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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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Hochsteiger.

1 Hochsteiger fallen gern, gute Schwimmer ertrinken gern. - Sailer, 306; Winckler, II, 12.

It.: A cader va chi troppo in alto sale. (Pazzaglia, 38.)

2 Hochsteiger und Tiefschwimmer werden selten alt. - Winckler, IV, 2.


Höchstes.

1 Dat kümmt jitzt alls up't Höchst, seggt dei Bur, da krög em 'ne Lus an'n Haut (Hut) rüm. (Mecklenburg.) - Raabe, 10.

2 Es kommt alles aufs Höchste. - Mayer, 1, 214.

3 Es kommt alles aufs Höchste, hat der Bettelmann gesagt, als ihm die Läuse auf dem Hute herumkrochen. (Baiern.) - Eiselein, 314; Simrock, 4795; Hoefer, 56.

Wenn ein unbedeutender Mensch einen hohen Posten erhält. In einem Flugblatt aus dem Jahre 1621 heisst es: "Eines Sprichworts ich erinnere mich, welches man wol für zehen hundert Jahren hat pflegen zu sag'n: Michs Wunder nimmt, jetzt alles Ding aufs höchste kömmt Vordes voll Butter die Höselein (längliche Fässchen, noch jetzt im Obersächsischen Butterhose) tief stunden in den Keltern mein, jetzt stehen sie als wichtig Sach voll lauter Asch hoch unterm Dach." (Opel, 117, 180.)

4 Was bis aufs Höchste gestiegen ist, kommt wieder herunter.

Dän.: Naar noget kommer paa det höyeste, saa nemmer det af igien. (Prov. dan., 354.)

5 Wer stets nach dem Höchsten strebt, wird wenigstens das Hohe erreichen.


Hochverrath.

* Es ist noch lange kein Hochverrath.

Frz.: Cela ne mord ni ne rue. (Lendroy, 1335.)


Hochzeit.

1 Af der Hochzet wech Breit, no der Hochzet Koamer uch Neit. (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 263.

2 Auff Hochzeiten soll man frölich sein, wenn man zu grabe geht, so ists wainens- vnd trawrenszeit. - Henisch, 1723, 15.

3 Die erste Hochzeit ist ein lieblich Ding, sie geht durch die Brautschaft; die zweite ist ein bittersüss Ding, sie geht durch die Witwenschaft; die dritte ist ein Ding, vor dem behüte Gott jedes Menschenkind.

4 Die Hochzeit findet Kleider, die Arbeit Groschen. (Lit.)

5 Ed öss kaan Hochzeid essu klaan, cd michd sich nog aan'. (Trier.) - Laven, 180, 37.

Es ist keine Hochzeit so klein, es macht sich noch ein'. In Köln: Kein Huhzick es esu klein, sei brengt er noch ein. (Weyden, II, 6.)

6 Eine Hochzeit macht die ander. - Gruter, III, 27; Lehmann, II, 148, 33; Simrock, 4801.

7 Eine Hochzeit wird nicht leicht vollbracht, eine andere wird dabei erdacht. - Simrock, 4800; Seybold, 397; Braun, I, 1410.

Dän.: Det er et skarns bryllup, hvor der er kun en brud. - Et bryllup giör det andet. (Prov. dan., 93.)

8 Es ist eine Hochzeit, da man nirgend einen Rauch gesehen.

9 Es ist eine Hochzeit nie so kli, es gibt auch ein Bräutli dabi. (Schweiz.)

10 Es ist keine Hochzeit ausgericht't, wo nicht eine zweite ward ausgedicht't. - Frischbier2, 1636.

11 Es ist nicht alle Tage Hochzeit.

It.: Ogni giorno non si fa nozze. (Pazzaglia, 246, 1.)

12 Es ist nit iederman auff die hochzeit geladen. - Franck, II, 40a; Simrock, 4805; Reinsberg IV, 19.

13 Es ist noch keine so köstliche Hochzeit gewesen, dass nicht einer über schlechte Bewirthung geklagt hätte. - Winckler, XV, 40.

14 Es ist noch nie eine Hochzeit gewesen, wo sich der Teufel nicht zum Brautdiener erlesen.

15 Es kommt mancher zur Hochzeit, der am wenigsten daran denkt. - Parömiakon, 992.

16 Es wirdt kein Hochzeit je vollbracht, es ward ein newe darbei gemacht. - Petri, II, 303; Henisch, 1482, 50; Sutor, 462; Körte, 2887.

Lat.: Nuptiae nuptiarum sunt occasiones. (Sutor, 462; Binder II, 2323; Philippi, II, 57; Seybold, 397.)

[Spaltenumbruch] 17 Frühe Hochzeit hat niemand gereut. - Eiselein, 314.

18 Frühe Hochzeit, lange Liebe. - Eiselein, 314; Simrock, 4802; Körte, 2885; Braun, I, 1411.

19 Glänzende Hochzeit, schlechte Ehe.

In Nordamerika liebt man Hochzeiten, wie solche in Deutschland, ja ganz Europa üblich sind, nicht. Durch das obige Sprichwort wird das sehr verbreitete Vorurtheil, das man gegen glänzende Hochzeiten hat, ausgesprochen. Brilliant nuptials, wretched marriage, heisst es; und wiewol der Amerikaner nicht abergläubisch ist, so sucht man doch das Omen zu vermeiden. Wenn überhaupt eine Hochzeitfeier stattfindet, so pflegen nur Aeltern und Geschwister daran theilzunehmen. (Ueber amerikanische Hochzeiten vgl. Frauen im Amerika von Dr. Kolatschek, Wien 1864.)

20 Heimliche Hochzeit, öffentliche Schande.

Dän.: Giör du dit giftermaal hemmaelig, da bliver det ulyst offentlig. (Prov. dan., 231.)

21 Hochteid gan, Vadder stan1 un Fenster geven2 het mennig Baur von de Plats3 afdreven. (Ostfries.) - Frommann, VI, 282, 693; Bueren, 573; Hauskalender, II.

1) Gevatter stehen.

2) Bezieht sich auf den norddeutschen Brauch des Fensterschenkens und des darauf folgenden Fensterbiers (Finsterber). Es ist dies ein Festgelag beim Schenken der Fenster in ein neugebautes oder ausgebessertes Haus. (Frommann, VI, 286, 693.)

3) Stelle, Landgut. - Stürenburg (307) hat statt: Fenster geven, Kinddop gäven.

22 Hochzeit, Begräbniss und Kindtaufen machen, dass ich muss zum Thor 'naus laufen.

Aus dem Handelsbuch eines breslauer Kaufmanns. (Schlesische Provinzialblätter, 1862, S. 567.)

23 Hochzeit gehen, Kinder heben ist ein Ehr', macht aber einem den Seckel leer. - Gruter, III, 50; Lehmann, II, 256, 58; Sailer, 72.

Die Annahme dieser theuern Ehre wird von Bekanntschafts-, Verwandtschafts- und andern Rücksichten geboten. Die Holländer sagen: Bei Hochzeiten und Kindbetten unterhält man die Freundschaft. Die Franzosen und Italiener: Bei Hochzeiten und Begräbnissen erkennt man Freunde und Vorwandte. (Reinsberg VII, 23.)

24 Hochzeit haben ist besser als Todten begraben. - Gruter, III, 50; Lehmann, II, 256, 59; Simrock, 4808.

25 Hochzeit ist eine kurtze frewd vnd lange vnlust. - Petri, II, 384.

Ein hebräisches Sprichwort sagt: Mancher geht zur Hochzeit und weiss nicht, was ihm die Zeit aufhebt. (Cahier, 2475.) Die Tamulen sagen: Auf die Hochzeit folgt ein Halbjahr Hunger. Die Hochzeit wird nämlich bei den Tamulen überaus prächtig hergerichtet; da man aber mit blinder Lust in unreifem Alter und ohne Mittel den Hausstand zu beginnen pflegt, so muss man, bei einem üblichen Zinsfusse von 12 Procent, mit Schulden anfangen, die nach der Hochzeit grosse Entbehrungen auflegen. (Vgl. Steger, Ergänzungs-Conversationslexikon, XII, S. 724.)

26 Hochzeit machen ist wing (wenig), aber haushalten ist ein theuer Ding.

Dän.: At holde bryllup er let, at holde huus siden er ei saa let. (Prov. dan., 93.)

27 Hochzeit macht eine Woche glücklich.

Böhm.: Dobra svatba tyden trva. (Celakovsky, 382.)

28 Hochzeit macht Hochzeit.

29 Hochzeit macht man nicht von Pflöcken und Ehre nicht von Zaunstecken. (Estn.)

30 Hochzeit und Begräbniss sind oft nicht weit auseinander.

Böhm.: Kde svatby, tu i pohrby. (Celakovsky, 312.)

31 In Hochzeiten vnd Kindbethen erhelt man freundschafft. - Petri, II, 405; Henisch, 341, 35.

32 Keine Hochzeit ohne Brautwerber.

Die Polen fügen hinzu: Kein Leichenschmaus ohne Bettler (oder Grossväter). Der erste Theil dieses Sprichworts bedarf keiner Erklärung, der andere bezieht sich auf das wohlorganisirte Institut der Bettelei in Polen. Die Grossväter sind Bettler, die sich an Feiertagen oder andern feierlichen Gelegenheiten, wie Hochzeiten, Wallfahrten u. dgl. in ganzen Schwärmen zu versammeln pflegen. Sie stellen sich dann in langen, dichten Reihen vor der Kirche auf und fangen nicht selten Schlägereien an, wobei sie sich ihrer Krücken und Stöcke als Waffen bedienen. Es gibt darunter förmliche Bettlerfamilien, die sich von Geschlecht zu Geschlecht vermehren und ihre gesunden Kinder zu ihrem Stande erziehen. Des Weitern verweise ich auf die culturhistorisch werthvolle Behandlung dieses Sprichworts bei Wurzbach I, 60.

Poln.: Nu kazdym weselu swat, na kazdej stypie dziad. (Wurzbach I, 60.)

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Hochsteiger.

1 Hochsteiger fallen gern, gute Schwimmer ertrinken gern.Sailer, 306; Winckler, II, 12.

It.: A cader và chi troppo in alto sale. (Pazzaglia, 38.)

2 Hochsteiger und Tiefschwimmer werden selten alt.Winckler, IV, 2.


Höchstes.

1 Dat kümmt jitzt alls up't Höchst, seggt dei Bur, da krög em 'ne Lus an'n Haut (Hut) rüm. (Mecklenburg.) – Raabe, 10.

2 Es kommt alles aufs Höchste.Mayer, 1, 214.

3 Es kommt alles aufs Höchste, hat der Bettelmann gesagt, als ihm die Läuse auf dem Hute herumkrochen. (Baiern.) – Eiselein, 314; Simrock, 4795; Hoefer, 56.

Wenn ein unbedeutender Mensch einen hohen Posten erhält. In einem Flugblatt aus dem Jahre 1621 heisst es: „Eines Sprichworts ich erinnere mich, welches man wol für zehen hundert Jahren hat pflegen zu sag'n: Michs Wunder nimmt, jetzt alles Ding aufs höchste kömmt Vordes voll Butter die Höselein (längliche Fässchen, noch jetzt im Obersächsischen Butterhose) tief stunden in den Keltern mein, jetzt stehen sie als wichtig Sach voll lauter Asch hoch unterm Dach.“ (Opel, 117, 180.)

4 Was bis aufs Höchste gestiegen ist, kommt wieder herunter.

Dän.: Naar noget kommer paa det høyeste, saa nemmer det af igien. (Prov. dan., 354.)

5 Wer stets nach dem Höchsten strebt, wird wenigstens das Hohe erreichen.


Hochverrath.

* Es ist noch lange kein Hochverrath.

Frz.: Cela ne mord ni ne rue. (Lendroy, 1335.)


Hochzeit.

1 Af der Hochzet wêch Brît, nô der Hochzet Koamer uch Nît. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 263.

2 Auff Hochzeiten soll man frölich sein, wenn man zu grabe geht, so ists wainens- vnd trawrenszeit.Henisch, 1723, 15.

3 Die erste Hochzeit ist ein lieblich Ding, sie geht durch die Brautschaft; die zweite ist ein bittersüss Ding, sie geht durch die Witwenschaft; die dritte ist ein Ding, vor dem behüte Gott jedes Menschenkind.

4 Die Hochzeit findet Kleider, die Arbeit Groschen. (Lit.)

5 Ed öss kaan Hochzeid essu klaan, cd michd sich nôg aan'. (Trier.) – Laven, 180, 37.

Es ist keine Hochzeit so klein, es macht sich noch ein'. In Köln: Kein Huhzick es esu klein, sei brengt er noch ein. (Weyden, II, 6.)

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8 Es ist eine Hochzeit, da man nirgend einen Rauch gesehen.

9 Es ist eine Hochzeit nie so kli, es gibt auch ein Bräutli dabi. (Schweiz.)

10 Es ist keine Hochzeit ausgericht't, wo nicht eine zweite ward ausgedicht't.Frischbier2, 1636.

11 Es ist nicht alle Tage Hochzeit.

It.: Ogni giorno non si fa nozze. (Pazzaglia, 246, 1.)

12 Es ist nit iederman auff die hochzeit geladen.Franck, II, 40a; Simrock, 4805; Reinsberg IV, 19.

13 Es ist noch keine so köstliche Hochzeit gewesen, dass nicht einer über schlechte Bewirthung geklagt hätte.Winckler, XV, 40.

14 Es ist noch nie eine Hochzeit gewesen, wo sich der Teufel nicht zum Brautdiener erlesen.

15 Es kommt mancher zur Hochzeit, der am wenigsten daran denkt.Parömiakon, 992.

16 Es wirdt kein Hochzeit je vollbracht, es ward ein newe darbei gemacht.Petri, II, 303; Henisch, 1482, 50; Sutor, 462; Körte, 2887.

Lat.: Nuptiae nuptiarum sunt occasiones. (Sutor, 462; Binder II, 2323; Philippi, II, 57; Seybold, 397.)

[Spaltenumbruch] 17 Frühe Hochzeit hat niemand gereut.Eiselein, 314.

18 Frühe Hochzeit, lange Liebe.Eiselein, 314; Simrock, 4802; Körte, 2885; Braun, I, 1411.

19 Glänzende Hochzeit, schlechte Ehe.

In Nordamerika liebt man Hochzeiten, wie solche in Deutschland, ja ganz Europa üblich sind, nicht. Durch das obige Sprichwort wird das sehr verbreitete Vorurtheil, das man gegen glänzende Hochzeiten hat, ausgesprochen. Brilliant nuptials, wretched marriage, heisst es; und wiewol der Amerikaner nicht abergläubisch ist, so sucht man doch das Omen zu vermeiden. Wenn überhaupt eine Hochzeitfeier stattfindet, so pflegen nur Aeltern und Geschwister daran theilzunehmen. (Ueber amerikanische Hochzeiten vgl. Frauen im Amerika von Dr. Kolatschek, Wien 1864.)

20 Heimliche Hochzeit, öffentliche Schande.

Dän.: Giør du dit giftermaal hemmaelig, da bliver det ulyst offentlig. (Prov. dan., 231.)

21 Hochtîd gân, Vadder stân1 un Fenster geven2 het mennig Bûr von de Plâts3 afdreven. (Ostfries.) – Frommann, VI, 282, 693; Bueren, 573; Hauskalender, II.

1) Gevatter stehen.

2) Bezieht sich auf den norddeutschen Brauch des Fensterschenkens und des darauf folgenden Fensterbiers (Finsterbêr). Es ist dies ein Festgelag beim Schenken der Fenster in ein neugebautes oder ausgebessertes Haus. (Frommann, VI, 286, 693.)

3) Stelle, Landgut. – Stürenburg (307) hat statt: Fenster geven, Kinddop gäven.

22 Hochzeit, Begräbniss und Kindtaufen machen, dass ich muss zum Thor 'naus laufen.

Aus dem Handelsbuch eines breslauer Kaufmanns. (Schlesische Provinzialblätter, 1862, S. 567.)

23 Hochzeit gehen, Kinder heben ist ein Ehr', macht aber einem den Seckel leer.Gruter, III, 50; Lehmann, II, 256, 58; Sailer, 72.

Die Annahme dieser theuern Ehre wird von Bekanntschafts-, Verwandtschafts- und andern Rücksichten geboten. Die Holländer sagen: Bei Hochzeiten und Kindbetten unterhält man die Freundschaft. Die Franzosen und Italiener: Bei Hochzeiten und Begräbnissen erkennt man Freunde und Vorwandte. (Reinsberg VII, 23.)

24 Hochzeit haben ist besser als Todten begraben.Gruter, III, 50; Lehmann, II, 256, 59; Simrock, 4808.

25 Hochzeit ist eine kurtze frewd vnd lange vnlust.Petri, II, 384.

Ein hebräisches Sprichwort sagt: Mancher geht zur Hochzeit und weiss nicht, was ihm die Zeit aufhebt. (Cahier, 2475.) Die Tamulen sagen: Auf die Hochzeit folgt ein Halbjahr Hunger. Die Hochzeit wird nämlich bei den Tamulen überaus prächtig hergerichtet; da man aber mit blinder Lust in unreifem Alter und ohne Mittel den Hausstand zu beginnen pflegt, so muss man, bei einem üblichen Zinsfusse von 12 Procent, mit Schulden anfangen, die nach der Hochzeit grosse Entbehrungen auflegen. (Vgl. Steger, Ergänzungs-Conversationslexikon, XII, S. 724.)

26 Hochzeit machen ist wing (wenig), aber haushalten ist ein theuer Ding.

Dän.: At holde bryllup er let, at holde huus siden er ei saa let. (Prov. dan., 93.)

27 Hochzeit macht eine Woche glücklich.

Böhm.: Dobrá svatba týden trvá. (Čelakovsky, 382.)

28 Hochzeit macht Hochzeit.

29 Hochzeit macht man nicht von Pflöcken und Ehre nicht von Zaunstecken. (Estn.)

30 Hochzeit und Begräbniss sind oft nicht weit auseinander.

Böhm.: Kde svatby, tu i pohřby. (Čelakovsky, 312.)

31 In Hochzeiten vnd Kindbethen erhelt man freundschafft.Petri, II, 405; Henisch, 341, 35.

32 Keine Hochzeit ohne Brautwerber.

Die Polen fügen hinzu: Kein Leichenschmaus ohne Bettler (oder Grossväter). Der erste Theil dieses Sprichworts bedarf keiner Erklärung, der andere bezieht sich auf das wohlorganisirte Institut der Bettelei in Polen. Die Grossväter sind Bettler, die sich an Feiertagen oder andern feierlichen Gelegenheiten, wie Hochzeiten, Wallfahrten u. dgl. in ganzen Schwärmen zu versammeln pflegen. Sie stellen sich dann in langen, dichten Reihen vor der Kirche auf und fangen nicht selten Schlägereien an, wobei sie sich ihrer Krücken und Stöcke als Waffen bedienen. Es gibt darunter förmliche Bettlerfamilien, die sich von Geschlecht zu Geschlecht vermehren und ihre gesunden Kinder zu ihrem Stande erziehen. Des Weitern verweise ich auf die culturhistorisch werthvolle Behandlung dieses Sprichworts bei Wurzbach I, 60.

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[[348]/0354] Hochsteiger. 1 Hochsteiger fallen gern, gute Schwimmer ertrinken gern. – Sailer, 306; Winckler, II, 12. It.: A cader và chi troppo in alto sale. (Pazzaglia, 38.) 2 Hochsteiger und Tiefschwimmer werden selten alt. – Winckler, IV, 2. Höchstes. 1 Dat kümmt jitzt alls up't Höchst, seggt dei Bur, da krög em 'ne Lus an'n Haut (Hut) rüm. (Mecklenburg.) – Raabe, 10. 2 Es kommt alles aufs Höchste. – Mayer, 1, 214. 3 Es kommt alles aufs Höchste, hat der Bettelmann gesagt, als ihm die Läuse auf dem Hute herumkrochen. (Baiern.) – Eiselein, 314; Simrock, 4795; Hoefer, 56. Wenn ein unbedeutender Mensch einen hohen Posten erhält. In einem Flugblatt aus dem Jahre 1621 heisst es: „Eines Sprichworts ich erinnere mich, welches man wol für zehen hundert Jahren hat pflegen zu sag'n: Michs Wunder nimmt, jetzt alles Ding aufs höchste kömmt Vordes voll Butter die Höselein (längliche Fässchen, noch jetzt im Obersächsischen Butterhose) tief stunden in den Keltern mein, jetzt stehen sie als wichtig Sach voll lauter Asch hoch unterm Dach.“ (Opel, 117, 180.) 4 Was bis aufs Höchste gestiegen ist, kommt wieder herunter. Dän.: Naar noget kommer paa det høyeste, saa nemmer det af igien. (Prov. dan., 354.) 5 Wer stets nach dem Höchsten strebt, wird wenigstens das Hohe erreichen. Hochverrath. * Es ist noch lange kein Hochverrath. Frz.: Cela ne mord ni ne rue. (Lendroy, 1335.) Hochzeit. 1 Af der Hochzet wêch Brît, nô der Hochzet Koamer uch Nît. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 263. 2 Auff Hochzeiten soll man frölich sein, wenn man zu grabe geht, so ists wainens- vnd trawrenszeit. – Henisch, 1723, 15. 3 Die erste Hochzeit ist ein lieblich Ding, sie geht durch die Brautschaft; die zweite ist ein bittersüss Ding, sie geht durch die Witwenschaft; die dritte ist ein Ding, vor dem behüte Gott jedes Menschenkind. 4 Die Hochzeit findet Kleider, die Arbeit Groschen. (Lit.) 5 Ed öss kaan Hochzeid essu klaan, cd michd sich nôg aan'. (Trier.) – Laven, 180, 37. Es ist keine Hochzeit so klein, es macht sich noch ein'. In Köln: Kein Huhzick es esu klein, sei brengt er noch ein. (Weyden, II, 6.) 6 Eine Hochzeit macht die ander. – Gruter, III, 27; Lehmann, II, 148, 33; Simrock, 4801. 7 Eine Hochzeit wird nicht leicht vollbracht, eine andere wird dabei erdacht. – Simrock, 4800; Seybold, 397; Braun, I, 1410. Dän.: Det er et skarns bryllup, hvor der er kun en brud. – Et bryllup giør det andet. (Prov. dan., 93.) 8 Es ist eine Hochzeit, da man nirgend einen Rauch gesehen. 9 Es ist eine Hochzeit nie so kli, es gibt auch ein Bräutli dabi. (Schweiz.) 10 Es ist keine Hochzeit ausgericht't, wo nicht eine zweite ward ausgedicht't. – Frischbier2, 1636. 11 Es ist nicht alle Tage Hochzeit. It.: Ogni giorno non si fa nozze. (Pazzaglia, 246, 1.) 12 Es ist nit iederman auff die hochzeit geladen. – Franck, II, 40a; Simrock, 4805; Reinsberg IV, 19. 13 Es ist noch keine so köstliche Hochzeit gewesen, dass nicht einer über schlechte Bewirthung geklagt hätte. – Winckler, XV, 40. 14 Es ist noch nie eine Hochzeit gewesen, wo sich der Teufel nicht zum Brautdiener erlesen. 15 Es kommt mancher zur Hochzeit, der am wenigsten daran denkt. – Parömiakon, 992. 16 Es wirdt kein Hochzeit je vollbracht, es ward ein newe darbei gemacht. – Petri, II, 303; Henisch, 1482, 50; Sutor, 462; Körte, 2887. Lat.: Nuptiae nuptiarum sunt occasiones. (Sutor, 462; Binder II, 2323; Philippi, II, 57; Seybold, 397.) 17 Frühe Hochzeit hat niemand gereut. – Eiselein, 314. 18 Frühe Hochzeit, lange Liebe. – Eiselein, 314; Simrock, 4802; Körte, 2885; Braun, I, 1411. 19 Glänzende Hochzeit, schlechte Ehe. In Nordamerika liebt man Hochzeiten, wie solche in Deutschland, ja ganz Europa üblich sind, nicht. Durch das obige Sprichwort wird das sehr verbreitete Vorurtheil, das man gegen glänzende Hochzeiten hat, ausgesprochen. Brilliant nuptials, wretched marriage, heisst es; und wiewol der Amerikaner nicht abergläubisch ist, so sucht man doch das Omen zu vermeiden. Wenn überhaupt eine Hochzeitfeier stattfindet, so pflegen nur Aeltern und Geschwister daran theilzunehmen. (Ueber amerikanische Hochzeiten vgl. Frauen im Amerika von Dr. Kolatschek, Wien 1864.) 20 Heimliche Hochzeit, öffentliche Schande. Dän.: Giør du dit giftermaal hemmaelig, da bliver det ulyst offentlig. (Prov. dan., 231.) 21 Hochtîd gân, Vadder stân1 un Fenster geven2 het mennig Bûr von de Plâts3 afdreven. (Ostfries.) – Frommann, VI, 282, 693; Bueren, 573; Hauskalender, II. 1) Gevatter stehen. 2) Bezieht sich auf den norddeutschen Brauch des Fensterschenkens und des darauf folgenden Fensterbiers (Finsterbêr). Es ist dies ein Festgelag beim Schenken der Fenster in ein neugebautes oder ausgebessertes Haus. (Frommann, VI, 286, 693.) 3) Stelle, Landgut. – Stürenburg (307) hat statt: Fenster geven, Kinddop gäven. 22 Hochzeit, Begräbniss und Kindtaufen machen, dass ich muss zum Thor 'naus laufen. Aus dem Handelsbuch eines breslauer Kaufmanns. (Schlesische Provinzialblätter, 1862, S. 567.) 23 Hochzeit gehen, Kinder heben ist ein Ehr', macht aber einem den Seckel leer. – Gruter, III, 50; Lehmann, II, 256, 58; Sailer, 72. Die Annahme dieser theuern Ehre wird von Bekanntschafts-, Verwandtschafts- und andern Rücksichten geboten. Die Holländer sagen: Bei Hochzeiten und Kindbetten unterhält man die Freundschaft. Die Franzosen und Italiener: Bei Hochzeiten und Begräbnissen erkennt man Freunde und Vorwandte. (Reinsberg VII, 23.) 24 Hochzeit haben ist besser als Todten begraben. – Gruter, III, 50; Lehmann, II, 256, 59; Simrock, 4808. 25 Hochzeit ist eine kurtze frewd vnd lange vnlust. – Petri, II, 384. Ein hebräisches Sprichwort sagt: Mancher geht zur Hochzeit und weiss nicht, was ihm die Zeit aufhebt. (Cahier, 2475.) Die Tamulen sagen: Auf die Hochzeit folgt ein Halbjahr Hunger. Die Hochzeit wird nämlich bei den Tamulen überaus prächtig hergerichtet; da man aber mit blinder Lust in unreifem Alter und ohne Mittel den Hausstand zu beginnen pflegt, so muss man, bei einem üblichen Zinsfusse von 12 Procent, mit Schulden anfangen, die nach der Hochzeit grosse Entbehrungen auflegen. (Vgl. Steger, Ergänzungs-Conversationslexikon, XII, S. 724.) 26 Hochzeit machen ist wing (wenig), aber haushalten ist ein theuer Ding. Dän.: At holde bryllup er let, at holde huus siden er ei saa let. (Prov. dan., 93.) 27 Hochzeit macht eine Woche glücklich. Böhm.: Dobrá svatba týden trvá. (Čelakovsky, 382.) 28 Hochzeit macht Hochzeit. 29 Hochzeit macht man nicht von Pflöcken und Ehre nicht von Zaunstecken. (Estn.) 30 Hochzeit und Begräbniss sind oft nicht weit auseinander. Böhm.: Kde svatby, tu i pohřby. (Čelakovsky, 312.) 31 In Hochzeiten vnd Kindbethen erhelt man freundschafft. – Petri, II, 405; Henisch, 341, 35. 32 Keine Hochzeit ohne Brautwerber. Die Polen fügen hinzu: Kein Leichenschmaus ohne Bettler (oder Grossväter). Der erste Theil dieses Sprichworts bedarf keiner Erklärung, der andere bezieht sich auf das wohlorganisirte Institut der Bettelei in Polen. Die Grossväter sind Bettler, die sich an Feiertagen oder andern feierlichen Gelegenheiten, wie Hochzeiten, Wallfahrten u. dgl. in ganzen Schwärmen zu versammeln pflegen. Sie stellen sich dann in langen, dichten Reihen vor der Kirche auf und fangen nicht selten Schlägereien an, wobei sie sich ihrer Krücken und Stöcke als Waffen bedienen. Es gibt darunter förmliche Bettlerfamilien, die sich von Geschlecht zu Geschlecht vermehren und ihre gesunden Kinder zu ihrem Stande erziehen. Des Weitern verweise ich auf die culturhistorisch werthvolle Behandlung dieses Sprichworts bei Wurzbach I, 60. Poln.: Nu kaźdym weselu swat, na kaźdej stypie dziad. (Wurzbach I, 60.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [348]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/354>, abgerufen am 24.11.2024.