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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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[Spaltenumbruch] 3 Konstanz is e fromme Stadt un het viel Chlöster, nur schad, sie lit gar ze nah an der Höll; mer chönnt in der Schrybergass mit 'nem Kuttenzipfel bis in d' Höll' abegraben. (Schweiz.) - Kirchhofer, 70; Eiselein, 389; Klosterspiegel, 4, 3.

In diesen übeln Ruf ist Konstanz früher durch das bischöfliche Ehegericht, das in alten Zeiten auf eine leichtfertige und sehr kostspielige Weise geführt wurde, gekommen. Die grosse Menge von Schreibern und Procuratoren trug nicht wenig dazu bei. Dass der kostnitzer Bezirk unter der Herrschaft der schlüpfrigen Venus liege, bemerkte schon Hämmerlin (s. d.).

4 Konstanz liegt am Bodensee; wer's nicht glaubt, geh' hin und seh'. - Deutsche Romanzeitung, 1866, Kr. 41, S. 393; Hesekiel, 16. Aus einem Studentenliede, vgl. das Commersbuch, Leipzig, 6. Aufl., S. 176.

In Ulm lautet das Sprichwort: Konstanz liegt am Bodesee, wer's net glaubt, geh' selber he.


Kontrakt (Adj.).

Wer kontrakt ist, muss nicht den Organisten spielen. - Parömiakon, 272.


Kopen, s. Kapaun.

Köpenick.

Hule, hule, hule! Wat macht der Deibel in Köpenick?

Mit diesem Zuruf werden, wenn sie in ihren langen Kähnen auf der Spree dahinfahren, die köpenicker Fischfrauen von der berliner Strassenjugend begrüsst. Köpenick in der Mark gehört zu den deutschen Ortschaften, die sich - wie Beckum in Westfalen, Hostrup in Schleswig-Holstein, Krähwinkel, deren es mehrere gibt, in der preussischen Rheinprovinz (eins Regierungsbezirk Köln, Kreis Sieg, zwei Regierungsbezirk Düsseldorf, Kreis Solingen und Lennep), Polkwitz in Schlesien, Schöppenstedt in Braunschweig, Schilda in Sachsen und Teterow in Mecklenburg - der Volkswitz besonders auserlesen hat.


Kopf.

1 Abgehauener Kopf braucht keine Sturmhaube mehr.

2 Am Kopf des Narren lernt der Junge scheren.

Die Araber in Algerien: Am Kopfe der Waise macht der Chirurg Versuche. Die ägyptischen Araber: Er lernt das Schröpfen an den Köpfen der Waisen. (Reinsberg VII, 53.)

3 An deinem Kopfe klingt's am hellsten, sagte Boleslaw zum Narren. (Schles.)

4 An einem Kopf, der schlecht geschoren, ist die Ehr' verloren.

5 An manchem Kopf ist das beste der Zopf.

"Da war einmal an einem Schopf ein Zopf, der hing so stattlich an dem Kopf; dess freute sich der Tropf. Und als der Zopf geschnitten war vom Haar, da ward zuerst es allen klar, dass weiter nichts dahinter war." (R. Prutz. Neue Gedichte, Manheim 1849.)

6 Anderer Kopf, andere Gedanken.

7 Auch den gelehrten Kopf nimmt der Tod beim Schopf. - Parömiakon, 2886.

8 Auch ein krauser Kopf wird kahl.

9 Auch grosse Köpfe haben zuweilen eine Platte.

Sie sind mangelhaft.

10 Auf dem Kopfe der Riesen sind Zwerge grosse Leute.

11 Auf dem Kopfe des Schelmen brennt die Mütze.

It.: In conca macca pagu durat berritta.

Poln.: Na zlodzieja czapka gore.

Ruth.: Na zlodija szopka horyt.

12 Auf Kopf steht der Teufel auf und isst die Supp', dann fährt er unterirdisch durch bis zur Altburg.

Nach der Sage steht der Nerother Kopf mit der Altburg (Ruinen des Schlosses Altenburg) bei Schalkenmehren (Kirchdorf im Regierungsbezirk Trier, Kreis Daun) in der Nähe des weinfelder Maares, durch einen unterirdischen Gang in Verbindung, worauf sich das noch im Volksmunde lebende uralte, obige Sprichwort bezieht. (Vgl. darüber Schmitz, Die Sage vom Nerother Kopf, II, 53.)

13 Auf solchen Kopf gehört ein solcher Hut.

"Es ist schädlich und schimpflich wenn man Esel und Strohköpfe promovirt; darum Rahel gar wohl gehandelt, wie sie aufs Stroh, worunter Götzenbilder gelegen, gesessen hat; denn auf solchen Kopf gehört ein solcher Hut." (Parömiakon, 818.) Abraham a Sancta Clara wendet das Sprichwort auf die Sündflut und die verdorbene Welt an. (Parömiakon, 1048.)

14 Auff böss köpff gehört ein scharpffe laug. - Franck, II, 74b; Lehmann, II, 30, 41.

[Spaltenumbruch] 15 Auff einen grindigen Kopf gehört eine scharffe Lauge. - Petri, II, 24; Simrock, 5857; Körte, 3497; Masson, 258; Braun, I, 1947.

"Ich leugne dieses nicht, dass von der Farbe man offt wie ein Blinder spricht. Es reimt sich manches Wort, wie eine Faust aufs Auge, und mancher harter Kopf verdienet scharffe Lauge." (Keller, 131a.)

Böhm.: Na prasivou hlavu ostry louh. (Celakovsky, 357.)

Dän.: Til skurvede hoveder hörer skarpeste lud. (Prov. dan., 509.)

Frz.: A chair de loup, sauce de chien.

16 Aus einem kleinen Kopfe kann auch ein grosser Gedanke kommen.

Frz.: En petite teste gist grand sens. (Leroux, I, 185.)

17 Aus einem Kopf von Stroh kommt kein spitzfindiger Gedanke.

18 Aus einem leeren Kopfe macht's Geld einen vollen. - Parömiakon, 1761.

19 Ausgetrocknete Köpfe und ausgewaschene Schlafröcke werden niemals wieder frisch. - Welt und Zeit, I, 138, 55.

20 Auss einem finstern Kopff kompt Finsterniss. - Lehmann, 407, 43.

21 Auss einem vollen kopff kommen lauter Tannheusers bedencken. - Eyering, I, 782; Henisch, 231, 49; Petri, II, 28.

22 Auss geschickten (vnd geschwinden) Köpffen werden gern Schwermer vnd Ketzer. - Henisch, 1484, 49.

23 Auss vielen Köpffen ist gut Rath holen. - Petri, II, 30.

24 Bann (wenn) der Kopf ro (herunter) es, hat der Orsch Feierabet. (Henneberg.) - Frommann, II, 409, 75.

25 Bei gemeinen Köpfen und Krähen (kleinem Gethier) kann man keine Grundsätze sehen.

26 Besser am Kopfe, denn am Hintern, so wird man nicht beschmissen. - Eiselein, 390.

Holl.: Het is beter, bij het hoofd te grijpen dan bij den staart. (Harrebomee, I, 326b.)

27 Besser dem eigenen Kopfe folgen, als allen gefallen wollen. - Opel, 379.

28 Besser den Kopf flöhen als den Hintern, man wird oft beschmissen davon.

29 Besser den Kopf verlieren als die Seele (oder: das gute Gewissen).

Böhm.: Lepe ti jest ztratit' hlavu, nezli ohresiti. (Celakovsky, 26.)

30 Besser der Kopf am Esel als der Schweif am Pferde.

Um die schon seit Julius Cäsar bekannte Ansicht auszusprechen: Lieber der erste in Krähwinkel als der zweite in Rom. Auch: Besser der erste seines Stammes, als der letzte seines Geschlechts. Die Araber sagen: Besser der Kopf des Hundes als der Schwanz des Löwen. (Cahier, 228; Reinsberg III, 126.) - Die Russen dagegen: Lieber einen Katzenschwanz denn einen Mäusekopf. Aber auch: Lieber den Kopf der Laus, als den Schwanz des Drachen. (Altmann VI, 443 u. 445.)

Engl.: Better be the head of an ass than the tail of a horse. (Bohn II, 101.) - Better the head of a dog than the tail of a lion. (Bohn II, 101.) - Better the head of a pike (sprat), than the tail of sturgeon. (Bohn, II, 101; Gaal, 364.)

Frz.: Mieux vaut etre tete de chien que queue de lion. (Bohn I, 38.)

Holl.: Beter het hoofd van eene rat, dan de staart van een' leeuw. (Harrebomee, I, 325.)

It.: E meglio esser capo di lucertola (di gatto) che coda di dracone (di leone). (Gaal, 364; Cahier, 2842.) - E meglio esser capo di gatto che coda di leone. (Bohn I, 96; II, 104.) - E meglio esser testa di lucco che coda di storione. (Bohn II, 101.)

Span.: Mas vale cabeza de raton que cola de leon. (Bohn I, 231.)

31 Besser der Kopf des Bürgers als der Schweif des Adels.

Engl.: Better be the head of the yeomanry than the tai of the gentry.

32 Besser ein hastiger kopff, denn ein düden topff. - Henisch, 762, 24; Petri, II, 35.

33 Besser ein toller hastiger Kopff, den ein faulentzer. - Petri, II, 36.

[Spaltenumbruch] 3 Konstanz is e fromme Stadt un het viel Chlöster, nur schad, sie lit gar ze nah an der Höll; mer chönnt in der Schrybergass mit 'nem Kuttenzipfel bis in d' Höll' abegraben. (Schweiz.) – Kirchhofer, 70; Eiselein, 389; Klosterspiegel, 4, 3.

In diesen übeln Ruf ist Konstanz früher durch das bischöfliche Ehegericht, das in alten Zeiten auf eine leichtfertige und sehr kostspielige Weise geführt wurde, gekommen. Die grosse Menge von Schreibern und Procuratoren trug nicht wenig dazu bei. Dass der kostnitzer Bezirk unter der Herrschaft der schlüpfrigen Venus liege, bemerkte schon Hämmerlin (s. d.).

4 Konstanz liegt am Bodensee; wer's nicht glaubt, geh' hin und seh'.Deutsche Romanzeitung, 1866, Kr. 41, S. 393; Hesekiel, 16. Aus einem Studentenliede, vgl. das Commersbuch, Leipzig, 6. Aufl., S. 176.

In Ulm lautet das Sprichwort: Konstanz liegt am Bodesee, wer's net glaubt, geh' selber hê.


Kontrakt (Adj.).

Wer kontrakt ist, muss nicht den Organisten spielen.Parömiakon, 272.


Kopen, s. Kapaun.

Köpenick.

Hule, hule, hule! Wat macht der Deibel in Köpenick?

Mit diesem Zuruf werden, wenn sie in ihren langen Kähnen auf der Spree dahinfahren, die köpenicker Fischfrauen von der berliner Strassenjugend begrüsst. Köpenick in der Mark gehört zu den deutschen Ortschaften, die sich – wie Beckum in Westfalen, Hostrup in Schleswig-Holstein, Krähwinkel, deren es mehrere gibt, in der preussischen Rheinprovinz (eins Regierungsbezirk Köln, Kreis Sieg, zwei Regierungsbezirk Düsseldorf, Kreis Solingen und Lennep), Polkwitz in Schlesien, Schöppenstedt in Braunschweig, Schilda in Sachsen und Teterow in Mecklenburg – der Volkswitz besonders auserlesen hat.


Kopf.

1 Abgehauener Kopf braucht keine Sturmhaube mehr.

2 Am Kopf des Narren lernt der Junge scheren.

Die Araber in Algerien: Am Kopfe der Waise macht der Chirurg Versuche. Die ägyptischen Araber: Er lernt das Schröpfen an den Köpfen der Waisen. (Reinsberg VII, 53.)

3 An deinem Kopfe klingt's am hellsten, sagte Boleslaw zum Narren. (Schles.)

4 An einem Kopf, der schlecht geschoren, ist die Ehr' verloren.

5 An manchem Kopf ist das beste der Zopf.

„Da war einmal an einem Schopf ein Zopf, der hing so stattlich an dem Kopf; dess freute sich der Tropf. Und als der Zopf geschnitten war vom Haar, da ward zuerst es allen klar, dass weiter nichts dahinter war.“ (R. Prutz. Neue Gedichte, Manheim 1849.)

6 Anderer Kopf, andere Gedanken.

7 Auch den gelehrten Kopf nimmt der Tod beim Schopf.Parömiakon, 2886.

8 Auch ein krauser Kopf wird kahl.

9 Auch grosse Köpfe haben zuweilen eine Platte.

Sie sind mangelhaft.

10 Auf dem Kopfe der Riesen sind Zwerge grosse Leute.

11 Auf dem Kopfe des Schelmen brennt die Mütze.

It.: In conca macca pagu durat berritta.

Poln.: Na złodzieja czapka gore.

Ruth.: Na złodija szopka horyt.

12 Auf Kopf steht der Teufel auf und isst die Supp', dann fährt er unterirdisch durch bis zur Altburg.

Nach der Sage steht der Nerother Kopf mit der Altburg (Ruinen des Schlosses Altenburg) bei Schalkenmehren (Kirchdorf im Regierungsbezirk Trier, Kreis Daun) in der Nähe des weinfelder Maares, durch einen unterirdischen Gang in Verbindung, worauf sich das noch im Volksmunde lebende uralte, obige Sprichwort bezieht. (Vgl. darüber Schmitz, Die Sage vom Nerother Kopf, II, 53.)

13 Auf solchen Kopf gehört ein solcher Hut.

„Es ist schädlich und schimpflich wenn man Esel und Strohköpfe promovirt; darum Rahel gar wohl gehandelt, wie sie aufs Stroh, worunter Götzenbilder gelegen, gesessen hat; denn auf solchen Kopf gehört ein solcher Hut.“ (Parömiakon, 818.) Abraham a Sancta Clara wendet das Sprichwort auf die Sündflut und die verdorbene Welt an. (Parömiakon, 1048.)

14 Auff böss köpff gehört ein scharpffe laug.Franck, II, 74b; Lehmann, II, 30, 41.

[Spaltenumbruch] 15 Auff einen grindigen Kopf gehört eine scharffe Lauge.Petri, II, 24; Simrock, 5857; Körte, 3497; Masson, 258; Braun, I, 1947.

„Ich leugne dieses nicht, dass von der Farbe man offt wie ein Blinder spricht. Es reimt sich manches Wort, wie eine Faust aufs Auge, und mancher harter Kopf verdienet scharffe Lauge.“ (Keller, 131a.)

Böhm.: Na prašivou hlavu ostrý louh. (Čelakovsky, 357.)

Dän.: Til skurvede hoveder hører skarpeste lud. (Prov. dan., 509.)

Frz.: A chair de loup, sauce de chien.

16 Aus einem kleinen Kopfe kann auch ein grosser Gedanke kommen.

Frz.: En petite teste gist grand sens. (Leroux, I, 185.)

17 Aus einem Kopf von Stroh kommt kein spitzfindiger Gedanke.

18 Aus einem leeren Kopfe macht's Geld einen vollen.Parömiakon, 1761.

19 Ausgetrocknete Köpfe und ausgewaschene Schlafröcke werden niemals wieder frisch.Welt und Zeit, I, 138, 55.

20 Auss einem finstern Kopff kompt Finsterniss.Lehmann, 407, 43.

21 Auss einem vollen kopff kommen lauter Tannheusers bedencken.Eyering, I, 782; Henisch, 231, 49; Petri, II, 28.

22 Auss geschickten (vnd geschwinden) Köpffen werden gern Schwermer vnd Ketzer.Henisch, 1484, 49.

23 Auss vielen Köpffen ist gut Rath holen.Petri, II, 30.

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25 Bei gemeinen Köpfen und Krähen (kleinem Gethier) kann man keine Grundsätze sehen.

26 Besser am Kopfe, denn am Hintern, so wird man nicht beschmissen.Eiselein, 390.

Holl.: Het is beter, bij het hoofd te grijpen dan bij den staart. (Harrebomée, I, 326b.)

27 Besser dem eigenen Kopfe folgen, als allen gefallen wollen.Opel, 379.

28 Besser den Kopf flöhen als den Hintern, man wird oft beschmissen davon.

29 Besser den Kopf verlieren als die Seele (oder: das gute Gewissen).

Böhm.: Lépe ti jest ztratit' hlavu, nežli ohřešiti. (Čelakovsky, 26.)

30 Besser der Kopf am Esel als der Schweif am Pferde.

Um die schon seit Julius Cäsar bekannte Ansicht auszusprechen: Lieber der erste in Krähwinkel als der zweite in Rom. Auch: Besser der erste seines Stammes, als der letzte seines Geschlechts. Die Araber sagen: Besser der Kopf des Hundes als der Schwanz des Löwen. (Cahier, 228; Reinsberg III, 126.) – Die Russen dagegen: Lieber einen Katzenschwanz denn einen Mäusekopf. Aber auch: Lieber den Kopf der Laus, als den Schwanz des Drachen. (Altmann VI, 443 u. 445.)

Engl.: Better be the head of an ass than the tail of a horse. (Bohn II, 101.) – Better the head of a dog than the tail of a lion. (Bohn II, 101.) – Better the head of a pike (sprat), than the tail of sturgeon. (Bohn, II, 101; Gaal, 364.)

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Holl.: Beter het hoofd van eene rat, dan de staart van een' leeuw. (Harrebomée, I, 325.)

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Span.: Mas vale cabeza de raton que cola de leon. (Bohn I, 231.)

31 Besser der Kopf des Bürgers als der Schweif des Adels.

Engl.: Better be the head of the yeomanry than the tai of the gentry.

32 Besser ein hastiger kopff, denn ein düden topff.Henisch, 762, 24; Petri, II, 35.

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[[750]/0756] 3 Konstanz is e fromme Stadt un het viel Chlöster, nur schad, sie lit gar ze nah an der Höll; mer chönnt in der Schrybergass mit 'nem Kuttenzipfel bis in d' Höll' abegraben. (Schweiz.) – Kirchhofer, 70; Eiselein, 389; Klosterspiegel, 4, 3. In diesen übeln Ruf ist Konstanz früher durch das bischöfliche Ehegericht, das in alten Zeiten auf eine leichtfertige und sehr kostspielige Weise geführt wurde, gekommen. Die grosse Menge von Schreibern und Procuratoren trug nicht wenig dazu bei. Dass der kostnitzer Bezirk unter der Herrschaft der schlüpfrigen Venus liege, bemerkte schon Hämmerlin (s. d.). 4 Konstanz liegt am Bodensee; wer's nicht glaubt, geh' hin und seh'. – Deutsche Romanzeitung, 1866, Kr. 41, S. 393; Hesekiel, 16. Aus einem Studentenliede, vgl. das Commersbuch, Leipzig, 6. Aufl., S. 176. In Ulm lautet das Sprichwort: Konstanz liegt am Bodesee, wer's net glaubt, geh' selber hê. Kontrakt (Adj.). Wer kontrakt ist, muss nicht den Organisten spielen. – Parömiakon, 272. Kopen, s. Kapaun. Köpenick. Hule, hule, hule! Wat macht der Deibel in Köpenick? Mit diesem Zuruf werden, wenn sie in ihren langen Kähnen auf der Spree dahinfahren, die köpenicker Fischfrauen von der berliner Strassenjugend begrüsst. Köpenick in der Mark gehört zu den deutschen Ortschaften, die sich – wie Beckum in Westfalen, Hostrup in Schleswig-Holstein, Krähwinkel, deren es mehrere gibt, in der preussischen Rheinprovinz (eins Regierungsbezirk Köln, Kreis Sieg, zwei Regierungsbezirk Düsseldorf, Kreis Solingen und Lennep), Polkwitz in Schlesien, Schöppenstedt in Braunschweig, Schilda in Sachsen und Teterow in Mecklenburg – der Volkswitz besonders auserlesen hat. Kopf. 1 Abgehauener Kopf braucht keine Sturmhaube mehr. 2 Am Kopf des Narren lernt der Junge scheren. Die Araber in Algerien: Am Kopfe der Waise macht der Chirurg Versuche. Die ägyptischen Araber: Er lernt das Schröpfen an den Köpfen der Waisen. (Reinsberg VII, 53.) 3 An deinem Kopfe klingt's am hellsten, sagte Boleslaw zum Narren. (Schles.) 4 An einem Kopf, der schlecht geschoren, ist die Ehr' verloren. 5 An manchem Kopf ist das beste der Zopf. „Da war einmal an einem Schopf ein Zopf, der hing so stattlich an dem Kopf; dess freute sich der Tropf. Und als der Zopf geschnitten war vom Haar, da ward zuerst es allen klar, dass weiter nichts dahinter war.“ (R. Prutz. Neue Gedichte, Manheim 1849.) 6 Anderer Kopf, andere Gedanken. 7 Auch den gelehrten Kopf nimmt der Tod beim Schopf. – Parömiakon, 2886. 8 Auch ein krauser Kopf wird kahl. 9 Auch grosse Köpfe haben zuweilen eine Platte. Sie sind mangelhaft. 10 Auf dem Kopfe der Riesen sind Zwerge grosse Leute. 11 Auf dem Kopfe des Schelmen brennt die Mütze. It.: In conca macca pagu durat berritta. Poln.: Na złodzieja czapka gore. Ruth.: Na złodija szopka horyt. 12 Auf Kopf steht der Teufel auf und isst die Supp', dann fährt er unterirdisch durch bis zur Altburg. Nach der Sage steht der Nerother Kopf mit der Altburg (Ruinen des Schlosses Altenburg) bei Schalkenmehren (Kirchdorf im Regierungsbezirk Trier, Kreis Daun) in der Nähe des weinfelder Maares, durch einen unterirdischen Gang in Verbindung, worauf sich das noch im Volksmunde lebende uralte, obige Sprichwort bezieht. (Vgl. darüber Schmitz, Die Sage vom Nerother Kopf, II, 53.) 13 Auf solchen Kopf gehört ein solcher Hut. „Es ist schädlich und schimpflich wenn man Esel und Strohköpfe promovirt; darum Rahel gar wohl gehandelt, wie sie aufs Stroh, worunter Götzenbilder gelegen, gesessen hat; denn auf solchen Kopf gehört ein solcher Hut.“ (Parömiakon, 818.) Abraham a Sancta Clara wendet das Sprichwort auf die Sündflut und die verdorbene Welt an. (Parömiakon, 1048.) 14 Auff böss köpff gehört ein scharpffe laug. – Franck, II, 74b; Lehmann, II, 30, 41. 15 Auff einen grindigen Kopf gehört eine scharffe Lauge. – Petri, II, 24; Simrock, 5857; Körte, 3497; Masson, 258; Braun, I, 1947. „Ich leugne dieses nicht, dass von der Farbe man offt wie ein Blinder spricht. Es reimt sich manches Wort, wie eine Faust aufs Auge, und mancher harter Kopf verdienet scharffe Lauge.“ (Keller, 131a.) Böhm.: Na prašivou hlavu ostrý louh. (Čelakovsky, 357.) Dän.: Til skurvede hoveder hører skarpeste lud. (Prov. dan., 509.) Frz.: A chair de loup, sauce de chien. 16 Aus einem kleinen Kopfe kann auch ein grosser Gedanke kommen. Frz.: En petite teste gist grand sens. (Leroux, I, 185.) 17 Aus einem Kopf von Stroh kommt kein spitzfindiger Gedanke. 18 Aus einem leeren Kopfe macht's Geld einen vollen. – Parömiakon, 1761. 19 Ausgetrocknete Köpfe und ausgewaschene Schlafröcke werden niemals wieder frisch. – Welt und Zeit, I, 138, 55. 20 Auss einem finstern Kopff kompt Finsterniss. – Lehmann, 407, 43. 21 Auss einem vollen kopff kommen lauter Tannheusers bedencken. – Eyering, I, 782; Henisch, 231, 49; Petri, II, 28. 22 Auss geschickten (vnd geschwinden) Köpffen werden gern Schwermer vnd Ketzer. – Henisch, 1484, 49. 23 Auss vielen Köpffen ist gut Rath holen. – Petri, II, 30. 24 Bann (wenn) der Kôpf ro (herunter) es, hat der Orsch Feierabet. (Henneberg.) – Frommann, II, 409, 75. 25 Bei gemeinen Köpfen und Krähen (kleinem Gethier) kann man keine Grundsätze sehen. 26 Besser am Kopfe, denn am Hintern, so wird man nicht beschmissen. – Eiselein, 390. Holl.: Het is beter, bij het hoofd te grijpen dan bij den staart. (Harrebomée, I, 326b.) 27 Besser dem eigenen Kopfe folgen, als allen gefallen wollen. – Opel, 379. 28 Besser den Kopf flöhen als den Hintern, man wird oft beschmissen davon. 29 Besser den Kopf verlieren als die Seele (oder: das gute Gewissen). Böhm.: Lépe ti jest ztratit' hlavu, nežli ohřešiti. (Čelakovsky, 26.) 30 Besser der Kopf am Esel als der Schweif am Pferde. Um die schon seit Julius Cäsar bekannte Ansicht auszusprechen: Lieber der erste in Krähwinkel als der zweite in Rom. Auch: Besser der erste seines Stammes, als der letzte seines Geschlechts. Die Araber sagen: Besser der Kopf des Hundes als der Schwanz des Löwen. (Cahier, 228; Reinsberg III, 126.) – Die Russen dagegen: Lieber einen Katzenschwanz denn einen Mäusekopf. Aber auch: Lieber den Kopf der Laus, als den Schwanz des Drachen. (Altmann VI, 443 u. 445.) Engl.: Better be the head of an ass than the tail of a horse. (Bohn II, 101.) – Better the head of a dog than the tail of a lion. (Bohn II, 101.) – Better the head of a pike (sprat), than the tail of sturgeon. (Bohn, II, 101; Gaal, 364.) Frz.: Mieux vaut être tête de chien que queue de lion. (Bohn I, 38.) Holl.: Beter het hoofd van eene rat, dan de staart van een' leeuw. (Harrebomée, I, 325.) It.: E meglio esser capo di lucertola (di gatto) che coda di dracone (di leone). (Gaal, 364; Cahier, 2842.) – E meglio esser capo di gatto che coda di leone. (Bohn I, 96; II, 104.) – E meglio esser testa di lucco che coda di storione. (Bohn II, 101.) Span.: Mas vale cabeza de raton que cola de leon. (Bohn I, 231.) 31 Besser der Kopf des Bürgers als der Schweif des Adels. Engl.: Better be the head of the yeomanry than the tai of the gentry. 32 Besser ein hastiger kopff, denn ein düden topff. – Henisch, 762, 24; Petri, II, 35. 33 Besser ein toller hastiger Kopff, den ein faulentzer. – Petri, II, 36.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [750]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/756>, abgerufen am 24.11.2024.