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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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Kikin.

Du musst mi nich up'n Keikin1, man up'n Spräkan kamen. - Stürenburg, 94a.

1) Von inkeiken, eingucken, vorsprechen, einkehren, auf einen Augenblick jemand in dessen Hause begrüssen, oft im Gegensatz zu ansprechen.


Kilbe.

1 Auf söttigen Kilben1 gibt's söttigen Ablass. - Kirchhofer, 133.

1) Kilbe und Kirwe sind aus Kirchweih gekürzt, wie Kirmes und Kirmse (s. d.) aas Kirchmess.

2 Es ist nicht alle Tage Kilbi. - Kirchhofer, 133.

3 Ist's Kilbi, so ist's Kilbi. - Kirchhofer, 133.

4 Ma säd all vo der Chilbe, bis sie emol do ist. - Kirchhofer, 133; Tobler, 103.

Man spricht so lange und viel von einer Sache, bis sie da ist.

5 So lange die Kilbe währt, haben die Spielleut' zu verdienen und der Wirth Gäste. - Kirchhofer, 133.

6 Wenn man lang von der Kilbe redet, so kommt sie. - Kirchhofer, 133; Tobler, 104.

7 Wer auf alle Kilben geht, erlangt faulen Ablass. - Kirchhofer, 133.

*8 Hast e schöne Cheilbe agstellt. - Tobler, 103.

Eine saubere Geschichte gemacht.


Kilche.

Külch, Kindes Noth vnd Todt ist die grösseste Noth. - Petri, II, 428.


Kilian.

1 Sanct Kilian ist vermögend genug, Sanct Martin den Mantel zu flicken. - Pistor., VI, 37; Eiselein, 372; Simrock, 5573; Körte, 3355; Braun, I, 1820.

Der letztere der beiden Heiligen hatte einst seinen Mantel zerschnitten, um einen nackten Bettler zu kleiden. Er wurde Patron des Erzbisthums Mainz, während der heilige Kilian das Bisthum Würzburg unter seinem Schutz hatte, das reicher als Mainz war; daher ward Joh. Philipp von Schönborn, der beide Bisthümer innehatte, durch das obige Wort zu Beiträgen für das ärmere Mainz verpflichtet.

2 Sanct Kilian stellt Schnitter an.

In Dänemark treibt Sanct Knud (10. Juli) die Bauern mit Sensen aus. (Reinsberg VIII, 155.)

3 Zu Külian (7. Juli) schneidt ein jederman. (Oberösterreich.) - Baumgarten, 50.

*4 Den wird Meister Kilian1 zu Grabe begleiten.

1) Der Henker. - Lappenberg (bei Laurenberg) sagt: "Vermuthlich steht diese Benennung mit dem bekannten Apostel der Franken und Bischof von Würzburg in Beziehung, den man mit Schwert und Dolch abgebildet sieht." Bei Lauremberg (I, 391) heisst es: "Ok heb' ik wol gesehn van einer olden Hex, wo Meister Kilian er maeked ein experfex" (den Garaus).

2


Kind.

1 Ach, dass ich meine armen Kinder so geschlagen, klagte der Bauer, und sie waren des Pfaffen. - Eiselein, 375.

2 Alle Kinder werden mit Weinen geboren.

Lat.: Clamabunt E et A quotquot nascuntur ab Eva. (Binder I, 193; II, 497; Seybold, 77.)

3 Alte Kinder, gewisser Tod.

4 An der Kinder weis erkent man der Mutter fleis. - Fischart, Ehez., in Kloster, X, 481.

5 An fremden Kindern vnd Hunden ists brot verloren. - Lehmann, 398, 30; Heuseler, 215; Gaal, 924; Pistor., IX, 35; Struwe, I, 50; Mathesy, 73b; Blum, 143.

Der fremde Hund wird allerdings, sobald er frei wird, trotz des guten Futters, das er erhalten, wieder fortlaufen, um seinen Herrn aufzusuchen und nichts als den Strick zurücklassen; daraus lässt sich aber noch nicht die allgemeine Anwendung des Sprichworts auf Pflegekinder rechtfertigen, da einzelne Undankbare vielen Dankbaren gegenüberstehen. - Die Spanier: Erziehe kein fremdes Kind, denn du weisst nicht, ob es wohl gerathen wird. - Wer ein fremdes Kind erzieht, sammelt sich Kohlen im Busen. (Reinsberg VII, 49.) Der Engländer: Leg' ein fremdes Kind an deinen Busen und es wird am Elbogen wieder herauskriechen.

Engl.: Put another man's child in your bosom, and he'll creep out at your elbow. (Bohn II, 46.)

Frz.: Il fait mal nourrir autruy enfant, car il s'en va quant il est grant. (Leroux, II, 232.)

6 An gehorsamen Kindern finden die Eltern frewd. - Petri, II, 17.

[Spaltenumbruch] 7 Andere Kinder sind Schleppsäcke, willst du auch einer sein? - Kirchhofer, 193 u. 332, 152; Tobler, 123.

Findet seine Erklärung in einem Kinderspiel, das Kirchhofer und Tobler a. a. O. beschreiben. Die Kinder fragen der Reihe nach die Mutter: Darf ich auf die Gasse? Mutter: Nein. Kind: Andere Kinder sind auch gegangen. Mutter: Die andern Kinder sind Schleppsäcke; willst du auch einer sein?

8 Artig Kind fordert nichts, artig Kind bekommt auch nichts. (Litauen.) - Frischbier2, 1990.

9 Auch ein Kind im Schilfe lässt Gott nicht ohne Hülfe.

10 Auff einmal aller Kinder Pat können werden, ist misslich. - Gruter, III, 7.

Bei Lehmann (II, 36, 70); "Auff einmahl aller Kinder Pat oder Petter werden können, ist vnmüglich."

11 Aus Kindern werden auch Leuth und aus Hienle Hannen. - Sutor, 597.

12 Aus kindern werden auch (alt) leutte. - Agricola I, 594; Franck, I, 75a; II, 92a; Egenolff, 243b; Hauer, Mij2; Eyering, I, 151; Lehmann, 409, 22; Petri, III, 29; Eiselein, 375; Reinsberg II, 105.

Um die Entwickelungsfähigkeit eines menschlichen Wesens und darum seinen alle andern Dinge überragenden Werth auszusprechen, sagen die Maoren: Ein Kindlein wächst, eine Axt bleibt immer klein. (Reise der österreichischen Fregatte Novara um die Erde, 1857-59, II, 317, wo aus einer Sammlung maoriacher Sprichwörter des Gouverneurs George Grey eine Anzahl mitgetheilt werden.)

Böhm.: Z deti byvaji lide. (Celakovsky, 266.)

Holl.: Kleine kinderen worden groot (oud). (Harrebomee, I, 406a.)

Lat.: Quem taurum metuis vitulum mulcere solebas. (Ovid.) (Binder I, 1448; II, 2749.) - Sub qua nunc recubas arbore, virga fuit. (Seybold, 585.)

13 Aus Kindern werden Lüt' und aus Leuten nüt.

14 Aus kindischen Kindern werden weise Leute. - Sailer, 264.

15 Aus kleinen Kindern werden (auch) grosse Männer, die sich auffbäumen. - Lehmann, 379, 13; Lehmann, II, 35, 57.

16 Aus leipziger Kindern wird entweder was Rechts oder nichts.

17 Auss beschissenen Kindern werden auch Leute. - Lehmann, 170, 26.

Darum muss man sie nicht wegwerfen, denn die in der Jugend fahrlässig, tölpisch oder bös und muthwillig sind, wenn sie erwachsen, werden sie oft tüchtige Leute.

Holl.: Niemand zal zijn kwaad kind verdrinken. (Harrebomee, I, 407a.)

18 Auss gescheiden kindern werden Gecken. - Franck, II, 134b; Gruter, I, 7; Petri, II, 29; Henisch, 1533, 64; Lehmann, II, 32, 65; Sailer, 289; Eiselein, 374; Simrock, 5631; Braun, I, 1824; Reinsberg VII, 44.

Nicht immer, aber oft genug.

Lat.: Odi puerulos praecoci sapientia. (Seybold, 402.)

19 Auss Kindern richt man Leut zu. - Petri, II, 29.

20 Auss kindern werden alte leut. - Franck, I, 34; Egenolff, 243a; Petri, II, 29.

21 Auss Kindern werden Leut, auss Jungfrawen werden Bräut. - Lehmann, 176, 25; Abh., 114; Herberger, II, 16; Gaal, 1011; Blum, 655; Mayer, II, 12; Bücking, 194; Beyer, II, 250; Ramann, I. Pred., I, 5; Struwe, I, 46; Siebenkees, 69; Lohrengel, I, 65; Eiselein, 375; Tendlau, 559; Broma, II, 539; Körte, 3399; Simrock, 5635; für Waldeck: Curtze, 315, 69.

Mach Mone (Quellen, 188) schon um das Jahr 1500 bekannt.

Frz.: Les enfans deviennent gens (hommes). (Leroux, I, 140; Kritzinger, 271a; Starschedel, 417.)

Lat.: Ante fuit vitulus, qui nunc fert cornua taurus. - De nuce fit corylus, de glande fit ardua quercus, e parvo puero saepe peritus homo. (Seybold, 29 u. 119; Froberg, 130; Philippi, I, 115.) - Nemo nascitur artifex. - Tandem fit surculus arbor. (Eiselein, 375; Gaal, 1011; Binder I, 68; II, 188 u. 907; Gärtner, 17; Herberger, II, 16; Sutor, 589; Philippi, I, 33.)

22 Bann (wenn) me di Kenner zu Mart scheckt, lüse di Krämer Geld. (Henneberg.) - Frommann, II, 409, 69.

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Kikin.

Du musst mi nich up'n Kîkin1, man up'n Spräkan kamen.Stürenburg, 94a.

1) Von inkîken, eingucken, vorsprechen, einkehren, auf einen Augenblick jemand in dessen Hause begrüssen, oft im Gegensatz zu ansprechen.


Kilbe.

1 Auf söttigen Kilben1 gibt's söttigen Ablass.Kirchhofer, 133.

1) Kilbe und Kirwe sind aus Kirchweih gekürzt, wie Kirmes und Kirmse (s. d.) aas Kirchmess.

2 Es ist nicht alle Tage Kilbi.Kirchhofer, 133.

3 Ist's Kilbi, so ist's Kilbi.Kirchhofer, 133.

4 Ma säd all vo der Chilbe, bis sie emol do ist.Kirchhofer, 133; Tobler, 103.

Man spricht so lange und viel von einer Sache, bis sie da ist.

5 So lange die Kilbe währt, haben die Spielleut' zu verdienen und der Wirth Gäste.Kirchhofer, 133.

6 Wenn man lang von der Kilbe redet, so kommt sie.Kirchhofer, 133; Tobler, 104.

7 Wer auf alle Kilben geht, erlangt faulen Ablass.Kirchhofer, 133.

*8 Hast e schöne Chîlbe agstellt.Tobler, 103.

Eine saubere Geschichte gemacht.


Kilche.

Külch, Kindes Noth vnd Todt ist die grösseste Noth.Petri, II, 428.


Kilian.

1 Sanct Kilian ist vermögend genug, Sanct Martin den Mantel zu flicken.Pistor., VI, 37; Eiselein, 372; Simrock, 5573; Körte, 3355; Braun, I, 1820.

Der letztere der beiden Heiligen hatte einst seinen Mantel zerschnitten, um einen nackten Bettler zu kleiden. Er wurde Patron des Erzbisthums Mainz, während der heilige Kilian das Bisthum Würzburg unter seinem Schutz hatte, das reicher als Mainz war; daher ward Joh. Philipp von Schönborn, der beide Bisthümer innehatte, durch das obige Wort zu Beiträgen für das ärmere Mainz verpflichtet.

2 Sanct Kilian stellt Schnitter an.

In Dänemark treibt Sanct Knud (10. Juli) die Bauern mit Sensen aus. (Reinsberg VIII, 155.)

3 Zu Külian (7. Juli) schneidt ein jederman. (Oberösterreich.) – Baumgarten, 50.

*4 Den wird Meister Kilian1 zu Grabe begleiten.

1) Der Henker. – Lappenberg (bei Laurenberg) sagt: „Vermuthlich steht diese Benennung mit dem bekannten Apostel der Franken und Bischof von Würzburg in Beziehung, den man mit Schwert und Dolch abgebildet sieht.“ Bei Lauremberg (I, 391) heisst es: „Ok heb' ik wol gesehn van einer olden Hex, wo Meister Kilian er maeked ein experfex“ (den Garaus).

2


Kind.

1 Ach, dass ich meine armen Kinder so geschlagen, klagte der Bauer, und sie waren des Pfaffen.Eiselein, 375.

2 Alle Kinder werden mit Weinen geboren.

Lat.: Clamabunt E et A quotquot nascuntur ab Eva. (Binder I, 193; II, 497; Seybold, 77.)

3 Alte Kinder, gewisser Tod.

4 An der Kinder weis erkent man der Mutter fleis.Fischart, Ehez., in Kloster, X, 481.

5 An fremden Kindern vnd Hunden ists brot verloren.Lehmann, 398, 30; Heuseler, 215; Gaal, 924; Pistor., IX, 35; Struwe, I, 50; Mathesy, 73b; Blum, 143.

Der fremde Hund wird allerdings, sobald er frei wird, trotz des guten Futters, das er erhalten, wieder fortlaufen, um seinen Herrn aufzusuchen und nichts als den Strick zurücklassen; daraus lässt sich aber noch nicht die allgemeine Anwendung des Sprichworts auf Pflegekinder rechtfertigen, da einzelne Undankbare vielen Dankbaren gegenüberstehen. – Die Spanier: Erziehe kein fremdes Kind, denn du weisst nicht, ob es wohl gerathen wird. – Wer ein fremdes Kind erzieht, sammelt sich Kohlen im Busen. (Reinsberg VII, 49.) Der Engländer: Leg' ein fremdes Kind an deinen Busen und es wird am Elbogen wieder herauskriechen.

Engl.: Put another man's child in your bosom, and he'll creep out at your elbow. (Bohn II, 46.)

Frz.: Il fait mal nourrir autruy enfant, car il s'en va quant il est grant. (Leroux, II, 232.)

6 An gehorsamen Kindern finden die Eltern frewd.Petri, II, 17.

[Spaltenumbruch] 7 Andere Kinder sind Schleppsäcke, willst du auch einer sein?Kirchhofer, 193 u. 332, 152; Tobler, 123.

Findet seine Erklärung in einem Kinderspiel, das Kirchhofer und Tobler a. a. O. beschreiben. Die Kinder fragen der Reihe nach die Mutter: Darf ich auf die Gasse? Mutter: Nein. Kind: Andere Kinder sind auch gegangen. Mutter: Die andern Kinder sind Schleppsäcke; willst du auch einer sein?

8 Artig Kind fordert nichts, artig Kind bekommt auch nichts. (Litauen.) – Frischbier2, 1990.

9 Auch ein Kind im Schilfe lässt Gott nicht ohne Hülfe.

10 Auff einmal aller Kinder Pat können werden, ist misslich.Gruter, III, 7.

Bei Lehmann (II, 36, 70); „Auff einmahl aller Kinder Pat oder Petter werden können, ist vnmüglich.“

11 Aus Kindern werden auch Leuth und aus Hienle Hannen.Sutor, 597.

12 Aus kindern werden auch (alt) leutte.Agricola I, 594; Franck, I, 75a; II, 92a; Egenolff, 243b; Hauer, Mij2; Eyering, I, 151; Lehmann, 409, 22; Petri, III, 29; Eiselein, 375; Reinsberg II, 105.

Um die Entwickelungsfähigkeit eines menschlichen Wesens und darum seinen alle andern Dinge überragenden Werth auszusprechen, sagen die Maoren: Ein Kindlein wächst, eine Axt bleibt immer klein. (Reise der österreichischen Fregatte Novara um die Erde, 1857-59, II, 317, wo aus einer Sammlung maoriacher Sprichwörter des Gouverneurs George Grey eine Anzahl mitgetheilt werden.)

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Holl.: Kleine kinderen worden groot (oud). (Harrebomée, I, 406a.)

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13 Aus Kindern werden Lüt' und aus Leuten nüt.

14 Aus kindischen Kindern werden weise Leute.Sailer, 264.

15 Aus kleinen Kindern werden (auch) grosse Männer, die sich auffbäumen.Lehmann, 379, 13; Lehmann, II, 35, 57.

16 Aus leipziger Kindern wird entweder was Rechts oder nichts.

17 Auss beschissenen Kindern werden auch Leute.Lehmann, 170, 26.

Darum muss man sie nicht wegwerfen, denn die in der Jugend fahrlässig, tölpisch oder bös und muthwillig sind, wenn sie erwachsen, werden sie oft tüchtige Leute.

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18 Auss gescheiden kindern werden Gecken.Franck, II, 134b; Gruter, I, 7; Petri, II, 29; Henisch, 1533, 64; Lehmann, II, 32, 65; Sailer, 289; Eiselein, 374; Simrock, 5631; Braun, I, 1824; Reinsberg VII, 44.

Nicht immer, aber oft genug.

Lat.: Odi puerulos praecoci sapientia. (Seybold, 402.)

19 Auss Kindern richt man Leut zu.Petri, II, 29.

20 Auss kindern werden alte leut.Franck, I, 34; Egenolff, 243a; Petri, II, 29.

21 Auss Kindern werden Leut, auss Jungfrawen werden Bräut.Lehmann, 176, 25; Abh., 114; Herberger, II, 16; Gaal, 1011; Blum, 655; Mayer, II, 12; Bücking, 194; Beyer, II, 250; Ramann, I. Pred., I, 5; Struwe, I, 46; Siebenkees, 69; Lohrengel, I, 65; Eiselein, 375; Tendlau, 559; Broma, II, 539; Körte, 3399; Simrock, 5635; für Waldeck: Curtze, 315, 69.

Mach Mone (Quellen, 188) schon um das Jahr 1500 bekannt.

Frz.: Les enfans deviennent gens (hommes). (Leroux, I, 140; Kritzinger, 271a; Starschedel, 417.)

Lat.: Ante fuit vitulus, qui nunc fert cornua taurus. – De nuce fit corylus, de glande fit ardua quercus, e parvo puero saepe peritus homo. (Seybold, 29 u. 119; Froberg, 130; Philippi, I, 115.) – Nemo nascitur artifex. – Tandem fit surculus arbor. (Eiselein, 375; Gaal, 1011; Binder I, 68; II, 188 u. 907; Gärtner, 17; Herberger, II, 16; Sutor, 589; Philippi, I, 33.)

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[[635]/0641] Kikin. Du musst mi nich up'n Kîkin1, man up'n Spräkan kamen. – Stürenburg, 94a. 1) Von inkîken, eingucken, vorsprechen, einkehren, auf einen Augenblick jemand in dessen Hause begrüssen, oft im Gegensatz zu ansprechen. Kilbe. 1 Auf söttigen Kilben1 gibt's söttigen Ablass. – Kirchhofer, 133. 1) Kilbe und Kirwe sind aus Kirchweih gekürzt, wie Kirmes und Kirmse (s. d.) aas Kirchmess. 2 Es ist nicht alle Tage Kilbi. – Kirchhofer, 133. 3 Ist's Kilbi, so ist's Kilbi. – Kirchhofer, 133. 4 Ma säd all vo der Chilbe, bis sie emol do ist. – Kirchhofer, 133; Tobler, 103. Man spricht so lange und viel von einer Sache, bis sie da ist. 5 So lange die Kilbe währt, haben die Spielleut' zu verdienen und der Wirth Gäste. – Kirchhofer, 133. 6 Wenn man lang von der Kilbe redet, so kommt sie. – Kirchhofer, 133; Tobler, 104. 7 Wer auf alle Kilben geht, erlangt faulen Ablass. – Kirchhofer, 133. *8 Hast e schöne Chîlbe agstellt. – Tobler, 103. Eine saubere Geschichte gemacht. Kilche. Külch, Kindes Noth vnd Todt ist die grösseste Noth. – Petri, II, 428. Kilian. 1 Sanct Kilian ist vermögend genug, Sanct Martin den Mantel zu flicken. – Pistor., VI, 37; Eiselein, 372; Simrock, 5573; Körte, 3355; Braun, I, 1820. Der letztere der beiden Heiligen hatte einst seinen Mantel zerschnitten, um einen nackten Bettler zu kleiden. Er wurde Patron des Erzbisthums Mainz, während der heilige Kilian das Bisthum Würzburg unter seinem Schutz hatte, das reicher als Mainz war; daher ward Joh. Philipp von Schönborn, der beide Bisthümer innehatte, durch das obige Wort zu Beiträgen für das ärmere Mainz verpflichtet. 2 Sanct Kilian stellt Schnitter an. In Dänemark treibt Sanct Knud (10. Juli) die Bauern mit Sensen aus. (Reinsberg VIII, 155.) 3 Zu Külian (7. Juli) schneidt ein jederman. (Oberösterreich.) – Baumgarten, 50. *4 Den wird Meister Kilian1 zu Grabe begleiten. 1) Der Henker. – Lappenberg (bei Laurenberg) sagt: „Vermuthlich steht diese Benennung mit dem bekannten Apostel der Franken und Bischof von Würzburg in Beziehung, den man mit Schwert und Dolch abgebildet sieht.“ Bei Lauremberg (I, 391) heisst es: „Ok heb' ik wol gesehn van einer olden Hex, wo Meister Kilian er maeked ein experfex“ (den Garaus). 2 Kind. 1 Ach, dass ich meine armen Kinder so geschlagen, klagte der Bauer, und sie waren des Pfaffen. – Eiselein, 375. 2 Alle Kinder werden mit Weinen geboren. Lat.: Clamabunt E et A quotquot nascuntur ab Eva. (Binder I, 193; II, 497; Seybold, 77.) 3 Alte Kinder, gewisser Tod. 4 An der Kinder weis erkent man der Mutter fleis. – Fischart, Ehez., in Kloster, X, 481. 5 An fremden Kindern vnd Hunden ists brot verloren. – Lehmann, 398, 30; Heuseler, 215; Gaal, 924; Pistor., IX, 35; Struwe, I, 50; Mathesy, 73b; Blum, 143. Der fremde Hund wird allerdings, sobald er frei wird, trotz des guten Futters, das er erhalten, wieder fortlaufen, um seinen Herrn aufzusuchen und nichts als den Strick zurücklassen; daraus lässt sich aber noch nicht die allgemeine Anwendung des Sprichworts auf Pflegekinder rechtfertigen, da einzelne Undankbare vielen Dankbaren gegenüberstehen. – Die Spanier: Erziehe kein fremdes Kind, denn du weisst nicht, ob es wohl gerathen wird. – Wer ein fremdes Kind erzieht, sammelt sich Kohlen im Busen. (Reinsberg VII, 49.) Der Engländer: Leg' ein fremdes Kind an deinen Busen und es wird am Elbogen wieder herauskriechen. Engl.: Put another man's child in your bosom, and he'll creep out at your elbow. (Bohn II, 46.) Frz.: Il fait mal nourrir autruy enfant, car il s'en va quant il est grant. (Leroux, II, 232.) 6 An gehorsamen Kindern finden die Eltern frewd. – Petri, II, 17. 7 Andere Kinder sind Schleppsäcke, willst du auch einer sein? – Kirchhofer, 193 u. 332, 152; Tobler, 123. Findet seine Erklärung in einem Kinderspiel, das Kirchhofer und Tobler a. a. O. beschreiben. Die Kinder fragen der Reihe nach die Mutter: Darf ich auf die Gasse? Mutter: Nein. Kind: Andere Kinder sind auch gegangen. Mutter: Die andern Kinder sind Schleppsäcke; willst du auch einer sein? 8 Artig Kind fordert nichts, artig Kind bekommt auch nichts. (Litauen.) – Frischbier2, 1990. 9 Auch ein Kind im Schilfe lässt Gott nicht ohne Hülfe. 10 Auff einmal aller Kinder Pat können werden, ist misslich. – Gruter, III, 7. Bei Lehmann (II, 36, 70); „Auff einmahl aller Kinder Pat oder Petter werden können, ist vnmüglich.“ 11 Aus Kindern werden auch Leuth und aus Hienle Hannen. – Sutor, 597. 12 Aus kindern werden auch (alt) leutte. – Agricola I, 594; Franck, I, 75a; II, 92a; Egenolff, 243b; Hauer, Mij2; Eyering, I, 151; Lehmann, 409, 22; Petri, III, 29; Eiselein, 375; Reinsberg II, 105. Um die Entwickelungsfähigkeit eines menschlichen Wesens und darum seinen alle andern Dinge überragenden Werth auszusprechen, sagen die Maoren: Ein Kindlein wächst, eine Axt bleibt immer klein. (Reise der österreichischen Fregatte Novara um die Erde, 1857-59, II, 317, wo aus einer Sammlung maoriacher Sprichwörter des Gouverneurs George Grey eine Anzahl mitgetheilt werden.) Böhm.: Z dĕtí bývaji lidé. (Čelakovsky, 266.) Holl.: Kleine kinderen worden groot (oud). (Harrebomée, I, 406a.) Lat.: Quem taurum metuis vitulum mulcere solebas. (Ovid.) (Binder I, 1448; II, 2749.) – Sub qua nunc recubas arbore, virga fuit. (Seybold, 585.) 13 Aus Kindern werden Lüt' und aus Leuten nüt. 14 Aus kindischen Kindern werden weise Leute. – Sailer, 264. 15 Aus kleinen Kindern werden (auch) grosse Männer, die sich auffbäumen. – Lehmann, 379, 13; Lehmann, II, 35, 57. 16 Aus leipziger Kindern wird entweder was Rechts oder nichts. 17 Auss beschissenen Kindern werden auch Leute. – Lehmann, 170, 26. Darum muss man sie nicht wegwerfen, denn die in der Jugend fahrlässig, tölpisch oder bös und muthwillig sind, wenn sie erwachsen, werden sie oft tüchtige Leute. Holl.: Niemand zal zijn kwaad kind verdrinken. (Harrebomée, I, 407a.) 18 Auss gescheiden kindern werden Gecken. – Franck, II, 134b; Gruter, I, 7; Petri, II, 29; Henisch, 1533, 64; Lehmann, II, 32, 65; Sailer, 289; Eiselein, 374; Simrock, 5631; Braun, I, 1824; Reinsberg VII, 44. Nicht immer, aber oft genug. Lat.: Odi puerulos praecoci sapientia. (Seybold, 402.) 19 Auss Kindern richt man Leut zu. – Petri, II, 29. 20 Auss kindern werden alte leut. – Franck, I, 34; Egenolff, 243a; Petri, II, 29. 21 Auss Kindern werden Leut, auss Jungfrawen werden Bräut. – Lehmann, 176, 25; Abh., 114; Herberger, II, 16; Gaal, 1011; Blum, 655; Mayer, II, 12; Bücking, 194; Beyer, II, 250; Ramann, I. 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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [635]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/641>, abgerufen am 24.11.2024.