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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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[Spaltenumbruch] 563 Liebt der Herr die Karten, so werden die Diener der Würfel warten.

564 Man hat an Einem Herrn genug.

Lat.: Est unum e dominis demeruisse satis. (Seybold, 154.)

565 Man kan die Herren nicht besser betriegen, man sage jhnen die warheit. - Sacerius, 499.

566 Man kan die Herren nicht besser teuschen, man geb jhnen, wass man jhnen schuldig ist. - Petri, II, 453; Mathesius, Postilla; CCXCVIb.

567 Man kan ehe einen Herrn reich machen als viele. - Petri, II, 455; Mathesius, Postilla, CCXCVIb.

568 Man kan Herrn vnd Fürsten zwingen, so zwingt man auch wol geringer Leut. - Petri, II, 455.

569 Man kan nit zweien herren zugleich dienen. - Tappius, 133b; Lehmann, II, 402, 21; Körte, 2805.

Lat.: Nemo potest dominis simul inservire duobus. (Tappius, 133a.)

570 Man kaufft lieber dem herrn dann dem knecht ab. - Franck, II, 154a; Petri, II, 457; Gruter, I, 57.

571 Man lass den Herren jhre Willpert, den Bawren jhre Kirwen, den Hunden jhre Hochzeit, so bleibt man vngeraufft vnd vngebissen. - Lehmann, 586, 20.

572 Man muss der Herrn gunst vor die gab nemen, die wort vor die werck. - Lehmann, 788, 23.

573 Man muss jedem Herrn nach seiner Weise dienen.

574 Man muss nicht Herr sein wollen, wo man Diener gewesen ist.

Böhm.: S pany rukama se nemer, mas-li delsei, odsekou; mas-li kratsi, vytahnou. (Celakovsky, 325.)

Span.: Donde fuiste paje, non seas escudero. (Bohn I, 214.)

575 Man sall sick vor herren vnd könige hoeden, want sie hebben lange arme. - Tappius, 91b.

576 Man sol der Herren geniessen, dass sie auch bei brodt bleiben, sagt jener, stoll seim hern die kleyen, sonst het er das mel genommen.

Diese apologische Form des in Nr. 577 gegebenen Grundtextes des Sprichworts, welche eine treffende Charakteristik solcher Diener gibt, die ihren Herren nur in gewissen Grenzen bestehlen, nämlich nur so weit, als dadurch ihre eigene Stellung nicht erschüttert wird, verdanken wir der Mitheilung Fr. Latendorf's, der sie nebst andern Randschriften, die sich in seinem Exemplare der Egenolff schen Sprichwörter befinden, in den Neuen Jahrbüchern für Philologie und Pädagogik, 1867, Abth. 2, Hft. 5, S. 266, veröffentlicht hat.

577 Man sol der herren geniessen, dass sie auch bey brodte bleiben. - Agricola I, 285; Franck, II, 87b; Tappius, 118a; Joc., II, 137; Egenolff, 170a; Eyering, III, 214; Gruter, I, 58; Henisch, 517, 64; Latendorf II, 22; Schottel, 1133b; Eiselein, 303; Simrock, 4634; Körte, 2791.

Für ihr Bestes, wie fürs eigene sorgen, so dienen, dass sie nicht dabei verarmen. "Man soll der Herren geniesen, soll sie auch bei Brot lassen." (Melander's Jocoseria.)

Holl.: Men zal met heeren omgaan, zoodat zij ook bij den broode bliven. (Harrebomee, I, 295.)

Lat.: Nec omnia nec passim, nec ab omnibus. (Tappius, 118a.)

578 Man soll den Herren keinen Zug abschlagen, es gehet doch wol zurucke. - Henisch, 1435, 64.

579 Man soll einem Herrn mit guten rhat weisen, aber nicht verweisen. - Lehmann, 599, 89.

580 Man soll keinem Herrn ein Reiss abschlagen, dann sie gehet ebenso bald hinter sich als für sich. - Gruter, III 67; Lehmann, II, 409, 34.

581 Man soll keinem Herrn zugleich Gut vnd Blut vertrawen. - Petri, II, 466; Henisch, 1799, 13.

582 Man zählt nur die Herren; die Mönche und Huren nimmt man überhaupt, wie beim Concil zu Konstanz. - Klosterspiegel, 56, 24.

583 Mancher Herr helt mehr auff einen frembden Esel als auff ein gut Deutsch Ross im Stall. - Lehmann, 122, 22.

584 Mancher Herr schreit sich auff der jagt Heiser; wenn er einem vnderthanen soll bescheid geben, so ist er Stum. - Lehmann, 402, 8.

585 Mancher Herr sein Land vnnd Leut verliehrt, dieweil er vbel hat regiert. - Gruter, III, 67; Lehmann, II, 410, 42.

[Spaltenumbruch] 586 Mancher Herr will lieber ein dapfferer geschickter Jäger als ein löblicher Regent sein. - Lehmann, 403, 31.

587 Mät grissen Härn äs licht Keirschen iessen, de Kärn schpräzen enem kem Gesicht. - Schuster, 896.

588 Mein kind fürchte den Herren vnd den Künig vnd menge dich nit vnder die Auffrhürischen. - Agricola II, 239.

589 Met gräuten Herens ies nit gued Kearssen eaten; se smeyteteeme de Steiner int Gesichte. (Westf.)

590 Min Heren dat Geld un ik de Schlage, see de Jöde. (Ostfries.) - Bueren, 869; Hoefer, 497; Hauskalender, III.

591 Mir gilt ein Herr wie der andere, sagte der Esel, ich muss bey jedem ein Esel seyn. - Lehmann, 127, 81.

592 Mit den Herren ist nit gut kirschen essen, dann sie schiessen gern mit den steinen. - Tappius, 22a; Egenolff, 19b.

593 Mit den Herren ist nit gut kirschen essen, denn sie wollen die ersten vnd die letzten in der schüsseln sein. - Tappius, 22a u. 132a; Gruter, I, 59.

594 Mit des Herrn Zunge darf man die eigene nicht messen.

Der Herr kann viel sagen, was dem Untergebenen nicht gestattet ist und ihm übel bekommen würde, wenn er es thäte.

Böhm.: S panskym jazykem sveho nemer: bude-li delsi prikrati ho; bude-li kratsi, pooytahnou. (Celakovsky, 325.)

595 Mit grossen Herren ist nicht gut boxen.

Böhm.: Neni dobre s pany za prsty se tahati. (Celakovsky, 350.)

Frz.: A ton maistre ne te dois jouer, ny a plus haut que toy frotter. (Leroux, II, 68; Kritzinger, 430a.)

596 Mit grossen Herren kleine Kundschaft. - Schottel, 1134b.

597 Mit grossen Herren rechten, ist mit zehen Mannen fechten. - Körte, 2798.

Poln.: Nie mscij sie kotku na niedzwiedziu.

598 Mit grossen Herren und Narren ist nicht gut scherzen.

Dän.: Skiemt ei med höge herrer, ei heller med for gemeene folk. (Prov. dan., 506.)

599 Mit grossen Herren und starkem Wind die Händel (Kämpfe) eitel (nutzlos) sind.

Böhm.: S vetrem a panem daremny zapas. (Celakovsky, 324.)

Lat.: Cavendum a potentiore. (Philippi, I, 78.)

600 Mit grossen Herrn ist nicht gut lang gespräch halten, wenig vnd gut hat das lob. - Lehmann, 696, 59.

601 Mit grossen herrn ist nit gut (aus einem hute) kirssen essen, sie werffen eim die stil ann hals (ins Gesicht). - Franck, II, 90b; Guttenstein, I, 11; Egenolff, 19b; Petri, II, 499; Gruter, I, 59; Hollenberg, II, 53; Heuseler, 206 u. 451; Schottel, 1122b; Seybold, 99; Sutor, 566; Pistor., X, 4; Blum, 638 u. 639; Siebenkees, 235 u. 236; Sauer, 287; Eiselein, 379; Simrock, 4644; Körte, 2772 u. 3441; Braun, I, 1300; Frischbier, 312; Frischbier2, 1581; Lohrengel, I, 521; Reinsberg III, 122; Kehrein, VII, 109; für Düren: Firmenich, I, 484, 96; für Aachen: Firmenich, I, 493, 102; für Strasburg: Firmenich, II, 527; für Henneberg: Frommann, II, 412, 157; für Hannover: Schambach, 297; für Rheine: Firmenich, I, 285, 6; schlesisch bei Frommann, III, 409, 347; Schulfreund, 86, 69.

"Mitherren ist böse Kirschen essen." (Waldis, I, 5, 46.) "Iss nicht mit Herren Kirschen." (Zeytbuch, XXIXb.) Ein irisches Sprichwort: Halte keine Brüderschaft mit Königen. Die Osmanen sagen in demselben oder ähnlichem Sinn: Aus des Fürsten Brunnen schöpfe nicht. (Schlechta, 156.) (Vgl. auch über Scherze der Grossen, Breslauer Erzähler, 1809, S. 786.) Der vertrauliche Umgang mit Höhergestellten hat seine eigenthümlichen Gefahren. Daher Bürger: "Mit Urian und grossen Herrn ess' ich wol keine Kirschen gern, sie werfen einem, wie man spricht, die Stiel' und Stein' ins Angesicht." Auch die Russen sagen: Iss nicht Kirschen mit Grossen, mit den Steinen werfen sie die Augen aus. Die Serben: Es ist nicht gut, mit grossen Herren aus einer

[Spaltenumbruch] 563 Liebt der Herr die Karten, so werden die Diener der Würfel warten.

564 Man hat an Einem Herrn genug.

Lat.: Est unum e dominis demeruisse satis. (Seybold, 154.)

565 Man kan die Herren nicht besser betriegen, man sage jhnen die warheit.Sacerius, 499.

566 Man kan die Herren nicht besser teuschen, man geb jhnen, wass man jhnen schuldig ist.Petri, II, 453; Mathesius, Postilla; CCXCVIb.

567 Man kan ehe einen Herrn reich machen als viele.Petri, II, 455; Mathesius, Postilla, CCXCVIb.

568 Man kan Herrn vnd Fürsten zwingen, so zwingt man auch wol geringer Leut.Petri, II, 455.

569 Man kan nit zweien herren zugleich dienen.Tappius, 133b; Lehmann, II, 402, 21; Körte, 2805.

Lat.: Nemo potest dominis simul inservire duobus. (Tappius, 133a.)

570 Man kaufft lieber dem herrn dann dem knecht ab.Franck, II, 154a; Petri, II, 457; Gruter, I, 57.

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572 Man muss der Herrn gunst vor die gab nemen, die wort vor die werck.Lehmann, 788, 23.

573 Man muss jedem Herrn nach seiner Weise dienen.

574 Man muss nicht Herr sein wollen, wo man Diener gewesen ist.

Böhm.: S pány rukama se nemĕř, máš-li delšî, odsekou; máš-li kratši, vytáhnou. (Čelakovsky, 325.)

Span.: Donde fuiste paje, non seas escudero. (Bohn I, 214.)

575 Man sall sick vor herren vnd könige hoeden, want sie hebben lange arme.Tappius, 91b.

576 Man sol der Herren geniessen, dass sie auch bei brodt bleiben, sagt jener, stoll seim hern die kleyen, sonst het er das mel genommen.

Diese apologische Form des in Nr. 577 gegebenen Grundtextes des Sprichworts, welche eine treffende Charakteristik solcher Diener gibt, die ihren Herren nur in gewissen Grenzen bestehlen, nämlich nur so weit, als dadurch ihre eigene Stellung nicht erschüttert wird, verdanken wir der Mitheilung Fr. Latendorf's, der sie nebst andern Randschriften, die sich in seinem Exemplare der Egenolff schen Sprichwörter befinden, in den Neuen Jahrbüchern für Philologie und Pädagogik, 1867, Abth. 2, Hft. 5, S. 266, veröffentlicht hat.

577 Man sol der herren geniessen, dass sie auch bey brodte bleiben.Agricola I, 285; Franck, II, 87b; Tappius, 118a; Joc., II, 137; Egenolff, 170a; Eyering, III, 214; Gruter, I, 58; Henisch, 517, 64; Latendorf II, 22; Schottel, 1133b; Eiselein, 303; Simrock, 4634; Körte, 2791.

Für ihr Bestes, wie fürs eigene sorgen, so dienen, dass sie nicht dabei verarmen. „Man soll der Herren geniesen, soll sie auch bei Brot lassen.“ (Melander's Jocoseria.)

Holl.: Men zal met heeren omgaan, zoodat zij ook bij den broode bliven. (Harrebomée, I, 295.)

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578 Man soll den Herren keinen Zug abschlagen, es gehet doch wol zurucke.Henisch, 1435, 64.

579 Man soll einem Herrn mit guten rhat weisen, aber nicht verweisen.Lehmann, 599, 89.

580 Man soll keinem Herrn ein Reiss abschlagen, dann sie gehet ebenso bald hinter sich als für sich.Gruter, III 67; Lehmann, II, 409, 34.

581 Man soll keinem Herrn zugleich Gut vnd Blut vertrawen.Petri, II, 466; Henisch, 1799, 13.

582 Man zählt nur die Herren; die Mönche und Huren nimmt man überhaupt, wie beim Concil zu Konstanz.Klosterspiegel, 56, 24.

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584 Mancher Herr schreit sich auff der jagt Heiser; wenn er einem vnderthanen soll bescheid geben, so ist er Stum.Lehmann, 402, 8.

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588 Mein kind fürchte den Herren vnd den Künig vnd menge dich nit vnder die Auffrhürischen.Agricola II, 239.

589 Met gräuten Herens ies nit gued Kearssen eaten; se smeytetêeme de Stëiner int Gesichte. (Westf.)

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591 Mir gilt ein Herr wie der andere, sagte der Esel, ich muss bey jedem ein Esel seyn.Lehmann, 127, 81.

592 Mit den Herren ist nit gut kirschen essen, dann sie schiessen gern mit den steinen.Tappius, 22a; Egenolff, 19b.

593 Mit den Herren ist nit gut kirschen essen, denn sie wollen die ersten vnd die letzten in der schüsseln sein.Tappius, 22a u. 132a; Gruter, I, 59.

594 Mit des Herrn Zunge darf man die eigene nicht messen.

Der Herr kann viel sagen, was dem Untergebenen nicht gestattet ist und ihm übel bekommen würde, wenn er es thäte.

Böhm.: S panským jazykem svého nemĕř: bude-li delší přikráti ho; bude-li kratší, pooytáhnou. (Čelakovsky, 325.)

595 Mit grossen Herren ist nicht gut boxen.

Böhm.: Není dobře s pány za prsty se táhati. (Čelakovsky, 350.)

Frz.: A ton maistre ne te dois jouer, ny à plus haut que toy frotter. (Leroux, II, 68; Kritzinger, 430a.)

596 Mit grossen Herren kleine Kundschaft.Schottel, 1134b.

597 Mit grossen Herren rechten, ist mit zehen Mannen fechten.Körte, 2798.

Poln.: Nie mścij się kotku na niedźwiedziu.

598 Mit grossen Herren und Narren ist nicht gut scherzen.

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599 Mit grossen Herren und starkem Wind die Händel (Kämpfe) eitel (nutzlos) sind.

Böhm.: S vĕtrem a pánem daremný zápas. (Čelakovsky, 324.)

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600 Mit grossen Herrn ist nicht gut lang gespräch halten, wenig vnd gut hat das lob.Lehmann, 696, 59.

601 Mit grossen herrn ist nit gut (aus einem hute) kirssen essen, sie werffen eim die stil ann hals (ins Gesicht).Franck, II, 90b; Guttenstein, I, 11; Egenolff, 19b; Petri, II, 499; Gruter, I, 59; Hollenberg, II, 53; Heuseler, 206 u. 451; Schottel, 1122b; Seybold, 99; Sutor, 566; Pistor., X, 4; Blum, 638 u. 639; Siebenkees, 235 u. 236; Sauer, 287; Eiselein, 379; Simrock, 4644; Körte, 2772 u. 3441; Braun, I, 1300; Frischbier, 312; Frischbier2, 1581; Lohrengel, I, 521; Reinsberg III, 122; Kehrein, VII, 109; für Düren: Firmenich, I, 484, 96; für Aachen: Firmenich, I, 493, 102; für Strasburg: Firmenich, II, 527; für Henneberg: Frommann, II, 412, 157; für Hannover: Schambach, 297; für Rheine: Firmenich, I, 285, 6; schlesisch bei Frommann, III, 409, 347; Schulfreund, 86, 69.

„Mitherren ist böse Kirschen essen.“ (Waldis, I, 5, 46.) „Iss nicht mit Herren Kirschen.“ (Zeytbuch, XXIXb.) Ein irisches Sprichwort: Halte keine Brüderschaft mit Königen. Die Osmanen sagen in demselben oder ähnlichem Sinn: Aus des Fürsten Brunnen schöpfe nicht. (Schlechta, 156.) (Vgl. auch über Scherze der Grossen, Breslauer Erzähler, 1809, S. 786.) Der vertrauliche Umgang mit Höhergestellten hat seine eigenthümlichen Gefahren. Daher Bürger: „Mit Urian und grossen Herrn ess' ich wol keine Kirschen gern, sie werfen einem, wie man spricht, die Stiel' und Stein' ins Angesicht.“ Auch die Russen sagen: Iss nicht Kirschen mit Grossen, mit den Steinen werfen sie die Augen aus. Die Serben: Es ist nicht gut, mit grossen Herren aus einer

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[[280]/0286] 563 Liebt der Herr die Karten, so werden die Diener der Würfel warten. 564 Man hat an Einem Herrn genug. Lat.: Est unum e dominis demeruisse satis. (Seybold, 154.) 565 Man kan die Herren nicht besser betriegen, man sage jhnen die warheit. – Sacerius, 499. 566 Man kan die Herren nicht besser teuschen, man geb jhnen, wass man jhnen schuldig ist. – Petri, II, 453; Mathesius, Postilla; CCXCVIb. 567 Man kan ehe einen Herrn reich machen als viele. – Petri, II, 455; Mathesius, Postilla, CCXCVIb. 568 Man kan Herrn vnd Fürsten zwingen, so zwingt man auch wol geringer Leut. – Petri, II, 455. 569 Man kan nit zweien herren zugleich dienen. – Tappius, 133b; Lehmann, II, 402, 21; Körte, 2805. Lat.: Nemo potest dominis simul inservire duobus. (Tappius, 133a.) 570 Man kaufft lieber dem herrn dann dem knecht ab. – Franck, II, 154a; Petri, II, 457; Gruter, I, 57. 571 Man lass den Herren jhre Willpert, den Bawren jhre Kirwen, den Hunden jhre Hochzeit, so bleibt man vngeraufft vnd vngebissen. – Lehmann, 586, 20. 572 Man muss der Herrn gunst vor die gab nemen, die wort vor die werck. – Lehmann, 788, 23. 573 Man muss jedem Herrn nach seiner Weise dienen. 574 Man muss nicht Herr sein wollen, wo man Diener gewesen ist. Böhm.: S pány rukama se nemĕř, máš-li delšî, odsekou; máš-li kratši, vytáhnou. (Čelakovsky, 325.) Span.: Donde fuiste paje, non seas escudero. (Bohn I, 214.) 575 Man sall sick vor herren vnd könige hoeden, want sie hebben lange arme. – Tappius, 91b. 576 Man sol der Herren geniessen, dass sie auch bei brodt bleiben, sagt jener, stoll seim hern die kleyen, sonst het er das mel genommen. Diese apologische Form des in Nr. 577 gegebenen Grundtextes des Sprichworts, welche eine treffende Charakteristik solcher Diener gibt, die ihren Herren nur in gewissen Grenzen bestehlen, nämlich nur so weit, als dadurch ihre eigene Stellung nicht erschüttert wird, verdanken wir der Mitheilung Fr. Latendorf's, der sie nebst andern Randschriften, die sich in seinem Exemplare der Egenolff schen Sprichwörter befinden, in den Neuen Jahrbüchern für Philologie und Pädagogik, 1867, Abth. 2, Hft. 5, S. 266, veröffentlicht hat. 577 Man sol der herren geniessen, dass sie auch bey brodte bleiben. – Agricola I, 285; Franck, II, 87b; Tappius, 118a; Joc., II, 137; Egenolff, 170a; Eyering, III, 214; Gruter, I, 58; Henisch, 517, 64; Latendorf II, 22; Schottel, 1133b; Eiselein, 303; Simrock, 4634; Körte, 2791. Für ihr Bestes, wie fürs eigene sorgen, so dienen, dass sie nicht dabei verarmen. „Man soll der Herren geniesen, soll sie auch bei Brot lassen.“ (Melander's Jocoseria.) Holl.: Men zal met heeren omgaan, zoodat zij ook bij den broode bliven. (Harrebomée, I, 295.) Lat.: Nec omnia nec passim, nec ab omnibus. (Tappius, 118a.) 578 Man soll den Herren keinen Zug abschlagen, es gehet doch wol zurucke. – Henisch, 1435, 64. 579 Man soll einem Herrn mit guten rhat weisen, aber nicht verweisen. – Lehmann, 599, 89. 580 Man soll keinem Herrn ein Reiss abschlagen, dann sie gehet ebenso bald hinter sich als für sich. – Gruter, III 67; Lehmann, II, 409, 34. 581 Man soll keinem Herrn zugleich Gut vnd Blut vertrawen. – Petri, II, 466; Henisch, 1799, 13. 582 Man zählt nur die Herren; die Mönche und Huren nimmt man überhaupt, wie beim Concil zu Konstanz. – Klosterspiegel, 56, 24. 583 Mancher Herr helt mehr auff einen frembden Esel als auff ein gut Deutsch Ross im Stall. – Lehmann, 122, 22. 584 Mancher Herr schreit sich auff der jagt Heiser; wenn er einem vnderthanen soll bescheid geben, so ist er Stum. – Lehmann, 402, 8. 585 Mancher Herr sein Land vnnd Leut verliehrt, dieweil er vbel hat regiert. – Gruter, III, 67; Lehmann, II, 410, 42. 586 Mancher Herr will lieber ein dapfferer geschickter Jäger als ein löblicher Regent sein. – Lehmann, 403, 31. 587 Mät grissen Härn äs licht Kîrschen iessen, de Kärn schpräzen enem kèm Gesicht. – Schuster, 896. 588 Mein kind fürchte den Herren vnd den Künig vnd menge dich nit vnder die Auffrhürischen. – Agricola II, 239. 589 Met gräuten Herens ies nit gued Kearssen eaten; se smeytetêeme de Stëiner int Gesichte. (Westf.) 590 Min Heren dat Geld un ik de Schlage, see de Jöde. (Ostfries.) – Bueren, 869; Hoefer, 497; Hauskalender, III. 591 Mir gilt ein Herr wie der andere, sagte der Esel, ich muss bey jedem ein Esel seyn. – Lehmann, 127, 81. 592 Mit den Herren ist nit gut kirschen essen, dann sie schiessen gern mit den steinen. – Tappius, 22a; Egenolff, 19b. 593 Mit den Herren ist nit gut kirschen essen, denn sie wollen die ersten vnd die letzten in der schüsseln sein. – Tappius, 22a u. 132a; Gruter, I, 59. 594 Mit des Herrn Zunge darf man die eigene nicht messen. Der Herr kann viel sagen, was dem Untergebenen nicht gestattet ist und ihm übel bekommen würde, wenn er es thäte. Böhm.: S panským jazykem svého nemĕř: bude-li delší přikráti ho; bude-li kratší, pooytáhnou. (Čelakovsky, 325.) 595 Mit grossen Herren ist nicht gut boxen. Böhm.: Není dobře s pány za prsty se táhati. (Čelakovsky, 350.) Frz.: A ton maistre ne te dois jouer, ny à plus haut que toy frotter. (Leroux, II, 68; Kritzinger, 430a.) 596 Mit grossen Herren kleine Kundschaft. – Schottel, 1134b. 597 Mit grossen Herren rechten, ist mit zehen Mannen fechten. – Körte, 2798. Poln.: Nie mścij się kotku na niedźwiedziu. 598 Mit grossen Herren und Narren ist nicht gut scherzen. Dän.: Skiemt ei med høge herrer, ei heller med for gemeene folk. (Prov. dan., 506.) 599 Mit grossen Herren und starkem Wind die Händel (Kämpfe) eitel (nutzlos) sind. Böhm.: S vĕtrem a pánem daremný zápas. (Čelakovsky, 324.) Lat.: Cavendum a potentiore. (Philippi, I, 78.) 600 Mit grossen Herrn ist nicht gut lang gespräch halten, wenig vnd gut hat das lob. – Lehmann, 696, 59. 601 Mit grossen herrn ist nit gut (aus einem hute) kirssen essen, sie werffen eim die stil ann hals (ins Gesicht). – Franck, II, 90b; Guttenstein, I, 11; Egenolff, 19b; Petri, II, 499; Gruter, I, 59; Hollenberg, II, 53; Heuseler, 206 u. 451; Schottel, 1122b; Seybold, 99; Sutor, 566; Pistor., X, 4; Blum, 638 u. 639; Siebenkees, 235 u. 236; Sauer, 287; Eiselein, 379; Simrock, 4644; Körte, 2772 u. 3441; Braun, I, 1300; Frischbier, 312; Frischbier2, 1581; Lohrengel, I, 521; Reinsberg III, 122; Kehrein, VII, 109; für Düren: Firmenich, I, 484, 96; für Aachen: Firmenich, I, 493, 102; für Strasburg: Firmenich, II, 527; für Henneberg: Frommann, II, 412, 157; für Hannover: Schambach, 297; für Rheine: Firmenich, I, 285, 6; schlesisch bei Frommann, III, 409, 347; Schulfreund, 86, 69. „Mitherren ist böse Kirschen essen.“ (Waldis, I, 5, 46.) „Iss nicht mit Herren Kirschen.“ (Zeytbuch, XXIXb.) Ein irisches Sprichwort: Halte keine Brüderschaft mit Königen. Die Osmanen sagen in demselben oder ähnlichem Sinn: Aus des Fürsten Brunnen schöpfe nicht. (Schlechta, 156.) (Vgl. auch über Scherze der Grossen, Breslauer Erzähler, 1809, S. 786.) Der vertrauliche Umgang mit Höhergestellten hat seine eigenthümlichen Gefahren. Daher Bürger: „Mit Urian und grossen Herrn ess' ich wol keine Kirschen gern, sie werfen einem, wie man spricht, die Stiel' und Stein' ins Angesicht.“ Auch die Russen sagen: Iss nicht Kirschen mit Grossen, mit den Steinen werfen sie die Augen aus. Die Serben: Es ist nicht gut, mit grossen Herren aus einer

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [280]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/286>, abgerufen am 25.11.2024.