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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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[Spaltenumbruch] 6 An eines Königs Hofe ist jeder selbst sein bester Freund.

Frz.: A cour de roi, chacun pour soi. (Cahier, 1564.)

Holl.: Aan's konings hof is elk voor zich zelven alleen. (Harrebomee, I, 431b.)

7 An heiligen drei Könige sind die Tage einen Hahnenschritt länger. - Reinsberg VIII, 69.

8 Auch der König isst den Honig nicht mit Löffeln.

Böhm.: Kral veliky pan, a lopatou cukru neji da. (Celakovsky, 169.)

Poln.: Krol wielki pan, a lopata cukru niejada. (Celakovsky, 169.)

9 Auch der König ist ein Mensch.

Frz.: Le roy est home, come vng aultre. (Bovill, II, 42.)

Lat.: Rex etiam homo est. (Bovill, II, 42.)

10 Auch eines Königs Gut kann man verzehren.

Holl.: Aan een konings goed is wel doorkomen. - Zoo kan men wel konigs goed verteren. (Harrebomee, I, 431b u. 432b.)

11 Besser selber zum König gehn, als beim Kammerdiener flehn (stehn).

Frz.: Mieux vaut s'adresser au roi qu'a, ses ministres. (Cahier, 1562.)

12 De hilligen drei Küenige (6. Jan.) bugget 'ne Brügge odder te breaket eine. (Büren.) - Firmenich, I, 361; hochdeutsch bei Reinsberg VII, 70.

Die Sage hat den drei Königen aus dem Morgenlande die Namen Kaspar, Melchior und Balthasar beigelegt, echte Könige (s. König 4), denn ihre Namen gehören alle dem Hirtenleben an. Kaspar bedeutet Kuhschilder (Kunaspis), einen solchen, der seine Kuhheerden in schildförmigen, d. h. runden Umzäunungen in Sicherheit bringt, eine Lebensweise, von der das Kaspische Meer seinen Namen erhielt, weil in seiner Nähe lauter Hirtenvölker hausten. Melchior war ein Milcher oder Senner, der das Vieh auf die Alpen trieb; und auch Balthasar beschäftigte sich mit Viehzucht, jedoch daneben mit Weinbau. Alle drei bezeigen dem Christkinde ihre dankbare Verehrung dafür, dass fortan unter denen, die den Lehren seiner Religion nachleben, die Scheidewand zwischen den verschiedenen Culturarten und getrennten Ständen fallen müsse. Beschäftigung und Lebensart sind keine Gradmesser für den persönlichen Werth des Menschen; es gehört eben zu den Aufgaben der christlichen Religion, dem Ackerbau überall Bahn zu brechen, weil dieser die sicherste Bürgschaft für festgeordnete sittliche Zustände in sich trägt. Eine bessere Gabe als die Gabe des Pflugs gibt es nicht. Also Ackerbau in Verbindung mit Viehzucht und Weinbau. (Vgl. A. Helfferich, Ueber das Dreikönigsfest, in der Illustrirten, Zeitung, Leipzig vom 14. Jan. 1865, S. 23.)

13 De hilligen drei Küenige küemet te Water an oder gat te Water aw. (Büren.) - Für Iserlohn: Woeste, 59, 32; hochdeutsch bei Reinsberg VIII, 70.

Die Slowenen behaupten: Wenn an den drei Königen der Mond wächst, wird auch der Preis für alles steigen; wenn er aber abnimmt, wird ein gutes Jahr werden und alles im Preise fallen. (Reinsberg VIII, 70.)

14 De Kinnenk dinken, se teirften den Angtertonen nor de AUge lossen, dat se dermät schra känden. - Schuster, 517.

15 Dem Könige die Erde, dem Bauer das Holz. - Graf, 67, 26.

Was der für Gemeindegut geltende Wald, der Wald der Almende trug, gehörte den angesessenen Mitgliedern der Gemeinde gemeinschaftlich. Der abgeholzte Boden aber ging keineswegs in das Privateigenthum derer über, die das Holz abgeschlagen hatten, er blieb Gemeindeeigenthum, die Erde gehört dem König. In Jütland: Deme könige de erde, deme bondten dat hoedt. (Thorsen, I, 53, 2.)

16 Dem Könige dienen ist ein' Ehr'; wer's nicht braucht, hat noch mehr.

Dän.: Beröm dig ei at du giör kongen tieneste, men kongen, at han vaerdiger dig dertil. (Prov. dan., 65.)

17 Dem Könige getreu bis zum Bettelsack.

18 Den König wählt man zum Richter. - Graf, 28, 20.

Nach mittelalterlicher Rechtsanschauung war der König als Stellvertreter Gottes auch der Vertreter der Gerechtigkeit und wurde als solcher zum Richter gewählt. Nach dieser (idealen) Auffassung konnte er nicht Unrecht thun; und that er es gleichwol, "so steht fest, dass er nicht Kaiser, sondern dem mindesten gleich ist". (Graf, 30.)

Mhd.: Den konig küset man to richtere. (Homeyer, III, 52.)

19 Der gröst künig, sein selbs künig. - Franck, I, 126a; Petri, II, 91; Gruter, I, 15.

20 Der König befiehlt und das Volk gehorcht.

Böhm.: Car rozkazuje, a buh pravou cestu ukazuje. (Celakovsky, 320.)

21 Der König der Wünsche ist im Lazareth gestorben.

[Spaltenumbruch] 22 Der König erspart, die Königin gibt aus. (Hind.)

23 Der König hat die Kirche und die Bettelleute betrogen.

Eine Redensart der Musspreussen nach der Einführung der preussischen Scheidemünze, weil Bettelleute und Kirche erst 15 Pfennige erhalten mussten, ehe sie einen Groschen erwarben, während sie vorher schon bei 12 Pfennigen dazu gelangt waren.

24 Der König hat lange Arme, aber er rafft nicht alles Korn auf seinem Boden.

25 Der König hat nichts von Zufallswerken. - Graf, 292, 57.

Nicht jede ungesetzliche Handlung wurde nach deutschem Recht bestraft, sondern nur dann, wenn sie mit Bewusstsein und Absicht verübt war. Wenn ein Werk des Zufalls des andern Leib oder Gut verletzt, so wird keine Busse gezahlt, was der Sinn des obigen Sprichworts ist.

26 Der König hat von Gott weltliche Gewalt zu weltlichen Dingen. - Graf, 486, 3.

Dän.: Hefir konongr af Gudi veraldlikt valld til veralldligra luta. (Gulath, 42, 2.)

27 Der König heisst; Pfennig, der beisst. - Petri, II, 98.

Befehlen thut's nicht, wenn die Mittel zur Ausführung fehlen.

28 Der König hilft manchem auf die Beine, dass aus einem Reiter ein Fussgänger wird.

29 Der König ist das lebendige Gesetz.

Lat.: Rex viva est lex. (Philippi, I, 157.)

30 Der König ist der Blinden Auge und der Schwachen Arm.

Dän.: Kongen er deres vaerie som ikke have vaerie. (Prov, dan., 355.)

31 Der König ist ein Mensch wie ein anderer. - Wurzbach II, 233.

Auf einen sich selbst überhebenden und entlarvten Scheinfrommen ist mir ein jüdisch-deutsches Sprichwort aus der Provinz Posen zugegangen, dahin lautend: "Pareh (Pharao), du kackst." Nach einer jüdischen Sage hatte sich der ägyptische König Pharao als ein Gott ausgegeben. Damit nun die Leute nicht erfahren möchten, dass er auch menschliche Bedürfnisse habe, verrichtete er alle Tage vor Sonnenaufgang seine Nothdurft am Nil. Moses, der sich auf Gottes Weisung dahin begab (2 Mos. 7, 15), traf ihn gerade, als er sich seiner verdauten Speisen entledigte und hielt ihm vor, wie er sich nun verrathen habe, dass er kein Gott sei. (Kremm, 478.)

Frz.: Le roy est homme comme ung aultre. (Leroux, II, 73.)

32 Der König ist einem Bettler gleich, so keine Freunde hat in seim Reich. - Lehmann, II, 64, 132.

Lat.: Rex est mendicus, cui non est ullus amicus. (Loci comm., 7.)

33 Der König ist fern und unser Herrgott hoch.

Poln.: Krol daleko, Pan Bog wysoko. (Lompa, 16.)

34 Der König ist gemeiner Richter überall. - Graf, 28, 21.

Wie der gewöhnliche Richter nur in seinem Kreise Recht zu sprechen befugt ist, so war für den Kaiser jede Stätte, wohin er kam, höchste Gerichtsstätte.

Mhd.: Die koning is gemene richter overal. (Homeyer, III, 52; Gaupp, 289; Daniels, I, 758.)

Dän.: Kongen er loven og lovens ende. (Prov. dan., 355.)

35 Der König ist Gottes Dienstmann. - Graf, 27, 1.

Die höchste Würde im Staate kommt dem König (Kaiser) zu, der nach der Rechtsanschauung des Mittelalters als Schirmer der Menschheit Gottes Stelle vertritt, und daher keines Menschen, auch nicht des Papstes Dienstmann ist. (Dänisch bei Gulath, 42; Rosenvinge, 36b.)

36 Der König ist sich reich und gewaltig. - Graf, 28, 8.

Altfries.: Chi king is him rike and weldich. (Wiarda, 16, 8.)

37 Der König ist todt, es lebe der König. (S. Amtmann 3 u. 4.)

Lat.: Dignitas non moritur. (Binder II, 784; Lehmann, 12, 7.)

38 Der König kann nicht allweg regieren, wie er will. - Körte, 3182 u. 4361; Simrock, 5839.

Er muss auf Zeit und Umstände Rücksicht nehmen; er muss die öffentliche Meinung beachten, auf Grundsätze der benachbarten Regierungen merken u. s. w.

39 Der König kann sich alle Kämpfer kiesen. - Graf, 32, 53.

Seit dem Bestehen des deutschen Reichs ist er oberster Heerführer und führt den ersten Schild. In seinem Gefolge gehen die ursprünglichen Könige, jetzt Fürsten.

Altfries.: Chi kining wilt him allera campona kiosa. (Wiarda, 16, 8.)

[Spaltenumbruch] 6 An eines Königs Hofe ist jeder selbst sein bester Freund.

Frz.: A cour de roi, chacun pour soi. (Cahier, 1564.)

Holl.: Aan's konings hof is elk voor zich zelven alleen. (Harrebomée, I, 431b.)

7 An heiligen drei Könige sind die Tage einen Hahnenschritt länger.Reinsberg VIII, 69.

8 Auch der König isst den Honig nicht mit Löffeln.

Böhm.: Král veliký pan, a lopatou cukru nejí dá. (Čelakovsky, 169.)

Poln.: Król wielki pan, a łopatą cukru niejada. (Čelakovsky, 169.)

9 Auch der König ist ein Mensch.

Frz.: Le roy est home, come vng aultre. (Bovill, II, 42.)

Lat.: Rex etiam homo est. (Bovill, II, 42.)

10 Auch eines Königs Gut kann man verzehren.

Holl.: Aan een konings goed is wel doorkomen. – Zoo kan men wel konigs goed verteren. (Harrebomée, I, 431b u. 432b.)

11 Besser selber zum König gehn, als beim Kammerdiener flehn (stehn).

Frz.: Mieux vaut s'adresser au roi qu'à, ses ministres. (Cahier, 1562.)

12 De hilligen drei Küenige (6. Jan.) bugget 'ne Brügge odder te breaket eine. (Büren.) – Firmenich, I, 361; hochdeutsch bei Reinsberg VII, 70.

Die Sage hat den drei Königen aus dem Morgenlande die Namen Kaspar, Melchior und Balthasar beigelegt, echte Könige (s. König 4), denn ihre Namen gehören alle dem Hirtenleben an. Kaspar bedeutet Kuhschilder (Kunaspis), einen solchen, der seine Kuhheerden in schildförmigen, d. h. runden Umzäunungen in Sicherheit bringt, eine Lebensweise, von der das Kaspische Meer seinen Namen erhielt, weil in seiner Nähe lauter Hirtenvölker hausten. Melchior war ein Milcher oder Senner, der das Vieh auf die Alpen trieb; und auch Balthasar beschäftigte sich mit Viehzucht, jedoch daneben mit Weinbau. Alle drei bezeigen dem Christkinde ihre dankbare Verehrung dafür, dass fortan unter denen, die den Lehren seiner Religion nachleben, die Scheidewand zwischen den verschiedenen Culturarten und getrennten Ständen fallen müsse. Beschäftigung und Lebensart sind keine Gradmesser für den persönlichen Werth des Menschen; es gehört eben zu den Aufgaben der christlichen Religion, dem Ackerbau überall Bahn zu brechen, weil dieser die sicherste Bürgschaft für festgeordnete sittliche Zustände in sich trägt. Eine bessere Gabe als die Gabe des Pflugs gibt es nicht. Also Ackerbau in Verbindung mit Viehzucht und Weinbau. (Vgl. A. Helfferich, Ueber das Dreikönigsfest, in der Illustrirten, Zeitung, Leipzig vom 14. Jan. 1865, S. 23.)

13 De hilligen drei Küenige küemet te Water an oder gat te Water aw. (Büren.) – Für Iserlohn: Woeste, 59, 32; hochdeutsch bei Reinsberg VIII, 70.

Die Slowenen behaupten: Wenn an den drei Königen der Mond wächst, wird auch der Preis für alles steigen; wenn er aber abnimmt, wird ein gutes Jahr werden und alles im Preise fallen. (Reinsberg VIII, 70.)

14 De Kinnenk dinken, se tîrften den Angtertônen nor de Ûge lossen, dat se dermät schrâ känden.Schuster, 517.

15 Dem Könige die Erde, dem Bauer das Holz.Graf, 67, 26.

Was der für Gemeindegut geltende Wald, der Wald der Almende trug, gehörte den angesessenen Mitgliedern der Gemeinde gemeinschaftlich. Der abgeholzte Boden aber ging keineswegs in das Privateigenthum derer über, die das Holz abgeschlagen hatten, er blieb Gemeindeeigenthum, die Erde gehört dem König. In Jütland: Deme könige de erde, deme bondten dat hoedt. (Thorsen, I, 53, 2.)

16 Dem Könige dienen ist ein' Ehr'; wer's nicht braucht, hat noch mehr.

Dän.: Berøm dig ei at du giør kongen tieneste, men kongen, at han værdiger dig dertil. (Prov. dan., 65.)

17 Dem Könige getreu bis zum Bettelsack.

18 Den König wählt man zum Richter.Graf, 28, 20.

Nach mittelalterlicher Rechtsanschauung war der König als Stellvertreter Gottes auch der Vertreter der Gerechtigkeit und wurde als solcher zum Richter gewählt. Nach dieser (idealen) Auffassung konnte er nicht Unrecht thun; und that er es gleichwol, „so steht fest, dass er nicht Kaiser, sondern dem mindesten gleich ist“. (Graf, 30.)

Mhd.: Den konig küset man to richtere. (Homeyer, III, 52.)

19 Der gröst künig, sein selbs künig.Franck, I, 126a; Petri, II, 91; Gruter, I, 15.

20 Der König befiehlt und das Volk gehorcht.

Böhm.: Car rozkazuje, a bůh pravou cestu ukazuje. (Čelakovsky, 320.)

21 Der König der Wünsche ist im Lazareth gestorben.

[Spaltenumbruch] 22 Der König erspart, die Königin gibt aus. (Hind.)

23 Der König hat die Kirche und die Bettelleute betrogen.

Eine Redensart der Musspreussen nach der Einführung der preussischen Scheidemünze, weil Bettelleute und Kirche erst 15 Pfennige erhalten mussten, ehe sie einen Groschen erwarben, während sie vorher schon bei 12 Pfennigen dazu gelangt waren.

24 Der König hat lange Arme, aber er rafft nicht alles Korn auf seinem Boden.

25 Der König hat nichts von Zufallswerken.Graf, 292, 57.

Nicht jede ungesetzliche Handlung wurde nach deutschem Recht bestraft, sondern nur dann, wenn sie mit Bewusstsein und Absicht verübt war. Wenn ein Werk des Zufalls des andern Leib oder Gut verletzt, so wird keine Busse gezahlt, was der Sinn des obigen Sprichworts ist.

26 Der König hat von Gott weltliche Gewalt zu weltlichen Dingen.Graf, 486, 3.

Dän.: Hefir konongr af Gudi veraldlikt valld til veralldligra luta. (Gulath, 42, 2.)

27 Der König heisst; Pfennig, der beisst.Petri, II, 98.

Befehlen thut's nicht, wenn die Mittel zur Ausführung fehlen.

28 Der König hilft manchem auf die Beine, dass aus einem Reiter ein Fussgänger wird.

29 Der König ist das lebendige Gesetz.

Lat.: Rex viva est lex. (Philippi, I, 157.)

30 Der König ist der Blinden Auge und der Schwachen Arm.

Dän.: Kongen er deres værie som ikke have værie. (Prov, dan., 355.)

31 Der König ist ein Mensch wie ein anderer.Wurzbach II, 233.

Auf einen sich selbst überhebenden und entlarvten Scheinfrommen ist mir ein jüdisch-deutsches Sprichwort aus der Provinz Posen zugegangen, dahin lautend: „Pareh (Pharao), du kackst.“ Nach einer jüdischen Sage hatte sich der ägyptische König Pharao als ein Gott ausgegeben. Damit nun die Leute nicht erfahren möchten, dass er auch menschliche Bedürfnisse habe, verrichtete er alle Tage vor Sonnenaufgang seine Nothdurft am Nil. Moses, der sich auf Gottes Weisung dahin begab (2 Mos. 7, 15), traf ihn gerade, als er sich seiner verdauten Speisen entledigte und hielt ihm vor, wie er sich nun verrathen habe, dass er kein Gott sei. (Kremm, 478.)

Frz.: Le roy est homme comme ung aultre. (Leroux, II, 73.)

32 Der König ist einem Bettler gleich, so keine Freunde hat in seim Reich.Lehmann, II, 64, 132.

Lat.: Rex est mendicus, cui non est ullus amicus. (Loci comm., 7.)

33 Der König ist fern und unser Herrgott hoch.

Poln.: Król daleko, Pan Bog wysoko. (Lompa, 16.)

34 Der König ist gemeiner Richter überall.Graf, 28, 21.

Wie der gewöhnliche Richter nur in seinem Kreise Recht zu sprechen befugt ist, so war für den Kaiser jede Stätte, wohin er kam, höchste Gerichtsstätte.

Mhd.: Die koning is gemene richter overal. (Homeyer, III, 52; Gaupp, 289; Daniels, I, 758.)

Dän.: Kongen er loven og lovens ende. (Prov. dan., 355.)

35 Der König ist Gottes Dienstmann.Graf, 27, 1.

Die höchste Würde im Staate kommt dem König (Kaiser) zu, der nach der Rechtsanschauung des Mittelalters als Schirmer der Menschheit Gottes Stelle vertritt, und daher keines Menschen, auch nicht des Papstes Dienstmann ist. (Dänisch bei Gulath, 42; Rosenvinge, 36b.)

36 Der König ist sich reich und gewaltig.Graf, 28, 8.

Altfries.: Chi king is him rike and weldich. (Wiarda, 16, 8.)

37 Der König ist todt, es lebe der König. (S. Amtmann 3 u. 4.)

Lat.: Dignitas non moritur. (Binder II, 784; Lehmann, 12, 7.)

38 Der König kann nicht allweg regieren, wie er will.Körte, 3182 u. 4361; Simrock, 5839.

Er muss auf Zeit und Umstände Rücksicht nehmen; er muss die öffentliche Meinung beachten, auf Grundsätze der benachbarten Regierungen merken u. s. w.

39 Der König kann sich alle Kämpfer kiesen.Graf, 32, 53.

Seit dem Bestehen des deutschen Reichs ist er oberster Heerführer und führt den ersten Schild. In seinem Gefolge gehen die ursprünglichen Könige, jetzt Fürsten.

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[[741]/0747] 6 An eines Königs Hofe ist jeder selbst sein bester Freund. Frz.: A cour de roi, chacun pour soi. (Cahier, 1564.) Holl.: Aan's konings hof is elk voor zich zelven alleen. (Harrebomée, I, 431b.) 7 An heiligen drei Könige sind die Tage einen Hahnenschritt länger. – Reinsberg VIII, 69. 8 Auch der König isst den Honig nicht mit Löffeln. Böhm.: Král veliký pan, a lopatou cukru nejí dá. (Čelakovsky, 169.) Poln.: Król wielki pan, a łopatą cukru niejada. (Čelakovsky, 169.) 9 Auch der König ist ein Mensch. Frz.: Le roy est home, come vng aultre. (Bovill, II, 42.) Lat.: Rex etiam homo est. (Bovill, II, 42.) 10 Auch eines Königs Gut kann man verzehren. Holl.: Aan een konings goed is wel doorkomen. – Zoo kan men wel konigs goed verteren. (Harrebomée, I, 431b u. 432b.) 11 Besser selber zum König gehn, als beim Kammerdiener flehn (stehn). Frz.: Mieux vaut s'adresser au roi qu'à, ses ministres. (Cahier, 1562.) 12 De hilligen drei Küenige (6. Jan.) bugget 'ne Brügge odder te breaket eine. (Büren.) – Firmenich, I, 361; hochdeutsch bei Reinsberg VII, 70. Die Sage hat den drei Königen aus dem Morgenlande die Namen Kaspar, Melchior und Balthasar beigelegt, echte Könige (s. König 4), denn ihre Namen gehören alle dem Hirtenleben an. Kaspar bedeutet Kuhschilder (Kunaspis), einen solchen, der seine Kuhheerden in schildförmigen, d. h. runden Umzäunungen in Sicherheit bringt, eine Lebensweise, von der das Kaspische Meer seinen Namen erhielt, weil in seiner Nähe lauter Hirtenvölker hausten. Melchior war ein Milcher oder Senner, der das Vieh auf die Alpen trieb; und auch Balthasar beschäftigte sich mit Viehzucht, jedoch daneben mit Weinbau. Alle drei bezeigen dem Christkinde ihre dankbare Verehrung dafür, dass fortan unter denen, die den Lehren seiner Religion nachleben, die Scheidewand zwischen den verschiedenen Culturarten und getrennten Ständen fallen müsse. Beschäftigung und Lebensart sind keine Gradmesser für den persönlichen Werth des Menschen; es gehört eben zu den Aufgaben der christlichen Religion, dem Ackerbau überall Bahn zu brechen, weil dieser die sicherste Bürgschaft für festgeordnete sittliche Zustände in sich trägt. Eine bessere Gabe als die Gabe des Pflugs gibt es nicht. Also Ackerbau in Verbindung mit Viehzucht und Weinbau. (Vgl. A. Helfferich, Ueber das Dreikönigsfest, in der Illustrirten, Zeitung, Leipzig vom 14. Jan. 1865, S. 23.) 13 De hilligen drei Küenige küemet te Water an oder gat te Water aw. (Büren.) – Für Iserlohn: Woeste, 59, 32; hochdeutsch bei Reinsberg VIII, 70. Die Slowenen behaupten: Wenn an den drei Königen der Mond wächst, wird auch der Preis für alles steigen; wenn er aber abnimmt, wird ein gutes Jahr werden und alles im Preise fallen. (Reinsberg VIII, 70.) 14 De Kinnenk dinken, se tîrften den Angtertônen nor de Ûge lossen, dat se dermät schrâ känden. – Schuster, 517. 15 Dem Könige die Erde, dem Bauer das Holz. – Graf, 67, 26. Was der für Gemeindegut geltende Wald, der Wald der Almende trug, gehörte den angesessenen Mitgliedern der Gemeinde gemeinschaftlich. Der abgeholzte Boden aber ging keineswegs in das Privateigenthum derer über, die das Holz abgeschlagen hatten, er blieb Gemeindeeigenthum, die Erde gehört dem König. In Jütland: Deme könige de erde, deme bondten dat hoedt. (Thorsen, I, 53, 2.) 16 Dem Könige dienen ist ein' Ehr'; wer's nicht braucht, hat noch mehr. Dän.: Berøm dig ei at du giør kongen tieneste, men kongen, at han værdiger dig dertil. (Prov. dan., 65.) 17 Dem Könige getreu bis zum Bettelsack. 18 Den König wählt man zum Richter. – Graf, 28, 20. Nach mittelalterlicher Rechtsanschauung war der König als Stellvertreter Gottes auch der Vertreter der Gerechtigkeit und wurde als solcher zum Richter gewählt. Nach dieser (idealen) Auffassung konnte er nicht Unrecht thun; und that er es gleichwol, „so steht fest, dass er nicht Kaiser, sondern dem mindesten gleich ist“. (Graf, 30.) Mhd.: Den konig küset man to richtere. (Homeyer, III, 52.) 19 Der gröst künig, sein selbs künig. – Franck, I, 126a; Petri, II, 91; Gruter, I, 15. 20 Der König befiehlt und das Volk gehorcht. Böhm.: Car rozkazuje, a bůh pravou cestu ukazuje. (Čelakovsky, 320.) 21 Der König der Wünsche ist im Lazareth gestorben. 22 Der König erspart, die Königin gibt aus. (Hind.) 23 Der König hat die Kirche und die Bettelleute betrogen. Eine Redensart der Musspreussen nach der Einführung der preussischen Scheidemünze, weil Bettelleute und Kirche erst 15 Pfennige erhalten mussten, ehe sie einen Groschen erwarben, während sie vorher schon bei 12 Pfennigen dazu gelangt waren. 24 Der König hat lange Arme, aber er rafft nicht alles Korn auf seinem Boden. 25 Der König hat nichts von Zufallswerken. – Graf, 292, 57. Nicht jede ungesetzliche Handlung wurde nach deutschem Recht bestraft, sondern nur dann, wenn sie mit Bewusstsein und Absicht verübt war. Wenn ein Werk des Zufalls des andern Leib oder Gut verletzt, so wird keine Busse gezahlt, was der Sinn des obigen Sprichworts ist. 26 Der König hat von Gott weltliche Gewalt zu weltlichen Dingen. – Graf, 486, 3. Dän.: Hefir konongr af Gudi veraldlikt valld til veralldligra luta. (Gulath, 42, 2.) 27 Der König heisst; Pfennig, der beisst. – Petri, II, 98. Befehlen thut's nicht, wenn die Mittel zur Ausführung fehlen. 28 Der König hilft manchem auf die Beine, dass aus einem Reiter ein Fussgänger wird. 29 Der König ist das lebendige Gesetz. Lat.: Rex viva est lex. (Philippi, I, 157.) 30 Der König ist der Blinden Auge und der Schwachen Arm. Dän.: Kongen er deres værie som ikke have værie. (Prov, dan., 355.) 31 Der König ist ein Mensch wie ein anderer. – Wurzbach II, 233. Auf einen sich selbst überhebenden und entlarvten Scheinfrommen ist mir ein jüdisch-deutsches Sprichwort aus der Provinz Posen zugegangen, dahin lautend: „Pareh (Pharao), du kackst.“ Nach einer jüdischen Sage hatte sich der ägyptische König Pharao als ein Gott ausgegeben. Damit nun die Leute nicht erfahren möchten, dass er auch menschliche Bedürfnisse habe, verrichtete er alle Tage vor Sonnenaufgang seine Nothdurft am Nil. Moses, der sich auf Gottes Weisung dahin begab (2 Mos. 7, 15), traf ihn gerade, als er sich seiner verdauten Speisen entledigte und hielt ihm vor, wie er sich nun verrathen habe, dass er kein Gott sei. (Kremm, 478.) Frz.: Le roy est homme comme ung aultre. (Leroux, II, 73.) 32 Der König ist einem Bettler gleich, so keine Freunde hat in seim Reich. – Lehmann, II, 64, 132. Lat.: Rex est mendicus, cui non est ullus amicus. (Loci comm., 7.) 33 Der König ist fern und unser Herrgott hoch. Poln.: Król daleko, Pan Bog wysoko. (Lompa, 16.) 34 Der König ist gemeiner Richter überall. – Graf, 28, 21. Wie der gewöhnliche Richter nur in seinem Kreise Recht zu sprechen befugt ist, so war für den Kaiser jede Stätte, wohin er kam, höchste Gerichtsstätte. Mhd.: Die koning is gemene richter overal. (Homeyer, III, 52; Gaupp, 289; Daniels, I, 758.) Dän.: Kongen er loven og lovens ende. (Prov. dan., 355.) 35 Der König ist Gottes Dienstmann. – Graf, 27, 1. Die höchste Würde im Staate kommt dem König (Kaiser) zu, der nach der Rechtsanschauung des Mittelalters als Schirmer der Menschheit Gottes Stelle vertritt, und daher keines Menschen, auch nicht des Papstes Dienstmann ist. (Dänisch bei Gulath, 42; Rosenvinge, 36b.) 36 Der König ist sich reich und gewaltig. – Graf, 28, 8. Altfries.: Chi king is him rike and weldich. (Wiarda, 16, 8.) 37 Der König ist todt, es lebe der König. (S. Amtmann 3 u. 4.) Lat.: Dignitas non moritur. (Binder II, 784; Lehmann, 12, 7.) 38 Der König kann nicht allweg regieren, wie er will. – Körte, 3182 u. 4361; Simrock, 5839. Er muss auf Zeit und Umstände Rücksicht nehmen; er muss die öffentliche Meinung beachten, auf Grundsätze der benachbarten Regierungen merken u. s. w. 39 Der König kann sich alle Kämpfer kiesen. – Graf, 32, 53. Seit dem Bestehen des deutschen Reichs ist er oberster Heerführer und führt den ersten Schild. In seinem Gefolge gehen die ursprünglichen Könige, jetzt Fürsten. Altfries.: Chi kining wilt him allera campona kiosa. (Wiarda, 16, 8.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [741]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/747>, abgerufen am 24.11.2024.