Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.[Spaltenumbruch] 17 Je näher den Knochen, je süsser das Fleisch. Dän.: Det köd er södest, som sidder naest beenet. (Prov. dan., 356.) Engl.: The nearer the bone, the sweeter the flesh. (Bohn II, 73.) Holl.: So nare den been, so soeter vleesch. (Tunn., 27, 11; Bohn I, 328.) It.: La carne ch' e appresso l'osso e piu saporita. (Pazzaglia, 46, 2.) Lat.: Dulcior est caro que magis ossibus heret ubique. (Fallersleben, 801.) 18 Jeder nage an dem Knochen, den er hat. Lat.: Os rodito, quod sorte contigit tibi. (Binder II, 2448.) 19 Knochen, Bein und Haar düngen hundert Jahr. Oekonomisches Sprichwort, das die drei genannten Stoffe, als vorzügliche, nachhaltig wirkende Düngungsmittel empfiehlt. Erst in neuerer Zeit wird ihr ökonomischer Werth gewürdigt. (S. Knochenmehl.) (Vgl. Allg. Anzeiger der Deutschen, 1836, Nr. 175.) 20 Man kann wol Knochen abklauben, aber keine Steine. Dän.: Man gnaver noget af been, man faaer intet af steen. (Prov. dan., 243.) 21 Man muss den Knochen abnagen, den einem das Glück zuwirft. 22 Man muss die Knochen abklauben, die man bekommen hat. 23 Man soll die Knochen so abklauben, dass den Hunden auch was bleibt. Böhm.: Neohryzuj kosti, nech neco i pro hosti. (Celakovsky, 53.) 24 Sacht wat, Broor, ik skall no' mit dein Knaken Appels van den Bom smeiten. (Ovelgönne.) - Firmenich, III, 24, 7. 25 Wä de Knauche iss, moss däm Honk ät (das) Flesch gävve. (Düren.) - Firmenich, 483, 117. 26 Was im Knochen sitzt, kann man nicht abwaschen. - Reinsberg II, 56. Holl.: Wat in 't gebeente gegroeid is, wil uit het vleesch niet. (Bohn I, 343.) 27 Wenn der Knochen abgenagt, so lässt der Hund ihn liegen. 28 Wenn du keinen bessern Knochen hast, so such' dir einen andern Hund. - Körte, 3034. 29 Wenn 'n mit'n Knaken na'n Hund smit, so kachiekt (bellt) he nich. - Globus, VIII. 30 Wer ewig an den Knochen nagt, kommt nie zum Mark. 31 Wo Knochen sind, da sind auch Hunde, die sie nagen. 32 Wo Knocken sind, dä düegget (taugen), do giwt et ok Rüen, dä sä müegget (mögen). (Hattingen a. d. Ruhr.) - Firmenich, I, 369, 4; für Düren: Firmenich, I, 482, 27; für Münsterland: Frommann, VI, 427, 86; für Osnabrück: Lyra, 22; für Iserlohn: Woeste, 71, 150. Aus Bedburg erhielt ich dasselbe Sprichwort mit der auf die Anwendung deutenden Bemerkung: Auch eine angeblich sitzen gebliebene Jungfrau oder allgemeiner, eine bisher übersehene Person findet, wenn sie sonst tüchtig ist, noch ihre angemessene Stelle. *33 Auf diesen Knochen kommen zu viel Hunde. Wenn wenig unter sehr viele vertheilt werden soll. *34 Da ist ein Knochen für dich abzuklauben. Engl.: There's a bone for you to pick. (Bohn II, 150.) It.: Egli m' ha dato un osso da rodere. (Bohn II, 150.) *35 Da wirft mer mit unnern Knoch' na Zwetschger roa. (Franken.) - Frommann, VI, 327, 430. *36 Das ist ein guter Knochen zum Abklauben. Holl.: Dat is een lekker kluifje voor hem. (Harrebomee, I, 417b.) *37 Das ist ein harter Knochen. - Klix, 33. *38 Dat ene up de Knak'n, dat ander up'n Stak'n. - Eichwald, 1049. Von jemand, der nur zwei Hemden besitzt, von denen er das eine auf dem Leibe hat, während das andere auf dem Stakete hängt, um zu trocknen. *39 Dat is ken Knak'n, dar Fett up sitt. - Eichwald, 1051. *40 De Knaken angripen. - Dähnert, 239b. Sehr stark arbeiten. *41 De Knaken klätert em as'n Büdel vull Arfken. (Oldenburg.) - Weserzeitung, 4077. Von jemand, dem die in Oldenburg sehr beliebte Corpulenz fehlt. (S. Rippe.) [Spaltenumbruch] *42 De ollen Knaken wöllen nich mehr. - Dähnert, 239b. Das Alter gestattet so schwere Arbeit nicht mehr. *43 Den Knochen kannst du einem andern Hunde vorwerfen. Mit dem Knochen einen andern Hund locken. Port.: A pao duro, dente agudo. (Bohn I, 266.) Span.: A otro perro con ese hueso. (Bohn I, 200; Cervantes, Don Quixote.) *44 Die hat Knochen im Leibe. Sie ist schwanger. *45 Die Knochen in der Hundshütte verwahren. - Altmann IV, 524; Reinsberg IV, 68. *46 E Knake, an dem drei Pund Flesch hänge. - Frischbier2, 2082. *47 Eenen Knaken im Ben hebben. (Holst.) - Richey, 127. Scherzhafte Entschuldigung, wenn einer nicht gehen oder kommen will. *48 Einem einen Knochen zuwerfen. Böhm.: Hodili ti kustku: anebo ji hlodej, anebo schovej. (Celakovsky, 88.) *49 Em bet op de witte Knakens gewe. - Frischbier2, 2078. *50 Er hat ihm einen Knochen ins Maul gegeben. Ihn durch eine werthlose Zusicherung beschwichtigt. *51 Er hat keine Knochen. - Frischbier, 404; Frischbier2, 2075. Ist ausserordentlich gewandt, gelenkig, so, als hätte er keine Knochen. *52 Er hat Knochen im Leibe. - Frischbier2, 2076. Ist ein kräftiger Mann; aber auch von einem, der sich nicht bücken kann oder will. *53 Er hat Knochen wie die Weiber und Pferde aus dem Perche. - Hesekiel, 39. *54 Er kann seine Knochen im Sack (oder: Sacktuch) nach Hause tragen. (Danzig.) - Frischbier2, 2074. So durchgeprügelt, zerschlagen ist er, oder wird er werden. *55 Er vertheilt die Knochen und hat noch keine gekocht. Holl.: Hij bedelt reeds om de beenderen, ofschoon ik nog geen vleesch gekocht heb. (Harrebomee, I, 38.) *56 Es einem so geben, dass es bis auf die Knochen geht. *57 Es ist Ein Knochen unter zwei Hunde. Lat.: Ab ostio uno mendicantes duo. - Unum os inter canes duos. (Bovill, I, 4.) *58 He hett dat innen Knaken. - Dähnert, 239b. Sagt man von allen Beschwerden an den Gliedern, es mögen Geschwüre oder Flüsse sein. *59 He hett en Knaken im Ben. - Schütze, I, 79. *60 Ich will nicht in (unter) dessen Knochen kommen. Holl.: Iemand onder de kluiven krijgen. (Harrebomee, I, 417b.) *61 Ik kann noch wuol met sinen Knuoken Biären afsmiten. (Iserlohn.) - Woeste, 86, 122. *62 Ik smeite mit deinen Knuoken no Beren. (Paderborn.) - Firmenich, I, 362, 16. *63 Knochen ansetzen. - Frischbier2, 2079. Kraft anwenden. *64 Mät deinjde Knoche schmeissen ich no Biren. - Schuster, 1109. In Würtemberg: Mit deine Knocha will ich Bira ra schmeissa. (Nefflen, 404.) - In Pommern: Mit dinen Knaken kann ick noch Appel vom Bom smiten. (Dähnert, 239a.) *65 Met denga Knoche werp ich noch Nüss av. (Bedburg.) *66 Mit deinen Knochen will ich noch Birnen und Aepfel (Nüsse) herunterwerfen. - Schottel, 1118a; Eiselein, 385; Sailer, 177; Simrock, 5788; Braun, I, 1906; Frischbier2, 2077; Laus. Magazin, XXX, 251; Auerbach, Dorfgeschichten, II, 234. Der Trotz, im Wahne, den andern zu überleben. "Mit euren Knochen, Nachbar, bengle ich noch die Nüsse von den Bäumen." (Spindler, Bastard, Stuttgart 1839, IV, 131.) *67 Sin Knak'n in Andermann's Kiste legg'n. - Eichwald, 1050. *68 Söcke Knuäkskes kann 'k na wuol sachte begnagen. - Lyra, 106. [Spaltenumbruch] 17 Je näher den Knochen, je süsser das Fleisch. Dän.: Det kød er sødest, som sidder næst beenet. (Prov. dan., 356.) Engl.: The nearer the bone, the sweeter the flesh. (Bohn II, 73.) Holl.: So nare den been, so soeter vleesch. (Tunn., 27, 11; Bohn I, 328.) It.: La carne ch' è appresso l'osso è più saporita. (Pazzaglia, 46, 2.) Lat.: Dulcior est caro que magis ossibus heret ubique. (Fallersleben, 801.) 18 Jeder nage an dem Knochen, den er hat. Lat.: Os rodito, quod sorte contigit tibi. (Binder II, 2448.) 19 Knochen, Bein und Haar düngen hundert Jahr. Oekonomisches Sprichwort, das die drei genannten Stoffe, als vorzügliche, nachhaltig wirkende Düngungsmittel empfiehlt. 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17 Je näher den Knochen, je süsser das Fleisch.
Dän.: Det kød er sødest, som sidder næst beenet. (Prov. dan., 356.)
Engl.: The nearer the bone, the sweeter the flesh. (Bohn II, 73.)
Holl.: So nare den been, so soeter vleesch. (Tunn., 27, 11; Bohn I, 328.)
It.: La carne ch' è appresso l'osso è più saporita. (Pazzaglia, 46, 2.)
Lat.: Dulcior est caro que magis ossibus heret ubique. (Fallersleben, 801.)
18 Jeder nage an dem Knochen, den er hat.
Lat.: Os rodito, quod sorte contigit tibi. (Binder II, 2448.)
19 Knochen, Bein und Haar düngen hundert Jahr.
Oekonomisches Sprichwort, das die drei genannten Stoffe, als vorzügliche, nachhaltig wirkende Düngungsmittel empfiehlt. Erst in neuerer Zeit wird ihr ökonomischer Werth gewürdigt. (S. Knochenmehl.) (Vgl. Allg. Anzeiger der Deutschen, 1836, Nr. 175.)
20 Man kann wol Knochen abklauben, aber keine Steine.
Dän.: Man gnaver noget af been, man faaer intet af steen. (Prov. dan., 243.)
21 Man muss den Knochen abnagen, den einem das Glück zuwirft.
22 Man muss die Knochen abklauben, die man bekommen hat.
23 Man soll die Knochen so abklauben, dass den Hunden auch was bleibt.
Böhm.: Neohryzuj kosti, nech nĕco i pro hosti. (Čelakovsky, 53.)
24 Sacht wat, Broor, ik skall no' mit dîn Knâken Appels van den Bôm smîten. (Ovelgönne.) – Firmenich, III, 24, 7.
25 Wä de Knauche iss, moss däm Honk ät (das) Flêsch gävve. (Düren.) – Firmenich, 483, 117.
26 Was im Knochen sitzt, kann man nicht abwaschen. – Reinsberg II, 56.
Holl.: Wat in 't gebeente gegroeid is, wil uit het vleesch niet. (Bohn I, 343.)
27 Wenn der Knochen abgenagt, so lässt der Hund ihn liegen.
28 Wenn du keinen bessern Knochen hast, so such' dir einen andern Hund. – Körte, 3034.
29 Wenn 'n mit'n Knaken na'n Hund smit, so kachiekt (bellt) he nich. – Globus, VIII.
30 Wer ewig an den Knochen nagt, kommt nie zum Mark.
31 Wo Knochen sind, da sind auch Hunde, die sie nagen.
32 Wo Knocken sind, dä düegget (taugen), do giwt et ok Rüen, dä sä müegget (mögen). (Hattingen a. d. Ruhr.) – Firmenich, I, 369, 4; für Düren: Firmenich, I, 482, 27; für Münsterland: Frommann, VI, 427, 86; für Osnabrück: Lyra, 22; für Iserlohn: Woeste, 71, 150.
Aus Bedburg erhielt ich dasselbe Sprichwort mit der auf die Anwendung deutenden Bemerkung: Auch eine angeblich sitzen gebliebene Jungfrau oder allgemeiner, eine bisher übersehene Person findet, wenn sie sonst tüchtig ist, noch ihre angemessene Stelle.
*33 Auf diesen Knochen kommen zu viel Hunde.
Wenn wenig unter sehr viele vertheilt werden soll.
*34 Da ist ein Knochen für dich abzuklauben.
Engl.: There's a bone for you to pick. (Bohn II, 150.)
It.: Egli m' ha dato un osso da rodere. (Bohn II, 150.)
*35 Da wirft mer mit unnern Knoch' na Zwetschger roa. (Franken.) – Frommann, VI, 327, 430.
*36 Das ist ein guter Knochen zum Abklauben.
Holl.: Dat is een lekker kluifje voor hem. (Harrebomée, I, 417b.)
*37 Das ist ein harter Knochen. – Klix, 33.
*38 Dat êne up de Knak'n, dat ander up'n Stak'n. – Eichwald, 1049.
Von jemand, der nur zwei Hemden besitzt, von denen er das eine auf dem Leibe hat, während das andere auf dem Stakete hängt, um zu trocknen.
*39 Dat is kên Knak'n, dar Fett up sitt. – Eichwald, 1051.
*40 De Knaken angripen. – Dähnert, 239b.
Sehr stark arbeiten.
*41 De Knaken klätert em as'n Büdel vull Arfken. (Oldenburg.) – Weserzeitung, 4077.
Von jemand, dem die in Oldenburg sehr beliebte Corpulenz fehlt. (S. Rippe.)
*42 De ollen Knaken wöllen nich mehr. – Dähnert, 239b.
Das Alter gestattet so schwere Arbeit nicht mehr.
*43 Den Knochen kannst du einem andern Hunde vorwerfen.
Mit dem Knochen einen andern Hund locken.
Port.: A pao duro, dente agudo. (Bohn I, 266.)
Span.: A otro perro con ese hueso. (Bohn I, 200; Cervantes, Don Quixote.)
*44 Die hat Knochen im Leibe.
Sie ist schwanger.
*45 Die Knochen in der Hundshütte verwahren. – Altmann IV, 524; Reinsberg IV, 68.
*46 E Knake, an dem drei Pund Flêsch hänge. – Frischbier2, 2082.
*47 Eenen Knâken im Bên hebben. (Holst.) – Richey, 127.
Scherzhafte Entschuldigung, wenn einer nicht gehen oder kommen will.
*48 Einem einen Knochen zuwerfen.
Böhm.: Hodili ti kůstku: anebo ji hlodej, anebo schovej. (Čelakovsky, 88.)
*49 Em bet op de witte Knakens gewe. – Frischbier2, 2078.
*50 Er hat ihm einen Knochen ins Maul gegeben.
Ihn durch eine werthlose Zusicherung beschwichtigt.
*51 Er hat keine Knochen. – Frischbier, 404; Frischbier2, 2075.
Ist ausserordentlich gewandt, gelenkig, so, als hätte er keine Knochen.
*52 Er hat Knochen im Leibe. – Frischbier2, 2076.
Ist ein kräftiger Mann; aber auch von einem, der sich nicht bücken kann oder will.
*53 Er hat Knochen wie die Weiber und Pferde aus dem Perche. – Hesekiel, 39.
*54 Er kann seine Knochen im Sack (oder: Sacktuch) nach Hause tragen. (Danzig.) – Frischbier2, 2074.
So durchgeprügelt, zerschlagen ist er, oder wird er werden.
*55 Er vertheilt die Knochen und hat noch keine gekocht.
Holl.: Hij bedelt reeds om de beenderen, ofschoon ik nog geen vleesch gekocht heb. (Harrebomée, I, 38.)
*56 Es einem so geben, dass es bis auf die Knochen geht.
*57 Es ist Ein Knochen unter zwei Hunde.
Lat.: Ab ostio uno mendicantes duo. – Unum os inter canes duos. (Bovill, I, 4.)
*58 He hett dat innen Knaken. – Dähnert, 239b.
Sagt man von allen Beschwerden an den Gliedern, es mögen Geschwüre oder Flüsse sein.
*59 He hett en Knaken im Bên. – Schütze, I, 79.
*60 Ich will nicht in (unter) dessen Knochen kommen.
Holl.: Iemand onder de kluiven krijgen. (Harrebomée, I, 417b.)
*61 Ik kann noch wuol met sinen Knuoken Biären afsmiten. (Iserlohn.) – Woeste, 86, 122.
*62 Ik sméite mit déinen Knuoken no Bêren. (Paderborn.) – Firmenich, I, 362, 16.
*63 Knochen ansetzen. – Frischbier2, 2079.
Kraft anwenden.
*64 Mät déinjde Knôche schméissen ich no Biren. – Schuster, 1109.
In Würtemberg: Mit deine Knocha will ich Bira ra schmeissa. (Nefflen, 404.) – In Pommern: Mit dinen Knaken kann ick noch Appel vom Bôm smiten. (Dähnert, 239a.)
*65 Met denga Knoche werp ich noch Nüss av. (Bedburg.)
*66 Mit deinen Knochen will ich noch Birnen und Aepfel (Nüsse) herunterwerfen. – Schottel, 1118a; Eiselein, 385; Sailer, 177; Simrock, 5788; Braun, I, 1906; Frischbier2, 2077; Laus. Magazin, XXX, 251; Auerbach, Dorfgeschichten, II, 234.
Der Trotz, im Wahne, den andern zu überleben. „Mit euren Knochen, Nachbar, bengle ich noch die Nüsse von den Bäumen.“ (Spindler, Bastard, Stuttgart 1839, IV, 131.)
*67 Sin Knak'n in Andermann's Kiste legg'n. – Eichwald, 1050.
*68 Söcke Knuäkskes kann 'k na wuol sachte begnâgen. – Lyra, 106.
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