Ein böses Gewissen ist ein Kranksein ohne Cur, unruhig immerdar, voll Schrecken, Angst und Furcht, der Hölle Vorschmack gar.

Nichts kann die Freude uns ersetzen, die Gewissensbisse uns geraubt haben. (Cahier, 2193.)

74 Ein böses Gewissen ist ein Wurm, der allezeit nagt.Parömiakon, 1019.

Dän.: Ond samvitteghed har aldrig roe; han forskrækkes af et rystende blad og en krybende muus. (Prov. dan., 488.)

75 Ein böss gewissen bald erschrickt, wenn man jhm nur ins Auge blickt.Petri, II, 170.

76 Ein böss gewissen darff weder hinder sich noch für sich gehen.Henisch, 1605. 8; Petri, II, 171.

77 Ein böss gewissen, ein böser gast, dem Hertzen lasst kein ruh noch rast.Henisch, 1605, 10; Petri, II, 170; Braun, I, 807; Körte, 2153; Simrock, 3629; Reinsberg II, 46.

Dän.: Ond samvittighed er onder gast, som lader hverken roe eller rast. (Prov. dan., 489.)

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[[834]/0862] 35 Das gewissen leidet kein schertz. – Henisch, 1606, 25. 36 Das Gewissen lügt nicht. – Mayer, I, 190. 37 Das Gewissen rein ist besser als Gold und Edelstein. Dän.: God samvittighed og reen, er bedre en guld og ædelsteen. (Prov. dan., 488.) 38 Das gewissen sagt eim yden wol, was er hassen oder fürchten (oder: was er thun vnd meiden) sol. – Gruter, III, 13; Lehmann, II, 75, 10; Simrock, 3623. 39 Das Gewissen sagt einem wol, was man reden soll. – Graf, 374, 480. Altfries.: Dyo consciencie seyt een man wol der reden is. (Hettema, LV, 2.) 40 Das gewissen vberzeugt den Mann (Menschen). – Eyering, I, 305, 317 u. 451. 41 Das Gewissen verführet (belügt, betrügt) niemand, der im wissen1 den warhafften grund hatt. – Lehmann, 311, 10; Schottel, 1127a; Simrock, 3626. 1) Nämlich das auf gesunder Erkenntniss, auf einer aufgeklärten Vernunft ruhende Gewissen. (S. 26.) 42 Das gewissen verfürt niemandt. – Franck, I, 76; Gruter, I, 11; Lehmann, II, 70, 28; Henisch, 1606, 26; Latendorf II, 7; Braun, I, 801; Körte, 2149; Graf, 374, 381. Tausend Beispiele aus der Geschichte und dem Leben beweisen leider, dass das Gewissen, wenn es nicht von einer gebildeten Vernunft erleuchtet ist, allerdings ein sehr trüglicher Wegweiser sein kann. Der Bauer, welcher ein Bündel Holz zum Scheiterhaufen für Huss herbeitrug, legte sich abends mit einem sehr guten Gewissen schlafen. Und dennoch war er von blindem Glauben verführt. 43 Das Gewissen verräth, wenn man's auch im geheimen thät. 44 Das Gewissen weiss am besten, was man heimlich verübt. 45 Das Gewissen wohnt bei vielen auf der breiten Gasse. – Winckler, XII, 10. 46 Das gute Gewissen ist ein Garten, worin nichts wächst als Augentrost. – Parömiakon, 1021. 47 Das gute Gewissen ist ein Kalender, worin nichts steht als gutes Wetter. – Parömiakon, 1022. 48 Das gute Gewissen ist eine Hochzeit, worauf das Herz vor Freude tanzt. – Parömiakon, 1024. 49 Dem bösen Gewissen scheinen Fliegen Kürassiere zu sein. 50 Dem Gewissen kan man kein affen drehen. – Lehmann, 311, 11; Sailer, 235; Simrock, 3624. Es lässt sich nicht betrügen. (S. 43.) 51 Dem Gewissen kann man keinen Bart machen (oder: keine Nase drehen). Auch russisch Altmann VI, 420. 52 Dem Gewissen kann niemand entfliehen. Lat.: Nocte dieque tuum gestas in pectore testem. (Gaal, 714.) – Post equitem sedet atra cura. (Horaz.) (Binder II, 2615; Philippi, II, 102.) Ung.: Mindenütt magával hordozza az ember a kisbírót. (Gaal, 714.) 53 Die band dess Gewissens seynd schlächte Fäden, die den Ochsen nicht halten. – Lehmann, 311, 3. 54 Eigen gewissen ist mehr denn tausend Zeugen. – Henisch, 1606, 30; Petri, II, 161; Eiselein, 236; Simrock, 3622; Eisenhart, 537; Pistor., I, 32; Latendorf II, 11; Schlechta, 350; Braun, I, 812. Von der hohen Kraft des Gewissens. Tausend Zeugen vermögen nicht soviel für oder gegen etwas zu thun, als sein Zeugniss vermag, das freilich, wo es auf die rechtliche Ausführung einer Thatsache ankommt, sein Gewicht beinahe verliert. Dän.: Samvittighed er tusind vidne, kund derfor ei lyve. Lat.: Cicatrix conscientiae pro vulnere est. – Conscientia est domesticum tribunal. (Fischer, 45, 49.) – Conscientia verberat animum. (Eiselein, 236.) Ung.: A jó lelki-esméret nem fél száz prókátortol. – Ezer tanú a lelki-esméret. (Gaal, 717.) 55 Ein betrübt gewissen auffrichten, ist mehr denn zehen Königreiche haben. – Henisch, 1604, 52. 56 Ein blöd gewissen ist eine grosse kranckheit. – Henisch, 1604, 54. 57 Ein bös Gewissen denkt, der Himmel falle ein. 58 Ein bös Gewissen denkt, es stehen ihm alle Sünden an der Stirn geschrieben. 59 Ein bös Gewissen denkt stets der Wolf sei hinterm Ofen. „Ein böse Gewissen fürchtet sich für seinem eigenen Augenstern und denket immer, der Wolf sey hinder dem Ofen.“ (Luther, I, 526b.) 60 Ein bös Gewissen fürchtet sich vor seinem eigenen Augenstern. 61 Ein bös Gewissen ist der schlimmste Scherge. Dän.: Ingen haardere dom eller straf end en ond samvittighed. (Prov. dan., 488.) 62 Ein bös Gewissen ist der Vorschmack der Hölle. – Luther, I, 17a. 63 Ein bös Gewissen ist eine schwere Krankheit. Dän.: Saaret samvittighed er en ubodelig syge. (Prov. dan., 488.) 64 Ein bös Gewissen meint, Gott sei mit der Keule hinder ihm. – Luther, IV, 259a.' 65 Ein bös Gewissen sieht überall Verderben, auch wenn's ihm wohl geht. 66 Ein bös Gewissen versiehet sich immer des ärgsten. – Körte, 2154. 67 Ein böses Gewissen denkt, alle Glocken läuten seine Sünde (Schande) aus. – Winckler, XII, 89. It.: Chi è in difetto, è in sospetto. (Pazzaglia, 338, 1.) 68 Ein böses Gewissen flieht vor Kiefern ohne Zähne. 69 Ein böses gewissen hat Wolfszän, es frist sich selbst (oder: es frisst alle Freude des Menschen). – Lehmann, 312, 17; Simrock, 3627. Darum sagen die Italiener: Man wird nicht schärfer gebissen, als vom Gewissen. (Reinsberg II, 46.) Lat.: Conscientia est mala bestia, facit hominem stare contra se ipsum. (Lehmann, 312, 18.) Ung.: Nappali rettegés és ejjeli rémüles a rosz lelkiesméret. (Gaal, 720.) 70 Ein böses Gewissen ist Ankläger, Richter, Zeuge und Henker. Dän.: Samvittighed er baade anklager, vidne og dommer. (Prov. dan., 488.) Holl.: Het geweten van een' schuldig man is een beul. (Harrebomée, I, 235.) It.: Grave più d'ogni pena è rea coscienza. – Oh deplorabile stato, quando la coscienza ha fatto l' callo. (Pazzaglia, 72, 3 u. 4.) 71 Ein böses Gewissen ist ein Geier, der an Leib und Seele nagt. Die Russen sagen: Ein bös Gewissen führt eine Geisel, schärfer als die Knute des Richters. (Altmann VI, 423.) 72 Ein böses Gewissen ist ein Hund, der allezeit bellt. – Parömiakon, 2041. Abraham a Sancta Clara: „Es mag auch kaltes Wetter sein, das böse Gewissen brennt den Sünder; er mag Honig schlecken, so empfindet er doch Bitterkeit im Gewissen; er mag auf Flaumfedern liegen, so drückt ihn doch das harte Gewissen; es mag der schönste Tag sein, so donnert doch das böse Gewissen; er mag ganz mäuselstill sein, so schreit doch das böse Gewissen. Das bös Gewissen ist ein Hund, der allzeit bellt; ein Hahn, der allzeit kräht; ein Fluss, der allzeit rauscht; eine Orgel, die allzeit pfeift; eine Küche, die allzeit raucht; ein Wagen, der allzeit gurretzt (knurrt, knarrt); ein Spiegel, der alles zeigt; ein Prediger, der kein Blatt vors Maul nimmt, und ein weit besserer Wahrsager als ein Zigeuner.“ (Heinmar., I, 218-219.) Dän.: Ond samvittighe der et oprørt hav. ( Prov. dan., 488.) 73 Ein böses Gewissen ist ein Kranksein ohne Cur, unruhig immerdar, voll Schrecken, Angst und Furcht, der Hölle Vorschmack gar. Nichts kann die Freude uns ersetzen, die Gewissensbisse uns geraubt haben. (Cahier, 2193.) 74 Ein böses Gewissen ist ein Wurm, der allezeit nagt. – Parömiakon, 1019. Dän.: Ond samvitteghed har aldrig roe; han forskrækkes af et rystende blad og en krybende muus. 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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [834]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/862>, abgerufen am 22.11.2024.