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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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[Spaltenumbruch] 116 Wer das Kalb getragen, wird bald auch einen Ochsen tragen. - Eiselein, 358.

Dies Sprichwort hat seinen Ursprung von dem Krotonienser Milo, der dadurch zu der Kraft gelangt war, einen ausgewachsenen Stier zu tragen, dass er ein Kalb von dessen Geburt an täglich ein paar Stunden getragen hatte.

Lat.: Taurum tollet, qui vitulum sustulerit. (Philippi, II, 212; Seybold, 596; Faselius, 252; Schulblatt, 479; Binder II, 3288; Lang, 149.)

117 Wer das Kalb nicht geben will, dem kostet's oft die Kuh.

"Vergesst des Kalbs, sonst kost's die Kuh." (Weller, Lieder des Dreissigjährigen Kriegs, 7.)

118 Wer das Kalb schlachtet, dem wird kein Stier daraus. - Altmann VI, 509.

Frz.: Qui ne nourrit le petit n'aura pas le grand. (Leroux, II, 304.)

119 Wer das Kalb trägt, dem wird man bald die Kuh aufladen.

It.: Se ti lasci metter in spalla il vitello, quindi a poco ti metteranno la vacca. (Bohn I, 126.)

120 Wer das Kalb verkauft, bringt sich um eine Kuh. - Altmann VI, 406.

121 Wer ein Kalb gewent zu tragen, der kans auch noch halten, wenns zum Stier wird. - Lehmann, 319, 74.

122 Wer mit einem Kalbe ausgeht, kommt mit einem Ochsen wieder. - Reinsberg IV, 40.

Böhm.: Vyjel teletem, volem se vratil. (Celakovsky, 209.)

Poln.: Pojechal cieleciem, wolem sie wrocil. (Celakovsky, 209.)

123 Wer 's Kalb verkauft von der Kuh, gibt's a Paar Schuh, wer's aufzieht, gibt's 'n Ochs oder Kuh. (Oberes Kinzigthal in Kurhessen.)

Lat.: Qui vitulum tollit, taurum subduxerit idem. (Gaal, 1458.)

124 Wer seine Kälber bratet, dem hüpfen sie nicht auf dem Felde herum.

125 Wo das Kalb ertrank, da war Wasser. - Petri, II, 799.

126 Wo man die Kälber schlachtet, hüpfen keine auf dem Felde (im Hofe) herum.

127 Zuvor ein Kalb, jetzt ein Ochs. - Lehmann, II, 903, 32; Simrock, 5377.

*128 A hot's Kolb goar ees Oge geschlon. - Robinson, 591.

*129 Als die Kälber auf dem Eiss tantzen. - Henisch, 816, 19.

*130 Aus Kälbern wollen Jagdhunde machen.

"Es ist lächerlich, wenn man auss Kelbern Hund zum jagen will machen." (Lehmann, 24, 2.)

*131 Da wird wol ein gemästet Kalb geschlachtet werden.

D. h. grosse Freude sein. (Vgl. Luc. 15, 23.)

Holl.: Dan wordt het gemeste kalf geslagt. (Harrebomee, I, 375a.)

*132 Das fette Kalb schlachten.

Eine Gasterei anstellen.

Frz.: Tuer le veau gras. (Starschedel, 366.)

*133 Das goldene Kalb anbeten.

Frz.: Plier (flechir) les genoux devant le veau d'or. (Lendroy, 1222.)

*134 Das Kalb auslassen (austreiben). - Willkomm, Der deutsche Bauer, S. 59.

Ausgelassen lustig sein; weil die Kälber mancherlei lustige Sprünge machen. Also entweder sich selbst auf die Weide treiben oder wol zutreffender das Kalb als Narr oder Teufel, im Menschen steckend gedacht. (Grimm, V, 52d.) In der Verkehrten Welt von dem unerwarteten Entstehen eines grossen Unglücks aus einem kleinen: "Sag an, Sechskreuzer, wer bist du, geht dir das Kalb auch (trächtig) mit der Kuh?" "Es wer dir besser kunste, wir theten bald darzue, eh's kalb ging mit der Kueh." (Mone, Anzeiger, VIII, 149 u. 192.) "Sie hatten das kalb ausgetrieben, dass ihr ist keiner nüchtern blieben." (Grobianus, 107a.)

Frz.: Faire le fou ou folatrer, se livrer a la oie. (Starschedel, 381.) - Il a joue tous ses jeux. (Kritzinger, 401a.) - S'abandonner, se livrer a la joie. (Starschedel, 413.)

*135 Das Kalb gereht nach der Kuh. - Mathesy, 92a.

Lat.: Sequitur matrem sua proles. (Seybold, 552.)

136 Das Kalb in der Kuh ist nicht sicher.

Von Schiller in der Kapuzinerpredigt (Wallenstein's Lager.) angewandt.


[Spaltenumbruch]

*137 Das Kalb in die Augen schlagen. - Grimmelshausen, Vogelnest, I; Mathesy, 80 u. 381b; Eiselein, 358; Braun, I, 1722.

In Westfalen: Dat Kalw int Auge sloaen. Jemand dadurch erzürnen, dass man ihm etwas Unangenehmes geradezu ins Gesicht sagt, ihn auf die empfindlichste Weise beleidigt oder auch Streit anfängt. In Pommern: Ick hebb dat Kalw in't Oge slagen. (Dähnert, 215a.) Um die Frage zu beantworten: Wer hat den Streit begonnen? wer ist der Störenfried? erschien im Jahre 1629 eine Streitschrift unter dem Titel: "Wer hat das Kalb ins Aug' geschlagen d. i. ob die Augsburgischen Confessionsverwandten Prediger oder die Jesuiten den Religionsfrieden vmbstürzen."

Frz.: L'attaquer par son faible, par l'endroit le plus sensible. - Offenser quelqu'un sensiblement (vivement). (Starschedel, 413.)

*138 Das Kalb ist bis auf ein Ohr abgezogen.

Die Sache ist nahezu beendigt.

*139 Das Kalb ist ertrunken, der Spiess in der Asche.

Es ist alles verloren und an keine Rettung zu denken.

*140 Das Kalb lehrt die Kuh kalben. - Petri, II, 66; Simrock, 12349a.

*141 Das Kalb mit der Kuh ausschlagen.

"Vnd felt jm zu ein widermut, den jm ein narr auff reden thut, so henckt er sich dann selbs darzu vnd schlecht das kalb auss mit der ku." (Murner Nb., 80, in Kloster, IV, 840.)

*142 Das Kalb mit der Kuh strafen.

"Damit man reizt Gotts Rach herzu zu strafen das Kalb mit der Kuh." (Fischart, Kinderzucht.)

*143 Das Kalb steckt noch in ihr.

*144 Das Kalb verkaufen (verzehren), ehe es geboren ist.

Engl.: To eat the calf in the cow's belly. (Bohn II, 157.)

It.: Come la gallina di montecuccoli. - Mangiar la ricolta in erba. (Bohn II, 157.)

*145 Das kann ein Kalb mit Einem Auge sehen.

Holl.: Een kalf met een oog kan dat gemakkelijk zien. (Harrebomee, I, 375a.)

*146 Das kann ein Kalb von drei Tagen merken (begreifen).

Holl.: Dat kan een kalf wel merken. (Harrebomee, I, 375a.)

*147 Das könnte ein einäugig Kalb merken.

"Das es ein falscher Brief und so tölpisch und plump nach gemacht sey, das es ein einäugig Kalb merken sollt." (Fischart, Bk., 138b.)

*148 Dat Kalw in 't Og steken (oder slan). (Mecklenburg.) - Schiller, II, 5.

*149 Die Kälber laufen weg. - Frischbier2, 1860.

Wenn jemand den Hosenlatz zuzuknöpfen vergessen hat.

*150 Die Kälber sind losgelassen.

Holl.: De kalveren zijn uitgelaten. (Harrebomee, I, 375a.)

*151 Du Kalb Mosis.

So viel wie Kalb oder dummes Kalb. Ich habe aber nirgend etwas darüber finden können, wie Moses zu einem Kalbe kommt; wahrscheinlich ist das goldene seines Bruders Aaron gemeint, das Moses zerschlug. Denn von jener Zeit an bis auf den heutigen Tag machen die Hohenpriester Kälber, die das dumme Volk so lange anbeten muss, bis irgendein Moses kommt und sie zertritt. In Pommern: Kalf Mose, soviel wie quaklich, kindisch.

*152 Du sollst ein halb Kalb halb bekommen, weniger ein Viertel.

Scherzhaft für nichts.

*153 Ehe dann das kalb sein auge leckt. - Franck, II, 54a; Tappius, 53b.

Von dem, was sehr rasch geschieht.

Lat.: Citius quam asparagi coquuntur. (Erasm., 298; Philippi, I, 83; Tappius, 53b.)

*154 Ein Kalb machen.

"Wir machen aus unsern geistigen Schätzen immer eher das goldene Kalb als die Bundeslade." (W. Menzel, Streckverse, S. 66.)

*155 Einem ein Kalb aufbinden.

Einem einfältigen Menschen etwas glauben machen.

Lat.: Frena vitulis. (Bovill, I, 8.)

*156 En Kalw anbinnen. (Holst.) - Schütze. II, 216.

Sich erbrechen.

*157 Er betet das goldene Kalb an.

Holl.: Het gouden kalf is het eenig voorwerp zijner godsdienst. (Harrebomee, I, 375a.)

*158 Er hat das Kalb eher als die Kuh. - Altmann V, 119; Reinsberg IV, 24.

Das Kind eher als die Frau. Die Tataren: Das Ei ist da, aber die Henne fehlt noch. (Reinsberg VII, 22.)

[Spaltenumbruch] 116 Wer das Kalb getragen, wird bald auch einen Ochsen tragen.Eiselein, 358.

Dies Sprichwort hat seinen Ursprung von dem Krotonienser Milo, der dadurch zu der Kraft gelangt war, einen ausgewachsenen Stier zu tragen, dass er ein Kalb von dessen Geburt an täglich ein paar Stunden getragen hatte.

Lat.: Taurum tollet, qui vitulum sustulerit. (Philippi, II, 212; Seybold, 596; Faselius, 252; Schulblatt, 479; Binder II, 3288; Lang, 149.)

117 Wer das Kalb nicht geben will, dem kostet's oft die Kuh.

„Vergesst des Kalbs, sonst kost's die Kuh.“ (Weller, Lieder des Dreissigjährigen Kriegs, 7.)

118 Wer das Kalb schlachtet, dem wird kein Stier daraus.Altmann VI, 509.

Frz.: Qui ne nourrit le petit n'aura pas le grand. (Leroux, II, 304.)

119 Wer das Kalb trägt, dem wird man bald die Kuh aufladen.

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120 Wer das Kalb verkauft, bringt sich um eine Kuh.Altmann VI, 406.

121 Wer ein Kalb gewent zu tragen, der kans auch noch halten, wenns zum Stier wird.Lehmann, 319, 74.

122 Wer mit einem Kalbe ausgeht, kommt mit einem Ochsen wieder.Reinsberg IV, 40.

Böhm.: Vyjel teletem, volem se vrátil. (Čelakovsky, 209.)

Poln.: Pojechal cielęciem, wołem się wrócił. (Čelakovsky, 209.)

123 Wer 's Kalb verkauft von der Kuh, gibt's a Paar Schuh, wer's aufzieht, gibt's 'n Ochs oder Kuh. (Oberes Kinzigthal in Kurhessen.)

Lat.: Qui vitulum tollit, taurum subduxerit idem. (Gaal, 1458.)

124 Wer seine Kälber bratet, dem hüpfen sie nicht auf dem Felde herum.

125 Wo das Kalb ertrank, da war Wasser.Petri, II, 799.

126 Wo man die Kälber schlachtet, hüpfen keine auf dem Felde (im Hofe) herum.

127 Zuvor ein Kalb, jetzt ein Ochs.Lehmann, II, 903, 32; Simrock, 5377.

*128 A hot's Kolb goar ees Oge geschlon.Robinson, 591.

*129 Als die Kälber auf dem Eiss tantzen.Henisch, 816, 19.

*130 Aus Kälbern wollen Jagdhunde machen.

„Es ist lächerlich, wenn man auss Kelbern Hund zum jagen will machen.“ (Lehmann, 24, 2.)

*131 Da wird wol ein gemästet Kalb geschlachtet werden.

D. h. grosse Freude sein. (Vgl. Luc. 15, 23.)

Holl.: Dan wordt het gemeste kalf geslagt. (Harrebomée, I, 375a.)

*132 Das fette Kalb schlachten.

Eine Gasterei anstellen.

Frz.: Tuer le veau gras. (Starschedel, 366.)

*133 Das goldene Kalb anbeten.

Frz.: Plier (fléchir) les genoux devant le veau d'or. (Lendroy, 1222.)

*134 Das Kalb auslassen (austreiben).Willkomm, Der deutsche Bauer, S. 59.

Ausgelassen lustig sein; weil die Kälber mancherlei lustige Sprünge machen. Also entweder sich selbst auf die Weide treiben oder wol zutreffender das Kalb als Narr oder Teufel, im Menschen steckend gedacht. (Grimm, V, 52d.) In der Verkehrten Welt von dem unerwarteten Entstehen eines grossen Unglücks aus einem kleinen: „Sag an, Sechskreuzer, wer bist du, geht dir das Kalb auch (trächtig) mit der Kuh?“ „Es wer dir besser kunste, wir theten bald darzue, eh's kalb ging mit der Kueh.“ (Mone, Anzeiger, VIII, 149 u. 192.) „Sie hatten das kalb ausgetrieben, dass ihr ist keiner nüchtern blieben.“ (Grobianus, 107a.)

Frz.: Faire le fou ou folâtrer, se livrer à la oie. (Starschedel, 381.) – Il a joué tous ses jeux. (Kritzinger, 401a.) – S'abandonner, se livrer à la joie. (Starschedel, 413.)

*135 Das Kalb gereht nach der Kuh.Mathesy, 92a.

Lat.: Sequitur matrem sua proles. (Seybold, 552.)

136 Das Kalb in der Kuh ist nicht sicher.

Von Schiller in der Kapuzinerpredigt (Wallenstein's Lager.) angewandt.


[Spaltenumbruch]

*137 Das Kalb in die Augen schlagen.Grimmelshausen, Vogelnest, I; Mathesy, 80 u. 381b; Eiselein, 358; Braun, I, 1722.

In Westfalen: Dat Kalw int Auge sloaen. Jemand dadurch erzürnen, dass man ihm etwas Unangenehmes geradezu ins Gesicht sagt, ihn auf die empfindlichste Weise beleidigt oder auch Streit anfängt. In Pommern: Ick hebb dat Kalw in't Oge slagen. (Dähnert, 215a.) Um die Frage zu beantworten: Wer hat den Streit begonnen? wer ist der Störenfried? erschien im Jahre 1629 eine Streitschrift unter dem Titel: „Wer hat das Kalb ins Aug' geschlagen d. i. ob die Augsburgischen Confessionsverwandten Prediger oder die Jesuiten den Religionsfrieden vmbstürzen.“

Frz.: L'attaquer par son faible, par l'endroit le plus sensible. – Offenser quelqu'un sensiblement (vivement). (Starschedel, 413.)

*138 Das Kalb ist bis auf ein Ohr abgezogen.

Die Sache ist nahezu beendigt.

*139 Das Kalb ist ertrunken, der Spiess in der Asche.

Es ist alles verloren und an keine Rettung zu denken.

*140 Das Kalb lehrt die Kuh kalben.Petri, II, 66; Simrock, 12349a.

*141 Das Kalb mit der Kuh ausschlagen.

„Vnd felt jm zu ein widermut, den jm ein narr auff reden thut, so henckt er sich dann selbs darzu vnd schlecht das kalb auss mit der ku.“ (Murner Nb., 80, in Kloster, IV, 840.)

*142 Das Kalb mit der Kuh strafen.

„Damit man reizt Gotts Rach herzu zu strafen das Kalb mit der Kuh.“ (Fischart, Kinderzucht.)

*143 Das Kalb steckt noch in ihr.

*144 Das Kalb verkaufen (verzehren), ehe es geboren ist.

Engl.: To eat the calf in the cow's belly. (Bohn II, 157.)

It.: Come la gallina di montecuccoli. – Mangiar la ricolta in erba. (Bohn II, 157.)

*145 Das kann ein Kalb mit Einem Auge sehen.

Holl.: Een kalf met één oog kan dat gemakkelijk zien. (Harrebomée, I, 375a.)

*146 Das kann ein Kalb von drei Tagen merken (begreifen).

Holl.: Dat kan een kalf wel merken. (Harrebomée, I, 375a.)

*147 Das könnte ein einäugig Kalb merken.

„Das es ein falscher Brief und so tölpisch und plump nach gemacht sey, das es ein einäugig Kalb merken sollt.“ (Fischart, Bk., 138b.)

*148 Dat Kalw in 't Og steken (oder slân). (Mecklenburg.) – Schiller, II, 5.

*149 Die Kälber laufen weg.Frischbier2, 1860.

Wenn jemand den Hosenlatz zuzuknöpfen vergessen hat.

*150 Die Kälber sind losgelassen.

Holl.: De kalveren zijn uitgelaten. (Harrebomée, I, 375a.)

*151 Du Kalb Mosis.

So viel wie Kalb oder dummes Kalb. Ich habe aber nirgend etwas darüber finden können, wie Moses zu einem Kalbe kommt; wahrscheinlich ist das goldene seines Bruders Aaron gemeint, das Moses zerschlug. Denn von jener Zeit an bis auf den heutigen Tag machen die Hohenpriester Kälber, die das dumme Volk so lange anbeten muss, bis irgendein Moses kommt und sie zertritt. In Pommern: Kalf Mose, soviel wie quaklich, kindisch.

*152 Du sollst ein halb Kalb halb bekommen, weniger ein Viertel.

Scherzhaft für nichts.

*153 Ehe dann das kalb sein auge leckt.Franck, II, 54a; Tappius, 53b.

Von dem, was sehr rasch geschieht.

Lat.: Citius quam asparagi coquuntur. (Erasm., 298; Philippi, I, 83; Tappius, 53b.)

*154 Ein Kalb machen.

„Wir machen aus unsern geistigen Schätzen immer eher das goldene Kalb als die Bundeslade.“ (W. Menzel, Streckverse, S. 66.)

*155 Einem ein Kalb aufbinden.

Einem einfältigen Menschen etwas glauben machen.

Lat.: Frena vitulis. (Bovill, I, 8.)

*156 En Kalw anbinnen. (Holst.) – Schütze. II, 216.

Sich erbrechen.

*157 Er betet das goldene Kalb an.

Holl.: Het gouden kalf is het eenig voorwerp zijner godsdienst. (Harrebomée, I, 375a.)

*158 Er hat das Kalb eher als die Kuh.Altmann V, 119; Reinsberg IV, 24.

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[[553]/0559] 116 Wer das Kalb getragen, wird bald auch einen Ochsen tragen. – Eiselein, 358. Dies Sprichwort hat seinen Ursprung von dem Krotonienser Milo, der dadurch zu der Kraft gelangt war, einen ausgewachsenen Stier zu tragen, dass er ein Kalb von dessen Geburt an täglich ein paar Stunden getragen hatte. Lat.: Taurum tollet, qui vitulum sustulerit. (Philippi, II, 212; Seybold, 596; Faselius, 252; Schulblatt, 479; Binder II, 3288; Lang, 149.) 117 Wer das Kalb nicht geben will, dem kostet's oft die Kuh. „Vergesst des Kalbs, sonst kost's die Kuh.“ (Weller, Lieder des Dreissigjährigen Kriegs, 7.) 118 Wer das Kalb schlachtet, dem wird kein Stier daraus. – Altmann VI, 509. Frz.: Qui ne nourrit le petit n'aura pas le grand. (Leroux, II, 304.) 119 Wer das Kalb trägt, dem wird man bald die Kuh aufladen. It.: Se ti lasci metter in spalla il vitello, quindi a poco ti metteranno la vacca. (Bohn I, 126.) 120 Wer das Kalb verkauft, bringt sich um eine Kuh. – Altmann VI, 406. 121 Wer ein Kalb gewent zu tragen, der kans auch noch halten, wenns zum Stier wird. – Lehmann, 319, 74. 122 Wer mit einem Kalbe ausgeht, kommt mit einem Ochsen wieder. – Reinsberg IV, 40. Böhm.: Vyjel teletem, volem se vrátil. (Čelakovsky, 209.) Poln.: Pojechal cielęciem, wołem się wrócił. (Čelakovsky, 209.) 123 Wer 's Kalb verkauft von der Kuh, gibt's a Paar Schuh, wer's aufzieht, gibt's 'n Ochs oder Kuh. (Oberes Kinzigthal in Kurhessen.) Lat.: Qui vitulum tollit, taurum subduxerit idem. (Gaal, 1458.) 124 Wer seine Kälber bratet, dem hüpfen sie nicht auf dem Felde herum. 125 Wo das Kalb ertrank, da war Wasser. – Petri, II, 799. 126 Wo man die Kälber schlachtet, hüpfen keine auf dem Felde (im Hofe) herum. 127 Zuvor ein Kalb, jetzt ein Ochs. – Lehmann, II, 903, 32; Simrock, 5377. *128 A hot's Kolb goar ees Oge geschlon. – Robinson, 591. *129 Als die Kälber auf dem Eiss tantzen. – Henisch, 816, 19. *130 Aus Kälbern wollen Jagdhunde machen. „Es ist lächerlich, wenn man auss Kelbern Hund zum jagen will machen.“ (Lehmann, 24, 2.) *131 Da wird wol ein gemästet Kalb geschlachtet werden. D. h. grosse Freude sein. (Vgl. Luc. 15, 23.) Holl.: Dan wordt het gemeste kalf geslagt. (Harrebomée, I, 375a.) *132 Das fette Kalb schlachten. Eine Gasterei anstellen. Frz.: Tuer le veau gras. (Starschedel, 366.) *133 Das goldene Kalb anbeten. Frz.: Plier (fléchir) les genoux devant le veau d'or. (Lendroy, 1222.) *134 Das Kalb auslassen (austreiben). – Willkomm, Der deutsche Bauer, S. 59. Ausgelassen lustig sein; weil die Kälber mancherlei lustige Sprünge machen. Also entweder sich selbst auf die Weide treiben oder wol zutreffender das Kalb als Narr oder Teufel, im Menschen steckend gedacht. (Grimm, V, 52d.) In der Verkehrten Welt von dem unerwarteten Entstehen eines grossen Unglücks aus einem kleinen: „Sag an, Sechskreuzer, wer bist du, geht dir das Kalb auch (trächtig) mit der Kuh?“ „Es wer dir besser kunste, wir theten bald darzue, eh's kalb ging mit der Kueh.“ (Mone, Anzeiger, VIII, 149 u. 192.) „Sie hatten das kalb ausgetrieben, dass ihr ist keiner nüchtern blieben.“ (Grobianus, 107a.) Frz.: Faire le fou ou folâtrer, se livrer à la oie. (Starschedel, 381.) – Il a joué tous ses jeux. (Kritzinger, 401a.) – S'abandonner, se livrer à la joie. (Starschedel, 413.) *135 Das Kalb gereht nach der Kuh. – Mathesy, 92a. Lat.: Sequitur matrem sua proles. (Seybold, 552.) 136 Das Kalb in der Kuh ist nicht sicher. Von Schiller in der Kapuzinerpredigt (Wallenstein's Lager.) angewandt. *137 Das Kalb in die Augen schlagen. – Grimmelshausen, Vogelnest, I; Mathesy, 80 u. 381b; Eiselein, 358; Braun, I, 1722. In Westfalen: Dat Kalw int Auge sloaen. Jemand dadurch erzürnen, dass man ihm etwas Unangenehmes geradezu ins Gesicht sagt, ihn auf die empfindlichste Weise beleidigt oder auch Streit anfängt. In Pommern: Ick hebb dat Kalw in't Oge slagen. (Dähnert, 215a.) Um die Frage zu beantworten: Wer hat den Streit begonnen? wer ist der Störenfried? erschien im Jahre 1629 eine Streitschrift unter dem Titel: „Wer hat das Kalb ins Aug' geschlagen d. i. ob die Augsburgischen Confessionsverwandten Prediger oder die Jesuiten den Religionsfrieden vmbstürzen.“ Frz.: L'attaquer par son faible, par l'endroit le plus sensible. – Offenser quelqu'un sensiblement (vivement). (Starschedel, 413.) *138 Das Kalb ist bis auf ein Ohr abgezogen. Die Sache ist nahezu beendigt. *139 Das Kalb ist ertrunken, der Spiess in der Asche. Es ist alles verloren und an keine Rettung zu denken. *140 Das Kalb lehrt die Kuh kalben. – Petri, II, 66; Simrock, 12349a. *141 Das Kalb mit der Kuh ausschlagen. „Vnd felt jm zu ein widermut, den jm ein narr auff reden thut, so henckt er sich dann selbs darzu vnd schlecht das kalb auss mit der ku.“ (Murner Nb., 80, in Kloster, IV, 840.) *142 Das Kalb mit der Kuh strafen. „Damit man reizt Gotts Rach herzu zu strafen das Kalb mit der Kuh.“ (Fischart, Kinderzucht.) *143 Das Kalb steckt noch in ihr. *144 Das Kalb verkaufen (verzehren), ehe es geboren ist. Engl.: To eat the calf in the cow's belly. (Bohn II, 157.) It.: Come la gallina di montecuccoli. – Mangiar la ricolta in erba. (Bohn II, 157.) *145 Das kann ein Kalb mit Einem Auge sehen. Holl.: Een kalf met één oog kan dat gemakkelijk zien. (Harrebomée, I, 375a.) *146 Das kann ein Kalb von drei Tagen merken (begreifen). Holl.: Dat kan een kalf wel merken. (Harrebomée, I, 375a.) *147 Das könnte ein einäugig Kalb merken. „Das es ein falscher Brief und so tölpisch und plump nach gemacht sey, das es ein einäugig Kalb merken sollt.“ (Fischart, Bk., 138b.) *148 Dat Kalw in 't Og steken (oder slân). (Mecklenburg.) – Schiller, II, 5. *149 Die Kälber laufen weg. – Frischbier2, 1860. Wenn jemand den Hosenlatz zuzuknöpfen vergessen hat. *150 Die Kälber sind losgelassen. Holl.: De kalveren zijn uitgelaten. (Harrebomée, I, 375a.) *151 Du Kalb Mosis. So viel wie Kalb oder dummes Kalb. Ich habe aber nirgend etwas darüber finden können, wie Moses zu einem Kalbe kommt; wahrscheinlich ist das goldene seines Bruders Aaron gemeint, das Moses zerschlug. Denn von jener Zeit an bis auf den heutigen Tag machen die Hohenpriester Kälber, die das dumme Volk so lange anbeten muss, bis irgendein Moses kommt und sie zertritt. In Pommern: Kalf Mose, soviel wie quaklich, kindisch. *152 Du sollst ein halb Kalb halb bekommen, weniger ein Viertel. Scherzhaft für nichts. *153 Ehe dann das kalb sein auge leckt. – Franck, II, 54a; Tappius, 53b. Von dem, was sehr rasch geschieht. Lat.: Citius quam asparagi coquuntur. (Erasm., 298; Philippi, I, 83; Tappius, 53b.) *154 Ein Kalb machen. „Wir machen aus unsern geistigen Schätzen immer eher das goldene Kalb als die Bundeslade.“ (W. Menzel, Streckverse, S. 66.) *155 Einem ein Kalb aufbinden. Einem einfältigen Menschen etwas glauben machen. Lat.: Frena vitulis. (Bovill, I, 8.) *156 En Kalw anbinnen. (Holst.) – Schütze. II, 216. Sich erbrechen. *157 Er betet das goldene Kalb an. Holl.: Het gouden kalf is het eenig voorwerp zijner godsdienst. (Harrebomée, I, 375a.) *158 Er hat das Kalb eher als die Kuh. – Altmann V, 119; Reinsberg IV, 24. Das Kind eher als die Frau. Die Tataren: Das Ei ist da, aber die Henne fehlt noch. (Reinsberg VII, 22.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [553]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/559>, abgerufen am 24.11.2024.