Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.[Spaltenumbruch] 11 Je grösser der Haufe, je dümmer. "Der grosse Haufen ist viel leichtgläubiger als der einzelne Mensch, weil immer einer den andern dumm macht." (Welt und Zeit, III, 73, 49.) "Es gibt in unserer Sprache kein Wort, um die Einfalt und Erbärmlichkeit des grossen Haufens vollkommen zu bezeichnen." (Ebd., 83, 40.) Daher mag es wol auch kommen, dass in Gemeindeversammlungen, wenn die einzelnen auch vernünftige Ansichten von der Sache haben, in der Regel ein dummer Beschluss zu Stande kommt. 12 Je grösser Hauf, je grösser Ehr'. In Hannover: Je höher de hucken, je gröter de Ehre. (Schambach, II, 247.) Von der bei den Landleuten herrschenden Sitte bei Hochzeiten, Kindtaufen und andern Gastereien dem Gaste, den man besonders ehren will, von den einzelnen Gerichten viel vorzulegen. 13 Je grösser Hauff dem Geitze wird, je mehr er täglich Geld begehrt. - Petri, II, 391; Henisch, 1448, 49. 14 Jederman trägt zum grossen hauffen. - Lehmann, 378, 78. 15 Vom Hauffen schmeckt's wol. - Petri, II, 850. 16 Was man vom grossen Hauffen nimpt, das fühlet man nicht so bald. - Petri, II, 605. 17 Wenn man immer zum Haufen schüttet und nichts davonnimmt, so wird er je länger je grösser. 18 Wenn man in einen Haufen wirft, glaubt jeder, er ist gemeint. Wie unter der Herrschaft von vielen jeder irgendeine gerügte Lächerlichkeit an seinem Nachbar zu erblicken meint. 19 Wer dem hauffen volgt, d' hat viel Gesellen. - Lehmann, 75, 8; Eiselein, 285; Körte, 2643; Simrock, 4398; Braun, I, 1160. Dän.: Man folger alt den store hob. (Proc. dan., 191.) 20 Wer vom Haufen will sein geehrt, der zeige sich ihm auf hohem Pferd. "Man muss sich stets auf hohem Pferd dem Gassenvolke zeigen; und wär' der Reiter auch nichts werth, man wird sich vor dem Gaul verneigen." (Schücking, Welt und Zeit, 447.) 21 Wo scho-n-e grosse Hufe-n-isch, chunnt no meh hi. (Solothurn.) - Schild, 62, 79. 22 Wou e a Haufen is, tuit da Hunt nou uanu dazui. (Steiermark.) - Firmenich, II, 765, 19. Wo ein Haufen ist, thut der Hund noch einen dazu. Geld zieht Geld an. *23 Auf den grossen Haufen scheissen. - Murner, Nb., 75. *24 Aus einem Haufen einen Berg machen. - Körte, 2645. *25 Dem grossen Haufen zulaufen. - Murner, Vom luther. Narren. *26 Der verlorene Haufen. - Murner, Nb., 15. *27 Er hat's in solchen Haufen, ein Schwimmer könnte darin ersaufen. Der sehr Reiche. *28 Er hat's vber hauffen geworffen, wie ein Schuster die Leisten. - Lehmann, 836, 1. "Es ist nichts in forma figura oder modo." *29 Er macht den Haufen grösser. Holl.: Wij vermeerderen den hoop. (Harrebomee, I, 333.) *30 Er macht den Haufen grösser, aber nicht besser. Holl.: Hij mag den hoop vermeerderen, maar niet verbeteren. (Harrebomee, I, 333.) *31 Er mag den hauffen wol vermehren, er wird jn aber nit verbesseren. - Tuppius, 41b; Körte, 2644; Braun, I, 1161. *32 Es ligt alles vber ein wüsten hauffen, als hett es ein Trunckner bald aussgespien. - Lehmann, 836, 2. *33 Ham kan a Huug sä. (Nordfries.) Man kann den Haufen sehen. Wird gesagt, wenn jemand sich brüstet, ohne etwas zu sein. *34 In hellen Haufen. *35 Machst einen Haufen (merdas) wie ein Wächterhaus. (Nürtingen.) Bei Wien heissen solche Haufen kurzweg "Wächter"; auch in andern Gegenden sagt man: einen Wächter setzen. *36 Sich zum grössten Haufen schlagen. *37 Zum grössten Haufen hofiren. *38 Zum verlorenen Haufen gehören. Faule Rotte. [Spaltenumbruch] Haufen (Verb.). * G'haufet ist auch gefahren. (Rottenburg.) Haufen = den Wagen durch das Gespann zurückschieben. Häuflein. 1 Ein klein Häuflein in Einigkeit vermag mehr als ein grosser Haufen in Streit. Böhm.: Lepsi svorna hrstka mala, nez nesvorny zastup. (Celakovsky, 112.) 2 Mog's Häufla1 so kla' sei, as will, sou eit a räudi's2 drunter. (Franken.) - Frommann, VI, 316, 163. 1) Hier zunächst von Schafen verstanden und dann vergleichungsweise auf Kinder einer Familie angewandt, unter denen sich häufig ein ungerathenes (räudi's) findet. Auch von dem widerwärtigen Mitgliede einer Gesellschaft. 2) Räude = Krätze, Grind. Hauks. * Es ist Hauks Mauks. Ein Uebel wie das andere. Haupt (Name). Guten Morgen, lieber Herr Haupt! Den Wein han wir ihnen geraubt; und wenn Sie's nicht han veröbbel genommen, so wollen wir übers Jahr wieder kommen. Diesen in den Volksmund übergegangenen Vers hatten Diebe, welche dem Pfarrer Haupt in dem anhalt-köthenschen Dorfe Merzien (auch Märzien oder Merzin) die Trauben gestohlen, an dessen Thür geschrieben. Haupt. 1 Ain haubt von Behmer land, zway weisse ärmlin von Prafond, ain prust von Schwaben her, von Kernten zway tüttlin, ragend als ain sper, ain pauch von Oesterreich, der wär schlecht vnd geleich vnd ain Ars von pollandt, auch ein Bayrisch f. daran, vnd zway füszlein von dem Rein, das möcht ain schöne fraw gesein. - Liederbuch der Clara Hätzlerin, von C. Haltaus, 1840, LXVIII, 2, 7. 2 Arka Haad pasat egh tu ean Hut. (Nordfries.) - Lappenkorb; Firmenich, III, 3, 24. Jedes Haupt passt nicht zu einem Hut. 3 Auf das Haupt des Kahlen hagelt's gern. 4 Auss einem vollen haupt vnd (satten) bauch kommt selten ein subtiler gedancken. - Petri, II, 28; Henisch, 208, 20. 5 Das beste Haupt hinter den Herd, das zweite hinter den Hofsherrn. - Graf, 51, 180. Beim Tode eines schutzverwandten Familienhauptes wurde eine Abgabe an den Schutzherrn gegeben, die unter dem Namen Besthaupt, Cornut, Todfall (s. Fall 6, Hand 508, Hof, Rauch) bekannt ist und die in der besten Habe bestand. War Vieh vorhanden, so war es das beste Stück der Einhufer; fehlten diese, so der Spalthufer, in Ermangelung dieser das beste Kleid u. s. w. Mhd.: Das beste haupt hinter den herdt vnd das zweite hinder den hoffsherren. (Grimm, Weisth., II, 478.) 6 Das dritt haupt tregt (zu) schwer. - Egenollf, 298a; Lehmann, 711, 7; Schottel, 1121b; Petri, II, 59; Graf, 414, 100; Eyering, I, 286, 364; Lehmann, II, 57, 15; Simrock, 1705; Körte, 2648. Wenn ein Geheimniss mehr als zwei wissen, hat es aufgehört, ein Geheimniss zu sein, denn dann erfahren es bald zehn und hundert. "Zwen verschweigen wol eine heimligkeit, erfährt sie der dritte, der kan sie nicht tragen, er schwetzet sie nach." (Henisch, 754, 2.) Engl.: Three may keep counsel, if two be away. It.: Se il secreto si sa da tre, si sa da tutti. - Tre taceranno, se due vi non sono. Lat.: Si sapis, quod scis nescias. (Terenz.) 7 Das Haupt für den Todten, die Hand für den Verwundeten. - Graf, 340, 338. Wer jemand getödtet, verlor das Haupt, wer einen verwundet, die Hand. Holl.: 'Thooft voor den doden, end di hant voor den ghewonden. (Mieris, I, 310, 19.) 8 Das Haupt ist edler als die Füss. - Froschm., K; Petri, II, 64. 9 Das Haupt mit der Zunge ist doppelten Werthes. 10 Das Haupt regiert und nicht die Füsse. - Eiselein, 285; Simrock, 4399. 11 Ein gekröntes Haupt hat auch Kopfschmerzen. (Wend. Lausitz.) 12 Ein graues Haupt ist von wenig Achtbarkeit, wenn der Verstand ohne Bart ist. - Winckler, XIII, 36.
[Spaltenumbruch] 11 Je grösser der Haufe, je dümmer. „Der grosse Haufen ist viel leichtgläubiger als der einzelne Mensch, weil immer einer den andern dumm macht.“ (Welt und Zeit, III, 73, 49.) „Es gibt in unserer Sprache kein Wort, um die Einfalt und Erbärmlichkeit des grossen Haufens vollkommen zu bezeichnen.“ (Ebd., 83, 40.) Daher mag es wol auch kommen, dass in Gemeindeversammlungen, wenn die einzelnen auch vernünftige Ansichten von der Sache haben, in der Regel ein dummer Beschluss zu Stande kommt. 12 Je grösser Hauf, je grösser Ehr'. In Hannover: Je höher de hucken, je gröter de Ehre. (Schambach, II, 247.) 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11 Je grösser der Haufe, je dümmer.
„Der grosse Haufen ist viel leichtgläubiger als der einzelne Mensch, weil immer einer den andern dumm macht.“ (Welt und Zeit, III, 73, 49.) „Es gibt in unserer Sprache kein Wort, um die Einfalt und Erbärmlichkeit des grossen Haufens vollkommen zu bezeichnen.“ (Ebd., 83, 40.) Daher mag es wol auch kommen, dass in Gemeindeversammlungen, wenn die einzelnen auch vernünftige Ansichten von der Sache haben, in der Regel ein dummer Beschluss zu Stande kommt.
12 Je grösser Hauf, je grösser Ehr'.
In Hannover: Je höher de hucken, je gröter de Ehre. (Schambach, II, 247.) Von der bei den Landleuten herrschenden Sitte bei Hochzeiten, Kindtaufen und andern Gastereien dem Gaste, den man besonders ehren will, von den einzelnen Gerichten viel vorzulegen.
13 Je grösser Hauff dem Geitze wird, je mehr er täglich Geld begehrt. – Petri, II, 391; Henisch, 1448, 49.
14 Jederman trägt zum grossen hauffen. – Lehmann, 378, 78.
15 Vom Hauffen schmeckt's wol. – Petri, II, 850.
16 Was man vom grossen Hauffen nimpt, das fühlet man nicht so bald. – Petri, II, 605.
17 Wenn man immer zum Haufen schüttet und nichts davonnimmt, so wird er je länger je grösser.
18 Wenn man in einen Haufen wirft, glaubt jeder, er ist gemeint.
Wie unter der Herrschaft von vielen jeder irgendeine gerügte Lächerlichkeit an seinem Nachbar zu erblicken meint.
19 Wer dem hauffen volgt, d' hat viel Gesellen. – Lehmann, 75, 8; Eiselein, 285; Körte, 2643; Simrock, 4398; Braun, I, 1160.
Dän.: Man folger alt den store hob. (Proc. dan., 191.)
20 Wer vom Haufen will sein geehrt, der zeige sich ihm auf hohem Pferd.
„Man muss sich stets auf hohem Pferd dem Gassenvolke zeigen; und wär' der Reiter auch nichts werth, man wird sich vor dem Gaul verneigen.“ (Schücking, Welt und Zeit, 447.)
21 Wo schò-n-e grosse Hufe-n-isch, chunnt no meh hi. (Solothurn.) – Schild, 62, 79.
22 Wou ê a Haufen is, tuit da Hunt nou uanu dazui. (Steiermark.) – Firmenich, II, 765, 19.
Wo ein Haufen ist, thut der Hund noch einen dazu. Geld zieht Geld an.
*23 Auf den grossen Haufen scheissen. – Murner, Nb., 75.
*24 Aus einem Haufen einen Berg machen. – Körte, 2645.
*25 Dem grossen Haufen zulaufen. – Murner, Vom luther. Narren.
*26 Der verlorene Haufen. – Murner, Nb., 15.
*27 Er hat's in solchen Haufen, ein Schwimmer könnte darin ersaufen.
Der sehr Reiche.
*28 Er hat's vber hauffen geworffen, wie ein Schuster die Leisten. – Lehmann, 836, 1.
„Es ist nichts in forma figura oder modo.“
*29 Er macht den Haufen grösser.
Holl.: Wij vermeerderen den hoop. (Harrebomée, I, 333.)
*30 Er macht den Haufen grösser, aber nicht besser.
Holl.: Hij mag den hoop vermeerderen, maar niet verbeteren. (Harrebomée, I, 333.)
*31 Er mag den hauffen wol vermehren, er wird jn aber nit verbesseren. – Tuppius, 41b; Körte, 2644; Braun, I, 1161.
*32 Es ligt alles vber ein wüsten hauffen, als hett es ein Trunckner bald aussgespien. – Lehmann, 836, 2.
*33 Ham kan a Huug sä. (Nordfries.)
Man kann den Haufen sehen. Wird gesagt, wenn jemand sich brüstet, ohne etwas zu sein.
*34 In hellen Haufen.
*35 Machst einen Haufen (merdas) wie ein Wächterhaus. (Nürtingen.)
Bei Wien heissen solche Haufen kurzweg „Wächter“; auch in andern Gegenden sagt man: einen Wächter setzen.
*36 Sich zum grössten Haufen schlagen.
*37 Zum grössten Haufen hofiren.
*38 Zum verlorenen Haufen gehören.
Faule Rotte.
Haufen (Verb.).
* G'haufet ist auch gefahren. (Rottenburg.)
Haufen = den Wagen durch das Gespann zurückschieben.
Häuflein.
1 Ein klein Häuflein in Einigkeit vermag mehr als ein grosser Haufen in Streit.
Böhm.: Lepši svorná hrstka malá, než nesvorný zástup. (Čelakovsky, 112.)
2 Môg's Häufla1 so klâ' sei, as will, sou ît a räudi's2 drunter. (Franken.) – Frommann, VI, 316, 163.
1) Hier zunächst von Schafen verstanden und dann vergleichungsweise auf Kinder einer Familie angewandt, unter denen sich häufig ein ungerathenes (räudi's) findet. Auch von dem widerwärtigen Mitgliede einer Gesellschaft.
2) Räude = Krätze, Grind.
Hauks.
* Es ist Hauks Mauks.
Ein Uebel wie das andere.
Haupt (Name).
Guten Morgen, lieber Herr Haupt! Den Wein han wir ihnen geraubt; und wenn Sie's nicht han veröbbel genommen, so wollen wir übers Jahr wieder kommen.
Diesen in den Volksmund übergegangenen Vers hatten Diebe, welche dem Pfarrer Haupt in dem anhalt-köthenschen Dorfe Merzien (auch Märzien oder Merzin) die Trauben gestohlen, an dessen Thür geschrieben.
Haupt.
1 Ain haubt von Behmer land, zway weisse ärmlin von Prafond, ain prust von Schwaben her, von Kernten zway tüttlin, ragend als ain sper, ain pauch von Oesterreich, der wär schlecht vnd geleich vnd ain Ars von pollandt, auch ein Bayrisch f. daran, vnd zway füszlein von dem Rein, das möcht ain schöne fraw gesein. – Liederbuch der Clara Hätzlerin, von C. Haltaus, 1840, LXVIII, 2, 7.
2 Arka Haad pasat egh tu ean Hut. (Nordfries.) – Lappenkorb; Firmenich, III, 3, 24.
Jedes Haupt passt nicht zu einem Hut.
3 Auf das Haupt des Kahlen hagelt's gern.
4 Auss einem vollen haupt vnd (satten) bauch kommt selten ein subtiler gedancken. – Petri, II, 28; Henisch, 208, 20.
5 Das beste Haupt hinter den Herd, das zweite hinter den Hofsherrn. – Graf, 51, 180.
Beim Tode eines schutzverwandten Familienhauptes wurde eine Abgabe an den Schutzherrn gegeben, die unter dem Namen Besthaupt, Cornut, Todfall (s. Fall 6, Hand 508, Hof, Rauch) bekannt ist und die in der besten Habe bestand. War Vieh vorhanden, so war es das beste Stück der Einhufer; fehlten diese, so der Spalthufer, in Ermangelung dieser das beste Kleid u. s. w.
Mhd.: Das beste haupt hinter den herdt vnd das zweite hinder den hoffsherren. (Grimm, Weisth., II, 478.)
6 Das dritt haupt tregt (zu) schwer. – Egenollf, 298a; Lehmann, 711, 7; Schottel, 1121b; Petri, II, 59; Graf, 414, 100; Eyering, I, 286, 364; Lehmann, II, 57, 15; Simrock, 1705; Körte, 2648.
Wenn ein Geheimniss mehr als zwei wissen, hat es aufgehört, ein Geheimniss zu sein, denn dann erfahren es bald zehn und hundert. „Zwen verschweigen wol eine heimligkeit, erfährt sie der dritte, der kan sie nicht tragen, er schwetzet sie nach.“ (Henisch, 754, 2.)
Engl.: Three may keep counsel, if two be away.
It.: Se il secreto si sà da tre, si sà da tutti. – Tre taceranno, se due vi non sono.
Lat.: Si sapis, quod scis nescias. (Terenz.)
7 Das Haupt für den Todten, die Hand für den Verwundeten. – Graf, 340, 338.
Wer jemand getödtet, verlor das Haupt, wer einen verwundet, die Hand.
Holl.: 'Thooft voor den doden, end di hant voor den ghewonden. (Mieris, I, 310, 19.)
8 Das Haupt ist edler als die Füss. – Froschm., K; Petri, II, 64.
9 Das Haupt mit der Zunge ist doppelten Werthes.
10 Das Haupt regiert und nicht die Füsse. – Eiselein, 285; Simrock, 4399.
11 Ein gekröntes Haupt hat auch Kopfschmerzen. (Wend. Lausitz.)
12 Ein graues Haupt ist von wenig Achtbarkeit, wenn der Verstand ohne Bart ist. – Winckler, XIII, 36.
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