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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch] 5 Der Arm der Frau Fortun' kann mehr als hundert Helden thun.

6 Der Arm ist mehr als der Aermel.

7 Der Arm ist schneller gebrochen als geheilt.

8 Der müsste lange Arme haben, der allen Leuten die Mäuler stopfen wollte.

9 Ein schwacher Arm in wildem Streit kommt nicht weit.

Lat.: Non faciunt molles ad fera bella manus. (Ovid.)

10 Es ist besser ein arm dann den hals abgefallen. - Egenolff, 12a.

11 Geht ein Arm nach dem andern ins Meer, wird auch der grösste Fluss leer.

12 Lange Arme schaden oft weniger als kurze.

13 Lieber Arm und Bein als Hitze verloren. - Bücking, 129.

Sprichwort der Schmiede, um zu sagen, er wolle sich lieber durch die umherspringenden Funken verbrennen, als das Eisen aus der Hitze kommen lassen. Hoher Werth der Zeit.

14 Man muss den Arm nicht weiter strecken, als der Aermel reicht.

15 Man muss oft einen Arm brechen, um dem Nachbar den Hals zu retten.

16 Man süt mi wol lank en Aarm, öäwerst nich lank en Daarm. (Strelitz.) - Firmenich, III, 71.

Man sieht mir wol den Arm entlang, wie ich gekleidet bin, aber nicht den Darm entlang, was ich gegessen habe.

17 Mit fremden Armen ist gut Stöcke roden.

Von fremder Kraft hinreichend unterstützt, kann man grosse Thaten thun.

Lat.: Alieno auxilio potentes. (Erasm., 137.)

18 Mit zwei Armen regiert der Mammon die Welt. - Luther, 188.

Mit dem rechten Arm, wenn's wohl geht; - jeder thut dann, wie Luther sagt, was er will; mit dem linken, wenn es übel geht.

19 Ohne Arme nützt auch der Hebel nichts.

20 Strecke die Arme aus und sage: Gott walt's!

21 Wer den Arm zerfallen, muss Gott danken, dass er nicht den Hals gebrochen hat.

It.: Non v' e disgrazia, che non abbia la sua consolazione.

22 Wer die Arme des Knechts kauft, der kaufe auch seine Füsse. (Nishnij-Nowgorod.) - Altmann V.

23 Wer einem andern den Arm unterlegt, den lässt man nicht leicht fallen. - Sailer, 207.

24 Wer silberne Arme hat, soll auch mit silbernen Fäusten streiten.

25 Wer zu viel unter den Arm nimmt, muss es fallen lassen. - Körte, 245.

Wer zu viel auf einmal unternimmt, pflegt alles zu verderben oder unausgeführt zu lassen.

Frz.: Qui trop embrasse, mal etreint.

It.: Chi molte cose incomincia, viene a capo di poche. - Chi troppo abbraccia, nulla stringe.

26 Wie der Arm ist, so muss man ihm die Ader lassen.

Man muss sich nach der Decke strecken. Jeder muss nach seinen Vermögensumständen angesetzt, besteuert werden.

Frz.: Selon le bras, la saignee.

27 Wie die Arme, so die Kraft.

Holl.: Zulke arm, zulke kragt. (Harrebomee, I, 20.)

*28 Die Arme frei haben.

Ganz nach freien Entschlüssen handeln können.

Frz.: Avoir ses coudees franches.

*29 Du hast lang arm, du kanst es wol erreychen. - Tappius, 82a.

*30 Du meenst ok, dat kann 'n (kann man) so ut'n Arm schüddeln. (Strelitz.) - Firmenich, III, 74.

*31 Einem beinahe die Arme ausreissen.

Um zu sagen: Es ist ein Drängen um ihn, als ob er der einzige in der Welt wäre.

Lat.: Versatilis Artemon.

*32 Einem unter die Arme greifen.

Ihm Hülfe und Beistand leisten.

*33 Einen mit offenen Armen aufnehmen (empfangen). - Eiselein, 37.

Einen sehnlich Erwarteten freudig empfangen.

Lat.: Obvius ulnis. (Quint.) (Erasm., 554.)

*34 Er hat lange Arme, er kann's erreichen.

Lat.: Lysistrati divitias habes. (Tappius, 82a.)

*35 Er hat zu kurze Arme.

Holl.: Zijne armen zijn te kort. (Harrebomee, I, 20.)

[Spaltenumbruch] *36 Er ist sein rechter Arm.

Seine Stütze, sein Vertheidiger.

Frz.: Il est son bras droit.

*37 Etwas mit dem weichen Arme umfassen.

Eine Sache mild behandeln.

Lat.: Molli brachio. (Cicero.) (Erasm., 446.)

*38 Mit dem krummen Arme kommen.

Geschenke tragen.

*39 Mit den Armen höher greifen, als die Hände reichen.

Dinge hoffen, die nicht erfüllt werden können.

*40 Sich jemand in die Arme werfen.

Seine Zuflucht zu jemand nehmen, sich seiner Gewalt freiwillig unterwerfen.

*41 War' er nicht mit krummem Arm gekommen, die Sache hätte ein schlimmeres Ende genommen.

Wenn er nicht durch Geschenke eingewirkt hätte.


Arm (Adj.).

1 Arm an Begierden macht reich an Vermögen.

2 Arm an Gelde, arm an Begierden.

Die Wünsche sollen sich nach den Mitteln richten.

3 Arm auf dem Lande ist besser als reich zur See.

Lat.: In terra pauperem. (Erasm., 827.)

4 Arm heisst: Gott erbarm!

5 Arm im Beutel, krank im Herzen.

6 Arm ist arm, er komme hin, wohin er wolle.

7 Arm ist nicht, wer wenig hat, sondern wer viel bedarf. - Körte, 244; Steiger, 85.

D. h. begehrt, dem viel abgeht, mangelt.

8 Arm ist, wen Sorge grau macht.

9 Arm ist, wer den Tod wünscht, ärmer, wer ihn fürchtet. - Körte, 6001, 7522.

10 Arm ist, wer nirgendwo zu bleiben hat.

Holl.: Hij is wel arm, die niet peinzen of weuschen dürft. - Hij is zeer arm, dien God haat. (Harrebomee, I, 20.)

Lat.: Nil miserabilius, quam incerta, sede vagari.

11 Arm ist, wer sich nicht begnügen lässt.

Lat.: Pauper est, cui sua non sufficiunt. - Pauper est, non qui parum habet, sed qui plus cupit.

12 Arm mit Ehren kann niemand wehren. - Magazijn, 73.

Holl.: Arm met eere kan niemand deren. (Harrebomee, I, 20.)

13 Arm mit Ehren sitzt bei Herren.

14 Arm oder reich, der Tod macht alles gleich. - Simrock, 463.

15 Arm oder rik, im Hiemel ist alles glik. (Westf.)

16 Arm sein ist eine Kunst, wer's kann. - Simrock, 467.

Sich in die Armuth schicken, sie vernünftig ertragen.

Lat.: Res bona paupertas virtuti acoommoda laeta.

17 Arm sein ist keine Schande, noch Unehr'. - Pistor., II, 37.

Holl.: Arm te zijn is geene schande. (Harrebomee, I, 20.)

18 Arm sein ist keine Schande, wenn man nur Geld genug hat.

19 Arm und alt sind zwei schwere Bürden, es wär' an einer genug. - Lehmann.

Frz.: C'est grand peyne d'estre pauvre et vieux, mais il ne l'est pas qui veult. (Leroux, II, 193.)

20 Arm und ehrlich. - Mayer, 3, 3.

Frz.: Pauvre et loyal. - Pauvre et prudhomme. (Adag. franc.)

21 Arm und frei ist besser als ein voller Kragen (Kropf) und eine Kette um den Hals.

Engl.: A bean in liberty is better, than comfits in a prison. - A poor freedom is better than a rich slavery.

Ung.: A farkas, ha koplal is, meg sem cserelne meg a kalmar ebevel.

22 Arm und fromm muss man bei Joseph im Stall suchen. - Eiselein, 38.

Da war Armuth, sagt Lehmann, und Frömmigkeit beisammen, sonst ist die Armuth das beste Instrument zu allen Bubenstücken.

23 Arm und frum ist genug Reichthum.

24 Arm und gesund ist reich zu aller Stund'.

Holl.: De gezonde arme is nog een rijk man. (Harrebomee, I, 20.)

25 Arm und hässlich von Haut ist eine elende Braut.

26 Arm und reich, der Tod macht gleich. - Körte, 245.

27 Arm und reich gelten selten gleich.

28 Arm und reich gesellen sich nicht wohl.

It.: Niun felice e amico dell' infelice.

Lat.: Pauperior caveat sese sociare potenti.

29 Arm und reich gilt dem Tode gleich.

Frz.: Les plus riches ainsi que les plus pauvres, n'emportent qu'un drap en mourant.

[Spaltenumbruch] 5 Der Arm der Frau Fortun' kann mehr als hundert Helden thun.

6 Der Arm ist mehr als der Aermel.

7 Der Arm ist schneller gebrochen als geheilt.

8 Der müsste lange Arme haben, der allen Leuten die Mäuler stopfen wollte.

9 Ein schwacher Arm in wildem Streit kommt nicht weit.

Lat.: Non faciunt molles ad fera bella manus. (Ovid.)

10 Es ist besser ein arm dann den hals abgefallen.Egenolff, 12a.

11 Geht ein Arm nach dem andern ins Meer, wird auch der grösste Fluss leer.

12 Lange Arme schaden oft weniger als kurze.

13 Lieber Arm und Bein als Hitze verloren.Bücking, 129.

Sprichwort der Schmiede, um zu sagen, er wolle sich lieber durch die umherspringenden Funken verbrennen, als das Eisen aus der Hitze kommen lassen. Hoher Werth der Zeit.

14 Man muss den Arm nicht weiter strecken, als der Aermel reicht.

15 Man muss oft einen Arm brechen, um dem Nachbar den Hals zu retten.

16 Man süt mi wol lank en Aarm, öäwerst nich lank en Daarm. (Strelitz.) – Firmenich, III, 71.

Man sieht mir wol den Arm entlang, wie ich gekleidet bin, aber nicht den Darm entlang, was ich gegessen habe.

17 Mit fremden Armen ist gut Stöcke roden.

Von fremder Kraft hinreichend unterstützt, kann man grosse Thaten thun.

Lat.: Alieno auxilio potentes. (Erasm., 137.)

18 Mit zwei Armen regiert der Mammon die Welt.Luther, 188.

Mit dem rechten Arm, wenn's wohl geht; – jeder thut dann, wie Luther sagt, was er will; mit dem linken, wenn es übel geht.

19 Ohne Arme nützt auch der Hebel nichts.

20 Strecke die Arme aus und sage: Gott walt's!

21 Wer den Arm zerfallen, muss Gott danken, dass er nicht den Hals gebrochen hat.

It.: Non v' è disgrazia, che non abbia la sua consolazione.

22 Wer die Arme des Knechts kauft, der kaufe auch seine Füsse. (Nishnij-Nowgorod.) – Altmann V.

23 Wer einem andern den Arm unterlegt, den lässt man nicht leicht fallen.Sailer, 207.

24 Wer silberne Arme hat, soll auch mit silbernen Fäusten streiten.

25 Wer zu viel unter den Arm nimmt, muss es fallen lassen.Körte, 245.

Wer zu viel auf einmal unternimmt, pflegt alles zu verderben oder unausgeführt zu lassen.

Frz.: Qui trop embrasse, mal étreint.

It.: Chi molte cose incomincia, viene a capo di poche. – Chi troppo abbraccia, nulla stringe.

26 Wie der Arm ist, so muss man ihm die Ader lassen.

Man muss sich nach der Decke strecken. Jeder muss nach seinen Vermögensumständen angesetzt, besteuert werden.

Frz.: Selon le bras, la saignée.

27 Wie die Arme, so die Kraft.

Holl.: Zulke arm, zulke kragt. (Harrebomée, I, 20.)

*28 Die Arme frei haben.

Ganz nach freien Entschlüssen handeln können.

Frz.: Avoir ses coudées franches.

*29 Du hast lang arm, du kanst es wol erreychen.Tappius, 82a.

*30 Du meenst ok, dat kann 'n (kann man) so ut'n Arm schüddeln. (Strelitz.) – Firmenich, III, 74.

*31 Einem beinahe die Arme ausreissen.

Um zu sagen: Es ist ein Drängen um ihn, als ob er der einzige in der Welt wäre.

Lat.: Versatilis Artemon.

*32 Einem unter die Arme greifen.

Ihm Hülfe und Beistand leisten.

*33 Einen mit offenen Armen aufnehmen (empfangen).Eiselein, 37.

Einen sehnlich Erwarteten freudig empfangen.

Lat.: Obvius ulnis. (Quint.) (Erasm., 554.)

*34 Er hat lange Arme, er kann's erreichen.

Lat.: Lysistrati divitias habes. (Tappius, 82a.)

*35 Er hat zu kurze Arme.

Holl.: Zijne armen zijn te kort. (Harrebomée, I, 20.)

[Spaltenumbruch] *36 Er ist sein rechter Arm.

Seine Stütze, sein Vertheidiger.

Frz.: Il est son bras droit.

*37 Etwas mit dem weichen Arme umfassen.

Eine Sache mild behandeln.

Lat.: Molli brachio. (Cicero.) (Erasm., 446.)

*38 Mit dem krummen Arme kommen.

Geschenke tragen.

*39 Mit den Armen höher greifen, als die Hände reichen.

Dinge hoffen, die nicht erfüllt werden können.

*40 Sich jemand in die Arme werfen.

Seine Zuflucht zu jemand nehmen, sich seiner Gewalt freiwillig unterwerfen.

*41 War' er nicht mit krummem Arm gekommen, die Sache hätte ein schlimmeres Ende genommen.

Wenn er nicht durch Geschenke eingewirkt hätte.


Arm (Adj.).

1 Arm an Begierden macht reich an Vermögen.

2 Arm an Gelde, arm an Begierden.

Die Wünsche sollen sich nach den Mitteln richten.

3 Arm auf dem Lande ist besser als reich zur See.

Lat.: In terra pauperem. (Erasm., 827.)

4 Arm heisst: Gott erbarm!

5 Arm im Beutel, krank im Herzen.

6 Arm ist arm, er komme hin, wohin er wolle.

7 Arm ist nicht, wer wenig hat, sondern wer viel bedarf.Körte, 244; Steiger, 85.

D. h. begehrt, dem viel abgeht, mangelt.

8 Arm ist, wen Sorge grau macht.

9 Arm ist, wer den Tod wünscht, ärmer, wer ihn fürchtet.Körte, 6001, 7522.

10 Arm ist, wer nirgendwo zu bleiben hat.

Holl.: Hij is wel arm, die niet peinzen of weuschen dürft. – Hij is zeer arm, dien God haat. (Harrebomée, I, 20.)

Lat.: Nil miserabilius, quam incerta, sede vagari.

11 Arm ist, wer sich nicht begnügen lässt.

Lat.: Pauper est, cui sua non sufficiunt. – Pauper est, non qui parum habet, sed qui plus cupit.

12 Arm mit Ehren kann niemand wehren.Magazijn, 73.

Holl.: Arm met eere kan niemand deren. (Harrebomée, I, 20.)

13 Arm mit Ehren sitzt bei Herren.

14 Arm oder reich, der Tod macht alles gleich.Simrock, 463.

15 Arm oder rik, im Hiemel ist alles glik. (Westf.)

16 Arm sein ist eine Kunst, wer's kann.Simrock, 467.

Sich in die Armuth schicken, sie vernünftig ertragen.

Lat.: Res bona paupertas virtuti acoommoda laeta.

17 Arm sein ist keine Schande, noch Unehr'.Pistor., II, 37.

Holl.: Arm te zijn is geene schande. (Harrebomée, I, 20.)

18 Arm sein ist keine Schande, wenn man nur Geld genug hat.

19 Arm und alt sind zwei schwere Bürden, es wär' an einer genug.Lehmann.

Frz.: C'est grand peyne d'estre pauvre et vieux, mais il ne l'est pas qui veult. (Leroux, II, 193.)

20 Arm und ehrlich.Mayer, 3, 3.

Frz.: Pauvre et loyal. – Pauvre et prudhomme. (Adag. franç.)

21 Arm und frei ist besser als ein voller Kragen (Kropf) und eine Kette um den Hals.

Engl.: A bean in liberty is better, than comfits in a prison. – A poor freedom is better than a rich slavery.

Ung.: A farkas, ha koplal is, még sem cserélne meg a kalmár ebével.

22 Arm und fromm muss man bei Joseph im Stall suchen.Eiselein, 38.

Da war Armuth, sagt Lehmann, und Frömmigkeit beisammen, sonst ist die Armuth das beste Instrument zu allen Bubenstücken.

23 Arm und frum ist genug Reichthum.

24 Arm und gesund ist reich zu aller Stund'.

Holl.: De gezonde arme is nog een rijk man. (Harrebomée, I, 20.)

25 Arm und hässlich von Haut ist eine elende Braut.

26 Arm und reich, der Tod macht gleich.Körte, 245.

27 Arm und reich gelten selten gleich.

28 Arm und reich gesellen sich nicht wohl.

It.: Niun felice è amico dell' infelice.

Lat.: Pauperior caveat sese sociare potenti.

29 Arm und reich gilt dem Tode gleich.

Frz.: Les plus riches ainsi que les plus pauvres, n'emportent qu'un drap en mourant.

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[[65]/0093] 5 Der Arm der Frau Fortun' kann mehr als hundert Helden thun. 6 Der Arm ist mehr als der Aermel. 7 Der Arm ist schneller gebrochen als geheilt. 8 Der müsste lange Arme haben, der allen Leuten die Mäuler stopfen wollte. 9 Ein schwacher Arm in wildem Streit kommt nicht weit. Lat.: Non faciunt molles ad fera bella manus. (Ovid.) 10 Es ist besser ein arm dann den hals abgefallen. – Egenolff, 12a. 11 Geht ein Arm nach dem andern ins Meer, wird auch der grösste Fluss leer. 12 Lange Arme schaden oft weniger als kurze. 13 Lieber Arm und Bein als Hitze verloren. – Bücking, 129. Sprichwort der Schmiede, um zu sagen, er wolle sich lieber durch die umherspringenden Funken verbrennen, als das Eisen aus der Hitze kommen lassen. Hoher Werth der Zeit. 14 Man muss den Arm nicht weiter strecken, als der Aermel reicht. 15 Man muss oft einen Arm brechen, um dem Nachbar den Hals zu retten. 16 Man süt mi wol lank en Aarm, öäwerst nich lank en Daarm. (Strelitz.) – Firmenich, III, 71. Man sieht mir wol den Arm entlang, wie ich gekleidet bin, aber nicht den Darm entlang, was ich gegessen habe. 17 Mit fremden Armen ist gut Stöcke roden. Von fremder Kraft hinreichend unterstützt, kann man grosse Thaten thun. Lat.: Alieno auxilio potentes. (Erasm., 137.) 18 Mit zwei Armen regiert der Mammon die Welt. – Luther, 188. Mit dem rechten Arm, wenn's wohl geht; – jeder thut dann, wie Luther sagt, was er will; mit dem linken, wenn es übel geht. 19 Ohne Arme nützt auch der Hebel nichts. 20 Strecke die Arme aus und sage: Gott walt's! 21 Wer den Arm zerfallen, muss Gott danken, dass er nicht den Hals gebrochen hat. It.: Non v' è disgrazia, che non abbia la sua consolazione. 22 Wer die Arme des Knechts kauft, der kaufe auch seine Füsse. (Nishnij-Nowgorod.) – Altmann V. 23 Wer einem andern den Arm unterlegt, den lässt man nicht leicht fallen. – Sailer, 207. 24 Wer silberne Arme hat, soll auch mit silbernen Fäusten streiten. 25 Wer zu viel unter den Arm nimmt, muss es fallen lassen. – Körte, 245. Wer zu viel auf einmal unternimmt, pflegt alles zu verderben oder unausgeführt zu lassen. Frz.: Qui trop embrasse, mal étreint. It.: Chi molte cose incomincia, viene a capo di poche. – Chi troppo abbraccia, nulla stringe. 26 Wie der Arm ist, so muss man ihm die Ader lassen. Man muss sich nach der Decke strecken. Jeder muss nach seinen Vermögensumständen angesetzt, besteuert werden. Frz.: Selon le bras, la saignée. 27 Wie die Arme, so die Kraft. Holl.: Zulke arm, zulke kragt. (Harrebomée, I, 20.) *28 Die Arme frei haben. Ganz nach freien Entschlüssen handeln können. Frz.: Avoir ses coudées franches. *29 Du hast lang arm, du kanst es wol erreychen. – Tappius, 82a. *30 Du meenst ok, dat kann 'n (kann man) so ut'n Arm schüddeln. (Strelitz.) – Firmenich, III, 74. *31 Einem beinahe die Arme ausreissen. Um zu sagen: Es ist ein Drängen um ihn, als ob er der einzige in der Welt wäre. Lat.: Versatilis Artemon. *32 Einem unter die Arme greifen. Ihm Hülfe und Beistand leisten. *33 Einen mit offenen Armen aufnehmen (empfangen). – Eiselein, 37. Einen sehnlich Erwarteten freudig empfangen. Lat.: Obvius ulnis. (Quint.) (Erasm., 554.) *34 Er hat lange Arme, er kann's erreichen. Lat.: Lysistrati divitias habes. (Tappius, 82a.) *35 Er hat zu kurze Arme. Holl.: Zijne armen zijn te kort. (Harrebomée, I, 20.) *36 Er ist sein rechter Arm. Seine Stütze, sein Vertheidiger. Frz.: Il est son bras droit. *37 Etwas mit dem weichen Arme umfassen. Eine Sache mild behandeln. Lat.: Molli brachio. (Cicero.) (Erasm., 446.) *38 Mit dem krummen Arme kommen. Geschenke tragen. *39 Mit den Armen höher greifen, als die Hände reichen. Dinge hoffen, die nicht erfüllt werden können. *40 Sich jemand in die Arme werfen. Seine Zuflucht zu jemand nehmen, sich seiner Gewalt freiwillig unterwerfen. *41 War' er nicht mit krummem Arm gekommen, die Sache hätte ein schlimmeres Ende genommen. Wenn er nicht durch Geschenke eingewirkt hätte. Arm (Adj.). 1 Arm an Begierden macht reich an Vermögen. 2 Arm an Gelde, arm an Begierden. Die Wünsche sollen sich nach den Mitteln richten. 3 Arm auf dem Lande ist besser als reich zur See. Lat.: In terra pauperem. (Erasm., 827.) 4 Arm heisst: Gott erbarm! 5 Arm im Beutel, krank im Herzen. 6 Arm ist arm, er komme hin, wohin er wolle. 7 Arm ist nicht, wer wenig hat, sondern wer viel bedarf. – Körte, 244; Steiger, 85. D. h. begehrt, dem viel abgeht, mangelt. 8 Arm ist, wen Sorge grau macht. 9 Arm ist, wer den Tod wünscht, ärmer, wer ihn fürchtet. – Körte, 6001, 7522. 10 Arm ist, wer nirgendwo zu bleiben hat. Holl.: Hij is wel arm, die niet peinzen of weuschen dürft. – Hij is zeer arm, dien God haat. (Harrebomée, I, 20.) Lat.: Nil miserabilius, quam incerta, sede vagari. 11 Arm ist, wer sich nicht begnügen lässt. Lat.: Pauper est, cui sua non sufficiunt. – Pauper est, non qui parum habet, sed qui plus cupit. 12 Arm mit Ehren kann niemand wehren. – Magazijn, 73. Holl.: Arm met eere kan niemand deren. (Harrebomée, I, 20.) 13 Arm mit Ehren sitzt bei Herren. 14 Arm oder reich, der Tod macht alles gleich. – Simrock, 463. 15 Arm oder rik, im Hiemel ist alles glik. (Westf.) 16 Arm sein ist eine Kunst, wer's kann. – Simrock, 467. Sich in die Armuth schicken, sie vernünftig ertragen. Lat.: Res bona paupertas virtuti acoommoda laeta. 17 Arm sein ist keine Schande, noch Unehr'. – Pistor., II, 37. Holl.: Arm te zijn is geene schande. (Harrebomée, I, 20.) 18 Arm sein ist keine Schande, wenn man nur Geld genug hat. 19 Arm und alt sind zwei schwere Bürden, es wär' an einer genug. – Lehmann. Frz.: C'est grand peyne d'estre pauvre et vieux, mais il ne l'est pas qui veult. (Leroux, II, 193.) 20 Arm und ehrlich. – Mayer, 3, 3. Frz.: Pauvre et loyal. – Pauvre et prudhomme. (Adag. franç.) 21 Arm und frei ist besser als ein voller Kragen (Kropf) und eine Kette um den Hals. Engl.: A bean in liberty is better, than comfits in a prison. – A poor freedom is better than a rich slavery. Ung.: A farkas, ha koplal is, még sem cserélne meg a kalmár ebével. 22 Arm und fromm muss man bei Joseph im Stall suchen. – Eiselein, 38. Da war Armuth, sagt Lehmann, und Frömmigkeit beisammen, sonst ist die Armuth das beste Instrument zu allen Bubenstücken. 23 Arm und frum ist genug Reichthum. 24 Arm und gesund ist reich zu aller Stund'. Holl.: De gezonde arme is nog een rijk man. (Harrebomée, I, 20.) 25 Arm und hässlich von Haut ist eine elende Braut. 26 Arm und reich, der Tod macht gleich. – Körte, 245. 27 Arm und reich gelten selten gleich. 28 Arm und reich gesellen sich nicht wohl. It.: Niun felice è amico dell' infelice. Lat.: Pauperior caveat sese sociare potenti. 29 Arm und reich gilt dem Tode gleich. Frz.: Les plus riches ainsi que les plus pauvres, n'emportent qu'un drap en mourant.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [65]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/93>, abgerufen am 22.11.2024.