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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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[Spaltenumbruch] 2 Eine Kinderhand und ein Sautrog müssen immer voll sein. (Schweiz.)

3 Kinderhand ist immer offen.

Holl.: Kinderhanden hebben gaarne. - Kinderhanden staan altijd open. (Harrebomee, I, 406a.)

4 Kinderhend seind bald gefüllt. - Franck, I, 82b; Egenolff, 342a; Gruter, I, 53; Winckler, XVIII, 59; Eiselein, 375; Frommann, VI, 285.

Kinder sind leicht zu befriedigen.

Holl.: Kindershant is haest ghevolt. (Tunn., 16, 7.)

Lat.: Parva manus pueri modico solet illa repleri. (Fallersleben, 440.)

5 Kindeshand bebt leicht. - Simrock, 5636; Körte, 3379.

Holl.: Kinders hant hevet gherne.

Lat.: Sepe manus pueri solet ipsa tremore moveri. (Fallersleben, 441.)

6 Kindeshand ist bald gefüllt, Kindeszorn ist bald gestillt. - Schottel, 1132a; Simrock, 5634; Körte, 3378; Frischbier2, 2022.

Holl.: Kinders hant is haest ghevolt. (Tunn., 16, 7; Harrebomee, I, 403a.)

Lat.: Parva manus pueri modico solet illa repleri. (Fallersleben, 440.)

7 Kindeshand und Narrenmund offen sind's zu jeder Stund'. - Nass. Schulbl., XIV, 5.

8 Kinnerhand is ligt (gau, schnell, bald) füllt. (Holst.) - Schütze, II, 258; für Iserlohn: Woeste, 72; ostfriesisch bei Bueren, 785; Frommann, VI, 285, 773; Goldschmidt, II, 37; Hauskalender, III.

9 Kinnerhend und Kölberbarli sölln nit leer stenna. (Franken.)

In den Händen der Kinder und den Krippen der Kälber muss immer etwas sein.

10 Wie Kindeshand bald ist gefüllet, ein gnügig Mann bald ist gestillet. - Sutor, 72.

Lat.: Nullus tam parvus saccus, quam sit prece dignus. (Sutor, 72.) - Parva manus pueri modico solet asse repleri. (Loci comm., 175.)


Kinderhaufen.

Kinderhauf' und Eierhauf' sind gleich gross und gleich klein. - Taubenzeitung, 1862, Nr. 8.


Kinderheben.

'S Kinnhewe1 is 'n Ehr', 's micht am awer d' Beirel2 leer. (Nassau.) - Kehrein, VI, 30.

1) Pathe sein.

2) Beutel.


Kinderjahre.

1 De Kinderjare sint de besten Jare. - Schambach, II, 58.

2 Die Kinderjahre kommen nicht wieder zurück.

Poln.: Dziecinskie lata nie sie wracaja. (Lompa, 10.)

3 Man soll den Kinderjahren ihr Recht lassen.

Holl.: Men moet de kindsche jaren niet al te zeer bezwaren. (Harrebomee, I, 406b.)


Kinderkrankheit.

Wer die Kinderkrankheiten erst im Alter bekommt, stirbt daran.


Kinderlehre.

*1 In die Kinderlehre gehen.

Lat.: Nuces repetere. - Redire ad nuces. (Eiselein, 376.)

*2 Jetzt komm in die Kinderlehre. - Eiselein, 376.


Kinderliebe.

Kinderlieb' und Barmherzigkeit und eine schwarzwälder Tanne sind beide in der Länge dünn. - W. O. Horn, Spinnstube, 1857, 212.

Bei den Morgenländern steht die Kindesliebe in besonders hohem Werthe. Die Chinesen sagen: Unter den fünf Pflichten des bürgerlichen Lebens nimmt die Ehrfurcht, welche die Kinder ihren Aeltern schulden, den ersten Rang ein. - Die Kindesliebe ist die erste der Tugenden, die Gerechtigkeit ist die Seele der Regierung. - Wer ein guter Sohn ist, ist auch ein guter Bruder, guter Gatte, guter Vater, guter Verwandte, guter Freund, guter Nachbar, guter Bürger. - Alle Tugenden sind in Gefahr, wenn die Kindesliebe angegriffen wird. - Seinen Sohn loben, heisst sich rühmen; seinen Vater tadeln, heisst sich beschimpfen. - Der Stundenverkünder des Nachts wird mit dem Zuruf begleitet und geschlossen: Gehorcht euern Aeltern, achtet die Greise und euern Herrscher, lebt einig und begehrt nichts Ungerechtes. Die Perser sagen: Die kindliche Liebe ist mehr werth als aller Weihrauch Persiens. (Reinsberg VII, 93.)

Frz.: Amour de petit enfant, c'est eau en petit panier. (Kritzinger, 26a.)

Span.: Amor de ninno agua en cestillo. (Cahier, 3199.)


Kindermärchen.

Bei Kindermärchen schlafen die Männer ein.


[Spaltenumbruch]
Kindermass.

1 Kinnermat un Kälvermat, dat de olen Lü verstat.

2 Kinnermat un Kalvermat möt ole Lüd (ole Weiber) weten. (Holst.) - Schütze, II, 254; III, 86; Schiller, II, 5; Frommann, VI, 285, 767; für Bremen: Köster, 253; Eichwald, 1020; für Seehausen: Deecke, 10; Firmenich, III, 122, 31; hochdeutsch bei Blum, 584; Reinsberg VII, 44; Simrock, 5655; für Altmark: Danneil, 134; Frischbier2, 2020; für Pommern: Dähnert, 227b.

Kindermasse und Kälbermasse müssen alte Leute wissen. Zu Kindern, die mehr zu essen verlangen, als ihnen gut ist. Kinder und Kälber sind im Volksmunde oft gleichbedeutend. Manche Alten könnten nun wol wissen, wie viel und was beide zur gesunden Ernährung, was Speise und Trank der Kinder betrifft, nöthig haben; es ist aber nicht immer so, daher die vielen Ueberfütterungen und die daraus entstehende Menge von Kinderkrankheiten. Das Sprichwort ist daher so zu verstehen: das Mass müssen alte Leute bestimmen, weil Kinder und Kälber mehr Geniesslust als Verdauungskraft haben.

3 Kinner- un Kalvermat möten oll Lüd weten, säd de oll Frau, un pust't Licht aut. - Hoefer, 355.


Kindermord.

1 Kindermord führt zum Tod.

*2 Zum bethlehemitischen Kindermord greifen (schreiten).

Damit bezeichnet man in den gesetzgebenden Versammlungen die rasche Abschlachtung der unerledigten Vorlagen vor dem nahen Schlusse des Parlaments. Aus London schreibt man unter dem 12. Mai 1868: "Man rechnet auf keine lange Dauer der Session mehr. Schon funkeln die Messer, mit welchen der bethlehemitische Kindermord vollzogen werden soll, jene den herannahenden Schluss der Sitzungen anzeigende Abschlachtung solcher Gesetzentwürfe, zu deren Durchberathung die hinreichende Zeit nicht mehr vorhanden ist." (Schlesische Zeitung, 1868, Nr. 226.)


Kindermund.

Kindermund leugt nicht.

Holl.: De kindermond kan niet liegen. (Harrebomee, I, 401b.)


Kindermütze.

Was mit der Kindermütze hereinkommt, geht mit dem Leichentuch heraus. - Seidler, Beiträge zur Reform der preussischen Ehegesetzgebung (Nordhausen 1861), S. 90.

Um zu sagen, dass der Charakter angeboren sei.


Kinderrecht.

Kinderrecht geht über alle Rechte.


Kinderrede.

Kinderreden sind kein Evangelium.

Die Russen: Auf Kinderworte gibt der Narr viel. (Altmann VI, 448.)


Kinderregiment.

Kinderregiment nimmt kein gutes End'.


Kinderrock.

1 Mancher hat den Kinderrock an, bis man ihm das Leichentuch bringt.

2 Wer dem Kinderrocke einmal entwachsen ist, dem passt er nie mehr.

Holl.: Een kinderkleed past den man niet. (Harrebomee, I, 402b.)


Kinderscheisse.

Kinderscheisse ist guter Kitt für Weibertreue.


Kinderschritt.

* Kinderschritte mit Mannesschritten messen.

Auch umgekehrt.


Kinderschuh.

1 Mancher vertauscht seine Kinderschuhe mit einer Narrenkappe.

Dän.: Naar barndommen er forbi, bliver tit barnagtighed igien. (Prov. dan., 46.)

2 Wenn die Kinderschuhe zerbrochen sind, so legt man Stiefeln an. - Sailer, 191; Simrock, 5647.

Ein afrikanischer Negerstamm sagt: Geht der Knabe vom Vaterhaus weg, so ist das Gehen zum Mutterhaus unmöglich. (Reinsberg VII, 105.)

*3 Der söll ötz de Kinnerschueh ausziach'n. (Franken.) - Frommann, VI, 318, 222.

*4 Die Kinderschuhe ausziehen (zerrissen, ausgezogen, vertreten haben). - Schottel, 1114a; Eiselein, 376; Körte, 3399a.

In Pommern: De Kinderscho afleggen. (Dähnert, 227a.) Mit dem Eintritt ins reifere Alter auch den diesem

[Spaltenumbruch] 2 Eine Kinderhand und ein Sautrog müssen immer voll sein. (Schweiz.)

3 Kinderhand ist immer offen.

Holl.: Kinderhanden hebben gaarne. – Kinderhanden staan altijd open. (Harrebomée, I, 406a.)

4 Kinderhend seind bald gefüllt.Franck, I, 82b; Egenolff, 342a; Gruter, I, 53; Winckler, XVIII, 59; Eiselein, 375; Frommann, VI, 285.

Kinder sind leicht zu befriedigen.

Holl.: Kindershant is haest ghevolt. (Tunn., 16, 7.)

Lat.: Parva manus pueri modico solet illa repleri. (Fallersleben, 440.)

5 Kindeshand bebt leicht.Simrock, 5636; Körte, 3379.

Holl.: Kinders hant hevet gherne.

Lat.: Sepe manus pueri solet ipsa tremore moveri. (Fallersleben, 441.)

6 Kindeshand ist bald gefüllt, Kindeszorn ist bald gestillt.Schottel, 1132a; Simrock, 5634; Körte, 3378; Frischbier2, 2022.

Holl.: Kinders hant is haest ghevolt. (Tunn., 16, 7; Harrebomée, I, 403a.)

Lat.: Parva manus pueri modico solet illa repleri. (Fallersleben, 440.)

7 Kindeshand und Narrenmund offen sind's zu jeder Stund'.Nass. Schulbl., XIV, 5.

8 Kinnerhand is ligt (gau, schnell, bald) füllt. (Holst.) – Schütze, II, 258; für Iserlohn: Woeste, 72; ostfriesisch bei Bueren, 785; Frommann, VI, 285, 773; Goldschmidt, II, 37; Hauskalender, III.

9 Kinnerhend und Kölberbarli sölln nit leer stenna. (Franken.)

In den Händen der Kinder und den Krippen der Kälber muss immer etwas sein.

10 Wie Kindeshand bald ist gefüllet, ein gnügig Mann bald ist gestillet.Sutor, 72.

Lat.: Nullus tam parvus saccus, quam sit prece dignus. (Sutor, 72.) – Parva manus pueri modico solet asse repleri. (Loci comm., 175.)


Kinderhaufen.

Kinderhauf' und Eierhauf' sind gleich gross und gleich klein.Taubenzeitung, 1862, Nr. 8.


Kinderheben.

'S Kinnhewe1 is 'n Ehr', 's micht âm awer d' Beirel2 leer. (Nassau.) – Kehrein, VI, 30.

1) Pathe sein.

2) Beutel.


Kinderjahre.

1 De Kinderjâre sint de besten Jâre.Schambach, II, 58.

2 Die Kinderjahre kommen nicht wieder zurück.

Poln.: Dziecińskie lata nie się wracają. (Lompa, 10.)

3 Man soll den Kinderjahren ihr Recht lassen.

Holl.: Men moet de kindsche jaren niet al te zeer bezwaren. (Harrebomée, I, 406b.)


Kinderkrankheit.

Wer die Kinderkrankheiten erst im Alter bekommt, stirbt daran.


Kinderlehre.

*1 In die Kinderlehre gehen.

Lat.: Nuces repetere. – Redire ad nuces. (Eiselein, 376.)

*2 Jetzt komm in die Kinderlehre.Eiselein, 376.


Kinderliebe.

Kinderlieb' und Barmherzigkeit und eine schwarzwälder Tanne sind beide in der Länge dünn.W. O. Horn, Spinnstube, 1857, 212.

Bei den Morgenländern steht die Kindesliebe in besonders hohem Werthe. Die Chinesen sagen: Unter den fünf Pflichten des bürgerlichen Lebens nimmt die Ehrfurcht, welche die Kinder ihren Aeltern schulden, den ersten Rang ein. – Die Kindesliebe ist die erste der Tugenden, die Gerechtigkeit ist die Seele der Regierung. – Wer ein guter Sohn ist, ist auch ein guter Bruder, guter Gatte, guter Vater, guter Verwandte, guter Freund, guter Nachbar, guter Bürger. – Alle Tugenden sind in Gefahr, wenn die Kindesliebe angegriffen wird. – Seinen Sohn loben, heisst sich rühmen; seinen Vater tadeln, heisst sich beschimpfen. – Der Stundenverkünder des Nachts wird mit dem Zuruf begleitet und geschlossen: Gehorcht euern Aeltern, achtet die Greise und euern Herrscher, lebt einig und begehrt nichts Ungerechtes. Die Perser sagen: Die kindliche Liebe ist mehr werth als aller Weihrauch Persiens. (Reinsberg VII, 93.)

Frz.: Amour de petit enfant, c'est eau en petit panier. (Kritzinger, 26a.)

Span.: Amor de niño agua en cestillo. (Cahier, 3199.)


Kindermärchen.

Bei Kindermärchen schlafen die Männer ein.


[Spaltenumbruch]
Kindermass.

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Kindermasse und Kälbermasse müssen alte Leute wissen. Zu Kindern, die mehr zu essen verlangen, als ihnen gut ist. Kinder und Kälber sind im Volksmunde oft gleichbedeutend. Manche Alten könnten nun wol wissen, wie viel und was beide zur gesunden Ernährung, was Speise und Trank der Kinder betrifft, nöthig haben; es ist aber nicht immer so, daher die vielen Ueberfütterungen und die daraus entstehende Menge von Kinderkrankheiten. Das Sprichwort ist daher so zu verstehen: das Mass müssen alte Leute bestimmen, weil Kinder und Kälber mehr Geniesslust als Verdauungskraft haben.

3 Kinner- un Kalvermât möten oll Lüd wêten, säd de oll Frû, un pust't Licht ût.Hoefer, 355.


Kindermord.

1 Kindermord führt zum Tod.

*2 Zum bethlehemitischen Kindermord greifen (schreiten).

Damit bezeichnet man in den gesetzgebenden Versammlungen die rasche Abschlachtung der unerledigten Vorlagen vor dem nahen Schlusse des Parlaments. Aus London schreibt man unter dem 12. Mai 1868: „Man rechnet auf keine lange Dauer der Session mehr. Schon funkeln die Messer, mit welchen der bethlehemitische Kindermord vollzogen werden soll, jene den herannahenden Schluss der Sitzungen anzeigende Abschlachtung solcher Gesetzentwürfe, zu deren Durchberathung die hinreichende Zeit nicht mehr vorhanden ist.“ (Schlesische Zeitung, 1868, Nr. 226.)


Kindermund.

Kindermund leugt nicht.

Holl.: De kindermond kan niet liegen. (Harrebomée, I, 401b.)


Kindermütze.

Was mit der Kindermütze hereinkommt, geht mit dem Leichentuch heraus.Seidler, Beiträge zur Reform der preussischen Ehegesetzgebung (Nordhausen 1861), S. 90.

Um zu sagen, dass der Charakter angeboren sei.


Kinderrecht.

Kinderrecht geht über alle Rechte.


Kinderrede.

Kinderreden sind kein Evangelium.

Die Russen: Auf Kinderworte gibt der Narr viel. (Altmann VI, 448.)


Kinderregiment.

Kinderregiment nimmt kein gutes End'.


Kinderrock.

1 Mancher hat den Kinderrock an, bis man ihm das Leichentuch bringt.

2 Wer dem Kinderrocke einmal entwachsen ist, dem passt er nie mehr.

Holl.: Een kinderkleed past den man niet. (Harrebomée, I, 402b.)


Kinderscheisse.

Kinderscheisse ist guter Kitt für Weibertreue.


Kinderschritt.

* Kinderschritte mit Mannesschritten messen.

Auch umgekehrt.


Kinderschuh.

1 Mancher vertauscht seine Kinderschuhe mit einer Narrenkappe.

Dän.: Naar barndommen er forbi, bliver tit barnagtighed igien. (Prov. dan., 46.)

2 Wenn die Kinderschuhe zerbrochen sind, so legt man Stiefeln an.Sailer, 191; Simrock, 5647.

Ein afrikanischer Negerstamm sagt: Geht der Knabe vom Vaterhaus weg, so ist das Gehen zum Mutterhaus unmöglich. (Reinsberg VII, 105.)

*3 Der söll ötz de Kinnerschueh ausziach'n. (Franken.) – Frommann, VI, 318, 222.

*4 Die Kinderschuhe ausziehen (zerrissen, ausgezogen, vertreten haben).Schottel, 1114a; Eiselein, 376; Körte, 3399a.

In Pommern: De Kinderschô afleggen. (Dähnert, 227a.) Mit dem Eintritt ins reifere Alter auch den diesem

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[[665]/0671] 2 Eine Kinderhand und ein Sautrog müssen immer voll sein. (Schweiz.) 3 Kinderhand ist immer offen. Holl.: Kinderhanden hebben gaarne. – Kinderhanden staan altijd open. (Harrebomée, I, 406a.) 4 Kinderhend seind bald gefüllt. – Franck, I, 82b; Egenolff, 342a; Gruter, I, 53; Winckler, XVIII, 59; Eiselein, 375; Frommann, VI, 285. Kinder sind leicht zu befriedigen. Holl.: Kindershant is haest ghevolt. (Tunn., 16, 7.) Lat.: Parva manus pueri modico solet illa repleri. (Fallersleben, 440.) 5 Kindeshand bebt leicht. – Simrock, 5636; Körte, 3379. Holl.: Kinders hant hevet gherne. Lat.: Sepe manus pueri solet ipsa tremore moveri. (Fallersleben, 441.) 6 Kindeshand ist bald gefüllt, Kindeszorn ist bald gestillt. – Schottel, 1132a; Simrock, 5634; Körte, 3378; Frischbier2, 2022. Holl.: Kinders hant is haest ghevolt. (Tunn., 16, 7; Harrebomée, I, 403a.) Lat.: Parva manus pueri modico solet illa repleri. (Fallersleben, 440.) 7 Kindeshand und Narrenmund offen sind's zu jeder Stund'. – Nass. Schulbl., XIV, 5. 8 Kinnerhand is ligt (gau, schnell, bald) füllt. (Holst.) – Schütze, II, 258; für Iserlohn: Woeste, 72; ostfriesisch bei Bueren, 785; Frommann, VI, 285, 773; Goldschmidt, II, 37; Hauskalender, III. 9 Kinnerhend und Kölberbarli sölln nit leer stenna. (Franken.) In den Händen der Kinder und den Krippen der Kälber muss immer etwas sein. 10 Wie Kindeshand bald ist gefüllet, ein gnügig Mann bald ist gestillet. – Sutor, 72. Lat.: Nullus tam parvus saccus, quam sit prece dignus. (Sutor, 72.) – Parva manus pueri modico solet asse repleri. (Loci comm., 175.) Kinderhaufen. Kinderhauf' und Eierhauf' sind gleich gross und gleich klein. – Taubenzeitung, 1862, Nr. 8. Kinderheben. 'S Kinnhewe1 is 'n Ehr', 's micht âm awer d' Beirel2 leer. (Nassau.) – Kehrein, VI, 30. 1) Pathe sein. 2) Beutel. Kinderjahre. 1 De Kinderjâre sint de besten Jâre. – Schambach, II, 58. 2 Die Kinderjahre kommen nicht wieder zurück. Poln.: Dziecińskie lata nie się wracają. (Lompa, 10.) 3 Man soll den Kinderjahren ihr Recht lassen. Holl.: Men moet de kindsche jaren niet al te zeer bezwaren. (Harrebomée, I, 406b.) Kinderkrankheit. Wer die Kinderkrankheiten erst im Alter bekommt, stirbt daran. Kinderlehre. *1 In die Kinderlehre gehen. Lat.: Nuces repetere. – Redire ad nuces. (Eiselein, 376.) *2 Jetzt komm in die Kinderlehre. – Eiselein, 376. Kinderliebe. Kinderlieb' und Barmherzigkeit und eine schwarzwälder Tanne sind beide in der Länge dünn. – W. O. Horn, Spinnstube, 1857, 212. Bei den Morgenländern steht die Kindesliebe in besonders hohem Werthe. Die Chinesen sagen: Unter den fünf Pflichten des bürgerlichen Lebens nimmt die Ehrfurcht, welche die Kinder ihren Aeltern schulden, den ersten Rang ein. – Die Kindesliebe ist die erste der Tugenden, die Gerechtigkeit ist die Seele der Regierung. – Wer ein guter Sohn ist, ist auch ein guter Bruder, guter Gatte, guter Vater, guter Verwandte, guter Freund, guter Nachbar, guter Bürger. – Alle Tugenden sind in Gefahr, wenn die Kindesliebe angegriffen wird. – Seinen Sohn loben, heisst sich rühmen; seinen Vater tadeln, heisst sich beschimpfen. – Der Stundenverkünder des Nachts wird mit dem Zuruf begleitet und geschlossen: Gehorcht euern Aeltern, achtet die Greise und euern Herrscher, lebt einig und begehrt nichts Ungerechtes. Die Perser sagen: Die kindliche Liebe ist mehr werth als aller Weihrauch Persiens. (Reinsberg VII, 93.) Frz.: Amour de petit enfant, c'est eau en petit panier. (Kritzinger, 26a.) Span.: Amor de niño agua en cestillo. (Cahier, 3199.) Kindermärchen. Bei Kindermärchen schlafen die Männer ein. Kindermass. 1 Kinnermât un Kälvermât, dat de olen Lü verstât. 2 Kinnermât un Kalvermât möt ôle Lüd (ôle Wîber) wêten. (Holst.) – Schütze, II, 254; III, 86; Schiller, II, 5; Frommann, VI, 285, 767; für Bremen: Köster, 253; Eichwald, 1020; für Seehausen: Deecke, 10; Firmenich, III, 122, 31; hochdeutsch bei Blum, 584; Reinsberg VII, 44; Simrock, 5655; für Altmark: Danneil, 134; Frischbier2, 2020; für Pommern: Dähnert, 227b. Kindermasse und Kälbermasse müssen alte Leute wissen. Zu Kindern, die mehr zu essen verlangen, als ihnen gut ist. Kinder und Kälber sind im Volksmunde oft gleichbedeutend. Manche Alten könnten nun wol wissen, wie viel und was beide zur gesunden Ernährung, was Speise und Trank der Kinder betrifft, nöthig haben; es ist aber nicht immer so, daher die vielen Ueberfütterungen und die daraus entstehende Menge von Kinderkrankheiten. Das Sprichwort ist daher so zu verstehen: das Mass müssen alte Leute bestimmen, weil Kinder und Kälber mehr Geniesslust als Verdauungskraft haben. 3 Kinner- un Kalvermât möten oll Lüd wêten, säd de oll Frû, un pust't Licht ût. – Hoefer, 355. Kindermord. 1 Kindermord führt zum Tod. *2 Zum bethlehemitischen Kindermord greifen (schreiten). Damit bezeichnet man in den gesetzgebenden Versammlungen die rasche Abschlachtung der unerledigten Vorlagen vor dem nahen Schlusse des Parlaments. Aus London schreibt man unter dem 12. Mai 1868: „Man rechnet auf keine lange Dauer der Session mehr. Schon funkeln die Messer, mit welchen der bethlehemitische Kindermord vollzogen werden soll, jene den herannahenden Schluss der Sitzungen anzeigende Abschlachtung solcher Gesetzentwürfe, zu deren Durchberathung die hinreichende Zeit nicht mehr vorhanden ist.“ (Schlesische Zeitung, 1868, Nr. 226.) Kindermund. Kindermund leugt nicht. Holl.: De kindermond kan niet liegen. (Harrebomée, I, 401b.) Kindermütze. Was mit der Kindermütze hereinkommt, geht mit dem Leichentuch heraus. – Seidler, Beiträge zur Reform der preussischen Ehegesetzgebung (Nordhausen 1861), S. 90. Um zu sagen, dass der Charakter angeboren sei. Kinderrecht. Kinderrecht geht über alle Rechte. Kinderrede. Kinderreden sind kein Evangelium. Die Russen: Auf Kinderworte gibt der Narr viel. (Altmann VI, 448.) Kinderregiment. Kinderregiment nimmt kein gutes End'. Kinderrock. 1 Mancher hat den Kinderrock an, bis man ihm das Leichentuch bringt. 2 Wer dem Kinderrocke einmal entwachsen ist, dem passt er nie mehr. Holl.: Een kinderkleed past den man niet. (Harrebomée, I, 402b.) Kinderscheisse. Kinderscheisse ist guter Kitt für Weibertreue. Kinderschritt. * Kinderschritte mit Mannesschritten messen. Auch umgekehrt. Kinderschuh. 1 Mancher vertauscht seine Kinderschuhe mit einer Narrenkappe. Dän.: Naar barndommen er forbi, bliver tit barnagtighed igien. (Prov. dan., 46.) 2 Wenn die Kinderschuhe zerbrochen sind, so legt man Stiefeln an. – Sailer, 191; Simrock, 5647. Ein afrikanischer Negerstamm sagt: Geht der Knabe vom Vaterhaus weg, so ist das Gehen zum Mutterhaus unmöglich. (Reinsberg VII, 105.) *3 Der söll ötz de Kinnerschueh ausziach'n. (Franken.) – Frommann, VI, 318, 222. *4 Die Kinderschuhe ausziehen (zerrissen, ausgezogen, vertreten haben). – Schottel, 1114a; Eiselein, 376; Körte, 3399a. In Pommern: De Kinderschô afleggen. (Dähnert, 227a.) Mit dem Eintritt ins reifere Alter auch den diesem

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [665]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/671>, abgerufen am 24.11.2024.