Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.[Spaltenumbruch] 34 Junge, spele dein Var nich up de Nose, he is wol so old as du. (Ostfries.) - Bueren, 710; Frommann, VI, 284, 752; Hauskalender, I. Spott auf sehr unreife Stiefväter. 35 Junge, wir wollen ein Pferd kaufen. - Nass. Schulbl., XIV, 5. "Man pfleget im Sprichwort zu sagen: Jung, wir wollen ein Pferd keuffen; damit will man zu verstehen geben, dass wer Pferde keuffen will, der soll junge Pferde keuffen." (Coler, 326a.) 36 Jungen muss man früh zum Zimmermann schicken, dass er die groben Späne abhaut. 37 Jungen un Hung gonn sälde räuig lans enander1. (Köln.) - Fermenich, I, 473, 104. 1) Selten ruhig aneinander vorüber. 38 Jungens, part jo (paart euch), hadde de Kanter segt, do hadde he dre. (Ostfries.) - Bueren, 756; Frommann, VI, 285, 756; Hoefer, 578. 39 Jungens sind Jungens un Fliegels togleik (zugleich); de ene is van Roggenstrau, de annere is eiewensau (ebenso). - Lyra, 27; Frommann, VI, 427, 79; hochdeutsch bei Reinsberg VII, 70. 40 Jungens sind Jungens und Flegel zugleich. - Simrock, 5309a. 41 Jungens sint Schelme, un wenn se ok slapet bet an'n Middag. - Schambach, II, 260. Der dem Knabenalter eigene Muthwille tritt bei jedem Knaben, wenn er auch noch so lange schlummerte, endlich einmal hervor. 42 Jungens un Hün(de) gat lik (gerade) dör de Welt. (Ostfries.) - Bueren, 740; Goldschmidt, 161; Frommann, VI, 284, 754; Weserzeitung, 4057; Hauskalender, III. 43 Jungens un Hün(de) is all en Plün (Plunder). (Ostfries.) - Bueren, 741; Frommann, VI, 284, 753; Hauskalender, III. 44 Jungens un Hunne regeert de Stock. - Weserzeitung, 4057. 45 Jungens un Nütte möt schlagen wären. (Sauerland.) 46 Jungens un Rüens konnt in heiler Haut nich duern. (Büren.) 47 Jungens und Deurens höt buinin äs Speck und Mius. (Sauerland.) 48 Jungens wie de Herrens. - Frischbier2, 1837. Junge Herren. 49 Jungs hebt jümmer dumme Töög (Streiche) in Kopp, seggt old Vetter Kröger, da lew he noch. - Piening, 36. 50 Man muss sich von keinem Jungen auf den Kopf scheissen lassen, sonst wird man gar mit Dreck beschmissen. Holl.: Men moet zieh van geene jongens op het hoofd laten sch ...., of men woordt daarna wel met stront gesmeten. (Harrebomee, I, 365a.) 51 Mei Junge koan a gelehrt Vieh war'n, sagte der Bauer, a hoat acht Juhr iwern Abc gelarnt, an koan's noch ne. (Schles.) Holl.: Hij slacht Erasmus, die leerde zeven jaren over het ABC. (Harrebomee, I, 185.) 52 Mei Junge sull en Uvkate wär'n, sagte der Bauer, seit er in der Schule is, hat er noch ke wahr Wort geredt. 53 Mein Junge hat einen offenen Kopf, sagte der Vater, da hatte er sich ein Loch hineingefallen. 54 Mein Junge muss ins Kloster, sagte der Bauer, er taugt zu sonst nichts. "Kann der Vater ein Kind zu nichts brauchen, so thut er's ins Kloster und sagt: Es hat ein ungesorgtes Brot und muss nichts thun." (Klosterspiegel, 11, 16.) 55 'N Jungens Jung is leper (slimmer) dran, as 'n Eerswip (auch: Närsweip). (Ostfries.) - Bueren, 739; Frommann, VI, 284, 755; Hauskalender, III. Er muss sich zum Schlimmsten gebrauchen lassen. Weip = Wisch, Eers, Närs = Arsch. 56 'N olen Jung un frischen Schinken smeckt kolt am besten. (Oldenburg.) - Weserzeitung, 4097. In dem grössten Theile des Herzogthums Oldenburg erbt nach altem Herkommen der eine Sohn des "Bauren" von dem väterlichen Gute vier Fünftel, während die sämmtlichen übrigen Geschwister sich in den Rest zu [Spaltenumbruch] theilen haben. Viele der jüngern Brüder dieser Abfindlinge kommen aus lauter Vorsicht nie dahin, sich einen eigenen Herd zu gründen; sie bleiben vielmehr ihr Leben lang unverheirathet als "ole Jungens" auf der väterlichen Stelle und dienen dem regierenden. Bruder, der sie lieber hat als einen fremden Knecht. Werden sie aber alt und schwach, dann kommt wol das obige Sprichwort zur Anwendung. 57 'Ne Jong en 'ne Honk gohnt selde ongebrüt (ungeneckt) langs en. (Aachen.) - Firmenich, I, 493, 105. 58 Sla du Jungs den Ars vull un lat s' na, Haus gan, säd' Förster Regenstein to'n Scholmeister, as he mit up de Jagd schull. (Hamburg.) - Hoefer, 868. 59 Steh up, Junge, lat Herrn Kloppenburgen sitten. (Braunschweig.) Kloppenburg, ein über die Grenzen des Erlaubten für sich eingenommener Bürger, erzählte folgenden Traum, der Veranlassung zu obiger Redensart geworden ist. Er kommt in den Himmel, wird dort sehr hoch aufgenommen und Gott dem Herrn vorgestellt, der ihn dadurch ehrt, dass er zu seinem neben ihm sitzenden Sohn (Christus) sagt: Steh up, Junge, lat Herrn Kloppenburgen sitten. 60 Unser Junge ist zu gar nichts zu gebrauchen, sagte der Bauer zu seiner Frau, er mag Kapuziner werden. - Klosterspiegel, 49, 14. 61 Wann sick en Junge un en Rühe begignet un se dauet sick nix, dann doi de Ruie oder der Junge nix. (Sauerland.) 62 Wann sik en Junge un en Rüe entmäutet1, un de Junge smitt den Rüen nit, un de Rüe bitt den Jungen nit, dann düeget se alle beide nit. (Büren.) - Für Iserlohn: Woeste, 71, 138; Firmenich, III, 186, 46; hochdeutsch bei Reinsberg VII, 60. 1) Begegnen; Möte, Mäute = die Begegnung. 63 Wenn de Jungens keine Schelme sint, sau döget se nich. - Schambach, Ii, 464. Man betrachtet Lebendigkeit, selbst Muthwillen im Knabenalter als Bedingung oder Zeichen innerer Tüchtigkeit. 64 Wenn der Junge den Meister lehrt, so geht die Sache verkehrt. Die Letten: Wenn der Junge den Schulmeister lehrte, würde dieser viel Schläge bekommen. (Reinsberg VII, 108.) Dän.: Naar drengen skal laere huusbonden, og pigen madmoderen, da löber bag for i huusholdningen. (Prov. dan., 316.) 65 Wenn die Jungen bis Weihnacht nicht anders werden, sagte der Schulmeister zu Michaeli, so schliesse ich morgen die Schule. *66 Das eis ä Jong wie ä Duispfüffer. (Ruhla.) - Sachsengrün, 1861, Nr. 10, S. 104. Ein Duisspfüffer = ein Druss- oder - Drauckenpfeiffer ist in Ruhla ein so geschätztes Thier, dass man, um seinen Wohlgefallen an einem besonders hübschen und kräftigen Kinde auszudrücken, sagt: Das eis a Jong wie a Duisspfüffer, d. h. ein Fink, der auch im Käfig draussen im Freien pfeift. *67 Das war ein guter Junge. Berliner Spottrede hinter dem Rücken eines Angeführten. *68 De Jung is de Moder er Nadelkissen. - Schütze, I, 183. Er hengt sich an die Mutter an, wie ihr Nadelkissen, das holsteinische Frauen neben dem Schüsselbunde an der Seite zu tragen pflegen. *69 De Junge wet sick in heiler Haut (Haut) nich to bergen. (Lippe.) Sein Muthwille fordert Züchtigung. *70 Der dumme Junge von Dresden. Darüber, ob der "dumme Junge" von Dresden ein anderer ist als der von Meissen, habe ich keine Auskunft erhalten können. *71 Der dumme Junge von Meissen. Dieser Junge, von dem das wirkliche Urbild verloren gegangen ist und mit dessen spätern Stellvertretern man sich begnügen musste, ist, ohne dass ein Geschichts- oder Ortschronikschreiber, so viel bekannt, von ihm Kunde nahm, zum allgemeinen deutschen Sprichwort geworden; er hatte sogar die Ehre, von den Handwerksburschen in ihre Wandergeographie aufgenommen zu werden. Man denkt sich in ganz Deutschland bei diesem Ausdruck gewissermassen die Quintessenz aller Dummheit. - Das Volk, das nie verlegen zu sein pflegt, sobald es gilt, sich eine Erklärung von den ihm unbkannten Gegenständen, namentlich alterthümlichen [Spaltenumbruch] 34 Junge, spele dîn Vâr nich up de Nose, he is wol so old as du. (Ostfries.) – Bueren, 710; Frommann, VI, 284, 752; Hauskalender, I. Spott auf sehr unreife Stiefväter. 35 Junge, wir wollen ein Pferd kaufen. – Nass. Schulbl., XIV, 5. „Man pfleget im Sprichwort zu sagen: Jung, wir wollen ein Pferd keuffen; damit will man zu verstehen geben, dass wer Pferde keuffen will, der soll junge Pferde keuffen.“ (Coler, 326a.) 36 Jungen muss man früh zum Zimmermann schicken, dass er die groben Späne abhaut. 37 Jungen un Hung gonn sälde räuig lans enander1. (Köln.) – Fermenich, I, 473, 104. 1) Selten ruhig aneinander vorüber. 38 Jungens, pârt jo (paart euch), hadde de Kanter segt, do hadde he drê. 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Man denkt sich in ganz Deutschland bei diesem Ausdruck gewissermassen die Quintessenz aller Dummheit. – Das Volk, das nie verlegen zu sein pflegt, sobald es gilt, sich eine Erklärung von den ihm unbkannten Gegenständen, namentlich alterthümlichen </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[530]/0536]
34 Junge, spele dîn Vâr nich up de Nose, he is wol so old as du. (Ostfries.) – Bueren, 710; Frommann, VI, 284, 752; Hauskalender, I.
Spott auf sehr unreife Stiefväter.
35 Junge, wir wollen ein Pferd kaufen. – Nass. Schulbl., XIV, 5.
„Man pfleget im Sprichwort zu sagen: Jung, wir wollen ein Pferd keuffen; damit will man zu verstehen geben, dass wer Pferde keuffen will, der soll junge Pferde keuffen.“ (Coler, 326a.)
36 Jungen muss man früh zum Zimmermann schicken, dass er die groben Späne abhaut.
37 Jungen un Hung gonn sälde räuig lans enander1. (Köln.) – Fermenich, I, 473, 104.
1) Selten ruhig aneinander vorüber.
38 Jungens, pârt jo (paart euch), hadde de Kanter segt, do hadde he drê. (Ostfries.) – Bueren, 756; Frommann, VI, 285, 756; Hoefer, 578.
39 Jungens sind Jungens un Fliêgels toglîk (zugleich); de êne is van Roggenstrau, de annere is îewensau (ebenso). – Lyra, 27; Frommann, VI, 427, 79; hochdeutsch bei Reinsberg VII, 70.
40 Jungens sind Jungens und Flegel zugleich. – Simrock, 5309a.
41 Jungens sint Schelme, un wenn se ok slâpet bet an'n Middag. – Schambach, II, 260.
Der dem Knabenalter eigene Muthwille tritt bei jedem Knaben, wenn er auch noch so lange schlummerte, endlich einmal hervor.
42 Jungens un Hün(de) gat lik (gerade) dör de Welt. (Ostfries.) – Bueren, 740; Goldschmidt, 161; Frommann, VI, 284, 754; Weserzeitung, 4057; Hauskalender, III.
43 Jungens un Hün(de) is all en Plün (Plunder). (Ostfries.) – Bueren, 741; Frommann, VI, 284, 753; Hauskalender, III.
44 Jungens un Hunne regeert de Stock. – Weserzeitung, 4057.
45 Jungens un Nütte möt schlagen wären. (Sauerland.)
46 Jungens un Rüens konnt in heiler Haut nich duern. (Büren.)
47 Jungens und Déurens höt buinin äs Speck und Mius. (Sauerland.)
48 Jungens wie de Herrens. – Frischbier2, 1837.
Junge Herren.
49 Jungs hebt jümmer dumme Töög (Streiche) in Kopp, seggt old Vetter Kröger, da lew he noch. – Piening, 36.
50 Man muss sich von keinem Jungen auf den Kopf scheissen lassen, sonst wird man gar mit Dreck beschmissen.
Holl.: Men moet zieh van geene jongens op het hoofd laten sch ...., of men woordt daarna wel met stront gesmeten. (Harrebomée, I, 365a.)
51 Mei Junge koan a gelehrt Vieh war'n, sagte der Bauer, a hoat acht Juhr iwern Abc gelarnt, an koan's nôch ne. (Schles.)
Holl.: Hij slacht Erasmus, die leerde zeven jaren over het ABC. (Harrebomée, I, 185.)
52 Mei Junge sull en Uvkate wär'n, sagte der Bauer, seit er in der Schule is, hat er noch ke wahr Wort geredt.
53 Mein Junge hat einen offenen Kopf, sagte der Vater, da hatte er sich ein Loch hineingefallen.
54 Mein Junge muss ins Kloster, sagte der Bauer, er taugt zu sonst nichts.
„Kann der Vater ein Kind zu nichts brauchen, so thut er's ins Kloster und sagt: Es hat ein ungesorgtes Brot und muss nichts thun.“ (Klosterspiegel, 11, 16.)
55 'N Jungens Jung is leper (slimmer) dran, as 'n Eerswip (auch: Närswîp). (Ostfries.) – Bueren, 739; Frommann, VI, 284, 755; Hauskalender, III.
Er muss sich zum Schlimmsten gebrauchen lassen. Wîp = Wisch, Eers, Närs = Arsch.
56 'N ôlen Jung un frischen Schinken smeckt kolt am besten. (Oldenburg.) – Weserzeitung, 4097.
In dem grössten Theile des Herzogthums Oldenburg erbt nach altem Herkommen der eine Sohn des „Bûren“ von dem väterlichen Gute vier Fünftel, während die sämmtlichen übrigen Geschwister sich in den Rest zu
theilen haben. Viele der jüngern Brüder dieser Abfindlinge kommen aus lauter Vorsicht nie dahin, sich einen eigenen Herd zu gründen; sie bleiben vielmehr ihr Leben lang unverheirathet als „ôle Jungens“ auf der väterlichen Stelle und dienen dem regierenden. Bruder, der sie lieber hat als einen fremden Knecht. Werden sie aber alt und schwach, dann kommt wol das obige Sprichwort zur Anwendung.
57 'Ne Jong en 'ne Honk gohnt selde ongebrüt (ungeneckt) langs ên. (Aachen.) – Firmenich, I, 493, 105.
58 Slâ du Jungs den Ârs vull un lât s' nâ, Hûs gân, säd' Förster Regenstein to'n Schôlmeister, as he mit up de Jagd schull. (Hamburg.) – Hoefer, 868.
59 Steh up, Junge, lat Herrn Kloppenburgen sitten. (Braunschweig.)
Kloppenburg, ein über die Grenzen des Erlaubten für sich eingenommener Bürger, erzählte folgenden Traum, der Veranlassung zu obiger Redensart geworden ist. Er kommt in den Himmel, wird dort sehr hoch aufgenommen und Gott dem Herrn vorgestellt, der ihn dadurch ehrt, dass er zu seinem neben ihm sitzenden Sohn (Christus) sagt: Steh up, Junge, lat Herrn Kloppenburgen sitten.
60 Unser Junge ist zu gar nichts zu gebrauchen, sagte der Bauer zu seiner Frau, er mag Kapuziner werden. – Klosterspiegel, 49, 14.
61 Wann sick en Junge un en Rühe begignet un se dauet sick nix, dann doi de Ruie oder der Junge nix. (Sauerland.)
62 Wann sik en Junge un en Rüe entmäutet1, un de Junge smitt den Rüen nit, un de Rüe bitt den Jungen nit, dann düeget se alle beide nit. (Büren.) – Für Iserlohn: Woeste, 71, 138; Firmenich, III, 186, 46; hochdeutsch bei Reinsberg VII, 60.
1) Begegnen; Möte, Mäute = die Begegnung.
63 Wenn de Jungens keine Schelme sint, sau döget se nich. – Schambach, Ii, 464.
Man betrachtet Lebendigkeit, selbst Muthwillen im Knabenalter als Bedingung oder Zeichen innerer Tüchtigkeit.
64 Wenn der Junge den Meister lehrt, so geht die Sache verkehrt.
Die Letten: Wenn der Junge den Schulmeister lehrte, würde dieser viel Schläge bekommen. (Reinsberg VII, 108.)
Dän.: Naar drengen skal lære huusbonden, og pigen madmoderen, da løber bag for i huusholdningen. (Prov. dan., 316.)
65 Wenn die Jungen bis Weihnacht nicht anders werden, sagte der Schulmeister zu Michaeli, so schliesse ich morgen die Schule.
*66 Dâs îs ä Jong wie ä Duispfüffer. (Ruhla.) – Sachsengrün, 1861, Nr. 10, S. 104.
Ein Duisspfüffer = ein Druss- oder – Drauckenpfeiffer ist in Ruhla ein so geschätztes Thier, dass man, um seinen Wohlgefallen an einem besonders hübschen und kräftigen Kinde auszudrücken, sagt: Dâs îs â Jong wie â Duisspfüffer, d. h. ein Fink, der auch im Käfig draussen im Freien pfeift.
*67 Das war ein guter Junge.
Berliner Spottrede hinter dem Rücken eines Angeführten.
*68 De Jung is de Moder êr Nadelkissen. – Schütze, I, 183.
Er hengt sich an die Mutter an, wie ihr Nadelkissen, das holsteinische Frauen neben dem Schüsselbunde an der Seite zu tragen pflegen.
*69 De Junge wet sick in heiler Hût (Haut) nich to bergen. (Lippe.)
Sein Muthwille fordert Züchtigung.
*70 Der dumme Junge von Dresden.
Darüber, ob der „dumme Junge“ von Dresden ein anderer ist als der von Meissen, habe ich keine Auskunft erhalten können.
*71 Der dumme Junge von Meissen.
Dieser Junge, von dem das wirkliche Urbild verloren gegangen ist und mit dessen spätern Stellvertretern man sich begnügen musste, ist, ohne dass ein Geschichts- oder Ortschronikschreiber, so viel bekannt, von ihm Kunde nahm, zum allgemeinen deutschen Sprichwort geworden; er hatte sogar die Ehre, von den Handwerksburschen in ihre Wandergeographie aufgenommen zu werden. Man denkt sich in ganz Deutschland bei diesem Ausdruck gewissermassen die Quintessenz aller Dummheit. – Das Volk, das nie verlegen zu sein pflegt, sobald es gilt, sich eine Erklärung von den ihm unbkannten Gegenständen, namentlich alterthümlichen
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