Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.[Spaltenumbruch]
Kanone. 1 Die Kanonen sind ultima ratio regum. - Eiselein, 361. 2 Jede Kanone muss einmal abkühlen. - Parömiakon, 1613. 3 Wenn die Kanone spricht, hört man die Flinte nicht. *4 Das ist unter der Kanone. D. h. sehr schlecht. *5 Eine Kanone laden, um eine Maus zu schiessen. - Altmann VI, 516. *6 Kanonen auffahren, um Sperlinge zu schiessen. - Altmann VI, 512; Reinsberg IV, 76. Kanonenfieber. * Er hat das Kanonenfieber. - Körte, 3276a; Braun, I, 1746. Eigentlich die fieberartige Erregung, die einen im Bereich der Kugeln ergreift; aber mehr scherzhaft oder ironisch angewandt, um die Furcht vor dem Schlachtenkampf zu bezeichnen. (Vgl. Grimm, V, 170.) Frz.: Il a fievre de veau, il tremble quand il est sou. (Leroux, I, 152.) Holl.: Hij heeft de kanonkoorts. (Harrebomee, I, 379b.) Kanonenfutter. * Eitel Kanonenfutter. Bezeichnung für Soldaten. Kanonenkugel. Eine Kanonenkugel braucht nicht erst zu rufen: Geh' mir aus dem Wege. Holl.: Een kanonskogel noodzaakt wel eens de ruiterij, om zich buiten schot te houden. (Harrebomee, I, 379b.) Kanonenrausch. * Er hat einen Kanonenrausch. (S. Boden 38.) (Rottenburg.) Kanonenstöpsel. * Es ist ein blosser (wahrer) Kanonenstöpsel. Besonders von einem groben, plumpen Frauenzimmer. Holl.: Hij is eene goede prop voor het kanon. (Harrebomee, I, 379b.) Kanonenvoll. * Er ist kanonenvoll. - Braun, I, 1745. Sehr stark betrunken. Der Ausdruck rührt aus der Periode, wo das Saufen eine Art Ehrensache war. Unter den Trinkgefässen gab es Pokale und Becher in Form von Kanonen. Kanonist. Ein grosser Kanonist ein grosser Esel ist. - Luther, 335. Eben kein Lob für Lehrer des kanonischen Rechts. "Man siehet wol", sagt Luther, "welch kindisch, albern, schlecht Ding das geistliche Recht ist, ob wol viel heiliger, trefflicher Leute darinnen geweset sind, dass auch die Juristen sagen: Purus Canonista est magnus Asinista." (Heuseler, 97, 335.) Es wäre interessant zu erfahren, ob sich Luther über das jetzige protestantische oder auch specifisch lutherisch geistliche Recht günstiger aussprechen würde. Kans. *1 Dat is mein Kans nich. - Stürenburg, 102a. Das ist nicht meine Sache; es ist mir gleichgültig, wie das ausfällt. *2 Ick seh d'r gen Kans up. - Stürenburg, 102a. Ich sehe die Sache schwierig ein. *3 Sin Kans1 wahrnehmen. - Eichwald, 944. 1) Gute Gelegenheit, Glücksfall. (Stürenburg, 102a.) Kante (Cantharus, Kandel, Kanne). * lch muss mich hinfürt mehr an die kante halten. - Tappius, 193b. Ueber Kante in dieser Bedeutung vgl. Grimm, V, 172. Kante (Margo, Ora, Rand, Ecke). 1 Je schärfer die Kanten, je grösser die Funken. 2 'T hang't in d' Kant' as't Hilgenland. - Kern, 38. Mit Bezug auf die schräge Oberfläche des Felseneilands Helgoland. *3 Dat stet so up de Kante. - Dähnert, 217a. Es kann leicht herunterfallen. *4 Einen an die scharfe Kante kriegen. - Frischbier2, 1883. Ihn zur Entscheidung zwingen. *5 Es is mit em up de Kant. - Richey, 108; Schütze, II, 222; Dähnert, 217a. Es geht mit ihm auf die Neige, seine Umstände sind mislich. Lat.: Ad extrema redactus est. *6 Ga an de Kante. - Dähnert, 217a. Geh deine Wege. *7 He will 't up allen Kanten woren. - Dähnert, 217a. Er will es an allen Orten wahrnehmen. [Spaltenumbruch] *8 Sik in de Kante sett'n. - Eichwald, 946. *9 Up de Kant sett'n. (Altmark.) - Danneil, 95. Etwas erübrigen, zurücklegen. Bei Dähnert (217a) heisst es: In de Kant setten = im Winkel verwahren, Geld aufheben. *10 Up städ1 sünd Kanten Mod. (Pommern.) 1) Auf der Stelle, wird nicht blos räumlich, sondern auch als Umstand der Zeit gebraucht. - Jetzt sind Kanten Mode, wobei zu ergänzen: ich verbitte mir also die "Spitzen". *11 Vun'r nauen Kante wes'n. - Eichwald, 945. Kanthaken. *1 Einen beim Kanthaken kriegen. - Hennig, 115; Richey, 109; Danneil, 95; Grimm, V, 175; Frischbier, 369; Frischbier2, 1853; für Holstein: Schütze, II, 223. Nach Adelung einen beim Genick oder bei den Haaren an sich ziehen, ihn packen, greifen, ihn dingfest machen. (Pr. Wörterbuch.) Wenn das Wort in der Redensart nicht verderbt für Kammhacken (vgl. Campe, Wörterbuch.) steht, dann kann es nur im uneigentlichen Sinne gebraucht sein. Unter Kantshaken versteht man zwei eiserne Haken an beiden Enden eines Taues, das in der Mitte ein Oehr hat, in welches der Haken eines andern Taues eingreift, um Lasten zu heben, an deren Kanten jene Hacken fassen. (Stürenburg, 102a.) Der Kanthaken ist ein eiserner Haken, den man an schwere Gefässe anschlägt, die man kanten oder an einer Seite heben will, an der entgegengesetzten Seite damit anzugreifen. Dergleichen Haken, eiserne Klauen, tragen die Ablader am Gurte, die Ballen und Fässer damit umzukanten. Bei Dähnert (217a): Krieg em bi'm Kanthaken = Pack ihn an, halt ihn fest. *2 Etwas heim Kanthaken anfassen (anpacken). "Es hat nicht jeder das Genie und die Energie, so kurz und gut eine Sache beim Kanthaken oder bei allen vier Zipfeln zu erwischen." (Bog. Goltz, Jugendleben, II, 392.) "Et glückede den brawen Manne, dat he't bei'n Kantshaken (Arm) to packen kreig." (Lyra, 51.) Kantholz. Kantholz, säd de Tömmermann un smeet sine Fru ut et Bedd. (Stallupönen.) - Frischbier2, 1884. Kantig. 1 Nüms is kantiger as ein oll Doctor gegen einen jungen, de mihr lihrt hett as de oll. - Mecklenb. Kalender (Rostock 1865). *2 Der ist ihm zu kantig. (Trier.) Zu stark, dreist, pfiffig, zu klug, lässt sich nicht vexiren. (Vgl. Grimm, V, 176.) Kantor. 1 Cantores vnd Sänger, wenn sie vol supen wollen sie jmmer rupen. - Mathesy, 322b. 2 Der Kanter hat de Fuss bedruegen. (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 117a. Bezieht sich auf eine Anekdote oder ein Märchen. 3 Der Kantor hat seine Pause in der Gurgel. - Winckler, XVII, 73. 4 Der Kantor (Vorsänger) hört dahin, wo man am besten nachsingt. Jeder hat es gern, wenn man sich nach ihm richtet. Durch Gehorsam empfiehlt man sich. 5 Der Kantor singt wol mit dem Munde vor, aber er taktirt mit den Händen. Dän.: Som cantor giör tonen med munden, bör han viise pausen med haanden. (Prov. dan., 98.) 6 Ein cantor geb einn guten küchenmeyster. - Franck, II, 66b; Henisch, 583, 13; Lehmann, 121, 20; Simrock, 1434. 7 Kantoren singen dem Herrn und haben viel Durst und trinken gern. Lat.: Cantores amant humores. (Schamelius, 147, 4.) 8 Roll, roll, roll, de Kantor össe Boll, de Kinder sönn de Narre, se gohne mött em blarre. Schildert das ehemalige Circuitsingen zu Weihnacht und Pfingsten im Samlande. Das "Roll, roll" bezieht sich wol auf den "Stern", den die Knaben, namentlich zu Weihnacht, mit sich führten. 9 Was der Kantor mit der Kehle ersungen, wird bald wieder mit der Kehle verschlungen. Span.: Los dineros del sacristan cantando se vienen, y cantando se van. (Cahier, 3699.) 10 Wenn der Kantor fehlet, muss es ein Husten seyn. - Petri, II, 635. Lat.: Haesitantia cantoris tussis. (Henisch, 583, 10; Binder I, 645; II, 1280; Weber, Append. 32.) 11 Wenn ein Cantor fehlet, gibt er dem husten die schuld. - Henisch, 583, 9. [Spaltenumbruch]
Kanone. 1 Die Kanonen sind ultima ratio regum. – Eiselein, 361. 2 Jede Kanone muss einmal abkühlen. – Parömiakon, 1613. 3 Wenn die Kanone spricht, hört man die Flinte nicht. *4 Das ist unter der Kanone. D. h. sehr schlecht. *5 Eine Kanone laden, um eine Maus zu schiessen. – Altmann VI, 516. *6 Kanonen auffahren, um Sperlinge zu schiessen. – Altmann VI, 512; Reinsberg IV, 76. Kanonenfieber. * Er hat das Kanonenfieber. – Körte, 3276a; Braun, I, 1746. Eigentlich die fieberartige Erregung, die einen im Bereich der Kugeln ergreift; aber mehr scherzhaft oder ironisch angewandt, um die Furcht vor dem Schlachtenkampf zu bezeichnen. (Vgl. Grimm, V, 170.) Frz.: Il a fievre de veau, il tremble quand il est sou. (Leroux, I, 152.) Holl.: Hij heeft de kanonkoorts. (Harrebomée, I, 379b.) Kanonenfutter. * Eitel Kanonenfutter. Bezeichnung für Soldaten. Kanonenkugel. Eine Kanonenkugel braucht nicht erst zu rufen: Geh' mir aus dem Wege. Holl.: Een kanonskogel noodzaakt wel eens de ruiterij, om zich buiten schot te houden. (Harrebomée, I, 379b.) Kanonenrausch. * Er hat einen Kanonenrausch. (S. Boden 38.) (Rottenburg.) Kanonenstöpsel. * Es ist ein blosser (wahrer) Kanonenstöpsel. Besonders von einem groben, plumpen Frauenzimmer. Holl.: Hij is eene goede prop voor het kanon. (Harrebomée, I, 379b.) Kanonenvoll. * Er ist kanonenvoll. – Braun, I, 1745. Sehr stark betrunken. Der Ausdruck rührt aus der Periode, wo das Saufen eine Art Ehrensache war. Unter den Trinkgefässen gab es Pokale und Becher in Form von Kanonen. Kanonist. Ein grosser Kanonist ein grosser Esel ist. – Luther, 335. Eben kein Lob für Lehrer des kanonischen Rechts. „Man siehet wol“, sagt Luther, „welch kindisch, albern, schlecht Ding das geistliche Recht ist, ob wol viel heiliger, trefflicher Leute darinnen geweset sind, dass auch die Juristen sagen: Purus Canonista est magnus Asinista.“ (Heuseler, 97, 335.) Es wäre interessant zu erfahren, ob sich Luther über das jetzige protestantische oder auch specifisch lutherisch geistliche Recht günstiger aussprechen würde. Kans. *1 Dat is mîn Kans nich. – Stürenburg, 102a. Das ist nicht meine Sache; es ist mir gleichgültig, wie das ausfällt. *2 Ick seh d'r gên Kans up. – Stürenburg, 102a. Ich sehe die Sache schwierig ein. *3 Sin Kans1 wahrnehmen. – Eichwald, 944. 1) Gute Gelegenheit, Glücksfall. (Stürenburg, 102a.) Kante (Cantharus, Kandel, Kanne). * lch muss mich hinfürt mehr an die kante halten. – Tappius, 193b. Ueber Kante in dieser Bedeutung vgl. Grimm, V, 172. Kante (Margo, Ora, Rand, Ecke). 1 Je schärfer die Kanten, je grösser die Funken. 2 'T hang't in d' Kant' as't Hilgenland. – Kern, 38. Mit Bezug auf die schräge Oberfläche des Felseneilands Helgoland. *3 Dat stêt so up de Kante. – Dähnert, 217a. Es kann leicht herunterfallen. *4 Einen an die scharfe Kante kriegen. – Frischbier2, 1883. Ihn zur Entscheidung zwingen. *5 Es is mit em up de Kant. – Richey, 108; Schütze, II, 222; Dähnert, 217a. Es geht mit ihm auf die Neige, seine Umstände sind mislich. Lat.: Ad extrema redactus est. *6 Gâ an de Kante. – Dähnert, 217a. Geh deine Wege. *7 He will 't up allen Kanten wôren. – Dähnert, 217a. Er will es an allen Orten wahrnehmen. [Spaltenumbruch] *8 Sik in de Kante sett'n. – Eichwald, 946. *9 Up de Kant sett'n. (Altmark.) – Danneil, 95. Etwas erübrigen, zurücklegen. Bei Dähnert (217a) heisst es: In de Kant setten = im Winkel verwahren, Geld aufheben. *10 Up städ1 sünd Kanten Mod. (Pommern.) 1) Auf der Stelle, wird nicht blos räumlich, sondern auch als Umstand der Zeit gebraucht. – Jetzt sind Kanten Mode, wobei zu ergänzen: ich verbitte mir also die „Spitzen“. *11 Vun'r nauen Kante wes'n. – Eichwald, 945. Kanthaken. *1 Einen beim Kanthaken kriegen. – Hennig, 115; Richey, 109; Danneil, 95; Grimm, V, 175; Frischbier, 369; Frischbier2, 1853; für Holstein: Schütze, II, 223. Nach Adelung einen beim Genick oder bei den Haaren an sich ziehen, ihn packen, greifen, ihn dingfest machen. (Pr. Wörterbuch.) Wenn das Wort in der Redensart nicht verderbt für Kammhacken (vgl. Campe, Wörterbuch.) steht, dann kann es nur im uneigentlichen Sinne gebraucht sein. Unter Kantshaken versteht man zwei eiserne Haken an beiden Enden eines Taues, das in der Mitte ein Oehr hat, in welches der Haken eines andern Taues eingreift, um Lasten zu heben, an deren Kanten jene Hacken fassen. (Stürenburg, 102a.) Der Kanthaken ist ein eiserner Haken, den man an schwere Gefässe anschlägt, die man kanten oder an einer Seite heben will, an der entgegengesetzten Seite damit anzugreifen. Dergleichen Haken, eiserne Klauen, tragen die Ablader am Gurte, die Ballen und Fässer damit umzukanten. Bei Dähnert (217a): Krieg em bi'm Kanthaken = Pack ihn an, halt ihn fest. *2 Etwas heim Kanthaken anfassen (anpacken). „Es hat nicht jeder das Genie und die Energie, so kurz und gut eine Sache beim Kanthaken oder bei allen vier Zipfeln zu erwischen.“ (Bog. Goltz, Jugendleben, II, 392.) „Et glückede den brawen Manne, dat he't bî'n Kantshâken (Arm) to packen kreig.“ (Lyra, 51.) Kantholz. Kantholz, säd de Tömmermann un smeet sine Fru ut et Bedd. (Stallupönen.) – Frischbier2, 1884. Kantig. 1 Nüms is kantiger as ein oll Doctor gegen einen jungen, de mihr lihrt hett as de oll. – Mecklenb. Kalender (Rostock 1865). *2 Der ist ihm zu kantig. (Trier.) Zu stark, dreist, pfiffig, zu klug, lässt sich nicht vexiren. (Vgl. Grimm, V, 176.) Kantor. 1 Cantores vnd Sänger, wenn sie vol supen wollen sie jmmer rupen. – Mathesy, 322b. 2 Der Kanter hat de Fuss bedruegen. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 117a. Bezieht sich auf eine Anekdote oder ein Märchen. 3 Der Kantor hat seine Pause in der Gurgel. – Winckler, XVII, 73. 4 Der Kantor (Vorsänger) hört dahin, wo man am besten nachsingt. Jeder hat es gern, wenn man sich nach ihm richtet. Durch Gehorsam empfiehlt man sich. 5 Der Kantor singt wol mit dem Munde vor, aber er taktirt mit den Händen. Dän.: Som cantor giør tonen med munden, bør han viise pausen med haanden. (Prov. dan., 98.) 6 Ein cantor geb einn guten küchenmeyster. – Franck, II, 66b; Henisch, 583, 13; Lehmann, 121, 20; Simrock, 1434. 7 Kantoren singen dem Herrn und haben viel Durst und trinken gern. Lat.: Cantores amant humores. (Schamelius, 147, 4.) 8 Roll, roll, roll, de Kantor össe Boll, de Kinder sönn de Narre, se gohne mött em blarre. Schildert das ehemalige Circuitsingen zu Weihnacht und Pfingsten im Samlande. Das „Roll, roll“ bezieht sich wol auf den „Stern“, den die Knaben, namentlich zu Weihnacht, mit sich führten. 9 Was der Kantor mit der Kehle ersungen, wird bald wieder mit der Kehle verschlungen. Span.: Los dineros del sacristan cantando se vienen, y cantando se van. (Cahier, 3699.) 10 Wenn der Kantor fehlet, muss es ein Husten seyn. – Petri, II, 635. Lat.: Haesitantia cantoris tussis. (Henisch, 583, 10; Binder I, 645; II, 1280; Weber, Append. 32.) 11 Wenn ein Cantor fehlet, gibt er dem husten die schuld. – Henisch, 583, 9. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0572" n="[566]"/> <cb n="1131"/> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Kanone.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Die Kanonen sind ultima ratio regum.</hi> – <hi rendition="#i">Eiselein, 361.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Jede Kanone muss einmal abkühlen.</hi> – <hi rendition="#i">Parömiakon, 1613.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Wenn die Kanone spricht, hört man die Flinte nicht.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*4 Das ist unter der Kanone.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">D. h. sehr schlecht.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*5 Eine Kanone laden, um eine Maus zu schiessen.</hi> – <hi rendition="#i">Altmann VI, 516.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*6 Kanonen auffahren, um Sperlinge zu schiessen.</hi> – <hi rendition="#i">Altmann VI, 512; Reinsberg IV, 76.</hi></p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Kanonenfieber.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er hat das Kanonenfieber.</hi> – <hi rendition="#i">Körte, 3276<hi rendition="#sup">a</hi>; Braun, I, 1746.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Eigentlich die fieberartige Erregung, die einen im Bereich der Kugeln ergreift; aber mehr scherzhaft oder ironisch angewandt, um die Furcht vor dem Schlachtenkampf zu bezeichnen. (Vgl. <hi rendition="#i">Grimm, V, 170.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Il a fievre de veau, il tremble quand il est sou. (<hi rendition="#i">Leroux, I, 152.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij heeft de kanonkoorts. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 379<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Kanonenfutter.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Eitel Kanonenfutter.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Bezeichnung für Soldaten.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Kanonenkugel.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Eine Kanonenkugel braucht nicht erst zu rufen: Geh' mir aus dem Wege.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Een kanonskogel noodzaakt wel eens de ruiterij, om zich buiten schot te houden. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 379<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Kanonenrausch.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er hat einen Kanonenrausch.</hi> (S. Boden 38.) (<hi rendition="#i">Rottenburg.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Kanonenstöpsel.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Es ist ein blosser (wahrer) Kanonenstöpsel.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Besonders von einem groben, plumpen Frauenzimmer.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij is eene goede prop voor het kanon. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 379<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Kanonenvoll.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er ist kanonenvoll.</hi> – <hi rendition="#i">Braun, I, 1745.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Sehr stark betrunken. Der Ausdruck rührt aus der Periode, wo das Saufen eine Art Ehrensache war. Unter den Trinkgefässen gab es Pokale und Becher in Form von Kanonen.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Kanonist.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Ein grosser Kanonist ein grosser Esel ist.</hi> – <hi rendition="#i">Luther, 335.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Eben kein Lob für Lehrer des kanonischen Rechts. „Man siehet wol“, sagt <hi rendition="#i">Luther,</hi> „welch kindisch, albern, schlecht Ding das geistliche Recht ist, ob wol viel heiliger, trefflicher Leute darinnen geweset sind, dass auch die Juristen sagen: Purus Canonista est magnus Asinista.“ (<hi rendition="#i">Heuseler, 97, 335.</hi>) Es wäre interessant zu erfahren, ob sich Luther über das jetzige protestantische oder auch specifisch lutherisch geistliche Recht günstiger aussprechen würde.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Kans.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*1 Dat is mîn Kans nich.</hi> – <hi rendition="#i">Stürenburg, 102<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Das ist nicht meine Sache; es ist mir gleichgültig, wie das ausfällt.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Ick seh d'r gên Kans up.</hi> – <hi rendition="#i">Stürenburg, 102<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Ich sehe die Sache schwierig ein.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 Sin Kans<hi rendition="#sup">1</hi> wahrnehmen.</hi> – <hi rendition="#i">Eichwald, 944.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Gute Gelegenheit, Glücksfall. <hi rendition="#i">(Stürenburg, 102</hi><hi rendition="#sup">a</hi>.)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head><hi rendition="#b">Kante</hi> (Cantharus, Kandel, Kanne).</head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* lch muss mich hinfürt mehr an die kante halten.</hi> – <hi rendition="#i">Tappius, 193<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Ueber Kante in dieser Bedeutung vgl. <hi rendition="#i">Grimm, V, 172.</hi></p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head><hi rendition="#b">Kante</hi> (Margo, Ora, Rand, Ecke).</head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Je schärfer die Kanten, je grösser die Funken.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 'T hang't in d' Kant' as't Hilgenland.</hi> – <hi rendition="#i">Kern, 38.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Mit Bezug auf die schräge Oberfläche des Felseneilands Helgoland.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 Dat stêt so up de Kante.</hi> – <hi rendition="#i">Dähnert, 217<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Es kann leicht herunterfallen.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*4 Einen an die scharfe Kante kriegen.</hi> – <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 1883.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Ihn zur Entscheidung zwingen.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*5 Es is mit em up de Kant.</hi> – <hi rendition="#i">Richey, 108; Schütze, II, 222; Dähnert, 217<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Es geht mit ihm auf die Neige, seine Umstände sind mislich.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Ad extrema redactus est.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*6 Gâ an de Kante.</hi> – <hi rendition="#i">Dähnert, 217<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Geh deine Wege.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*7 He will 't up allen Kanten wôren.</hi> – <hi rendition="#i">Dähnert, 217<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Er will es an allen Orten wahrnehmen.</p><lb/> <cb n="1132"/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*8 Sik in de Kante sett'n.</hi> – <hi rendition="#i">Eichwald, 946.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*9 Up de Kant sett'n.</hi> (<hi rendition="#i">Altmark.</hi>) – <hi rendition="#i">Danneil, 95.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Etwas erübrigen, zurücklegen. Bei <hi rendition="#i">Dähnert (217<hi rendition="#sup">a</hi>)</hi> heisst es: In de Kant setten = im Winkel verwahren, Geld aufheben.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*10 Up städ<hi rendition="#sup">1</hi> sünd Kanten Mod.</hi> (<hi rendition="#i">Pommern.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Auf der Stelle, wird nicht blos räumlich, sondern auch als Umstand der Zeit gebraucht. – Jetzt sind Kanten Mode, wobei zu ergänzen: ich verbitte mir also die „Spitzen“.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*11 Vun'r nauen Kante wes'n.</hi> – <hi rendition="#i">Eichwald, 945.</hi></p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Kanthaken.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*1 Einen beim Kanthaken kriegen.</hi> – <hi rendition="#i">Hennig, 115; Richey, 109; Danneil, 95; Grimm, V, 175; Frischbier, 369; Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 1853;</hi> für Holstein: <hi rendition="#i">Schütze, II, 223.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Nach <hi rendition="#i">Adelung</hi> einen beim Genick oder bei den Haaren an sich ziehen, ihn packen, greifen, ihn dingfest machen. (<hi rendition="#i">Pr. Wörterbuch.</hi>) Wenn das Wort in der Redensart nicht verderbt für Kammhacken (vgl. <hi rendition="#i">Campe, Wörterbuch.</hi>) steht, dann kann es nur im uneigentlichen Sinne gebraucht sein. Unter Kantshaken versteht man zwei eiserne Haken an beiden Enden eines Taues, das in der Mitte ein Oehr hat, in welches der Haken eines andern Taues eingreift, um Lasten zu heben, an deren Kanten jene Hacken fassen. (<hi rendition="#i">Stürenburg, 102<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>) Der Kanthaken ist ein eiserner Haken, den man an schwere Gefässe anschlägt, die man kanten oder an einer Seite heben will, an der entgegengesetzten Seite damit anzugreifen. Dergleichen Haken, eiserne Klauen, tragen die Ablader am Gurte, die Ballen und Fässer damit umzukanten. Bei <hi rendition="#i">Dähnert (217<hi rendition="#sup">a</hi>)</hi>: Krieg em bi'm Kanthaken = Pack ihn an, halt ihn fest.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*2 Etwas heim Kanthaken anfassen (anpacken).</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">„Es hat nicht jeder das Genie und die Energie, so kurz und gut eine Sache beim Kanthaken oder bei allen vier Zipfeln zu erwischen.“ (<hi rendition="#i">Bog. Goltz, Jugendleben, II, 392.</hi>) „Et glückede den brawen Manne, dat he't bî'n Kantshâken (Arm) to packen kreig.“ (<hi rendition="#i">Lyra, 51.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Kantholz.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Kantholz, säd de Tömmermann un smeet sine Fru ut et Bedd.</hi> (<hi rendition="#i">Stallupönen.</hi>) – <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 1884.</hi></p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Kantig.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Nüms is kantiger as ein oll Doctor gegen einen jungen, de mihr lihrt hett as de oll.</hi> – <hi rendition="#i">Mecklenb. Kalender (Rostock 1865).</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Der ist ihm zu kantig.</hi> (<hi rendition="#i">Trier.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et">Zu stark, dreist, pfiffig, zu klug, lässt sich nicht vexiren. (Vgl. <hi rendition="#i">Grimm, V, 176.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Kantor.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Cantores vnd Sänger, wenn sie vol supen wollen sie jmmer rupen.</hi> – <hi rendition="#i">Mathesy, 322<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Der Kanter hat de Fuss bedruegen.</hi> (<hi rendition="#i">Siebenbürg.-sächs.</hi>) – <hi rendition="#i">Schuster, 117<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Bezieht sich auf eine Anekdote oder ein Märchen.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Der Kantor hat seine Pause in der Gurgel.</hi> – <hi rendition="#i">Winckler, XVII, 73.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Der Kantor (Vorsänger) hört dahin, wo man am besten nachsingt.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Jeder hat es gern, wenn man sich nach ihm richtet. Durch Gehorsam empfiehlt man sich.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Der Kantor singt wol mit dem Munde vor, aber er taktirt mit den Händen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Som cantor giør tonen med munden, bør han viise pausen med haanden. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 98.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Ein cantor geb einn guten küchenmeyster.</hi> – <hi rendition="#i">Franck, II, 66<hi rendition="#sup">b</hi>; Henisch, 583, 13; Lehmann, 121, 20; Simrock, 1434.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">7 Kantoren singen dem Herrn und haben viel Durst und trinken gern.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Cantores amant humores. (<hi rendition="#i">Schamelius, 147, 4.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">8 Roll, roll, roll, de Kantor össe Boll, de Kinder sönn de Narre, se gohne mött em blarre.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Schildert das ehemalige Circuitsingen zu Weihnacht und Pfingsten im Samlande. Das „Roll, roll“ bezieht sich wol auf den „Stern“, den die Knaben, namentlich zu Weihnacht, mit sich führten.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">9 Was der Kantor mit der Kehle ersungen, wird bald wieder mit der Kehle verschlungen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Span.</hi>: Los dineros del sacristan cantando se vienen, y cantando se van. (<hi rendition="#i">Cahier, 3699.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">10 Wenn der Kantor fehlet, muss es ein Husten seyn.</hi> – <hi rendition="#i">Petri, II, 635.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Haesitantia cantoris tussis. (<hi rendition="#i">Henisch, 583, 10; Binder I, 645; II, 1280; Weber, Append. 32.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">11 Wenn ein Cantor fehlet, gibt er dem husten die schuld.</hi> – <hi rendition="#i">Henisch, 583, 9.</hi></p><lb/> <p> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[566]/0572]
Kanone.
1 Die Kanonen sind ultima ratio regum. – Eiselein, 361.
2 Jede Kanone muss einmal abkühlen. – Parömiakon, 1613.
3 Wenn die Kanone spricht, hört man die Flinte nicht.
*4 Das ist unter der Kanone.
D. h. sehr schlecht.
*5 Eine Kanone laden, um eine Maus zu schiessen. – Altmann VI, 516.
*6 Kanonen auffahren, um Sperlinge zu schiessen. – Altmann VI, 512; Reinsberg IV, 76.
Kanonenfieber.
* Er hat das Kanonenfieber. – Körte, 3276a; Braun, I, 1746.
Eigentlich die fieberartige Erregung, die einen im Bereich der Kugeln ergreift; aber mehr scherzhaft oder ironisch angewandt, um die Furcht vor dem Schlachtenkampf zu bezeichnen. (Vgl. Grimm, V, 170.)
Frz.: Il a fievre de veau, il tremble quand il est sou. (Leroux, I, 152.)
Holl.: Hij heeft de kanonkoorts. (Harrebomée, I, 379b.)
Kanonenfutter.
* Eitel Kanonenfutter.
Bezeichnung für Soldaten.
Kanonenkugel.
Eine Kanonenkugel braucht nicht erst zu rufen: Geh' mir aus dem Wege.
Holl.: Een kanonskogel noodzaakt wel eens de ruiterij, om zich buiten schot te houden. (Harrebomée, I, 379b.)
Kanonenrausch.
* Er hat einen Kanonenrausch. (S. Boden 38.) (Rottenburg.)
Kanonenstöpsel.
* Es ist ein blosser (wahrer) Kanonenstöpsel.
Besonders von einem groben, plumpen Frauenzimmer.
Holl.: Hij is eene goede prop voor het kanon. (Harrebomée, I, 379b.)
Kanonenvoll.
* Er ist kanonenvoll. – Braun, I, 1745.
Sehr stark betrunken. Der Ausdruck rührt aus der Periode, wo das Saufen eine Art Ehrensache war. Unter den Trinkgefässen gab es Pokale und Becher in Form von Kanonen.
Kanonist.
Ein grosser Kanonist ein grosser Esel ist. – Luther, 335.
Eben kein Lob für Lehrer des kanonischen Rechts. „Man siehet wol“, sagt Luther, „welch kindisch, albern, schlecht Ding das geistliche Recht ist, ob wol viel heiliger, trefflicher Leute darinnen geweset sind, dass auch die Juristen sagen: Purus Canonista est magnus Asinista.“ (Heuseler, 97, 335.) Es wäre interessant zu erfahren, ob sich Luther über das jetzige protestantische oder auch specifisch lutherisch geistliche Recht günstiger aussprechen würde.
Kans.
*1 Dat is mîn Kans nich. – Stürenburg, 102a.
Das ist nicht meine Sache; es ist mir gleichgültig, wie das ausfällt.
*2 Ick seh d'r gên Kans up. – Stürenburg, 102a.
Ich sehe die Sache schwierig ein.
*3 Sin Kans1 wahrnehmen. – Eichwald, 944.
1) Gute Gelegenheit, Glücksfall. (Stürenburg, 102a.)
Kante (Cantharus, Kandel, Kanne).
* lch muss mich hinfürt mehr an die kante halten. – Tappius, 193b.
Ueber Kante in dieser Bedeutung vgl. Grimm, V, 172.
Kante (Margo, Ora, Rand, Ecke).
1 Je schärfer die Kanten, je grösser die Funken.
2 'T hang't in d' Kant' as't Hilgenland. – Kern, 38.
Mit Bezug auf die schräge Oberfläche des Felseneilands Helgoland.
*3 Dat stêt so up de Kante. – Dähnert, 217a.
Es kann leicht herunterfallen.
*4 Einen an die scharfe Kante kriegen. – Frischbier2, 1883.
Ihn zur Entscheidung zwingen.
*5 Es is mit em up de Kant. – Richey, 108; Schütze, II, 222; Dähnert, 217a.
Es geht mit ihm auf die Neige, seine Umstände sind mislich.
Lat.: Ad extrema redactus est.
*6 Gâ an de Kante. – Dähnert, 217a.
Geh deine Wege.
*7 He will 't up allen Kanten wôren. – Dähnert, 217a.
Er will es an allen Orten wahrnehmen.
*8 Sik in de Kante sett'n. – Eichwald, 946.
*9 Up de Kant sett'n. (Altmark.) – Danneil, 95.
Etwas erübrigen, zurücklegen. Bei Dähnert (217a) heisst es: In de Kant setten = im Winkel verwahren, Geld aufheben.
*10 Up städ1 sünd Kanten Mod. (Pommern.)
1) Auf der Stelle, wird nicht blos räumlich, sondern auch als Umstand der Zeit gebraucht. – Jetzt sind Kanten Mode, wobei zu ergänzen: ich verbitte mir also die „Spitzen“.
*11 Vun'r nauen Kante wes'n. – Eichwald, 945.
Kanthaken.
*1 Einen beim Kanthaken kriegen. – Hennig, 115; Richey, 109; Danneil, 95; Grimm, V, 175; Frischbier, 369; Frischbier2, 1853; für Holstein: Schütze, II, 223.
Nach Adelung einen beim Genick oder bei den Haaren an sich ziehen, ihn packen, greifen, ihn dingfest machen. (Pr. Wörterbuch.) Wenn das Wort in der Redensart nicht verderbt für Kammhacken (vgl. Campe, Wörterbuch.) steht, dann kann es nur im uneigentlichen Sinne gebraucht sein. Unter Kantshaken versteht man zwei eiserne Haken an beiden Enden eines Taues, das in der Mitte ein Oehr hat, in welches der Haken eines andern Taues eingreift, um Lasten zu heben, an deren Kanten jene Hacken fassen. (Stürenburg, 102a.) Der Kanthaken ist ein eiserner Haken, den man an schwere Gefässe anschlägt, die man kanten oder an einer Seite heben will, an der entgegengesetzten Seite damit anzugreifen. Dergleichen Haken, eiserne Klauen, tragen die Ablader am Gurte, die Ballen und Fässer damit umzukanten. Bei Dähnert (217a): Krieg em bi'm Kanthaken = Pack ihn an, halt ihn fest.
*2 Etwas heim Kanthaken anfassen (anpacken).
„Es hat nicht jeder das Genie und die Energie, so kurz und gut eine Sache beim Kanthaken oder bei allen vier Zipfeln zu erwischen.“ (Bog. Goltz, Jugendleben, II, 392.) „Et glückede den brawen Manne, dat he't bî'n Kantshâken (Arm) to packen kreig.“ (Lyra, 51.)
Kantholz.
Kantholz, säd de Tömmermann un smeet sine Fru ut et Bedd. (Stallupönen.) – Frischbier2, 1884.
Kantig.
1 Nüms is kantiger as ein oll Doctor gegen einen jungen, de mihr lihrt hett as de oll. – Mecklenb. Kalender (Rostock 1865).
*2 Der ist ihm zu kantig. (Trier.)
Zu stark, dreist, pfiffig, zu klug, lässt sich nicht vexiren. (Vgl. Grimm, V, 176.)
Kantor.
1 Cantores vnd Sänger, wenn sie vol supen wollen sie jmmer rupen. – Mathesy, 322b.
2 Der Kanter hat de Fuss bedruegen. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 117a.
Bezieht sich auf eine Anekdote oder ein Märchen.
3 Der Kantor hat seine Pause in der Gurgel. – Winckler, XVII, 73.
4 Der Kantor (Vorsänger) hört dahin, wo man am besten nachsingt.
Jeder hat es gern, wenn man sich nach ihm richtet. Durch Gehorsam empfiehlt man sich.
5 Der Kantor singt wol mit dem Munde vor, aber er taktirt mit den Händen.
Dän.: Som cantor giør tonen med munden, bør han viise pausen med haanden. (Prov. dan., 98.)
6 Ein cantor geb einn guten küchenmeyster. – Franck, II, 66b; Henisch, 583, 13; Lehmann, 121, 20; Simrock, 1434.
7 Kantoren singen dem Herrn und haben viel Durst und trinken gern.
Lat.: Cantores amant humores. (Schamelius, 147, 4.)
8 Roll, roll, roll, de Kantor össe Boll, de Kinder sönn de Narre, se gohne mött em blarre.
Schildert das ehemalige Circuitsingen zu Weihnacht und Pfingsten im Samlande. Das „Roll, roll“ bezieht sich wol auf den „Stern“, den die Knaben, namentlich zu Weihnacht, mit sich führten.
9 Was der Kantor mit der Kehle ersungen, wird bald wieder mit der Kehle verschlungen.
Span.: Los dineros del sacristan cantando se vienen, y cantando se van. (Cahier, 3699.)
10 Wenn der Kantor fehlet, muss es ein Husten seyn. – Petri, II, 635.
Lat.: Haesitantia cantoris tussis. (Henisch, 583, 10; Binder I, 645; II, 1280; Weber, Append. 32.)
11 Wenn ein Cantor fehlet, gibt er dem husten die schuld. – Henisch, 583, 9.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription.
(2020-09-18T08:54:47Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2020-09-18T08:54:47Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |