Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.[Spaltenumbruch] 38 Der Hahn kräht nur des Morgens. "So singt der Mensch nur sein Wiegelied selber, sein Grablied singen andere." (W. Menzel, Streckverse, 35.) 39 Der Hahn kräht, so er die Henne getreten. - Eiselein, 270; Simrock, 4215. Lat.: Omne animal post coitum triste; excepto gallo gallinaceo et studioso gratis admisso. (Eiselein, 270.) 40 Der Hahn lehrt nicht die Sonne aufgehen, die Sonne lehrt ihn krähen. Frz.: Coq chante ou non, viendra le jour. 41 Der Hahn makt de Oge zu bi't Kreine, he wet sin Tex utwendig. - Lehrerzeitung, 1863, S. 132. 42 Der Hahn schliesst die Augen, wenn er kräht, weil er's auswendig kann. - Eiselein, 270; Simrock, 4217. 43 Der Hahn schüttelt sich vor, eh' er selber kräht. - Geiler, Nsch., 21. "Es sollen die Prediger gleich sein einem Hanen, derselb ehe er kräet, erschütlet er zuuor die flüttig vnnd macht ein preambel; also sollen auch sein die Prediger, ehe sie anfangen zu predigen, sollen sie zuuor jre gute exempel vnd werck erschütlen." (Geiler in Kloster, I, 342.) 44 Der Hahn verschluckt nicht alles, was er ausgescharrt. 45 Der Hahn weckt sich erst selbst auf, ehe er andere ruft. Dän.: Hanen opvaekker sig först selv med vingerne för den opvaekker andre med sin lyd. (Prov. dan., 272.) 46 Der Hahn (Wetterhahn) wendet sich nach dem Winde. - Eiselein, 271. Lat.: Ubi summo in culmine gallus aereus adverso flantem bibit aera rostro. (Eiselein, 271.) 47 Der Hahn weiss sich viel auf seinem Miste. - Sailer, 101. 48 Der Han acht keines Edeln Stein, ein Körnlein wird jhm lieber sein. - Eyering, III, 355. 49 Der Han förcht den Fuchs-Balg auch in Kirsners Hauss. - Sutor, 989. Lat.: Eheu quam miserum est fieri metuendo senem. (Philippi, I, 132; Sutor, 989.) 50 Der Han ist dapffer (kün, frisch vnd gehertzt) auff seinem Mist. - Eyering, I, 468; Lehmann, II, 56, 27; Blum, 394. Er treibt den fremden Hahn keck aus seinem Gebiete und schreitet voll Selbstgefühl unter seiner Hühnerschar einher. Auch der Mensch fühlt sich am stärksten daheim, schon deshalb, weil er da die meisten Rechte hat. "Ein jeder Han auf seinem Mist viel frecher vnd gar zornig ist." (B. Waldis, I, 74, Ausgabe von H. Kurz, Leipzig 1862.) Böhm.: I kokot na svem smetisti udaten. - Kohout na svem smetisti nejradeji kokrha. - Kohout na svych smetich smelejsi. (Celakovsky, 119.) Engl.: Every cock is proud on his own dunghill. (Eiselein, 270; Gaal, 843.) Frz.: Un coq est bien fort sur son fumier. (Kritzinger, 331b.) It.: E ardito il gallo sopra il suo letame. (Gaal, 843; Bohn I, 95.) Poln.: Kazdy kokot (kogut), na swych smieciach smialy. (Oberschlesien.) (Lompa, 45.) - Kazdy kur na swoim smiecisku smialy. - Smielszy kur na swojich smieciach, uiz na cudzych wrotach. (Celakovsky, 119.) 51 Der Han ist der Bawren Zeiger. - Herberyer, II, 490. 52 Der Han ist keck (frech) auff seinem Mist. - Lehmann, 202, 22 u. 446, 1. 53 Der Han ist nicht gut von seinem Miste zu treiben. - Petri, II, 91. Ung.: Kakas is hatalmas a' maga szemeten. (Gaal, 843.) 54 Der junge Hahn kräht, wie er's vom alten gelernt hat. Engl.: The young cock crows, as he had heard the old one. (Gaal, 36.) 55 Der rothe Hahn auf den alten Häusern ist gefährlicher als auf den neuen. - Eiselein, 271. 56 Des Hahns erster Anlauf ist kühn. Lat.: Primus gallorum impetus major quam virorum, secundus minor quam mulierum. (Bovill, I, 99.) 57 Die Hanen haben ein Lied vnd Sinn vnd krehen mit vngleicher Stimm. - Lehmann, 166, 27. 58 Ehe der Hahn kräht, schlägt er sich mit den Fittichen. - Eiselein, 270; Simrock, 4216. 59 Ein alter Hahn gibt eine kräft'ge Suppe. Alter macht weise. Alte Leute haben Erfahrung, gewähren guten Rath. [Spaltenumbruch] 60 Ein alter Hahn scharrt nicht so viel heraus als eine junge Henne. Ung.: Nem kaparhat annyit a kakas, hogy a jertze ki ne vakarja. (Gaal, 487.) 61 Ein blinder Han find auch ein Gerstenkörnlein. - Lehmann, 96, 6. 62 Ein guter Hahn1 dreht sich nach jedem Winde. 1) Nämlich Wetterhahn. 63 Ein guter Hahn hält aber nur ein Jahr. Frz.: Le coq et le serviteur un seul an sont en vigueur. (Leroux, I, 111.) 64 Ein guter Hahn kräht auch zweimal. - Simrock, 4214. Aufforderung zu einem zweiten Versuch, wenn der erste mislang. Holl.: Een goede haan kraait twee maal. (Harrebomee, I, 266a.) 65 Ein guter Hahn trinkt nicht, er ruft seine Hennen. Holl.: Een goede haan drinkt nooit, zonder zijne hennen te roepen. (Harrebomee, I, 266.) 66 Ein guter Hahn verscheucht den Morgen nicht. 67 Ein guter Hahn wird im Alter fett. (Elbing.) - Frischbier2, 1441. 68 Ein guter Hahn wird selten fett. - Blum, 99; Bücking, 13; Simrock, 4230; Körte, 2533; Braun, I, 1050. Lichtenberg macht von dem Sprichwort eine moralische Anwendung, indem er sagt: "So auch ein guter Künstler, Dichter, Gelehrter, denn viel Fett schadet der productiven Kraft. Man nenne mir irgendein feistes Kunst- oder Dichtergenie, irgendeinen Mozart, Schiller, Voltaire, Kant, Newton u. a., dessen Seele in Speck gehüllt war. Die Nachtigall singt am lieblichsten, wenn sie verschmachtet." Böhm.: Dobry kohout nebyva tlusty. (Celakovsky, 480.) Dän.: En god hane og tiener ere ei laenge sa. (Prov. dan., 272.) Holl.: Een goede haan is nooit vet. (Harrebomee, I, 266.) It.: Il gallo et il servitore in un' anno perdon' vigore. Kroat.: Dober kokot redko je tust. (Celakovsky, 480.) Port.: Gallo bom nunca foi gordo. (Bohn I, 278.) 69 Ein Hahn, der dem Fuchse einmal entwischt ist, fürchtet sich auch vor einem blossen Fuchsbalge. "Ein Han, der einsmals dem Fuchs aus den klawen entwischt, erschrack hernach auch vorm Fuchsbalg ins Kürsners Hauss vnnd flohe dauon." (Lehmann, 245, 34.) 70 Ein Hahn frisst eher eine Kiste Hafer als ein Pferd. Ein sprichwörtlicher Scherz, der nicht dahin zu verstehen ist, dass ein Hahn in kürzerer Zeit ein gewisses Mass Hafer frässe als ein Pferd, sondern dass er mehr Neigung besitzt, Hafer zu fressen, als ein Pferd. Holl.: Een haan eet eerder een spint haver op als een paard. (Harrebomee, I, 266.) 71 Ein Hahn ist stolz auf seinem Mist. Holl.: Een haan is stout op zijn eigen erf. (Bohn I, 314.) Lat.: Gallus in suo sterquilinio plurimum potest. (Gaal, 843; Philippi, I, 166; Schonheim, G, 1; Seybold, 198.) Port.: Muito pode o gallo no seu poleiro. (Bohn I, 284.) Span.: Cada gallo canta en su muladar. (Bohn I, 207.) 72 Ein Hahn verräth viel Hennen. 73 Ein Hahn zwingt zwölf Hennen, ein Weib halb so viel Männer. - Simrock, 4225; Braun, I, 1055. Mhd.: Her han, daz iuch iuwer vrümekeit nert, dast iuwer heil, wan ir meistert zwelf hennen. (Reinm. Zw.) - Nie man so hohen muot getruoc, ern hete an eime weibe genuoc; so weiz der hane bezzer han, dem sint zwelf hennen undertan, daz er der zwelfer meister ist, daz gat für Salomones list. (Freidank.) (Zingerle, 63.) It.: Puo piu un gallo che dieci galline. (Pazzaglia, 146, 8.) 74 Ein Han hat so wol (viel) Flügel als ein Falck, kan doch nicht so hoch fliegen. - Lehmann, 539, 26; Sailer, 148; Simrock, 4224. 75 Ein Han is beater as twei Kreien. (Westf.) Wortspiel mit Hahn und haben (ha'n, Krähen, Kreien) und kriegen. Ein Haben ist besser als zwei Kriegen. 76 Ein Han vnnd Hun scharren, ob jhnen schon die Klawen verschnitten seynd. - Lehmann, 539, 39. 77 Ein hane ist vff seinem miste seer küne. - Tappius, 52b; Lehmann, II, 123, 46. 78 Ein ieder han ist freudig auff seinem mist. - Franck, II, 53a. 79 Ein jeder Haan macht sich doll auff seinem Mist. - Gruter, III, 27; Lehmann, II, 148, 36.
[Spaltenumbruch] 38 Der Hahn kräht nur des Morgens. „So singt der Mensch nur sein Wiegelied selber, sein Grablied singen andere.“ (W. Menzel, Streckverse, 35.) 39 Der Hahn kräht, so er die Henne getreten. – Eiselein, 270; Simrock, 4215. Lat.: Omne animal post coitum triste; excepto gallo gallinaceo et studioso gratis admisso. (Eiselein, 270.) 40 Der Hahn lehrt nicht die Sonne aufgehen, die Sonne lehrt ihn krähen. Frz.: Coq chante ou non, viendra le jour. 41 Der Hahn makt de Oge zu bi't Kreine, he wet sin Tex utwendig. – Lehrerzeitung, 1863, S. 132. 42 Der Hahn schliesst die Augen, wenn er kräht, weil er's auswendig kann. – Eiselein, 270; Simrock, 4217. 43 Der Hahn schüttelt sich vor, eh' er selber kräht. – Geiler, Nsch., 21. „Es sollen die Prediger gleich sein einem Hanen, derselb ehe er kräet, erschütlet er zuuor die flüttig vnnd macht ein preambel; also sollen auch sein die Prediger, ehe sie anfangen zu predigen, sollen sie zuuor jre gute exempel vnd werck erschütlen.“ (Geiler in Kloster, I, 342.) 44 Der Hahn verschluckt nicht alles, was er ausgescharrt. 45 Der Hahn weckt sich erst selbst auf, ehe er andere ruft. Dän.: Hanen opvaekker sig først selv med vingerne før den opvaekker andre med sin lyd. (Prov. dan., 272.) 46 Der Hahn (Wetterhahn) wendet sich nach dem Winde. – Eiselein, 271. Lat.: Ubi summo in culmine gallus aereus adverso flantem bibit aëra rostro. (Eiselein, 271.) 47 Der Hahn weiss sich viel auf seinem Miste. – Sailer, 101. 48 Der Han acht keines Edeln Stein, ein Körnlein wird jhm lieber sein. – Eyering, III, 355. 49 Der Han förcht den Fuchs-Balg auch in Kirsners Hauss. – Sutor, 989. Lat.: Eheu quam miserum est fieri metuendo senem. (Philippi, I, 132; Sutor, 989.) 50 Der Han ist dapffer (kün, frisch vnd gehertzt) auff seinem Mist. – Eyering, I, 468; Lehmann, II, 56, 27; Blum, 394. Er treibt den fremden Hahn keck aus seinem Gebiete und schreitet voll Selbstgefühl unter seiner Hühnerschar einher. Auch der Mensch fühlt sich am stärksten daheim, schon deshalb, weil er da die meisten Rechte hat. „Ein jeder Han auf seinem Mist viel frecher vnd gar zornig ist.“ (B. Waldis, I, 74, Ausgabe von H. Kurz, Leipzig 1862.) Böhm.: I kokot na svém smetišti udaten. – Kohout na svém smetišti nejradĕji kokrhá. – Kohout na svých smetich smĕlejši. (Čelakovsky, 119.) Engl.: Every cock is proud on his own dunghill. (Eiselein, 270; Gaal, 843.) Frz.: Un coq est bien fort sur son fumier. (Kritzinger, 331b.) It.: E ardito il gallo sopra il suo letame. (Gaal, 843; Bohn I, 95.) Poln.: Każdy kokot (kogut), na šwych śmieciach śmialy. (Oberschlesien.) (Lompa, 45.) – Każdy kur na swoim śmiecisku śmialy. – Śmielszy kur na swojich śmieciach, uiż na cudzych wrotach. (Čelakovsky, 119.) 51 Der Han ist der Bawren Zeiger. – Herberyer, II, 490. 52 Der Han ist keck (frech) auff seinem Mist. – Lehmann, 202, 22 u. 446, 1. 53 Der Han ist nicht gut von seinem Miste zu treiben. – Petri, II, 91. Ung.: Kakas is hatalmas a' maga szemetén. (Gaal, 843.) 54 Der junge Hahn kräht, wie er's vom alten gelernt hat. Engl.: The young cock crows, as he had heard the old one. (Gaal, 36.) 55 Der rothe Hahn auf den alten Häusern ist gefährlicher als auf den neuen. – Eiselein, 271. 56 Des Hahns erster Anlauf ist kühn. Lat.: Primus gallorum impetus major quam virorum, secundus minor quam mulierum. (Bovill, I, 99.) 57 Die Hanen haben ein Lied vnd Sinn vnd krehen mit vngleicher Stimm. – Lehmann, 166, 27. 58 Ehe der Hahn kräht, schlägt er sich mit den Fittichen. – Eiselein, 270; Simrock, 4216. 59 Ein alter Hahn gibt eine kräft'ge Suppe. Alter macht weise. Alte Leute haben Erfahrung, gewähren guten Rath. [Spaltenumbruch] 60 Ein alter Hahn scharrt nicht so viel heraus als eine junge Henne. Ung.: Nem kaparhat annyit a kakas, hogy a jértze ki ne vakarja. (Gaal, 487.) 61 Ein blinder Han find auch ein Gerstenkörnlein. – Lehmann, 96, 6. 62 Ein guter Hahn1 dreht sich nach jedem Winde. 1) Nämlich Wetterhahn. 63 Ein guter Hahn hält aber nur ein Jahr. Frz.: Le coq et le serviteur un seul an sont en vigueur. (Leroux, I, 111.) 64 Ein guter Hahn kräht auch zweimal. – Simrock, 4214. Aufforderung zu einem zweiten Versuch, wenn der erste mislang. Holl.: Een goede haan kraait twee maal. (Harrebomée, I, 266a.) 65 Ein guter Hahn trinkt nicht, er ruft seine Hennen. Holl.: Een goede haan drinkt nooit, zonder zijne hennen te roepen. (Harrebomée, I, 266.) 66 Ein guter Hahn verscheucht den Morgen nicht. 67 Ein guter Hahn wird im Alter fett. (Elbing.) – Frischbier2, 1441. 68 Ein guter Hahn wird selten fett. – Blum, 99; Bücking, 13; Simrock, 4230; Körte, 2533; Braun, I, 1050. Lichtenberg macht von dem Sprichwort eine moralische Anwendung, indem er sagt: „So auch ein guter Künstler, Dichter, Gelehrter, denn viel Fett schadet der productiven Kraft. Man nenne mir irgendein feistes Kunst- oder Dichtergenie, irgendeinen Mozart, Schiller, Voltaire, Kant, Newton u. a., dessen Seele in Speck gehüllt war. Die Nachtigall singt am lieblichsten, wenn sie verschmachtet.“ Böhm.: Dobrý kohout nebývá tlustý. (Čelakovsky, 480.) Dän.: En god hane og tiener ere ei laenge sa. (Prov. dan., 272.) Holl.: Een goede haan is nooit vet. (Harrebomée, I, 266.) It.: Il gallo et il servitore in un' anno perdon' vigore. Kroat.: Dober kokot redko je tust. (Čelakovsky, 480.) Port.: Gallo bom nunca foi gordo. (Bohn I, 278.) 69 Ein Hahn, der dem Fuchse einmal entwischt ist, fürchtet sich auch vor einem blossen Fuchsbalge. „Ein Han, der einsmals dem Fuchs aus den klawen entwischt, erschrack hernach auch vorm Fuchsbalg ins Kürsners Hauss vnnd flohe dauon.“ (Lehmann, 245, 34.) 70 Ein Hahn frisst eher eine Kiste Hafer als ein Pferd. Ein sprichwörtlicher Scherz, der nicht dahin zu verstehen ist, dass ein Hahn in kürzerer Zeit ein gewisses Mass Hafer frässe als ein Pferd, sondern dass er mehr Neigung besitzt, Hafer zu fressen, als ein Pferd. Holl.: Een haan eet eerder een spint haver op als een paard. (Harrebomée, I, 266.) 71 Ein Hahn ist stolz auf seinem Mist. Holl.: Een haan is stout op zijn eigen erf. (Bohn I, 314.) Lat.: Gallus in suo sterquilinio plurimum potest. (Gaal, 843; Philippi, I, 166; Schonheim, G, 1; Seybold, 198.) Port.: Muito pòde o gallo no seu poleiro. (Bohn I, 284.) Span.: Cada gallo canta en su muladar. (Bohn I, 207.) 72 Ein Hahn verräth viel Hennen. 73 Ein Hahn zwingt zwölf Hennen, ein Weib halb so viel Männer. – Simrock, 4225; Braun, I, 1055. Mhd.: Hêr han, daz iuch iuwer vrümekeit nert, dast iuwer heil, wan ir meistert zwelf hennen. (Reinm. Zw.) – Nie man sò hôhen muot getruoc, ern hete an eime wîbe genuoc; so weiz der hane bezzer hân, dem sint zwelf hennen undertân, daz er der zwelfer meister ist, daz gât für Salomônes list. (Freidank.) (Zingerle, 63.) It.: Può più un gallo che dieci galline. (Pazzaglia, 146, 8.) 74 Ein Han hat so wol (viel) Flügel als ein Falck, kan doch nicht so hoch fliegen. – Lehmann, 539, 26; Sailer, 148; Simrock, 4224. 75 Ein Han is beater as twei Kreien. (Westf.) Wortspiel mit Hahn und haben (ha'n, Krähen, Kreien) und kriegen. Ein Haben ist besser als zwei Kriegen. 76 Ein Han vnnd Hun scharren, ob jhnen schon die Klawen verschnitten seynd. – Lehmann, 539, 39. 77 Ein hane ist vff seinem miste seer küne. – Tappius, 52b; Lehmann, II, 123, 46. 78 Ein ieder han ist freudig auff seinem mist. – Franck, II, 53a. 79 Ein jeder Haan macht sich doll auff seinem Mist. – Gruter, III, 27; Lehmann, II, 148, 36.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><pb facs="#f0138" n="[132]"/><cb n="263"/> 38 Der Hahn kräht nur des Morgens.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">„So singt der Mensch nur sein Wiegelied selber, sein Grablied singen andere.“ (<hi rendition="#i">W. Menzel, Streckverse, 35.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">39 Der Hahn kräht, so er die Henne getreten.</hi> – <hi rendition="#i">Eiselein, 270; Simrock, 4215.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Omne animal post coitum triste; excepto gallo gallinaceo et studioso gratis admisso. (<hi rendition="#i">Eiselein, 270.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">40 Der Hahn lehrt nicht die Sonne aufgehen, die Sonne lehrt ihn krähen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Coq chante ou non, viendra le jour.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">41 Der Hahn makt de Oge zu bi't Kreine, he wet sin Tex utwendig.</hi> – <hi rendition="#i">Lehrerzeitung, 1863, S. 132.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">42 Der Hahn schliesst die Augen, wenn er kräht, weil er's auswendig kann.</hi> – <hi rendition="#i">Eiselein, 270; Simrock, 4217.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">43 Der Hahn schüttelt sich vor, eh' er selber kräht.</hi> – <hi rendition="#i">Geiler, Nsch., 21.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">„Es sollen die Prediger gleich sein einem Hanen, derselb ehe er kräet, erschütlet er zuuor die flüttig vnnd macht ein preambel; also sollen auch sein die Prediger, ehe sie anfangen zu predigen, sollen sie zuuor jre gute exempel vnd werck erschütlen.“ (<hi rendition="#i">Geiler in Kloster, I, 342.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">44 Der Hahn verschluckt nicht alles, was er ausgescharrt.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">45 Der Hahn weckt sich erst selbst auf, ehe er andere ruft.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Hanen opvaekker sig først selv med vingerne før den opvaekker andre med sin lyd. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 272.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">46 Der Hahn (Wetterhahn) wendet sich nach dem Winde.</hi> – <hi rendition="#i">Eiselein, 271.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Ubi summo in culmine gallus aereus adverso flantem bibit aëra rostro. (<hi rendition="#i">Eiselein, 271.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">47 Der Hahn weiss sich viel auf seinem Miste.</hi> – <hi rendition="#i">Sailer, 101.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">48 Der Han acht keines Edeln Stein, ein Körnlein wird jhm lieber sein.</hi> – <hi rendition="#i">Eyering, III, 355.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">49 Der Han förcht den Fuchs-Balg auch in Kirsners Hauss.</hi> – <hi rendition="#i">Sutor, 989.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Eheu quam miserum est fieri metuendo senem. (<hi rendition="#i">Philippi, I, 132; Sutor, 989.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">50 Der Han ist dapffer (kün, frisch vnd gehertzt) auff seinem Mist.</hi> – <hi rendition="#i">Eyering, I, 468; Lehmann, II, 56, 27; Blum, 394.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Er treibt den fremden Hahn keck aus seinem Gebiete und schreitet voll Selbstgefühl unter seiner Hühnerschar einher. Auch der Mensch fühlt sich am stärksten daheim, schon deshalb, weil er da die meisten Rechte hat. „Ein jeder Han auf seinem Mist viel frecher vnd gar zornig ist.“ (<hi rendition="#i">B. Waldis, I, 74, Ausgabe von H. Kurz, Leipzig 1862.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: I kokot na svém smetišti udaten. – Kohout na svém smetišti nejradĕji kokrhá. – Kohout na svých smetich smĕlejši. (<hi rendition="#i">Čelakovsky, 119.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: Every cock is proud on his own dunghill. (<hi rendition="#i">Eiselein, 270; Gaal, 843.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Un coq est bien fort sur son fumier. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 331<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: E ardito il gallo sopra il suo letame. (<hi rendition="#i">Gaal, 843; Bohn I, 95.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Poln.</hi>: Każdy kokot (kogut), na šwych śmieciach śmialy. (<hi rendition="#i">Oberschlesien.</hi>) (<hi rendition="#i">Lompa, 45.</hi>) – Każdy kur na swoim śmiecisku śmialy. – Śmielszy kur na swojich śmieciach, uiż na cudzych wrotach. (<hi rendition="#i">Čelakovsky, 119.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">51 Der Han ist der Bawren Zeiger.</hi> – <hi rendition="#i">Herberyer, II, 490.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">52 Der Han ist keck (frech) auff seinem Mist.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, 202, 22 u. 446, 1.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">53 Der Han ist nicht gut von seinem Miste zu treiben.</hi> – <hi rendition="#i">Petri, II, 91.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Ung.</hi>: Kakas is hatalmas a' maga szemetén. (<hi rendition="#i">Gaal, 843.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">54 Der junge Hahn kräht, wie er's vom alten gelernt hat.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: The young cock crows, as he had heard the old one. (<hi rendition="#i">Gaal, 36.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">55 Der rothe Hahn auf den alten Häusern ist gefährlicher als auf den neuen.</hi> – <hi rendition="#i">Eiselein, 271.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">56 Des Hahns erster Anlauf ist kühn.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Primus gallorum impetus major quam virorum, secundus minor quam mulierum. (<hi rendition="#i">Bovill, I, 99.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">57 Die Hanen haben ein Lied vnd Sinn vnd krehen mit vngleicher Stimm.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, 166, 27.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">58 Ehe der Hahn kräht, schlägt er sich mit den Fittichen.</hi> – <hi rendition="#i">Eiselein, 270; Simrock, 4216.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">59 Ein alter Hahn gibt eine kräft'ge Suppe.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Alter macht weise. Alte Leute haben Erfahrung, gewähren guten Rath.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><cb n="264"/> 60 Ein alter Hahn scharrt nicht so viel heraus als eine junge Henne.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Ung.</hi>: Nem kaparhat annyit a kakas, hogy a jértze ki ne vakarja. (<hi rendition="#i">Gaal, 487.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">61 Ein blinder Han find auch ein Gerstenkörnlein.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, 96, 6.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">62 Ein guter Hahn<hi rendition="#sup">1</hi> dreht sich nach jedem Winde.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Nämlich Wetterhahn.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">63 Ein guter Hahn hält aber nur ein Jahr.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Le coq et le serviteur un seul an sont en vigueur. (<hi rendition="#i">Leroux, I, 111.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">64 Ein guter Hahn kräht auch zweimal.</hi> – <hi rendition="#i">Simrock, 4214.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Aufforderung zu einem zweiten Versuch, wenn der erste mislang.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Een goede haan kraait twee maal. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 266<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">65 Ein guter Hahn trinkt nicht, er ruft seine Hennen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Een goede haan drinkt nooit, zonder zijne hennen te roepen. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 266.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">66 Ein guter Hahn verscheucht den Morgen nicht.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">67 Ein guter Hahn wird im Alter fett.</hi> (<hi rendition="#i">Elbing.</hi>) – <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 1441.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">68 Ein guter Hahn wird selten fett.</hi> – <hi rendition="#i">Blum, 99; Bücking, 13; Simrock, 4230; Körte, 2533; Braun, I, 1050.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#i">Lichtenberg</hi> macht von dem Sprichwort eine moralische Anwendung, indem er sagt: „So auch ein guter Künstler, Dichter, Gelehrter, denn viel Fett schadet der productiven Kraft. Man nenne mir irgendein feistes Kunst- oder Dichtergenie, irgendeinen Mozart, Schiller, Voltaire, Kant, Newton u. a., dessen Seele in Speck gehüllt war. Die Nachtigall singt am lieblichsten, wenn sie verschmachtet.“</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Dobrý kohout nebývá tlustý. (<hi rendition="#i">Čelakovsky, 480.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: En god hane og tiener ere ei laenge sa. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 272.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Een goede haan is nooit vet. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 266.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Il gallo et il servitore in un' anno perdon' vigore.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Kroat.</hi>: Dober kokot redko je tust. (<hi rendition="#i">Čelakovsky, 480.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Port.</hi>: Gallo bom nunca foi gordo. (<hi rendition="#i">Bohn I, 278.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">69 Ein Hahn, der dem Fuchse einmal entwischt ist, fürchtet sich auch vor einem blossen Fuchsbalge.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">„Ein Han, der einsmals dem Fuchs aus den klawen entwischt, erschrack hernach auch vorm Fuchsbalg ins Kürsners Hauss vnnd flohe dauon.“ (<hi rendition="#i">Lehmann, 245, 34.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">70 Ein Hahn frisst eher eine Kiste Hafer als ein Pferd.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Ein sprichwörtlicher Scherz, der nicht dahin zu verstehen ist, dass ein Hahn in kürzerer Zeit ein gewisses Mass Hafer frässe als ein Pferd, sondern dass er mehr Neigung besitzt, Hafer zu fressen, als ein Pferd.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Een haan eet eerder een spint haver op als een paard. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 266.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">71 Ein Hahn ist stolz auf seinem Mist.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Een haan is stout op zijn eigen erf. (<hi rendition="#i">Bohn I, 314.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Gallus in suo sterquilinio plurimum potest. (<hi rendition="#i">Gaal, 843; Philippi, I, 166; Schonheim, G, 1; Seybold, 198.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Port.</hi>: Muito pòde o gallo no seu poleiro. (<hi rendition="#i">Bohn I, 284.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Span.</hi>: Cada gallo canta en su muladar. (<hi rendition="#i">Bohn I, 207.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">72 Ein Hahn verräth viel Hennen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">73 Ein Hahn zwingt zwölf Hennen, ein Weib halb so viel Männer.</hi> – <hi rendition="#i">Simrock, 4225; Braun, I, 1055.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Hêr han, daz iuch iuwer vrümekeit nert, dast iuwer heil, wan ir meistert zwelf hennen. (<hi rendition="#i">Reinm. Zw.</hi>) – Nie man sò hôhen muot getruoc, ern hete an eime wîbe genuoc; so weiz der hane bezzer hân, dem sint zwelf hennen undertân, daz er der zwelfer meister ist, daz gât für Salomônes list. (<hi rendition="#i">Freidank.</hi>) (<hi rendition="#i">Zingerle, 63.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Può più un gallo che dieci galline. (<hi rendition="#i">Pazzaglia, 146, 8.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">74 Ein Han hat so wol (viel) Flügel als ein Falck, kan doch nicht so hoch fliegen.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, 539, 26; Sailer, 148; Simrock, 4224.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">75 Ein Han is beater as twei Kreien.</hi> (<hi rendition="#i">Westf.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et">Wortspiel mit Hahn und haben (ha'n, Krähen, Kreien) und kriegen. Ein Haben ist besser als zwei Kriegen.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">76 Ein Han vnnd Hun scharren, ob jhnen schon die Klawen verschnitten seynd.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, 539, 39.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">77 Ein hane ist vff seinem miste seer küne.</hi> – <hi rendition="#i">Tappius, 52<hi rendition="#sup">b</hi>; Lehmann, II, 123, 46.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">78 Ein ieder han ist freudig auff seinem mist.</hi> – <hi rendition="#i">Franck, II, 53<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">79 Ein jeder Haan macht sich doll auff seinem Mist.</hi> – <hi rendition="#i">Gruter, III, 27; Lehmann, II, 148, 36.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"> </hi> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[132]/0138]
38 Der Hahn kräht nur des Morgens.
„So singt der Mensch nur sein Wiegelied selber, sein Grablied singen andere.“ (W. Menzel, Streckverse, 35.)
39 Der Hahn kräht, so er die Henne getreten. – Eiselein, 270; Simrock, 4215.
Lat.: Omne animal post coitum triste; excepto gallo gallinaceo et studioso gratis admisso. (Eiselein, 270.)
40 Der Hahn lehrt nicht die Sonne aufgehen, die Sonne lehrt ihn krähen.
Frz.: Coq chante ou non, viendra le jour.
41 Der Hahn makt de Oge zu bi't Kreine, he wet sin Tex utwendig. – Lehrerzeitung, 1863, S. 132.
42 Der Hahn schliesst die Augen, wenn er kräht, weil er's auswendig kann. – Eiselein, 270; Simrock, 4217.
43 Der Hahn schüttelt sich vor, eh' er selber kräht. – Geiler, Nsch., 21.
„Es sollen die Prediger gleich sein einem Hanen, derselb ehe er kräet, erschütlet er zuuor die flüttig vnnd macht ein preambel; also sollen auch sein die Prediger, ehe sie anfangen zu predigen, sollen sie zuuor jre gute exempel vnd werck erschütlen.“ (Geiler in Kloster, I, 342.)
44 Der Hahn verschluckt nicht alles, was er ausgescharrt.
45 Der Hahn weckt sich erst selbst auf, ehe er andere ruft.
Dän.: Hanen opvaekker sig først selv med vingerne før den opvaekker andre med sin lyd. (Prov. dan., 272.)
46 Der Hahn (Wetterhahn) wendet sich nach dem Winde. – Eiselein, 271.
Lat.: Ubi summo in culmine gallus aereus adverso flantem bibit aëra rostro. (Eiselein, 271.)
47 Der Hahn weiss sich viel auf seinem Miste. – Sailer, 101.
48 Der Han acht keines Edeln Stein, ein Körnlein wird jhm lieber sein. – Eyering, III, 355.
49 Der Han förcht den Fuchs-Balg auch in Kirsners Hauss. – Sutor, 989.
Lat.: Eheu quam miserum est fieri metuendo senem. (Philippi, I, 132; Sutor, 989.)
50 Der Han ist dapffer (kün, frisch vnd gehertzt) auff seinem Mist. – Eyering, I, 468; Lehmann, II, 56, 27; Blum, 394.
Er treibt den fremden Hahn keck aus seinem Gebiete und schreitet voll Selbstgefühl unter seiner Hühnerschar einher. Auch der Mensch fühlt sich am stärksten daheim, schon deshalb, weil er da die meisten Rechte hat. „Ein jeder Han auf seinem Mist viel frecher vnd gar zornig ist.“ (B. Waldis, I, 74, Ausgabe von H. Kurz, Leipzig 1862.)
Böhm.: I kokot na svém smetišti udaten. – Kohout na svém smetišti nejradĕji kokrhá. – Kohout na svých smetich smĕlejši. (Čelakovsky, 119.)
Engl.: Every cock is proud on his own dunghill. (Eiselein, 270; Gaal, 843.)
Frz.: Un coq est bien fort sur son fumier. (Kritzinger, 331b.)
It.: E ardito il gallo sopra il suo letame. (Gaal, 843; Bohn I, 95.)
Poln.: Każdy kokot (kogut), na šwych śmieciach śmialy. (Oberschlesien.) (Lompa, 45.) – Każdy kur na swoim śmiecisku śmialy. – Śmielszy kur na swojich śmieciach, uiż na cudzych wrotach. (Čelakovsky, 119.)
51 Der Han ist der Bawren Zeiger. – Herberyer, II, 490.
52 Der Han ist keck (frech) auff seinem Mist. – Lehmann, 202, 22 u. 446, 1.
53 Der Han ist nicht gut von seinem Miste zu treiben. – Petri, II, 91.
Ung.: Kakas is hatalmas a' maga szemetén. (Gaal, 843.)
54 Der junge Hahn kräht, wie er's vom alten gelernt hat.
Engl.: The young cock crows, as he had heard the old one. (Gaal, 36.)
55 Der rothe Hahn auf den alten Häusern ist gefährlicher als auf den neuen. – Eiselein, 271.
56 Des Hahns erster Anlauf ist kühn.
Lat.: Primus gallorum impetus major quam virorum, secundus minor quam mulierum. (Bovill, I, 99.)
57 Die Hanen haben ein Lied vnd Sinn vnd krehen mit vngleicher Stimm. – Lehmann, 166, 27.
58 Ehe der Hahn kräht, schlägt er sich mit den Fittichen. – Eiselein, 270; Simrock, 4216.
59 Ein alter Hahn gibt eine kräft'ge Suppe.
Alter macht weise. Alte Leute haben Erfahrung, gewähren guten Rath.
60 Ein alter Hahn scharrt nicht so viel heraus als eine junge Henne.
Ung.: Nem kaparhat annyit a kakas, hogy a jértze ki ne vakarja. (Gaal, 487.)
61 Ein blinder Han find auch ein Gerstenkörnlein. – Lehmann, 96, 6.
62 Ein guter Hahn1 dreht sich nach jedem Winde.
1) Nämlich Wetterhahn.
63 Ein guter Hahn hält aber nur ein Jahr.
Frz.: Le coq et le serviteur un seul an sont en vigueur. (Leroux, I, 111.)
64 Ein guter Hahn kräht auch zweimal. – Simrock, 4214.
Aufforderung zu einem zweiten Versuch, wenn der erste mislang.
Holl.: Een goede haan kraait twee maal. (Harrebomée, I, 266a.)
65 Ein guter Hahn trinkt nicht, er ruft seine Hennen.
Holl.: Een goede haan drinkt nooit, zonder zijne hennen te roepen. (Harrebomée, I, 266.)
66 Ein guter Hahn verscheucht den Morgen nicht.
67 Ein guter Hahn wird im Alter fett. (Elbing.) – Frischbier2, 1441.
68 Ein guter Hahn wird selten fett. – Blum, 99; Bücking, 13; Simrock, 4230; Körte, 2533; Braun, I, 1050.
Lichtenberg macht von dem Sprichwort eine moralische Anwendung, indem er sagt: „So auch ein guter Künstler, Dichter, Gelehrter, denn viel Fett schadet der productiven Kraft. Man nenne mir irgendein feistes Kunst- oder Dichtergenie, irgendeinen Mozart, Schiller, Voltaire, Kant, Newton u. a., dessen Seele in Speck gehüllt war. Die Nachtigall singt am lieblichsten, wenn sie verschmachtet.“
Böhm.: Dobrý kohout nebývá tlustý. (Čelakovsky, 480.)
Dän.: En god hane og tiener ere ei laenge sa. (Prov. dan., 272.)
Holl.: Een goede haan is nooit vet. (Harrebomée, I, 266.)
It.: Il gallo et il servitore in un' anno perdon' vigore.
Kroat.: Dober kokot redko je tust. (Čelakovsky, 480.)
Port.: Gallo bom nunca foi gordo. (Bohn I, 278.)
69 Ein Hahn, der dem Fuchse einmal entwischt ist, fürchtet sich auch vor einem blossen Fuchsbalge.
„Ein Han, der einsmals dem Fuchs aus den klawen entwischt, erschrack hernach auch vorm Fuchsbalg ins Kürsners Hauss vnnd flohe dauon.“ (Lehmann, 245, 34.)
70 Ein Hahn frisst eher eine Kiste Hafer als ein Pferd.
Ein sprichwörtlicher Scherz, der nicht dahin zu verstehen ist, dass ein Hahn in kürzerer Zeit ein gewisses Mass Hafer frässe als ein Pferd, sondern dass er mehr Neigung besitzt, Hafer zu fressen, als ein Pferd.
Holl.: Een haan eet eerder een spint haver op als een paard. (Harrebomée, I, 266.)
71 Ein Hahn ist stolz auf seinem Mist.
Holl.: Een haan is stout op zijn eigen erf. (Bohn I, 314.)
Lat.: Gallus in suo sterquilinio plurimum potest. (Gaal, 843; Philippi, I, 166; Schonheim, G, 1; Seybold, 198.)
Port.: Muito pòde o gallo no seu poleiro. (Bohn I, 284.)
Span.: Cada gallo canta en su muladar. (Bohn I, 207.)
72 Ein Hahn verräth viel Hennen.
73 Ein Hahn zwingt zwölf Hennen, ein Weib halb so viel Männer. – Simrock, 4225; Braun, I, 1055.
Mhd.: Hêr han, daz iuch iuwer vrümekeit nert, dast iuwer heil, wan ir meistert zwelf hennen. (Reinm. Zw.) – Nie man sò hôhen muot getruoc, ern hete an eime wîbe genuoc; so weiz der hane bezzer hân, dem sint zwelf hennen undertân, daz er der zwelfer meister ist, daz gât für Salomônes list. (Freidank.) (Zingerle, 63.)
It.: Può più un gallo che dieci galline. (Pazzaglia, 146, 8.)
74 Ein Han hat so wol (viel) Flügel als ein Falck, kan doch nicht so hoch fliegen. – Lehmann, 539, 26; Sailer, 148; Simrock, 4224.
75 Ein Han is beater as twei Kreien. (Westf.)
Wortspiel mit Hahn und haben (ha'n, Krähen, Kreien) und kriegen. Ein Haben ist besser als zwei Kriegen.
76 Ein Han vnnd Hun scharren, ob jhnen schon die Klawen verschnitten seynd. – Lehmann, 539, 39.
77 Ein hane ist vff seinem miste seer küne. – Tappius, 52b; Lehmann, II, 123, 46.
78 Ein ieder han ist freudig auff seinem mist. – Franck, II, 53a.
79 Ein jeder Haan macht sich doll auff seinem Mist. – Gruter, III, 27; Lehmann, II, 148, 36.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription.
(2020-09-18T08:54:47Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2020-09-18T08:54:47Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |