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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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[Spaltenumbruch] 69 Keess her, wir seind des fleysches sat. - Tappius, 34a; Lehmann, II, 311, 7; Körte, 3274; Simrock, 5447.

Nach den Fleischgerichten kommt der Käse und macht den Beschluss des Mahles.

Lat.: Ficus post piaces. (Erasm., 847; Tappius, 34a; Binder II, 1140.)

70 Keise un Braut maket mänchen Schelmen graut. (Waldeck.)

Käs und Brot macht manchen Schelmen gross. So sagt die Hausmutter z. B. zu ihren Kindern, wenn sie ihnen dergleichen reicht und sie auch noch Butter, Fleisch oder Wurst verlangen.

71 Kese un Brod sleit Allmann dot. - Eichwald, 23.

72 Kes oder Tarelt, 't äs ales eint. - Schuster, 1127.

73 Kess essen so schwer als ein Goldgulden ist genug. - Petri, II, 419.

74 Kess her, wir seind des brots sat. - Franck, II, 33b; Eyering, III, 115.

"Brauchs, wann du wilt sagen, iede zeit hab jhr recht."

75 Kös' onn Brot, dat schmeckt got, onn e Buddel Ber datau, dat schmeckt got. - Neue Preuss. Provinzialbl., 1851, XI, 443.

76 Man schabt den Käse, weil man ihn nicht rupfen kann. - Eiselein, 363; Simrock, 5453; Braun, I, 1717.

Dän.: Det qvemmer bedre at skrabe osten end skraelde den. (Bohn I, 363.)

77 Nicht so viel Käss als Brods. - Lehmann, II, 432, 50.

Holl.: Daar is niet zooveel kaas als brood. (Harrebomee, I, 371b.)

78 Ollen Käse un schimmlig Bräud, dat is gut in Hungersnäuth. (Sauerland.)

79 Schmieriger Käse und stinkende Butter gehören zusammen.

80 Schweizer Käs' ist gut, aber schweizer Freiheit besser.

81 Schwerer Käs' und leichtes Brot sind zu loben.

82 Spar' den Kes; de Botter is düer. (Holst.) - Hochdeutsch bei Simrock, 5448; Körte, 3246.

83 Was soll ein fauler Kess, der nicht stinckt. - Lehmann, 543, 107.

84 Weinender Käse, äugiges Brot und springender Wein sollen vortrefflich sein.

Span.: Queso de ovejas, leche de cabras, manteca de vacas. (Bohn I, 245.)

85 Weisser Käse1 von der Hord2 geht sacht und stete fort; aber der Speck3 ist im Fluge weg. (Leipzig.)

1) Bezeichnet im Munde der Knechte und Mägde überhaupt geringe, unbeliebte, auch wol ungeniessbare Speise.

2) Käsehord, Käsekorb.

3) Hier in dem Sinne: bessere Gerichte.

Engl.: Toasted cheese hath no master. (Bohn II, 60.)

86 Wem Käs' und Brot nicht schmeckt, der ist nicht hungrig. - Bücking, 20.

Lat.: Jejunus stomachus raro vulgaria spernit. (Sutor, 152.)

87 Wenn der Käse kommt, hören die Tractamente auf.

Engl.: After cheese comes nothing. (Bohn II, 27.)

Lat.: Caseus et caepe veniunt ad prandia saepe. (Sutor, 145.)

88 Wenn ich Käse hätte, wollt' ich mich nach Zubiss nicht umsehen.

89 Wenn man weiche käse druckt vnd die frommen ausdreugt vnd buben einschiebt, da gehet das regiment vnter. - Henisch, 855, 47; Petri, II, 669.

90 Wer den Käse schält, verliert die Schale.

Frz.: Nul ne pele son frommage qu'il n'y ait perte ou dommage. (Leroux, II, 270.)

91 Wer den Käse zu dick schneidet, dem klopft man auf die Finger.

92 Wer erst Käse hat, findet auch wol Brot dazu. - Schlechta, 176.

93 Wer Käse isst, findet keine Knochen.

Wer dem Glück im Schose sitzt, hat keine Ursache zu klagen.

94 Wer von Käse oder Aal gegessen, soll drauf das Trinken nicht vergessen.

Lat.: Caseus, anguilla, mortis cibus ille uel illa, ni bibas et rebibas et rebibendo bibas. (Loci comm., 24.)

[Spaltenumbruch] 95 Wer wil sein Kess han frisch und gut, halt sie vor Meusen wol in hut. - Petri, II, 781.

Die Engländer geben noch in Bezug auf die Bereitung des Käses folgende Anweisung: If you would have a good cheese and have'n old, you must turn'n seven times before he is cold. (Bohn II, 29.)

96 Wier verschämelt Keis ässt, fäinjt Krezer. (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 292.

97 Zuletzt gibt man den Käss. - Lehmann, 311, 3.

98 Zum Kess ein trunck bier oder wein. - Henisch, 374, 58; Petri, II, 825.

*99 A word wei a Kase am Gesichte. (Schles.) - Frommann, III, 412, 464.

*100 An Kas! (oder: An blow'n Kas!) - Schöpf, 304.

Schnöde Abfertigung.

*101 Auss Kässen wollen Kälber brüten. (S. Igelshaut.) - Lehmann, 32, 8.

*102 Das ist schon alter Käse.

Holl.: Dat is al oude kaas. (Harrebomee, I, 371b.)

*103 Das ist ungesalzener Käse. - Reinsberg IV, 149.

Ein unerfahrener, einfältiger, geistloser Mensch.

*104 Dat is mer as kes up'n fredag. - Lübben.

*105 Den häsenen Käse holen. (Schweiz.)

Wenn von unmöglichen Dingen die Rede ist. Geschieht das, sagt man, so will ich dir einen häsenen (Hasen-)Käse geben. Scherzweise versprach Zwingli auf dem ersten Religionsgespräch zu Zürich dem bischöflichen Vicar als Preis des Siegs einen häsenen Käse, wenn er die Falschheit der vorgelegten Sätze darthue, welchen Preis er aber nicht erringen wollte. Daher bezeichnete man seit der Zeit eine Prahlerei, bei der nichts herauskam, mit der obigen. Redensart. "Ja, wan alle rechten das gedencken, ein hessin kess wil ich dir schencken." (Murner, Vom luth. Narren., in Kloster, X, 94 u. 165.)

*106 Den Käse ohne Brot essen.

*107 Den letzten Kess geb'n. (Rendsburg.)

*108 Der Käss ist dir nicht vorgesetzt. - Schuppius, Tract.

*109 Dre Kes hoch. (Holst.) - Schütze, II, 245.

"Ein Jung, dre Kes hoch." Noch klein. Sehr allgemein, auch in Schlesien üblich. Von einem, der sehr klein ist, sagt man: Er ist nicht drei Käse hoch. Der Volkswitz hat hier den Käse als Mass genommen. Im Brem. Wb. (II, 762) wird die Höhe gar nur durch zwei Käse bestimmt: En junge, twe Kese hoch.

*110 Do wer de Kes klar. (Holst.) - Schütze, II, 245.

Damit war die Sache abgemacht.

*111 Dos is fauler Kas un schtinkrige Butter. - Lohrengel, II, 160.

*112 Er hat davon keinen Käse gegessen.

Weiss von der Angelegenheit nichts, ist in die Sache nicht eingeweiht.

Holl.: Hij heeft er geene kaas van gegeten. (Harrebomee, I, 372a.)

*113 Er hat den Käse zu dick geschnitten.

Hat verschwendet, ist mit seinem Vermögen fertig.

Holl.: Hij heeft de boter en kaas te dik gesneden. (Harrebomee, I, 372a.)

*114 Er hat limburger Käse genascht.

Prügel bekommen. Peter der Grosse ass zum Nachtisch täglich Butter und Käse. Sein Koch Velten setzte ihm meist einen köstlichen Käse vor. Am Schluss der Mahlzeit nahm der Kaiser sein mathematisches Besteck heraus, mass den Rest des Limburger und notirte sich die Grösse genau in die Schreibtafel, rief dann den Koch und gab ihm denselben mit den Worten zum Aufheben: "Dieser Käse ist der beste, den ich in meinem Leben gegessen habe; schliess' ihn ein und gib keinem davon; ich will ihn für mich behalten." Am folgenden Tage ward er wieder vorgesetzt, der Kaiser mass. Es fehlte die Hälfte. Der Koch ward gerufen. "Wer hat davon gegessen?" - "Niemand", erwiderte der Koch. Peter führte den Beweis aus der Schreibtafel, nahm den Koch beim Kragen und gab ihm Stockschläge. Seit jener Zeit sagt man für: "Prügel bekommen", er hat limburger Käse genascht. - In England sagt man von jemand, der betrunken ist, er habe etwas huller Käse gegessen, weil Hull berühmt ist wegen seines starken Biers: You have eaten some Hull cheese. (Bohn II, 224.)

*115 Er hat mir all meinen Käs abgerathen. - Geiler, Postilla, II, 71; Eiselein, 363; Wurzbach II, 215.

Er merkt, wo ich hinaus will. Er hat mich geistig geschlagen, überflügelt, besiegt. In einem etwas andern Sinne kommt die Redensart noch im Buch der Liebe (193b) vor, wo es heisst: "Es dunkte mich zeit, dass ich im die käs abrathen soll, denn ich wusste, wo es ihm lage"; etwa in dem Sinne: Einem an den Puls, auf die Nähte fühlen. (Vgl. Grimm, V, 249.) - Nach andern beruht dies Sprichwort auf einer Anekdote, nach der ein Wanderer dem andern gesagt habe: "Erräthst du, wie viel Käschen in meinem Schnappsack

[Spaltenumbruch] 69 Keess her, wir seind des fleysches sat.Tappius, 34a; Lehmann, II, 311, 7; Körte, 3274; Simrock, 5447.

Nach den Fleischgerichten kommt der Käse und macht den Beschluss des Mahles.

Lat.: Ficus post piaces. (Erasm., 847; Tappius, 34a; Binder II, 1140.)

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Käs und Brot macht manchen Schelmen gross. So sagt die Hausmutter z. B. zu ihren Kindern, wenn sie ihnen dergleichen reicht und sie auch noch Butter, Fleisch oder Wurst verlangen.

71 Kese un Brod sleit Allmann dot.Eichwald, 23.

72 Kês oder Târelt, 't äs ales înt.Schuster, 1127.

73 Kess essen so schwer als ein Goldgulden ist genug.Petri, II, 419.

74 Kess her, wir seind des brots sat.Franck, II, 33b; Eyering, III, 115.

„Brauchs, wann du wilt sagen, iede zeit hab jhr recht.“

75 Kös' onn Brot, dat schmeckt gôt, onn e Buddel Bêr datau, dat schmeckt gôt.Neue Preuss. Provinzialbl., 1851, XI, 443.

76 Man schabt den Käse, weil man ihn nicht rupfen kann.Eiselein, 363; Simrock, 5453; Braun, I, 1717.

Dän.: Det qvemmer bedre at skrabe osten end skrælde den. (Bohn I, 363.)

77 Nicht so viel Käss als Brods.Lehmann, II, 432, 50.

Holl.: Daar is niet zooveel kaas als brood. (Harrebomée, I, 371b.)

78 Ollen Käse un schimmlig Bräud, dat is gut in Hungersnäuth. (Sauerland.)

79 Schmieriger Käse und stinkende Butter gehören zusammen.

80 Schweizer Käs' ist gut, aber schweizer Freiheit besser.

81 Schwerer Käs' und leichtes Brot sind zu loben.

82 Spar' den Kês; de Botter is düer. (Holst.) – Hochdeutsch bei Simrock, 5448; Körte, 3246.

83 Was soll ein fauler Kess, der nicht stinckt.Lehmann, 543, 107.

84 Weinender Käse, äugiges Brot und springender Wein sollen vortrefflich sein.

Span.: Queso de ovejas, leche de cabras, manteca de vacas. (Bohn I, 245.)

85 Weisser Käse1 von der Hord2 geht sacht und stete fort; aber der Speck3 ist im Fluge weg. (Leipzig.)

1) Bezeichnet im Munde der Knechte und Mägde überhaupt geringe, unbeliebte, auch wol ungeniessbare Speise.

2) Käsehord, Käsekorb.

3) Hier in dem Sinne: bessere Gerichte.

Engl.: Toasted cheese hath no master. (Bohn II, 60.)

86 Wem Käs' und Brot nicht schmeckt, der ist nicht hungrig.Bücking, 20.

Lat.: Jejunus stomachus raro vulgaria spernit. (Sutor, 152.)

87 Wenn der Käse kommt, hören die Tractamente auf.

Engl.: After cheese comes nothing. (Bohn II, 27.)

Lat.: Caseus et caepe veniunt ad prandia saepe. (Sutor, 145.)

88 Wenn ich Käse hätte, wollt' ich mich nach Zubiss nicht umsehen.

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91 Wer den Käse zu dick schneidet, dem klopft man auf die Finger.

92 Wer erst Käse hat, findet auch wol Brot dazu.Schlechta, 176.

93 Wer Käse isst, findet keine Knochen.

Wer dem Glück im Schose sitzt, hat keine Ursache zu klagen.

94 Wer von Käse oder Aal gegessen, soll drauf das Trinken nicht vergessen.

Lat.: Caseus, anguilla, mortis cibus ille uel illa, ni bibas et rebibas et rebibendo bibas. (Loci comm., 24.)

[Spaltenumbruch] 95 Wer wil sein Kess han frisch und gut, halt sie vor Meusen wol in hut.Petri, II, 781.

Die Engländer geben noch in Bezug auf die Bereitung des Käses folgende Anweisung: If you would have a good cheese and have'n old, you must turn'n seven times before he is cold. (Bohn II, 29.)

96 Wiér verschämelt Kîs ässt, fäinjt Krezer. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 292.

97 Zuletzt gibt man den Käss.Lehmann, 311, 3.

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*101 Auss Kässen wollen Kälber brüten. (S. Igelshaut.) – Lehmann, 32, 8.

*102 Das ist schon alter Käse.

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*103 Das ist ungesalzener Käse.Reinsberg IV, 149.

Ein unerfahrener, einfältiger, geistloser Mensch.

*104 Dat is mer as kês up'n frêdag.Lübben.

*105 Den häsenen Käse holen. (Schweiz.)

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*106 Den Käse ohne Brot essen.

*107 Den letzten Kêss geb'n. (Rendsburg.)

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*110 Do wêr de Kes klar. (Holst.) – Schütze, II, 245.

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*111 Dos is fauler Kas un schtinkrige Butter.Lohrengel, II, 160.

*112 Er hat davon keinen Käse gegessen.

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Holl.: Hij heeft er geene kaas van gegeten. (Harrebomée, I, 372a.)

*113 Er hat den Käse zu dick geschnitten.

Hat verschwendet, ist mit seinem Vermögen fertig.

Holl.: Hij heeft de boter en kaas te dik gesneden. (Harrebomée, I, 372a.)

*114 Er hat limburger Käse genascht.

Prügel bekommen. Peter der Grosse ass zum Nachtisch täglich Butter und Käse. Sein Koch Velten setzte ihm meist einen köstlichen Käse vor. Am Schluss der Mahlzeit nahm der Kaiser sein mathematisches Besteck heraus, mass den Rest des Limburger und notirte sich die Grösse genau in die Schreibtafel, rief dann den Koch und gab ihm denselben mit den Worten zum Aufheben: „Dieser Käse ist der beste, den ich in meinem Leben gegessen habe; schliess' ihn ein und gib keinem davon; ich will ihn für mich behalten.“ Am folgenden Tage ward er wieder vorgesetzt, der Kaiser mass. Es fehlte die Hälfte. Der Koch ward gerufen. „Wer hat davon gegessen?“ – „Niemand“, erwiderte der Koch. Peter führte den Beweis aus der Schreibtafel, nahm den Koch beim Kragen und gab ihm Stockschläge. Seit jener Zeit sagt man für: „Prügel bekommen“, er hat limburger Käse genascht. – In England sagt man von jemand, der betrunken ist, er habe etwas huller Käse gegessen, weil Hull berühmt ist wegen seines starken Biers: You have eaten some Hull cheese. (Bohn II, 224.)

*115 Er hat mir all meinen Käs abgerathen.Geiler, Postilla, II, 71; Eiselein, 363; Wurzbach II, 215.

Er merkt, wo ich hinaus will. Er hat mich geistig geschlagen, überflügelt, besiegt. In einem etwas andern Sinne kommt die Redensart noch im Buch der Liebe (193b) vor, wo es heisst: „Es dunkte mich zeit, dass ich im die käs abrathen soll, denn ich wusste, wo es ihm lage“; etwa in dem Sinne: Einem an den Puls, auf die Nähte fühlen. (Vgl. Grimm, V, 249.) – Nach andern beruht dies Sprichwort auf einer Anekdote, nach der ein Wanderer dem andern gesagt habe: „Erräthst du, wie viel Käschen in meinem Schnappsack

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[[580]/0586] 69 Keess her, wir seind des fleysches sat. – Tappius, 34a; Lehmann, II, 311, 7; Körte, 3274; Simrock, 5447. Nach den Fleischgerichten kommt der Käse und macht den Beschluss des Mahles. Lat.: Ficus post piaces. (Erasm., 847; Tappius, 34a; Binder II, 1140.) 70 Keise un Braut maket mänchen Schelmen graut. (Waldeck.) Käs und Brot macht manchen Schelmen gross. So sagt die Hausmutter z. B. zu ihren Kindern, wenn sie ihnen dergleichen reicht und sie auch noch Butter, Fleisch oder Wurst verlangen. 71 Kese un Brod sleit Allmann dot. – Eichwald, 23. 72 Kês oder Târelt, 't äs ales înt. – Schuster, 1127. 73 Kess essen so schwer als ein Goldgulden ist genug. – Petri, II, 419. 74 Kess her, wir seind des brots sat. – Franck, II, 33b; Eyering, III, 115. „Brauchs, wann du wilt sagen, iede zeit hab jhr recht.“ 75 Kös' onn Brot, dat schmeckt gôt, onn e Buddel Bêr datau, dat schmeckt gôt. – Neue Preuss. Provinzialbl., 1851, XI, 443. 76 Man schabt den Käse, weil man ihn nicht rupfen kann. – Eiselein, 363; Simrock, 5453; Braun, I, 1717. Dän.: Det qvemmer bedre at skrabe osten end skrælde den. (Bohn I, 363.) 77 Nicht so viel Käss als Brods. – Lehmann, II, 432, 50. Holl.: Daar is niet zooveel kaas als brood. (Harrebomée, I, 371b.) 78 Ollen Käse un schimmlig Bräud, dat is gut in Hungersnäuth. (Sauerland.) 79 Schmieriger Käse und stinkende Butter gehören zusammen. 80 Schweizer Käs' ist gut, aber schweizer Freiheit besser. 81 Schwerer Käs' und leichtes Brot sind zu loben. 82 Spar' den Kês; de Botter is düer. (Holst.) – Hochdeutsch bei Simrock, 5448; Körte, 3246. 83 Was soll ein fauler Kess, der nicht stinckt. – Lehmann, 543, 107. 84 Weinender Käse, äugiges Brot und springender Wein sollen vortrefflich sein. Span.: Queso de ovejas, leche de cabras, manteca de vacas. (Bohn I, 245.) 85 Weisser Käse1 von der Hord2 geht sacht und stete fort; aber der Speck3 ist im Fluge weg. (Leipzig.) 1) Bezeichnet im Munde der Knechte und Mägde überhaupt geringe, unbeliebte, auch wol ungeniessbare Speise. 2) Käsehord, Käsekorb. 3) Hier in dem Sinne: bessere Gerichte. Engl.: Toasted cheese hath no master. (Bohn II, 60.) 86 Wem Käs' und Brot nicht schmeckt, der ist nicht hungrig. – Bücking, 20. Lat.: Jejunus stomachus raro vulgaria spernit. (Sutor, 152.) 87 Wenn der Käse kommt, hören die Tractamente auf. Engl.: After cheese comes nothing. (Bohn II, 27.) Lat.: Caseus et caepe veniunt ad prandia saepe. (Sutor, 145.) 88 Wenn ich Käse hätte, wollt' ich mich nach Zubiss nicht umsehen. 89 Wenn man weiche käse druckt vnd die frommen ausdreugt vnd buben einschiebt, da gehet das regiment vnter. – Henisch, 855, 47; Petri, II, 669. 90 Wer den Käse schält, verliert die Schale. Frz.: Nul ne pèle son frommage qu'il n'y ait perte ou dommage. (Leroux, II, 270.) 91 Wer den Käse zu dick schneidet, dem klopft man auf die Finger. 92 Wer erst Käse hat, findet auch wol Brot dazu. – Schlechta, 176. 93 Wer Käse isst, findet keine Knochen. Wer dem Glück im Schose sitzt, hat keine Ursache zu klagen. 94 Wer von Käse oder Aal gegessen, soll drauf das Trinken nicht vergessen. Lat.: Caseus, anguilla, mortis cibus ille uel illa, ni bibas et rebibas et rebibendo bibas. (Loci comm., 24.) 95 Wer wil sein Kess han frisch und gut, halt sie vor Meusen wol in hut. – Petri, II, 781. Die Engländer geben noch in Bezug auf die Bereitung des Käses folgende Anweisung: If you would have a good cheese and have'n old, you must turn'n seven times before he is cold. (Bohn II, 29.) 96 Wiér verschämelt Kîs ässt, fäinjt Krezer. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 292. 97 Zuletzt gibt man den Käss. – Lehmann, 311, 3. 98 Zum Kess ein trunck bier oder wein. – Henisch, 374, 58; Petri, II, 825. *99 A word wî a Kâse am Gesichte. (Schles.) – Frommann, III, 412, 464. *100 An Kâs! (oder: An blow'n Kâs!) – Schöpf, 304. Schnöde Abfertigung. *101 Auss Kässen wollen Kälber brüten. (S. Igelshaut.) – Lehmann, 32, 8. *102 Das ist schon alter Käse. Holl.: Dat is al oude kaas. (Harrebomée, I, 371b.) *103 Das ist ungesalzener Käse. – Reinsberg IV, 149. Ein unerfahrener, einfältiger, geistloser Mensch. *104 Dat is mer as kês up'n frêdag. – Lübben. *105 Den häsenen Käse holen. (Schweiz.) Wenn von unmöglichen Dingen die Rede ist. Geschieht das, sagt man, so will ich dir einen häsenen (Hasen-)Käse geben. Scherzweise versprach Zwingli auf dem ersten Religionsgespräch zu Zürich dem bischöflichen Vicar als Preis des Siegs einen häsenen Käse, wenn er die Falschheit der vorgelegten Sätze darthue, welchen Preis er aber nicht erringen wollte. Daher bezeichnete man seit der Zeit eine Prahlerei, bei der nichts herauskam, mit der obigen. Redensart. „Ja, wan alle rechten das gedencken, ein hessin kess wil ich dir schencken.“ (Murner, Vom luth. Narren., in Kloster, X, 94 u. 165.) *106 Den Käse ohne Brot essen. *107 Den letzten Kêss geb'n. (Rendsburg.) *108 Der Käss ist dir nicht vorgesetzt. – Schuppius, Tract. *109 Drê Kês hoch. (Holst.) – Schütze, II, 245. „Ein Jung, drê Kês hoch.“ Noch klein. Sehr allgemein, auch in Schlesien üblich. Von einem, der sehr klein ist, sagt man: Er ist nicht drei Käse hoch. Der Volkswitz hat hier den Käse als Mass genommen. Im Brem. Wb. (II, 762) wird die Höhe gar nur durch zwei Käse bestimmt: En junge, twe Kese hoch. *110 Do wêr de Kes klar. (Holst.) – Schütze, II, 245. Damit war die Sache abgemacht. *111 Dos is fauler Kas un schtinkrige Butter. – Lohrengel, II, 160. *112 Er hat davon keinen Käse gegessen. Weiss von der Angelegenheit nichts, ist in die Sache nicht eingeweiht. Holl.: Hij heeft er geene kaas van gegeten. (Harrebomée, I, 372a.) *113 Er hat den Käse zu dick geschnitten. Hat verschwendet, ist mit seinem Vermögen fertig. Holl.: Hij heeft de boter en kaas te dik gesneden. (Harrebomée, I, 372a.) *114 Er hat limburger Käse genascht. Prügel bekommen. Peter der Grosse ass zum Nachtisch täglich Butter und Käse. Sein Koch Velten setzte ihm meist einen köstlichen Käse vor. Am Schluss der Mahlzeit nahm der Kaiser sein mathematisches Besteck heraus, mass den Rest des Limburger und notirte sich die Grösse genau in die Schreibtafel, rief dann den Koch und gab ihm denselben mit den Worten zum Aufheben: „Dieser Käse ist der beste, den ich in meinem Leben gegessen habe; schliess' ihn ein und gib keinem davon; ich will ihn für mich behalten.“ Am folgenden Tage ward er wieder vorgesetzt, der Kaiser mass. Es fehlte die Hälfte. Der Koch ward gerufen. „Wer hat davon gegessen?“ – „Niemand“, erwiderte der Koch. Peter führte den Beweis aus der Schreibtafel, nahm den Koch beim Kragen und gab ihm Stockschläge. Seit jener Zeit sagt man für: „Prügel bekommen“, er hat limburger Käse genascht. – In England sagt man von jemand, der betrunken ist, er habe etwas huller Käse gegessen, weil Hull berühmt ist wegen seines starken Biers: You have eaten some Hull cheese. (Bohn II, 224.) *115 Er hat mir all meinen Käs abgerathen. – Geiler, Postilla, II, 71; Eiselein, 363; Wurzbach II, 215. Er merkt, wo ich hinaus will. Er hat mich geistig geschlagen, überflügelt, besiegt. In einem etwas andern Sinne kommt die Redensart noch im Buch der Liebe (193b) vor, wo es heisst: „Es dunkte mich zeit, dass ich im die käs abrathen soll, denn ich wusste, wo es ihm lage“; etwa in dem Sinne: Einem an den Puls, auf die Nähte fühlen. (Vgl. Grimm, V, 249.) – Nach andern beruht dies Sprichwort auf einer Anekdote, nach der ein Wanderer dem andern gesagt habe: „Erräthst du, wie viel Käschen in meinem Schnappsack

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [580]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/586>, abgerufen am 24.11.2024.