Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.[Spaltenumbruch] 85 Gute Gewohnheit ist so gut wie gute geschriebene Rechte. - Graf, 12, 146. Mhd.: Gute gewonheit ist als gut als gute geschriebne recht. (Senckenberg, 6.) 86 Gute Gewohnheit soll man nicht schwächen. - Graf, 12, 144. "Dass man keine alte gute gewonhait nit schweche." (Lichner, 127, 221.) Frz.: Il ne faut pas laisser perdre les bonnes coautumes. (Kritzinger, 525b.) 87 G'wonat is en eisene Pfaed, wer's auszuiht, thuet si laed. - Schmeller, I, 325. 88 Ist die Gewohnheit gemein über alle Welt, so bricht sie alle Rechte. - Graf, 12, 153; Klingen, 5, 2. 89 Jeder hat seine besondern Gewohnheiten. Die Einwohner von Madagaskar riechen abscheulich nach Ochsenfett, womit sie das Haar einschmieren. Ein Schiffskapitän bot einer Frau eine Krause mit guter französischer Pomade an; sie gab dieselbe aber zurück, weil ihr der Geruch derselben zu unangenehm war. (Ausland, 1855, Nr. 8.) Böhm.: U kazdeho obycej (zvyk) svuj. (Celakovsky, 221.) Lat.: Suus cuique most est. (Celakovsky, 221.) 90 Lange Gewohnheit gehört zur Gesundheit. D. h. wer sich irgendeinen Genuss angewöhnt hat, wird, ist es kein unmässiger, die Gesundheit nicht fördern, wenn er ihn plötzlich abbricht. Dän.: Hvo vanen forlader sin sundhed beskader. (Prov. dan., 559.) 91 Löbliche Gewohnheit ist oft besser als Gesetz. Wenigstens besser als ein schlechtes Gesetz. "Gewohnheiten haltet heilig; sie wachsen langsam und sterben eilig." Dän.: Giör ei din saedvane til din lov, men giör loven til din saedvane. (Prov. dan., 233.) 92 Man muss der Gewohnheit etwas nachgeben. 93 Man muss sich der gebräuchlichen vnd nicht der guten gewonheit gemess halten. - Lehmann, 317. 94 New gewonheit vertreibt die alt. - Lehmann, 551, 43. "Das Alt muss dem Newen weichen." 95 Nimbt die gewonheit überhand, so geht sie durch ein gantzes Land. - Henisch, 1608, 64; Petri, II, 500; Körte, 2157; Eiselein, 236; Simrock, 3640; Graf, 12, 254; Schottel, 1135b. Holl.: Neemt gewoonte de overhand, zoo gaat ze door 't gansche land. (Harrebomee, I, 236.) Lat.: Gravissimum est imperium consuetudinis. (Eiselein, 236.) 96 Oltemots1 en is gen Gewunste2. (Franz. Flandern.) - Firmenich, III, 698, 10. 1) Bisweilen. 2) Keine Gewohnheit. 97 Unrechte Gewohnheit macht unrecht Leben. - Graf, 13, 177; Endemann, II, 47, 84. 98 Unrechte Gewohnheit pflanzt weit. - Graf, 13, 178; Endemann, II, 47, 83. 99 Unrechte Gewohnheit verläset die Leute. - Graf, 13, 179. Mhd.: Unrecht gewonheit virlatet die lute. (Endemann, II, 47, 84.) 100 Unrechte Gewohnheit weicht dem Rechte. - Graf, 14, 188. Altfries.: Onredelic pliga wyekt dat riucht. (Richthofen, 435, 2.) 101 Verjährte Gewohnheit wird zum Rechte. It.: L'usanze invecchiate diventan leggi. (Gaal, 728.) Lat.: Leges mori inserviunt. (Gaal, 728.) 102 Was doch die Gewohnheit thut, sprach der Schneider, warf er Lappen seines eigenen Tuches in die Hölle. - Hoefer, 934; Eiselein, 236; Simrock, 3646; Braun, II, 504. 103 Was thut Gewonheit nicht! - Petri, II, 610. 104 Wat de Gewennheit nich det, säd' de Sneider un stöhl 'n Stück von sein egen Buxe (Hosen). (Münster.) - Frommann, VI, 425, 23; Hagen, 97, 6; Hoefer, 935; Firmenich, I, 297, 2; Körte, 2158; hochdeutsch bei Reinsberg VII, 78. 105 Wer aus Gewohnheit Uebels thut, hat immer bösen Muth. It.: Chi e avvezzo di far male non pensa mai che al male. (Pazzaglia, 123, 6.) 106 Wer die Gewohnheit zum sechsten Sinne macht, dem helfen die fünf andern nicht. [Spaltenumbruch] 107 Wer eine böse Gewohnheit ablegt, hat viel gewonnen. Die Russen: Wer den bösen Gewohnheiten den Kopf einschlägt, hat selbst einen heilen Kopf. (Altmann VI, 461.) 108 Wer in der gewonheit erwarmet, der lest jhm den Peltz nicht gern nemen. - Lehmann, 316, 27. 109 Wer sein gewonheit bricht, der beleidigt sein gesundheit. - Lehmann, 316, 33. Port.: Mudar costume, parelha da morte. (Bohn I, 284.) 110 Wider gewonheit, warheit vnd gewalt ist böss fechten. - Henisch, 1608, 68; Sailer, 96. 111 Wo Gewohnheit ist, da ist Recht. - Graf, 11, 128. Mhd.: Wo gewonheit ist, da ist Recht. (Wackernagel, 40.) *112 Er hat die üble Gewohnheit an sich, gut zu leben. Gewöhnung. Gute Gewöhnung ist gute Erziehung. - Gutzkow, III, 2, 874. Gewölbe. Das gantze schöne Gewölb Gottes stehet fest vnd hat doch nirgendt kein Pfeiler. - Henisch, 1692, 61; Petri, II, 60; Sailer, 216. Die Russen sagen: Den Himmel braucht niemand zu stützen. (Altmann VI, 404.) Gewölk. Gewölk verfinstert Mondenlicht. Gewonnenes. Das gwunnen verliren die Reichen, die Armen das verlorn erschleichen. "Als ein armer so ernsthafft vnd fleissig ware, vmb seine Tochter warb, gab er sie dem Armen, fürgebend, das der, so Reich könt werden, besser were, den der schon allbereyt im Reichtumb säse. Denn es gehet nach dem Sprichwort: Das gewunnen verliren die Reichen, die Armen das verlorn erschleichen." (Fischart, Ehez., in Kloster, X, 490.) Gewürz. 1 Das beste Gewürz kommt aus Sorgenland. 2 Gewirze ohne krafft, eine Speise ohne safft, ein Sattel ohne gort, ein kramer ohne wortt, der kömpt nicht fortt. - Wehlt's Tagebuch. 3 Heiss Gewürz - heisse Fürz. - Fischart, Gesch. 4 Je mehr man die Gewürze reibt, desto besser riechen sie. 5 Neu Gewürz macht alte Speisen frisch. 6 Wer Gewürz genug hat, kann würzen, was er will. *7 Das ist theuer Gewürz. Die Waare ist gepfeffert. Gewürzbüchse. * Eine verschüttete Gewürzbüchse. - Tendlau, 153. Von einem Menschen, der in Kenntniss und Wissenschaft wol hier und da manches genascht, aber nirgends Gründliches gelernt hat, sowie die verschüttete Gewürzbüchse nur eine Mischung von unbestimmten Gerüchen gibt. Gezeichnete. Den Gezeichneten muss man aus dem Wege gehen. (S. Hüten.) Unter "Gezeichneten" versteht das Sprichwort solche Personen, die mit einem gewissen in die Sinne fallenden körperlichen Gebrechen behaftet sind oder in ihrer Gesichtsbildung etwas Ungewöhnliches besitzen. Der Volksglaube nimmt an, dass Personen, die von der Natur nicht normal gebildet sind, nicht zu trauen sei; und dergleichen physiognomische Sprichwörter, welche Mistrauen gegen Personen empfehlen, die mit einem Höcker versehen sind, die hinken oder schielen, die eine spitze Nase oder ein spitzes Kinn, rothes Haar oder zusammengewachsene Augenbrauen haben, krummnasig, kahlköpfig u. s. w. sind, finden sich wol bei den meisten Völkern. So sagen die Czechen: Ein jeder Schelm hat seine Zeichen. Nicht umsonst bist du als Schieler (Buckeliger, Hinker u. s. w.) geboren. Hüte dich vor dem Rothhaar und dem Schieler. Ein Rothhaar ist selten gut. Wer zusammengewachsene Augenbrauen hat, hat (meist) berufenen (Zauber-)Blick. Spitznäschen macht gern Zänkereien. Ein hinkender Teufel ist der schlimmste. Wenn du etwas Gutes wärest, so hättest du keinen krummen Rücken. (Vgl. Celakovsky, 271.) Holl.: Wacht u voor de geteekenden. (Harrebomee, I, 232.) Ung.: A billeges orczanak ne higy. (Gaal, 729.) Geziemen. Niemand geziemt's, der Uebelthäter Bosheit decken zu helfen. Gegen Teilnahme an einer strafbaren Handlung. [Spaltenumbruch] 85 Gute Gewohnheit ist so gut wie gute geschriebene Rechte. – Graf, 12, 146. Mhd.: Gute gewonheit ist als gut als gute geschriebne recht. (Senckenberg, 6.) 86 Gute Gewohnheit soll man nicht schwächen. – Graf, 12, 144. „Dass man keine alte gute gewonhait nit schweche.“ (Lichner, 127, 221.) Frz.: Il ne faut pas laisser perdre les bonnes coûtumes. 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Flandern.) – Firmenich, III, 698, 10. 1) Bisweilen. 2) Keine Gewohnheit. 97 Unrechte Gewohnheit macht unrecht Leben. – Graf, 13, 177; Endemann, II, 47, 84. 98 Unrechte Gewohnheit pflanzt weit. – Graf, 13, 178; Endemann, II, 47, 83. 99 Unrechte Gewohnheit verläset die Leute. – Graf, 13, 179. Mhd.: Unrecht gewonheit virlatet die lute. (Endemann, II, 47, 84.) 100 Unrechte Gewohnheit weicht dem Rechte. – Graf, 14, 188. Altfries.: Onredelic pliga wyekt dat riucht. (Richthofen, 435, 2.) 101 Verjährte Gewohnheit wird zum Rechte. It.: L'usanze invecchiate diventan leggi. (Gaal, 728.) Lat.: Leges mori inserviunt. (Gaal, 728.) 102 Was doch die Gewohnheit thut, sprach der Schneider, warf er Lappen seines eigenen Tuches in die Hölle. – Hoefer, 934; Eiselein, 236; Simrock, 3646; Braun, II, 504. 103 Was thut Gewonheit nicht! – Petri, II, 610. 104 Wat de Gewennheit nich dêt, säd' de Snîder un stöhl 'n Stück von sîn êgen Buxe (Hosen). 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Gewürz. 1 Das beste Gewürz kommt aus Sorgenland. 2 Gewirze ohne krafft, eine Speise ohne safft, ein Sattel ohne gort, ein kramer ohne wortt, der kömpt nicht fortt. – Wehlt's Tagebuch. 3 Heiss Gewürz – heisse Fürz. – Fischart, Gesch. 4 Je mehr man die Gewürze reibt, desto besser riechen sie. 5 Neu Gewürz macht alte Speisen frisch. 6 Wer Gewürz genug hat, kann würzen, was er will. *7 Das ist theuer Gewürz. Die Waare ist gepfeffert. Gewürzbüchse. * Eine verschüttete Gewürzbüchse. – Tendlau, 153. Von einem Menschen, der in Kenntniss und Wissenschaft wol hier und da manches genascht, aber nirgends Gründliches gelernt hat, sowie die verschüttete Gewürzbüchse nur eine Mischung von unbestimmten Gerüchen gibt. Gezeichnete. Den Gezeichneten muss man aus dem Wege gehen. (S. Hüten.) Unter „Gezeichneten“ versteht das Sprichwort solche Personen, die mit einem gewissen in die Sinne fallenden körperlichen Gebrechen behaftet sind oder in ihrer Gesichtsbildung etwas Ungewöhnliches besitzen. 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85 Gute Gewohnheit ist so gut wie gute geschriebene Rechte. – Graf, 12, 146.
Mhd.: Gute gewonheit ist als gut als gute geschriebne recht. (Senckenberg, 6.)
86 Gute Gewohnheit soll man nicht schwächen. – Graf, 12, 144.
„Dass man keine alte gute gewonhait nit schweche.“ (Lichner, 127, 221.)
Frz.: Il ne faut pas laisser perdre les bonnes coûtumes. (Kritzinger, 525b.)
87 G'wonat is en eisene Pfaed, wer's auszuiht, thuet si laed. – Schmeller, I, 325.
88 Ist die Gewohnheit gemein über alle Welt, so bricht sie alle Rechte. – Graf, 12, 153; Klingen, 5, 2.
89 Jeder hat seine besondern Gewohnheiten.
Die Einwohner von Madagaskar riechen abscheulich nach Ochsenfett, womit sie das Haar einschmieren. Ein Schiffskapitän bot einer Frau eine Krause mit guter französischer Pomade an; sie gab dieselbe aber zurück, weil ihr der Geruch derselben zu unangenehm war. (Ausland, 1855, Nr. 8.)
Böhm.: U každého obyčej (zvyk) svůj. (Čelakovský, 221.)
Lat.: Suus cuique most est. (Čelakovský, 221.)
90 Lange Gewohnheit gehört zur Gesundheit.
D. h. wer sich irgendeinen Genuss angewöhnt hat, wird, ist es kein unmässiger, die Gesundheit nicht fördern, wenn er ihn plötzlich abbricht.
Dän.: Hvo vanen forlader sin sundhed beskader. (Prov. dan., 559.)
91 Löbliche Gewohnheit ist oft besser als Gesetz.
Wenigstens besser als ein schlechtes Gesetz. „Gewohnheiten haltet heilig; sie wachsen langsam und sterben eilig.“
Dän.: Giør ei din sædvane til din lov, men giør loven til din sædvane. (Prov. dan., 233.)
92 Man muss der Gewohnheit etwas nachgeben.
93 Man muss sich der gebräuchlichen vnd nicht der guten gewonheit gemess halten. – Lehmann, 317.
94 New gewonheit vertreibt die alt. – Lehmann, 551, 43.
„Das Alt muss dem Newen weichen.“
95 Nimbt die gewonheit überhand, so geht sie durch ein gantzes Land. – Henisch, 1608, 64; Petri, II, 500; Körte, 2157; Eiselein, 236; Simrock, 3640; Graf, 12, 254; Schottel, 1135b.
Holl.: Neemt gewoonte de overhand, zoo gaat ze door 't gansche land. (Harrebomée, I, 236.)
Lat.: Gravissimum est imperium consuetudinis. (Eiselein, 236.)
96 Oltemots1 en is gên Gewunste2. (Franz. Flandern.) – Firmenich, III, 698, 10.
1) Bisweilen.
2) Keine Gewohnheit.
97 Unrechte Gewohnheit macht unrecht Leben. – Graf, 13, 177; Endemann, II, 47, 84.
98 Unrechte Gewohnheit pflanzt weit. – Graf, 13, 178; Endemann, II, 47, 83.
99 Unrechte Gewohnheit verläset die Leute. – Graf, 13, 179.
Mhd.: Unrecht gewonheit virlatet die lute. (Endemann, II, 47, 84.)
100 Unrechte Gewohnheit weicht dem Rechte. – Graf, 14, 188.
Altfries.: Onredelic pliga wyekt dat riucht. (Richthofen, 435, 2.)
101 Verjährte Gewohnheit wird zum Rechte.
It.: L'usanze invecchiate diventan leggi. (Gaal, 728.)
Lat.: Leges mori inserviunt. (Gaal, 728.)
102 Was doch die Gewohnheit thut, sprach der Schneider, warf er Lappen seines eigenen Tuches in die Hölle. – Hoefer, 934; Eiselein, 236; Simrock, 3646; Braun, II, 504.
103 Was thut Gewonheit nicht! – Petri, II, 610.
104 Wat de Gewennheit nich dêt, säd' de Snîder un stöhl 'n Stück von sîn êgen Buxe (Hosen). (Münster.) – Frommann, VI, 425, 23; Hagen, 97, 6; Hoefer, 935; Firmenich, I, 297, 2; Körte, 2158; hochdeutsch bei Reinsberg VII, 78.
105 Wer aus Gewohnheit Uebels thut, hat immer bösen Muth.
It.: Chi è avvezzo di far male non pensa mai che al male. (Pazzaglia, 123, 6.)
106 Wer die Gewohnheit zum sechsten Sinne macht, dem helfen die fünf andern nicht.
107 Wer eine böse Gewohnheit ablegt, hat viel gewonnen.
Die Russen: Wer den bösen Gewohnheiten den Kopf einschlägt, hat selbst einen heilen Kopf. (Altmann VI, 461.)
108 Wer in der gewonheit erwarmet, der lest jhm den Peltz nicht gern nemen. – Lehmann, 316, 27.
109 Wer sein gewonheit bricht, der beleidigt sein gesundheit. – Lehmann, 316, 33.
Port.: Mudar costume, parelha da morte. (Bohn I, 284.)
110 Wider gewonheit, warheit vnd gewalt ist böss fechten. – Henisch, 1608, 68; Sailer, 96.
111 Wo Gewohnheit ist, da ist Recht. – Graf, 11, 128.
Mhd.: Wo gewonheit ist, da ist Recht. (Wackernagel, 40.)
*112 Er hat die üble Gewohnheit an sich, gut zu leben.
Gewöhnung.
Gute Gewöhnung ist gute Erziehung. – Gutzkow, III, 2, 874.
Gewölbe.
Das gantze schöne Gewölb Gottes stehet fest vnd hat doch nirgendt kein Pfeiler. – Henisch, 1692, 61; Petri, II, 60; Sailer, 216.
Die Russen sagen: Den Himmel braucht niemand zu stützen. (Altmann VI, 404.)
Gewölk.
Gewölk verfinstert Mondenlicht.
Gewonnenes.
Das gwunnen verliren die Reichen, die Armen das verlorn erschleichen.
„Als ein armer so ernsthafft vnd fleissig ware, vmb seine Tochter warb, gab er sie dem Armen, fürgebend, das der, so Reich könt werden, besser were, den der schon allbereyt im Reichtumb säse. Denn es gehet nach dem Sprichwort: Das gewunnen verliren die Reichen, die Armen das verlorn erschleichen.“ (Fischart, Ehez., in Kloster, X, 490.)
Gewürz.
1 Das beste Gewürz kommt aus Sorgenland.
2 Gewirze ohne krafft, eine Speise ohne safft, ein Sattel ohne gort, ein kramer ohne wortt, der kömpt nicht fortt. – Wehlt's Tagebuch.
3 Heiss Gewürz – heisse Fürz. – Fischart, Gesch.
4 Je mehr man die Gewürze reibt, desto besser riechen sie.
5 Neu Gewürz macht alte Speisen frisch.
6 Wer Gewürz genug hat, kann würzen, was er will.
*7 Das ist theuer Gewürz.
Die Waare ist gepfeffert.
Gewürzbüchse.
* Eine verschüttete Gewürzbüchse. – Tendlau, 153.
Von einem Menschen, der in Kenntniss und Wissenschaft wol hier und da manches genascht, aber nirgends Gründliches gelernt hat, sowie die verschüttete Gewürzbüchse nur eine Mischung von unbestimmten Gerüchen gibt.
Gezeichnete.
Den Gezeichneten muss man aus dem Wege gehen. (S. Hüten.)
Unter „Gezeichneten“ versteht das Sprichwort solche Personen, die mit einem gewissen in die Sinne fallenden körperlichen Gebrechen behaftet sind oder in ihrer Gesichtsbildung etwas Ungewöhnliches besitzen. Der Volksglaube nimmt an, dass Personen, die von der Natur nicht normal gebildet sind, nicht zu trauen sei; und dergleichen physiognomische Sprichwörter, welche Mistrauen gegen Personen empfehlen, die mit einem Höcker versehen sind, die hinken oder schielen, die eine spitze Nase oder ein spitzes Kinn, rothes Haar oder zusammengewachsene Augenbrauen haben, krummnasig, kahlköpfig u. s. w. sind, finden sich wol bei den meisten Völkern. So sagen die Czechen: Ein jeder Schelm hat seine Zeichen. Nicht umsonst bist du als Schieler (Buckeliger, Hinker u. s. w.) geboren. Hüte dich vor dem Rothhaar und dem Schieler. Ein Rothhaar ist selten gut. Wer zusammengewachsene Augenbrauen hat, hat (meist) berufenen (Zauber-)Blick. Spitznäschen macht gern Zänkereien. Ein hinkender Teufel ist der schlimmste. Wenn du etwas Gutes wärest, so hättest du keinen krummen Rücken. (Vgl. Čelakovský, 271.)
Holl.: Wacht u voor de geteekenden. (Harrebomée, I, 232.)
Ung.: A billeges orczának ne higy. (Gaal, 729.)
Geziemen.
Niemand geziemt's, der Uebelthäter Bosheit decken zu helfen.
Gegen Teilnahme an einer strafbaren Handlung.
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