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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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Jaherr.

1 Jaherr, vor Augen süss, zu Rücken bitter. - Simrock, 5162; Körte, 3122.

"Die jaherren hant den muot, sie lobent, swas der fürste tuot. Das ist ein ungetriuwer site, da äffent sie die herren mite." (Freidank.)

*2 Er ist ein ja Herr. - Agricola II, 114; Tappius, 36a; Egenolff, 47a; Herberger, II, 410; Mayer, II, 905; Braun, I, 1611; Frischbier, 354a; Frischbier2, 1778.

Franck und nach ihm Egenolff sagen zur Erklärung: "Die für sich selbs keyn vrteyl haben oder geben, sonder bleiben lassen wie es die herrn machen." Sie setzen dafür das uns abgekommene Wort: Gnapper, das zwar bei Henisch fehlt, wofür sich aber S. 1672 das Verbum gnappen = sich hin- und herbewegen (vacillare) findet.

Engl.: He is not a man but the vault of a bath; he makes the echo to what you say.

Frz.: C'est un homme avec qui il n'y a point de nenni. (Eiselein, 345.) - Il ne fait qu'opiner du bonnet. (Lendroy, 191; Starschedel, 412; Kritzinger, 490b.)

Lat.: Pedarius senator. (Cicero.) (Franck, II, 35a; Philippi, II, 89; Seybold, 434; Tappius, 36a.)

*3 Jaherren von Placencia und Knapper. - Eiselein, 345.

Lat.: Omnia omnibus annuit. (Eiselein, 345.)


Jahr.

1 Ale neinj Jor ei (zwei) Weinjjor. (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 59.

2 Ale saf Jor ei Gofjor. - Schuster, 58.

3 All Joar 'n Jöhr un to'n Harwst noch 'n Spoatling. (Pommern.)

Alle Jahre ein Kind und im Herbst noch einen Spätling. Von fruchtbaren Ehegatten. Auch als scherzhafter, mit Protest zurückgewiesener Wunsch den Neuvermählten am Hochzeitstage. Von einem Ehepaar, bei dem das ungefähr eintrifft, heisst es: Se sünd as de Kanikels. Dat geiht as bei de Kanikels.

4 All zwanzig Jahr wird eine andere (neue) Welt. - Eiselein, 640; Simrock, 11550; Reinsberg II, 80.

5 Alle Jahr ein Käs, gibt wenig Käs; alle Jahr ein Kind, gibt viel Kind. (Schweiz.) - Körte, 3123; Simrock, 5190; Braun, I, 1625.

6 Alle sewe Jahr passt e Flick. - Frischbier2, 1781.

7 Alle sieben Jahr ein Flohjahr; alle sieben Jahr ein Raupenjahr; alle sieben Jahr ein Käferjahr. - Simrock, 5200.

In Toscana heisst es: Viel Flöhe, viel Getreide. In Mailand: So viel Flöhe, so viel Korn. (Reinsberg VIII, 12.)

8 Alle sieben Jahr frisst man zu Hof einen Küchenjungen auf. - Pistor., IV, 63; Eiselein, 399; Simrock, 6004; Braun, I, 2045.

Spott auf unsaubere Köche und deren Gehülfen, die ihre Hände erst reinigen, indem sie dieselben in die Speisen bringen und diese zubereiten, wodurch, wie das Sprichwort in der ihm eigenen Uebertreibungsart sagt, so viel von dem Küchenpersonal in die Speisen übergeht, dass es in sieben Jahren das Volumen eines Küchenjungen hat.

9 Alle söben Jar en Flöjar, alle söben Jar en Raupenjar, alle söben Jar en Käverjar, alle söben Jar en Kranken- oder Unglücksjar. (Holst.) - Schütze, II, 182.

In Holstein herrscht die Meinung, dass in jedem Jahrsiebent ein Jahr treffe, in dem sich Flöhe, eins, in dem sich Raupen u. s. w. überviel einfinden. In den Vereinigten Staaten Nordamerikas heisst es: Alle siebzehn Jahr ein Locustjahr.

10 An Jahren jung ist ein Fehler, der sich alle Tage verbessert.

11 An Jahren jung, kann alt an Verstand sein.

12 Ander Jahr, ander Haustock. (Franken.)

Mhd.: Ander jar, ander guot. (Haslau.) (Zingerle, 77.)

13 Ander Jahr, ander Waar'.

Dän.: Et andet aar kommer der en anden jule aften. (Bohn I, 367.)

14 Andere jar, andere har; andere zeit, andere freud. - Franck, I, 50b; Egenolff, 321a; Eyering, I, 76 u. 278; Petri, II, 15; Gruter, I, 5; Lehmann, 6, 5; Lehmann, II, 28, 55; Schottel, 1113b; Körte, 3130; Schrader, 4; Mayer, II, 215; Braun, I, 1624.

Die grossen Veränderungen, die oft ein einziges Jahr im Leben eines Menschen bewirkt, drücken die Finnen durch das Sprichwort aus: Ein Jahr macht Alte älter, noch eins. aus Kindern Leute. (Reinsberg VII, 105.)

Mhd.: Nach zeit, nach stat gar alliu dinc sich wandelnt auze und inne. (Frauenlob.) - Unstaete wandel machet. [Spaltenumbruch] (Frauenlob.) - Wer lebt dem man niht wandels giht. (Colm.) (Zingerle, 163.)

Dän.: Haarene byttes med aarene. (Prov. dan., 266.)

Frz.: Autres temps, autres moeurs.

Lat.: Alia vita, alia diaeta. - Aliam aetatem, alia decent. (Sutor, 891.) - Omnia vertuntur, mutantur et mores. - Tempus invenit, discit, docet, mutat omnia magnum os anni. (Philippi, II, 215; Seybold, 291.)

15 Andere Jahr, andere Schue. - Sutor, 891.

16 Andere Jahre, andere Leute, andere Glocken, ander Geläute.

Böhm.: Mnoho let, a mnohych nevidet. (Celakovsky, 310.)

17 Anner Jar, anner Har. - Deecke, 3; hochdeutsch bei Eiselein, 346; Simrock, 5187.

18 Bis zu zwölf Jahren ist das Mädchen ein Becher, bis zu sechzehn ein Kübel, nach dem sechzehnten Jahre danke dem, der sie aus dem Hause holt. (Böhm.)

19 Das eine Jahr lehrt das ander nicht. - Lehmann, II, 57, 16.

Lat.: Raro docet reliquum reor annus in omnibus annum.

20 Das Jahr bringt Getreide und nicht der Acker. - Simrock, 5191; Körte, 3132.

Der Witterungscharakter des Jahres hat einen grössern Einfluss auf den Ausfall der Ernte, als der Acker selbst und die Bearbeitung desselben. Daher sagen die Russen: Im guten Jahr auch gute Frucht. Und in Andalusien behauptet man: Das gute Jahr bringt mehr hervor, als das gut bestellte Feld. Und die Mailänder: Das Jahr wirkt mit dem, was es hat. (Reinsberg VIII, 9 u. 13.)

Dän.: Aaret gir korn, ikke ageren. (Prov. dan., 3.)

Lat.: Annus producit, non ager.

21 Das Jahr hat 365 Tage. - Pauli, Postilla, I, 365b.

Die Russen: Wenn auch das Jahr 365 Tage hat, so hat der Tag doch nur 24 Stunden. (Altmann V, 89.)

22 Das Jahr hat ein gross Maul und 'en weiten Magen. - Eiselein, 346; Simrock, 5189; Körte, 3125; Pauli, Postilla, I, 365b; Braun, I, 1622.

Die Russen: Das Jahr hat einen Magen, der ist 365 Tage gross. Und: Das Jahr hat ein Maul, das reicht über zwölf Monate. (Altmann VI, 422 u. 486.)

Dän.: Aaret har en vid mund og en stor mave. (Bohn I, 346.)

Frz.: Il faut bien tirer la courroie pour aller jusqu'au bout de l'an. (Lendroy, 1422.)

Lat.: Anni magnum os. (Gaal, 959; Eiselein, 346.)

23 Das Jahr hat einen grossen (tiefen) Mund.

24 Das Jahr hat einen grossen Mund, und was die Katze nicht frisst, das frisst der Hund.

25 Das Jahr hat viel Tage, aber noch mehr Mahlzeiten.

Empfiehlt weise Sparsamkeit nicht blos im Sommer für den Winter, sondern auch in der Jugend fürs Alter.

Dän.: Der ere mange dage i aaret, men fleere maaltider. (Prov. dan., 3.)

Lat.: Cogitato quam longa sit hiems. (Cato.) (Binder II, 524; Faselius, 48; Wiegand, 434.)

Span.: Son mas las dias que las longanizas. (Cahier, 3513.)

26 Das Jahr hat zweiundfunfzig Wochen. (Schweiz.)

Empfiehlt weise Sparsamkeit.

Ung.: Sok darab kenyeret kivan egy esztendö. (Gaal, 959.)

27 Das Jahr hat zweiundfunfzig Wochen und dreihundertundfünfundsechzig Tage. - Eiselein, 346.

Holl.: Het jaar duurt langer dan de saucijzen. (Harrebomee, I, 350a.)

28 Das Jahr hindurch kann viel Wasser den Berg herablaufen. - Simrock, 5194; Körte, 3126; Braun, I, 1623.

Dän.: Aaret haver en viid mund, og stor mave. (Prov. dan., 3.)

Lat.: Peragit lentis passibus annus iter. (Ovid.) (Philippi, II, 90.)

29 Das Jahr ist an keinen Stecken gebunden. - Eiselein, 657.

Lat.: Anni momenta nullo sunt fune retenta. (Eiselein, 657.) - Et celer admissis labitur annus equis. (Seybold, 155.)

30 Das Jahr ist immer länger als die Wurst.

31 Das Jahr ist lang, der Tage sind viel und der Mahlzeiten noch viel mehr. - Petri, II, 64; Körte, 3124.

Dän.: Aaret er langt, og maalene mange. (Prov. dan., 3.)

Frz.: Il faut bien tirer la courroie pour aller jusqu'au bout de l'an. (Gaal, 959.)

32 Das Jahr ist nie so lang, dass nicht die Weihnacht zu kurz wäre. - Körte, 3124.

[Spaltenumbruch]
Jaherr.

1 Jaherr, vor Augen süss, zu Rücken bitter.Simrock, 5162; Körte, 3122.

„Die jaherren hant den muot, sie lobent, swas der fürste tuot. Das ist ein ungetriuwer site, da äffent sie die herren mite.“ (Freidank.)

*2 Er ist ein ja Herr.Agricola II, 114; Tappius, 36a; Egenolff, 47a; Herberger, II, 410; Mayer, II, 905; Braun, I, 1611; Frischbier, 354a; Frischbier2, 1778.

Franck und nach ihm Egenolff sagen zur Erklärung: „Die für sich selbs keyn vrteyl haben oder geben, sonder bleiben lassen wie es die herrn machen.“ Sie setzen dafür das uns abgekommene Wort: Gnapper, das zwar bei Henisch fehlt, wofür sich aber S. 1672 das Verbum gnappen = sich hin- und herbewegen (vacillare) findet.

Engl.: He is not a man but the vault of a bath; he makes the echo to what you say.

Frz.: C'est un homme avec qui il n'y a point de nenni. (Eiselein, 345.) – Il ne fait qu'opiner du bonnet. (Lendroy, 191; Starschedel, 412; Kritzinger, 490b.)

Lat.: Pedarius senator. (Cicero.) (Franck, II, 35a; Philippi, II, 89; Seybold, 434; Tappius, 36a.)

*3 Jaherren von Placencia und Knapper.Eiselein, 345.

Lat.: Omnia omnibus annuit. (Eiselein, 345.)


Jahr.

1 Ale neinj Jôr î (zwî) Wînjjôr. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 59.

2 Ale sâf Jôr î Gôfjôr.Schuster, 58.

3 All Joar 'n Jöhr un to'n Harwst noch 'n Spoatling. (Pommern.)

Alle Jahre ein Kind und im Herbst noch einen Spätling. Von fruchtbaren Ehegatten. Auch als scherzhafter, mit Protest zurückgewiesener Wunsch den Neuvermählten am Hochzeitstage. Von einem Ehepaar, bei dem das ungefähr eintrifft, heisst es: Se sünd as de Kanikels. Dat geiht as bî de Kanikels.

4 All zwanzig Jahr wird eine andere (neue) Welt.Eiselein, 640; Simrock, 11550; Reinsberg II, 80.

5 Alle Jahr ein Käs, gibt wenig Käs; alle Jahr ein Kind, gibt viel Kind. (Schweiz.) – Körte, 3123; Simrock, 5190; Braun, I, 1625.

6 Alle sewe Jahr passt e Flick.Frischbier2, 1781.

7 Alle sieben Jahr ein Flohjahr; alle sieben Jahr ein Raupenjahr; alle sieben Jahr ein Käferjahr.Simrock, 5200.

In Toscana heisst es: Viel Flöhe, viel Getreide. In Mailand: So viel Flöhe, so viel Korn. (Reinsberg VIII, 12.)

8 Alle sieben Jahr frisst man zu Hof einen Küchenjungen auf.Pistor., IV, 63; Eiselein, 399; Simrock, 6004; Braun, I, 2045.

Spott auf unsaubere Köche und deren Gehülfen, die ihre Hände erst reinigen, indem sie dieselben in die Speisen bringen und diese zubereiten, wodurch, wie das Sprichwort in der ihm eigenen Uebertreibungsart sagt, so viel von dem Küchenpersonal in die Speisen übergeht, dass es in sieben Jahren das Volumen eines Küchenjungen hat.

9 Alle söben Jâr en Flöjâr, alle söben Jâr en Rûpenjar, alle söben Jâr en Käverjâr, alle söben Jar en Kranken- oder Unglücksjâr. (Holst.) – Schütze, II, 182.

In Holstein herrscht die Meinung, dass in jedem Jahrsiebent ein Jahr treffe, in dem sich Flöhe, eins, in dem sich Raupen u. s. w. überviel einfinden. In den Vereinigten Staaten Nordamerikas heisst es: Alle siebzehn Jahr ein Locustjahr.

10 An Jahren jung ist ein Fehler, der sich alle Tage verbessert.

11 An Jahren jung, kann alt an Verstand sein.

12 Ander Jahr, ander Haustock. (Franken.)

Mhd.: Ander jâr, ander guot. (Haslau.) (Zingerle, 77.)

13 Ander Jahr, ander Waar'.

Dän.: Et andet aar kommer der en anden jule aften. (Bohn I, 367.)

14 Andere jar, andere har; andere zeit, andere freud.Franck, I, 50b; Egenolff, 321a; Eyering, I, 76 u. 278; Petri, II, 15; Gruter, I, 5; Lehmann, 6, 5; Lehmann, II, 28, 55; Schottel, 1113b; Körte, 3130; Schrader, 4; Mayer, II, 215; Braun, I, 1624.

Die grossen Veränderungen, die oft ein einziges Jahr im Leben eines Menschen bewirkt, drücken die Finnen durch das Sprichwort aus: Ein Jahr macht Alte älter, noch eins. aus Kindern Leute. (Reinsberg VII, 105.)

Mhd.: Nach zît, nâch stat gar alliu dinc sich wandelnt ûze und inne. (Frauenlob.) – Unstaete wandel machet. [Spaltenumbruch] (Frauenlob.) – Wer lebt dem man niht wandels giht. (Colm.) (Zingerle, 163.)

Dän.: Haarene byttes med aarene. (Prov. dan., 266.)

Frz.: Autres temps, autres moeurs.

Lat.: Alia vita, alia diaeta. – Aliam aetatem, alia decent. (Sutor, 891.) – Omnia vertuntur, mutantur et mores. – Tempus invenit, discit, docet, mutat omnia magnum os anni. (Philippi, II, 215; Seybold, 291.)

15 Andere Jahr, andere Schue.Sutor, 891.

16 Andere Jahre, andere Leute, andere Glocken, ander Geläute.

Böhm.: Mnoho let, a mnohých nevidĕt. (Čelakovský, 310.)

17 Anner Jâr, anner Hâr.Deecke, 3; hochdeutsch bei Eiselein, 346; Simrock, 5187.

18 Bis zu zwölf Jahren ist das Mädchen ein Becher, bis zu sechzehn ein Kübel, nach dem sechzehnten Jahre danke dem, der sie aus dem Hause holt. (Böhm.)

19 Das eine Jahr lehrt das ander nicht.Lehmann, II, 57, 16.

Lat.: Raro docet reliquum reor annus in omnibus annum.

20 Das Jahr bringt Getreide und nicht der Acker.Simrock, 5191; Körte, 3132.

Der Witterungscharakter des Jahres hat einen grössern Einfluss auf den Ausfall der Ernte, als der Acker selbst und die Bearbeitung desselben. Daher sagen die Russen: Im guten Jahr auch gute Frucht. Und in Andalusien behauptet man: Das gute Jahr bringt mehr hervor, als das gut bestellte Feld. Und die Mailänder: Das Jahr wirkt mit dem, was es hat. (Reinsberg VIII, 9 u. 13.)

Dän.: Aaret gir korn, ikke ageren. (Prov. dan., 3.)

Lat.: Annus producit, non ager.

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Die Russen: Wenn auch das Jahr 365 Tage hat, so hat der Tag doch nur 24 Stunden. (Altmann V, 89.)

22 Das Jahr hat ein gross Maul und 'en weiten Magen.Eiselein, 346; Simrock, 5189; Körte, 3125; Pauli, Postilla, I, 365b; Braun, I, 1622.

Die Russen: Das Jahr hat einen Magen, der ist 365 Tage gross. Und: Das Jahr hat ein Maul, das reicht über zwölf Monate. (Altmann VI, 422 u. 486.)

Dän.: Aaret har en vid mund og en stor mave. (Bohn I, 346.)

Frz.: Il faut bien tirer la courroie pour aller jusqu'au bout de l'an. (Lendroy, 1422.)

Lat.: Anni magnum os. (Gaal, 959; Eiselein, 346.)

23 Das Jahr hat einen grossen (tiefen) Mund.

24 Das Jahr hat einen grossen Mund, und was die Katze nicht frisst, das frisst der Hund.

25 Das Jahr hat viel Tage, aber noch mehr Mahlzeiten.

Empfiehlt weise Sparsamkeit nicht blos im Sommer für den Winter, sondern auch in der Jugend fürs Alter.

Dän.: Der ere mange dage i aaret, men fleere maaltider. (Prov. dan., 3.)

Lat.: Cogitato quam longa sit hiems. (Cato.) (Binder II, 524; Faselius, 48; Wiegand, 434.)

Span.: Son mas las dias que las longanizas. (Cahier, 3513.)

26 Das Jahr hat zweiundfunfzig Wochen. (Schweiz.)

Empfiehlt weise Sparsamkeit.

Ung.: Sok darab kenyeret kiván egy esztendö. (Gaal, 959.)

27 Das Jahr hat zweiundfunfzig Wochen und dreihundertundfünfundsechzig Tage.Eiselein, 346.

Holl.: Het jaar duurt langer dan de saucijzen. (Harrebomée, I, 350a.)

28 Das Jahr hindurch kann viel Wasser den Berg herablaufen.Simrock, 5194; Körte, 3126; Braun, I, 1623.

Dän.: Aaret haver en viid mund, og stor mave. (Prov. dan., 3.)

Lat.: Peragit lentis passibus annus iter. (Ovid.) (Philippi, II, 90.)

29 Das Jahr ist an keinen Stecken gebunden.Eiselein, 657.

Lat.: Anni momenta nullo sunt fune retenta. (Eiselein, 657.) – Et celer admissis labitur annus equis. (Seybold, 155.)

30 Das Jahr ist immer länger als die Wurst.

31 Das Jahr ist lang, der Tage sind viel und der Mahlzeiten noch viel mehr.Petri, II, 64; Körte, 3124.

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[[493]/0499] Jaherr. 1 Jaherr, vor Augen süss, zu Rücken bitter. – Simrock, 5162; Körte, 3122. „Die jaherren hant den muot, sie lobent, swas der fürste tuot. Das ist ein ungetriuwer site, da äffent sie die herren mite.“ (Freidank.) *2 Er ist ein ja Herr. – Agricola II, 114; Tappius, 36a; Egenolff, 47a; Herberger, II, 410; Mayer, II, 905; Braun, I, 1611; Frischbier, 354a; Frischbier2, 1778. Franck und nach ihm Egenolff sagen zur Erklärung: „Die für sich selbs keyn vrteyl haben oder geben, sonder bleiben lassen wie es die herrn machen.“ Sie setzen dafür das uns abgekommene Wort: Gnapper, das zwar bei Henisch fehlt, wofür sich aber S. 1672 das Verbum gnappen = sich hin- und herbewegen (vacillare) findet. Engl.: He is not a man but the vault of a bath; he makes the echo to what you say. Frz.: C'est un homme avec qui il n'y a point de nenni. (Eiselein, 345.) – Il ne fait qu'opiner du bonnet. (Lendroy, 191; Starschedel, 412; Kritzinger, 490b.) Lat.: Pedarius senator. (Cicero.) (Franck, II, 35a; Philippi, II, 89; Seybold, 434; Tappius, 36a.) *3 Jaherren von Placencia und Knapper. – Eiselein, 345. Lat.: Omnia omnibus annuit. (Eiselein, 345.) Jahr. 1 Ale neinj Jôr î (zwî) Wînjjôr. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 59. 2 Ale sâf Jôr î Gôfjôr. – Schuster, 58. 3 All Joar 'n Jöhr un to'n Harwst noch 'n Spoatling. (Pommern.) Alle Jahre ein Kind und im Herbst noch einen Spätling. Von fruchtbaren Ehegatten. Auch als scherzhafter, mit Protest zurückgewiesener Wunsch den Neuvermählten am Hochzeitstage. Von einem Ehepaar, bei dem das ungefähr eintrifft, heisst es: Se sünd as de Kanikels. Dat geiht as bî de Kanikels. 4 All zwanzig Jahr wird eine andere (neue) Welt. – Eiselein, 640; Simrock, 11550; Reinsberg II, 80. 5 Alle Jahr ein Käs, gibt wenig Käs; alle Jahr ein Kind, gibt viel Kind. (Schweiz.) – Körte, 3123; Simrock, 5190; Braun, I, 1625. 6 Alle sewe Jahr passt e Flick. – Frischbier2, 1781. 7 Alle sieben Jahr ein Flohjahr; alle sieben Jahr ein Raupenjahr; alle sieben Jahr ein Käferjahr. – Simrock, 5200. In Toscana heisst es: Viel Flöhe, viel Getreide. In Mailand: So viel Flöhe, so viel Korn. (Reinsberg VIII, 12.) 8 Alle sieben Jahr frisst man zu Hof einen Küchenjungen auf. – Pistor., IV, 63; Eiselein, 399; Simrock, 6004; Braun, I, 2045. Spott auf unsaubere Köche und deren Gehülfen, die ihre Hände erst reinigen, indem sie dieselben in die Speisen bringen und diese zubereiten, wodurch, wie das Sprichwort in der ihm eigenen Uebertreibungsart sagt, so viel von dem Küchenpersonal in die Speisen übergeht, dass es in sieben Jahren das Volumen eines Küchenjungen hat. 9 Alle söben Jâr en Flöjâr, alle söben Jâr en Rûpenjar, alle söben Jâr en Käverjâr, alle söben Jar en Kranken- oder Unglücksjâr. (Holst.) – Schütze, II, 182. In Holstein herrscht die Meinung, dass in jedem Jahrsiebent ein Jahr treffe, in dem sich Flöhe, eins, in dem sich Raupen u. s. w. überviel einfinden. In den Vereinigten Staaten Nordamerikas heisst es: Alle siebzehn Jahr ein Locustjahr. 10 An Jahren jung ist ein Fehler, der sich alle Tage verbessert. 11 An Jahren jung, kann alt an Verstand sein. 12 Ander Jahr, ander Haustock. (Franken.) Mhd.: Ander jâr, ander guot. (Haslau.) (Zingerle, 77.) 13 Ander Jahr, ander Waar'. Dän.: Et andet aar kommer der en anden jule aften. (Bohn I, 367.) 14 Andere jar, andere har; andere zeit, andere freud. – Franck, I, 50b; Egenolff, 321a; Eyering, I, 76 u. 278; Petri, II, 15; Gruter, I, 5; Lehmann, 6, 5; Lehmann, II, 28, 55; Schottel, 1113b; Körte, 3130; Schrader, 4; Mayer, II, 215; Braun, I, 1624. Die grossen Veränderungen, die oft ein einziges Jahr im Leben eines Menschen bewirkt, drücken die Finnen durch das Sprichwort aus: Ein Jahr macht Alte älter, noch eins. aus Kindern Leute. (Reinsberg VII, 105.) Mhd.: Nach zît, nâch stat gar alliu dinc sich wandelnt ûze und inne. (Frauenlob.) – Unstaete wandel machet. (Frauenlob.) – Wer lebt dem man niht wandels giht. (Colm.) (Zingerle, 163.) Dän.: Haarene byttes med aarene. (Prov. dan., 266.) Frz.: Autres temps, autres moeurs. Lat.: Alia vita, alia diaeta. – Aliam aetatem, alia decent. (Sutor, 891.) – Omnia vertuntur, mutantur et mores. – Tempus invenit, discit, docet, mutat omnia magnum os anni. (Philippi, II, 215; Seybold, 291.) 15 Andere Jahr, andere Schue. – Sutor, 891. 16 Andere Jahre, andere Leute, andere Glocken, ander Geläute. Böhm.: Mnoho let, a mnohých nevidĕt. (Čelakovský, 310.) 17 Anner Jâr, anner Hâr. – Deecke, 3; hochdeutsch bei Eiselein, 346; Simrock, 5187. 18 Bis zu zwölf Jahren ist das Mädchen ein Becher, bis zu sechzehn ein Kübel, nach dem sechzehnten Jahre danke dem, der sie aus dem Hause holt. (Böhm.) 19 Das eine Jahr lehrt das ander nicht. – Lehmann, II, 57, 16. Lat.: Raro docet reliquum reor annus in omnibus annum. 20 Das Jahr bringt Getreide und nicht der Acker. – Simrock, 5191; Körte, 3132. Der Witterungscharakter des Jahres hat einen grössern Einfluss auf den Ausfall der Ernte, als der Acker selbst und die Bearbeitung desselben. Daher sagen die Russen: Im guten Jahr auch gute Frucht. Und in Andalusien behauptet man: Das gute Jahr bringt mehr hervor, als das gut bestellte Feld. Und die Mailänder: Das Jahr wirkt mit dem, was es hat. (Reinsberg VIII, 9 u. 13.) Dän.: Aaret gir korn, ikke ageren. (Prov. dan., 3.) Lat.: Annus producit, non ager. 21 Das Jahr hat 365 Tage. – Pauli, Postilla, I, 365b. Die Russen: Wenn auch das Jahr 365 Tage hat, so hat der Tag doch nur 24 Stunden. (Altmann V, 89.) 22 Das Jahr hat ein gross Maul und 'en weiten Magen. – Eiselein, 346; Simrock, 5189; Körte, 3125; Pauli, Postilla, I, 365b; Braun, I, 1622. Die Russen: Das Jahr hat einen Magen, der ist 365 Tage gross. Und: Das Jahr hat ein Maul, das reicht über zwölf Monate. (Altmann VI, 422 u. 486.) Dän.: Aaret har en vid mund og en stor mave. (Bohn I, 346.) Frz.: Il faut bien tirer la courroie pour aller jusqu'au bout de l'an. (Lendroy, 1422.) Lat.: Anni magnum os. (Gaal, 959; Eiselein, 346.) 23 Das Jahr hat einen grossen (tiefen) Mund. 24 Das Jahr hat einen grossen Mund, und was die Katze nicht frisst, das frisst der Hund. 25 Das Jahr hat viel Tage, aber noch mehr Mahlzeiten. Empfiehlt weise Sparsamkeit nicht blos im Sommer für den Winter, sondern auch in der Jugend fürs Alter. Dän.: Der ere mange dage i aaret, men fleere maaltider. (Prov. dan., 3.) Lat.: Cogitato quam longa sit hiems. (Cato.) (Binder II, 524; Faselius, 48; Wiegand, 434.) Span.: Son mas las dias que las longanizas. (Cahier, 3513.) 26 Das Jahr hat zweiundfunfzig Wochen. (Schweiz.) Empfiehlt weise Sparsamkeit. Ung.: Sok darab kenyeret kiván egy esztendö. (Gaal, 959.) 27 Das Jahr hat zweiundfunfzig Wochen und dreihundertundfünfundsechzig Tage. – Eiselein, 346. Holl.: Het jaar duurt langer dan de saucijzen. (Harrebomée, I, 350a.) 28 Das Jahr hindurch kann viel Wasser den Berg herablaufen. – Simrock, 5194; Körte, 3126; Braun, I, 1623. Dän.: Aaret haver en viid mund, og stor mave. (Prov. dan., 3.) Lat.: Peragit lentis passibus annus iter. (Ovid.) (Philippi, II, 90.) 29 Das Jahr ist an keinen Stecken gebunden. – Eiselein, 657. Lat.: Anni momenta nullo sunt fune retenta. (Eiselein, 657.) – Et celer admissis labitur annus equis. (Seybold, 155.) 30 Das Jahr ist immer länger als die Wurst. 31 Das Jahr ist lang, der Tage sind viel und der Mahlzeiten noch viel mehr. – Petri, II, 64; Körte, 3124. Dän.: Aaret er langt, og maalene mange. (Prov. dan., 3.) Frz.: Il faut bien tirer la courroie pour aller jusqu'au bout de l'an. (Gaal, 959.) 32 Das Jahr ist nie so lang, dass nicht die Weihnacht zu kurz wäre. – Körte, 3124.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [493]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/499>, abgerufen am 24.11.2024.