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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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[Spaltenumbruch] München) versprach man mir Holland und Brabant." Aus dem Nachlass Varnhagen's von Ense, herausgegeben von Ludmilla Assing, Leipzig 1865.)

*7 Holland - hohl Land, Zeeland - kein Land; ich halt' es mit dem Heidekant. - Reinsberg VI, 40.

So sagen besonders die Brabanter. Die Holländer selbst deuten damit auf die Entstehung ihres Landes hin.

Holl.: Holland - hol land; Zeeland - geen land; ik houd het met den heikant. (Harrebomee, I, 315.)

*8 Holland ist in Noth. - Hauskalender, I; Bueren, 571; Simrock, 4882; Körte, 2925b; Braun, I, 1443; Lohrengel, II, 154.

Nun sieht's schlimm aus; es ist schwer aus eigener Macht zu helfen. Holland ist kein natürliches, sondern ein künstliches Land. Die Fischer und nach ihnen die Schiffer auf den dasselbe durchfliessenden Strömen haben das Erdreich dem Meer abgerungen und sich nach und nach Dämme erbaut, die einen schwachen Schutz gegen die Gewalt des Meeres geben. (S. Gott 579.) Diese Mauern kosten viel; aber noch erhielten sie nicht die Unbezwingbarkeit des chinesischen Walles, indem Fluss- und Meereswogen sie öfters niederrissen und grosse Gebietstheile unter Wasser setzten. Wenn dies geschah, so sagte man: Holland ist in Noth, welche Redensart in ein Sprichwort überging, um eine grosse Noth zu bezeichnen. (Vgl. Troxel, Briefe aus Frankreich, 1834, I, 86.) Die Redensart wird jetzt nicht blos in Deutschland, sondern in den ganzen Niederlanden, bald im Ernst, bald im Scherz gebraucht, und ist dort namentlich für diejenigen, welche von Flöhen gebissen werden, der herkömmlichste Ausdruck ihrer geheimen Plage. (Reinsberg VI, 41.)

Frz.: Il y a du danger, du peril; le mal est present. (Starschedel, 409.)

Holl.: Als hem eene vloo bijt, is Holland in last. (Harrebomee, I, 314.)

*9 In Holland sein (oder: Nach Holland reisen).

Deutet in Stettin auf den Schuldarrest. In neuerer Zeit heisst es dafür meist Neuholland. Das ältere Schuldgefängniss war an einer, früher vor der Stadt belegenen, längst in die Stadt gezogenen Stelle erbaut, auf der vordem eine holländische Windmühle gestanden hatte. Der Name "holländische Windmühle" blieb an dem Fleck haften und ging auf das Schuldgefängniss über; dann wurde Holland daraus. Jetzt ist das alte Gebäude abgerissen, der Schuldarrest in das neue Kreisgerichtsgebäude verlegt; daher Neuholland. Doch hört man nach vielfach Holland, ja Holländische Windmühle, auch "auf den Holländer (Holländische Windmühle) kommen". Ja, mit noch kühnerer Metapher und zarterer Anspielung heisst es von einem, der in Schuldhaft sitzt: "Er isst holländischen Käse." Wer würde den Sinn davon errathen, wenn nicht der localgeschichtliche Ursprung feststände. - Den Franzosen erscheint gerade Holland, das "Land des Käses und der Leinwand", als das europäische Californien, während ihm Belgien für das Asyl aller von Gläubigern verfolgten Geschäftsleute gilt. "Ich brauche nur nach Holland zu gehen, und mein Glück ist gemacht", antwortet der Franzose denen, welche viel leere Versprechungen machen, während man von jemand, der wegen Zahlungsunfähigkeit geflüchtet ist, sagt: "Er hat eine Tour nach Belgien gemacht." (Reinsberg V, 25.)

*10 No Holland keiken, wenn 't en Broband brannt (brennt). (Meurs.) - Firmenich, I, 402, 131.


Holländer.

1 De Hollander kommt met de Slaapmuts (Schlafmütze) op de Wereld.

Im Widerspruch mit dem grössten Arzte Hollands, der die Füsse warm und den Kopf kalt verlangte, hat der Holländer überall, selbst am warmen Ofen, seinen Kopf bedeckt. Man sieht nicht allein die Kinder, selbst im Bette, mit doppelten Mützen auf dem Kopfe, sogar im Sommer; sondern selbst die Jungen und Männer tragen dicke baumwollene Schlafmützen. Das obige Sprichwort dient als Entschuldigung. (Vgl. Das Sprichwort und das Leben in den Jahreszeiten, Hamburg 1860, Nr. 28.) Die Holländer charakterisiren sich selbst noch durch folgende Redensarten: Daar port nooit Hollander alleen. - Dat is en regte Hollander. - Een goed Hollander k ... (oder p ...) nooit alleen. (Harrebomee, I, 315.)

2 Die Holländer ersticken in der Butter. - Deutsche Romanzeitung, III, 47, 868; Hesekiel, 53.

3 Holländer und Vlamen sind nicht gern beisammen.

Holl.: Een regtgeaard Hollander laat zich door geen Belg tot slaaf maken. (Harrebomee, I, 315a.)

4 Wenn die Holländer von Kenau grosssprechen, dann prahlen die Friesen von Bauk.

Holl.: Als de Hollander van Kenau pogchen, dan pogchen de Friezen van Bauck. (Harrebomee, I, 315a.)


Holländerei.

* Se hett 'ne dägte Hollännerie. (Mecklenburg.)

Eine volle Brust.


[Spaltenumbruch]
Holländern.

* He hett uthollandert (ausgeholländert).

D. i. er hat ausgewirthschaftet, sich durch ökonomische Thorheiten zu Grunde gerichtet. Hollandern heisst im Eiderstädtschen übel wirthschaften, Holländerei soviel wie Viehzucht und Hollander ist einer, der dies Geschäft betreibt.


Holländisch.

Holländisch verstehen und holländisch sprechen ist zweierlei. (Surinam.)

Wissen und Thun, Theorie und Praxis sind verschiedene Dinge.


Holle.

* Frau Holle macht ihr Bett.

Um zu sagen: Es schneit. Ueber Frau Holle vgl. Deutsche Mythologie.

Holl.: De engelen schudden hun beddeken uit. (Harrebomee, I, 184.)


Hölle.

1 Aus der Hölle her kommt man nimmermehr.

Es ist sehr wol möglich, dass die Seele sich endlich im Pfuhl des Unreinen und Bösen in einem solchen Grade zu verkehren im Stande ist, dass sie sich zu allerletzt selbst gewissermassen verdammt, d. h. selbst gar nicht mehr zum Lichte zurückkehren will.

Böhm.: Vecna vec horouci peklo. (Celakovsky, 15.)

2 Aus der Hölle kann kein Advocat retten.

Frz.: Si enfer n'est plein jamais n'y aura d'advocat sauve. (Leroux, II, 90.)

3 Aus der Hölle kommt niemand zurück. - Weisheit, 2, 1; Schulze, 133.

Die Russen: Aus der Hölle und aus Sibirien kommt keiner zurück. (Altmann V, 112; Reinsberg VI, 110.)

Dän.: Af helvede er ingen forlösning. (Prov. dan., 279.)

Lat.: Panditur ad nullas janua nigra preces. (Properz.) (Philippi, II, 80; Seybold, 425; Binder I, 1320; II, 2468.)

4 Bai vör der Helle wuent (Schildwacht steht), maut den Düvel "Här" haiten. - Woeste, 69, 115.

5 Besser zur Hellen geritten, als zu Fusse gegangen. - Herberger, I, 2, 577.

6 Da muss doch die Hölle einen Riss kriegen, sagte der Fuhrmann, als er umwarf. (Oberlausitz.)

7 Dai et in der Helle gewuent es, diäm es et niene Pinn. (Grafschaft Mark.) - Woeste, 69, 107.

8 De vör de Höll wahnt, möt'n Düwel to Frün'n hollen (halten). (Mecklenburg.) - Günther, II, 200, 46; für Holstein: Schütze, I, 279.

9 Dem wird die Hölle heiss, dem zwei Teufel das Feuer schüren.

10 Der hellen qual ist bitter gall. - Petri, I, 16.

11 Der höllen angst ist gresser, denn aller Welt frewd. - Petri, I, 16.

12 Die Hell vnd der Gottlosen bossheit sind vnergründlich. - Petri, II, 131.

13 Die Helle ist mit Mönchskappen, Pfaffenplatten vnd Pickelhauben gepflastert. - Petri, II, 131; Henisch, 407, 7.

14 Die Helle ist nicht so haiss, als sy der Pfaff machet. - Agricola II, 256; Petri, III, 4; Pauli, Postilla, II, 32b; Herberger, I, 566; J. Hocker, Der Teuffel selbs, im Theatrum Diabolorum, 1a; Schade, I, 83, 124; Parömiakon, 733.

15 Die Helle mag nicht betrübt sein, wan Gott darin regiret. - Petri, I, 25.

16 Die Helle were nicht Helle, wo man darin zu Gott schrey. - Petri, I, 25.

Die heilige Therese erklärt die Hölle als denjenigen Ort, wo man nicht liebt. (Wessenberg, Ueber Schwärmerei, Heilbroun 1833.)

17 Die Hölle ist leichter zu machen als der Himmel.

Wenigstens sagt man, dass dem Dichter Dante die Hölle besser gelungen sei als der Himmel. Und Schopenhauer (Welt als Wille, I, 383) gibt den Grund dazu an, indem er sagt: "Woher anders hat Dante den Stoff zu seiner Hölle genommen, als aus unserer wirklichen Welt. Als er h'ngegen an die Aufgabe kam, den Himmel und seine Freuden zu schildern, da hatte er eine unüberwindliche Schwierigkeit vor sich; weil eben unsere Welt keine Materialien zu so etwas darbietet."

18 Die Hölle ist mit gutem Willen (guten Meinungen, Vorsätzen) gepflastert. - Winckler, II, 81.

Böhm.: Strop a podlaha pekla - sam nevdecnost, a postenach ostatni hrichy. (Celakovsky, 50.)

[Spaltenumbruch] München) versprach man mir Holland und Brabant.“ Aus dem Nachlass Varnhagen's von Ense, herausgegeben von Ludmilla Assing, Leipzig 1865.)

*7 Holland – hohl Land, Zeeland – kein Land; ich halt' es mit dem Heidekant.Reinsberg VI, 40.

So sagen besonders die Brabanter. Die Holländer selbst deuten damit auf die Entstehung ihres Landes hin.

Holl.: Holland – hol land; Zeeland – geen land; ik houd het met den heikant. (Harrebomée, I, 315.)

*8 Holland ist in Noth.Hauskalender, I; Bueren, 571; Simrock, 4882; Körte, 2925b; Braun, I, 1443; Lohrengel, II, 154.

Nun sieht's schlimm aus; es ist schwer aus eigener Macht zu helfen. Holland ist kein natürliches, sondern ein künstliches Land. Die Fischer und nach ihnen die Schiffer auf den dasselbe durchfliessenden Strömen haben das Erdreich dem Meer abgerungen und sich nach und nach Dämme erbaut, die einen schwachen Schutz gegen die Gewalt des Meeres geben. (S. Gott 579.) Diese Mauern kosten viel; aber noch erhielten sie nicht die Unbezwingbarkeit des chinesischen Walles, indem Fluss- und Meereswogen sie öfters niederrissen und grosse Gebietstheile unter Wasser setzten. Wenn dies geschah, so sagte man: Holland ist in Noth, welche Redensart in ein Sprichwort überging, um eine grosse Noth zu bezeichnen. (Vgl. Troxel, Briefe aus Frankreich, 1834, I, 86.) Die Redensart wird jetzt nicht blos in Deutschland, sondern in den ganzen Niederlanden, bald im Ernst, bald im Scherz gebraucht, und ist dort namentlich für diejenigen, welche von Flöhen gebissen werden, der herkömmlichste Ausdruck ihrer geheimen Plage. (Reinsberg VI, 41.)

Frz.: Il y a du danger, du peril; le mal est présent. (Starschedel, 409.)

Holl.: Als hem eene vloo bijt, is Holland in last. (Harrebomée, I, 314.)

*9 In Holland sein (oder: Nach Holland reisen).

Deutet in Stettin auf den Schuldarrest. In neuerer Zeit heisst es dafür meist Neuholland. Das ältere Schuldgefängniss war an einer, früher vor der Stadt belegenen, längst in die Stadt gezogenen Stelle erbaut, auf der vordem eine holländische Windmühle gestanden hatte. Der Name „holländische Windmühle“ blieb an dem Fleck haften und ging auf das Schuldgefängniss über; dann wurde Holland daraus. Jetzt ist das alte Gebäude abgerissen, der Schuldarrest in das neue Kreisgerichtsgebäude verlegt; daher Neuholland. Doch hört man nach vielfach Holland, ja Holländische Windmühle, auch „auf den Holländer (Holländische Windmühle) kommen“. Ja, mit noch kühnerer Metapher und zarterer Anspielung heisst es von einem, der in Schuldhaft sitzt: „Er isst holländischen Käse.“ Wer würde den Sinn davon errathen, wenn nicht der localgeschichtliche Ursprung feststände. – Den Franzosen erscheint gerade Holland, das „Land des Käses und der Leinwand“, als das europäische Californien, während ihm Belgien für das Asyl aller von Gläubigern verfolgten Geschäftsleute gilt. „Ich brauche nur nach Holland zu gehen, und mein Glück ist gemacht“, antwortet der Franzose denen, welche viel leere Versprechungen machen, während man von jemand, der wegen Zahlungsunfähigkeit geflüchtet ist, sagt: „Er hat eine Tour nach Belgien gemacht.“ (Reinsberg V, 25.)

*10 No Holland kîken, wenn 't en Broband brannt (brennt). (Meurs.) – Firmenich, I, 402, 131.


Holländer.

1 De Hollander kommt met de Slaapmuts (Schlafmütze) op de Wereld.

Im Widerspruch mit dem grössten Arzte Hollands, der die Füsse warm und den Kopf kalt verlangte, hat der Holländer überall, selbst am warmen Ofen, seinen Kopf bedeckt. Man sieht nicht allein die Kinder, selbst im Bette, mit doppelten Mützen auf dem Kopfe, sogar im Sommer; sondern selbst die Jungen und Männer tragen dicke baumwollene Schlafmützen. Das obige Sprichwort dient als Entschuldigung. (Vgl. Das Sprichwort und das Leben in den Jahreszeiten, Hamburg 1860, Nr. 28.) Die Holländer charakterisiren sich selbst noch durch folgende Redensarten: Daar port nooit Hollander alleen. – Dat is en regte Hollander. – Een goed Hollander k ... (oder p ...) nooit alleen. (Harrebomée, I, 315.)

2 Die Holländer ersticken in der Butter.Deutsche Romanzeitung, III, 47, 868; Hesekiel, 53.

3 Holländer und Vlamen sind nicht gern beisammen.

Holl.: Een regtgeaard Hollander laat zich door geen Belg tot slaaf maken. (Harrebomée, I, 315a.)

4 Wenn die Holländer von Kenau grosssprechen, dann prahlen die Friesen von Bauk.

Holl.: Als de Hollander van Kenau pogchen, dan pogchen de Friezen van Bauck. (Harrebomée, I, 315a.)


Holländerei.

* Sê hett 'ne dägte Hollännerie. (Mecklenburg.)

Eine volle Brust.


[Spaltenumbruch]
Holländern.

* He hett uthollandert (ausgeholländert).

D. i. er hat ausgewirthschaftet, sich durch ökonomische Thorheiten zu Grunde gerichtet. Hollandern heisst im Eiderstädtschen übel wirthschaften, Holländerei soviel wie Viehzucht und Hollander ist einer, der dies Geschäft betreibt.


Holländisch.

Holländisch verstehen und holländisch sprechen ist zweierlei. (Surinam.)

Wissen und Thun, Theorie und Praxis sind verschiedene Dinge.


Holle.

* Frau Holle macht ihr Bett.

Um zu sagen: Es schneit. Ueber Frau Holle vgl. Deutsche Mythologie.

Holl.: De engelen schudden hun beddeken uit. (Harrebomée, I, 184.)


Hölle.

1 Aus der Hölle her kommt man nimmermehr.

Es ist sehr wol möglich, dass die Seele sich endlich im Pfuhl des Unreinen und Bösen in einem solchen Grade zu verkehren im Stande ist, dass sie sich zu allerletzt selbst gewissermassen verdammt, d. h. selbst gar nicht mehr zum Lichte zurückkehren will.

Böhm.: Vĕčná vĕc horoucí peklo. (Čelakovsky, 15.)

2 Aus der Hölle kann kein Advocat retten.

Frz.: Si enfer n'est plein jamais n'y aura d'advocat sauvé. (Leroux, II, 90.)

3 Aus der Hölle kommt niemand zurück.Weisheit, 2, 1; Schulze, 133.

Die Russen: Aus der Hölle und aus Sibirien kommt keiner zurück. (Altmann V, 112; Reinsberg VI, 110.)

Dän.: Af helvede er ingen forløsning. (Prov. dan., 279.)

Lat.: Panditur ad nullas janua nigra preces. (Properz.) (Philippi, II, 80; Seybold, 425; Binder I, 1320; II, 2468.)

4 Bai vör der Helle wuent (Schildwacht steht), maut den Düvel „Här“ haiten.Woeste, 69, 115.

5 Besser zur Hellen geritten, als zu Fusse gegangen.Herberger, I, 2, 577.

6 Da muss doch die Hölle einen Riss kriegen, sagte der Fuhrmann, als er umwarf. (Oberlausitz.)

7 Dai et in der Helle gewuent es, diäm es et niene Pinn. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 69, 107.

8 De vör de Höll wahnt, möt'n Düwel to Frün'n hollen (halten). (Mecklenburg.) – Günther, II, 200, 46; für Holstein: Schütze, I, 279.

9 Dem wird die Hölle heiss, dem zwei Teufel das Feuer schüren.

10 Der hellen qual ist bitter gall.Petri, I, 16.

11 Der höllen angst ist gresser, denn aller Welt frewd.Petri, I, 16.

12 Die Hell vnd der Gottlosen bossheit sind vnergründlich.Petri, II, 131.

13 Die Helle ist mit Mönchskappen, Pfaffenplatten vnd Pickelhauben gepflastert.Petri, II, 131; Henisch, 407, 7.

14 Die Helle ist nicht so haiss, als sy der Pfaff machet.Agricola II, 256; Petri, III, 4; Pauli, Postilla, II, 32b; Herberger, I, 566; J. Hocker, Der Teuffel selbs, im Theatrum Diabolorum, 1a; Schade, I, 83, 124; Parömiakon, 733.

15 Die Helle mag nicht betrübt sein, wan Gott darin regiret.Petri, I, 25.

16 Die Helle were nicht Helle, wo man darin zu Gott schrey.Petri, I, 25.

Die heilige Therese erklärt die Hölle als denjenigen Ort, wo man nicht liebt. (Wessenberg, Ueber Schwärmerei, Heilbroun 1833.)

17 Die Hölle ist leichter zu machen als der Himmel.

Wenigstens sagt man, dass dem Dichter Dante die Hölle besser gelungen sei als der Himmel. Und Schopenhauer (Welt als Wille, I, 383) gibt den Grund dazu an, indem er sagt: „Woher anders hat Dante den Stoff zu seiner Hölle genommen, als aus unserer wirklichen Welt. Als er h'ngegen an die Aufgabe kam, den Himmel und seine Freuden zu schildern, da hatte er eine unüberwindliche Schwierigkeit vor sich; weil eben unsere Welt keine Materialien zu so etwas darbietet.“

18 Die Hölle ist mit gutem Willen (guten Meinungen, Vorsätzen) gepflastert.Winckler, II, 81.

Böhm.: Strop a podlaha pekla – sam nevdĕčnost, a postĕnách ostatní hríchy. (Čelakovsky, 50.)

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[[371]/0377] München) versprach man mir Holland und Brabant.“ Aus dem Nachlass Varnhagen's von Ense, herausgegeben von Ludmilla Assing, Leipzig 1865.) *7 Holland – hohl Land, Zeeland – kein Land; ich halt' es mit dem Heidekant. – Reinsberg VI, 40. So sagen besonders die Brabanter. Die Holländer selbst deuten damit auf die Entstehung ihres Landes hin. Holl.: Holland – hol land; Zeeland – geen land; ik houd het met den heikant. (Harrebomée, I, 315.) *8 Holland ist in Noth. – Hauskalender, I; Bueren, 571; Simrock, 4882; Körte, 2925b; Braun, I, 1443; Lohrengel, II, 154. Nun sieht's schlimm aus; es ist schwer aus eigener Macht zu helfen. Holland ist kein natürliches, sondern ein künstliches Land. Die Fischer und nach ihnen die Schiffer auf den dasselbe durchfliessenden Strömen haben das Erdreich dem Meer abgerungen und sich nach und nach Dämme erbaut, die einen schwachen Schutz gegen die Gewalt des Meeres geben. (S. Gott 579.) Diese Mauern kosten viel; aber noch erhielten sie nicht die Unbezwingbarkeit des chinesischen Walles, indem Fluss- und Meereswogen sie öfters niederrissen und grosse Gebietstheile unter Wasser setzten. Wenn dies geschah, so sagte man: Holland ist in Noth, welche Redensart in ein Sprichwort überging, um eine grosse Noth zu bezeichnen. (Vgl. Troxel, Briefe aus Frankreich, 1834, I, 86.) Die Redensart wird jetzt nicht blos in Deutschland, sondern in den ganzen Niederlanden, bald im Ernst, bald im Scherz gebraucht, und ist dort namentlich für diejenigen, welche von Flöhen gebissen werden, der herkömmlichste Ausdruck ihrer geheimen Plage. (Reinsberg VI, 41.) Frz.: Il y a du danger, du peril; le mal est présent. (Starschedel, 409.) Holl.: Als hem eene vloo bijt, is Holland in last. (Harrebomée, I, 314.) *9 In Holland sein (oder: Nach Holland reisen). Deutet in Stettin auf den Schuldarrest. In neuerer Zeit heisst es dafür meist Neuholland. Das ältere Schuldgefängniss war an einer, früher vor der Stadt belegenen, längst in die Stadt gezogenen Stelle erbaut, auf der vordem eine holländische Windmühle gestanden hatte. Der Name „holländische Windmühle“ blieb an dem Fleck haften und ging auf das Schuldgefängniss über; dann wurde Holland daraus. Jetzt ist das alte Gebäude abgerissen, der Schuldarrest in das neue Kreisgerichtsgebäude verlegt; daher Neuholland. Doch hört man nach vielfach Holland, ja Holländische Windmühle, auch „auf den Holländer (Holländische Windmühle) kommen“. Ja, mit noch kühnerer Metapher und zarterer Anspielung heisst es von einem, der in Schuldhaft sitzt: „Er isst holländischen Käse.“ Wer würde den Sinn davon errathen, wenn nicht der localgeschichtliche Ursprung feststände. – Den Franzosen erscheint gerade Holland, das „Land des Käses und der Leinwand“, als das europäische Californien, während ihm Belgien für das Asyl aller von Gläubigern verfolgten Geschäftsleute gilt. „Ich brauche nur nach Holland zu gehen, und mein Glück ist gemacht“, antwortet der Franzose denen, welche viel leere Versprechungen machen, während man von jemand, der wegen Zahlungsunfähigkeit geflüchtet ist, sagt: „Er hat eine Tour nach Belgien gemacht.“ (Reinsberg V, 25.) *10 No Holland kîken, wenn 't en Broband brannt (brennt). (Meurs.) – Firmenich, I, 402, 131. Holländer. 1 De Hollander kommt met de Slaapmuts (Schlafmütze) op de Wereld. Im Widerspruch mit dem grössten Arzte Hollands, der die Füsse warm und den Kopf kalt verlangte, hat der Holländer überall, selbst am warmen Ofen, seinen Kopf bedeckt. Man sieht nicht allein die Kinder, selbst im Bette, mit doppelten Mützen auf dem Kopfe, sogar im Sommer; sondern selbst die Jungen und Männer tragen dicke baumwollene Schlafmützen. Das obige Sprichwort dient als Entschuldigung. (Vgl. Das Sprichwort und das Leben in den Jahreszeiten, Hamburg 1860, Nr. 28.) Die Holländer charakterisiren sich selbst noch durch folgende Redensarten: Daar port nooit Hollander alleen. – Dat is en regte Hollander. – Een goed Hollander k ... (oder p ...) nooit alleen. (Harrebomée, I, 315.) 2 Die Holländer ersticken in der Butter. – Deutsche Romanzeitung, III, 47, 868; Hesekiel, 53. 3 Holländer und Vlamen sind nicht gern beisammen. Holl.: Een regtgeaard Hollander laat zich door geen Belg tot slaaf maken. (Harrebomée, I, 315a.) 4 Wenn die Holländer von Kenau grosssprechen, dann prahlen die Friesen von Bauk. Holl.: Als de Hollander van Kenau pogchen, dan pogchen de Friezen van Bauck. (Harrebomée, I, 315a.) Holländerei. * Sê hett 'ne dägte Hollännerie. (Mecklenburg.) Eine volle Brust. Holländern. * He hett uthollandert (ausgeholländert). D. i. er hat ausgewirthschaftet, sich durch ökonomische Thorheiten zu Grunde gerichtet. Hollandern heisst im Eiderstädtschen übel wirthschaften, Holländerei soviel wie Viehzucht und Hollander ist einer, der dies Geschäft betreibt. Holländisch. Holländisch verstehen und holländisch sprechen ist zweierlei. (Surinam.) Wissen und Thun, Theorie und Praxis sind verschiedene Dinge. Holle. * Frau Holle macht ihr Bett. Um zu sagen: Es schneit. Ueber Frau Holle vgl. Deutsche Mythologie. Holl.: De engelen schudden hun beddeken uit. (Harrebomée, I, 184.) Hölle. 1 Aus der Hölle her kommt man nimmermehr. Es ist sehr wol möglich, dass die Seele sich endlich im Pfuhl des Unreinen und Bösen in einem solchen Grade zu verkehren im Stande ist, dass sie sich zu allerletzt selbst gewissermassen verdammt, d. h. selbst gar nicht mehr zum Lichte zurückkehren will. Böhm.: Vĕčná vĕc horoucí peklo. (Čelakovsky, 15.) 2 Aus der Hölle kann kein Advocat retten. Frz.: Si enfer n'est plein jamais n'y aura d'advocat sauvé. (Leroux, II, 90.) 3 Aus der Hölle kommt niemand zurück. – Weisheit, 2, 1; Schulze, 133. Die Russen: Aus der Hölle und aus Sibirien kommt keiner zurück. (Altmann V, 112; Reinsberg VI, 110.) Dän.: Af helvede er ingen forløsning. (Prov. dan., 279.) Lat.: Panditur ad nullas janua nigra preces. (Properz.) (Philippi, II, 80; Seybold, 425; Binder I, 1320; II, 2468.) 4 Bai vör der Helle wuent (Schildwacht steht), maut den Düvel „Här“ haiten. – Woeste, 69, 115. 5 Besser zur Hellen geritten, als zu Fusse gegangen. – Herberger, I, 2, 577. 6 Da muss doch die Hölle einen Riss kriegen, sagte der Fuhrmann, als er umwarf. (Oberlausitz.) 7 Dai et in der Helle gewuent es, diäm es et niene Pinn. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 69, 107. 8 De vör de Höll wahnt, möt'n Düwel to Frün'n hollen (halten). (Mecklenburg.) – Günther, II, 200, 46; für Holstein: Schütze, I, 279. 9 Dem wird die Hölle heiss, dem zwei Teufel das Feuer schüren. 10 Der hellen qual ist bitter gall. – Petri, I, 16. 11 Der höllen angst ist gresser, denn aller Welt frewd. – Petri, I, 16. 12 Die Hell vnd der Gottlosen bossheit sind vnergründlich. – Petri, II, 131. 13 Die Helle ist mit Mönchskappen, Pfaffenplatten vnd Pickelhauben gepflastert. – Petri, II, 131; Henisch, 407, 7. 14 Die Helle ist nicht so haiss, als sy der Pfaff machet. – Agricola II, 256; Petri, III, 4; Pauli, Postilla, II, 32b; Herberger, I, 566; J. Hocker, Der Teuffel selbs, im Theatrum Diabolorum, 1a; Schade, I, 83, 124; Parömiakon, 733. 15 Die Helle mag nicht betrübt sein, wan Gott darin regiret. – Petri, I, 25. 16 Die Helle were nicht Helle, wo man darin zu Gott schrey. – Petri, I, 25. Die heilige Therese erklärt die Hölle als denjenigen Ort, wo man nicht liebt. (Wessenberg, Ueber Schwärmerei, Heilbroun 1833.) 17 Die Hölle ist leichter zu machen als der Himmel. Wenigstens sagt man, dass dem Dichter Dante die Hölle besser gelungen sei als der Himmel. Und Schopenhauer (Welt als Wille, I, 383) gibt den Grund dazu an, indem er sagt: „Woher anders hat Dante den Stoff zu seiner Hölle genommen, als aus unserer wirklichen Welt. Als er h'ngegen an die Aufgabe kam, den Himmel und seine Freuden zu schildern, da hatte er eine unüberwindliche Schwierigkeit vor sich; weil eben unsere Welt keine Materialien zu so etwas darbietet.“ 18 Die Hölle ist mit gutem Willen (guten Meinungen, Vorsätzen) gepflastert. – Winckler, II, 81. Böhm.: Strop a podlaha pekla – sam nevdĕčnost, a postĕnách ostatní hríchy. (Čelakovsky, 50.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [371]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/377>, abgerufen am 26.11.2024.