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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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[Spaltenumbruch] 20 Mit jedermann dich freundlich halt'; doch traue nicht, die Lieb' ist kalt.

21 Nicht jedermann lässt mit sich scherzen.

22 Was Herr Jedermann sagt, ist nicht ohne. - Simrock, 5229.

23 Was jedermann gefällt, ist schwer zu hüten.

Von den Gefahren, die mit dem Besitz schöner Frauen verbunden sind.

24 Wer jedermann den Mund stopfen wollte, bedürfte viel Mehl. - Körte, 3176; Braun, I, 1653.

25 Wer jedermanns ist, der ist niemands.

Dän.: Det som er hver mands, er ingen mands. (Prov. dan., 319.)

26 Wer's jedermann wollt' recht machen, der müsste früh aufstehen. - Körte, 3174 u. 3956.

27 Wo Herr Jedermann den Zaun hat, da steht's schlecht um Land und Stadt.

28 Wo jedermann geht, da wächst kein Gras. - Eiselein, 347; Simrock, 5224; Körte, 3179; Braun, I, 1654.

Ein Geschäft, das von vielen betrieben wird, wirft wenig Gewinn ab. Auch in Bezug auf die Kinderlosigkeit öffentlicher Frauenzimmer.


Jeglicher.

1 Ein jeglicher habe acht auff seine Schantz. - Lehmam, II, 124, 65.

2 Ein jeglicher lobt das sein. - Lehmann, II, 124.

3 Ein jeglicher wird seine Last tragen. - Gal. 6, 5; Schulze, 271.


Jehovah.

Jehovah blitzte um Saulum und warf den Reiter sammt dem Gaul um.


Jekel.

1 Jekel und Grikel sind hoffärtig. - Wurzbach II, 148.

Zwei Personen, von denen Luther oft redet, die aber in seinen Augen hoffärtige Heuchler sind. Der Spottname Grikel ist das Mittelstück des Namens Johann Agricola's von Eisleben, des bekannten Bearbeiters der deutschen Sprichwörter. Unter Jekel ist Andreas Osiander (geb. 1498, gest. 1552), zuletzt Pastor und Professor in Königsberg, gemeint. Durch Luther wurden die beiden Spitznamen zu einer stehenden Redensart. In seinen Tischreden sagt Luther: "Jekel mag ein besserer Gräcus sein, als ich, und mehr beredt, sonst kann ich mehr denn er. Grikel mag ein besserer Terentianus sein; jedoch versteh' ich ihn auch wohl; in andern Sachen gehen wir gleich." (Luther's Tischreden, Frankfurt 1593, Bl. 190, 280, 285 u. 289; Eiselein, XXVI.)

2 Was können Jekel und Grikel?

*3 Sie sind Jekel und Grikel. - Luther.

Heuchler.


Jelängerjelieber.

Das Kraut je lenger je lieber bringt offt ein heimlich fieber. - Petri, II, 67.


Jemand.

Womit jemand sündigt, damit wird er auch gestraft.


Jemine.

Herr Jemine, wo dampt d' The, sung de Voss, do harr he siner Frugen1 in'n Ketel megen2. (Lüneburg.) - Hoefer, 354.

1)Frau.

2)In den Kessel gepisst.


Jena.

1 In Jena presst man Trauben aus und macht sogar auch Wein daraus.

2 In Jene, da lebt sich's bene. - Deutsche Romanzeitung, 1866, 42, 474; Hesekiel, 19.

Aus einem Studentenliede, das einige Universitäten (Halle, Berlin und Greifswald) charakterisirt.

3 Sprecht ihr von Jena, sprechen wir von Rossbach.

Preussen zu Franzosen.

Holl.: Als de Hollanders van Kenau pogchen, dan pogchen de Friezen van Bauck. (Harrebomee, I, 33a.)

4 Wer von Jena kommt ungeschlagen, der hat von grossem Glück zu sagen. - Körte, 3181; Reinsberg V, 87.

Die Universität Jena war früher durch die zahllosen Schlägereien der Studirenden in sehr übeln Ruf gekommen. Was indess gegolten hat, gilt jetzt nicht mehr; ja, ein Candidat der Theologie erklärte das Wort seinem Inhalte nach schon für veraltet, als ihm Friedrich der Grosse gesprächsweise dasselbe vorhielt. Und ein Aufsatz von Eichstädt im Allgemeinen Anzeiger der Deutschen, Gotha 1835, Nr. 252, rühmt den guten Geist, der in unsern Tagen auf dieser Universität herrscht. Doch [Spaltenumbruch] ist noch aus dem Jahre 1830 der Zug der jenenser Studenten gegen die Stadt Blankenhain bekannt. Ueber das deutsche Studentenwesen sonst und jetzt vgl. Steger's Ergänzungen zum Lexikon, XII, 129 fg. Ueber die dreihundertjährige Jubelfeier dieser Universität die Illustrirte Zeitung, 1858.

Frz.: Qui passe lo Lot, lo Tar et l'Aveyron n'est pas segur de torna en sa meyson. (Leroux, I, 234.)

5 Wer von Jena und Leipzig kommt ohne Weib, von Wittenberg mit gesundem Leib, von Helmstädt ungeschlagen, der hat von grossem Glück zu sagen. - Eiselein, 348; Simrock, 5231; Körte, 3181; Reinsberg V, 84; Westermann's Monatshefte, 1865, S. 463.

Der berühmte wittenbergische Arzt Dr. Chr. Gottfr. Stengel hat in einer besondern Schrift das gemeine Vorurtheil, dass der Aufenthalt in Wittenberg ungesund sei, widerlegt in Programma: Praesidia sanitatis, quibus Wittenberga abundat contra tritum sermone proverbium: Wer von Wittenberg kommt u. s. w. (Wittenberg 1737). Das Sprichwort hatte übrigens ursprünglich nur auf die drei sächsischen Universitäten Bezug, da Helmstedt erst später eingeschwärzt wurde. (Vgl. Ergänzungsblätter zur Allgemeinen Literatur-Zeitung, 1841, S. 140.) Von den halleschen Studenten sagte man zu Schmeizel's Zeiten: Non propter rastrum, sed propter amabile rostrum, virginis ob rostrum, gens studiosa venit. (Richard, 394.) In Bezug auf einige Orte der Champagne sagen die Franzosen: Wer durch Somsois kommt, ohne bespöttelt zu werden, Lignon passirt, ohne sich schmuzig zu machen und Margerie erreicht, ohne steigen zu müssen, bekommt ein hübsches Mädchen, ohne dass er es verlangt. (Reinsberg V, 164.)

6 Wisst ihr nicht, wo Jena liegt? Jena liegt im Thale; sind so viele Jungfern drin, wie Walfisch' in der Saale. (S. Kirschkuchen.) - Deutsche Romanzeitung, III, 474; Hesekiel, 19.

7 Zwischen Jena und Kahle sammt Gaul über die Saale.


Jenes.

Da jhenes was, da nähet das. - Franck, II, 104.


Jenner.

Wenn Doctor Jenner nicht hilft, nützt auch Osterwasser nichts. - Sprichwörtergarten, 360.

Bezieht sich auf die wohlthätige Erfindung des Dr. Jenner, die Schutzpocken zu impfen, und aus dem abergläubischen Gebrauch des Osterwassers, das ein schönes Gesicht bewirken sollte.


Jenseits.

* Ins bessere Jenseits gehen.

Diese Redensart, sofern sie nicht religiöse Bedeutung hat, entstand 1864 in Nassau, wo die Polizei liberale Wahlversammlungen nicht duldete. Man sagt daher, wenn solche Versammlungen von der Polizei aufgelöst werden und auf preussisches oder hessisches Gebiet oder überhaupt ins benachbarte Ausland gehen, sie gehen in "das bessere Jenseits". (Breslauer Zeitung, 1864, Nr. 555, S. 3111.)


Jephtha.

Jiphtah in seinem Dor (Zeitalter) gilt so viel wie Schmuel (Samuel) in seinem. - Tendlau, 27.

Der Werth eines Mannes richtet sich nach seinen Verhältnissen.


Jeremiade.

* Eine Jeremiade anstimmen.

In grosse Klagen ausbrechen.


Jericho.

* Bleibe zu Jericho bis der Bart gewachsen ist. - Parömiakon, 2180.

Warte die Zeit ab, bis du die gehörige Reife und Tüchtigkeit zu einem Geschäfte, Amte u. s. w. erlangt hast.

Lat.: Ante barbam doces senes. (Faselius, 17; Philippi, I, 33; Wiegand, 769.)


Jerobeam.

* Das is e zwater Jerovem ben Newot. - 1 Kön. 14, 16; Tendlau, 32.

Von einem Bösen, der auch andere zum Bösen verführt.


Jerusalem.

1 Es reden viele von Jerusalem und haben es nicht gesehen.

Die Russen: Die Juden sprechen wol vom Sinai, denken aber nicht an Moses. (Altmann VI, 502.)

2 Komme ich nicht nach Jerusalem, so bleib' ich in Rom.

Die Russen: Kann man nicht bis Jerusalem gelangen, so kann man doch Wisanja erreichen. Wisanja (Bethanien) ist wie Trojca (Dreieinigkeit) ein russischer Wallfahrtsort. Es befindet sich dort eine von dem Archimandriten Platon nach dem Muster der zu Jerusalem erbauten Grabeskirche. (Altmann V, 106.)

[Spaltenumbruch] 20 Mit jedermann dich freundlich halt'; doch traue nicht, die Lieb' ist kalt.

21 Nicht jedermann lässt mit sich scherzen.

22 Was Herr Jedermann sagt, ist nicht ohne.Simrock, 5229.

23 Was jedermann gefällt, ist schwer zu hüten.

Von den Gefahren, die mit dem Besitz schöner Frauen verbunden sind.

24 Wer jedermann den Mund stopfen wollte, bedürfte viel Mehl.Körte, 3176; Braun, I, 1653.

25 Wer jedermanns ist, der ist niemands.

Dän.: Det som er hver mands, er ingen mands. (Prov. dan., 319.)

26 Wer's jedermann wollt' recht machen, der müsste früh aufstehen.Körte, 3174 u. 3956.

27 Wo Herr Jedermann den Zaun hat, da steht's schlecht um Land und Stadt.

28 Wo jedermann geht, da wächst kein Gras.Eiselein, 347; Simrock, 5224; Körte, 3179; Braun, I, 1654.

Ein Geschäft, das von vielen betrieben wird, wirft wenig Gewinn ab. Auch in Bezug auf die Kinderlosigkeit öffentlicher Frauenzimmer.


Jeglicher.

1 Ein jeglicher habe acht auff seine Schantz.Lehmam, II, 124, 65.

2 Ein jeglicher lobt das sein.Lehmann, II, 124.

3 Ein jeglicher wird seine Last tragen.Gal. 6, 5; Schulze, 271.


Jehovah.

Jehovah blitzte um Saulum und warf den Reiter sammt dem Gaul um.


Jekel.

1 Jekel und Grikel sind hoffärtig.Wurzbach II, 148.

Zwei Personen, von denen Luther oft redet, die aber in seinen Augen hoffärtige Heuchler sind. Der Spottname Grikel ist das Mittelstück des Namens Johann Agricola's von Eisleben, des bekannten Bearbeiters der deutschen Sprichwörter. Unter Jekel ist Andreas Osiander (geb. 1498, gest. 1552), zuletzt Pastor und Professor in Königsberg, gemeint. Durch Luther wurden die beiden Spitznamen zu einer stehenden Redensart. In seinen Tischreden sagt Luther: „Jekel mag ein besserer Gräcus sein, als ich, und mehr beredt, sonst kann ich mehr denn er. Grikel mag ein besserer Terentianus sein; jedoch versteh' ich ihn auch wohl; in andern Sachen gehen wir gleich.“ (Luther's Tischreden, Frankfurt 1593, Bl. 190, 280, 285 u. 289; Eiselein, XXVI.)

2 Was können Jekel und Grikel?

*3 Sie sind Jekel und Grikel.Luther.

Heuchler.


Jelängerjelieber.

Das Kraut je lenger je lieber bringt offt ein heimlich fieber.Petri, II, 67.


Jemand.

Womit jemand sündigt, damit wird er auch gestraft.


Jemine.

Herr Jemine, wo dampt d' Thê, sung de Voss, do harr he siner Frugen1 in'n Kêtel mêgen2. (Lüneburg.) – Hoefer, 354.

1)Frau.

2)In den Kessel gepisst.


Jena.

1 In Jena presst man Trauben aus und macht sogar auch Wein daraus.

2 In Jene, da lebt sich's bene.Deutsche Romanzeitung, 1866, 42, 474; Hesekiel, 19.

Aus einem Studentenliede, das einige Universitäten (Halle, Berlin und Greifswald) charakterisirt.

3 Sprecht ihr von Jena, sprechen wir von Rossbach.

Preussen zu Franzosen.

Holl.: Als de Hollanders van Kenau pogchen, dan pogchen de Friezen van Bauck. (Harrebomée, I, 33a.)

4 Wer von Jena kommt ungeschlagen, der hat von grossem Glück zu sagen.Körte, 3181; Reinsberg V, 87.

Die Universität Jena war früher durch die zahllosen Schlägereien der Studirenden in sehr übeln Ruf gekommen. Was indess gegolten hat, gilt jetzt nicht mehr; ja, ein Candidat der Theologie erklärte das Wort seinem Inhalte nach schon für veraltet, als ihm Friedrich der Grosse gesprächsweise dasselbe vorhielt. Und ein Aufsatz von Eichstädt im Allgemeinen Anzeiger der Deutschen, Gotha 1835, Nr. 252, rühmt den guten Geist, der in unsern Tagen auf dieser Universität herrscht. Doch [Spaltenumbruch] ist noch aus dem Jahre 1830 der Zug der jenenser Studenten gegen die Stadt Blankenhain bekannt. Ueber das deutsche Studentenwesen sonst und jetzt vgl. Steger's Ergänzungen zum Lexikon, XII, 129 fg. Ueber die dreihundertjährige Jubelfeier dieser Universität die Illustrirte Zeitung, 1858.

Frz.: Qui passe lo Lot, lo Tar et l'Aveyron n'est pas segur de torna en sa meyson. (Leroux, I, 234.)

5 Wer von Jena und Leipzig kommt ohne Weib, von Wittenberg mit gesundem Leib, von Helmstädt ungeschlagen, der hat von grossem Glück zu sagen.Eiselein, 348; Simrock, 5231; Körte, 3181; Reinsberg V, 84; Westermann's Monatshefte, 1865, S. 463.

Der berühmte wittenbergische Arzt Dr. Chr. Gottfr. Stengel hat in einer besondern Schrift das gemeine Vorurtheil, dass der Aufenthalt in Wittenberg ungesund sei, widerlegt in Programma: Praesidia sanitatis, quibus Wittenberga abundat contra tritum sermone proverbium: Wer von Wittenberg kommt u. s. w. (Wittenberg 1737). Das Sprichwort hatte übrigens ursprünglich nur auf die drei sächsischen Universitäten Bezug, da Helmstedt erst später eingeschwärzt wurde. (Vgl. Ergänzungsblätter zur Allgemeinen Literatur-Zeitung, 1841, S. 140.) Von den halleschen Studenten sagte man zu Schmeizel's Zeiten: Non propter rastrum, sed propter amabile rostrum, virginis ob rostrum, gens studiosa venit. (Richard, 394.) In Bezug auf einige Orte der Champagne sagen die Franzosen: Wer durch Somsois kommt, ohne bespöttelt zu werden, Lignon passirt, ohne sich schmuzig zu machen und Margerie erreicht, ohne steigen zu müssen, bekommt ein hübsches Mädchen, ohne dass er es verlangt. (Reinsberg V, 164.)

6 Wisst ihr nicht, wo Jena liegt? Jena liegt im Thale; sind so viele Jungfern drin, wie Walfisch' in der Saale. (S. Kirschkuchen.) – Deutsche Romanzeitung, III, 474; Hesekiel, 19.

7 Zwischen Jena und Kahle sammt Gaul über die Saale.


Jenes.

Dâ jhenes was, da nähet das.Franck, II, 104.


Jenner.

Wenn Doctor Jenner nicht hilft, nützt auch Osterwasser nichts.Sprichwörtergarten, 360.

Bezieht sich auf die wohlthätige Erfindung des Dr. Jenner, die Schutzpocken zu impfen, und aus dem abergläubischen Gebrauch des Osterwassers, das ein schönes Gesicht bewirken sollte.


Jenseits.

* Ins bessere Jenseits gehen.

Diese Redensart, sofern sie nicht religiöse Bedeutung hat, entstand 1864 in Nassau, wo die Polizei liberale Wahlversammlungen nicht duldete. Man sagt daher, wenn solche Versammlungen von der Polizei aufgelöst werden und auf preussisches oder hessisches Gebiet oder überhaupt ins benachbarte Ausland gehen, sie gehen in „das bessere Jenseits“. (Breslauer Zeitung, 1864, Nr. 555, S. 3111.)


Jephtha.

Jiphtah in seinem Dor (Zeitalter) gilt so viel wie Schmuel (Samuel) in seinem.Tendlau, 27.

Der Werth eines Mannes richtet sich nach seinen Verhältnissen.


Jeremiade.

* Eine Jeremiade anstimmen.

In grosse Klagen ausbrechen.


Jericho.

* Bleibe zu Jericho bis der Bart gewachsen ist.Parömiakon, 2180.

Warte die Zeit ab, bis du die gehörige Reife und Tüchtigkeit zu einem Geschäfte, Amte u. s. w. erlangt hast.

Lat.: Ante barbam doces senes. (Faselius, 17; Philippi, I, 33; Wiegand, 769.)


Jerobeam.

* Das is e zwater Jeróvem ben Newot. – 1 Kön. 14, 16; Tendlau, 32.

Von einem Bösen, der auch andere zum Bösen verführt.


Jerusalem.

1 Es reden viele von Jerusalem und haben es nicht gesehen.

Die Russen: Die Juden sprechen wol vom Sinai, denken aber nicht an Moses. (Altmann VI, 502.)

2 Komme ich nicht nach Jerusalem, so bleib' ich in Rom.

Die Russen: Kann man nicht bis Jerusalem gelangen, so kann man doch Wisanja erreichen. Wisanja (Bethanien) ist wie Trojca (Dreieinigkeit) ein russischer Wallfahrtsort. Es befindet sich dort eine von dem Archimandriten Platon nach dem Muster der zu Jerusalem erbauten Grabeskirche. (Altmann V, 106.)

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[[507]/0513] 20 Mit jedermann dich freundlich halt'; doch traue nicht, die Lieb' ist kalt. 21 Nicht jedermann lässt mit sich scherzen. 22 Was Herr Jedermann sagt, ist nicht ohne. – Simrock, 5229. 23 Was jedermann gefällt, ist schwer zu hüten. Von den Gefahren, die mit dem Besitz schöner Frauen verbunden sind. 24 Wer jedermann den Mund stopfen wollte, bedürfte viel Mehl. – Körte, 3176; Braun, I, 1653. 25 Wer jedermanns ist, der ist niemands. Dän.: Det som er hver mands, er ingen mands. (Prov. dan., 319.) 26 Wer's jedermann wollt' recht machen, der müsste früh aufstehen. – Körte, 3174 u. 3956. 27 Wo Herr Jedermann den Zaun hat, da steht's schlecht um Land und Stadt. 28 Wo jedermann geht, da wächst kein Gras. – Eiselein, 347; Simrock, 5224; Körte, 3179; Braun, I, 1654. Ein Geschäft, das von vielen betrieben wird, wirft wenig Gewinn ab. Auch in Bezug auf die Kinderlosigkeit öffentlicher Frauenzimmer. Jeglicher. 1 Ein jeglicher habe acht auff seine Schantz. – Lehmam, II, 124, 65. 2 Ein jeglicher lobt das sein. – Lehmann, II, 124. 3 Ein jeglicher wird seine Last tragen. – Gal. 6, 5; Schulze, 271. Jehovah. Jehovah blitzte um Saulum und warf den Reiter sammt dem Gaul um. Jekel. 1 Jekel und Grikel sind hoffärtig. – Wurzbach II, 148. Zwei Personen, von denen Luther oft redet, die aber in seinen Augen hoffärtige Heuchler sind. Der Spottname Grikel ist das Mittelstück des Namens Johann Agricola's von Eisleben, des bekannten Bearbeiters der deutschen Sprichwörter. Unter Jekel ist Andreas Osiander (geb. 1498, gest. 1552), zuletzt Pastor und Professor in Königsberg, gemeint. Durch Luther wurden die beiden Spitznamen zu einer stehenden Redensart. In seinen Tischreden sagt Luther: „Jekel mag ein besserer Gräcus sein, als ich, und mehr beredt, sonst kann ich mehr denn er. Grikel mag ein besserer Terentianus sein; jedoch versteh' ich ihn auch wohl; in andern Sachen gehen wir gleich.“ (Luther's Tischreden, Frankfurt 1593, Bl. 190, 280, 285 u. 289; Eiselein, XXVI.) 2 Was können Jekel und Grikel? *3 Sie sind Jekel und Grikel. – Luther. Heuchler. Jelängerjelieber. Das Kraut je lenger je lieber bringt offt ein heimlich fieber. – Petri, II, 67. Jemand. Womit jemand sündigt, damit wird er auch gestraft. Jemine. Herr Jemine, wo dampt d' Thê, sung de Voss, do harr he siner Frugen1 in'n Kêtel mêgen2. (Lüneburg.) – Hoefer, 354. 1)Frau. 2)In den Kessel gepisst. Jena. 1 In Jena presst man Trauben aus und macht sogar auch Wein daraus. 2 In Jene, da lebt sich's bene. – Deutsche Romanzeitung, 1866, 42, 474; Hesekiel, 19. Aus einem Studentenliede, das einige Universitäten (Halle, Berlin und Greifswald) charakterisirt. 3 Sprecht ihr von Jena, sprechen wir von Rossbach. Preussen zu Franzosen. Holl.: Als de Hollanders van Kenau pogchen, dan pogchen de Friezen van Bauck. (Harrebomée, I, 33a.) 4 Wer von Jena kommt ungeschlagen, der hat von grossem Glück zu sagen. – Körte, 3181; Reinsberg V, 87. Die Universität Jena war früher durch die zahllosen Schlägereien der Studirenden in sehr übeln Ruf gekommen. Was indess gegolten hat, gilt jetzt nicht mehr; ja, ein Candidat der Theologie erklärte das Wort seinem Inhalte nach schon für veraltet, als ihm Friedrich der Grosse gesprächsweise dasselbe vorhielt. Und ein Aufsatz von Eichstädt im Allgemeinen Anzeiger der Deutschen, Gotha 1835, Nr. 252, rühmt den guten Geist, der in unsern Tagen auf dieser Universität herrscht. Doch ist noch aus dem Jahre 1830 der Zug der jenenser Studenten gegen die Stadt Blankenhain bekannt. Ueber das deutsche Studentenwesen sonst und jetzt vgl. Steger's Ergänzungen zum Lexikon, XII, 129 fg. Ueber die dreihundertjährige Jubelfeier dieser Universität die Illustrirte Zeitung, 1858. Frz.: Qui passe lo Lot, lo Tar et l'Aveyron n'est pas segur de torna en sa meyson. (Leroux, I, 234.) 5 Wer von Jena und Leipzig kommt ohne Weib, von Wittenberg mit gesundem Leib, von Helmstädt ungeschlagen, der hat von grossem Glück zu sagen. – Eiselein, 348; Simrock, 5231; Körte, 3181; Reinsberg V, 84; Westermann's Monatshefte, 1865, S. 463. Der berühmte wittenbergische Arzt Dr. Chr. Gottfr. Stengel hat in einer besondern Schrift das gemeine Vorurtheil, dass der Aufenthalt in Wittenberg ungesund sei, widerlegt in Programma: Praesidia sanitatis, quibus Wittenberga abundat contra tritum sermone proverbium: Wer von Wittenberg kommt u. s. w. (Wittenberg 1737). Das Sprichwort hatte übrigens ursprünglich nur auf die drei sächsischen Universitäten Bezug, da Helmstedt erst später eingeschwärzt wurde. (Vgl. Ergänzungsblätter zur Allgemeinen Literatur-Zeitung, 1841, S. 140.) Von den halleschen Studenten sagte man zu Schmeizel's Zeiten: Non propter rastrum, sed propter amabile rostrum, virginis ob rostrum, gens studiosa venit. (Richard, 394.) In Bezug auf einige Orte der Champagne sagen die Franzosen: Wer durch Somsois kommt, ohne bespöttelt zu werden, Lignon passirt, ohne sich schmuzig zu machen und Margerie erreicht, ohne steigen zu müssen, bekommt ein hübsches Mädchen, ohne dass er es verlangt. (Reinsberg V, 164.) 6 Wisst ihr nicht, wo Jena liegt? Jena liegt im Thale; sind so viele Jungfern drin, wie Walfisch' in der Saale. (S. Kirschkuchen.) – Deutsche Romanzeitung, III, 474; Hesekiel, 19. 7 Zwischen Jena und Kahle sammt Gaul über die Saale. Jenes. Dâ jhenes was, da nähet das. – Franck, II, 104. Jenner. Wenn Doctor Jenner nicht hilft, nützt auch Osterwasser nichts. – Sprichwörtergarten, 360. Bezieht sich auf die wohlthätige Erfindung des Dr. Jenner, die Schutzpocken zu impfen, und aus dem abergläubischen Gebrauch des Osterwassers, das ein schönes Gesicht bewirken sollte. Jenseits. * Ins bessere Jenseits gehen. Diese Redensart, sofern sie nicht religiöse Bedeutung hat, entstand 1864 in Nassau, wo die Polizei liberale Wahlversammlungen nicht duldete. Man sagt daher, wenn solche Versammlungen von der Polizei aufgelöst werden und auf preussisches oder hessisches Gebiet oder überhaupt ins benachbarte Ausland gehen, sie gehen in „das bessere Jenseits“. (Breslauer Zeitung, 1864, Nr. 555, S. 3111.) Jephtha. Jiphtah in seinem Dor (Zeitalter) gilt so viel wie Schmuel (Samuel) in seinem. – Tendlau, 27. Der Werth eines Mannes richtet sich nach seinen Verhältnissen. Jeremiade. * Eine Jeremiade anstimmen. In grosse Klagen ausbrechen. Jericho. * Bleibe zu Jericho bis der Bart gewachsen ist. – Parömiakon, 2180. Warte die Zeit ab, bis du die gehörige Reife und Tüchtigkeit zu einem Geschäfte, Amte u. s. w. erlangt hast. Lat.: Ante barbam doces senes. (Faselius, 17; Philippi, I, 33; Wiegand, 769.) Jerobeam. * Das is e zwater Jeróvem ben Newot. – 1 Kön. 14, 16; Tendlau, 32. Von einem Bösen, der auch andere zum Bösen verführt. Jerusalem. 1 Es reden viele von Jerusalem und haben es nicht gesehen. Die Russen: Die Juden sprechen wol vom Sinai, denken aber nicht an Moses. (Altmann VI, 502.) 2 Komme ich nicht nach Jerusalem, so bleib' ich in Rom. Die Russen: Kann man nicht bis Jerusalem gelangen, so kann man doch Wisanja erreichen. Wisanja (Bethanien) ist wie Trojca (Dreieinigkeit) ein russischer Wallfahrtsort. Es befindet sich dort eine von dem Archimandriten Platon nach dem Muster der zu Jerusalem erbauten Grabeskirche. (Altmann V, 106.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [507]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/513>, abgerufen am 24.11.2024.