Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.[Spaltenumbruch] 193 Wer mit vierzig Jahren anfängt zu geigen, kann zum Jüngsten Tag die Ouverture spielen. Ein hebräisches Sprichwort sagt: Wer mit 24 Jahren anfängt ein Instrument zu spielen, kann sich am Jüngsten Tage hören lassen. (Cahier, 2540.) 194 Wer mit zwanzig Jahren leeren Kopf, hat mit dreissig leeren Topf. It.: Chi di venti non sa, di trenta non ha. (Cahier, 3090.) 195 Wer neun Jahr gut dient und eins schlecht, ist zehn Jahr ein schlimmer Knecht. 196 Wer über dreissig Jahre kommt, der erfährt alle Tage was Neues. 197 Wer vor dem vierzigsten Jahre fährt, muss nach dem vierzigsten Jahre zu Fuss gehen. - B. Auerbach, Auf der Höhe, III, 220. 198 Wer vor zwentzig iaren nicht schon wirt vnd vor dreyssig iaren nicht starck, vor viertzig iaren nicht witzig, vor funfftzig iaren nicht reych, an dem ist hopfen vnd maltz (oder: alle Hoffnung) verloren1. - Agricola I, 296; Egenolff, 172b; Schottel, 1133b; Gruter, I, 83; Simrock, 5197; Körte, 3136; Reinsberg I, 129. 1) In Luther's Tischreden (117b) lautet der Schluss: "der mag sich seines Glückes wohl erwegen." Görres (Epigonen, Leipzig 1846, I, 100) sagte einmal: "Wer sich nicht im zehnten Jahre mit allen Gassenjungen herumbalgt und nicht im zwanzigsten Jahre wieder ein Republikaner ist, aus dem wird nichts." - "Wer nicht bei zwanzig schön von Angesicht, wem nicht bei dreissig schon erstarkt die Glieder, wem es bei vierzig noch an Witz gebricht und wem bei funfzig mangeln Hab und Güter; der quäle sich mit eitler Hoffnung nicht. Er ist zur unglückseligen Zeit geboren, zu keinem Glück der Erde auserkoren." Dän.: Hvo ei bliver smuk for tyve aar, staerk for tredive, klog for fyrgetyve aar, rig for halvtredsindstyve aar, bliver siden neppe anderledes. (Prov. dan., 515.) Engl.: He that is not handsome at twenty, not strong at thirty, not rich at fourty, not wise at fifty will never be handsome, strong, rich, or wise. (Eiselein, 346.) Frz.: Qui n'est riche a vingt ans, qui a trente ans ne scait et a quarante n'a de sa vie riche, ne sera et jamais ne scaura et n'aura. (Leroux, II, 305.) Holl.: Wie voor zijn 20e jaar niet zuiver is, voor zijn 30e jaar niet sterk, voor zijn 40e jaar niet verstandig, en voor zijn 50e jaar niet riek, aan dien is alle hoop verloren. (Harrebomee, I, 351b.) Lat.: Si quis ad vigesimum usque annum non formosus factus fuerit, ad trigesimum robustus, ad quadragesimum prudens, ad quinquagesimum dives, ille non facile speret se post assecuturum illa. (Eiselein, 346.) Span.: Quien a treinta annos no tiene seso, y a cuarenta prosperidad; no puede bien a otro heredar. (Cahier, 3740-41.) - Quien a veinte no es galan, ni a treinta tiene fuerza, ni a cuarenta riqueza, ni a ciucuenta esperiencia, ni sera galan, ni fuerte, ni rico, ni prudente. (Bohn I, 246.) 199 Wer sechzig Jahre auf dem Rücken, pflegt mehr nach dem Kissen als nach Hasen zu gucken. Holl.: Die vijftig jaar oud is, dient meer naar een kussen, dan naar een' haas te zien. - Die zeventig jaren telt, dien stelt men niet meer tot voogd aan. (Harrebomee, I, 349b.) 200 Wer will ein Jar gut leben haben, der nem ein Ehefraw (Weib). - Henisch, 798, 30; Petri, II, 779; Gaal, 1673. 201 Wer will viel Jahre zählen, lass sich keine Sorgen quälen. 202 Wie es vor tausend Jahren war, so ists noch hewr dieses Jahr. - Petri, II, 789. 203 Wilt ein halb Jahr frewden treiben, so magstu auff gerathwohl Weiben. - Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 76. 204 Zehen iar ein kindt, zwentzig iar ein iungling, dreyssig iar ein man, viertzig iar wolgethan, funfftzig iar stille stahn, sechtzig iar geht dichs alter an, siebentzig iar ein greyss, achtzig iar nymmer weiss, neuntzig iar der kinder spott, hundert iar genad dir gott! - Agricola I, 297; Franck, II, 74; Egenolff, 173; Gruter, I, 87; Henisch, 1739, 7; Pistor., II, 20; Bücking, 79; Ramann, Samml., I, 1; Sailer, 109; Eiselein, 347; Simrock, 5199; Körte, 3135; Frischbier2, 1780. Eintheilung der Lebenszeit in Altersstufen, die nach den Gesetzen besondere Rechte und Vorzüge besitzen, [Spaltenumbruch] daher der Richter im Beurtheilen der menschlichen Handlungen auch auf das Alter der Menschen sein Augenmerk richtet. Jul. Weber bemerkt: "Meine lieben Juristen sind so milde, dass sie der männlichen Jugend 28 Jahre Zeit bis zum Manne lassen, in siebenjährigen Zwischenräumen - infans, puer, adolescens, juvenis, vir. Im zwanzigsten ungefähr fängt die Vernunft an, die Oberhand zu erlangen, im vierzigsten die Klugheit (Schonung anderer um unsertwillen), im sechzigsten, wenn wir bald daran müssen, die Weisheit, und das nicht immer." (Demokritos, II, 224.) Dän.: Ti aar et barn, tive aar ung karl, tretti aar en mand, fireti god forstand, femti stille staaer, sexti alder faaer, syvti hvid og graae, otti kand ei for staae, nitti barn igien, hundrede ad graven hen. (Prov. dan., 3.) Frz.: Enfant, grandet, adolescent, ieune, home, parfaict, viel, decrepite. (Bovill, III, 188.) Lat.: Infans, inde puer, adolescens, post iuvenis, vir, senes decrepitus. (Bovill, III, 188.) 205 Zehn Jahr Besitz ist so gut als ein Friedbann. - Graf, 95, 181. Eine von den verschiedenen Verjährungsfristen, die unter dem Einflusse des römischen Rechts zur Geltung gekommen sind. Altfries.: X jeer besitinghe is ney da riucht also gued so en ferdbann. (Hettema, XXXVI, 11.) 206 Zehn Jahr ein Kind, zwanzig das wilde Ding, dreissig ein Mann, vierzig ein Stamm, funfzig mag noch stehen, sechzig abwärts gehen, siebzig alter Greis, achtzig vor allem weiss, neunzig ein Spott, hundert da Gnad' ihm Gott. - Schmeller. 207 Zehn Jahr ein Knab', zwanzig Jahr ein Jüngling, dreissig Jahr ein Mann, vierzig Jahr Stillstand, funfzig Jahr tritts Alter an, sechzig Jahre ein Greis, siebzig Jahre weiss, achtzig Jahre Kinderspott, neunzig hohe Gnad' von Gott, hundert Jahr mit der Axt vorn Kopp. - Frischbier2, 1780. 208 Zehn Jahr kindisch und klein, zwanzig Jahr ein Jungfräulein, dreissig Jahr eine Frau Simon, vierzig Jahr eine Matron', funfzig Jahre voll Religion, sechzig Jahr wol auswarten kann, siebenzig Jahr viel hässlicher noch, neunzig Jahr der Welt schab ab, hundert Jahre füllet das Grab. Noch mag hier ein anderer, wenn auch nicht sprichwörtlicher Reim Platz finden: "Die ersten zehn Jährechen galt's Kupferstich und Märchen. Von zehn Jahren bis zwanzig, da liebte Spiel und Tanz ich. Von zwanzig bis zu dreissig, trank, küsst' und scherzt' ich fleissig. Von dreissig bis zu vierzig, der Lebensfreund geniert sich. Von vierzig bis zu funfzig, da zeigt wol die Vernunft sich. Doch komm' ich bis zu sechzig und sehe Wein, so lechz' ich. Auch zeigt mein Herz bei siebenzig, noch seinen Freunden liebend sich. Wenn's hoch kommt, sind es achtzig; je nun, vielleicht es macht sich. Ich wollt', ich würde neunzig, für meine Kinder einzig. Und brächt' ich's gar bis hundert, drob wär' ich sehr verwundert." - "Mit zwanzig Jahren zwingst du dich zu weinen, mit vierzigen aber heiter zu scheinen." (L. Schücking, Welt und Zeit, 21, 823.) Der Franzose stellt folgende Stufenleiter des Alters auf: A vingt ans on devore le plaisir, a trente ans on le goaute, a quarante ans on le menage, a cinquante ans on le cherche, a soixante ans on le regrette. 209 Zwe Jor äm Haus, am dräte nor eraus. - Schuster, 417. Auf Dienstboten bezüglich. 210 X Jar ain Kitz, XX Jar ain kalb, XXX Jar ain Stier, XL Jan ein lev, L Jar ein fuchs, LX Jar ein wolf, LXX Jar ain katz, LXXX Jar ain hund, LXXXX Jar ain esel, C Jar ain gans. - Haltaus, Liederbuch, LXIX, 2, 13. *211 Binnen Jahr und Tag. Dän.: Inden dag og aar. (Prov. dan., 3.) *212 Das ganze Jahr schicker (betrunken) un am Purim nüchtern. - Tendlau, 885. Von einem, der die Erwartung insofern täuscht, als er sich anders zeigt, als Sitte, Zeit, Gewohnheit, Umstände erfordern. Das ganze Jahr berauscht (schickor), fröhlicher Laune, und gerade am Purimfeste, wo jeder sich der Freude hingibt, ernst und verstimmt. *213 Das lass ich ein gutes Jahr bleiben (haben). - Herberger, I, 2, 587. *214 Das macht mich um ein Jahr älter. - Eiselein, 346. Lat.: Discedo, crede, senior anno protinus. (Eiselein, 346.)
[Spaltenumbruch] 193 Wer mit vierzig Jahren anfängt zu geigen, kann zum Jüngsten Tag die Ouverture spielen. Ein hebräisches Sprichwort sagt: Wer mit 24 Jahren anfängt ein Instrument zu spielen, kann sich am Jüngsten Tage hören lassen. (Cahier, 2540.) 194 Wer mit zwanzig Jahren leeren Kopf, hat mit dreissig leeren Topf. It.: Chi di venti non sà, di trenta non hà. (Cahier, 3090.) 195 Wer neun Jahr gut dient und eins schlecht, ist zehn Jahr ein schlimmer Knecht. 196 Wer über dreissig Jahre kommt, der erfährt alle Tage was Neues. 197 Wer vor dem vierzigsten Jahre fährt, muss nach dem vierzigsten Jahre zu Fuss gehen. – B. Auerbach, Auf der Höhe, III, 220. 198 Wer vor zwentzig iaren nicht schon wirt vnd vor dreyssig iaren nicht starck, vor viertzig iaren nicht witzig, vor funfftzig iaren nicht reych, an dem ist hopfen vnd maltz (oder: alle Hoffnung) verloren1. – Agricola I, 296; Egenolff, 172b; Schottel, 1133b; Gruter, I, 83; Simrock, 5197; Körte, 3136; Reinsberg I, 129. 1) In Luther's Tischreden (117b) lautet der Schluss: „der mag sich seines Glückes wohl erwegen.“ Görres (Epigonen, Leipzig 1846, I, 100) sagte einmal: „Wer sich nicht im zehnten Jahre mit allen Gassenjungen herumbalgt und nicht im zwanzigsten Jahre wieder ein Republikaner ist, aus dem wird nichts.“ – „Wer nicht bei zwanzig schön von Angesicht, wem nicht bei dreissig schon erstarkt die Glieder, wem es bei vierzig noch an Witz gebricht und wem bei funfzig mangeln Hab und Güter; der quäle sich mit eitler Hoffnung nicht. Er ist zur unglückseligen Zeit geboren, zu keinem Glück der Erde auserkoren.“ Dän.: Hvo ei bliver smuk for tyve aar, stærk for tredive, klog for fyrgetyve aar, rig for halvtredsindstyve aar, bliver siden neppe anderledes. (Prov. dan., 515.) Engl.: He that is not handsome at twenty, not strong at thirty, not rich at fourty, not wise at fifty will never be handsome, strong, rich, or wise. (Eiselein, 346.) Frz.: Qui n'est riche à vingt ans, qui à trente ans ne sçait et à quarante n'a de sa vie riche, ne sera et jamais ne sçaura et n'aura. (Leroux, II, 305.) Holl.: Wie vóór zijn 20e jaar niet zuiver is, vóór zijn 30e jaar niet sterk, vóór zijn 40e jaar niet verstandig, en vóór zijn 50e jaar niet riek, aan dien is alle hoop verloren. (Harrebomée, I, 351b.) Lat.: Si quis ad vigesimum usque annum non formosus factus fuerit, ad trigesimum robustus, ad quadragesimum prudens, ad quinquagesimum dives, ille non facile speret se post assecuturum illa. (Eiselein, 346.) Span.: Quien a treinta años no tiene seso, y a cuarenta prosperidad; no puede bien á otro heredar. (Cahier, 3740-41.) – Quien á veinte no es galan, ni á treinta tiene fuerza, ni á cuarenta riqueza, ni á ciucuenta esperiencia, ni será galan, ni fuerte, ni rico, ni prudente. (Bohn I, 246.) 199 Wer sechzig Jahre auf dem Rücken, pflegt mehr nach dem Kissen als nach Hasen zu gucken. Holl.: Die vijftig jaar oud is, dient meer naar een kussen, dan naar een' haas te zien. – Die zeventig jaren telt, dien stelt men niet meer tot voogd aan. (Harrebomée, I, 349b.) 200 Wer will ein Jar gut leben haben, der nem ein Ehefraw (Weib). – Henisch, 798, 30; Petri, II, 779; Gaal, 1673. 201 Wer will viel Jahre zählen, lass sich keine Sorgen quälen. 202 Wie es vor tausend Jahren war, so ists noch hewr dieses Jahr. – Petri, II, 789. 203 Wilt ein halb Jahr frewden treiben, so magstu auff gerathwohl Weiben. – Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 76. 204 Zehen iar ein kindt, zwentzig iar ein iungling, dreyssig iar ein man, viertzig iar wolgethan, funfftzig iar stille stahn, sechtzig iar geht dichs alter an, siebentzig iar ein greyss, achtzig iar nymmer weiss, neuntzig iar der kinder spott, hundert iar genad dir gott! – Agricola I, 297; Franck, II, 74; Egenolff, 173; Gruter, I, 87; Henisch, 1739, 7; Pistor., II, 20; Bücking, 79; Ramann, Samml., I, 1; Sailer, 109; Eiselein, 347; Simrock, 5199; Körte, 3135; Frischbier2, 1780. Eintheilung der Lebenszeit in Altersstufen, die nach den Gesetzen besondere Rechte und Vorzüge besitzen, [Spaltenumbruch] daher der Richter im Beurtheilen der menschlichen Handlungen auch auf das Alter der Menschen sein Augenmerk richtet. Jul. Weber bemerkt: „Meine lieben Juristen sind so milde, dass sie der männlichen Jugend 28 Jahre Zeit bis zum Manne lassen, in siebenjährigen Zwischenräumen – infans, puer, adolescens, juvenis, vir. Im zwanzigsten ungefähr fängt die Vernunft an, die Oberhand zu erlangen, im vierzigsten die Klugheit (Schonung anderer um unsertwillen), im sechzigsten, wenn wir bald daran müssen, die Weisheit, und das nicht immer.“ (Demokritos, II, 224.) Dän.: Ti aar et barn, tive aar ung karl, tretti aar en mand, fireti god forstand, femti stille staaer, sexti alder faaer, syvti hvid og graae, otti kand ei for staae, nitti barn igien, hundrede ad graven hen. (Prov. dan., 3.) Frz.: Enfant, grandet, adolescent, ieune, home, parfaict, viel, decrepite. (Bovill, III, 188.) Lat.: Infans, inde puer, adolescens, post iuvenis, vir, senes decrepitus. (Bovill, III, 188.) 205 Zehn Jahr Besitz ist so gut als ein Friedbann. – Graf, 95, 181. Eine von den verschiedenen Verjährungsfristen, die unter dem Einflusse des römischen Rechts zur Geltung gekommen sind. Altfries.: X jeer besitinghe is ney da riucht also gued so en ferdbann. (Hettema, XXXVI, 11.) 206 Zehn Jahr ein Kind, zwanzig das wilde Ding, dreissig ein Mann, vierzig ein Stamm, funfzig mag noch stehen, sechzig abwärts gehen, siebzig alter Greis, achtzig vor allem weiss, neunzig ein Spott, hundert da Gnad' ihm Gott. – Schmeller. 207 Zehn Jahr ein Knab', zwanzig Jahr ein Jüngling, dreissig Jahr ein Mann, vierzig Jahr Stillstand, funfzig Jahr tritts Alter an, sechzig Jahre ein Greis, siebzig Jahre weiss, achtzig Jahre Kinderspott, neunzig hohe Gnad' von Gott, hundert Jahr mit der Axt vorn Kopp. – Frischbier2, 1780. 208 Zehn Jahr kindisch und klein, zwanzig Jahr ein Jungfräulein, dreissig Jahr eine Frau Simon, vierzig Jahr eine Matron', funfzig Jahre voll Religion, sechzig Jahr wol auswarten kann, siebenzig Jahr viel hässlicher noch, neunzig Jahr der Welt schab ab, hundert Jahre füllet das Grab. Noch mag hier ein anderer, wenn auch nicht sprichwörtlicher Reim Platz finden: „Die ersten zehn Jährechen galt's Kupferstich und Märchen. Von zehn Jahren bis zwanzig, da liebte Spiel und Tanz ich. Von zwanzig bis zu dreissig, trank, küsst' und scherzt' ich fleissig. Von dreissig bis zu vierzig, der Lebensfreund geniert sich. Von vierzig bis zu funfzig, da zeigt wol die Vernunft sich. Doch komm' ich bis zu sechzig und sehe Wein, so lechz' ich. Auch zeigt mein Herz bei siebenzig, noch seinen Freunden liebend sich. Wenn's hoch kommt, sind es achtzig; je nun, vielleicht es macht sich. Ich wollt', ich würde neunzig, für meine Kinder einzig. Und brächt' ich's gar bis hundert, drob wär' ich sehr verwundert.“ – „Mit zwanzig Jahren zwingst du dich zu weinen, mit vierzigen aber heiter zu scheinen.“ (L. Schücking, Welt und Zeit, 21, 823.) Der Franzose stellt folgende Stufenleiter des Alters auf: A vingt ans on dévore le plaisir, à trente ans on le goûte, à quarante ans on le ménage, à cinquante ans on le cherche, à soixante ans on le regrette. 209 Zwê Jôr äm Haus, am dräte nor eraus. – Schuster, 417. Auf Dienstboten bezüglich. 210 X Jar ain Kitz, XX Jar ain kalb, XXX Jar ain Stier, XL Jan ein lev, L Jar ein fuchs, LX Jar ein wolf, LXX Jar ain katz, LXXX Jar ain hund, LXXXX Jar ain esel, C Jar ain gans. – Haltaus, Liederbuch, LXIX, 2, 13. *211 Binnen Jahr und Tag. Dän.: Inden dag og aar. (Prov. dan., 3.) *212 Das ganze Jahr schicker (betrunken) un am Purim nüchtern. – Tendlau, 885. Von einem, der die Erwartung insofern täuscht, als er sich anders zeigt, als Sitte, Zeit, Gewohnheit, Umstände erfordern. Das ganze Jahr berauscht (schickor), fröhlicher Laune, und gerade am Purimfeste, wo jeder sich der Freude hingibt, ernst und verstimmt. *213 Das lass ich ein gutes Jahr bleiben (haben). – Herberger, I, 2, 587. *214 Das macht mich um ein Jahr älter. – Eiselein, 346. Lat.: Discedo, crede, senior anno protinus. (Eiselein, 346.)
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><pb facs="#f0504" n="[498]"/><cb n="995"/> 193 Wer mit vierzig Jahren anfängt zu geigen, kann zum Jüngsten Tag die Ouverture spielen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Ein hebräisches Sprichwort sagt: Wer mit 24 Jahren anfängt ein Instrument zu spielen, kann sich am Jüngsten Tage hören lassen. (<hi rendition="#i">Cahier, 2540.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">194 Wer mit zwanzig Jahren leeren Kopf, hat mit dreissig leeren Topf.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Chi di venti non sà, di trenta non hà. (<hi rendition="#i">Cahier, 3090.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">195 Wer neun Jahr gut dient und eins schlecht, ist zehn Jahr ein schlimmer Knecht.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">196 Wer über dreissig Jahre kommt, der erfährt alle Tage was Neues.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">197 Wer vor dem vierzigsten Jahre fährt, muss nach dem vierzigsten Jahre zu Fuss gehen.</hi> – <hi rendition="#i">B. Auerbach, Auf der Höhe, III, 220.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">198 Wer vor zwentzig iaren nicht schon wirt vnd vor dreyssig iaren nicht starck, vor viertzig iaren nicht witzig, vor funfftzig iaren nicht reych, an dem ist hopfen vnd maltz (oder: alle Hoffnung) verloren<hi rendition="#sup">1</hi>.</hi> – <hi rendition="#i">Agricola I, 296; Egenolff, 172<hi rendition="#sup">b</hi>; Schottel, 1133<hi rendition="#sup">b</hi>; Gruter, I, 83; Simrock, 5197; Körte, 3136; Reinsberg I, 129.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) In <hi rendition="#i">Luther's Tischreden (117<hi rendition="#sup">b</hi>)</hi> lautet der Schluss: „der mag sich seines Glückes wohl erwegen.“ <hi rendition="#i">Görres</hi> (<hi rendition="#i">Epigonen, Leipzig 1846, I, 100)</hi> sagte einmal: „Wer sich nicht im zehnten Jahre mit allen Gassenjungen herumbalgt und nicht im zwanzigsten Jahre wieder ein Republikaner ist, aus dem wird nichts.“ – „Wer nicht bei zwanzig schön von Angesicht, wem nicht bei dreissig schon erstarkt die Glieder, wem es bei vierzig noch an Witz gebricht und wem bei funfzig mangeln Hab und Güter; der quäle sich mit eitler Hoffnung nicht. Er ist zur unglückseligen Zeit geboren, zu keinem Glück der Erde auserkoren.“</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Hvo ei bliver smuk for tyve aar, stærk for tredive, klog for fyrgetyve aar, rig for halvtredsindstyve aar, bliver siden neppe anderledes. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 515.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: He that is not handsome at twenty, not strong at thirty, not rich at fourty, not wise at fifty will never be handsome, strong, rich, or wise. (<hi rendition="#i">Eiselein, 346.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Qui n'est riche à vingt ans, qui à trente ans ne sçait et à quarante n'a de sa vie riche, ne sera et jamais ne sçaura et n'aura. (<hi rendition="#i">Leroux, II, 305.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Wie vóór zijn 20<hi rendition="#sup">e</hi> jaar niet zuiver is, vóór zijn 30<hi rendition="#sup">e</hi> jaar niet sterk, vóór zijn 40<hi rendition="#sup">e</hi> jaar niet verstandig, en vóór zijn 50<hi rendition="#sup">e</hi> jaar niet riek, aan dien is alle hoop verloren. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 351<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Si quis ad vigesimum usque annum non formosus factus fuerit, ad trigesimum robustus, ad quadragesimum prudens, ad quinquagesimum dives, ille non facile speret se post assecuturum illa. (<hi rendition="#i">Eiselein, 346.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Span.</hi>: Quien a treinta años no tiene seso, y a cuarenta prosperidad; no puede bien á otro heredar. (<hi rendition="#i">Cahier, 3740-41.</hi>) – Quien á veinte no es galan, ni á treinta tiene fuerza, ni á cuarenta riqueza, ni á ciucuenta esperiencia, ni será galan, ni fuerte, ni rico, ni prudente. (<hi rendition="#i">Bohn I, 246.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">199 Wer sechzig Jahre auf dem Rücken, pflegt mehr nach dem Kissen als nach Hasen zu gucken.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Die vijftig jaar oud is, dient meer naar een kussen, dan naar een' haas te zien. – Die zeventig jaren telt, dien stelt men niet meer tot voogd aan. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 349<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">200 Wer will ein Jar gut leben haben, der nem ein Ehefraw (Weib).</hi> – <hi rendition="#i">Henisch, 798, 30; Petri, II, 779; Gaal, 1673.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">201 Wer will viel Jahre zählen, lass sich keine Sorgen quälen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">202 Wie es vor tausend Jahren war, so ists noch hewr dieses Jahr.</hi> – <hi rendition="#i">Petri, II, 789.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">203 Wilt ein halb Jahr frewden treiben, so magstu auff gerathwohl Weiben.</hi> – <hi rendition="#i">Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 76.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">204 Zehen iar ein kindt, zwentzig iar ein iungling, dreyssig iar ein man, viertzig iar wolgethan, funfftzig iar stille stahn, sechtzig iar geht dichs alter an, siebentzig iar ein greyss, achtzig iar nymmer weiss, neuntzig iar der kinder spott, hundert iar genad dir gott!</hi> – <hi rendition="#i">Agricola I, 297; Franck, II, 74; Egenolff, 173; Gruter, I, 87; Henisch, 1739, 7; Pistor., II, 20; Bücking, 79; Ramann, Samml., I, 1; Sailer, 109; Eiselein, 347; Simrock, 5199; Körte, 3135; Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 1780.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Eintheilung der Lebenszeit in Altersstufen, die nach den Gesetzen besondere Rechte und Vorzüge besitzen, <cb n="996"/> daher der Richter im Beurtheilen der menschlichen Handlungen auch auf das Alter der Menschen sein Augenmerk richtet. <hi rendition="#i">Jul. Weber</hi> bemerkt: „Meine lieben Juristen sind so milde, dass sie der männlichen Jugend 28 Jahre Zeit bis zum Manne lassen, in siebenjährigen Zwischenräumen – infans, puer, adolescens, juvenis, vir. Im zwanzigsten ungefähr fängt die Vernunft an, die Oberhand zu erlangen, im vierzigsten die Klugheit (Schonung anderer um unsertwillen), im sechzigsten, wenn wir bald daran müssen, die Weisheit, und das nicht immer.“ (<hi rendition="#i">Demokritos, II, 224.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Ti aar et barn, tive aar ung karl, tretti aar en mand, fireti god forstand, femti stille staaer, sexti alder faaer, syvti hvid og graae, otti kand ei for staae, nitti barn igien, hundrede ad graven hen. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 3.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Enfant, grandet, adolescent, ieune, home, parfaict, viel, decrepite. (<hi rendition="#i">Bovill, III, 188.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Infans, inde puer, adolescens, post iuvenis, vir, senes decrepitus. (<hi rendition="#i">Bovill, III, 188.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">205 Zehn Jahr Besitz ist so gut als ein Friedbann.</hi> – <hi rendition="#i">Graf, 95, 181.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Eine von den verschiedenen Verjährungsfristen, die unter dem Einflusse des römischen Rechts zur Geltung gekommen sind.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Altfries.</hi>: X jeer besitinghe is ney da riucht also gued so en ferdbann. (<hi rendition="#i">Hettema, XXXVI, 11.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">206 Zehn Jahr ein Kind, zwanzig das wilde Ding, dreissig ein Mann, vierzig ein Stamm, funfzig mag noch stehen, sechzig abwärts gehen, siebzig alter Greis, achtzig vor allem weiss, neunzig ein Spott, hundert da Gnad' ihm Gott.</hi> – <hi rendition="#i">Schmeller.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">207 Zehn Jahr ein Knab', zwanzig Jahr ein Jüngling, dreissig Jahr ein Mann, vierzig Jahr Stillstand, funfzig Jahr tritts Alter an, sechzig Jahre ein Greis, siebzig Jahre weiss, achtzig Jahre Kinderspott, neunzig hohe Gnad' von Gott, hundert Jahr mit der Axt vorn Kopp.</hi> – <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 1780.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">208 Zehn Jahr kindisch und klein, zwanzig Jahr ein Jungfräulein, dreissig Jahr eine Frau Simon, vierzig Jahr eine Matron', funfzig Jahre voll Religion, sechzig Jahr wol auswarten kann, siebenzig Jahr viel hässlicher noch, neunzig Jahr der Welt schab ab, hundert Jahre füllet das Grab.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Noch mag hier ein anderer, wenn auch nicht sprichwörtlicher Reim Platz finden: „Die ersten zehn Jährechen galt's Kupferstich und Märchen. Von zehn Jahren bis zwanzig, da liebte Spiel und Tanz ich. Von zwanzig bis zu dreissig, trank, küsst' und scherzt' ich fleissig. Von dreissig bis zu vierzig, der Lebensfreund geniert sich. Von vierzig bis zu funfzig, da zeigt wol die Vernunft sich. Doch komm' ich bis zu sechzig und sehe Wein, so lechz' ich. Auch zeigt mein Herz bei siebenzig, noch seinen Freunden liebend sich. Wenn's hoch kommt, sind es achtzig; je nun, vielleicht es macht sich. Ich wollt', ich würde neunzig, für meine Kinder einzig. Und brächt' ich's gar bis hundert, drob wär' ich sehr verwundert.“ – „Mit zwanzig Jahren zwingst du dich zu weinen, mit vierzigen aber heiter zu scheinen.“ (<hi rendition="#i">L. Schücking, Welt und Zeit, 21, 823.</hi>) Der Franzose stellt folgende Stufenleiter des Alters auf: A vingt ans on dévore le plaisir, à trente ans on le goûte, à quarante ans on le ménage, à cinquante ans on le cherche, à soixante ans on le regrette.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">209 Zwê Jôr äm Haus, am dräte nor eraus.</hi> – <hi rendition="#i">Schuster, 417.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Auf Dienstboten bezüglich.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">210 X Jar ain Kitz, XX Jar ain kalb, XXX Jar ain Stier, XL Jan ein lev, L Jar ein fuchs, LX Jar ein wolf, LXX Jar ain katz, LXXX Jar ain hund, LXXXX Jar ain esel, C Jar ain gans.</hi> – <hi rendition="#i">Haltaus, Liederbuch, LXIX, 2, 13.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*211 Binnen Jahr und Tag.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Inden dag og aar. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 3.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*212 Das ganze Jahr schicker (betrunken) un am Purim nüchtern.</hi> – <hi rendition="#i">Tendlau, 885.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Von einem, der die Erwartung insofern täuscht, als er sich anders zeigt, als Sitte, Zeit, Gewohnheit, Umstände erfordern. Das ganze Jahr berauscht (schickor), fröhlicher Laune, und gerade am Purimfeste, wo jeder sich der Freude hingibt, ernst und verstimmt.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*213 Das lass ich ein gutes Jahr bleiben (haben).</hi> – <hi rendition="#i">Herberger, I, 2, 587.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*214 Das macht mich um ein Jahr älter.</hi> – <hi rendition="#i">Eiselein, 346.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Discedo, crede, senior anno protinus. (<hi rendition="#i">Eiselein, 346.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"> </hi> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[498]/0504]
193 Wer mit vierzig Jahren anfängt zu geigen, kann zum Jüngsten Tag die Ouverture spielen.
Ein hebräisches Sprichwort sagt: Wer mit 24 Jahren anfängt ein Instrument zu spielen, kann sich am Jüngsten Tage hören lassen. (Cahier, 2540.)
194 Wer mit zwanzig Jahren leeren Kopf, hat mit dreissig leeren Topf.
It.: Chi di venti non sà, di trenta non hà. (Cahier, 3090.)
195 Wer neun Jahr gut dient und eins schlecht, ist zehn Jahr ein schlimmer Knecht.
196 Wer über dreissig Jahre kommt, der erfährt alle Tage was Neues.
197 Wer vor dem vierzigsten Jahre fährt, muss nach dem vierzigsten Jahre zu Fuss gehen. – B. Auerbach, Auf der Höhe, III, 220.
198 Wer vor zwentzig iaren nicht schon wirt vnd vor dreyssig iaren nicht starck, vor viertzig iaren nicht witzig, vor funfftzig iaren nicht reych, an dem ist hopfen vnd maltz (oder: alle Hoffnung) verloren1. – Agricola I, 296; Egenolff, 172b; Schottel, 1133b; Gruter, I, 83; Simrock, 5197; Körte, 3136; Reinsberg I, 129.
1) In Luther's Tischreden (117b) lautet der Schluss: „der mag sich seines Glückes wohl erwegen.“ Görres (Epigonen, Leipzig 1846, I, 100) sagte einmal: „Wer sich nicht im zehnten Jahre mit allen Gassenjungen herumbalgt und nicht im zwanzigsten Jahre wieder ein Republikaner ist, aus dem wird nichts.“ – „Wer nicht bei zwanzig schön von Angesicht, wem nicht bei dreissig schon erstarkt die Glieder, wem es bei vierzig noch an Witz gebricht und wem bei funfzig mangeln Hab und Güter; der quäle sich mit eitler Hoffnung nicht. Er ist zur unglückseligen Zeit geboren, zu keinem Glück der Erde auserkoren.“
Dän.: Hvo ei bliver smuk for tyve aar, stærk for tredive, klog for fyrgetyve aar, rig for halvtredsindstyve aar, bliver siden neppe anderledes. (Prov. dan., 515.)
Engl.: He that is not handsome at twenty, not strong at thirty, not rich at fourty, not wise at fifty will never be handsome, strong, rich, or wise. (Eiselein, 346.)
Frz.: Qui n'est riche à vingt ans, qui à trente ans ne sçait et à quarante n'a de sa vie riche, ne sera et jamais ne sçaura et n'aura. (Leroux, II, 305.)
Holl.: Wie vóór zijn 20e jaar niet zuiver is, vóór zijn 30e jaar niet sterk, vóór zijn 40e jaar niet verstandig, en vóór zijn 50e jaar niet riek, aan dien is alle hoop verloren. (Harrebomée, I, 351b.)
Lat.: Si quis ad vigesimum usque annum non formosus factus fuerit, ad trigesimum robustus, ad quadragesimum prudens, ad quinquagesimum dives, ille non facile speret se post assecuturum illa. (Eiselein, 346.)
Span.: Quien a treinta años no tiene seso, y a cuarenta prosperidad; no puede bien á otro heredar. (Cahier, 3740-41.) – Quien á veinte no es galan, ni á treinta tiene fuerza, ni á cuarenta riqueza, ni á ciucuenta esperiencia, ni será galan, ni fuerte, ni rico, ni prudente. (Bohn I, 246.)
199 Wer sechzig Jahre auf dem Rücken, pflegt mehr nach dem Kissen als nach Hasen zu gucken.
Holl.: Die vijftig jaar oud is, dient meer naar een kussen, dan naar een' haas te zien. – Die zeventig jaren telt, dien stelt men niet meer tot voogd aan. (Harrebomée, I, 349b.)
200 Wer will ein Jar gut leben haben, der nem ein Ehefraw (Weib). – Henisch, 798, 30; Petri, II, 779; Gaal, 1673.
201 Wer will viel Jahre zählen, lass sich keine Sorgen quälen.
202 Wie es vor tausend Jahren war, so ists noch hewr dieses Jahr. – Petri, II, 789.
203 Wilt ein halb Jahr frewden treiben, so magstu auff gerathwohl Weiben. – Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 76.
204 Zehen iar ein kindt, zwentzig iar ein iungling, dreyssig iar ein man, viertzig iar wolgethan, funfftzig iar stille stahn, sechtzig iar geht dichs alter an, siebentzig iar ein greyss, achtzig iar nymmer weiss, neuntzig iar der kinder spott, hundert iar genad dir gott! – Agricola I, 297; Franck, II, 74; Egenolff, 173; Gruter, I, 87; Henisch, 1739, 7; Pistor., II, 20; Bücking, 79; Ramann, Samml., I, 1; Sailer, 109; Eiselein, 347; Simrock, 5199; Körte, 3135; Frischbier2, 1780.
Eintheilung der Lebenszeit in Altersstufen, die nach den Gesetzen besondere Rechte und Vorzüge besitzen,
daher der Richter im Beurtheilen der menschlichen Handlungen auch auf das Alter der Menschen sein Augenmerk richtet. Jul. Weber bemerkt: „Meine lieben Juristen sind so milde, dass sie der männlichen Jugend 28 Jahre Zeit bis zum Manne lassen, in siebenjährigen Zwischenräumen – infans, puer, adolescens, juvenis, vir. Im zwanzigsten ungefähr fängt die Vernunft an, die Oberhand zu erlangen, im vierzigsten die Klugheit (Schonung anderer um unsertwillen), im sechzigsten, wenn wir bald daran müssen, die Weisheit, und das nicht immer.“ (Demokritos, II, 224.)
Dän.: Ti aar et barn, tive aar ung karl, tretti aar en mand, fireti god forstand, femti stille staaer, sexti alder faaer, syvti hvid og graae, otti kand ei for staae, nitti barn igien, hundrede ad graven hen. (Prov. dan., 3.)
Frz.: Enfant, grandet, adolescent, ieune, home, parfaict, viel, decrepite. (Bovill, III, 188.)
Lat.: Infans, inde puer, adolescens, post iuvenis, vir, senes decrepitus. (Bovill, III, 188.)
205 Zehn Jahr Besitz ist so gut als ein Friedbann. – Graf, 95, 181.
Eine von den verschiedenen Verjährungsfristen, die unter dem Einflusse des römischen Rechts zur Geltung gekommen sind.
Altfries.: X jeer besitinghe is ney da riucht also gued so en ferdbann. (Hettema, XXXVI, 11.)
206 Zehn Jahr ein Kind, zwanzig das wilde Ding, dreissig ein Mann, vierzig ein Stamm, funfzig mag noch stehen, sechzig abwärts gehen, siebzig alter Greis, achtzig vor allem weiss, neunzig ein Spott, hundert da Gnad' ihm Gott. – Schmeller.
207 Zehn Jahr ein Knab', zwanzig Jahr ein Jüngling, dreissig Jahr ein Mann, vierzig Jahr Stillstand, funfzig Jahr tritts Alter an, sechzig Jahre ein Greis, siebzig Jahre weiss, achtzig Jahre Kinderspott, neunzig hohe Gnad' von Gott, hundert Jahr mit der Axt vorn Kopp. – Frischbier2, 1780.
208 Zehn Jahr kindisch und klein, zwanzig Jahr ein Jungfräulein, dreissig Jahr eine Frau Simon, vierzig Jahr eine Matron', funfzig Jahre voll Religion, sechzig Jahr wol auswarten kann, siebenzig Jahr viel hässlicher noch, neunzig Jahr der Welt schab ab, hundert Jahre füllet das Grab.
Noch mag hier ein anderer, wenn auch nicht sprichwörtlicher Reim Platz finden: „Die ersten zehn Jährechen galt's Kupferstich und Märchen. Von zehn Jahren bis zwanzig, da liebte Spiel und Tanz ich. Von zwanzig bis zu dreissig, trank, küsst' und scherzt' ich fleissig. Von dreissig bis zu vierzig, der Lebensfreund geniert sich. Von vierzig bis zu funfzig, da zeigt wol die Vernunft sich. Doch komm' ich bis zu sechzig und sehe Wein, so lechz' ich. Auch zeigt mein Herz bei siebenzig, noch seinen Freunden liebend sich. Wenn's hoch kommt, sind es achtzig; je nun, vielleicht es macht sich. Ich wollt', ich würde neunzig, für meine Kinder einzig. Und brächt' ich's gar bis hundert, drob wär' ich sehr verwundert.“ – „Mit zwanzig Jahren zwingst du dich zu weinen, mit vierzigen aber heiter zu scheinen.“ (L. Schücking, Welt und Zeit, 21, 823.) Der Franzose stellt folgende Stufenleiter des Alters auf: A vingt ans on dévore le plaisir, à trente ans on le goûte, à quarante ans on le ménage, à cinquante ans on le cherche, à soixante ans on le regrette.
209 Zwê Jôr äm Haus, am dräte nor eraus. – Schuster, 417.
Auf Dienstboten bezüglich.
210 X Jar ain Kitz, XX Jar ain kalb, XXX Jar ain Stier, XL Jan ein lev, L Jar ein fuchs, LX Jar ein wolf, LXX Jar ain katz, LXXX Jar ain hund, LXXXX Jar ain esel, C Jar ain gans. – Haltaus, Liederbuch, LXIX, 2, 13.
*211 Binnen Jahr und Tag.
Dän.: Inden dag og aar. (Prov. dan., 3.)
*212 Das ganze Jahr schicker (betrunken) un am Purim nüchtern. – Tendlau, 885.
Von einem, der die Erwartung insofern täuscht, als er sich anders zeigt, als Sitte, Zeit, Gewohnheit, Umstände erfordern. Das ganze Jahr berauscht (schickor), fröhlicher Laune, und gerade am Purimfeste, wo jeder sich der Freude hingibt, ernst und verstimmt.
*213 Das lass ich ein gutes Jahr bleiben (haben). – Herberger, I, 2, 587.
*214 Das macht mich um ein Jahr älter. – Eiselein, 346.
Lat.: Discedo, crede, senior anno protinus. (Eiselein, 346.)
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription.
(2020-09-18T08:54:47Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2020-09-18T08:54:47Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |