Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.[Spaltenumbruch] 635 Kinner un junge Hunne denket lange. (Paderborn.) - Firmenich, I, 362, 3. 636 Kinner un Kalver är Del, so behold se är Leiw (oder: Bok un Back) hel. - Bueren, 766; Goldschmidt, 117; Firmenich, I, 232, 37 u. II, 38; Frommann, VI, 285, 766; Kern, 690; Schiller, II, 5; Hauskalender, I. Empfiehlt zweckmässige Ernährung der Kinder. 637 Kinner un Kalwer Mat möt ol Lüe wäten. - Goldschmidt, 117. 638 Kinner un Lüd', säd' jenn Baur, ju red't öwer mein Saupen, äwerst nimmend red't öwer mein groten Döst. (Hinterpommern.) - Hoefer, 116. 639 Kinner van Willen krigt wat (wecke) vör de Billen1. - Frommann, VI, 285, 768; Eichwald, 1007; Deecke, 10; Diermissen, 26; Weserzeitung, 4057; Goldschmidt, 120; Stürenburg, 17a. 1) Sitzbacken. - Der Spanier: Maulthier und Kind schlag' auf den Hintern, aber nicht auf den Kopf, noch sonst wohin. (Reinsberg VII, 83.) Holl.: Kinderen, die willen, slaat men voor de billen. (Harrebomee, I, 405b.) 640 Kinner van Willen1 sitt üewel te stillen. (Iserlohn.) - Woeste, 71, 155. 1) Eigenwillige, eigensinnige. 641 Klach Käinjt liewe net lang. - Schuster, 592. Bezieht sich, wie Schuster bemerkt, auf einen weitverbreiteten Aberglauben, der wahrscheinlich seine Quelle im Heidenthume hat, wonach die Götter göttliche Kräfte nicht gern bei Sterblichen sehen. Vielleicht könnte man aber auch sagen, die Verdummungspartei habe das Sprichwort zur Einschüchterung der Erziehung erfunden, damit das heranwachsende Geschlecht nicht zu gescheit werde. Die natürlichste Erklärung dürfte wol aber die sein, dass eine zu frühzeitige Entwickelung der geistigen Kräfte die physische Grundlage derselben zerstören muss. 642 Klan Könner, kla Lad; grauss Könner, grauss Lad. (Trier.) - Laven, 184, 64. 643 Klane Kenn trere de Alte uf de Schuss, grusse uf d's Harz. (Nassau.) - Kehrein, VI, 17. 644 Klauke Kinner liwet ni lang. (Paderborn.) - Firmenich, I, 362, 27. 645 Kleine Kinder belecken auch leere Schachteln. 646 Kleine Kinder drücket den Schat, grote Kinder drücket dat Harte. - Schambach, II, 273. Je grösser die Kinder werden, je grösser wird auch die Sorge, der Kummer, die sie verursachen. Holl.: Kleine kinderen hoofdpijn, groote kinderen hartpijn. - Kleine kinderen, nooit verlost, groote kinderen, groote kost. (Harrebomee, I, 406a.) 647 Kleine Kinder essen Brei, grosse nagen das Herz entzwei. - Reinsberg VII, 45. Böhm.: Male deti kasi jedi, a velki deti srdce uziraji. (Celakovsky, 402.) 648 Kleine Kinder gehören hinter den Ofen. - Frischbier2, 1999. 649 Kleine Kinder, grosse Sorgen; grosse Kinder, grössere Sorgen. - Reinsberg VII, 45. 650 Kleine Kinder, gute Kinder. - Reinsberg VII, 46. 651 Kleine Kinder haben weiche Schnibben1. - Petri, II, 423. 1) Eigentlich: Spitze, spitziger, langer Schnabel, dann ein Vogel mit solchem Schnabel, endlich ein spitz zulaufendes Läppchen auf der Stirn, die Schneppe. (Campe, IV, 241b; Stürenburg, 228b.) - Unter kleinen Kindern versteht der Franzose Kinder bis etwa zum fünften Jahre, ältere heissen junge Kinder (jeunes enfants). (Reinsberg VII, 57.) 652 Kleine Kinder, klein Kreuz; grosse Kinder, gross Kreuz. - Mayer, II, 12; Eiselein, 374; Braun, II, 540. 653 Kleine Kinder, kleine Leiden (Mühe, Noth, Plagen); grosse Kinder, grosse Leiden (Mühe, Noth, Plagen). - Frischbier2, 2000. 654 Kleine Kinder, kleine sorgen; grosse Kinder, grosse sorgen. - Petri, II, 423; Herberger, II, 119; Mathesy, 357a; Pauli, Schimpff, XXXVIa; Luther, I, 124; Latendorf II, 20; Gaal, 1007; Steiger, 362; Körte, 3374; Eiselein, 374; Simrock, 5607; Venedey, 100; Reinsberg I, 176; VII, 45; für Baiern: Zaupser, 89; für Iserlohn: Woeste, 72, 174; für Mecklenburg: Gryse, Fr. 83; für Waldeck: Curtze, 317, 45. In Baiern: Kloane Kinda, kloane Sorge; grosse[Spaltenumbruch] Kinda, grosse Sorge. (Reinsberg VII, 45.) Eine Betrachtung über dies Sprichwort findet sich in Uhlich's Sonntagsblatt, Gotha 1860, Nr. 9. Böhm.: Male deti, mala starost. (Celakovsky, 402.) Dän.: Smaa börn, smaa sorge; store börn store sorge. (Prov. dan., 87; Bohn I, 398.) Holl.: Klein kind, kleine rouw. (Harrebomee, I, 406a.) It.: Fanciulli piccioli, dolor di testa; fanciulli grandi, dolor di cuore. (Gaal, 1007.) Lat.: Magna dignitas, magna cura. (Sutor, 167.) 655 Kleine Kinder, kleinen Aerger; grate Kinder, graten Aerger. - Schambach, I, 16. 656 Kleine Kinder, kleines Leid; grosse Kinder, grosses Leid. (Eifel.) - Schmitz, 189, 97; für Lippe: Firmenich, I, 269. 657 Kleine Kinder machen den Aeltern Kopf-, die grossen Herzweh. - Winckler, XVI, 10; Reinsberg VII, 45. It.: Fanciulli piccoli, dolor di capo, e figli grandi, dolor di cuore. (Pazzaglia, 120, 1.) 658 Kleine Kinder muss man nie allein lassen. - Struve, II, 39. Zwar hat auch dies Sprichwort in einem Aberglauben seine Quelle, man fürchtete nämlich, allein gelassene Kinder würden hinweggehext oder gegen Wechselbälge vertauscht; indessen hat seine Forderung auch einen naheliegenden sehr vernünftigen Grund, weil sie dadurch vor vielen Gefahren bewahrt bleiben. 659 Kleine Kinder müssen Geduld haben. 660 Kleine Kinder müssen nicht alles wissen. Zur Abweisung neugieriger Frager. 661 Kleine-Kinder, rechte Spielvögel, aber alte Kinder der Eltern Geschwür vnd böse Blattern. - Mathesy, 357a. 662 Kleine Kinder sind armer Leute Reichthum. - Gaal, 1008. Engl.: Children are poor men's riches, are certain cares, but uncertain comforts. (Gaal, 1008.) 663 Kleine Kinder sind der Eltern beste spiel Vögel. - Petri, II, 423. 664 Kleine Kinder sind leicht zu überreden. Dän.: Syv aars barn er snart at lokke. (Prov. dan., 638.) 665 Kleine Kinder soll man nicht tödten, sie können noch nütz werden. - Petri, II, 423. 666 Kleine Kinder treten auf die Füsse, grosse auf das Herz. 667 Kleine Kinder tretten auffn Schoss, die grossen trotten auffs Hertz. - Petri, II, 423; Reinsberg VII, 46. Auch russisch Altmann VI, 506. 668 Kleine Kinder und Kuchenteig haben's gern warm. Die Lombarden empfehlen: Sollen die Säuglinge wachsen, so wickle sie gut ein. Denn, sagen die Bergamasken: Das Kind, welches noch keine Zähne hat, friert (ist) immer (kalt). Die Spanier: Das kleine Kind und das junge Kalb frieren auch am Mittag. Die Engländer: Für ein kleines Kind ist jedes Wetter kalt. (Reinsberg VII, 43.) 669 Kleine Kinder wandeln sich neunmal, ehe sie gross werden. - Petri, II, 423. 670 Kleine Kinner kacket kleine Küotelken. (Sauerland.) 671 Kleine Kinner ligget up'm Schäut (Schos), graüte up'm Hearten. (Westf.) 672 Kleine Kinner treten op de Scherze (Schürze), de groten op't Herze. - Reinsberg VII, 46. Holl.: Als de kinderen klein zijn, loopen zij der moeder op den rok; als zij groot zijn, op het hart. (Harrebomee, I, 401a.) 673 Kiemen Kindern fällt das Brot auf die Schmiere. 674 Kleiner Kinder und alter Leute Tugend darf man nicht (zu sehr) loben. Weil Bewusstsein oder Kraft zum Sündigen fehlt. 675 Klei Käinjt, klei Sorgen, greiss Käinjt, greiss Sorgen. - Schuster, 570. 676 Kluge Kinder leben nicht lange. - Eiselein, 375; Simrock, 5632; Reinsberg VII, 44. 677 Kluge Kinder werden selten alt. - Struve, I, 32; Bremser, 34; Bücking, 237. Wenn bei Kindern die Geistesfähigkeiten sich zu schnell entwickeln, so geschieht dies gewöhnlich auf Kosten der Körperkräfte. Auch sind schwächliche Kinder wegen ihrer grossen Reizbarkeit empfänglicher für Seeleneindrücke.
[Spaltenumbruch] 635 Kinner un junge Hunne denket lange. (Paderborn.) – Firmenich, I, 362, 3. 636 Kinner un Kalver är Dêl, so behold se är Lîw (oder: Bôk un Back) hêl. – Bueren, 766; Goldschmidt, 117; Firmenich, I, 232, 37 u. II, 38; Frommann, VI, 285, 766; Kern, 690; Schiller, II, 5; Hauskalender, I. Empfiehlt zweckmässige Ernährung der Kinder. 637 Kinner un Kalwer Mât möt ôl Lüe wäten. – Goldschmidt, 117. 638 Kinner un Lüd', säd' jenn Bûr, ju red't öwer mîn Sûpen, äwerst nimmend red't öwer mîn grôten Döst. (Hinterpommern.) – Hoefer, 116. 639 Kinner van Willen krigt wat (wecke) vör de Billen1. – Frommann, VI, 285, 768; Eichwald, 1007; Deecke, 10; Diermissen, 26; Weserzeitung, 4057; Goldschmidt, 120; Stürenburg, 17a. 1) Sitzbacken. – Der Spanier: Maulthier und Kind schlag' auf den Hintern, aber nicht auf den Kopf, noch sonst wohin. (Reinsberg VII, 83.) Holl.: Kinderen, die willen, slaat men voor de billen. (Harrebomée, I, 405b.) 640 Kinner van Willen1 sitt üewel te stillen. (Iserlohn.) – Woeste, 71, 155. 1) Eigenwillige, eigensinnige. 641 Klâch Käinjt liéwe net lang. – Schuster, 592. Bezieht sich, wie Schuster bemerkt, auf einen weitverbreiteten Aberglauben, der wahrscheinlich seine Quelle im Heidenthume hat, wonach die Götter göttliche Kräfte nicht gern bei Sterblichen sehen. Vielleicht könnte man aber auch sagen, die Verdummungspartei habe das Sprichwort zur Einschüchterung der Erziehung erfunden, damit das heranwachsende Geschlecht nicht zu gescheit werde. Die natürlichste Erklärung dürfte wol aber die sein, dass eine zu frühzeitige Entwickelung der geistigen Kräfte die physische Grundlage derselben zerstören muss. 642 Klân Könner, klâ Lâd; grûss Könner, grûss Lâd. (Trier.) – Laven, 184, 64. 643 Klâne Kenn trere de Alte uf de Schuss, grusse uf d's Harz. (Nassau.) – Kehrein, VI, 17. 644 Klauke Kinner liwet ni lang. (Paderborn.) – Firmenich, I, 362, 27. 645 Kleine Kinder belecken auch leere Schachteln. 646 Kleine Kinder drücket den Schât, grôte Kinder drücket dat Harte. – Schambach, II, 273. Je grösser die Kinder werden, je grösser wird auch die Sorge, der Kummer, die sie verursachen. Holl.: Kleine kinderen hoofdpijn, groote kinderen hartpijn. – Kleine kinderen, nooit verlost, groote kinderen, groote kost. (Harrebomée, I, 406a.) 647 Kleine Kinder essen Brei, grosse nagen das Herz entzwei. – Reinsberg VII, 45. Böhm.: Malé dĕti kasi jedí, a velkí dĕti srdce užírají. (Čelakovsky, 402.) 648 Kleine Kinder gehören hinter den Ofen. – Frischbier2, 1999. 649 Kleine Kinder, grosse Sorgen; grosse Kinder, grössere Sorgen. – Reinsberg VII, 45. 650 Kleine Kinder, gute Kinder. – Reinsberg VII, 46. 651 Kleine Kinder haben weiche Schnibben1. – Petri, II, 423. 1) Eigentlich: Spitze, spitziger, langer Schnabel, dann ein Vogel mit solchem Schnabel, endlich ein spitz zulaufendes Läppchen auf der Stirn, die Schneppe. (Campe, IV, 241b; Stürenburg, 228b.) – Unter kleinen Kindern versteht der Franzose Kinder bis etwa zum fünften Jahre, ältere heissen junge Kinder (jeunes enfants). (Reinsberg VII, 57.) 652 Kleine Kinder, klein Kreuz; grosse Kinder, gross Kreuz. – Mayer, II, 12; Eiselein, 374; Braun, II, 540. 653 Kleine Kinder, kleine Leiden (Mühe, Noth, Plagen); grosse Kinder, grosse Leiden (Mühe, Noth, Plagen). – Frischbier2, 2000. 654 Kleine Kinder, kleine sorgen; grosse Kinder, grosse sorgen. – Petri, II, 423; Herberger, II, 119; Mathesy, 357a; Pauli, Schimpff, XXXVIa; Luther, I, 124; Latendorf II, 20; Gaal, 1007; Steiger, 362; Körte, 3374; Eiselein, 374; Simrock, 5607; Venedey, 100; Reinsberg I, 176; VII, 45; für Baiern: Zaupser, 89; für Iserlohn: Woeste, 72, 174; für Mecklenburg: Gryse, Fr. 83; für Waldeck: Curtze, 317, 45. In Baiern: Kloane Kinda, kloane Sorge; grosse[Spaltenumbruch] Kinda, grosse Sorge. (Reinsberg VII, 45.) Eine Betrachtung über dies Sprichwort findet sich in Uhlich's Sonntagsblatt, Gotha 1860, Nr. 9. Böhm.: Malé dĕti, malá starost. (Čelakovsky, 402.) Dän.: Smaa børn, smaa sorge; store børn store sorge. (Prov. dan., 87; Bohn I, 398.) Holl.: Klein kind, kleine rouw. (Harrebomée, I, 406a.) It.: Fanciulli piccioli, dolor di testa; fanciulli grandi, dolor di cuore. (Gaal, 1007.) Lat.: Magna dignitas, magna cura. (Sutor, 167.) 655 Kleine Kinder, kleinen Aerger; grâte Kinder, grâten Aerger. – Schambach, I, 16. 656 Kleine Kinder, kleines Leid; grosse Kinder, grosses Leid. (Eifel.) – Schmitz, 189, 97; für Lippe: Firmenich, I, 269. 657 Kleine Kinder machen den Aeltern Kopf-, die grossen Herzweh. – Winckler, XVI, 10; Reinsberg VII, 45. It.: Fanciulli piccoli, dolor di capo, e figli grandi, dolor di cuore. (Pazzaglia, 120, 1.) 658 Kleine Kinder muss man nie allein lassen. – Struve, II, 39. Zwar hat auch dies Sprichwort in einem Aberglauben seine Quelle, man fürchtete nämlich, allein gelassene Kinder würden hinweggehext oder gegen Wechselbälge vertauscht; indessen hat seine Forderung auch einen naheliegenden sehr vernünftigen Grund, weil sie dadurch vor vielen Gefahren bewahrt bleiben. 659 Kleine Kinder müssen Geduld haben. 660 Kleine Kinder müssen nicht alles wissen. Zur Abweisung neugieriger Frager. 661 Kleine-Kinder, rechte Spielvögel, aber alte Kinder der Eltern Geschwür vnd böse Blattern. – Mathesy, 357a. 662 Kleine Kinder sind armer Leute Reichthum. – Gaal, 1008. Engl.: Children are poor men's riches, are certain cares, but uncertain comforts. (Gaal, 1008.) 663 Kleine Kinder sind der Eltern beste spiel Vögel. – Petri, II, 423. 664 Kleine Kinder sind leicht zu überreden. Dän.: Syv aars barn er snart at lokke. (Prov. dan., 638.) 665 Kleine Kinder soll man nicht tödten, sie können noch nütz werden. – Petri, II, 423. 666 Kleine Kinder treten auf die Füsse, grosse auf das Herz. 667 Kleine Kinder tretten auffn Schoss, die grossen trotten auffs Hertz. – Petri, II, 423; Reinsberg VII, 46. Auch russisch Altmann VI, 506. 668 Kleine Kinder und Kuchenteig haben's gern warm. Die Lombarden empfehlen: Sollen die Säuglinge wachsen, so wickle sie gut ein. Denn, sagen die Bergamasken: Das Kind, welches noch keine Zähne hat, friert (ist) immer (kalt). Die Spanier: Das kleine Kind und das junge Kalb frieren auch am Mittag. Die Engländer: Für ein kleines Kind ist jedes Wetter kalt. (Reinsberg VII, 43.) 669 Kleine Kinder wandeln sich neunmal, ehe sie gross werden. – Petri, II, 423. 670 Kleine Kinner kacket kleine Küotelken. (Sauerland.) 671 Kleine Kinner ligget up'm Schäut (Schos), graüte up'm Hearten. (Westf.) 672 Kleine Kinner treten op de Scherze (Schürze), de groten op't Herze. – Reinsberg VII, 46. Holl.: Als de kinderen klein zijn, loopen zij der moeder op den rok; als zij groot zijn, op het hart. (Harrebomée, I, 401a.) 673 Kiemen Kindern fällt das Brot auf die Schmiere. 674 Kleiner Kinder und alter Leute Tugend darf man nicht (zu sehr) loben. Weil Bewusstsein oder Kraft zum Sündigen fehlt. 675 Klî Käinjt, klî Sorgen, grîss Käinjt, grîss Sorgen. – Schuster, 570. 676 Kluge Kinder leben nicht lange. – Eiselein, 375; Simrock, 5632; Reinsberg VII, 44. 677 Kluge Kinder werden selten alt. – Struve, I, 32; Bremser, 34; Bücking, 237. Wenn bei Kindern die Geistesfähigkeiten sich zu schnell entwickeln, so geschieht dies gewöhnlich auf Kosten der Körperkräfte. Auch sind schwächliche Kinder wegen ihrer grossen Reizbarkeit empfänglicher für Seeleneindrücke.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><pb facs="#f0656" n="[650]"/><cb n="1299"/> 635 Kinner un junge Hunne denket lange.</hi> (<hi rendition="#i">Paderborn.</hi>) – <hi rendition="#i">Firmenich, I, 362, 3.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">636 Kinner un Kalver är Dêl, so behold se är Lîw (oder: Bôk un Back) hêl.</hi> – <hi rendition="#i">Bueren, 766; Goldschmidt, 117; Firmenich, I, 232, 37 u. II, 38; Frommann, VI, 285, 766; Kern, 690; Schiller, II, 5; Hauskalender, I.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Empfiehlt zweckmässige Ernährung der Kinder.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">637 Kinner un Kalwer Mât möt ôl Lüe wäten.</hi> – <hi rendition="#i">Goldschmidt, 117.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">638 Kinner un Lüd', säd' jenn Bûr, ju red't öwer mîn Sûpen, äwerst nimmend red't öwer mîn grôten Döst.</hi> (<hi rendition="#i">Hinterpommern.</hi>) – <hi rendition="#i">Hoefer, 116.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">639 Kinner van Willen krigt wat (wecke) vör de Billen<hi rendition="#sup">1</hi>.</hi> – <hi rendition="#i">Frommann, VI, 285, 768; Eichwald, 1007; Deecke, 10; Diermissen, 26; Weserzeitung, 4057; Goldschmidt, 120; Stürenburg, 17<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Sitzbacken. – Der Spanier: Maulthier und Kind schlag' auf den Hintern, aber nicht auf den Kopf, noch sonst wohin. <hi rendition="#i">(Reinsberg VII, 83.)</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Kinderen, die willen, slaat men voor de billen. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 405<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">640 Kinner van Willen<hi rendition="#sup">1</hi> sitt üewel te stillen.</hi> (<hi rendition="#i">Iserlohn.</hi>) – <hi rendition="#i">Woeste, 71, 155.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Eigenwillige, eigensinnige.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">641 Klâch Käinjt liéwe net lang.</hi> – <hi rendition="#i">Schuster, 592.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Bezieht sich, wie <hi rendition="#i">Schuster</hi> bemerkt, auf einen weitverbreiteten Aberglauben, der wahrscheinlich seine Quelle im Heidenthume hat, wonach die Götter göttliche Kräfte nicht gern bei Sterblichen sehen. Vielleicht könnte man aber auch sagen, die Verdummungspartei habe das Sprichwort zur Einschüchterung der Erziehung erfunden, damit das heranwachsende Geschlecht nicht zu gescheit werde. Die natürlichste Erklärung dürfte wol aber die sein, dass eine zu frühzeitige Entwickelung der geistigen Kräfte die physische Grundlage derselben zerstören muss.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">642 Klân Könner, klâ Lâd; grûss Könner, grûss Lâd.</hi> (<hi rendition="#i">Trier.</hi>) – <hi rendition="#i">Laven, 184, 64.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">643 Klâne Kenn trere de Alte uf de Schuss, grusse uf d's Harz.</hi> (<hi rendition="#i">Nassau.</hi>) – <hi rendition="#i">Kehrein, VI, 17.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">644 Klauke Kinner liwet ni lang.</hi> (<hi rendition="#i">Paderborn.</hi>) – <hi rendition="#i">Firmenich, I, 362, 27.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">645 Kleine Kinder belecken auch leere Schachteln.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">646 Kleine Kinder drücket den Schât, grôte Kinder drücket dat Harte.</hi> – <hi rendition="#i">Schambach, II, 273.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Je grösser die Kinder werden, je grösser wird auch die Sorge, der Kummer, die sie verursachen.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Kleine kinderen hoofdpijn, groote kinderen hartpijn. – Kleine kinderen, nooit verlost, groote kinderen, groote kost. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 406<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">647 Kleine Kinder essen Brei, grosse nagen das Herz entzwei.</hi> – <hi rendition="#i">Reinsberg VII, 45.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Malé dĕti kasi jedí, a velkí dĕti srdce užírají. (<hi rendition="#i">Čelakovsky, 402.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">648 Kleine Kinder gehören hinter den Ofen.</hi> – <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 1999.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">649 Kleine Kinder, grosse Sorgen; grosse Kinder, grössere Sorgen.</hi> – <hi rendition="#i">Reinsberg VII, 45.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">650 Kleine Kinder, gute Kinder.</hi> – <hi rendition="#i">Reinsberg VII, 46.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">651 Kleine Kinder haben weiche Schnibben<hi rendition="#sup">1</hi>.</hi> – <hi rendition="#i">Petri, II, 423.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Eigentlich: Spitze, spitziger, langer Schnabel, dann ein Vogel mit solchem Schnabel, endlich ein spitz zulaufendes Läppchen auf der Stirn, die Schneppe. <hi rendition="#i">(Campe, IV, 241<hi rendition="#sup">b</hi>; Stürenburg, 228<hi rendition="#sup">b</hi>.)</hi> – Unter kleinen Kindern versteht der Franzose Kinder bis etwa zum fünften Jahre, ältere heissen junge Kinder (jeunes enfants). <hi rendition="#i">(Reinsberg VII, 57.)</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">652 Kleine Kinder, klein Kreuz; grosse Kinder, gross Kreuz.</hi> – <hi rendition="#i">Mayer, II, 12; Eiselein, 374; Braun, II, 540.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">653 Kleine Kinder, kleine Leiden (Mühe, Noth, Plagen); grosse Kinder, grosse Leiden (Mühe, Noth, Plagen).</hi> – <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 2000.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">654 Kleine Kinder, kleine sorgen; grosse Kinder, grosse sorgen.</hi> – <hi rendition="#i">Petri, II, 423; Herberger, II, 119; Mathesy, 357<hi rendition="#sup">a</hi>; Pauli, Schimpff, XXXVI<hi rendition="#sup">a</hi>; Luther, I, 124; Latendorf II, 20; Gaal, 1007; Steiger, 362; Körte, 3374; Eiselein, 374; Simrock, 5607; Venedey, 100; Reinsberg I, 176; VII, 45;</hi> für Baiern: <hi rendition="#i">Zaupser, 89;</hi> für Iserlohn: <hi rendition="#i">Woeste, 72, 174;</hi> für Mecklenburg: <hi rendition="#i">Gryse, Fr. 83;</hi> für Waldeck: <hi rendition="#i">Curtze, 317, 45.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">In Baiern: Kloane Kinda, kloane Sorge; grosse<cb n="1300"/> Kinda, grosse Sorge. (<hi rendition="#i">Reinsberg VII, 45.</hi>) Eine Betrachtung über dies Sprichwort findet sich in <hi rendition="#i">Uhlich's Sonntagsblatt,</hi> Gotha 1860, Nr. 9.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Malé dĕti, malá starost. (<hi rendition="#i">Čelakovsky, 402.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Smaa børn, smaa sorge; store børn store sorge. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 87; Bohn I, 398.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Klein kind, kleine rouw. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 406<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Fanciulli piccioli, dolor di testa; fanciulli grandi, dolor di cuore. (<hi rendition="#i">Gaal, 1007.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Magna dignitas, magna cura. (<hi rendition="#i">Sutor, 167.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">655 Kleine Kinder, kleinen Aerger; grâte Kinder, grâten Aerger.</hi> – <hi rendition="#i">Schambach, I, 16.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">656 Kleine Kinder, kleines Leid; grosse Kinder, grosses Leid.</hi> (<hi rendition="#i">Eifel.</hi>) – <hi rendition="#i">Schmitz, 189, 97;</hi> für Lippe: <hi rendition="#i">Firmenich, I, 269.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">657 Kleine Kinder machen den Aeltern Kopf-, die grossen Herzweh.</hi> – <hi rendition="#i">Winckler, XVI, 10; Reinsberg VII, 45.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Fanciulli piccoli, dolor di capo, e figli grandi, dolor di cuore. (<hi rendition="#i">Pazzaglia, 120, 1.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">658 Kleine Kinder muss man nie allein lassen.</hi> – <hi rendition="#i">Struve, II, 39.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Zwar hat auch dies Sprichwort in einem Aberglauben seine Quelle, man fürchtete nämlich, allein gelassene Kinder würden hinweggehext oder gegen Wechselbälge vertauscht; indessen hat seine Forderung auch einen naheliegenden sehr vernünftigen Grund, weil sie dadurch vor vielen Gefahren bewahrt bleiben.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">659 Kleine Kinder müssen Geduld haben.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">660 Kleine Kinder müssen nicht alles wissen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Zur Abweisung neugieriger Frager.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">661 Kleine-Kinder, rechte Spielvögel, aber alte Kinder der Eltern Geschwür vnd böse Blattern.</hi> – <hi rendition="#i">Mathesy, 357<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">662 Kleine Kinder sind armer Leute Reichthum.</hi> – <hi rendition="#i">Gaal, 1008.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: Children are poor men's riches, are certain cares, but uncertain comforts. (<hi rendition="#i">Gaal, 1008.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">663 Kleine Kinder sind der Eltern beste spiel Vögel.</hi> – <hi rendition="#i">Petri, II, 423.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">664 Kleine Kinder sind leicht zu überreden.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Syv aars barn er snart at lokke. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 638.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">665 Kleine Kinder soll man nicht tödten, sie können noch nütz werden.</hi> – <hi rendition="#i">Petri, II, 423.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">666 Kleine Kinder treten auf die Füsse, grosse auf das Herz.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">667 Kleine Kinder tretten auffn Schoss, die grossen trotten auffs Hertz.</hi> – <hi rendition="#i">Petri, II, 423; Reinsberg VII, 46.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Auch russisch <hi rendition="#i">Altmann VI, 506.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">668 Kleine Kinder und Kuchenteig haben's gern warm.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Die Lombarden empfehlen: Sollen die Säuglinge wachsen, so wickle sie gut ein. Denn, sagen die Bergamasken: Das Kind, welches noch keine Zähne hat, friert (ist) immer (kalt). Die Spanier: Das kleine Kind und das junge Kalb frieren auch am Mittag. Die Engländer: Für ein kleines Kind ist jedes Wetter kalt. (<hi rendition="#i">Reinsberg VII, 43.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">669 Kleine Kinder wandeln sich neunmal, ehe sie gross werden.</hi> – <hi rendition="#i">Petri, II, 423.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">670 Kleine Kinner kacket kleine Küotelken.</hi> (<hi rendition="#i">Sauerland.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">671 Kleine Kinner ligget up'm Schäut (Schos), graüte up'm Hearten.</hi> (<hi rendition="#i">Westf.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">672 Kleine Kinner treten op de Scherze (Schürze), de groten op't Herze.</hi> – <hi rendition="#i">Reinsberg VII, 46.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Als de kinderen klein zijn, loopen zij der moeder op den rok; als zij groot zijn, op het hart. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 401<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">673 Kiemen Kindern fällt das Brot auf die Schmiere.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">674 Kleiner Kinder und alter Leute Tugend darf man nicht (zu sehr) loben.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Weil Bewusstsein oder Kraft zum Sündigen fehlt.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">675 Klî Käinjt, klî Sorgen, grîss Käinjt, grîss Sorgen.</hi> – <hi rendition="#i">Schuster, 570.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">676 Kluge Kinder leben nicht lange.</hi> – <hi rendition="#i">Eiselein, 375; Simrock, 5632; Reinsberg VII, 44.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">677 Kluge Kinder werden selten alt.</hi> – <hi rendition="#i">Struve, I, 32; Bremser, 34; Bücking, 237.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Wenn bei Kindern die Geistesfähigkeiten sich zu schnell entwickeln, so geschieht dies gewöhnlich auf Kosten der Körperkräfte. Auch sind schwächliche Kinder wegen ihrer grossen Reizbarkeit empfänglicher für Seeleneindrücke.</p><lb/> <p rendition="#et2"> <hi rendition="#i"> </hi> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[650]/0656]
635 Kinner un junge Hunne denket lange. (Paderborn.) – Firmenich, I, 362, 3.
636 Kinner un Kalver är Dêl, so behold se är Lîw (oder: Bôk un Back) hêl. – Bueren, 766; Goldschmidt, 117; Firmenich, I, 232, 37 u. II, 38; Frommann, VI, 285, 766; Kern, 690; Schiller, II, 5; Hauskalender, I.
Empfiehlt zweckmässige Ernährung der Kinder.
637 Kinner un Kalwer Mât möt ôl Lüe wäten. – Goldschmidt, 117.
638 Kinner un Lüd', säd' jenn Bûr, ju red't öwer mîn Sûpen, äwerst nimmend red't öwer mîn grôten Döst. (Hinterpommern.) – Hoefer, 116.
639 Kinner van Willen krigt wat (wecke) vör de Billen1. – Frommann, VI, 285, 768; Eichwald, 1007; Deecke, 10; Diermissen, 26; Weserzeitung, 4057; Goldschmidt, 120; Stürenburg, 17a.
1) Sitzbacken. – Der Spanier: Maulthier und Kind schlag' auf den Hintern, aber nicht auf den Kopf, noch sonst wohin. (Reinsberg VII, 83.)
Holl.: Kinderen, die willen, slaat men voor de billen. (Harrebomée, I, 405b.)
640 Kinner van Willen1 sitt üewel te stillen. (Iserlohn.) – Woeste, 71, 155.
1) Eigenwillige, eigensinnige.
641 Klâch Käinjt liéwe net lang. – Schuster, 592.
Bezieht sich, wie Schuster bemerkt, auf einen weitverbreiteten Aberglauben, der wahrscheinlich seine Quelle im Heidenthume hat, wonach die Götter göttliche Kräfte nicht gern bei Sterblichen sehen. Vielleicht könnte man aber auch sagen, die Verdummungspartei habe das Sprichwort zur Einschüchterung der Erziehung erfunden, damit das heranwachsende Geschlecht nicht zu gescheit werde. Die natürlichste Erklärung dürfte wol aber die sein, dass eine zu frühzeitige Entwickelung der geistigen Kräfte die physische Grundlage derselben zerstören muss.
642 Klân Könner, klâ Lâd; grûss Könner, grûss Lâd. (Trier.) – Laven, 184, 64.
643 Klâne Kenn trere de Alte uf de Schuss, grusse uf d's Harz. (Nassau.) – Kehrein, VI, 17.
644 Klauke Kinner liwet ni lang. (Paderborn.) – Firmenich, I, 362, 27.
645 Kleine Kinder belecken auch leere Schachteln.
646 Kleine Kinder drücket den Schât, grôte Kinder drücket dat Harte. – Schambach, II, 273.
Je grösser die Kinder werden, je grösser wird auch die Sorge, der Kummer, die sie verursachen.
Holl.: Kleine kinderen hoofdpijn, groote kinderen hartpijn. – Kleine kinderen, nooit verlost, groote kinderen, groote kost. (Harrebomée, I, 406a.)
647 Kleine Kinder essen Brei, grosse nagen das Herz entzwei. – Reinsberg VII, 45.
Böhm.: Malé dĕti kasi jedí, a velkí dĕti srdce užírají. (Čelakovsky, 402.)
648 Kleine Kinder gehören hinter den Ofen. – Frischbier2, 1999.
649 Kleine Kinder, grosse Sorgen; grosse Kinder, grössere Sorgen. – Reinsberg VII, 45.
650 Kleine Kinder, gute Kinder. – Reinsberg VII, 46.
651 Kleine Kinder haben weiche Schnibben1. – Petri, II, 423.
1) Eigentlich: Spitze, spitziger, langer Schnabel, dann ein Vogel mit solchem Schnabel, endlich ein spitz zulaufendes Läppchen auf der Stirn, die Schneppe. (Campe, IV, 241b; Stürenburg, 228b.) – Unter kleinen Kindern versteht der Franzose Kinder bis etwa zum fünften Jahre, ältere heissen junge Kinder (jeunes enfants). (Reinsberg VII, 57.)
652 Kleine Kinder, klein Kreuz; grosse Kinder, gross Kreuz. – Mayer, II, 12; Eiselein, 374; Braun, II, 540.
653 Kleine Kinder, kleine Leiden (Mühe, Noth, Plagen); grosse Kinder, grosse Leiden (Mühe, Noth, Plagen). – Frischbier2, 2000.
654 Kleine Kinder, kleine sorgen; grosse Kinder, grosse sorgen. – Petri, II, 423; Herberger, II, 119; Mathesy, 357a; Pauli, Schimpff, XXXVIa; Luther, I, 124; Latendorf II, 20; Gaal, 1007; Steiger, 362; Körte, 3374; Eiselein, 374; Simrock, 5607; Venedey, 100; Reinsberg I, 176; VII, 45; für Baiern: Zaupser, 89; für Iserlohn: Woeste, 72, 174; für Mecklenburg: Gryse, Fr. 83; für Waldeck: Curtze, 317, 45.
In Baiern: Kloane Kinda, kloane Sorge; grosse
Kinda, grosse Sorge. (Reinsberg VII, 45.) Eine Betrachtung über dies Sprichwort findet sich in Uhlich's Sonntagsblatt, Gotha 1860, Nr. 9.
Böhm.: Malé dĕti, malá starost. (Čelakovsky, 402.)
Dän.: Smaa børn, smaa sorge; store børn store sorge. (Prov. dan., 87; Bohn I, 398.)
Holl.: Klein kind, kleine rouw. (Harrebomée, I, 406a.)
It.: Fanciulli piccioli, dolor di testa; fanciulli grandi, dolor di cuore. (Gaal, 1007.)
Lat.: Magna dignitas, magna cura. (Sutor, 167.)
655 Kleine Kinder, kleinen Aerger; grâte Kinder, grâten Aerger. – Schambach, I, 16.
656 Kleine Kinder, kleines Leid; grosse Kinder, grosses Leid. (Eifel.) – Schmitz, 189, 97; für Lippe: Firmenich, I, 269.
657 Kleine Kinder machen den Aeltern Kopf-, die grossen Herzweh. – Winckler, XVI, 10; Reinsberg VII, 45.
It.: Fanciulli piccoli, dolor di capo, e figli grandi, dolor di cuore. (Pazzaglia, 120, 1.)
658 Kleine Kinder muss man nie allein lassen. – Struve, II, 39.
Zwar hat auch dies Sprichwort in einem Aberglauben seine Quelle, man fürchtete nämlich, allein gelassene Kinder würden hinweggehext oder gegen Wechselbälge vertauscht; indessen hat seine Forderung auch einen naheliegenden sehr vernünftigen Grund, weil sie dadurch vor vielen Gefahren bewahrt bleiben.
659 Kleine Kinder müssen Geduld haben.
660 Kleine Kinder müssen nicht alles wissen.
Zur Abweisung neugieriger Frager.
661 Kleine-Kinder, rechte Spielvögel, aber alte Kinder der Eltern Geschwür vnd böse Blattern. – Mathesy, 357a.
662 Kleine Kinder sind armer Leute Reichthum. – Gaal, 1008.
Engl.: Children are poor men's riches, are certain cares, but uncertain comforts. (Gaal, 1008.)
663 Kleine Kinder sind der Eltern beste spiel Vögel. – Petri, II, 423.
664 Kleine Kinder sind leicht zu überreden.
Dän.: Syv aars barn er snart at lokke. (Prov. dan., 638.)
665 Kleine Kinder soll man nicht tödten, sie können noch nütz werden. – Petri, II, 423.
666 Kleine Kinder treten auf die Füsse, grosse auf das Herz.
667 Kleine Kinder tretten auffn Schoss, die grossen trotten auffs Hertz. – Petri, II, 423; Reinsberg VII, 46.
Auch russisch Altmann VI, 506.
668 Kleine Kinder und Kuchenteig haben's gern warm.
Die Lombarden empfehlen: Sollen die Säuglinge wachsen, so wickle sie gut ein. Denn, sagen die Bergamasken: Das Kind, welches noch keine Zähne hat, friert (ist) immer (kalt). Die Spanier: Das kleine Kind und das junge Kalb frieren auch am Mittag. Die Engländer: Für ein kleines Kind ist jedes Wetter kalt. (Reinsberg VII, 43.)
669 Kleine Kinder wandeln sich neunmal, ehe sie gross werden. – Petri, II, 423.
670 Kleine Kinner kacket kleine Küotelken. (Sauerland.)
671 Kleine Kinner ligget up'm Schäut (Schos), graüte up'm Hearten. (Westf.)
672 Kleine Kinner treten op de Scherze (Schürze), de groten op't Herze. – Reinsberg VII, 46.
Holl.: Als de kinderen klein zijn, loopen zij der moeder op den rok; als zij groot zijn, op het hart. (Harrebomée, I, 401a.)
673 Kiemen Kindern fällt das Brot auf die Schmiere.
674 Kleiner Kinder und alter Leute Tugend darf man nicht (zu sehr) loben.
Weil Bewusstsein oder Kraft zum Sündigen fehlt.
675 Klî Käinjt, klî Sorgen, grîss Käinjt, grîss Sorgen. – Schuster, 570.
676 Kluge Kinder leben nicht lange. – Eiselein, 375; Simrock, 5632; Reinsberg VII, 44.
677 Kluge Kinder werden selten alt. – Struve, I, 32; Bremser, 34; Bücking, 237.
Wenn bei Kindern die Geistesfähigkeiten sich zu schnell entwickeln, so geschieht dies gewöhnlich auf Kosten der Körperkräfte. Auch sind schwächliche Kinder wegen ihrer grossen Reizbarkeit empfänglicher für Seeleneindrücke.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription.
(2020-09-18T08:54:47Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2020-09-18T08:54:47Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |