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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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Hinnehmen.

*1 Er muss es hinnehmen, als wenn ihn ein Hund gebissen hätte. - Eisenhart, 495; Blum, 399; Simrock, 5062.

Nicht um jeder Beleidigung willen soll und kann man Klagen erheben; man muss bisweilen mit Geduld einen Schaden ertragen, der nicht füglich ersetzt werden kann. Es ist dies Sprichwort daher von alle den unangenehmen Fällen zu verstehen, die man als eine Beleidigung ansehen könnte, wenn der böse Vorsatz zu beleidigen vorhanden wäre. Man hat es daher hinzunehmen, wenn Kinder, Blödsinnige und Irre sich Unbescheidenes gegen einen erlauben oder uns jemand aus Versehen übel begegnet. Das Sprichwort, ist aus dem lübischen Rechte entsprungen, nach welchem jemand, der in eines andern Hause von einem Thiere gebissen wurde, keinen Schadenersatz vom Besitzer des Thieres fordern konnte, wenn diesem nicht die böse Art des Thiers vorher bekannt gewesen ist.

*2 Er nimmt es hin, als hätt' ihn ein Esel geschlagen.

Der wüthende oder dumme Mensch kann so wenig beleidigen als ein unvernünftiges Thier.


Hinpfarren.

Wo man hinpfarrt, da wird man verscharrt. - Graf, 459, 89; Braun, I, 3234.


Hinregnen.

Wo es offt hinregnet, da wirds nicht trocken. - Lehmann, 806, 8.


Hinreichen.

Was hinreicht, ist genug.

Frz.: Ce qui suffit, ne suffit pas. (Cahier, 1668.)


Hinscheissen.

* Wo ich hingeschissen habe, hat er noch nicht hingerochen. - Frischbier2, 1619.


Hinscheren.

* Schar a sich ok hei, wau a is harkummen. (Schles.) - Frommann, III, 242, 25; Gomolcke, 878.


Hinschiessen.

*1 Furem Hieschüssen fercht ich mich nich, ock furem Harscheissen. - Robinson, 850.

Spott auf feige Soldaten.

*2 'S Hinschiessen ging schon an, wenn nur das Herschiessen nicht wär'.

"Ach", antwortet eine Mutter, der man den Rath gibt, ihren ungerathenen Sohn ins Feld zu schicken, "diess wird schwer hergehen; denn vor dem Hinschiessen fürchtet er sich nicht, wohl aber vor dem Herschiessen." (Keller, 149b.)


Hinschlagen.

1 Wo er hinschlägt, da wächst kein Gras.

Er lässt seine Faust fühlen, wehrt sich tapfer.

Frz.: Il n'y va pas de main morte.

*2 Dat slait hen as Hagel in't Finster. - Diermissen, 95.


Hinschmeissen.

*1 He smitt nich hen, wo he hen wenkt. - Hauskalender, III; Günther, II, 199, 30.

Er schmeisst nicht hin, wohin er winkt, zielt; er ist schlau, falsch.

*2 Ich war'n hinschmeissen, doss'n (dass ihm) der Sak brummt. (Schles.)


Hinschnattern.

* Sie schnattern es1 hin, wie die Gänse im Haberstroh. - Luther.

1) Z. B. das Gebet.


Hinsetzen.

1 Setz dich hei, bu (wo) di Kaisere sass, bi (als) se e Braut waer. (Meiningen.) - Frommann, II, 409, 54.

Euphemistisch umschreibende Antwort auf die Frage, wohin man sich setzen solle, die weniger verhüllt im Namen der folgenden Redensart erscheint.

2 Setze dich hin, wo Anne Rosine Scholz sass, da sie Braut war. (S. Setzen.) - Weinhold, Wb., 6b.

3 Setze dich hin, wo die Grossmutter sass, da sie Braut war. - Weinhold, 6.

Im hirschberger Kreise habe ich in früherer Zeit statt "Grossmutter" gehört: wo die "Pumpelhortijern" sass, als sie Braut war.


Hinsingen.

* Er ist hingesungen. (Köthen.)

So viel wie verloren. Von Begräbnissen entlehnt.


Hinskirche.

* Man muss in der Hinskirche für ihn beten. (Marburg.)

Von einem albernen Menschen. Die Hinskirche ist eine alte zerfallene Kapelle in der Nähe von Marburg, eine interessante Ruine.


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Hinstehen.

Wo willst du hinstehen, auf einem Bogen Papier oder auf geronnene Milch?

So fragt der Schweizer jeden, der über seine Kräfte etwas thun will.


Hinstürzen.

* Er ist hingestürzt wie eine Krott (Kröte). (Nürtingen.)


Hintan.

1 Was weit hintan, das läst man gahn. - Petri, II, 612; Gruter, I, 77; Lange, 168; Eiselein, 312; Simroch, 6480; Braun, I, 1384.

Lat.: De minimis non curat praetor. (Eiselein, 319.)

2 Weit hindan ist für die schüss gut. - Eyba, Schimpffliche Comedien Plauti.


Hinten.

1 Hinten hüte dich, siehe für dich. - Petri, II, 381.

2 Hinten und vorn besehen ist einerlei. (Leipzig.)

3 Was hingere-n-isch, isch g'mäit. (Solothurn.) - Schild, 62, 74.

*4 Der ist hinten lange nicht so wie vorn. (Trier.)

Er ist anders, als er sich zeigt.

*5 Er hat hinten auch Augen.

Lat.: In occipitio quoque oculos gerit. (Seybold, 246.)

*6 Er hat nichts hinten und nichts vorn.

*7 Er weiss sich hinten und vorn keinen Rath. (Schles.)

*8 Etwas von hinten und vorn ansehen.

Von allen Seiten betrachten, untersuchen. In dieser Hinsicht bildeten die Alten den Janus mit zwei Gesichtern ab. Die Römer sagten dafür: A fronte atque a tergo. (Faselius, 2; Erasm., 8.)

*9 Hinten müss's 'naus, wenn's vorn nicht 'raus kimmet. (Rott-Thal bei Passau.)

Vom Schwätzer, der nichts, was er weiss, bei sich behalten kann.

*10 Hinten schenkt man Weissbier.

Scherzwort in der Niederlausitz, wenn einem Knaben das Hemd hinten herausguckt.

*11 Hinten vnd vornen. - Franck, II, 82b.

"Eins Dings fleissig warnemen vnd das gegenwertig mit dem zukünftigen vnd vergangnen vergleichen."

*12 'S is m'r hinne wie auf dem Rick. (Nassau.) - Kehrein, VI, 28.

Es ist mir hinten wie auf dem Rücken, d. h. einerlei, gleichgültig.

*13 Sie lässt ihm hinten offen. (Rottenburg.)

Sie will ihn nicht.

*14 Sie möcht' ihm hinten hineinschlupfen. (Rottenburg.)

Vor Liebe und Zärtlichkeit.

*15 Sie thät's ihm hinten hineinschieben.

Möchte ihm alles geben.


Hintenab.

* Er muess hingerab nä. (Solothurn.) - Schild, 85, 316.


Hintenan.

1 Hintenan hat keine Ehre.

2 Hintenan ist auch ein Mann.


Hintenanbleiben.

Der muss bleiben hintenan, der nichts weiss, nichts thut, nichts kann.


Hintenaus.

1 Hintenaus hat keine Ehre. - Eiselein, 312; Simrock, 4761; Braun, I, 1386.

Lat.: Postico dicedere. - Postico falle clientem. (Eiselein, 312.)

2 Hintenaus verderbt das Haus. - Eiselein, 312; Simrock, 4760; Braun, I, 1385.

*3 Hintenaus wie die Kühe seichen. - Fischart, Gesch.

*4 Hintenaus wie die schwäbischen Bauern die Spiesse tragen. - Schuppius.

"Ja, wart ein weil, jetzt kumb ich schir, hindenauss, wie die Bauern die spiess tragen." (Ayrer, IV, 2583, 21.)


Hintenausscharren.

* Da möchte man hintenausscharren wie die Hühner. (Nürtingen.)


Hintenausschlagen.

* Du sleist hin'n ut as 'n lahm Gössel. (Mecklenburg.) - Günther II, 199, 33; Schiller, III, 10.

Du schlägst hintenaus, wie ein lahmes Gänschen.


Hintendrein.

Hintendrein reit't die oalte Urschel (Ursula). (Steiermark.)

Spott bei Verspätungen u. dgl.


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Hinnehmen.

*1 Er muss es hinnehmen, als wenn ihn ein Hund gebissen hätte.Eisenhart, 495; Blum, 399; Simrock, 5062.

Nicht um jeder Beleidigung willen soll und kann man Klagen erheben; man muss bisweilen mit Geduld einen Schaden ertragen, der nicht füglich ersetzt werden kann. Es ist dies Sprichwort daher von alle den unangenehmen Fällen zu verstehen, die man als eine Beleidigung ansehen könnte, wenn der böse Vorsatz zu beleidigen vorhanden wäre. Man hat es daher hinzunehmen, wenn Kinder, Blödsinnige und Irre sich Unbescheidenes gegen einen erlauben oder uns jemand aus Versehen übel begegnet. Das Sprichwort, ist aus dem lübischen Rechte entsprungen, nach welchem jemand, der in eines andern Hause von einem Thiere gebissen wurde, keinen Schadenersatz vom Besitzer des Thieres fordern konnte, wenn diesem nicht die böse Art des Thiers vorher bekannt gewesen ist.

*2 Er nimmt es hin, als hätt' ihn ein Esel geschlagen.

Der wüthende oder dumme Mensch kann so wenig beleidigen als ein unvernünftiges Thier.


Hinpfarren.

Wo man hinpfarrt, da wird man verscharrt.Graf, 459, 89; Braun, I, 3234.


Hinregnen.

Wo es offt hinregnet, da wirds nicht trocken.Lehmann, 806, 8.


Hinreichen.

Was hinreicht, ist genug.

Frz.: Ce qui suffit, ne suffit pas. (Cahier, 1668.)


Hinscheissen.

* Wo ich hingeschissen habe, hat er noch nicht hingerochen.Frischbier2, 1619.


Hinscheren.

* Schâr a sich ok hî, wû a is hârkummen. (Schles.) – Frommann, III, 242, 25; Gomolcke, 878.


Hinschiessen.

*1 Furem Hieschüssen fercht ich mich nich, ock furem Hârschîssen.Robinson, 850.

Spott auf feige Soldaten.

*2 'S Hinschiessen ging schon an, wenn nur das Herschiessen nicht wär'.

„Ach“, antwortet eine Mutter, der man den Rath gibt, ihren ungerathenen Sohn ins Feld zu schicken, „diess wird schwer hergehen; denn vor dem Hinschiessen fürchtet er sich nicht, wohl aber vor dem Herschiessen.“ (Keller, 149b.)


Hinschlagen.

1 Wo er hinschlägt, da wächst kein Gras.

Er lässt seine Faust fühlen, wehrt sich tapfer.

Frz.: Il n'y va pas de main morte.

*2 Dat slait hen as Hagel in't Finster.Diermissen, 95.


Hinschmeissen.

*1 He smitt nich hen, wo he hen wenkt.Hauskalender, III; Günther, II, 199, 30.

Er schmeisst nicht hin, wohin er winkt, zielt; er ist schlau, falsch.

*2 Ich wâr'n hinschmeissen, doss'n (dass ihm) der Sâk brummt. (Schles.)


Hinschnattern.

* Sie schnattern es1 hin, wie die Gänse im Haberstroh.Luther.

1) Z. B. das Gebet.


Hinsetzen.

1 Setz dich hî, bu (wo) di Kaisere sass, bi (als) se ê Braut wáer. (Meiningen.) – Frommann, II, 409, 54.

Euphemistisch umschreibende Antwort auf die Frage, wohin man sich setzen solle, die weniger verhüllt im Namen der folgenden Redensart erscheint.

2 Setze dich hin, wo Anne Rosine Scholz sass, da sie Braut war. (S. Setzen.) – Weinhold, Wb., 6b.

3 Setze dich hin, wo die Grossmutter sass, da sie Braut war.Weinhold, 6.

Im hirschberger Kreise habe ich in früherer Zeit statt „Grossmutter“ gehört: wo die „Pumpelhortijern“ sass, als sie Braut war.


Hinsingen.

* Er ist hingesungen. (Köthen.)

So viel wie verloren. Von Begräbnissen entlehnt.


Hinskirche.

* Man muss in der Hinskirche für ihn beten. (Marburg.)

Von einem albernen Menschen. Die Hinskirche ist eine alte zerfallene Kapelle in der Nähe von Marburg, eine interessante Ruine.


[Spaltenumbruch]
Hinstehen.

Wo willst du hinstehen, auf einem Bogen Papier oder auf geronnene Milch?

So fragt der Schweizer jeden, der über seine Kräfte etwas thun will.


Hinstürzen.

* Er ist hingestürzt wie eine Krott (Kröte). (Nürtingen.)


Hintan.

1 Was weit hintan, das läst man gahn.Petri, II, 612; Gruter, I, 77; Lange, 168; Eiselein, 312; Simroch, 6480; Braun, I, 1384.

Lat.: De minimis non curat praetor. (Eiselein, 319.)

2 Weit hindan ist für die schüss gut.Eyba, Schimpffliche Comedien Plauti.


Hinten.

1 Hinten hüte dich, siehe für dich.Petri, II, 381.

2 Hinten und vorn besehen ist einerlei. (Leipzig.)

3 Was hingere-n-isch, isch g'mäit. (Solothurn.) – Schild, 62, 74.

*4 Der ist hinten lange nicht so wie vorn. (Trier.)

Er ist anders, als er sich zeigt.

*5 Er hat hinten auch Augen.

Lat.: In occipitio quoque oculos gerit. (Seybold, 246.)

*6 Er hat nichts hinten und nichts vorn.

*7 Er weiss sich hinten und vorn keinen Rath. (Schles.)

*8 Etwas von hinten und vorn ansehen.

Von allen Seiten betrachten, untersuchen. In dieser Hinsicht bildeten die Alten den Janus mit zwei Gesichtern ab. Die Römer sagten dafür: A fronte atque a tergo. (Faselius, 2; Erasm., 8.)

*9 Hinten müss's 'naus, wenn's vorn nicht 'raus kimmet. (Rott-Thal bei Passau.)

Vom Schwätzer, der nichts, was er weiss, bei sich behalten kann.

*10 Hinten schenkt man Weissbier.

Scherzwort in der Niederlausitz, wenn einem Knaben das Hemd hinten herausguckt.

*11 Hinten vnd vornen.Franck, II, 82b.

„Eins Dings fleissig warnemen vnd das gegenwertig mit dem zukünftigen vnd vergangnen vergleichen.“

*12 'S is m'r hinne wie auf dem Rick. (Nassau.) – Kehrein, VI, 28.

Es ist mir hinten wie auf dem Rücken, d. h. einerlei, gleichgültig.

*13 Sie lässt ihm hinten offen. (Rottenburg.)

Sie will ihn nicht.

*14 Sie möcht' ihm hinten hineinschlupfen. (Rottenburg.)

Vor Liebe und Zärtlichkeit.

*15 Sie thät's ihm hinten hineinschieben.

Möchte ihm alles geben.


Hintenab.

* Er muess hingerab nä. (Solothurn.) – Schild, 85, 316.


Hintenan.

1 Hintenan hat keine Ehre.

2 Hintenan ist auch ein Mann.


Hintenanbleiben.

Der muss bleiben hintenan, der nichts weiss, nichts thut, nichts kann.


Hintenaus.

1 Hintenaus hat keine Ehre.Eiselein, 312; Simrock, 4761; Braun, I, 1386.

Lat.: Postico dicedere. – Postico falle clientem. (Eiselein, 312.)

2 Hintenaus verderbt das Haus.Eiselein, 312; Simrock, 4760; Braun, I, 1385.

*3 Hintenaus wie die Kühe seichen.Fischart, Gesch.

*4 Hintenaus wie die schwäbischen Bauern die Spiesse tragen.Schuppius.

„Ja, wart ein weil, jetzt kumb ich schir, hindenauss, wie die Bauern die spiess tragen.“ (Ayrer, IV, 2583, 21.)


Hintenausscharren.

* Da möchte man hintenausscharren wie die Hühner. (Nürtingen.)


Hintenausschlagen.

* Du sleist hin'n ut as 'n lahm Gössel. (Mecklenburg.) – Günther II, 199, 33; Schiller, III, 10.

Du schlägst hintenaus, wie ein lahmes Gänschen.


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Spott bei Verspätungen u. dgl.


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[[335]/0341] Hinnehmen. *1 Er muss es hinnehmen, als wenn ihn ein Hund gebissen hätte. – Eisenhart, 495; Blum, 399; Simrock, 5062. Nicht um jeder Beleidigung willen soll und kann man Klagen erheben; man muss bisweilen mit Geduld einen Schaden ertragen, der nicht füglich ersetzt werden kann. Es ist dies Sprichwort daher von alle den unangenehmen Fällen zu verstehen, die man als eine Beleidigung ansehen könnte, wenn der böse Vorsatz zu beleidigen vorhanden wäre. Man hat es daher hinzunehmen, wenn Kinder, Blödsinnige und Irre sich Unbescheidenes gegen einen erlauben oder uns jemand aus Versehen übel begegnet. Das Sprichwort, ist aus dem lübischen Rechte entsprungen, nach welchem jemand, der in eines andern Hause von einem Thiere gebissen wurde, keinen Schadenersatz vom Besitzer des Thieres fordern konnte, wenn diesem nicht die böse Art des Thiers vorher bekannt gewesen ist. *2 Er nimmt es hin, als hätt' ihn ein Esel geschlagen. Der wüthende oder dumme Mensch kann so wenig beleidigen als ein unvernünftiges Thier. Hinpfarren. Wo man hinpfarrt, da wird man verscharrt. – Graf, 459, 89; Braun, I, 3234. Hinregnen. Wo es offt hinregnet, da wirds nicht trocken. – Lehmann, 806, 8. Hinreichen. Was hinreicht, ist genug. Frz.: Ce qui suffit, ne suffit pas. (Cahier, 1668.) Hinscheissen. * Wo ich hingeschissen habe, hat er noch nicht hingerochen. – Frischbier2, 1619. Hinscheren. * Schâr a sich ok hî, wû a is hârkummen. (Schles.) – Frommann, III, 242, 25; Gomolcke, 878. Hinschiessen. *1 Furem Hieschüssen fercht ich mich nich, ock furem Hârschîssen. – Robinson, 850. Spott auf feige Soldaten. *2 'S Hinschiessen ging schon an, wenn nur das Herschiessen nicht wär'. „Ach“, antwortet eine Mutter, der man den Rath gibt, ihren ungerathenen Sohn ins Feld zu schicken, „diess wird schwer hergehen; denn vor dem Hinschiessen fürchtet er sich nicht, wohl aber vor dem Herschiessen.“ (Keller, 149b.) Hinschlagen. 1 Wo er hinschlägt, da wächst kein Gras. Er lässt seine Faust fühlen, wehrt sich tapfer. Frz.: Il n'y va pas de main morte. *2 Dat slait hen as Hagel in't Finster. – Diermissen, 95. Hinschmeissen. *1 He smitt nich hen, wo he hen wenkt. – Hauskalender, III; Günther, II, 199, 30. Er schmeisst nicht hin, wohin er winkt, zielt; er ist schlau, falsch. *2 Ich wâr'n hinschmeissen, doss'n (dass ihm) der Sâk brummt. (Schles.) Hinschnattern. * Sie schnattern es1 hin, wie die Gänse im Haberstroh. – Luther. 1) Z. B. das Gebet. Hinsetzen. 1 Setz dich hî, bu (wo) di Kaisere sass, bi (als) se ê Braut wáer. (Meiningen.) – Frommann, II, 409, 54. Euphemistisch umschreibende Antwort auf die Frage, wohin man sich setzen solle, die weniger verhüllt im Namen der folgenden Redensart erscheint. 2 Setze dich hin, wo Anne Rosine Scholz sass, da sie Braut war. (S. Setzen.) – Weinhold, Wb., 6b. 3 Setze dich hin, wo die Grossmutter sass, da sie Braut war. – Weinhold, 6. Im hirschberger Kreise habe ich in früherer Zeit statt „Grossmutter“ gehört: wo die „Pumpelhortijern“ sass, als sie Braut war. Hinsingen. * Er ist hingesungen. (Köthen.) So viel wie verloren. Von Begräbnissen entlehnt. Hinskirche. * Man muss in der Hinskirche für ihn beten. (Marburg.) Von einem albernen Menschen. Die Hinskirche ist eine alte zerfallene Kapelle in der Nähe von Marburg, eine interessante Ruine. Hinstehen. Wo willst du hinstehen, auf einem Bogen Papier oder auf geronnene Milch? So fragt der Schweizer jeden, der über seine Kräfte etwas thun will. Hinstürzen. * Er ist hingestürzt wie eine Krott (Kröte). (Nürtingen.) Hintan. 1 Was weit hintan, das läst man gahn. – Petri, II, 612; Gruter, I, 77; Lange, 168; Eiselein, 312; Simroch, 6480; Braun, I, 1384. Lat.: De minimis non curat praetor. (Eiselein, 319.) 2 Weit hindan ist für die schüss gut. – Eyba, Schimpffliche Comedien Plauti. Hinten. 1 Hinten hüte dich, siehe für dich. – Petri, II, 381. 2 Hinten und vorn besehen ist einerlei. (Leipzig.) 3 Was hingere-n-isch, isch g'mäit. (Solothurn.) – Schild, 62, 74. *4 Der ist hinten lange nicht so wie vorn. (Trier.) Er ist anders, als er sich zeigt. *5 Er hat hinten auch Augen. Lat.: In occipitio quoque oculos gerit. (Seybold, 246.) *6 Er hat nichts hinten und nichts vorn. *7 Er weiss sich hinten und vorn keinen Rath. (Schles.) *8 Etwas von hinten und vorn ansehen. Von allen Seiten betrachten, untersuchen. In dieser Hinsicht bildeten die Alten den Janus mit zwei Gesichtern ab. Die Römer sagten dafür: A fronte atque a tergo. (Faselius, 2; Erasm., 8.) *9 Hinten müss's 'naus, wenn's vorn nicht 'raus kimmet. (Rott-Thal bei Passau.) Vom Schwätzer, der nichts, was er weiss, bei sich behalten kann. *10 Hinten schenkt man Weissbier. Scherzwort in der Niederlausitz, wenn einem Knaben das Hemd hinten herausguckt. *11 Hinten vnd vornen. – Franck, II, 82b. „Eins Dings fleissig warnemen vnd das gegenwertig mit dem zukünftigen vnd vergangnen vergleichen.“ *12 'S is m'r hinne wie auf dem Rick. (Nassau.) – Kehrein, VI, 28. Es ist mir hinten wie auf dem Rücken, d. h. einerlei, gleichgültig. *13 Sie lässt ihm hinten offen. (Rottenburg.) Sie will ihn nicht. *14 Sie möcht' ihm hinten hineinschlupfen. (Rottenburg.) Vor Liebe und Zärtlichkeit. *15 Sie thät's ihm hinten hineinschieben. Möchte ihm alles geben. Hintenab. * Er muess hingerab nä. (Solothurn.) – Schild, 85, 316. Hintenan. 1 Hintenan hat keine Ehre. 2 Hintenan ist auch ein Mann. Hintenanbleiben. Der muss bleiben hintenan, der nichts weiss, nichts thut, nichts kann. Hintenaus. 1 Hintenaus hat keine Ehre. – Eiselein, 312; Simrock, 4761; Braun, I, 1386. Lat.: Postico dicedere. – Postico falle clientem. (Eiselein, 312.) 2 Hintenaus verderbt das Haus. – Eiselein, 312; Simrock, 4760; Braun, I, 1385. *3 Hintenaus wie die Kühe seichen. – Fischart, Gesch. *4 Hintenaus wie die schwäbischen Bauern die Spiesse tragen. – Schuppius. „Ja, wart ein weil, jetzt kumb ich schir, hindenauss, wie die Bauern die spiess tragen.“ (Ayrer, IV, 2583, 21.) Hintenausscharren. * Da möchte man hintenausscharren wie die Hühner. (Nürtingen.) Hintenausschlagen. * Du sleist hin'n ut as 'n lahm Gössel. (Mecklenburg.) – Günther II, 199, 33; Schiller, III, 10. Du schlägst hintenaus, wie ein lahmes Gänschen. Hintendrein. Hintendrein reit't die oalte Urschel (Ursula). (Steiermark.) Spott bei Verspätungen u. dgl.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [335]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/341>, abgerufen am 24.11.2024.