Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.[Spaltenumbruch]
*125 Sie ist guter Hoffnung. Schwanger. *126 Vor lauter Hoffnung werd' ich noch toll (jüd.: meschuche). - Tendlau, 619; Sprichw., 13, 12. Hoffnungsfeld. Bau' Hoffnungsfeld mit Gebet und Fleiss, sä' drein Geduld; trägt Ehrenpreis. - Körte, 2920. Hoffnungssack. Hopesack on Popesack öss schwer geföllt. (Ostpreuss.) Hoffreundschaft. 1 Hoffreundschafft geht bald auff Hoffeindschaft. - Petri, II, 382. 2 Hoffreundschafft hat die lenge kein Bestand. - Petri, II, 382. Hofgarten. Im Hofgarten kann auch wol eine Lilie blühen. Frz.: Il avient sovent a court qui ne peche si encort. (Leroux, II, 69.) Hofgaul. Hofgaul vnd Hofmaul ist gut sein, aber Hofesel zu sein ist müeh vnd arbeit. (S. Hofesel 1.) - Henisch, 1374, 56; Petri, II, 381; Luther's Werke, VI, 166; Heuseler, 339. Hofgesinde. 1 Es seynd drey stolze Hofgesind: ein Laus im Grind, ein Schneider uff ein Ross und ein Hur uff ein Schloss. - Welt und Zeit, V, 87, 35. 2 Hofgesind hängt den Mantel nach dem Wind. Mhd.: Wer sei der herren hofgesynd, der henck den mantel nach dem wynd. (Morseheim.) (Zingerle, 98.) 3 Hofgesind ist Wildpret im Himmel. "Ist ein Fürst (s. d. 83 u. 119) Wildpret im Himmel, so werden auch freilich die Amtleut oder Hofgesinde vielmehr Wildpret drinnen sein." (Luther's Werke, VI, 165b.) Hofglanz. Hofeglanz verdirbt des Volks Finanz. "Der Glanz der Höfe ist die unnütze Flamme, welche das Mark der Völker verzehrt." (Welt und Zeit, III, 42, 52.) Hofgnade. 1 Hofgnade ist kein Dauerobst. Böhm.: Dvorske stesti na tenicke pavucine visi. (Celakovsky, 245.) Dän.: Tit den der födes i hof-naade, maae döe i unaade. (Prov. dan., 293.) 2 Hofgnade will wohl bedeckt sein, sonst erfriert sie. Hofgunst. 1 Hoffgunst weret offt so lang als Wein in der Flasch. - Lehmann, 944, 46. 2 Hofgunst ist eitel Dunst. Böhm.: Dvorenin v lasce panske jako kocour na lede, a jeste v orechovych strevickach. (Celakovsky, 245.) 3 Hofgunst ist niemoln mit Nägel oder Holtz angehefft, sondern nur mit wenig wachss anpreklebt. - Lehmann, 945, 61. 4 Was hilfft Hoffgunst, wenn dass Liecht verloschen will. - Lehmann, 944, 49. Hofhalten. *1 Alle Tage König Artus vnd Crösus Hof halten. - Mathesy, 236a. *2 Er helt offen hof. - Tappius, 70a. Lat.: Haud unquam arcet ostium. (Erasm., 357; Tappius, 70a.) Hofhaltung. Wo Hofhaltung ist, da ist auch Zufuhr. - Petri, II, 805. Hofhand. Hofhände haben keine Herzen. Hofheim. * Er spielt neun Zehntel Hofheim. Hofhund. 1 Hofhunde vertreiben (bellen) die Bauernköter (an). 2 Hofhunde werden gefüttert, dass sie bellen. Denn: Wess Brot ich esse, dess Lied ich singe. L. Börne (Gesammelte Schriften, VI, 181) sagt: "Es ist die Bestimmung der Hofhunde, dass sie bellen, dafür werden sie gefüttert." Aber gegen den eignen Herrn sollen sie nicht belfern; denn die Russen sagen: Ein schlechter Hofhund, der den eignen Herrn anbellt. (Altmann VI, 511.) 3 Hofhunden ist nicht zu trauen. Sie kommen auch oft plötzlich aus irgendeinem Versteck; hervorgesprungen und fahren in die Beine, ohne [Spaltenumbruch] dass man sie vorher bemerkt hat. "Es ist eine alte Geschichte, die ewig neu bleibt, dass wer Misbräuche u. s. w. bekämpft, die Hofhunde mit jedem Schritte, den er vorwärts thut, aus ihrer Ruhe schreckt." (Erheiterungen, 1860, Hft. 16.) 4 Wenn der Hofhund nicht bellt, so frisst er das Futter umsonst. - Sprichwörtergarten, 66. 5 Wer von Hofhunden (Hunden am Hofe) gebissen wird, dessen Wunden schwären (eitern) lange. - Parömiakon, 103. In Bezug auf die Rache der Höflinge. Hofiren. 1 Es hofirt kein Vogel ins eigene Nest. 2 Hofire mir nicht in den Kram, ehe ich ihn ausgelegt! Unterbrich mich nicht in dem, was ich sagen will; lass mich ausreden. 3 Mancher hofirt dem andern, ob er kondt einen Riemen auss dem Evangelio schneiden. - Petri, II, 450; Henisch, 954, 27. 4 Wenn dir jemand sehr hofirt, so hat er dich angeschmiert oder will dich anschmieren. *5 Er hofirt in sein eigen Nest, wie der Wiedehopf. *6 Er hofirt sich ganz allein. - Eiselein, 317. Lat.: Ipse sibi plaudit. (Eiselein, 317.) Hofirer. Hofierer kommen hernach selten zu ehren; er gewohnet des Bierkännleins. - Petri, II, 382; Henisch, 816, 20. "Was hofirer seyn, sagt das alte Sprichwort, die kommen hernach selten zu ehren; er gewohnet des Bierkännleins." (Mathesy, 216a.) Lat.: Publici cantores raro ad honores perueniunt. (Mathesy, 216a.) Hofkittel. Reisst der Hofkittel einmal, so ist er schwerlich wieder zu flicken. - Mathesius, Historia, II, XXIIb. Hofkuchen. Hofkuchen sind eitel Teig oder verbrannt. Dän.: Hof-kagen er enten blank eller braendt. (Prov. dan., 295.) Hofleben. 1 Das Hofleben ist der Füchse Paradies, der Einfältigen Hölle und der Reichen Fegefeuer. 2 Das Hofleben ist der Hölle Vorstadt. Frz.: La cour est le fauxbourg de l'enfer. (Kritzinger, 181b.) 3 Das Hofleben ist der schönste Weg zur Hölle. Dän.: Hof-levnet er ofte helvedes gienvey. (Prov. dan., 293.) Lat.: Exeat aula qui volet esse pius. 4 Das Hofleben ist ein Meer voll Klippen. It.: La corte e un mare d'inevitabili scogli. (Pazzaglia, 70, 15.) 5 Das Hofleben ist ein Spital der gekränkten Hoffnung, ein Element des Neides, eine Schule des Ehrgeizes, ein Markt der Falschheit. 6 Das Hofleben ist eine adeliche Sklaverei und ein glänzendes Elend. Dän.: Hof-levnet er en herlig elendighed. (Prov. dan., 293.) It.: La corte e una nobile schiavitu, ed una splendida misera. (Pazzaglia, 68, 7.) 7 Das Hofleben ist eine Badstube; die darin sind, wollen heraus und die draussen sind, wollen hinein. - Einfälle, 440. 8 Das Hofleben ist eine glänzende Dienstbarkeit. Die Kaiserin Anna liebte die Gräfin Tschernischew ihrer heitern Unterhaltungsgabe wegen. Als die letztere später an geschwollenen Füssen litt, die ihr das Stehen zur Pein machten, ward die Gunst der Kaiserin ein wahres Märtyrerthum für sie, da dieselbe nicht begreifen konnte, dass Unterthanen müde werden können. Anna nahm lange keine Notiz von den Qualen der Gräfin, bis diese einmal der Ohnmacht nahe war. Jetzt erlaubte sie derselben, sich auf den Tisch zu stützen und die witzige heitere Unterhaltung fortzusetzen. Damit aber die Kaiserin die ungehörige Haltung nicht sähe, musste eine Kammerfrau vortreten. (Vgl. Memoiren der Fürstin Daschkow von Alex. Herzen, Hamburg 1857.) Böhm.: Dvorsky zivot, stkvele otroctvi. - Zivot dvorsky sladkohorky. (Celakovsky, 321.) Frz.: La cour est un brillant esclavage. (Kritzinger, 182a.) Lat.: Aulica vita splendida miseria. (Binder I, 109; II, 285; Buchler, 39; Froberg, 44; Philippi, I, 49; Seybold, 46.) Poln.: Dworski zywot, swietna niewola (nedza). - Zywot dworski slodkogorzki. (Celakovsky, 321.)
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*125 Sie ist guter Hoffnung. Schwanger. *126 Vor lauter Hoffnung werd' ich noch toll (jüd.: meschuche). – Tendlau, 619; Sprichw., 13, 12. Hoffnungsfeld. Bau' Hoffnungsfeld mit Gebet und Fleiss, sä' drein Geduld; trägt Ehrenpreis. – Körte, 2920. Hoffnungssack. Hopesack on Popesack öss schwer geföllt. (Ostpreuss.) Hoffreundschaft. 1 Hoffreundschafft geht bald auff Hoffeindschaft. – Petri, II, 382. 2 Hoffreundschafft hat die lenge kein Bestand. – Petri, II, 382. Hofgarten. Im Hofgarten kann auch wol eine Lilie blühen. Frz.: Il avient sovent à court qui ne péche si encort. (Leroux, II, 69.) Hofgaul. Hofgaul vnd Hofmaul ist gut sein, aber Hofesel zu sein ist müeh vnd arbeit. (S. Hofesel 1.) – Henisch, 1374, 56; Petri, II, 381; Luther's Werke, VI, 166; Heuseler, 339. Hofgesinde. 1 Es seynd drey stolze Hofgesind: ein Laus im Grind, ein Schneider uff ein Ross und ein Hur uff ein Schloss. – Welt und Zeit, V, 87, 35. 2 Hofgesind hängt den Mantel nach dem Wind. 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(Čelakovsky, 245.) 3 Hofgunst ist niemoln mit Nägel oder Holtz angehefft, sondern nur mit wenig wachss anpreklebt. – Lehmann, 945, 61. 4 Was hilfft Hoffgunst, wenn dass Liecht verloschen will. – Lehmann, 944, 49. Hofhalten. *1 Alle Tage König Artus vnd Crösus Hof halten. – Mathesy, 236a. *2 Er helt offen hof. – Tappius, 70a. Lat.: Haud unquam arcet ostium. (Erasm., 357; Tappius, 70a.) Hofhaltung. Wo Hofhaltung ist, da ist auch Zufuhr. – Petri, II, 805. Hofhand. Hofhände haben keine Herzen. Hofheim. * Er spielt neun Zehntel Hofheim. Hofhund. 1 Hofhunde vertreiben (bellen) die Bauernköter (an). 2 Hofhunde werden gefüttert, dass sie bellen. Denn: Wess Brot ich esse, dess Lied ich singe. L. Börne (Gesammelte Schriften, VI, 181) sagt: „Es ist die Bestimmung der Hofhunde, dass sie bellen, dafür werden sie gefüttert.“ Aber gegen den eignen Herrn sollen sie nicht belfern; denn die Russen sagen: Ein schlechter Hofhund, der den eignen Herrn anbellt. 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*125 Sie ist guter Hoffnung.
Schwanger.
*126 Vor lauter Hoffnung werd' ich noch toll (jüd.: meschuche). – Tendlau, 619; Sprichw., 13, 12.
Hoffnungsfeld.
Bau' Hoffnungsfeld mit Gebet und Fleiss, sä' drein Geduld; trägt Ehrenpreis. – Körte, 2920.
Hoffnungssack.
Hopesack on Popesack öss schwer geföllt. (Ostpreuss.)
Hoffreundschaft.
1 Hoffreundschafft geht bald auff Hoffeindschaft. – Petri, II, 382.
2 Hoffreundschafft hat die lenge kein Bestand. – Petri, II, 382.
Hofgarten.
Im Hofgarten kann auch wol eine Lilie blühen.
Frz.: Il avient sovent à court qui ne péche si encort. (Leroux, II, 69.)
Hofgaul.
Hofgaul vnd Hofmaul ist gut sein, aber Hofesel zu sein ist müeh vnd arbeit. (S. Hofesel 1.) – Henisch, 1374, 56; Petri, II, 381; Luther's Werke, VI, 166; Heuseler, 339.
Hofgesinde.
1 Es seynd drey stolze Hofgesind: ein Laus im Grind, ein Schneider uff ein Ross und ein Hur uff ein Schloss. – Welt und Zeit, V, 87, 35.
2 Hofgesind hängt den Mantel nach dem Wind.
Mhd.: Wer sei der herren hofgesynd, der henck den mantel nach dem wynd. (Morseheim.) (Zingerle, 98.)
3 Hofgesind ist Wildpret im Himmel.
„Ist ein Fürst (s. d. 83 u. 119) Wildpret im Himmel, so werden auch freilich die Amtleut oder Hofgesinde vielmehr Wildpret drinnen sein.“ (Luther's Werke, VI, 165b.)
Hofglanz.
Hofeglanz verdirbt des Volks Finanz.
„Der Glanz der Höfe ist die unnütze Flamme, welche das Mark der Völker verzehrt.“ (Welt und Zeit, III, 42, 52.)
Hofgnade.
1 Hofgnade ist kein Dauerobst.
Böhm.: Dvorské štĕstí na teníčké pavučinĕ visí. (Čelakovsky, 245.)
Dän.: Tit den der fødes i hof-naade, maae døe i unaade. (Prov. dan., 293.)
2 Hofgnade will wohl bedeckt sein, sonst erfriert sie.
Hofgunst.
1 Hoffgunst weret offt so lang als Wein in der Flasch. – Lehmann, 944, 46.
2 Hofgunst ist eitel Dunst.
Böhm.: Dvořenin v lásce panské jako kocour na ledĕ, a ještĕ v ořechových střevíčkách. (Čelakovsky, 245.)
3 Hofgunst ist niemoln mit Nägel oder Holtz angehefft, sondern nur mit wenig wachss anpreklebt. – Lehmann, 945, 61.
4 Was hilfft Hoffgunst, wenn dass Liecht verloschen will. – Lehmann, 944, 49.
Hofhalten.
*1 Alle Tage König Artus vnd Crösus Hof halten. – Mathesy, 236a.
*2 Er helt offen hof. – Tappius, 70a.
Lat.: Haud unquam arcet ostium. (Erasm., 357; Tappius, 70a.)
Hofhaltung.
Wo Hofhaltung ist, da ist auch Zufuhr. – Petri, II, 805.
Hofhand.
Hofhände haben keine Herzen.
Hofheim.
* Er spielt neun Zehntel Hofheim.
Hofhund.
1 Hofhunde vertreiben (bellen) die Bauernköter (an).
2 Hofhunde werden gefüttert, dass sie bellen.
Denn: Wess Brot ich esse, dess Lied ich singe. L. Börne (Gesammelte Schriften, VI, 181) sagt: „Es ist die Bestimmung der Hofhunde, dass sie bellen, dafür werden sie gefüttert.“ Aber gegen den eignen Herrn sollen sie nicht belfern; denn die Russen sagen: Ein schlechter Hofhund, der den eignen Herrn anbellt. (Altmann VI, 511.)
3 Hofhunden ist nicht zu trauen.
Sie kommen auch oft plötzlich aus irgendeinem Versteck; hervorgesprungen und fahren in die Beine, ohne
dass man sie vorher bemerkt hat. „Es ist eine alte Geschichte, die ewig neu bleibt, dass wer Misbräuche u. s. w. bekämpft, die Hofhunde mit jedem Schritte, den er vorwärts thut, aus ihrer Ruhe schreckt.“ (Erheiterungen, 1860, Hft. 16.)
4 Wenn der Hofhund nicht bellt, so frisst er das Futter umsonst. – Sprichwörtergarten, 66.
5 Wer von Hofhunden (Hunden am Hofe) gebissen wird, dessen Wunden schwären (eitern) lange. – Parömiakon, 103.
In Bezug auf die Rache der Höflinge.
Hofiren.
1 Es hofirt kein Vogel ins eigene Nest.
2 Hofire mir nicht in den Kram, ehe ich ihn ausgelegt!
Unterbrich mich nicht in dem, was ich sagen will; lass mich ausreden.
3 Mancher hofirt dem andern, ob er kondt einen Riemen auss dem Evangelio schneiden. – Petri, II, 450; Henisch, 954, 27.
4 Wenn dir jemand sehr hofirt, so hat er dich angeschmiert oder will dich anschmieren.
*5 Er hofirt in sein eigen Nest, wie der Wiedehopf.
*6 Er hofirt sich ganz allein. – Eiselein, 317.
Lat.: Ipse sibi plaudit. (Eiselein, 317.)
Hofirer.
Hofierer kommen hernach selten zu ehren; er gewohnet des Bierkännleins. – Petri, II, 382; Henisch, 816, 20.
„Was hofirer seyn, sagt das alte Sprichwort, die kommen hernach selten zu ehren; er gewohnet des Bierkännleins.“ (Mathesy, 216a.)
Lat.: Publici cantores raro ad honores perueniunt. (Mathesy, 216a.)
Hofkittel.
Reisst der Hofkittel einmal, so ist er schwerlich wieder zu flicken. – Mathesius, Historia, II, XXIIb.
Hofkuchen.
Hofkuchen sind eitel Teig oder verbrannt.
Dän.: Hof-kagen er enten blank eller brændt. (Prov. dan., 295.)
Hofleben.
1 Das Hofleben ist der Füchse Paradies, der Einfältigen Hölle und der Reichen Fegefeuer.
2 Das Hofleben ist der Hölle Vorstadt.
Frz.: La cour est le fauxbourg de l'enfer. (Kritzinger, 181b.)
3 Das Hofleben ist der schönste Weg zur Hölle.
Dän.: Hof-levnet er ofte helvedes gienvey. (Prov. dan., 293.)
Lat.: Exeat aula qui volet esse pius.
4 Das Hofleben ist ein Meer voll Klippen.
It.: La corte è un mare d'inevitabili scogli. (Pazzaglia, 70, 15.)
5 Das Hofleben ist ein Spital der gekränkten Hoffnung, ein Element des Neides, eine Schule des Ehrgeizes, ein Markt der Falschheit.
6 Das Hofleben ist eine adeliche Sklaverei und ein glänzendes Elend.
Dän.: Hof-levnet er en herlig elendighed. (Prov. dan., 293.)
It.: La corte è una nobile schiavitù, ed una splendida misera. (Pazzaglia, 68, 7.)
7 Das Hofleben ist eine Badstube; die darin sind, wollen heraus und die draussen sind, wollen hinein. – Einfälle, 440.
8 Das Hofleben ist eine glänzende Dienstbarkeit.
Die Kaiserin Anna liebte die Gräfin Tschernischew ihrer heitern Unterhaltungsgabe wegen. Als die letztere später an geschwollenen Füssen litt, die ihr das Stehen zur Pein machten, ward die Gunst der Kaiserin ein wahres Märtyrerthum für sie, da dieselbe nicht begreifen konnte, dass Unterthanen müde werden können. Anna nahm lange keine Notiz von den Qualen der Gräfin, bis diese einmal der Ohnmacht nahe war. Jetzt erlaubte sie derselben, sich auf den Tisch zu stützen und die witzige heitere Unterhaltung fortzusetzen. Damit aber die Kaiserin die ungehörige Haltung nicht sähe, musste eine Kammerfrau vortreten. (Vgl. Memoiren der Fürstin Daschkow von Alex. Herzen, Hamburg 1857.)
Böhm.: Dvorský život, stkvĕlé otroctví. – Život dvorský sladkohořký. (Čelakovsky, 321.)
Frz.: La cour est un brillant esclavage. (Kritzinger, 182a.)
Lat.: Aulica vita splendida miseria. (Binder I, 109; II, 285; Buchler, 39; Froberg, 44; Philippi, I, 49; Seybold, 46.)
Poln.: Dworski żywot, świetna niewola (nędza). – Żywot dworski słodkogorzki. (Čelakovsky, 321.)
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