Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] 5 Der Henker könnte sterben, ich würde doch nichts erben.

6 Der Henker mit dem Schwerte schlägt dem, so vor ihm ist, den Kopf ab, und dräuet denen, so hinter ihm sind. - Eiselein, 298; Simrock, 4558.

Zur Abschreckungstheorie.

7 Der Henker sagte zu seinem Knechte: Geh und werd' ein Krämer.

Die alten Deutschen hielten die Krämerei für ein unehrliches Gewerbe.

8 Der Henker thut manchem weh, ein loser Schwätzer noch viel meh.

9 Henker und Teufel sind unsers Herrgotts Scharfrichter. - Luther's Tischr., 441b.

10 Soll's dem Henker, so hol's der Henker.

Böhm.: Co jest popovo, to bud' hotovo. - Co komu, to tomu. (Celakovsky, 105.)

11 Vom Henker gibt's keine Appellation.

Böhm.: Kat nejvyssi urad. (Celakovsky, 355.)

Poln.: Kat najwyzszy (ostatni) urzad. (Celakovsky, 355.)

12 Was der Henker mit dem Schwert erreichen kann, das ist sein. - Pistor., I, 43; Hillebrand, 66, 96; Eisenhart, 24; Eiselein, 298; Simrock, 4550.

Nach diesem jetzt veralteten Sprichwort durfte früher der Henker sich diejenigen beweglichen Sachen eines Selbstmörders aneignen, welche er neben dessen Leichnam stehend mit dem Schwerte oder einem andern Werkzeug, das er zu Hülfe nehmen durfte, z. B. Hammer, Speer, Axt, Messer, Sichel, berühren konnte. Ueber dies mittelalterliche Recht vgl. Grimm, Rechtsalt., 68.

13 Was kann man einem Henker Bessers schenken als einen Galgen!

14 Wenn man nicht Hencker het noch Schwert, so blieb einem weder Kuh noch Pferd. - Petri, II, 668.

15 Wer beim Henker sucht Gnade, und Liebe bei der Hur', der ist auf einer falschen Spur.

Böhm.: Darmo hledati u kata litosti, u kurvy milosti (stydlivosti). (Celakovsky, 122.)

16 Wer dem Henker auch entläuft, entläuft deshalb dem Teufel nicht. - Simrock, 4556; Körte, 2747; Braun, I, 1273.

*17 Ahn hengers dank. - Lauremberg, II. Anhang, XI, 9.

D. i. ohne jemandes Dank, unnützerweise. Henker gehört zu den Glimpfformen unserer Sprache und steht hier als Verhüllung für Teufel. Prof. A. Stöber hat im Elsass folgende Ausdrücke und Redensarten, in denen Henker in dieser Weise vorkommt, gefunden. Zum Henker! Zuem Henker au! Beim Henker! Was Henkers au! D'r Deihenker! (Dei = Teufel.) Ei d'r Deihenker! Was Deihenkers! Pfi Deihenker! Potz Deihenker! Beim (zuem) Deihenker! 'S Deihenkers Dank (für Teufels Dank, auch blos Henkers Dank). (Frommann, II, 505.)

Mhd.: Ane dank.

*18 Das ist dem Henker nichts werth.

*19 Das mag der Henker glauben. - Eiselein, 298.

Lat.: Credat Judaeus Apella. (Eiselein, 298.)

*20 Dass dich der Henker. - Kritzinger, 250a.

*21 Davon versteht der Henker nichts. - Kritzinger, 233a.

*22 Dem hencker beichten. - Franck, II, 16b; Henisch, 255, 67; Körte, 2747a; Braun, I, 1274; Reinsberg IV, 72.

Die Theilnahme und Mitleid suchen, wo sie nicht zu finden sind. Um die lateinische Redensart: Apud novercam queri, durch deutsche auszudrücken, hat Franck a. a. O. der obigen noch folgende beigefügt: (Das Leid) seiner stieffmuter klagen. Er clagts eim rechten. Der esel beicht dem Löwen, das schaf dem wolff. Es ist jm eben so leyd, als so eim esel ein sack entpfelt.

Holl.: Hij gaat bij den beul te biecht. (Harrebomee, I, 51a.)

*23 Dem Hencker seine Noth klagen. - Sutor, 377.

Lat.: Apud novercam quaeri. (Seybold, 32.)

*24 Dem Henker zuhören. - Murner, Nb., 35.

Holl.: Onder den blaauwen hemel komen. (Harrebomee, I, 303.)

*25 Den Henker ums Brot bringen.

*26 Der hencker ist pfarherr worden. - Franck, II, 96b.

"Da einer zu ehren auffsteigt wieder iedermanns hoffnung." Franck fügt als verwandte hinzu: "der hirt ist wirt, der zanbrecher prediger."

*27 Der Henker hat's geholt. - Kritzinger, 233b.

*28 Der Henker ist los. - Kritzinger, 203a.

*29 Der Henker schlägt seine Grossmutter.

Es ist bald Regen, bald Sonnenschein.

Frz.: Le diable bat sa femme. (Kritzinger, 233a.)

[Spaltenumbruch] *30 Der Henker soll ihm den Lohn geben. - Murner.

Auch mit dem Zusatz: Geh' zum Henker und lern' das Hexen!

Holl.: Loop naar den hemel, en verkoop je aan de hel. (Harrebomee, I, 303.)

Lat.: Ad corvos. (Apostol., 9.)

*31 Der Henker soll ihm die Augen ausstechen und der Teufel in die Luken scheissen. - Eiselein, 298.

*32 Der Henker wird auf seiner Hochzeit tanzen.

Er wird gehängt werden. Man hat dafür auch die Redensart: Die Raben (s. d.) werden bei ihm Freitafel halten. Er wird in der Luft das Luftschöpfen vergessen. Er wird Feldbischof (s. d.) werden und den Segen mit den Füssen geben. Er wird mit einer Seilerstochter (s. d.) Hochzeit machen. Er wird ins Kloster der dürren Brüder gehen. In Holland nennt man den Henker oder Scharfrichter den haarlemschen Doctor, und man sagt sprichwörtlich von einem, der seine Strafe ohne Gnade empfangen hat: Hij heeft van den Haarlemschen dokter de benedictie op het schavot ontvangen. (Harrebomee, I, 270.)

*33 Des Henkers (Teufels) Grossmutter ein Bein abschwören. - Eiselein, 298.

*34 Du werst in des Henkers Kök kam'n. - Eichwald, 769.

*35 Ei, des Henkers. - Eiselein, 298.

*36 Einen dem Henker überantworten.

Frz.: Mettre quelqu'un entre les mains du bourreau. (Kritzinger, 85b.)

*37 Er ist dem Henker entronnen. (S. Galgen.)

*38 Er ist dem Henker zuvorgekommen.

Frz.: Il a anticipe la main du bourreau. (Kritzinger, 85b.)

*39 Er ist des Henkers nicht werth.

Frz.: Il ne vaut pas le pendre. (Kritzinger, 702a.)

*40 Er wird dem Henker nicht entlaufen.

Frz.: La potence ne manquera pas. (Kritzinger, 554a.)

*41 Er würde den Henker fressen, wenn er nicht zappelte.

*42 Es geht alles zum Henker.

Frz.: Tout y va, la paille et le foin. (Lendroy, 1125.)

*43 Es ist zu allen Henkern gegangen. - Kritzinger, 233b.

*44 Geh zum Henker.

In derselben Bedeutung sagen die Magyaren: Geh zum Tataren! (Reinsberg V, 47.)

Lat.: In malam crucem abi. (Plautus.) (Binder II, 1444.) - In orci culum incidat. (Philippi, I, 201.) - Vade malis avibus. (Binder II, 3446.)

*45 Goa noa'm Henker un ler dat Hexen. (Büren.)

*46 Hol's der Henker, Gott gibt's wieder. (S. Fuchs 423 u. Geier 18.) - Frischbier2, 1568.

*47 In des Henkers Küche kommen. - Körte, 2747c.

Auf den Schindanger.

*48 In Henkers Händen sein.

Holl.: Hij zit onder beuls handen. (Harrebomee, I, 51a.)

*49 Wenn der Henker stürbe, ich erbte doch nichts. - Kritzinger, 233a.

*50 Wider des Henkers Dank (Willen) etwas behaupten (verlieren). - Eiselein, 298.

Lat.: Volens nolente animo. (Eiselein, 298.)

*51 Zum Henker! - Eiselein, 298.

*52 Zum Henker, sagte der Schinderknecht.

Böhm.: Nesmejte se popovi, jste sami takovi. (Celakovsky, 82.)

*53 Zum Henker scher' dich.


Henkermahl.

*1 Das Henkermahl ist (wird) ihm schlecht bekommen.

"Aber dieses Henckermahl bekam uns hernach in Candia wie dem Hunde das Grass, der wol büsset, was er gefressen." (Grimmelshausen, Springinsfeld.)

*2 Ein Henkermahl halten. - Eiselein, 299.

Es ist üblich, den Henkern oder Scharfrichtern, nach vollzogener Hinrichtung ein Mahl zu bereiten; vorstehend ist aber wol die Mahlzeit gemeint, die dem Verurtheilten vor der Vollziehung des Todesurtheils gereicht wird. (S. Henken 13.) Die Redensart wird aber uneigentlich und scherzhaft auch für Abgangs- und Abschiedsmahlzeit gebraucht, etwa wie das holländische Sprichwort andeutet: Daar hebt gij het laatste geregt, maakt er u vrolijk mede. (Harrebomee, I, 230.)

Lat.: Omneis de nobis carnuficum concelebrabuntur dies. (Eiselein, 299.)


Henkermahlzeit.

* Die Henkermahlzeit essen (halten). - Frischbier2, 1569; Braun, I, 1275.


[Spaltenumbruch] 5 Der Henker könnte sterben, ich würde doch nichts erben.

6 Der Henker mit dem Schwerte schlägt dem, so vor ihm ist, den Kopf ab, und dräuet denen, so hinter ihm sind.Eiselein, 298; Simrock, 4558.

Zur Abschreckungstheorie.

7 Der Henker sagte zu seinem Knechte: Geh und werd' ein Krämer.

Die alten Deutschen hielten die Krämerei für ein unehrliches Gewerbe.

8 Der Henker thut manchem weh, ein loser Schwätzer noch viel meh.

9 Henker und Teufel sind unsers Herrgotts Scharfrichter.Luther's Tischr., 441b.

10 Soll's dem Henker, so hol's der Henker.

Böhm.: Co jest popovo, to bud' hotovo. – Co komu, to tomu. (Čelakovsky, 105.)

11 Vom Henker gibt's keine Appellation.

Böhm.: Kat nejvyšší úřad. (Čelakovsky, 355.)

Poln.: Kat najwyższy (ostatni) urzad. (Čelakovsky, 355.)

12 Was der Henker mit dem Schwert erreichen kann, das ist sein.Pistor., I, 43; Hillebrand, 66, 96; Eisenhart, 24; Eiselein, 298; Simrock, 4550.

Nach diesem jetzt veralteten Sprichwort durfte früher der Henker sich diejenigen beweglichen Sachen eines Selbstmörders aneignen, welche er neben dessen Leichnam stehend mit dem Schwerte oder einem andern Werkzeug, das er zu Hülfe nehmen durfte, z. B. Hammer, Speer, Axt, Messer, Sichel, berühren konnte. Ueber dies mittelalterliche Recht vgl. Grimm, Rechtsalt., 68.

13 Was kann man einem Henker Bessers schenken als einen Galgen!

14 Wenn man nicht Hencker het noch Schwert, so blieb einem weder Kuh noch Pferd.Petri, II, 668.

15 Wer beim Henker sucht Gnade, und Liebe bei der Hur', der ist auf einer falschen Spur.

Böhm.: Darmo hledati u kata lítosti, u kurvy milosti (stydlivosti). (Čelakovsky, 122.)

16 Wer dem Henker auch entläuft, entläuft deshalb dem Teufel nicht.Simrock, 4556; Körte, 2747; Braun, I, 1273.

*17 Ahn hengers dank.Lauremberg, II. Anhang, XI, 9.

D. i. ohne jemandes Dank, unnützerweise. Henker gehört zu den Glimpfformen unserer Sprache und steht hier als Verhüllung für Teufel. Prof. A. Stöber hat im Elsass folgende Ausdrücke und Redensarten, in denen Henker in dieser Weise vorkommt, gefunden. Zum Henker! Zuem Henker au! Bîm Henker! Was Henkers au! D'r Deihenker! (Dei = Teufel.) Ei d'r Deihenker! Was Deihenkers! Pfi Deihenker! Potz Deihenker! Bîm (zuem) Deihenker! 'S Deihenkers Dank (für Teufels Dank, auch blos Henkers Dank). (Frommann, II, 505.)

Mhd.: Ane dank.

*18 Das ist dem Henker nichts werth.

*19 Das mag der Henker glauben.Eiselein, 298.

Lat.: Credat Judaeus Apella. (Eiselein, 298.)

*20 Dass dich der Henker.Kritzinger, 250a.

*21 Davon versteht der Henker nichts.Kritzinger, 233a.

*22 Dem hencker beichten.Franck, II, 16b; Henisch, 255, 67; Körte, 2747a; Braun, I, 1274; Reinsberg IV, 72.

Die Theilnahme und Mitleid suchen, wo sie nicht zu finden sind. Um die lateinische Redensart: Apud novercam queri, durch deutsche auszudrücken, hat Franck a. a. O. der obigen noch folgende beigefügt: (Das Leid) seiner stieffmuter klagen. Er clagts eim rechten. Der esel beicht dem Löwen, das schaf dem wolff. Es ist jm eben so leyd, als so eim esel ein sack entpfelt.

Holl.: Hij gaat bij den beul te biecht. (Harrebomée, I, 51a.)

*23 Dem Hencker seine Noth klagen.Sutor, 377.

Lat.: Apud novercam quaeri. (Seybold, 32.)

*24 Dem Henker zuhören.Murner, Nb., 35.

Holl.: Onder den blaauwen hemel komen. (Harrebomée, I, 303.)

*25 Den Henker ums Brot bringen.

*26 Der hencker ist pfarherr worden.Franck, II, 96b.

„Da einer zu ehren auffsteigt wieder iedermanns hoffnung.“ Franck fügt als verwandte hinzu: „der hirt ist wirt, der zanbrecher prediger.“

*27 Der Henker hat's geholt.Kritzinger, 233b.

*28 Der Henker ist los.Kritzinger, 203a.

*29 Der Henker schlägt seine Grossmutter.

Es ist bald Regen, bald Sonnenschein.

Frz.: Le diable bat sa femme. (Kritzinger, 233a.)

[Spaltenumbruch] *30 Der Henker soll ihm den Lohn geben.Murner.

Auch mit dem Zusatz: Geh' zum Henker und lern' das Hexen!

Holl.: Loop naar den hemel, en verkoop je aan de hel. (Harrebomée, I, 303.)

Lat.: Ad corvos. (Apostol., 9.)

*31 Der Henker soll ihm die Augen ausstechen und der Teufel in die Luken scheissen.Eiselein, 298.

*32 Der Henker wird auf seiner Hochzeit tanzen.

Er wird gehängt werden. Man hat dafür auch die Redensart: Die Raben (s. d.) werden bei ihm Freitafel halten. Er wird in der Luft das Luftschöpfen vergessen. Er wird Feldbischof (s. d.) werden und den Segen mit den Füssen geben. Er wird mit einer Seilerstochter (s. d.) Hochzeit machen. Er wird ins Kloster der dürren Brüder gehen. In Holland nennt man den Henker oder Scharfrichter den haarlemschen Doctor, und man sagt sprichwörtlich von einem, der seine Strafe ohne Gnade empfangen hat: Hij heeft van den Haarlemschen dokter de benedictie op het schavot ontvangen. (Harrebomée, I, 270.)

*33 Des Henkers (Teufels) Grossmutter ein Bein abschwören.Eiselein, 298.

*34 Du werst in des Henkers Kök kam'n.Eichwald, 769.

*35 Ei, des Henkers.Eiselein, 298.

*36 Einen dem Henker überantworten.

Frz.: Mettre quelqu'un entre les mains du bourreau. (Kritzinger, 85b.)

*37 Er ist dem Henker entronnen. (S. Galgen.)

*38 Er ist dem Henker zuvorgekommen.

Frz.: Il a anticipé la main du bourreau. (Kritzinger, 85b.)

*39 Er ist des Henkers nicht werth.

Frz.: Il ne vaut pas le pendre. (Kritzinger, 702a.)

*40 Er wird dem Henker nicht entlaufen.

Frz.: La potence ne manquera pas. (Kritzinger, 554a.)

*41 Er würde den Henker fressen, wenn er nicht zappelte.

*42 Es geht alles zum Henker.

Frz.: Tout y va, la paille et le foin. (Lendroy, 1125.)

*43 Es ist zu allen Henkern gegangen.Kritzinger, 233b.

*44 Geh zum Henker.

In derselben Bedeutung sagen die Magyaren: Geh zum Tataren! (Reinsberg V, 47.)

Lat.: In malam crucem abi. (Plautus.) (Binder II, 1444.) – In orci culum incidat. (Philippi, I, 201.) – Vade malis avibus. (Binder II, 3446.)

*45 Goa noa'm Henker un lêr dat Hexen. (Büren.)

*46 Hol's der Henker, Gott gibt's wieder. (S. Fuchs 423 u. Geier 18.) – Frischbier2, 1568.

*47 In des Henkers Küche kommen.Körte, 2747c.

Auf den Schindanger.

*48 In Henkers Händen sein.

Holl.: Hij zit onder beuls handen. (Harrebomée, I, 51a.)

*49 Wenn der Henker stürbe, ich erbte doch nichts.Kritzinger, 233a.

*50 Wider des Henkers Dank (Willen) etwas behaupten (verlieren).Eiselein, 298.

Lat.: Volens nolente animo. (Eiselein, 298.)

*51 Zum Henker!Eiselein, 298.

*52 Zum Henker, sagte der Schinderknecht.

Böhm.: Nesmĕjte se popovi, jste sami takovi. (Čelakovsky, 82.)

*53 Zum Henker scher' dich.


Henkermahl.

*1 Das Henkermahl ist (wird) ihm schlecht bekommen.

„Aber dieses Henckermahl bekam uns hernach in Candia wie dem Hunde das Grass, der wol büsset, was er gefressen.“ (Grimmelshausen, Springinsfeld.)

*2 Ein Henkermahl halten.Eiselein, 299.

Es ist üblich, den Henkern oder Scharfrichtern, nach vollzogener Hinrichtung ein Mahl zu bereiten; vorstehend ist aber wol die Mahlzeit gemeint, die dem Verurtheilten vor der Vollziehung des Todesurtheils gereicht wird. (S. Henken 13.) Die Redensart wird aber uneigentlich und scherzhaft auch für Abgangs- und Abschiedsmahlzeit gebraucht, etwa wie das holländische Sprichwort andeutet: Daar hebt gij het laatste geregt, maakt er u vrolijk mede. (Harrebomée, I, 230.)

Lat.: Omneis de nobis carnuficum concelebrabuntur dies. (Eiselein, 299.)


Henkermahlzeit.

* Die Henkermahlzeit essen (halten).Frischbier2, 1569; Braun, I, 1275.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><pb facs="#f0260" n="[254]"/><cb n="507"/>
5 Der Henker könnte sterben, ich würde doch nichts erben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Der Henker mit dem Schwerte schlägt dem, so vor ihm ist, den Kopf ab, und dräuet denen, so hinter ihm sind.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 298; Simrock, 4558.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Zur Abschreckungstheorie.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">7 Der Henker sagte zu seinem Knechte: Geh und werd' ein Krämer.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die alten Deutschen hielten die Krämerei für ein unehrliches Gewerbe.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">8 Der Henker thut manchem weh, ein loser Schwätzer noch viel meh.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">9 Henker und Teufel sind unsers Herrgotts Scharfrichter.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Luther's Tischr., 441<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">10 Soll's dem Henker, so hol's der Henker.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Co jest popovo, to bud' hotovo. &#x2013; Co komu, to tomu. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 105.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">11 Vom Henker gibt's keine Appellation.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Kat nejvy&#x0161;&#x0161;í ú&#x0159;ad. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 355.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Poln.</hi>: Kat najwy&#x017C;szy (ostatni) urzad. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 355.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">12 Was der Henker mit dem Schwert erreichen kann, das ist sein.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Pistor., I, 43; Hillebrand, 66, 96; Eisenhart, 24; Eiselein, 298; Simrock, 4550.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Nach diesem jetzt veralteten Sprichwort durfte früher der Henker sich diejenigen beweglichen Sachen eines Selbstmörders aneignen, welche er neben dessen Leichnam stehend mit dem Schwerte oder einem andern Werkzeug, das er zu Hülfe nehmen durfte, z. B. Hammer, Speer, Axt, Messer, Sichel, berühren konnte. Ueber dies mittelalterliche Recht vgl. <hi rendition="#i">Grimm, Rechtsalt., 68.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">13 Was kann man einem Henker Bessers schenken als einen Galgen!</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">14 Wenn man nicht Hencker het noch Schwert, so blieb einem weder Kuh noch Pferd.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 668.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">15 Wer beim Henker sucht Gnade, und Liebe bei der Hur', der ist auf einer falschen Spur.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Darmo hledati u kata lítosti, u kurvy milosti (stydlivosti). (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 122.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">16 Wer dem Henker auch entläuft, entläuft deshalb dem Teufel nicht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 4556; Körte, 2747; Braun, I, 1273.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*17 Ahn hengers dank.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lauremberg, II. Anhang, XI, 9.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">D. i. ohne jemandes Dank, unnützerweise. Henker gehört zu den Glimpfformen unserer Sprache und steht hier als Verhüllung für Teufel. Prof. <hi rendition="#i">A. Stöber</hi> hat im Elsass folgende Ausdrücke und Redensarten, in denen Henker in dieser Weise vorkommt, gefunden. Zum Henker! Zuem Henker au! Bîm Henker! Was Henkers au! D'r Deihenker! (Dei = Teufel.) Ei d'r Deihenker! Was Deihenkers! Pfi Deihenker! Potz Deihenker! Bîm (zuem) Deihenker! 'S Deihenkers Dank (für Teufels Dank, auch blos Henkers Dank). (<hi rendition="#i">Frommann, II, 505.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Ane dank.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*18 Das ist dem Henker nichts werth.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*19 Das mag der Henker glauben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 298.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Credat Judaeus Apella. (<hi rendition="#i">Eiselein, 298.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*20 Dass dich der Henker.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Kritzinger, 250<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*21 Davon versteht der Henker nichts.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Kritzinger, 233<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*22 Dem hencker beichten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, II, 16<hi rendition="#sup">b</hi>; Henisch, 255, 67; Körte, 2747<hi rendition="#sup">a</hi>; Braun, I, 1274; Reinsberg IV, 72.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Theilnahme und Mitleid suchen, wo sie nicht zu finden sind. Um die lateinische Redensart: Apud novercam queri, durch deutsche auszudrücken, hat <hi rendition="#i">Franck</hi> a. a. O. der obigen noch folgende beigefügt: (Das Leid) seiner stieffmuter klagen. Er clagts eim rechten. Der esel beicht dem Löwen, das schaf dem wolff. Es ist jm eben so leyd, als so eim esel ein sack entpfelt.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij gaat bij den beul te biecht. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 51<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*23 Dem Hencker seine Noth klagen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sutor, 377.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Apud novercam quaeri. (<hi rendition="#i">Seybold, 32.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*24 Dem Henker zuhören.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Murner, Nb., 35.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Onder den blaauwen hemel komen. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 303.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*25 Den Henker ums Brot bringen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*26 Der hencker ist pfarherr worden.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, II, 96<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Da einer zu ehren auffsteigt wieder iedermanns hoffnung.&#x201C; <hi rendition="#i">Franck</hi> fügt als verwandte hinzu: &#x201E;der hirt ist wirt, der zanbrecher prediger.&#x201C;</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*27 Der Henker hat's geholt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Kritzinger, 233<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*28 Der Henker ist los.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Kritzinger, 203<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*29 Der Henker schlägt seine Grossmutter.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Es ist bald Regen, bald Sonnenschein.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Le diable bat sa femme. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 233<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><cb n="508"/>
*30 Der Henker soll ihm den Lohn geben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Murner.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Auch mit dem Zusatz: Geh' zum Henker und lern' das Hexen!</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Loop naar den hemel, en verkoop je aan de hel. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 303.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Ad corvos. (<hi rendition="#i">Apostol., 9.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*31 Der Henker soll ihm die Augen ausstechen und der Teufel in die Luken scheissen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 298.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*32 Der Henker wird auf seiner Hochzeit tanzen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Er wird gehängt werden. Man hat dafür auch die Redensart: Die  Raben (s. d.) werden bei ihm Freitafel halten. Er wird in der Luft das Luftschöpfen vergessen. Er wird  Feldbischof (s. d.) werden und den Segen mit den Füssen geben. Er wird mit einer  Seilerstochter (s. d.) Hochzeit machen. Er wird ins Kloster der dürren Brüder gehen. In Holland nennt man den Henker oder Scharfrichter den haarlemschen Doctor, und man sagt sprichwörtlich von einem, der seine Strafe ohne Gnade empfangen hat: Hij heeft van den Haarlemschen dokter de benedictie op het schavot ontvangen. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 270.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*33 Des Henkers (Teufels) Grossmutter ein Bein abschwören.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 298.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*34 Du werst in des Henkers Kök kam'n.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eichwald, 769.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*35 Ei, des Henkers.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 298.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*36 Einen dem Henker überantworten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Mettre quelqu'un entre les mains du bourreau. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 85<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*37 Er ist dem Henker entronnen.</hi> (S.  Galgen.)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*38 Er ist dem Henker zuvorgekommen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Il a anticipé la main du bourreau. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 85<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*39 Er ist des Henkers nicht werth.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Il ne vaut pas le pendre. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 702<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*40 Er wird dem Henker nicht entlaufen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: La potence ne manquera pas. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 554<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*41 Er würde den Henker fressen, wenn er nicht zappelte.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*42 Es geht alles zum Henker.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Tout y va, la paille et le foin. (<hi rendition="#i">Lendroy, 1125.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*43 Es ist zu allen Henkern gegangen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Kritzinger, 233<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*44 Geh zum Henker.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">In derselben Bedeutung sagen die Magyaren: Geh zum Tataren! (<hi rendition="#i">Reinsberg V, 47.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: In malam crucem abi. (<hi rendition="#i">Plautus.</hi>) (<hi rendition="#i">Binder II, 1444.</hi>) &#x2013; In orci culum incidat. (<hi rendition="#i">Philippi, I, 201.</hi>) &#x2013; Vade malis avibus. (<hi rendition="#i">Binder II, 3446.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*45 Goa noa'm Henker un lêr dat Hexen.</hi> (<hi rendition="#i">Büren.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*46 Hol's der Henker, Gott gibt's wieder.</hi> (S.  Fuchs 423 u.  Geier 18.) &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 1568.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*47 In des Henkers Küche kommen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Körte, 2747<hi rendition="#sup">c</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Auf den Schindanger.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*48 In Henkers Händen sein.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij zit onder beuls handen. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 51<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*49 Wenn der Henker stürbe, ich erbte doch nichts.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Kritzinger, 233<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*50 Wider des Henkers Dank (Willen) etwas behaupten (verlieren).</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 298.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Volens nolente animo. (<hi rendition="#i">Eiselein, 298.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*51 Zum Henker!</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 298.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*52 Zum Henker, sagte der Schinderknecht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Nesm&#x0115;jte se popovi, jste sami takovi. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 82.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*53 Zum Henker scher' dich.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Henkermahl.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*1 Das Henkermahl ist (wird) ihm schlecht bekommen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Aber dieses Henckermahl bekam uns hernach in Candia wie dem Hunde das Grass, der wol büsset, was er gefressen.&#x201C; (<hi rendition="#i">Grimmelshausen, Springinsfeld.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Ein Henkermahl halten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 299.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Es ist üblich, den Henkern oder Scharfrichtern, nach vollzogener Hinrichtung ein Mahl zu bereiten; vorstehend ist aber wol die Mahlzeit gemeint, die dem Verurtheilten vor der Vollziehung des Todesurtheils gereicht wird. (S.  Henken 13.) Die Redensart wird aber uneigentlich und scherzhaft auch für Abgangs- und Abschiedsmahlzeit gebraucht, etwa wie das holländische Sprichwort andeutet: Daar hebt gij het laatste geregt, maakt er u vrolijk mede. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 230.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Omneis de nobis carnuficum concelebrabuntur dies. (<hi rendition="#i">Eiselein, 299.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Henkermahlzeit.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Die Henkermahlzeit essen (halten).</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 1569; Braun, I, 1275.</hi></p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[254]/0260] 5 Der Henker könnte sterben, ich würde doch nichts erben. 6 Der Henker mit dem Schwerte schlägt dem, so vor ihm ist, den Kopf ab, und dräuet denen, so hinter ihm sind. – Eiselein, 298; Simrock, 4558. Zur Abschreckungstheorie. 7 Der Henker sagte zu seinem Knechte: Geh und werd' ein Krämer. Die alten Deutschen hielten die Krämerei für ein unehrliches Gewerbe. 8 Der Henker thut manchem weh, ein loser Schwätzer noch viel meh. 9 Henker und Teufel sind unsers Herrgotts Scharfrichter. – Luther's Tischr., 441b. 10 Soll's dem Henker, so hol's der Henker. Böhm.: Co jest popovo, to bud' hotovo. – Co komu, to tomu. (Čelakovsky, 105.) 11 Vom Henker gibt's keine Appellation. Böhm.: Kat nejvyšší úřad. (Čelakovsky, 355.) Poln.: Kat najwyższy (ostatni) urzad. (Čelakovsky, 355.) 12 Was der Henker mit dem Schwert erreichen kann, das ist sein. – Pistor., I, 43; Hillebrand, 66, 96; Eisenhart, 24; Eiselein, 298; Simrock, 4550. Nach diesem jetzt veralteten Sprichwort durfte früher der Henker sich diejenigen beweglichen Sachen eines Selbstmörders aneignen, welche er neben dessen Leichnam stehend mit dem Schwerte oder einem andern Werkzeug, das er zu Hülfe nehmen durfte, z. B. Hammer, Speer, Axt, Messer, Sichel, berühren konnte. Ueber dies mittelalterliche Recht vgl. Grimm, Rechtsalt., 68. 13 Was kann man einem Henker Bessers schenken als einen Galgen! 14 Wenn man nicht Hencker het noch Schwert, so blieb einem weder Kuh noch Pferd. – Petri, II, 668. 15 Wer beim Henker sucht Gnade, und Liebe bei der Hur', der ist auf einer falschen Spur. Böhm.: Darmo hledati u kata lítosti, u kurvy milosti (stydlivosti). (Čelakovsky, 122.) 16 Wer dem Henker auch entläuft, entläuft deshalb dem Teufel nicht. – Simrock, 4556; Körte, 2747; Braun, I, 1273. *17 Ahn hengers dank. – Lauremberg, II. Anhang, XI, 9. D. i. ohne jemandes Dank, unnützerweise. Henker gehört zu den Glimpfformen unserer Sprache und steht hier als Verhüllung für Teufel. Prof. A. Stöber hat im Elsass folgende Ausdrücke und Redensarten, in denen Henker in dieser Weise vorkommt, gefunden. Zum Henker! Zuem Henker au! Bîm Henker! Was Henkers au! D'r Deihenker! (Dei = Teufel.) Ei d'r Deihenker! Was Deihenkers! Pfi Deihenker! Potz Deihenker! Bîm (zuem) Deihenker! 'S Deihenkers Dank (für Teufels Dank, auch blos Henkers Dank). (Frommann, II, 505.) Mhd.: Ane dank. *18 Das ist dem Henker nichts werth. *19 Das mag der Henker glauben. – Eiselein, 298. Lat.: Credat Judaeus Apella. (Eiselein, 298.) *20 Dass dich der Henker. – Kritzinger, 250a. *21 Davon versteht der Henker nichts. – Kritzinger, 233a. *22 Dem hencker beichten. – Franck, II, 16b; Henisch, 255, 67; Körte, 2747a; Braun, I, 1274; Reinsberg IV, 72. Die Theilnahme und Mitleid suchen, wo sie nicht zu finden sind. Um die lateinische Redensart: Apud novercam queri, durch deutsche auszudrücken, hat Franck a. a. O. der obigen noch folgende beigefügt: (Das Leid) seiner stieffmuter klagen. Er clagts eim rechten. Der esel beicht dem Löwen, das schaf dem wolff. Es ist jm eben so leyd, als so eim esel ein sack entpfelt. Holl.: Hij gaat bij den beul te biecht. (Harrebomée, I, 51a.) *23 Dem Hencker seine Noth klagen. – Sutor, 377. Lat.: Apud novercam quaeri. (Seybold, 32.) *24 Dem Henker zuhören. – Murner, Nb., 35. Holl.: Onder den blaauwen hemel komen. (Harrebomée, I, 303.) *25 Den Henker ums Brot bringen. *26 Der hencker ist pfarherr worden. – Franck, II, 96b. „Da einer zu ehren auffsteigt wieder iedermanns hoffnung.“ Franck fügt als verwandte hinzu: „der hirt ist wirt, der zanbrecher prediger.“ *27 Der Henker hat's geholt. – Kritzinger, 233b. *28 Der Henker ist los. – Kritzinger, 203a. *29 Der Henker schlägt seine Grossmutter. Es ist bald Regen, bald Sonnenschein. Frz.: Le diable bat sa femme. (Kritzinger, 233a.) *30 Der Henker soll ihm den Lohn geben. – Murner. Auch mit dem Zusatz: Geh' zum Henker und lern' das Hexen! Holl.: Loop naar den hemel, en verkoop je aan de hel. (Harrebomée, I, 303.) Lat.: Ad corvos. (Apostol., 9.) *31 Der Henker soll ihm die Augen ausstechen und der Teufel in die Luken scheissen. – Eiselein, 298. *32 Der Henker wird auf seiner Hochzeit tanzen. Er wird gehängt werden. Man hat dafür auch die Redensart: Die Raben (s. d.) werden bei ihm Freitafel halten. Er wird in der Luft das Luftschöpfen vergessen. Er wird Feldbischof (s. d.) werden und den Segen mit den Füssen geben. Er wird mit einer Seilerstochter (s. d.) Hochzeit machen. Er wird ins Kloster der dürren Brüder gehen. In Holland nennt man den Henker oder Scharfrichter den haarlemschen Doctor, und man sagt sprichwörtlich von einem, der seine Strafe ohne Gnade empfangen hat: Hij heeft van den Haarlemschen dokter de benedictie op het schavot ontvangen. (Harrebomée, I, 270.) *33 Des Henkers (Teufels) Grossmutter ein Bein abschwören. – Eiselein, 298. *34 Du werst in des Henkers Kök kam'n. – Eichwald, 769. *35 Ei, des Henkers. – Eiselein, 298. *36 Einen dem Henker überantworten. Frz.: Mettre quelqu'un entre les mains du bourreau. (Kritzinger, 85b.) *37 Er ist dem Henker entronnen. (S. Galgen.) *38 Er ist dem Henker zuvorgekommen. Frz.: Il a anticipé la main du bourreau. (Kritzinger, 85b.) *39 Er ist des Henkers nicht werth. Frz.: Il ne vaut pas le pendre. (Kritzinger, 702a.) *40 Er wird dem Henker nicht entlaufen. Frz.: La potence ne manquera pas. (Kritzinger, 554a.) *41 Er würde den Henker fressen, wenn er nicht zappelte. *42 Es geht alles zum Henker. Frz.: Tout y va, la paille et le foin. (Lendroy, 1125.) *43 Es ist zu allen Henkern gegangen. – Kritzinger, 233b. *44 Geh zum Henker. In derselben Bedeutung sagen die Magyaren: Geh zum Tataren! (Reinsberg V, 47.) Lat.: In malam crucem abi. (Plautus.) (Binder II, 1444.) – In orci culum incidat. (Philippi, I, 201.) – Vade malis avibus. (Binder II, 3446.) *45 Goa noa'm Henker un lêr dat Hexen. (Büren.) *46 Hol's der Henker, Gott gibt's wieder. (S. Fuchs 423 u. Geier 18.) – Frischbier2, 1568. *47 In des Henkers Küche kommen. – Körte, 2747c. Auf den Schindanger. *48 In Henkers Händen sein. Holl.: Hij zit onder beuls handen. (Harrebomée, I, 51a.) *49 Wenn der Henker stürbe, ich erbte doch nichts. – Kritzinger, 233a. *50 Wider des Henkers Dank (Willen) etwas behaupten (verlieren). – Eiselein, 298. Lat.: Volens nolente animo. (Eiselein, 298.) *51 Zum Henker! – Eiselein, 298. *52 Zum Henker, sagte der Schinderknecht. Böhm.: Nesmĕjte se popovi, jste sami takovi. (Čelakovsky, 82.) *53 Zum Henker scher' dich. Henkermahl. *1 Das Henkermahl ist (wird) ihm schlecht bekommen. „Aber dieses Henckermahl bekam uns hernach in Candia wie dem Hunde das Grass, der wol büsset, was er gefressen.“ (Grimmelshausen, Springinsfeld.) *2 Ein Henkermahl halten. – Eiselein, 299. Es ist üblich, den Henkern oder Scharfrichtern, nach vollzogener Hinrichtung ein Mahl zu bereiten; vorstehend ist aber wol die Mahlzeit gemeint, die dem Verurtheilten vor der Vollziehung des Todesurtheils gereicht wird. (S. Henken 13.) Die Redensart wird aber uneigentlich und scherzhaft auch für Abgangs- und Abschiedsmahlzeit gebraucht, etwa wie das holländische Sprichwort andeutet: Daar hebt gij het laatste geregt, maakt er u vrolijk mede. (Harrebomée, I, 230.) Lat.: Omneis de nobis carnuficum concelebrabuntur dies. (Eiselein, 299.) Henkermahlzeit. * Die Henkermahlzeit essen (halten). – Frischbier2, 1569; Braun, I, 1275.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:54:47Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:54:47Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/260
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [254]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/260>, abgerufen am 28.11.2024.