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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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[Spaltenumbruch] Mhd.: Zwar ez wart nie kein kristen so guot, swenne er hungert, erst vil ungemuot. (Oswald.) (Zingerle, 76.)

It.: Ogni dolor e dolore, ma quello della tavola e il maggiore. (Gaal, 941.)

123 Hunger treibt Bratwürste hinein.

Ironisch.

124 Hunger treibt den Hund an die Kette.

Dän.: Hunger driver hunden i baand. (Prov. dan., 314.)

125 Hunger treibt den Wolff vber Schnee vnd vber Eyss. - Gruter, III, 51; Lehmann, II, 269, 117; Sailer, 77.

Die Russen: Hunger jagt den Hirsch über das Eis. (Altmann VI, 487.)

126 Hunger treibt's ein, und wenn's Schweinebraten ist. - Frischbier2, 1761.

Scherzhafte Antwort auf die Frage, ob es schmeckt. Die Finnen sagen: Der Hungrige isst sogar Hasenbraten. (Bertram, 67.) Die Russen: Wenn man gar grossen Hunger hat, schlachtet man auch wol seine Katze. (Altmann V, 132.)

127 Hunger und Durst singen keinen Alt. - Körte, 3055 u. 3794; Simrock, 5093; Braun, I, 1576.

Machen aber gewiss jemand eher alt als Unmässigkeit.

Holl.: Honger en dralen maken korzelig. (Harrebomee, I, 323.)

128 Hunger und Fleiss treiben über Schnee und Eis.

129 Hunger und Frost sind schlimme Gäste.

Lat.: Frigus et fames durisimi hostes. (Binder II, 1203.)

130 Hunger und Kält' sind arge Feind' in der Welt.

Span.: Hambre y frio entregan al hombre a su enemigo. (Bohn I, 224; Cahier, 3452.)

Port.: Fome, e frio mette a pessoa com seu inimigo. (Bohn I, 278.)

131 Hunger und Kälte besiegen die stärkste Natur.

132 Hunger und Kälte treiben den Wolf aus dem Busch. - Petri, II, 94.

133 Hunger und Langeweile macht Gähnen. - Welt und Zeit, V, 320, 56.

134 Hunger und Liebe machen weise Leute zu Narren.

Auch russisch Altmann VI, 500.

135 Hunger und Liebe wohnen nicht lange in Einem Haus.

"Was thu' ich mit der Liebe? Gib mir viel mit Hass, ich habe Hunger", sagte jemand, als man ihn bat, mit dem Wenigen fürlieb zu nehmen, es werde mit Liebe gegeben.

Dän.: Hunger giör slet elskov. (Prov. dan., 408.)

136 Hunger und Ruhm sind Vettern.

"Ich bin vollkommen der Meinung, dass der Hunger und der Ruhm Geschwisterkinder sind." (K. Gutzkow, Briefe aus Paris, I, 153.)

137 Hunger vberwindet Kält vnnd Frost, Stätte vnd Vestungen. - Lehmann, II, 269, 123.

138 Hunger versüsst jedes Gericht, sagte Peter Fressert, als er von Tische kam und biss in eine Honigschnitte hinein.

Holl.: Honger is een groot kruis, zei Tijs Tafelbezem, en hij kwam pas van tafel af. (Harrebomee, I, 324.)

139 Hunger vertreibt den Schlaf.

Die Serben: Hungriges Auge schläft nicht. Wenn der Hund hungrig ist, so liegen ihm im Schlaf alle Bissen vor Augen (die er gefressen hat oder fressen möchte). Die Venetier: Wer Hunger hat, hat keinen Schlaf. Die Kleinrussen: Ein hungriges Huhn träumt von Hirse. Die Kroaten: Hunger hat keine Augen. (Reinsberg III, 86.)

140 Hunger vnd ein (lediger) Bauch thun wehe; ein vberfüllter magen noch mehr. - Henisch, 208, 16; Petri, II, 386.

141 Hunger vnd harr1 reucht in die nasen gar. - Franck, II, 74b; Gruter, III, 51; Petri, II, 386; Eiselein, 335; Sailer, 77; Lange, 1067.

1) Verdreusst die Nase, heisst's bei Eyering, III, 147.

142 Hunger vnd harren stincken1 in der nasen. - Franck, II, 74b; Tappius, 92b; Lehmann, II, 269, 116.

1) Wortspiel mit Harr'n (Harren) und Harn.

143 Hunger zu stillen kostet nicht viel, aber den Wollüsten genug zu thun, ist kostbarlich vnd beschwerlich. - Lehmann, II, 269, 120.

144 Ist der Hunger echt, so ist kein Brot schlecht.

145 Je grösser der Hunger, je näher der Teufel.

146 Leide nicht Hunger, stille den Durst, leere den Leib, schlaf' ohne Weib, sorge nicht mehr wie ein Hund, so bleibst du gesund. - Winckler, XIV, 82.

[Spaltenumbruch] 147 Man muss nicht jeden Hunger in den Brotschrank und jeden Durst in die Schenke tragen.

Port.: Nem com toda a fome a arca, nem com toda a sede ao cantaro. (Bohn I, 286.)

148 Nur bei scharfem Hunger frisst eine Spinne die andere. - Lohrengel, I, 551.

149 Ous dem Hanger miss em langen. - Schuster, 829.

150 Was es mit dem Hunger hat, weiss nicht, wer früh und abends satt.

151 Was man heut' aus Hunger isst, dass isst man morgen aus Appetit.

In Habesch heisst es ähnlich: Die Durraspeise, die dich vom Hungertode rettet, wirst du morgen zu deinen Lieblingsspeisen zählen. (Altmann II.) Durra oder Moorhirse ist das gewöhnliche Getreide Innerafrikas.

152 Wem der Hunger wehe thut, dem deucht alle Speise gut. - Petri, II, 622.

153 Wenn das nicht Hunger heisst, wenn ein Hund den andern beisst. (Ruth.)

154 Wenn de Hunger nach de Stubendöhr herinkümt, so geht de Lew nah dat Finster 'raut. (Mecklenburg.) - Günther, II, 200, 38.

Nahrungsmangel zerstört das eheliche und häusliche Glück.

155 Wenn der Hunger bekommt Gewalt, verlässt der Wolf den Wald.

156 Wenn der Hunger den Igel drängt, so gäb' er sein Stachelfell hin für eine Mohrrübe. (Abyssinien.)

157 Wenn der Hunger kommt ins Haus, so geht die Liebe zum Fenster hinaus. - Reinsberg I, 115.

Dieselbe Erfahrung haben, wie es scheint, alle Völker gemacht, die Sprichwörter vieler sprechen ihn in ähnlicher Weise aus.

Böhm.: Zla laska o hladu. (Celakovsky, 242.)

Engl.: When poverty comes in at the doors, love leaps out at the windows. (Gaal, 1053.)

Poln.: Zla milosc o glodzie. (Celakovsky, 242.)

Ung.: Ha a szükseg be köszön az ajton, a szeretet akkor az ablakon ugrik ki. (Gaal, 1053.)

158 Wenn Hunger im Lande ist, werden es auch die Heiligen gewahr.

Frz.: Quand le champ n'est fertile pour les saints est sterile. (Leroux, I, 40.)

159 Wenn vor Hunger sterben ein Nonnenpater, eines Fischers Kater, eines Bäckers Schwein und Müllers Hahn, so wird die Welt vergahn. - Welt und Zeit, V, 87, 61.

160 Wer Hunger hat, dem ist alles süss.

Dem, der hungert, ist alles Brot. (Reinsberg III, 85.)

It.: L'asino che ha fame, mangia d'ogni strame. (Körte, 3065; Gaal, 935.)

Lat.: Nihil contemnit esuriens. (Philippi, II, 22.)

161 Wer Hunger hat, dem schmeckt die Gabe, bringt sie ihm auch ein Rabe.

Wie dem Elias. Man nimmt das Gute an, wenn auch die Persönlichkeit, die es bietet, nicht zusagt.

162 Wer Hunger hat, dem schmeckt Schwarzbrot wie Zwieback.

Die Bulgaren: Der hungrige Mensch isst auch trockenes Brot. Die Czechen: Dem Hunger ist alles nach Geschmack. Der Hunger isst auch Teig auf. Zu weissem Brot Butter, zu schwarzem Hunger. Die Spanier: Zu Brot von vierzehn Tagen Hunger von drei Wochen. Die Tataren: Das Fleisch des alten Pelikans wird dir weich schmecken, wenn du zwei Tage hast hungern müssen. (Reinsberg III, 84.)

Frz.: A la faim il n'y a pas de mauvais pain. (Cahier, 645; Kritzinger, 300a.)

It.: A buona fame non vi e cattivo pane. (Gaal, 936.) - A fame, pane; e a sonno, panca. (Cahier, 2913.)

163 Wer Hunger hat, kocht den Kohl in der Hand, wenn der Topf fehlt. - Reinsberg III, 83.

164 Wer Hunger hat, macht aus dem Brot keinen Bartholomä.

Von dem man erzählt, er sei geschunden worden.

165 Wer keinen Hunger gelitten hat, weiss nicht, wie thewr vnd wehrt das liebe Brot ist. - Theatrum Diabolorum, 2b.

166 Wer keinen Hunger hat, lobt das Fasten.

Holl.: Die geen honger heeft, heeft goed van de vasten te spreken. (Harrebomee, I, 323.)

It.: Che non ha fame ben puo predicar il digiuno. (Pazzaglia, 119, 2.)

167 Wer keinen Hunger hat, sagt: die Kokosnuss hat eine zu harte Schale. (Abyssinien.)

[Spaltenumbruch] Mhd.: Zwâr ez wart nie kein kristen sô guot, swenne er hungert, erst vil ungemuot. (Oswald.) (Zingerle, 76.)

It.: Ogni dolor è dolore, ma quello della tavola è il maggiore. (Gaal, 941.)

123 Hunger treibt Bratwürste hinein.

Ironisch.

124 Hunger treibt den Hund an die Kette.

Dän.: Hunger driver hunden i baand. (Prov. dan., 314.)

125 Hunger treibt den Wolff vber Schnee vnd vber Eyss.Gruter, III, 51; Lehmann, II, 269, 117; Sailer, 77.

Die Russen: Hunger jagt den Hirsch über das Eis. (Altmann VI, 487.)

126 Hunger treibt's ein, und wenn's Schweinebraten ist.Frischbier2, 1761.

Scherzhafte Antwort auf die Frage, ob es schmeckt. Die Finnen sagen: Der Hungrige isst sogar Hasenbraten. (Bertram, 67.) Die Russen: Wenn man gar grossen Hunger hat, schlachtet man auch wol seine Katze. (Altmann V, 132.)

127 Hunger und Durst singen keinen Alt.Körte, 3055 u. 3794; Simrock, 5093; Braun, I, 1576.

Machen aber gewiss jemand eher alt als Unmässigkeit.

Holl.: Honger en dralen maken korzelig. (Harrebomée, I, 323.)

128 Hunger und Fleiss treiben über Schnee und Eis.

129 Hunger und Frost sind schlimme Gäste.

Lat.: Frigus et fames durisimi hostes. (Binder II, 1203.)

130 Hunger und Kält' sind arge Feind' in der Welt.

Span.: Hambre y frio entregan al hombre á su enemigo. (Bohn I, 224; Cahier, 3452.)

Port.: Fome, e frio mette a pessoa com seu inimigo. (Bohn I, 278.)

131 Hunger und Kälte besiegen die stärkste Natur.

132 Hunger und Kälte treiben den Wolf aus dem Busch.Petri, II, 94.

133 Hunger und Langeweile macht Gähnen.Welt und Zeit, V, 320, 56.

134 Hunger und Liebe machen weise Leute zu Narren.

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135 Hunger und Liebe wohnen nicht lange in Einem Haus.

„Was thu' ich mit der Liebe? Gib mir viel mit Hass, ich habe Hunger“, sagte jemand, als man ihn bat, mit dem Wenigen fürlieb zu nehmen, es werde mit Liebe gegeben.

Dän.: Hunger giør slet elskov. (Prov. dan., 408.)

136 Hunger und Ruhm sind Vettern.

„Ich bin vollkommen der Meinung, dass der Hunger und der Ruhm Geschwisterkinder sind.“ (K. Gutzkow, Briefe aus Paris, I, 153.)

137 Hunger vberwindet Kält vnnd Frost, Stätte vnd Vestungen.Lehmann, II, 269, 123.

138 Hunger versüsst jedes Gericht, sagte Peter Fressert, als er von Tische kam und biss in eine Honigschnitte hinein.

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139 Hunger vertreibt den Schlaf.

Die Serben: Hungriges Auge schläft nicht. Wenn der Hund hungrig ist, so liegen ihm im Schlaf alle Bissen vor Augen (die er gefressen hat oder fressen möchte). Die Venetier: Wer Hunger hat, hat keinen Schlaf. Die Kleinrussen: Ein hungriges Huhn träumt von Hirse. Die Kroaten: Hunger hat keine Augen. (Reinsberg III, 86.)

140 Hunger vnd ein (lediger) Bauch thun wehe; ein vberfüllter magen noch mehr.Henisch, 208, 16; Petri, II, 386.

141 Hunger vnd harr1 reucht in die nasen gar.Franck, II, 74b; Gruter, III, 51; Petri, II, 386; Eiselein, 335; Sailer, 77; Lange, 1067.

1) Verdreusst die Nase, heisst's bei Eyering, III, 147.

142 Hunger vnd harren stincken1 in der nasen.Franck, II, 74b; Tappius, 92b; Lehmann, II, 269, 116.

1) Wortspiel mit Harr'n (Harren) und Harn.

143 Hunger zu stillen kostet nicht viel, aber den Wollüsten genug zu thun, ist kostbarlich vnd beschwerlich.Lehmann, II, 269, 120.

144 Ist der Hunger echt, so ist kein Brot schlecht.

145 Je grösser der Hunger, je näher der Teufel.

146 Leide nicht Hunger, stille den Durst, leere den Leib, schlaf' ohne Weib, sorge nicht mehr wie ein Hund, so bleibst du gesund.Winckler, XIV, 82.

[Spaltenumbruch] 147 Man muss nicht jeden Hunger in den Brotschrank und jeden Durst in die Schenke tragen.

Port.: Nem com toda a fóme á arca, nem com toda a sede ao cantaro. (Bohn I, 286.)

148 Nur bei scharfem Hunger frisst eine Spinne die andere.Lohrengel, I, 551.

149 Ous dem Hanger miss em langen.Schuster, 829.

150 Was es mit dem Hunger hat, weiss nicht, wer früh und abends satt.

151 Was man heut' aus Hunger isst, dass isst man morgen aus Appetit.

In Habesch heisst es ähnlich: Die Durraspeise, die dich vom Hungertode rettet, wirst du morgen zu deinen Lieblingsspeisen zählen. (Altmann II.) Durra oder Moorhirse ist das gewöhnliche Getreide Innerafrikas.

152 Wem der Hunger wehe thut, dem deucht alle Speise gut.Petri, II, 622.

153 Wenn das nicht Hunger heisst, wenn ein Hund den andern beisst. (Ruth.)

154 Wenn de Hunger nach de Stubendöhr herinkümt, so geht de Lêw nah dat Finster 'rût. (Mecklenburg.) – Günther, II, 200, 38.

Nahrungsmangel zerstört das eheliche und häusliche Glück.

155 Wenn der Hunger bekommt Gewalt, verlässt der Wolf den Wald.

156 Wenn der Hunger den Igel drängt, so gäb' er sein Stachelfell hin für eine Mohrrübe. (Abyssinien.)

157 Wenn der Hunger kommt ins Haus, so geht die Liebe zum Fenster hinaus.Reinsberg I, 115.

Dieselbe Erfahrung haben, wie es scheint, alle Völker gemacht, die Sprichwörter vieler sprechen ihn in ähnlicher Weise aus.

Böhm.: Zlá láska o hladu. (Čelakovsky, 242.)

Engl.: When poverty comes in at the doors, love leaps out at the windows. (Gaal, 1053.)

Poln.: Zła miłość o głodzie. (Čelakovsky, 242.)

Ung.: Ha a szükség bé köszön az ajtón, a szeretet akkor az ablakon ugrik ki. (Gaal, 1053.)

158 Wenn Hunger im Lande ist, werden es auch die Heiligen gewahr.

Frz.: Quand le champ n'est fertile pour les saints est stérile. (Leroux, I, 40.)

159 Wenn vor Hunger sterben ein Nonnenpater, eines Fischers Kater, eines Bäckers Schwein und Müllers Hahn, so wird die Welt vergahn.Welt und Zeit, V, 87, 61.

160 Wer Hunger hat, dem ist alles süss.

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161 Wer Hunger hat, dem schmeckt die Gabe, bringt sie ihm auch ein Rabe.

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162 Wer Hunger hat, dem schmeckt Schwarzbrot wie Zwieback.

Die Bulgaren: Der hungrige Mensch isst auch trockenes Brot. Die Czechen: Dem Hunger ist alles nach Geschmack. Der Hunger isst auch Teig auf. Zu weissem Brot Butter, zu schwarzem Hunger. Die Spanier: Zu Brot von vierzehn Tagen Hunger von drei Wochen. Die Tataren: Das Fleisch des alten Pelikans wird dir weich schmecken, wenn du zwei Tage hast hungern müssen. (Reinsberg III, 84.)

Frz.: A la faim il n'y a pas de mauvais pain. (Cahier, 645; Kritzinger, 300a.)

It.: A buona fame non vi è cattivo pane. (Gaal, 936.) – A fame, pane; e a sonno, panca. (Cahier, 2913.)

163 Wer Hunger hat, kocht den Kohl in der Hand, wenn der Topf fehlt.Reinsberg III, 83.

164 Wer Hunger hat, macht aus dem Brot keinen Bartholomä.

Von dem man erzählt, er sei geschunden worden.

165 Wer keinen Hunger gelitten hat, weiss nicht, wie thewr vnd wehrt das liebe Brot ist.Theatrum Diabolorum, 2b.

166 Wer keinen Hunger hat, lobt das Fasten.

Holl.: Die geen honger heeft, heeft goed van de vasten te spreken. (Harrebomée, I, 323.)

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[[458]/0464] Mhd.: Zwâr ez wart nie kein kristen sô guot, swenne er hungert, erst vil ungemuot. (Oswald.) (Zingerle, 76.) It.: Ogni dolor è dolore, ma quello della tavola è il maggiore. (Gaal, 941.) 123 Hunger treibt Bratwürste hinein. Ironisch. 124 Hunger treibt den Hund an die Kette. Dän.: Hunger driver hunden i baand. (Prov. dan., 314.) 125 Hunger treibt den Wolff vber Schnee vnd vber Eyss. – Gruter, III, 51; Lehmann, II, 269, 117; Sailer, 77. Die Russen: Hunger jagt den Hirsch über das Eis. (Altmann VI, 487.) 126 Hunger treibt's ein, und wenn's Schweinebraten ist. – Frischbier2, 1761. Scherzhafte Antwort auf die Frage, ob es schmeckt. Die Finnen sagen: Der Hungrige isst sogar Hasenbraten. (Bertram, 67.) Die Russen: Wenn man gar grossen Hunger hat, schlachtet man auch wol seine Katze. (Altmann V, 132.) 127 Hunger und Durst singen keinen Alt. – Körte, 3055 u. 3794; Simrock, 5093; Braun, I, 1576. Machen aber gewiss jemand eher alt als Unmässigkeit. Holl.: Honger en dralen maken korzelig. (Harrebomée, I, 323.) 128 Hunger und Fleiss treiben über Schnee und Eis. 129 Hunger und Frost sind schlimme Gäste. Lat.: Frigus et fames durisimi hostes. (Binder II, 1203.) 130 Hunger und Kält' sind arge Feind' in der Welt. Span.: Hambre y frio entregan al hombre á su enemigo. (Bohn I, 224; Cahier, 3452.) Port.: Fome, e frio mette a pessoa com seu inimigo. (Bohn I, 278.) 131 Hunger und Kälte besiegen die stärkste Natur. 132 Hunger und Kälte treiben den Wolf aus dem Busch. – Petri, II, 94. 133 Hunger und Langeweile macht Gähnen. – Welt und Zeit, V, 320, 56. 134 Hunger und Liebe machen weise Leute zu Narren. Auch russisch Altmann VI, 500. 135 Hunger und Liebe wohnen nicht lange in Einem Haus. „Was thu' ich mit der Liebe? Gib mir viel mit Hass, ich habe Hunger“, sagte jemand, als man ihn bat, mit dem Wenigen fürlieb zu nehmen, es werde mit Liebe gegeben. Dän.: Hunger giør slet elskov. (Prov. dan., 408.) 136 Hunger und Ruhm sind Vettern. „Ich bin vollkommen der Meinung, dass der Hunger und der Ruhm Geschwisterkinder sind.“ (K. Gutzkow, Briefe aus Paris, I, 153.) 137 Hunger vberwindet Kält vnnd Frost, Stätte vnd Vestungen. – Lehmann, II, 269, 123. 138 Hunger versüsst jedes Gericht, sagte Peter Fressert, als er von Tische kam und biss in eine Honigschnitte hinein. Holl.: Honger is een groot kruis, zei Tijs Tafelbezem, en hij kwam pas van tafel af. (Harrebomée, I, 324.) 139 Hunger vertreibt den Schlaf. Die Serben: Hungriges Auge schläft nicht. Wenn der Hund hungrig ist, so liegen ihm im Schlaf alle Bissen vor Augen (die er gefressen hat oder fressen möchte). Die Venetier: Wer Hunger hat, hat keinen Schlaf. Die Kleinrussen: Ein hungriges Huhn träumt von Hirse. Die Kroaten: Hunger hat keine Augen. (Reinsberg III, 86.) 140 Hunger vnd ein (lediger) Bauch thun wehe; ein vberfüllter magen noch mehr. – Henisch, 208, 16; Petri, II, 386. 141 Hunger vnd harr1 reucht in die nasen gar. – Franck, II, 74b; Gruter, III, 51; Petri, II, 386; Eiselein, 335; Sailer, 77; Lange, 1067. 1) Verdreusst die Nase, heisst's bei Eyering, III, 147. 142 Hunger vnd harren stincken1 in der nasen. – Franck, II, 74b; Tappius, 92b; Lehmann, II, 269, 116. 1) Wortspiel mit Harr'n (Harren) und Harn. 143 Hunger zu stillen kostet nicht viel, aber den Wollüsten genug zu thun, ist kostbarlich vnd beschwerlich. – Lehmann, II, 269, 120. 144 Ist der Hunger echt, so ist kein Brot schlecht. 145 Je grösser der Hunger, je näher der Teufel. 146 Leide nicht Hunger, stille den Durst, leere den Leib, schlaf' ohne Weib, sorge nicht mehr wie ein Hund, so bleibst du gesund. – Winckler, XIV, 82. 147 Man muss nicht jeden Hunger in den Brotschrank und jeden Durst in die Schenke tragen. Port.: Nem com toda a fóme á arca, nem com toda a sede ao cantaro. (Bohn I, 286.) 148 Nur bei scharfem Hunger frisst eine Spinne die andere. – Lohrengel, I, 551. 149 Ous dem Hanger miss em langen. – Schuster, 829. 150 Was es mit dem Hunger hat, weiss nicht, wer früh und abends satt. 151 Was man heut' aus Hunger isst, dass isst man morgen aus Appetit. In Habesch heisst es ähnlich: Die Durraspeise, die dich vom Hungertode rettet, wirst du morgen zu deinen Lieblingsspeisen zählen. (Altmann II.) Durra oder Moorhirse ist das gewöhnliche Getreide Innerafrikas. 152 Wem der Hunger wehe thut, dem deucht alle Speise gut. – Petri, II, 622. 153 Wenn das nicht Hunger heisst, wenn ein Hund den andern beisst. (Ruth.) 154 Wenn de Hunger nach de Stubendöhr herinkümt, so geht de Lêw nah dat Finster 'rût. (Mecklenburg.) – Günther, II, 200, 38. Nahrungsmangel zerstört das eheliche und häusliche Glück. 155 Wenn der Hunger bekommt Gewalt, verlässt der Wolf den Wald. 156 Wenn der Hunger den Igel drängt, so gäb' er sein Stachelfell hin für eine Mohrrübe. (Abyssinien.) 157 Wenn der Hunger kommt ins Haus, so geht die Liebe zum Fenster hinaus. – Reinsberg I, 115. Dieselbe Erfahrung haben, wie es scheint, alle Völker gemacht, die Sprichwörter vieler sprechen ihn in ähnlicher Weise aus. Böhm.: Zlá láska o hladu. (Čelakovsky, 242.) Engl.: When poverty comes in at the doors, love leaps out at the windows. (Gaal, 1053.) Poln.: Zła miłość o głodzie. (Čelakovsky, 242.) Ung.: Ha a szükség bé köszön az ajtón, a szeretet akkor az ablakon ugrik ki. (Gaal, 1053.) 158 Wenn Hunger im Lande ist, werden es auch die Heiligen gewahr. Frz.: Quand le champ n'est fertile pour les saints est stérile. (Leroux, I, 40.) 159 Wenn vor Hunger sterben ein Nonnenpater, eines Fischers Kater, eines Bäckers Schwein und Müllers Hahn, so wird die Welt vergahn. – Welt und Zeit, V, 87, 61. 160 Wer Hunger hat, dem ist alles süss. Dem, der hungert, ist alles Brot. (Reinsberg III, 85.) It.: L'asino che ha fame, mangia d'ogni strame. (Körte, 3065; Gaal, 935.) Lat.: Nihil contemnit esuriens. (Philippi, II, 22.) 161 Wer Hunger hat, dem schmeckt die Gabe, bringt sie ihm auch ein Rabe. Wie dem Elias. Man nimmt das Gute an, wenn auch die Persönlichkeit, die es bietet, nicht zusagt. 162 Wer Hunger hat, dem schmeckt Schwarzbrot wie Zwieback. Die Bulgaren: Der hungrige Mensch isst auch trockenes Brot. Die Czechen: Dem Hunger ist alles nach Geschmack. Der Hunger isst auch Teig auf. Zu weissem Brot Butter, zu schwarzem Hunger. Die Spanier: Zu Brot von vierzehn Tagen Hunger von drei Wochen. Die Tataren: Das Fleisch des alten Pelikans wird dir weich schmecken, wenn du zwei Tage hast hungern müssen. (Reinsberg III, 84.) Frz.: A la faim il n'y a pas de mauvais pain. (Cahier, 645; Kritzinger, 300a.) It.: A buona fame non vi è cattivo pane. (Gaal, 936.) – A fame, pane; e a sonno, panca. (Cahier, 2913.) 163 Wer Hunger hat, kocht den Kohl in der Hand, wenn der Topf fehlt. – Reinsberg III, 83. 164 Wer Hunger hat, macht aus dem Brot keinen Bartholomä. Von dem man erzählt, er sei geschunden worden. 165 Wer keinen Hunger gelitten hat, weiss nicht, wie thewr vnd wehrt das liebe Brot ist. – Theatrum Diabolorum, 2b. 166 Wer keinen Hunger hat, lobt das Fasten. Holl.: Die geen honger heeft, heeft goed van de vasten te spreken. (Harrebomée, I, 323.) It.: Che non hà fame ben può predicar il digiuno. (Pazzaglia, 119, 2.) 167 Wer keinen Hunger hat, sagt: die Kokosnuss hat eine zu harte Schale. (Abyssinien.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [458]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/464>, abgerufen am 24.11.2024.