Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] brechen, nichts zu beissen, können doch grosse ..." (Vgl. Cadettencorps in Berlin vou Corvin in den Hausblättern, Stuttgart 1857, Hft. 1.) Die Redensart ist aber (s. Kaldaunenfresser) offenbar von allgemeinerm Gebrauch und bezieht sich zunächst auf arme Studirende. Nach Danneil (94a) werden auch die Gymnasiasten in Salzwedel Kaldaunensluker genannt. (Vgl. auch Grimm, V, 62.)


Kalefatern.

* Er wird das wohl kalefatern.

Gut in Stand setzen.


Kalenden.

* Einen auf die griechischen Kalenden verweisen.

Diese Redensart hat darin ihren Grund, dass die Griechen keine Kalenden hatten. Die Kalendes bezeichneten die ersten Tage jedes Monats. Die Lateiner theilten die Tage der Monate in Kalenden, Nonen und Iden (Calendae, Nonae und Idus). Die Griechen rechneten nach Neumonden und bezahlten nach Umlauf der Monden die Zinsen. Wenn man daher von jemand sagen will, er werde nie bezahlen, so sagt man, er werde an den griechischen Kalenden zahlen. Wir sagen im Deutschen: Einen auf den Nimmermehrstag verweisen.


Kalender.

1 Alle Kalender betriegen. - Herberger, I, 93.

2 Dai den Koalenner maket, dä iätet ok Brot. (Iserlohn.) - Woeste, 71, 144.

3 De Kalender schröfft on de lewe Gott göfft. - Frischbier2, 1868.

*4 Der alte Kalender vergleicht sich nicht mit dem neuen. - Parömiakon, 266.

Sie sind stets nicht nur einige Tage auseinander, der Unterschied wird auch je länger, je grösser. So alte und neue Zeit, das Jugendleben und das Alter u. s. w.

5 Ich wünschte du wärest ein Kalender, sagte der Doctor, als seine Frau seufzte: Wenn man nur auch ein Buch wäre, da sie ihren Mann immer über den Büchern liegen sah.

6 Im Kalender steht ein Name wie der andere.

7 Kalender maket de Lüe, det Wedder de leiwe Hergod. - Schambach, II, 261.

8 Kein Kalender setzt lauter Feiertage (oder Sonnenschein).

*9 Calender für Coriander kauffen. - Mathesy, 282a. Eins fürs andere: Opia pro apia, quid pro quo.

*10 Einem den Kalender lesen.

Ihm Unangenehmes sagen, Widerwärtigkeiten bereiten, wol gar den Tod. - "Da lass er (der Geier) jnen den Kalender, das jre keine wider kam, jn alle sampt das leben nam." (Waldis, I, 79, 14.)

*11 Einen in den Kalender thun. - Jer. Gotthelf, Bauernspiegel, 72.

Ihn dem Gespött preisgeben.

*12 Er hat den Kalender des Pater Leo, es steht die ganze Woche Sonntag darin. - Klosterspiegel, 72. 15.

*13 Er hat einen (ewigen) Kalender (in, an seinem Körper). - Mayer, I, 181; Körte, 3266.

Bezieht sich auf die beständig wechselnden Empfindungen in einem kranken Gliede, in grössern Wunden oder Amputationsflächen, welche sich selbst dann, wenn der Mensch übrigens vollkommen gesund ist, zeigen, sowie sich bedeutende Veränderungen im Wetter zutragen. Die Russen: Die Jungen haben den Kalender im Herzen, die Alten im Kopfe. (Altmann, VI, 448.)

Frz.: Son corps est un Almanac. (Körte, 3266; Kritzinger, 22b.)

*14 Er hat einen Kalender, in dem kein trübes Wetter steht. - Parömiakon, 1520.

Es geht ihm immer glücklich.

*15 Er hat nichts als alte Kalender aufgetragen.

*16 Er macht Kalender. - Frischbier, 368; Frischbier2, 1867; Hennig, 114.

Von solchen, die meist in trüber Stimmung für die Zukunft sorgen, weil es die Kalendermacher, wenigstens nach dem Glauben des Volks, das von ihnen die Witterungsangabe erwartet, auch mit Berechnung künftiger Verhältnisse und Zustände zu thun haben. Auch von solchen, die in sich selbst versunken, in tiefen, oder was oft dasselbe ist, ohne Gedanken sind. Auch gleichbedeutend mit Grillen fangen.

Frz.: Faire (composer) des almanacs. (Leroux, II, 84; Kritzinger, 22b.)

*17 Er macht Kalender für das abgelaufene Jahr. - Eiselein, 359; Simrock, 1433; Braun, I, 1731; Wurzbach II, 219.

Nachdem es vorbei ist, weiss er, wie er es hätte machen sollen, prophezeit Geschehenes, tischt altes abgedroschenes Zeug auf.

Engl.: He makes Almanacs for the last year. (Eiselein, 359.)

[Spaltenumbruch] *18 Er will den Kalender verbessern.

Klügere Leute tadeln und zurechtweisen.

*19 Etwas auf den Kalender setzen.

Ursprünglich eine parlamentarische Redensart im Congress zu Washington, um zu sagen, dass irgendein Antrag nicht den Vorzug vor andern geniessen, sondern nach der Zeitfolge seiner Einbringung erledigt werden solle. Im Volksgebrauch hat sie die Bedeutung der Vertagung, des Aufschiebens des bezüglichen Gegenstandes.

*20 Ich will seinen Kalender nicht.

Ich will auf seinen Rath nicht merken, mich nicht danach richten.

Frz.: Je ne prendrai pas de vos almanachs. (Kritzinger, 22b; Starschedel, 14.)

*21 In den Kalender kommen.

Zur Unterhaltung, als Beispiel, als Anekdote in den Volksmund, Volkskalender. "Da würden die Leute erst recht zu reden haben und wir kämen das andere Jahr in den Kalender." (Jer. Gotthelf, II, 373.)

*22 In meinem Kalender steht nichts davon.

Davon weiss ich nichts oder will ich nichts wissen.

Frz.: Cela n'est pas dans mon almanach. (Starschedel, 413.)

*23 In seinem Kalender ist die güldene Zahl gross. - Parömiakon, 2056.

Er ist sehr reich.

*24 In seinem Kalender ist immer Quatember. - Parömiakon, 2979.

Hat immer Fasttag, lebt in grosser Dürftigkeit.

*25 In seinem Kalender ist nichts als Vollmond. - Parömiakon, 1281.

Er lebt herrlich und in Freuden. Oder: In seinem Kalender ist Vollmond gewesen, wenn er sich durch Wohlleben zu Grunde gerichtet hat.

*26 In seinem Kalender ist nur Ein Fasttag. - Parömiakon, 87.

Aber er dauert das ganze Jahr. Sein Tisch ist stets sehr kärglich besetzt.

*27 Sein Kalender setzt nichts als Fasttage. - Parömiakon, 2672.

*28 Sein Kalender setzt nichts als Finsterniss. - Parömiakon, 1796.

Z. B. von einem mürrischen Ehemanne, überhaupt von allen Sauersüchtigen, dann aber auch von denen, die nur mit Widerwärtigkeiten zu kämpfen haben.


Kalendermachen.

* 'S Kalendermache nüd erdenkt ha. - Tobler, 93.

Das Schiesspulver nicht erfunden haben.


Kalendermacher.

1 Der Kalendermacher macht den Kalender und unser Herrgott das Wetter. - Simrock, 1432; Körte, 3267; Braun, I, 1730; Reinsberg VIII, 5.

Wie und was kommen wird, sagt ein afrikanisches Sprichwort, kann selbst ein Vogel mit einem langen Halse nicht sehen, sondern nur Gott. (Reinsberg VI, 5.)

*2 Er ist ein Kalendermacher.

Grillenfänger. In Toscana hat man, um auszudrücken: lasst die Leute thun und reden, wenn sie weder sich noch euch schaden, die Redensart: Lasst die Kalendermacher kalendern. (Reinsberg IV, 84.)

Frz.: C'est un faiseur des almanacs. (Kritzinger, 22b.)


Kalendern.

*1 Er kalendert an einem Gliede.

Es zeigt ihm die Witterungsveränderungen an.

*2 Er kalendert die ganze Woche.

*3 Sie kalendert. - Frischbier2, 1869.

Scherzweise von Frauen, welche im Kalender blättern, indem man meint, sie sehen nach, wann das durch sie herbeizuführende wichtige Familienereigniss voraussichtlich eintreffen werde.


Kalenderwitz.

* Er reisst Kalenderwitze.

Bezieht sich auf die geistlosen Anekdoten, Spässe und Witze, welche früher, als mau einen guten Volkskalender noch nicht zu bearbeiten wusste, den Kalendern beigefügt wurden.


Kalesche.

Man fährt nicht mit Kaleschen in den Himmel.

Lat.: Non est e terris mollis ad astra via.


Kalfakter.

* Den Kalfakter machen.

Allerhand kleine, namentlich niedrige Geschäfte besorgen, sich wol auch dazu drängen, auch wol als Aushorcher, Spion dienen. (Vgl. Grimm, V, 64.)


Kalfaktern.

* Sie hat heute viel zu kalfaktern.


Kaliber.

*1 Dat's nig vun min Kaliber. (Holst.) - Schütze, II, 214.

Diese Art Menschen liebe ich nicht, mit solchen Leuten habe ich nicht gern Umgang.

[Spaltenumbruch] brechen, nichts zu beissen, können doch grosse ...“ (Vgl. Cadettencorps in Berlin vou Corvin in den Hausblättern, Stuttgart 1857, Hft. 1.) Die Redensart ist aber (s. Kaldaunenfresser) offenbar von allgemeinerm Gebrauch und bezieht sich zunächst auf arme Studirende. Nach Danneil (94a) werden auch die Gymnasiasten in Salzwedel Kaldûnensluker genannt. (Vgl. auch Grimm, V, 62.)


Kalefatern.

* Er wird das wohl kalefatern.

Gut in Stand setzen.


Kalenden.

* Einen auf die griechischen Kalenden verweisen.

Diese Redensart hat darin ihren Grund, dass die Griechen keine Kalenden hatten. Die Kalendes bezeichneten die ersten Tage jedes Monats. Die Lateiner theilten die Tage der Monate in Kalenden, Nonen und Iden (Calendae, Nonae und Idus). Die Griechen rechneten nach Neumonden und bezahlten nach Umlauf der Monden die Zinsen. Wenn man daher von jemand sagen will, er werde nie bezahlen, so sagt man, er werde an den griechischen Kalenden zahlen. Wir sagen im Deutschen: Einen auf den Nimmermehrstag verweisen.


Kalender.

1 Alle Kalender betriegen.Herberger, I, 93.

2 Dai den Koalenner maket, dä iätet ok Brot. (Iserlohn.) – Woeste, 71, 144.

3 De Kalender schröfft on de lewe Gott göfft.Frischbier2, 1868.

*4 Der alte Kalender vergleicht sich nicht mit dem neuen.Parömiakon, 266.

Sie sind stets nicht nur einige Tage auseinander, der Unterschied wird auch je länger, je grösser. So alte und neue Zeit, das Jugendleben und das Alter u. s. w.

5 Ich wünschte du wärest ein Kalender, sagte der Doctor, als seine Frau seufzte: Wenn man nur auch ein Buch wäre, da sie ihren Mann immer über den Büchern liegen sah.

6 Im Kalender steht ein Name wie der andere.

7 Kalender mâket de Lüe, det Wedder de leiwe Hergod.Schambach, II, 261.

8 Kein Kalender setzt lauter Feiertage (oder Sonnenschein).

*9 Calender für Coriander kauffen.Mathesy, 282a. Eins fürs andere: Opia pro apia, quid pro quo.

*10 Einem den Kalender lesen.

Ihm Unangenehmes sagen, Widerwärtigkeiten bereiten, wol gar den Tod. – „Da lass er (der Geier) jnen den Kalender, das jre keine wider kam, jn alle sampt das leben nam.“ (Waldis, I, 79, 14.)

*11 Einen in den Kalender thun.Jer. Gotthelf, Bauernspiegel, 72.

Ihn dem Gespött preisgeben.

*12 Er hat den Kalender des Pater Leo, es steht die ganze Woche Sonntag darin.Klosterspiegel, 72. 15.

*13 Er hat einen (ewigen) Kalender (in, an seinem Körper).Mayer, I, 181; Körte, 3266.

Bezieht sich auf die beständig wechselnden Empfindungen in einem kranken Gliede, in grössern Wunden oder Amputationsflächen, welche sich selbst dann, wenn der Mensch übrigens vollkommen gesund ist, zeigen, sowie sich bedeutende Veränderungen im Wetter zutragen. Die Russen: Die Jungen haben den Kalender im Herzen, die Alten im Kopfe. (Altmann, VI, 448.)

Frz.: Son corps est un Almanac. (Körte, 3266; Kritzinger, 22b.)

*14 Er hat einen Kalender, in dem kein trübes Wetter steht.Parömiakon, 1520.

Es geht ihm immer glücklich.

*15 Er hat nichts als alte Kalender aufgetragen.

*16 Er macht Kalender.Frischbier, 368; Frischbier2, 1867; Hennig, 114.

Von solchen, die meist in trüber Stimmung für die Zukunft sorgen, weil es die Kalendermacher, wenigstens nach dem Glauben des Volks, das von ihnen die Witterungsangabe erwartet, auch mit Berechnung künftiger Verhältnisse und Zustände zu thun haben. Auch von solchen, die in sich selbst versunken, in tiefen, oder was oft dasselbe ist, ohne Gedanken sind. Auch gleichbedeutend mit Grillen fangen.

Frz.: Faire (composer) des almanacs. (Leroux, II, 84; Kritzinger, 22b.)

*17 Er macht Kalender für das abgelaufene Jahr.Eiselein, 359; Simrock, 1433; Braun, I, 1731; Wurzbach II, 219.

Nachdem es vorbei ist, weiss er, wie er es hätte machen sollen, prophezeit Geschehenes, tischt altes abgedroschenes Zeug auf.

Engl.: He makes Almanacs for the last year. (Eiselein, 359.)

[Spaltenumbruch] *18 Er will den Kalender verbessern.

Klügere Leute tadeln und zurechtweisen.

*19 Etwas auf den Kalender setzen.

Ursprünglich eine parlamentarische Redensart im Congress zu Washington, um zu sagen, dass irgendein Antrag nicht den Vorzug vor andern geniessen, sondern nach der Zeitfolge seiner Einbringung erledigt werden solle. Im Volksgebrauch hat sie die Bedeutung der Vertagung, des Aufschiebens des bezüglichen Gegenstandes.

*20 Ich will seinen Kalender nicht.

Ich will auf seinen Rath nicht merken, mich nicht danach richten.

Frz.: Je ne prendrai pas de vos almanachs. (Kritzinger, 22b; Starschedel, 14.)

*21 In den Kalender kommen.

Zur Unterhaltung, als Beispiel, als Anekdote in den Volksmund, Volkskalender. „Da würden die Leute erst recht zu reden haben und wir kämen das andere Jahr in den Kalender.“ (Jer. Gotthelf, II, 373.)

*22 In meinem Kalender steht nichts davon.

Davon weiss ich nichts oder will ich nichts wissen.

Frz.: Cela n'est pas dans mon almanach. (Starschedel, 413.)

*23 In seinem Kalender ist die güldene Zahl gross.Parömiakon, 2056.

Er ist sehr reich.

*24 In seinem Kalender ist immer Quatember.Parömiakon, 2979.

Hat immer Fasttag, lebt in grosser Dürftigkeit.

*25 In seinem Kalender ist nichts als Vollmond.Parömiakon, 1281.

Er lebt herrlich und in Freuden. Oder: In seinem Kalender ist Vollmond gewesen, wenn er sich durch Wohlleben zu Grunde gerichtet hat.

*26 In seinem Kalender ist nur Ein Fasttag.Parömiakon, 87.

Aber er dauert das ganze Jahr. Sein Tisch ist stets sehr kärglich besetzt.

*27 Sein Kalender setzt nichts als Fasttage.Parömiakon, 2672.

*28 Sein Kalender setzt nichts als Finsterniss.Parömiakon, 1796.

Z. B. von einem mürrischen Ehemanne, überhaupt von allen Sauersüchtigen, dann aber auch von denen, die nur mit Widerwärtigkeiten zu kämpfen haben.


Kalendermachen.

* 'S Kalendermache nüd erdenkt ha.Tobler, 93.

Das Schiesspulver nicht erfunden haben.


Kalendermacher.

1 Der Kalendermacher macht den Kalender und unser Herrgott das Wetter.Simrock, 1432; Körte, 3267; Braun, I, 1730; Reinsberg VIII, 5.

Wie und was kommen wird, sagt ein afrikanisches Sprichwort, kann selbst ein Vogel mit einem langen Halse nicht sehen, sondern nur Gott. (Reinsberg VI, 5.)

*2 Er ist ein Kalendermacher.

Grillenfänger. In Toscana hat man, um auszudrücken: lasst die Leute thun und reden, wenn sie weder sich noch euch schaden, die Redensart: Lasst die Kalendermacher kalendern. (Reinsberg IV, 84.)

Frz.: C'est un faiseur des almanacs. (Kritzinger, 22b.)


Kalendern.

*1 Er kalendert an einem Gliede.

Es zeigt ihm die Witterungsveränderungen an.

*2 Er kalendert die ganze Woche.

*3 Sie kalendert.Frischbier2, 1869.

Scherzweise von Frauen, welche im Kalender blättern, indem man meint, sie sehen nach, wann das durch sie herbeizuführende wichtige Familienereigniss voraussichtlich eintreffen werde.


Kalenderwitz.

* Er reisst Kalenderwitze.

Bezieht sich auf die geistlosen Anekdoten, Spässe und Witze, welche früher, als mau einen guten Volkskalender noch nicht zu bearbeiten wusste, den Kalendern beigefügt wurden.


Kalesche.

Man fährt nicht mit Kaleschen in den Himmel.

Lat.: Non est e terris mollis ad astra via.


Kalfakter.

* Den Kalfakter machen.

Allerhand kleine, namentlich niedrige Geschäfte besorgen, sich wol auch dazu drängen, auch wol als Aushorcher, Spion dienen. (Vgl. Grimm, V, 64.)


Kalfaktern.

* Sie hat heute viel zu kalfaktern.


Kaliber.

*1 Dat's nig vun min Kaliber. (Holst.) – Schütze, II, 214.

Diese Art Menschen liebe ich nicht, mit solchen Leuten habe ich nicht gern Umgang.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"><pb facs="#f0563" n="[557]"/><cb n="1113"/>
brechen, nichts zu beissen, können doch grosse ...&#x201C; (Vgl. <hi rendition="#i">Cadettencorps in Berlin vou Corvin in den Hausblättern, Stuttgart 1857, Hft. 1.</hi>) Die Redensart ist aber (s.  Kaldaunenfresser) offenbar von allgemeinerm Gebrauch und bezieht sich zunächst auf arme Studirende. Nach <hi rendition="#i">Danneil</hi> (94<hi rendition="#sup">a</hi>) werden auch die Gymnasiasten in Salzwedel Kaldûnensluker genannt. (Vgl. auch <hi rendition="#i">Grimm, V, 62.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Kalefatern.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Er wird das wohl kalefatern.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Gut in Stand setzen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Kalenden.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Einen auf die griechischen Kalenden verweisen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Diese Redensart hat darin ihren Grund, dass die Griechen keine Kalenden hatten. Die Kalendes bezeichneten die ersten Tage jedes Monats. Die Lateiner theilten die Tage der Monate in Kalenden, Nonen und Iden (Calendae, Nonae und Idus). Die Griechen rechneten nach Neumonden und bezahlten nach Umlauf der Monden die Zinsen. Wenn man daher von jemand sagen will, er werde nie bezahlen, so sagt man, er werde an den griechischen Kalenden zahlen. Wir sagen im Deutschen: Einen auf den Nimmermehrstag verweisen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Kalender.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Alle Kalender betriegen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Herberger, I, 93.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Dai den Koalenner maket, dä iätet ok Brot.</hi> (<hi rendition="#i">Iserlohn.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Woeste, 71, 144.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 De Kalender schröfft on de lewe Gott göfft.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 1868.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*4 Der alte Kalender vergleicht sich nicht mit dem neuen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 266.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Sie sind stets nicht nur einige Tage auseinander, der Unterschied wird auch je länger, je grösser. So alte und neue Zeit, das Jugendleben und das Alter u. s. w.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Ich wünschte du wärest ein Kalender, sagte der Doctor, als seine Frau seufzte: Wenn man nur auch ein Buch wäre, da sie ihren Mann immer über den Büchern liegen sah.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Im Kalender steht ein Name wie der andere.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Kalender mâket de Lüe, det Wedder de leiwe Hergod.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schambach, II, 261.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">8 Kein Kalender setzt lauter Feiertage (oder Sonnenschein).</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*9 Calender für Coriander kauffen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Mathesy, 282<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi> Eins fürs andere: Opia pro apia, quid pro quo.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*10 Einem den Kalender lesen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Ihm Unangenehmes sagen, Widerwärtigkeiten bereiten, wol gar den Tod. &#x2013; &#x201E;Da lass er (der Geier) jnen den Kalender, das jre keine wider kam, jn alle sampt das leben nam.&#x201C; (<hi rendition="#i">Waldis, I, 79, 14.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*11 Einen in den Kalender thun.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Jer. Gotthelf, Bauernspiegel, 72.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ihn dem Gespött preisgeben.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*12 Er hat den Kalender des Pater Leo, es steht die ganze Woche Sonntag darin.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Klosterspiegel, 72. 15.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*13 Er hat einen (ewigen) Kalender (in, an seinem Körper).</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Mayer, I, 181; Körte, 3266.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Bezieht sich auf die beständig wechselnden Empfindungen in einem kranken Gliede, in grössern Wunden oder Amputationsflächen, welche sich selbst dann, wenn der Mensch übrigens vollkommen gesund ist, zeigen, sowie sich bedeutende Veränderungen im Wetter zutragen. Die Russen: Die Jungen haben den Kalender im Herzen, die Alten im Kopfe. (<hi rendition="#i">Altmann, VI, 448.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Son corps est un Almanac. (<hi rendition="#i">Körte, 3266; Kritzinger, 22<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*14 Er hat einen Kalender, in dem kein trübes Wetter steht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 1520.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Es geht ihm immer glücklich.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*15 Er hat nichts als alte Kalender aufgetragen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*16 Er macht Kalender.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier, 368; Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 1867; Hennig, 114.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Von solchen, die meist in trüber Stimmung für die Zukunft sorgen, weil es die Kalendermacher, wenigstens nach dem Glauben des Volks, das von ihnen die Witterungsangabe erwartet, auch mit Berechnung künftiger Verhältnisse und Zustände zu thun haben. Auch von solchen, die in sich selbst versunken, in tiefen, oder was oft dasselbe ist, ohne Gedanken sind. Auch gleichbedeutend mit Grillen fangen.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Faire (composer) des almanacs. (<hi rendition="#i">Leroux, II, 84; Kritzinger, 22<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*17 Er macht Kalender für das abgelaufene Jahr.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 359; Simrock, 1433; Braun, I, 1731; Wurzbach II, 219.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Nachdem es vorbei ist, weiss er, wie er es hätte machen sollen, prophezeit Geschehenes, tischt altes abgedroschenes Zeug auf.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: He makes Almanacs for the last year. (<hi rendition="#i">Eiselein, 359.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><cb n="1114"/>
*18 Er will den Kalender verbessern.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Klügere Leute tadeln und zurechtweisen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*19 Etwas auf den Kalender setzen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Ursprünglich eine parlamentarische Redensart im Congress zu Washington, um zu sagen, dass irgendein Antrag nicht den Vorzug vor andern geniessen, sondern nach der Zeitfolge seiner Einbringung erledigt werden solle. Im Volksgebrauch hat sie die Bedeutung der Vertagung, des Aufschiebens des bezüglichen Gegenstandes.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*20 Ich will seinen Kalender nicht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Ich will auf seinen Rath nicht merken, mich nicht danach richten.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Je ne prendrai pas de vos almanachs. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 22<hi rendition="#sup">b</hi>; Starschedel, 14.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*21 In den Kalender kommen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Zur Unterhaltung, als Beispiel, als Anekdote in den Volksmund, Volkskalender. &#x201E;Da würden die Leute erst recht zu reden haben und wir kämen das andere Jahr in den Kalender.&#x201C; (<hi rendition="#i">Jer. Gotthelf, II, 373.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*22 In meinem Kalender steht nichts davon.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Davon weiss ich nichts oder will ich nichts wissen.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Cela n'est pas dans mon almanach. (<hi rendition="#i">Starschedel, 413.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*23 In seinem Kalender ist die güldene Zahl gross.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 2056.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Er ist sehr reich.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*24 In seinem Kalender ist immer Quatember.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 2979.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Hat immer Fasttag, lebt in grosser Dürftigkeit.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*25 In seinem Kalender ist nichts als Vollmond.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 1281.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Er lebt herrlich und in Freuden. Oder: In seinem Kalender ist Vollmond gewesen, wenn er sich durch Wohlleben zu Grunde gerichtet hat.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*26 In seinem Kalender ist nur Ein Fasttag.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 87.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Aber er dauert das ganze Jahr. Sein Tisch ist stets sehr kärglich besetzt.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*27 Sein Kalender setzt nichts als Fasttage.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 2672.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*28 Sein Kalender setzt nichts als Finsterniss.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 1796.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Z. B. von einem mürrischen Ehemanne, überhaupt von allen Sauersüchtigen, dann aber auch von denen, die nur mit Widerwärtigkeiten zu kämpfen haben.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Kalendermachen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* 'S Kalendermache nüd erdenkt ha.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Tobler, 93.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Das Schiesspulver nicht erfunden haben.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Kalendermacher.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Der Kalendermacher macht den Kalender und unser Herrgott das Wetter.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 1432; Körte, 3267; Braun, I, 1730; Reinsberg VIII, 5.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wie und was kommen wird, sagt ein afrikanisches Sprichwort, kann selbst ein Vogel mit einem langen Halse nicht sehen, sondern nur Gott. (<hi rendition="#i">Reinsberg VI, 5.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*2 Er ist ein Kalendermacher.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Grillenfänger. In Toscana hat man, um auszudrücken: lasst die Leute thun und reden, wenn sie weder sich noch euch schaden, die Redensart: Lasst die Kalendermacher kalendern. (<hi rendition="#i">Reinsberg IV, 84.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: C'est un faiseur des almanacs. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 22<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Kalendern.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*1 Er kalendert an einem Gliede.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Es zeigt ihm die Witterungsveränderungen an.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*2 Er kalendert die ganze Woche.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 Sie kalendert.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 1869.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Scherzweise von Frauen, welche im Kalender blättern, indem man meint, sie sehen nach, wann das durch sie herbeizuführende wichtige Familienereigniss voraussichtlich eintreffen werde.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Kalenderwitz.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Er reisst Kalenderwitze.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Bezieht sich auf die geistlosen Anekdoten, Spässe und Witze, welche früher, als mau einen guten Volkskalender noch nicht zu bearbeiten wusste, den Kalendern beigefügt wurden.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Kalesche.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Man fährt nicht mit Kaleschen in den Himmel.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Non est e terris mollis ad astra via.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Kalfakter.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Den Kalfakter machen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Allerhand kleine, namentlich niedrige Geschäfte besorgen, sich wol auch dazu drängen, auch wol als Aushorcher, Spion dienen. (Vgl. <hi rendition="#i">Grimm, V, 64.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Kalfaktern.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Sie hat heute viel zu kalfaktern.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Kaliber.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*1 Dat's nig vun min Kaliber.</hi> (<hi rendition="#i">Holst.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schütze, II, 214.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Diese Art Menschen liebe ich nicht, mit solchen Leuten habe ich nicht gern Umgang.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[557]/0563] brechen, nichts zu beissen, können doch grosse ...“ (Vgl. Cadettencorps in Berlin vou Corvin in den Hausblättern, Stuttgart 1857, Hft. 1.) Die Redensart ist aber (s. Kaldaunenfresser) offenbar von allgemeinerm Gebrauch und bezieht sich zunächst auf arme Studirende. Nach Danneil (94a) werden auch die Gymnasiasten in Salzwedel Kaldûnensluker genannt. (Vgl. auch Grimm, V, 62.) Kalefatern. * Er wird das wohl kalefatern. Gut in Stand setzen. Kalenden. * Einen auf die griechischen Kalenden verweisen. Diese Redensart hat darin ihren Grund, dass die Griechen keine Kalenden hatten. Die Kalendes bezeichneten die ersten Tage jedes Monats. Die Lateiner theilten die Tage der Monate in Kalenden, Nonen und Iden (Calendae, Nonae und Idus). Die Griechen rechneten nach Neumonden und bezahlten nach Umlauf der Monden die Zinsen. Wenn man daher von jemand sagen will, er werde nie bezahlen, so sagt man, er werde an den griechischen Kalenden zahlen. Wir sagen im Deutschen: Einen auf den Nimmermehrstag verweisen. Kalender. 1 Alle Kalender betriegen. – Herberger, I, 93. 2 Dai den Koalenner maket, dä iätet ok Brot. (Iserlohn.) – Woeste, 71, 144. 3 De Kalender schröfft on de lewe Gott göfft. – Frischbier2, 1868. *4 Der alte Kalender vergleicht sich nicht mit dem neuen. – Parömiakon, 266. Sie sind stets nicht nur einige Tage auseinander, der Unterschied wird auch je länger, je grösser. So alte und neue Zeit, das Jugendleben und das Alter u. s. w. 5 Ich wünschte du wärest ein Kalender, sagte der Doctor, als seine Frau seufzte: Wenn man nur auch ein Buch wäre, da sie ihren Mann immer über den Büchern liegen sah. 6 Im Kalender steht ein Name wie der andere. 7 Kalender mâket de Lüe, det Wedder de leiwe Hergod. – Schambach, II, 261. 8 Kein Kalender setzt lauter Feiertage (oder Sonnenschein). *9 Calender für Coriander kauffen. – Mathesy, 282a. Eins fürs andere: Opia pro apia, quid pro quo. *10 Einem den Kalender lesen. Ihm Unangenehmes sagen, Widerwärtigkeiten bereiten, wol gar den Tod. – „Da lass er (der Geier) jnen den Kalender, das jre keine wider kam, jn alle sampt das leben nam.“ (Waldis, I, 79, 14.) *11 Einen in den Kalender thun. – Jer. Gotthelf, Bauernspiegel, 72. Ihn dem Gespött preisgeben. *12 Er hat den Kalender des Pater Leo, es steht die ganze Woche Sonntag darin. – Klosterspiegel, 72. 15. *13 Er hat einen (ewigen) Kalender (in, an seinem Körper). – Mayer, I, 181; Körte, 3266. Bezieht sich auf die beständig wechselnden Empfindungen in einem kranken Gliede, in grössern Wunden oder Amputationsflächen, welche sich selbst dann, wenn der Mensch übrigens vollkommen gesund ist, zeigen, sowie sich bedeutende Veränderungen im Wetter zutragen. Die Russen: Die Jungen haben den Kalender im Herzen, die Alten im Kopfe. (Altmann, VI, 448.) Frz.: Son corps est un Almanac. (Körte, 3266; Kritzinger, 22b.) *14 Er hat einen Kalender, in dem kein trübes Wetter steht. – Parömiakon, 1520. Es geht ihm immer glücklich. *15 Er hat nichts als alte Kalender aufgetragen. *16 Er macht Kalender. – Frischbier, 368; Frischbier2, 1867; Hennig, 114. Von solchen, die meist in trüber Stimmung für die Zukunft sorgen, weil es die Kalendermacher, wenigstens nach dem Glauben des Volks, das von ihnen die Witterungsangabe erwartet, auch mit Berechnung künftiger Verhältnisse und Zustände zu thun haben. Auch von solchen, die in sich selbst versunken, in tiefen, oder was oft dasselbe ist, ohne Gedanken sind. Auch gleichbedeutend mit Grillen fangen. Frz.: Faire (composer) des almanacs. (Leroux, II, 84; Kritzinger, 22b.) *17 Er macht Kalender für das abgelaufene Jahr. – Eiselein, 359; Simrock, 1433; Braun, I, 1731; Wurzbach II, 219. Nachdem es vorbei ist, weiss er, wie er es hätte machen sollen, prophezeit Geschehenes, tischt altes abgedroschenes Zeug auf. Engl.: He makes Almanacs for the last year. (Eiselein, 359.) *18 Er will den Kalender verbessern. Klügere Leute tadeln und zurechtweisen. *19 Etwas auf den Kalender setzen. Ursprünglich eine parlamentarische Redensart im Congress zu Washington, um zu sagen, dass irgendein Antrag nicht den Vorzug vor andern geniessen, sondern nach der Zeitfolge seiner Einbringung erledigt werden solle. Im Volksgebrauch hat sie die Bedeutung der Vertagung, des Aufschiebens des bezüglichen Gegenstandes. *20 Ich will seinen Kalender nicht. Ich will auf seinen Rath nicht merken, mich nicht danach richten. Frz.: Je ne prendrai pas de vos almanachs. (Kritzinger, 22b; Starschedel, 14.) *21 In den Kalender kommen. Zur Unterhaltung, als Beispiel, als Anekdote in den Volksmund, Volkskalender. „Da würden die Leute erst recht zu reden haben und wir kämen das andere Jahr in den Kalender.“ (Jer. Gotthelf, II, 373.) *22 In meinem Kalender steht nichts davon. Davon weiss ich nichts oder will ich nichts wissen. Frz.: Cela n'est pas dans mon almanach. (Starschedel, 413.) *23 In seinem Kalender ist die güldene Zahl gross. – Parömiakon, 2056. Er ist sehr reich. *24 In seinem Kalender ist immer Quatember. – Parömiakon, 2979. Hat immer Fasttag, lebt in grosser Dürftigkeit. *25 In seinem Kalender ist nichts als Vollmond. – Parömiakon, 1281. Er lebt herrlich und in Freuden. Oder: In seinem Kalender ist Vollmond gewesen, wenn er sich durch Wohlleben zu Grunde gerichtet hat. *26 In seinem Kalender ist nur Ein Fasttag. – Parömiakon, 87. Aber er dauert das ganze Jahr. Sein Tisch ist stets sehr kärglich besetzt. *27 Sein Kalender setzt nichts als Fasttage. – Parömiakon, 2672. *28 Sein Kalender setzt nichts als Finsterniss. – Parömiakon, 1796. Z. B. von einem mürrischen Ehemanne, überhaupt von allen Sauersüchtigen, dann aber auch von denen, die nur mit Widerwärtigkeiten zu kämpfen haben. Kalendermachen. * 'S Kalendermache nüd erdenkt ha. – Tobler, 93. Das Schiesspulver nicht erfunden haben. Kalendermacher. 1 Der Kalendermacher macht den Kalender und unser Herrgott das Wetter. – Simrock, 1432; Körte, 3267; Braun, I, 1730; Reinsberg VIII, 5. Wie und was kommen wird, sagt ein afrikanisches Sprichwort, kann selbst ein Vogel mit einem langen Halse nicht sehen, sondern nur Gott. (Reinsberg VI, 5.) *2 Er ist ein Kalendermacher. Grillenfänger. In Toscana hat man, um auszudrücken: lasst die Leute thun und reden, wenn sie weder sich noch euch schaden, die Redensart: Lasst die Kalendermacher kalendern. (Reinsberg IV, 84.) Frz.: C'est un faiseur des almanacs. (Kritzinger, 22b.) Kalendern. *1 Er kalendert an einem Gliede. Es zeigt ihm die Witterungsveränderungen an. *2 Er kalendert die ganze Woche. *3 Sie kalendert. – Frischbier2, 1869. Scherzweise von Frauen, welche im Kalender blättern, indem man meint, sie sehen nach, wann das durch sie herbeizuführende wichtige Familienereigniss voraussichtlich eintreffen werde. Kalenderwitz. * Er reisst Kalenderwitze. Bezieht sich auf die geistlosen Anekdoten, Spässe und Witze, welche früher, als mau einen guten Volkskalender noch nicht zu bearbeiten wusste, den Kalendern beigefügt wurden. Kalesche. Man fährt nicht mit Kaleschen in den Himmel. Lat.: Non est e terris mollis ad astra via. Kalfakter. * Den Kalfakter machen. Allerhand kleine, namentlich niedrige Geschäfte besorgen, sich wol auch dazu drängen, auch wol als Aushorcher, Spion dienen. (Vgl. Grimm, V, 64.) Kalfaktern. * Sie hat heute viel zu kalfaktern. Kaliber. *1 Dat's nig vun min Kaliber. (Holst.) – Schütze, II, 214. Diese Art Menschen liebe ich nicht, mit solchen Leuten habe ich nicht gern Umgang.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:54:47Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:54:47Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/563
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [557]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/563>, abgerufen am 24.11.2024.