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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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[Spaltenumbruch] 5 Der Hungrige fragt nicht nach der Rechnung.

Böhm.: Hlad a zizen priroci zadneho nezna. (Celakovsky, 188.)

6 Der Hungrige fürchtet den Stock nicht. - Reinsberg III, 87.

Die Osmanen sagen: Der Hungrige springt sogar ins Feuer. (Schlechta, 10.)

7 Der Hungrige schlägt sich um eine Fliege an der Wand.

Böhm.: Hladovi se i o mouchu svadi. (Celakovsky, 191.)

Poln.: Glodnych i mucha powadzi. (Celakovsky, 191.)

8 Die Hungrigen schlaffen für jhr essen. - Eyering, I, 697.

9 Ein Hungriger erzählt beim ersten Gericht nicht viel. - Sutor, 129.

10 Ein Hungriger isst seine Aepfel ungeschält.

"Schon Cato soll behauptet haben, dass nichts schwerer zu überzeugen sei, als ein leerer Bauch." (Welt und Zeit, IV, 7.)

11 Ein Hungriger wird nicht satt, wenn man ihm auch Braten verspricht.

12 Einem Hungrigen ist kein Brot zu schwarz.

Lat.: Parvo fames constat, magno fastidium.

13 Einem Hungrigen muss man nicht in den Weg laufen.

Der Hunger macht den Zorn heftiger, weshalb beim Plautus jemand einen sehr Zornigen fragt, wie lange er schon nicht gegessen habe. Auch die Osmanen sagen: Der Hungrige zankt, mit wem es sei. (Schlechta, 14.)

14 Einem Hungrigen muss man nicht vom Fasten predigen.

Böhm.: Kaz se lacnemu postiti, a sytemu sedlaku modliti. (Celakovsky, 327.)

15 Einem Hungrigen schmeckt alles Brot (wohl). - Binder II, 1585.

Die Russen: Der Hungrige sieht am Brot den Schimmel nicht.

Böhm.: Hladovemu i ovesny chleb chutna. - Lacnemu vsecko k chuti. - Lacny i testo sni. (Celakovsky, 189.)

It.: A chi e affamato, ogni cibo e grato. (Pazzaglia, 4.)

Lat.: Feles esuriunt, dum panis crustula rodunt. (Binder I, 529.)

Span.: A hambre no hay mal pan. (Celakovsky, 189.)

16 Einem hungrigen trewmet wol, dass er esse; wenn er aber erwacht, so ist seine Seel leer. - Petri, II, 176.

Dän.: Den hungrige drömmer at han aeder, den törstige at han drikker. (Prov. dan., 314.)

17 Einem Hungrigen vergeht der Tanz. (S. Essen, Subst. 35.) - Binder II, 1727.

Die Finnen: Der Hungrige schläft nicht, der Traurige lacht nicht. (Bertram, 41.)

Böhm.: Hladovy neboji se kyje. (Celakovsky, 189.)

Poln.: Glodny kija sie nieboji. (Celakovsky, 189.)

18 Für den Hungrigen ist's immer Mittag. - Reinsberg III, 83.

19 Hungrige entzweit auch eine Mücke.

20 Hungrige vnd krancke fragen nit nach Bulschafft. - Petri, II, 386.

Böhm.: Kde hladno, tu chladno. (Celakovsky, 242.)

21 Wer einen Hungrigen zum Gefährten hat, dessen Reisesack ist bald geleert.

Die Osmanen sagen: Befreunde dich nicht mit dem Hungrigen; sagt er auch: ich esse nicht, er füllt sich dennoch den Bauch. (Schlechta, 11.)

*22 Dem Hungrigen muss man nicht von hohen Dingen vorreden.

Er will essen, und Brot und Käse haben mehr Interesse für ihn als Kunst und Wissenschaft.

Böhm.: Hladovemu chleb na mysli. (Celakovsky, 188.)

Poln.: Glodnemu chleb na mysli. (Celakovsky, 188.)


Hunkebunk.

* Er ist ein Hunkebunk. - Frischbier2, 1767.

Hennig (106) bezeichnet damit einen magern Menschen, dem die Kleider sehr weit am Leibe sind und der auch selbst nichts auf seinen Leib hält.


Hunken.

Hunken un Bunken. - Eichwald, 877.


Hunker.

Der Herr von Hunker ist ein alter Junker. (Nordamerika.)

Aus dem nordamerikanischen Parteileben. Mit dem Worte "Hunker" wurde um das Jahr 1850 die alte Demokratie bezeichnet; und die neu eingewanderten Deutschen wollen mit dem Sprichworte sagen, dass die Hunkerpartei veraltete überwundene Ansichten vertrete. "Der Herr von Hunker ist ein altes [Spaltenumbruch] Haus, bildet eine angesehene Familie und hat Einfluss, weil er Geld im Beutel hat. Was sieht man an dem Herrn von Hunker, der zu respectiren wäre, wenn er einsähe, dass seine Zeit längst begraben und seine Leute längst unter der Erde sind." (Baltimore Wecker, 1853, Nr. 274.)


Hunkerei.

Die Hunkerei ist vorbei. (Deutsch-amerikan.)

Die Blütezeit der Ansichten, welche die Hunkerpartei vertritt, ist vorüber. Die Herrschaft derselben leider noch nicht.


Hunkereier.

* Hunkereier legen. (Deutsch-amerikan.)

Ansichten, Anträge, Plane im Geiste und in der Tendenz der Hunkerpartei, womit in den Vereinigten Staaten die Mitglieder der alten verrotteten Demokratie von der jüngern bezeichnet wird, zu Tage fördern, heisst Hunkereier legen.


Hunnscheit.

* 'N oll'n Hunnscheit. - Danneil, 82b.

Zu ergänzen: sollst du haben. Eine abschlägige Antwort in Form einer nicht in Aussicht genommenen Gewährung.


Hunt.

Komm' ich über den Hunt, so komm' ich auch über den Schwanz.

Die Insel Seeland war früher nicht von Holland und Flandern getrennt. Das Meer hat die Flüsse, welche Seeland durchschnitten, allmählich tiefer und weiter gemacht, wodurch die verschiedenen Eilande entstanden sind, aus denen gegenwärtig Seeland besteht. Der Strom, welcher diese Provinz von Flandern scheidet, führt den Namen der westlichen Schelde oder Hunt oder Hunte, nach der auch das Dorf Hunternisse seinen Namen führt. Die Hunte geht bei Vliessingen vorbei nach Antwerpen. Bei einem Weststurm geht die Hunte sehr hohl; doch dies nimmt ab, je mehr man sich Antwerpen nähert. Ein Seemann nun, der über die breite Hunte mit seinem Fahrzeug kommt, wird noch leichter über die schmale und stillfliessende Schelde, die den dünn ablaufenden Schwanz darstellt, gelangen. Also: Wer schon schwerere Dinge ausgeführt, wird bequem leichtere verrichten. So erklärt Sprenger van Eijk die Redensart unter "Hund".


Hunz.

Hunz und Kunz. (Estn.)

Kreth iund Plethi, Leute ohne Ansehen, alles durcheinander.


Hunzen.

* A läst sich wull sunste nich hundsen. - Robinson, 515.


Hüp.

1 Hüp, hüp, das fallend Uebel auf die Ripp'. - Eiselein, 335.

Eiselein fragt, ob der Ruf soviel als das nachmalige Hep, hep wider die Juden sei.

2 Hüp, hüp, hüp, dem Valant auf die Ripp'. - Eiselein, 335.

Soll es, fragt hier Eiselein, nicht: Hip, hip, heissen: Der Mann mit der Hippe, Sense, d. i. der Tod.


Hüpfen.

1 Hopp, Ann-Dschienke! (Hüpf', Anna Regina!) (Königsberg.)

Gewöhnlicher Zuruf z. B. beim Aufhelfen einer Last, um die Gleichzeitigkeit des Hebens zu veranlassen.

2 Hüpfe nicht weiter, als der Graben breit ist.

Lat.: Ita fugias, ne praeter casam. (Terenz.) (Binder I, 817; II, 1577.)

*3 Er hüpft weiter, als der Graben breit ist.

Lat.: Majores pennas nido extendere. (Horaz.) - Oportet agrum imbecilliorem esse, quam agricolam. (Columella.) (Binder II, 1752 u. 2426.)

*4 Er hüpft wie eine Bachstelze. - Parömiakon, 963.

*5 Er will breiter hüpfen als der Graben ist.

Lat.: Pennas nido majores extendere. (Horaz.) (Binder I, 1347.)

*6 Es ist gehüpft wie gesprungen. - Eiselein, 216; Mayer, I, 196; Simrock, 3175; Braun, I, 470; für Steiermark: Firmenich, II, 768, 97; für Franken: Frommann, VI, 317, 194.

Nach rabbinischer Vorschrift wird nach dem "Dreimalheilig" im Gebet Keduschah ein wenig in die Höhe gehüpft. Es soll aber nach Jes. 6, 2 mehr ein Schweben, kein Springen sein, der Volkswitz meinte aber, es sei einerlei, ob kodesch - gehuppt oder kodesch - gesprungen. - Um auszudrücken, dass ein wesentlicher Unterschied nicht stattfinde, ob das eine oder andere sei oder geschehe, gibt es verschiedene Redensarten, und jedes Volk hat die seinigen. Wir sagen auch: Es ist gesotten wie gebacken. Die Albanesen: Rasirt wie geschoren. Die Czechen: Geschoren wie geschnitten, es ist alles eins. Ob gebrüllt oder geblökt. Auf Stroh wie auf Gras. Die Basken: Es ist eins, das Korn aus

[Spaltenumbruch] 5 Der Hungrige fragt nicht nach der Rechnung.

Böhm.: Hlad a žízen příročí žadného nezná. (Čelakovsky, 188.)

6 Der Hungrige fürchtet den Stock nicht.Reinsberg III, 87.

Die Osmanen sagen: Der Hungrige springt sogar ins Feuer. (Schlechta, 10.)

7 Der Hungrige schlägt sich um eine Fliege an der Wand.

Böhm.: Hladoví se i o mouchu svadí. (Čelakovsky, 191.)

Poln.: Głodnych i mucha powadzí. (Čelakovsky, 191.)

8 Die Hungrigen schlaffen für jhr essen.Eyering, I, 697.

9 Ein Hungriger erzählt beim ersten Gericht nicht viel.Sutor, 129.

10 Ein Hungriger isst seine Aepfel ungeschält.

„Schon Cato soll behauptet haben, dass nichts schwerer zu überzeugen sei, als ein leerer Bauch.“ (Welt und Zeit, IV, 7.)

11 Ein Hungriger wird nicht satt, wenn man ihm auch Braten verspricht.

12 Einem Hungrigen ist kein Brot zu schwarz.

Lat.: Parvo fames constat, magno fastidium.

13 Einem Hungrigen muss man nicht in den Weg laufen.

Der Hunger macht den Zorn heftiger, weshalb beim Plautus jemand einen sehr Zornigen fragt, wie lange er schon nicht gegessen habe. Auch die Osmanen sagen: Der Hungrige zankt, mit wem es sei. (Schlechta, 14.)

14 Einem Hungrigen muss man nicht vom Fasten predigen.

Böhm.: Kaž se lačnému postiti, a sytému sedláku modliti. (Čelakovsky, 327.)

15 Einem Hungrigen schmeckt alles Brot (wohl).Binder II, 1585.

Die Russen: Der Hungrige sieht am Brot den Schimmel nicht.

Böhm.: Hladovému i ovesný chléb chutná. – Lačnému všecko k chuti. – Lačný i tĕsto sní. (Čelakovsky, 189.)

It.: A chi è affamato, ogni cibo è grato. (Pazzaglia, 4.)

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Span.: A hambre no hay mal pan. (Čelakovsky, 189.)

16 Einem hungrigen trewmet wol, dass er esse; wenn er aber erwacht, so ist seine Seel leer.Petri, II, 176.

Dän.: Den hungrige drømmer at han æder, den tørstige at han drikker. (Prov. dan., 314.)

17 Einem Hungrigen vergeht der Tanz. (S. Essen, Subst. 35.) – Binder II, 1727.

Die Finnen: Der Hungrige schläft nicht, der Traurige lacht nicht. (Bertram, 41.)

Böhm.: Hladový neboji se kyje. (Čelakovsky, 189.)

Poln.: Głodny kija się niebojí. (Čelakovsky, 189.)

18 Für den Hungrigen ist's immer Mittag.Reinsberg III, 83.

19 Hungrige entzweit auch eine Mücke.

20 Hungrige vnd krancke fragen nit nach Bulschafft.Petri, II, 386.

Böhm.: Kde hladno, tu chladno. (Čelakovsky, 242.)

21 Wer einen Hungrigen zum Gefährten hat, dessen Reisesack ist bald geleert.

Die Osmanen sagen: Befreunde dich nicht mit dem Hungrigen; sagt er auch: ich esse nicht, er füllt sich dennoch den Bauch. (Schlechta, 11.)

*22 Dem Hungrigen muss man nicht von hohen Dingen vorreden.

Er will essen, und Brot und Käse haben mehr Interesse für ihn als Kunst und Wissenschaft.

Böhm.: Hladovému chléb na mysli. (Čelakovsky, 188.)

Poln.: Głodnemu chleb na myśli. (Čelakovsky, 188.)


Hunkebunk.

* Er ist ein Hunkebunk.Frischbier2, 1767.

Hennig (106) bezeichnet damit einen magern Menschen, dem die Kleider sehr weit am Leibe sind und der auch selbst nichts auf seinen Leib hält.


Hunken.

Hunken un Bunken.Eichwald, 877.


Hunker.

Der Herr von Hunker ist ein alter Junker. (Nordamerika.)

Aus dem nordamerikanischen Parteileben. Mit dem Worte „Hunker“ wurde um das Jahr 1850 die alte Demokratie bezeichnet; und die neu eingewanderten Deutschen wollen mit dem Sprichworte sagen, dass die Hunkerpartei veraltete überwundene Ansichten vertrete. „Der Herr von Hunker ist ein altes [Spaltenumbruch] Haus, bildet eine angesehene Familie und hat Einfluss, weil er Geld im Beutel hat. Was sieht man an dem Herrn von Hunker, der zu respectiren wäre, wenn er einsähe, dass seine Zeit längst begraben und seine Leute längst unter der Erde sind.“ (Baltimore Wecker, 1853, Nr. 274.)


Hunkerei.

Die Hunkerei ist vorbei. (Deutsch-amerikan.)

Die Blütezeit der Ansichten, welche die Hunkerpartei vertritt, ist vorüber. Die Herrschaft derselben leider noch nicht.


Hunkereier.

* Hunkereier legen. (Deutsch-amerikan.)

Ansichten, Anträge, Plane im Geiste und in der Tendenz der Hunkerpartei, womit in den Vereinigten Staaten die Mitglieder der alten verrotteten Demokratie von der jüngern bezeichnet wird, zu Tage fördern, heisst Hunkereier legen.


Hunnschît.

* 'N oll'n Hunnschît.Danneil, 82b.

Zu ergänzen: sollst du haben. Eine abschlägige Antwort in Form einer nicht in Aussicht genommenen Gewährung.


Hunt.

Komm' ich über den Hunt, so komm' ich auch über den Schwanz.

Die Insel Seeland war früher nicht von Holland und Flandern getrennt. Das Meer hat die Flüsse, welche Seeland durchschnitten, allmählich tiefer und weiter gemacht, wodurch die verschiedenen Eilande entstanden sind, aus denen gegenwärtig Seeland besteht. Der Strom, welcher diese Provinz von Flandern scheidet, führt den Namen der westlichen Schelde oder Hunt oder Hunte, nach der auch das Dorf Hunternisse seinen Namen führt. Die Hunte geht bei Vliessingen vorbei nach Antwerpen. Bei einem Weststurm geht die Hunte sehr hohl; doch dies nimmt ab, je mehr man sich Antwerpen nähert. Ein Seemann nun, der über die breite Hunte mit seinem Fahrzeug kommt, wird noch leichter über die schmale und stillfliessende Schelde, die den dünn ablaufenden Schwanz darstellt, gelangen. Also: Wer schon schwerere Dinge ausgeführt, wird bequem leichtere verrichten. So erklärt Sprenger van Eijk die Redensart unter „Hund“.


Hunz.

Hunz und Kunz. (Estn.)

Kreth iund Plethi, Leute ohne Ansehen, alles durcheinander.


Hunzen.

* A läst sich wull sunste nich hundsen.Robinson, 515.


Hüp.

1 Hüp, hüp, das fallend Uebel auf die Ripp'.Eiselein, 335.

Eiselein fragt, ob der Ruf soviel als das nachmalige Hep, hep wider die Juden sei.

2 Hüp, hüp, hüp, dem Valant auf die Ripp'.Eiselein, 335.

Soll es, fragt hier Eiselein, nicht: Hip, hip, heissen: Der Mann mit der Hippe, Sense, d. i. der Tod.


Hüpfen.

1 Hopp, Ann-Dschienke! (Hüpf', Anna Regina!) (Königsberg.)

Gewöhnlicher Zuruf z. B. beim Aufhelfen einer Last, um die Gleichzeitigkeit des Hebens zu veranlassen.

2 Hüpfe nicht weiter, als der Graben breit ist.

Lat.: Ita fugias, ne praeter casam. (Terenz.) (Binder I, 817; II, 1577.)

*3 Er hüpft weiter, als der Graben breit ist.

Lat.: Majores pennas nido extendere. (Horaz.) – Oportet agrum imbecilliorem esse, quam agricolam. (Columella.) (Binder II, 1752 u. 2426.)

*4 Er hüpft wie eine Bachstelze.Parömiakon, 963.

*5 Er will breiter hüpfen als der Graben ist.

Lat.: Pennas nido majores extendere. (Horaz.) (Binder I, 1347.)

*6 Es ist gehüpft wie gesprungen.Eiselein, 216; Mayer, I, 196; Simrock, 3175; Braun, I, 470; für Steiermark: Firmenich, II, 768, 97; für Franken: Frommann, VI, 317, 194.

Nach rabbinischer Vorschrift wird nach dem „Dreimalheilig“ im Gebet Keduschah ein wenig in die Höhe gehüpft. Es soll aber nach Jes. 6, 2 mehr ein Schweben, kein Springen sein, der Volkswitz meinte aber, es sei einerlei, ob kodesch – gehuppt oder kodesch – gesprungen. – Um auszudrücken, dass ein wesentlicher Unterschied nicht stattfinde, ob das eine oder andere sei oder geschehe, gibt es verschiedene Redensarten, und jedes Volk hat die seinigen. Wir sagen auch: Es ist gesotten wie gebacken. Die Albanesen: Rasirt wie geschoren. Die Czechen: Geschoren wie geschnitten, es ist alles eins. Ob gebrüllt oder geblökt. Auf Stroh wie auf Gras. Die Basken: Es ist eins, das Korn aus

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[[462]/0468] 5 Der Hungrige fragt nicht nach der Rechnung. Böhm.: Hlad a žízen příročí žadného nezná. (Čelakovsky, 188.) 6 Der Hungrige fürchtet den Stock nicht. – Reinsberg III, 87. Die Osmanen sagen: Der Hungrige springt sogar ins Feuer. (Schlechta, 10.) 7 Der Hungrige schlägt sich um eine Fliege an der Wand. Böhm.: Hladoví se i o mouchu svadí. (Čelakovsky, 191.) Poln.: Głodnych i mucha powadzí. (Čelakovsky, 191.) 8 Die Hungrigen schlaffen für jhr essen. – Eyering, I, 697. 9 Ein Hungriger erzählt beim ersten Gericht nicht viel. – Sutor, 129. 10 Ein Hungriger isst seine Aepfel ungeschält. „Schon Cato soll behauptet haben, dass nichts schwerer zu überzeugen sei, als ein leerer Bauch.“ (Welt und Zeit, IV, 7.) 11 Ein Hungriger wird nicht satt, wenn man ihm auch Braten verspricht. 12 Einem Hungrigen ist kein Brot zu schwarz. Lat.: Parvo fames constat, magno fastidium. 13 Einem Hungrigen muss man nicht in den Weg laufen. Der Hunger macht den Zorn heftiger, weshalb beim Plautus jemand einen sehr Zornigen fragt, wie lange er schon nicht gegessen habe. Auch die Osmanen sagen: Der Hungrige zankt, mit wem es sei. (Schlechta, 14.) 14 Einem Hungrigen muss man nicht vom Fasten predigen. Böhm.: Kaž se lačnému postiti, a sytému sedláku modliti. (Čelakovsky, 327.) 15 Einem Hungrigen schmeckt alles Brot (wohl). – Binder II, 1585. Die Russen: Der Hungrige sieht am Brot den Schimmel nicht. Böhm.: Hladovému i ovesný chléb chutná. – Lačnému všecko k chuti. – Lačný i tĕsto sní. (Čelakovsky, 189.) It.: A chi è affamato, ogni cibo è grato. (Pazzaglia, 4.) Lat.: Feles esuriunt, dum panis crustula rodunt. (Binder I, 529.) Span.: A hambre no hay mal pan. (Čelakovsky, 189.) 16 Einem hungrigen trewmet wol, dass er esse; wenn er aber erwacht, so ist seine Seel leer. – Petri, II, 176. Dän.: Den hungrige drømmer at han æder, den tørstige at han drikker. (Prov. dan., 314.) 17 Einem Hungrigen vergeht der Tanz. (S. Essen, Subst. 35.) – Binder II, 1727. Die Finnen: Der Hungrige schläft nicht, der Traurige lacht nicht. (Bertram, 41.) Böhm.: Hladový neboji se kyje. (Čelakovsky, 189.) Poln.: Głodny kija się niebojí. (Čelakovsky, 189.) 18 Für den Hungrigen ist's immer Mittag. – Reinsberg III, 83. 19 Hungrige entzweit auch eine Mücke. 20 Hungrige vnd krancke fragen nit nach Bulschafft. – Petri, II, 386. Böhm.: Kde hladno, tu chladno. (Čelakovsky, 242.) 21 Wer einen Hungrigen zum Gefährten hat, dessen Reisesack ist bald geleert. Die Osmanen sagen: Befreunde dich nicht mit dem Hungrigen; sagt er auch: ich esse nicht, er füllt sich dennoch den Bauch. (Schlechta, 11.) *22 Dem Hungrigen muss man nicht von hohen Dingen vorreden. Er will essen, und Brot und Käse haben mehr Interesse für ihn als Kunst und Wissenschaft. Böhm.: Hladovému chléb na mysli. (Čelakovsky, 188.) Poln.: Głodnemu chleb na myśli. (Čelakovsky, 188.) Hunkebunk. * Er ist ein Hunkebunk. – Frischbier2, 1767. Hennig (106) bezeichnet damit einen magern Menschen, dem die Kleider sehr weit am Leibe sind und der auch selbst nichts auf seinen Leib hält. Hunken. Hunken un Bunken. – Eichwald, 877. Hunker. Der Herr von Hunker ist ein alter Junker. (Nordamerika.) Aus dem nordamerikanischen Parteileben. Mit dem Worte „Hunker“ wurde um das Jahr 1850 die alte Demokratie bezeichnet; und die neu eingewanderten Deutschen wollen mit dem Sprichworte sagen, dass die Hunkerpartei veraltete überwundene Ansichten vertrete. „Der Herr von Hunker ist ein altes Haus, bildet eine angesehene Familie und hat Einfluss, weil er Geld im Beutel hat. Was sieht man an dem Herrn von Hunker, der zu respectiren wäre, wenn er einsähe, dass seine Zeit längst begraben und seine Leute längst unter der Erde sind.“ (Baltimore Wecker, 1853, Nr. 274.) Hunkerei. Die Hunkerei ist vorbei. (Deutsch-amerikan.) Die Blütezeit der Ansichten, welche die Hunkerpartei vertritt, ist vorüber. Die Herrschaft derselben leider noch nicht. Hunkereier. * Hunkereier legen. (Deutsch-amerikan.) Ansichten, Anträge, Plane im Geiste und in der Tendenz der Hunkerpartei, womit in den Vereinigten Staaten die Mitglieder der alten verrotteten Demokratie von der jüngern bezeichnet wird, zu Tage fördern, heisst Hunkereier legen. Hunnschît. * 'N oll'n Hunnschît. – Danneil, 82b. Zu ergänzen: sollst du haben. Eine abschlägige Antwort in Form einer nicht in Aussicht genommenen Gewährung. Hunt. Komm' ich über den Hunt, so komm' ich auch über den Schwanz. Die Insel Seeland war früher nicht von Holland und Flandern getrennt. Das Meer hat die Flüsse, welche Seeland durchschnitten, allmählich tiefer und weiter gemacht, wodurch die verschiedenen Eilande entstanden sind, aus denen gegenwärtig Seeland besteht. Der Strom, welcher diese Provinz von Flandern scheidet, führt den Namen der westlichen Schelde oder Hunt oder Hunte, nach der auch das Dorf Hunternisse seinen Namen führt. Die Hunte geht bei Vliessingen vorbei nach Antwerpen. Bei einem Weststurm geht die Hunte sehr hohl; doch dies nimmt ab, je mehr man sich Antwerpen nähert. Ein Seemann nun, der über die breite Hunte mit seinem Fahrzeug kommt, wird noch leichter über die schmale und stillfliessende Schelde, die den dünn ablaufenden Schwanz darstellt, gelangen. Also: Wer schon schwerere Dinge ausgeführt, wird bequem leichtere verrichten. So erklärt Sprenger van Eijk die Redensart unter „Hund“. Hunz. Hunz und Kunz. (Estn.) Kreth iund Plethi, Leute ohne Ansehen, alles durcheinander. Hunzen. * A läst sich wull sunste nich hundsen. – Robinson, 515. Hüp. 1 Hüp, hüp, das fallend Uebel auf die Ripp'. – Eiselein, 335. Eiselein fragt, ob der Ruf soviel als das nachmalige Hep, hep wider die Juden sei. 2 Hüp, hüp, hüp, dem Valant auf die Ripp'. – Eiselein, 335. Soll es, fragt hier Eiselein, nicht: Hip, hip, heissen: Der Mann mit der Hippe, Sense, d. i. der Tod. Hüpfen. 1 Hopp, Ann-Dschienke! (Hüpf', Anna Regina!) (Königsberg.) Gewöhnlicher Zuruf z. B. beim Aufhelfen einer Last, um die Gleichzeitigkeit des Hebens zu veranlassen. 2 Hüpfe nicht weiter, als der Graben breit ist. Lat.: Ita fugias, ne praeter casam. (Terenz.) (Binder I, 817; II, 1577.) *3 Er hüpft weiter, als der Graben breit ist. Lat.: Majores pennas nido extendere. (Horaz.) – Oportet agrum imbecilliorem esse, quam agricolam. (Columella.) (Binder II, 1752 u. 2426.) *4 Er hüpft wie eine Bachstelze. – Parömiakon, 963. *5 Er will breiter hüpfen als der Graben ist. Lat.: Pennas nido majores extendere. (Horaz.) (Binder I, 1347.) *6 Es ist gehüpft wie gesprungen. – Eiselein, 216; Mayer, I, 196; Simrock, 3175; Braun, I, 470; für Steiermark: Firmenich, II, 768, 97; für Franken: Frommann, VI, 317, 194. Nach rabbinischer Vorschrift wird nach dem „Dreimalheilig“ im Gebet Keduschah ein wenig in die Höhe gehüpft. Es soll aber nach Jes. 6, 2 mehr ein Schweben, kein Springen sein, der Volkswitz meinte aber, es sei einerlei, ob kodesch – gehuppt oder kodesch – gesprungen. – Um auszudrücken, dass ein wesentlicher Unterschied nicht stattfinde, ob das eine oder andere sei oder geschehe, gibt es verschiedene Redensarten, und jedes Volk hat die seinigen. Wir sagen auch: Es ist gesotten wie gebacken. Die Albanesen: Rasirt wie geschoren. Die Czechen: Geschoren wie geschnitten, es ist alles eins. Ob gebrüllt oder geblökt. Auf Stroh wie auf Gras. Die Basken: Es ist eins, das Korn aus

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [462]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/468>, abgerufen am 24.11.2024.