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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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[Spaltenumbruch] kalt, warm blasen auss einem mundt." (Waldis, II, 11, 60.) - Zu verschiedenen Personen oder Zeiten für und gegen ein und dieselbe Sache sprechen. Doppelzüngler, Zweiächsler.

Frz.: Cet homme souffle le chaud et le froid. (Lendroy, 347.) - Il souffle le chaud et le froid.

Lat.: Aliud stans, aliud sedens loquitur. (Faselius, 9; Fischer, 9, 43; Philippi, I, 21.) - Calidum et frigidum ex uno ore efflare. (Seybold, 62.)

*34 Kalt und warm blasen. - Luther's Ms., 11.

*35 Kalt wie eine Hundsnase. (Rottenburg.)

*36 Man hat ihn kalt gelegt.

Ermordet.

*37 'S ies kalt, die Wülffe möchten hoilen. - Robinson, 140; Gomolcke, 988.

*38 'S eies kalt, ma möchte Pummerantzen sch ... - Robinson, 141; Gomolcke, 987.

*39 So kald as en Fuarsk. - Frommann, V, 60, 85.

Frz.: Plus froid que marbre. (Leroux, I, 52.) - Souffler le froid et le chaud. (Leroux, I, 184; Bohn I, 57.)

Holl.: Niets kouder dan arme lieden haard. (Harrebomee, I, 270.)

*40 So kald asse Eis. (Grafschaft Mark.) - Frommann, V, 60, 85.

*41 So kold as'n Pogge. - Eichwald, 1526.

Frz.: Plus froid que la salamandre. (Leroux, I, 131.)


Kalte (der).

Der Kalte weiss die Warmen zu regieren.


Kälte.

1 De erste Külle doit an'n weisten. - Schambach. II, 42.

Die erste Kälte thut am wehesten, weil man noch nicht daran gewöhnt ist.

Holl.: De eerste en de laatste koude moet men mijden als de pest. (Harrebomee, I, 443b.)

2 Der Kälte wegen will der Faule nicht pflügen, so muss er in der Ernte betteln und nichts kriegen. - Spr. Sal. 20, 4; Schulze, 81; Zaupser, 118.

3 Die erste kälte thut vnsanft. - Petri, II, 127.

Die Araber behaupten zwar: Kälte im Frühjahr vermehrt die Rosen; allein ihre Kälte wird nicht sehr empfindlich sein. Die Sarden dagegen behaupten schon: Kälte im Frühjahr macht den Esel zittern. (Reinsberg VIII, 20.)

4 Die Kälte trifft jeden, wie er angezogen ist.

5 Gegen Kälte kann man sich leichter schützen als gegen Hitze.

Die Russen: Wider Kälte hilft ein haariger Pelz, wider Wärme selbst nicht die glatte Haut. (Altmann VI, 416.)

6 Ich kann Kälte und Hitze ertragen, sagte der Lakai, wenn ich nur hinter dem warmen Ofen sitzen kann.

7 Kalle kümmet mit Dreck un allen. (Waldeck.) - Curtze, 315, 30.

8 Kält' und Kohl vertragen sich wohl.

9 Kält' und Nachtfröst' schädlich sind, gut hingegen sein die Wind'. - Reinsberg VIII, 130.

10 Kälte vertreibt das Ungeziefer.

Eine kalte Küche z. B. die Schmarotzer.

Böhm.: Kde neni chlad, tam ovad. (Celakovsky, 187.)

11 Wat god is för de Küll, is ok god för de Hitt. (Mecklenburg.)

Aus diesem Grunde schlafen die ärmern Leute Winter und Sommer unter demselben Deckbett, vielleicht auch, weil sie nicht zwei besitzen oder nicht Zeit haben, sich für verschiedene Jahreszeiten besonders einzurichten.

It.: Quel che ripara il freddo, ripara il caldo. (Bohn I, 523.)

12 Wenn Kälte in der ersten Adventwoche kam, so hält sie zehn volle Wochen an. (Brandenburg.) - Boebel, 65.

13 Wenn sich die Kält' im Winter lindet, alsbald man Schnee empfindet.

14 Wenn vor Kälte krachen die Steine, so kommen die Kürschner auf die Beine.

Frz.: Blanches gelees est de pluie messagiere. (Leroux, I, 66.)

15 Wo die Kälte nichts will erhalten, da soll die Wärm jr statt verwalten. - Fischart, Ehez., in Kloster, X, 422.

Die Kälte tödtet, sie erzeugt nichts. Von der Kälte, sagt man auf Malta, und dem Winde kommen die Krankheiten, von der Sonne und dem Regen werden die Früchte. (Reinsberg VIII, 51.)

*16 Eene finnige Külde. - Eichwald, 1142.

*17 In solcher Kälte jagt man keinen Hund hinaus.

[Spaltenumbruch] *18 Jeder fühlt die Kälte, nach dem er Kleider anhat.

Frz.: Chacun sent le froid selon qu'il est vetu. (Kritzinger, 335.)


Kaltes.

*1 Ihr gat (gebt) mer weder 's Kale noch's Woarme. - Gomolcke, 642.

*2 Kaltes und Warmes aus Einem Munde blasen.

Aehnlich einem griechischen Brunnen, der bei einem Göttertempel gewesen sein soll und von dem man erzählt, er habe am Tage kaltes und des Nachts warmes Wasser gegeben.

*3 Kaltes vnd Warmes daran setzen. - Ayrer, II, 1228.


Kaltschale.

1 Kalschale un Wost is 'ne reie Kost. - Schambach, II, 276.

Kaltschale und Wurst ist ein Gericht, das bald fertig ist, und daher bei den Frauenm, die zum Kochen zu träge sind, sehr beliebt. (S. Schale.)

*2 Doar hebb'n wei de Kollschal (auch: Konnschal). (Mecklenburg.)

Soviel wie: Da haben wir die Geschichte.


Kalvinisch.

Kaltwinisch (kalter Wein) und Schweinfeldisch (Schweinefleisch, Schinken) sind gern beieinander.

Wortspiel mit kalvinisch und schwenkfeldisch.


Kamasche.

* Einem die Kamaschen anmessen (anpassen).

Auch straff anziehen, d. h. ihn ernstlich zur strengen Ordnung bringen.


Kamel.

1 Auch ein räudig Kamel kann vieler Esel Bürde tragen, sagte der Abt. - Klosterspiegel, 9, 12.

2 Da das Kamel Hörner begerte, verlor es auch seine Ohren. - Petri, II, 54.

3 Das Kamel geht nicht leer vom Brunnen.

Es säuft sich satt und füllt den Wassermagen für eine durstige Zukunft.

4 Das Kamel ging um Hörner zu suchen aus und kam ohne Ohren nach Haus.

Von dem, der nach fremdem Gute strebt und darüber das Seine verliert. Aus einer Fabel, nach welcher die Kamele durch einen Redner (Abgesandten) Hörner von Jupiter verlangten, der aber, durch das thörichte Verlangen erzürnt, ihnen die Ohren abschnitt.

5 Das Kamel hat einen grossen Magen und ein kleines Herz.

Dän.: Camelet har en stor lunge, og des mindre hierte. (Prov. dan., 99.)

6 Das Kamel ist ein schönes Thier, sagte der Buckelige.

Aehnlich russisch Altmann VI, 507.

7 Das Kamel legt sich an der Stelle nieder, wo ein anderes sich niedergelegt hat. - Burckhardt, 184.

Wenn ein Beamter stirbt und jemand nimmt unmittelbar seinen Platz ein. Von den Karavanen entlehnt, welche gewöhnlich an bestimmten Plätzen u. s. w., die schon von ihrer Umgebung ausgezeichnet sind, zu ruhen pflegen.

8 Das Kamel rührt erst das Wasser auf, ehe es trinkt. - Parömiakon, 2549.

Von unredlichen Sachwaltern.

Holl.: De kemel drinkt liefst als het water geroerd is. (Harrebomee, I, 392a.)

9 Das Kamel schüttelt sich, wenn man ihm zu viel aufladet.

Holl.: Het pak moet naar den kemel zijn, of het draagt lastig. (Harrebomee, I, 392a.)

10 Das Kamel schüttelt umsonst an seinem Höcker.

11 Ein Camel, ob es schon ein gross Thier ist, so läst es jhm doch nicht mehr auffladen, als es kan tragen. - Lehmann, 85, 72.

Jeder muss wissen, wie viel er auf sich nehmen kann oder wie weit er gehen darf. Die Araber geben den Rath: Wenn du eines deiner Kamele überladen musst, so nimm nicht das fromme, sondern das störrische.

12 Ein Kamel verbrennt sich die Zunge nicht, wenn es auch Nesseln frisst.

13 Ein reudiges Camel tregt vieler Esel bürd. - Gruter, I, 27; Petri, II, 220; Körte, 3270.

Von denen, die sich so vor andern auszeichnen, dass sie sogar als Greise oder Kranke besser sind als andere im gesunden Zustande.

Lat.: Camelus vel scabiosus quam pluriumasinorum gestat onera. (Seybold, 63.)

[Spaltenumbruch] kalt, warm blasen auss einem mundt.“ (Waldis, II, 11, 60.) – Zu verschiedenen Personen oder Zeiten für und gegen ein und dieselbe Sache sprechen. Doppelzüngler, Zweiächsler.

Frz.: Cet homme souffle le chaud et le froid. (Lendroy, 347.) – Il souffle le chaud et le froid.

Lat.: Aliud stans, aliud sedens loquitur. (Faselius, 9; Fischer, 9, 43; Philippi, I, 21.) – Calidum et frigidum ex uno ore efflare. (Seybold, 62.)

*34 Kalt und warm blasen.Luther's Ms., 11.

*35 Kalt wie eine Hundsnase. (Rottenburg.)

*36 Man hat ihn kalt gelegt.

Ermordet.

*37 'S ies kâlt, die Wülffe möchten hoilen.Robinson, 140; Gomolcke, 988.

*38 'S îes kâlt, ma möchte Pummerantzen sch ...Robinson, 141; Gomolcke, 987.

*39 So kald as en Fuarsk.Frommann, V, 60, 85.

Frz.: Plus froid que marbre. (Leroux, I, 52.) – Souffler le froid et le chaud. (Leroux, I, 184; Bohn I, 57.)

Holl.: Niets kouder dan arme lieden haard. (Harrebomée, I, 270.)

*40 So kald asse Eis. (Grafschaft Mark.) – Frommann, V, 60, 85.

*41 So kold as'n Pogge.Eichwald, 1526.

Frz.: Plus froid que la salamandre. (Leroux, I, 131.)


Kalte (der).

Der Kalte weiss die Warmen zu regieren.


Kälte.

1 De erste Külle doit an'n weisten.Schambach. II, 42.

Die erste Kälte thut am wehesten, weil man noch nicht daran gewöhnt ist.

Holl.: De eerste en de laatste koude moet men mijden als de pest. (Harrebomée, I, 443b.)

2 Der Kälte wegen will der Faule nicht pflügen, so muss er in der Ernte betteln und nichts kriegen.Spr. Sal. 20, 4; Schulze, 81; Zaupser, 118.

3 Die erste kälte thut vnsanft.Petri, II, 127.

Die Araber behaupten zwar: Kälte im Frühjahr vermehrt die Rosen; allein ihre Kälte wird nicht sehr empfindlich sein. Die Sarden dagegen behaupten schon: Kälte im Frühjahr macht den Esel zittern. (Reinsberg VIII, 20.)

4 Die Kälte trifft jeden, wie er angezogen ist.

5 Gegen Kälte kann man sich leichter schützen als gegen Hitze.

Die Russen: Wider Kälte hilft ein haariger Pelz, wider Wärme selbst nicht die glatte Haut. (Altmann VI, 416.)

6 Ich kann Kälte und Hitze ertragen, sagte der Lakai, wenn ich nur hinter dem warmen Ofen sitzen kann.

7 Kalle kümmet mit Dreck un allen. (Waldeck.) – Curtze, 315, 30.

8 Kält' und Kohl vertragen sich wohl.

9 Kält' und Nachtfröst' schädlich sind, gut hingegen sein die Wind'.Reinsberg VIII, 130.

10 Kälte vertreibt das Ungeziefer.

Eine kalte Küche z. B. die Schmarotzer.

Böhm.: Kde není chlad, tam ovad. (Čelakovsky, 187.)

11 Wat gôd is för de Küll, is ôk gôd för de Hitt. (Mecklenburg.)

Aus diesem Grunde schlafen die ärmern Leute Winter und Sommer unter demselben Deckbett, vielleicht auch, weil sie nicht zwei besitzen oder nicht Zeit haben, sich für verschiedene Jahreszeiten besonders einzurichten.

It.: Quel che ripara il freddo, ripara il caldo. (Bohn I, 523.)

12 Wenn Kälte in der ersten Adventwoche kam, so hält sie zehn volle Wochen an. (Brandenburg.) – Boebel, 65.

13 Wenn sich die Kält' im Winter lindet, alsbald man Schnee empfindet.

14 Wenn vor Kälte krachen die Steine, so kommen die Kürschner auf die Beine.

Frz.: Blanches gelées est de pluie messagière. (Leroux, I, 66.)

15 Wo die Kälte nichts will erhalten, da soll die Wärm jr statt verwalten.Fischart, Ehez., in Kloster, X, 422.

Die Kälte tödtet, sie erzeugt nichts. Von der Kälte, sagt man auf Malta, und dem Winde kommen die Krankheiten, von der Sonne und dem Regen werden die Früchte. (Reinsberg VIII, 51.)

*16 Eene finnige Külde.Eichwald, 1142.

*17 In solcher Kälte jagt man keinen Hund hinaus.

[Spaltenumbruch] *18 Jeder fühlt die Kälte, nach dem er Kleider anhat.

Frz.: Chacun sent le froid selon qu'il est vêtu. (Kritzinger, 335.)


Kaltes.

*1 Ihr gat (gebt) mer weder 's Kâle noch's Woarme.Gomolcke, 642.

*2 Kaltes und Warmes aus Einem Munde blasen.

Aehnlich einem griechischen Brunnen, der bei einem Göttertempel gewesen sein soll und von dem man erzählt, er habe am Tage kaltes und des Nachts warmes Wasser gegeben.

*3 Kaltes vnd Warmes daran setzen.Ayrer, II, 1228.


Kaltschale.

1 Kalschâle un Wost is 'ne reie Kost.Schambach, II, 276.

Kaltschale und Wurst ist ein Gericht, das bald fertig ist, und daher bei den Frauenm, die zum Kochen zu träge sind, sehr beliebt. (S. Schale.)

*2 Doar hebb'n wî de Kollschâl (auch: Konnschâl). (Mecklenburg.)

Soviel wie: Da haben wir die Geschichte.


Kalvinisch.

Kaltwinisch (kalter Wein) und Schweinfeldisch (Schweinefleisch, Schinken) sind gern beieinander.

Wortspiel mit kalvinisch und schwenkfeldisch.


Kamasche.

* Einem die Kamaschen anmessen (anpassen).

Auch straff anziehen, d. h. ihn ernstlich zur strengen Ordnung bringen.


Kamel.

1 Auch ein räudig Kamel kann vieler Esel Bürde tragen, sagte der Abt.Klosterspiegel, 9, 12.

2 Da das Kamel Hörner begerte, verlor es auch seine Ohren.Petri, II, 54.

3 Das Kamel geht nicht leer vom Brunnen.

Es säuft sich satt und füllt den Wassermagen für eine durstige Zukunft.

4 Das Kamel ging um Hörner zu suchen aus und kam ohne Ohren nach Haus.

Von dem, der nach fremdem Gute strebt und darüber das Seine verliert. Aus einer Fabel, nach welcher die Kamele durch einen Redner (Abgesandten) Hörner von Jupiter verlangten, der aber, durch das thörichte Verlangen erzürnt, ihnen die Ohren abschnitt.

5 Das Kamel hat einen grossen Magen und ein kleines Herz.

Dän.: Camelet har en stor lunge, og des mindre hierte. (Prov. dan., 99.)

6 Das Kamel ist ein schönes Thier, sagte der Buckelige.

Aehnlich russisch Altmann VI, 507.

7 Das Kamel legt sich an der Stelle nieder, wo ein anderes sich niedergelegt hat.Burckhardt, 184.

Wenn ein Beamter stirbt und jemand nimmt unmittelbar seinen Platz ein. Von den Karavanen entlehnt, welche gewöhnlich an bestimmten Plätzen u. s. w., die schon von ihrer Umgebung ausgezeichnet sind, zu ruhen pflegen.

8 Das Kamel rührt erst das Wasser auf, ehe es trinkt.Parömiakon, 2549.

Von unredlichen Sachwaltern.

Holl.: De kemel drinkt liefst als het water geroerd is. (Harrebomée, I, 392a.)

9 Das Kamel schüttelt sich, wenn man ihm zu viel aufladet.

Holl.: Het pak moet naar den kemel zijn, of het draagt lastig. (Harrebomée, I, 392a.)

10 Das Kamel schüttelt umsonst an seinem Höcker.

11 Ein Camel, ob es schon ein gross Thier ist, so läst es jhm doch nicht mehr auffladen, als es kan tragen.Lehmann, 85, 72.

Jeder muss wissen, wie viel er auf sich nehmen kann oder wie weit er gehen darf. Die Araber geben den Rath: Wenn du eines deiner Kamele überladen musst, so nimm nicht das fromme, sondern das störrische.

12 Ein Kamel verbrennt sich die Zunge nicht, wenn es auch Nesseln frisst.

13 Ein reudiges Camel tregt vieler Esel bürd.Gruter, I, 27; Petri, II, 220; Körte, 3270.

Von denen, die sich so vor andern auszeichnen, dass sie sogar als Greise oder Kranke besser sind als andere im gesunden Zustande.

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[[560]/0566] kalt, warm blasen auss einem mundt.“ (Waldis, II, 11, 60.) – Zu verschiedenen Personen oder Zeiten für und gegen ein und dieselbe Sache sprechen. Doppelzüngler, Zweiächsler. Frz.: Cet homme souffle le chaud et le froid. (Lendroy, 347.) – Il souffle le chaud et le froid. Lat.: Aliud stans, aliud sedens loquitur. (Faselius, 9; Fischer, 9, 43; Philippi, I, 21.) – Calidum et frigidum ex uno ore efflare. (Seybold, 62.) *34 Kalt und warm blasen. – Luther's Ms., 11. *35 Kalt wie eine Hundsnase. (Rottenburg.) *36 Man hat ihn kalt gelegt. Ermordet. *37 'S ies kâlt, die Wülffe möchten hoilen. – Robinson, 140; Gomolcke, 988. *38 'S îes kâlt, ma möchte Pummerantzen sch ... – Robinson, 141; Gomolcke, 987. *39 So kald as en Fuarsk. – Frommann, V, 60, 85. Frz.: Plus froid que marbre. (Leroux, I, 52.) – Souffler le froid et le chaud. (Leroux, I, 184; Bohn I, 57.) Holl.: Niets kouder dan arme lieden haard. (Harrebomée, I, 270.) *40 So kald asse Eis. (Grafschaft Mark.) – Frommann, V, 60, 85. *41 So kold as'n Pogge. – Eichwald, 1526. Frz.: Plus froid que la salamandre. (Leroux, I, 131.) Kalte (der). Der Kalte weiss die Warmen zu regieren. Kälte. 1 De erste Külle doit an'n weisten. – Schambach. II, 42. Die erste Kälte thut am wehesten, weil man noch nicht daran gewöhnt ist. Holl.: De eerste en de laatste koude moet men mijden als de pest. (Harrebomée, I, 443b.) 2 Der Kälte wegen will der Faule nicht pflügen, so muss er in der Ernte betteln und nichts kriegen. – Spr. Sal. 20, 4; Schulze, 81; Zaupser, 118. 3 Die erste kälte thut vnsanft. – Petri, II, 127. Die Araber behaupten zwar: Kälte im Frühjahr vermehrt die Rosen; allein ihre Kälte wird nicht sehr empfindlich sein. Die Sarden dagegen behaupten schon: Kälte im Frühjahr macht den Esel zittern. (Reinsberg VIII, 20.) 4 Die Kälte trifft jeden, wie er angezogen ist. 5 Gegen Kälte kann man sich leichter schützen als gegen Hitze. Die Russen: Wider Kälte hilft ein haariger Pelz, wider Wärme selbst nicht die glatte Haut. (Altmann VI, 416.) 6 Ich kann Kälte und Hitze ertragen, sagte der Lakai, wenn ich nur hinter dem warmen Ofen sitzen kann. 7 Kalle kümmet mit Dreck un allen. (Waldeck.) – Curtze, 315, 30. 8 Kält' und Kohl vertragen sich wohl. 9 Kält' und Nachtfröst' schädlich sind, gut hingegen sein die Wind'. – Reinsberg VIII, 130. 10 Kälte vertreibt das Ungeziefer. Eine kalte Küche z. B. die Schmarotzer. Böhm.: Kde není chlad, tam ovad. (Čelakovsky, 187.) 11 Wat gôd is för de Küll, is ôk gôd för de Hitt. (Mecklenburg.) Aus diesem Grunde schlafen die ärmern Leute Winter und Sommer unter demselben Deckbett, vielleicht auch, weil sie nicht zwei besitzen oder nicht Zeit haben, sich für verschiedene Jahreszeiten besonders einzurichten. It.: Quel che ripara il freddo, ripara il caldo. (Bohn I, 523.) 12 Wenn Kälte in der ersten Adventwoche kam, so hält sie zehn volle Wochen an. (Brandenburg.) – Boebel, 65. 13 Wenn sich die Kält' im Winter lindet, alsbald man Schnee empfindet. 14 Wenn vor Kälte krachen die Steine, so kommen die Kürschner auf die Beine. Frz.: Blanches gelées est de pluie messagière. (Leroux, I, 66.) 15 Wo die Kälte nichts will erhalten, da soll die Wärm jr statt verwalten. – Fischart, Ehez., in Kloster, X, 422. Die Kälte tödtet, sie erzeugt nichts. Von der Kälte, sagt man auf Malta, und dem Winde kommen die Krankheiten, von der Sonne und dem Regen werden die Früchte. (Reinsberg VIII, 51.) *16 Eene finnige Külde. – Eichwald, 1142. *17 In solcher Kälte jagt man keinen Hund hinaus. *18 Jeder fühlt die Kälte, nach dem er Kleider anhat. Frz.: Chacun sent le froid selon qu'il est vêtu. (Kritzinger, 335.) Kaltes. *1 Ihr gat (gebt) mer weder 's Kâle noch's Woarme. – Gomolcke, 642. *2 Kaltes und Warmes aus Einem Munde blasen. Aehnlich einem griechischen Brunnen, der bei einem Göttertempel gewesen sein soll und von dem man erzählt, er habe am Tage kaltes und des Nachts warmes Wasser gegeben. *3 Kaltes vnd Warmes daran setzen. – Ayrer, II, 1228. Kaltschale. 1 Kalschâle un Wost is 'ne reie Kost. – Schambach, II, 276. Kaltschale und Wurst ist ein Gericht, das bald fertig ist, und daher bei den Frauenm, die zum Kochen zu träge sind, sehr beliebt. (S. Schale.) *2 Doar hebb'n wî de Kollschâl (auch: Konnschâl). (Mecklenburg.) Soviel wie: Da haben wir die Geschichte. Kalvinisch. Kaltwinisch (kalter Wein) und Schweinfeldisch (Schweinefleisch, Schinken) sind gern beieinander. Wortspiel mit kalvinisch und schwenkfeldisch. Kamasche. * Einem die Kamaschen anmessen (anpassen). Auch straff anziehen, d. h. ihn ernstlich zur strengen Ordnung bringen. Kamel. 1 Auch ein räudig Kamel kann vieler Esel Bürde tragen, sagte der Abt. – Klosterspiegel, 9, 12. 2 Da das Kamel Hörner begerte, verlor es auch seine Ohren. – Petri, II, 54. 3 Das Kamel geht nicht leer vom Brunnen. Es säuft sich satt und füllt den Wassermagen für eine durstige Zukunft. 4 Das Kamel ging um Hörner zu suchen aus und kam ohne Ohren nach Haus. Von dem, der nach fremdem Gute strebt und darüber das Seine verliert. Aus einer Fabel, nach welcher die Kamele durch einen Redner (Abgesandten) Hörner von Jupiter verlangten, der aber, durch das thörichte Verlangen erzürnt, ihnen die Ohren abschnitt. 5 Das Kamel hat einen grossen Magen und ein kleines Herz. Dän.: Camelet har en stor lunge, og des mindre hierte. (Prov. dan., 99.) 6 Das Kamel ist ein schönes Thier, sagte der Buckelige. Aehnlich russisch Altmann VI, 507. 7 Das Kamel legt sich an der Stelle nieder, wo ein anderes sich niedergelegt hat. – Burckhardt, 184. Wenn ein Beamter stirbt und jemand nimmt unmittelbar seinen Platz ein. Von den Karavanen entlehnt, welche gewöhnlich an bestimmten Plätzen u. s. w., die schon von ihrer Umgebung ausgezeichnet sind, zu ruhen pflegen. 8 Das Kamel rührt erst das Wasser auf, ehe es trinkt. – Parömiakon, 2549. Von unredlichen Sachwaltern. Holl.: De kemel drinkt liefst als het water geroerd is. (Harrebomée, I, 392a.) 9 Das Kamel schüttelt sich, wenn man ihm zu viel aufladet. Holl.: Het pak moet naar den kemel zijn, of het draagt lastig. (Harrebomée, I, 392a.) 10 Das Kamel schüttelt umsonst an seinem Höcker. 11 Ein Camel, ob es schon ein gross Thier ist, so läst es jhm doch nicht mehr auffladen, als es kan tragen. – Lehmann, 85, 72. Jeder muss wissen, wie viel er auf sich nehmen kann oder wie weit er gehen darf. Die Araber geben den Rath: Wenn du eines deiner Kamele überladen musst, so nimm nicht das fromme, sondern das störrische. 12 Ein Kamel verbrennt sich die Zunge nicht, wenn es auch Nesseln frisst. 13 Ein reudiges Camel tregt vieler Esel bürd. – Gruter, I, 27; Petri, II, 220; Körte, 3270. Von denen, die sich so vor andern auszeichnen, dass sie sogar als Greise oder Kranke besser sind als andere im gesunden Zustande. Lat.: Camelus vel scabiosus quam pluriumasinorum gestat onera. (Seybold, 63.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [560]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/566>, abgerufen am 24.11.2024.