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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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[Spaltenumbruch] 4 Mit Grobheit wird nichts ausgericht't. (Steiermark.)

L. Börne behauptet (16. Pariser Brief) gerade das Gegentheil. "Ist man artig, wird man besiegt, denn sie verstehen noch artiger zu sein als wir. Sie geben uns freundliche Worte und süsse Versprechungen, um uns einzuschläfern. Ich wusste durch periodisch abgemessene, regelmässig wiederkehrende Grobheit immer zu erlangen, was mir gebührte."

*5 Er schüttet Grobheiten aus, man hätte an der Hälfte genug.

*6 In Grobheit ergiebig sein.

*7 Man muss ihm seine Grobheit zugute halten. - Kirchhofer, 25.

Börne (26. Pariser Brief) hält nur die Grobheiten für verzeihlich, die mit "Ach" anfangen, weil "Ach" ein Ansathmen ist, die Grobheit also im Menschen gesteckt hat; die jedoch nicht, die mit "O" beginnen, weil dies ein Einathmen ist, und die betreffende Grobheit als eine von aussen herbeigeholte, absichtliche erscheint.

*8 Nehmt unsere Grobheit für Höflichkeit auf. - Tendlau, 461.

Wenn Landbewohner (Bauern) städtischen Besuch entlassen.

*9 Verziehend mer mi Grobheit, es ist holt mi G'wohnheit. (Luzern.)


Grobian.

1 Die vor dem Grobian sich bücken, bekommen Fusstritt' in den Rücken.

Span.: Un ruin mientras mas lo ruegan mas se estiende. (Bohn I, 261.)

2 Einem Grobian Artigkeiten sagen, heisst: den Fröschen Wein geben.

3 Grobian ladet den Stockfischfresser nicht zu Gast. - Lehmann, 350, 10.

4 Sanct-Grobian ist ein Heiliger für viele Mann. - Brandt, Nsch., 22.

5 Wenn der Grobian das Maul hielte, so wär' er nicht grob.

6 Wenn man auch den Grobian setzt obenan, so zeigt er doch die Ohren jedermann. - Lehmann, 350, 9.

7 Wer als Grobian geboren, an dem ist Käs' und Brot verloren.

*8 Dem Grobian nach der Brust schiessen. - Narrenschiff.

Ein Erzgrobian sein.

*9 Er ist ein rechter Grobian. - Eyering, II, 527.

*10 Was für ein Grobian hat angepocht? - Eiselein, 259.


Grobianist.

* Er gehört zu den Sanct-Grobianisten.

Die lateinische Endung hat den Zweck, dem Ausdruck eine feine Spitze zu geben; sie findet sich auch im Holländischen.

Holl.: Het is een Grovianus. (Harrebomee, I, 263.)


Grobianus.

1 Dem grobianus ist gut weissheit oder geschicklichkeit zu vertrawen, man suchts nicht bey jhme. - Lehmann, 350, 8.

2 Der ein Grobianus in frembde land führt, der wird jhn an ein Stockfisch vertauschen. - Lehmann, 687, 7.

3 Grobianus von Runksdorf ist sein Vetter.

In Mecklenburg wird die Grobheit durch die Vornamen Johann Kloev, grober Kilian, Johann Plump, Poffstoffel u. s. w. sprichwörtlich bezeichnet. So werden die Vornamen auch angewandt, um andere Eigenschaften zu charakterisiren. Latendorf, der bereits diesem Gegenstande in den Deutschen Mundarten (Frommann, III, 1-7 u. 370) seine Aufmerksamkeit zugewandt hat, gedenkt seine dortige Arbeit weiter fortzuführen. Aus seiner handschriftlichen Mittheilung füge ich hier der Uebersichtlichkeit wegen Folgendes bei. So tadelt der gemessene Mecklenburger die Geschwätzigkeit mit: Pläperlies, Quatschlies, Sröhnfieken, Schwabbeljünjen, Quakelhans, Klähermariken, Quatschthrine, Haveljochen. Unordentliche Kleidung wird bezeichnet durch: Treufellieschen, Schüddeldoerklas, Schuchtelmariken, Burrfieken. Eilfertigkeit durch: Pausmichel, Pusthrin, Hans Hilkengilk, Hans vör allen Hägen. Dummheit durch: Hanna Goeper (= Gaffer), Hanna Gnapper, Johann Schap, Schaphans, Dösbaddel, Dösmatz. Langsamkeit durch: Trödelfieken, Trödelmariken, Schwänzeljürgen. Wer sich im Reden ziert, heisst: Prumthrin, Prünlisch. Schreiende Kinder nennt man: Pauthrin, Brolljochen. Schmeichelnde Kinder heissen: Sanerthrin, Kleilieschen. Als Scheltworte dienen: Lodderthrin, Jausterjochen, Jaterlieschen, Jauermichel. Die Namen [Spaltenumbruch] Fieken, Mariken, Jochen, Lisch, Thrin, Peter treten überhaupt den Umständen nach im Augenblick zu jedem beliebigen Wort, so z. B. Nusselpeter, Slarpmariken (von niedergetretenen Schuhen). Ein Mädchen, Namens Marie, das gut rechnete, hiess Räkenmariken.

4 Grobianus wohnt nicht blos auf dem Lande.

Dän.: Grossus grobianus findes vel fleere steds end paa landet. (Prov. dan., 254.)


Grobschmied.

1 Ein Grobschmied kann nirgends mit der Stecknadel dreinschlagen.

*2 Er ist ein rechter (wahrer) Grobschmied.


Gröbster.

Der Gröbste kommt nach.

Holl.: Het grofste is nog achter. (Harrebomee, I, 260.)


Gröbstes.

*1 An En' 's Gröbsta 'runter macha. (Würzburg.) - Sartorius, 162.

Das Gröbste an einem heruntermachen.

*2 Ar hat 'n die gröibsten 'runter gehangt (gehangen). (Franken.) - Frommann, VI, 168, 128.

*3 Hei is eist ut dem Gröewesten. (Büren.)

Von einem ungeschliffenen Menschen.

*4 Nun ist das Gräbste überstanden. (Breslau.)

Das Schlimmste, die Hauptschwierigkeit ist überwunden.


Grobstolz.

Grobstoltz wie der Teuffel im Paradiess. - Herberger, II, 184.

"Da er zur Eva kam, da war kein Gruss."


Groll.

1 Alter Groll lässt sich nicht leicht ausskratzen. - Henisch, 1749, 49; Petri, II, 7; Mathesy, 75a.

2 Aus altem Groll wird Hass.

3 Groll macht toll. - Henisch, 1749, 51; Petri, II, 357.

4 Groll vnd zorn ohn nachtruck ist verlohrn. - Henisch, 1749, 52; Petri, II, 368.

5 Heimlicher Groll sitzt tiefer als ein Zoll.

6 Kleiner Groll macht bald die ganze Seele voll.

7 Vom ersten groll kann noch wol ein gut freundtschafft kommen. - Henisch, 1749, 55; Petri, II, 578.

*8 Auf alten Groll neuen pfropfen. - Altmann, VI, 514.


Grollen.

1 Das Grollen des Liebenden ist von kurzer Dauer.

2 Eins fürs Grollen und eins fürs Wiedergutwerden. (Surinam.)

Man kann nicht stets grollen, auf Sturm und Regen folgt Sonnenschein.


Grompel.

* Ich mach mer ne en Grompel drauss. (Schles.) - Weinhold, 31.


Grönsen.

He grönst dono as de Kuh no de Zopp. (Deutz.)

Hat grosse Sehnsucht danach.


Groschel.

In den groschel werffen. - Henisch, 1757, 25.

In die Grapse (s. d.), Rapuse. Henisch hat für Groschel auch Griel und für grapsen die Zeitwörter grielen, groschlen.


Gröschel.

1 Ist ein Kressel in der Taschen musst du nicht Lampreten naschen. - Weinhold, 47.

2 Vier Gröschel sind überall ein Böhmen (Silbergroschen) wie in Neurode. (Reichenbach in Schlesien.) - Schles. Provinzialbl., 1862, 570.

3 Was zum Gröschel geboren ist, aus dem wird kein Groschen.

Böhm.: Kdo se na gresli narodil nikdy grosem nebude. (Celakovsky, 159.)

Slow.: Kdo sa narodil k babce, nedochadza k grosu. (Celakovsky, 159.)

*4 Dem fällt kein Gröschel aus der Tasche, und wenn man ihn auf den Kopf stellte.

*5 Ich gäb a Greschel drimb, wenn ich's wüste. - Gomolcke, 514; Frommann, III, 248, 250.

*6 Ich hätte nich a Gröschel, wenn man mich ärsslich1 ufhinge. - Gomolcke, 534.

1)Man spricht in Schlesien; "ärschlich", mit langem ä.

*7 Mit einem Gröschel nach einem Thaler werfen.

Frz.: Petit don est le hain de plus grand don. (Bovill, II, 125.)

Lat.: Exiguum munus maioris est muneris hamus. (Bovill, II, 125.)

[Spaltenumbruch] 4 Mit Grobheit wird nichts ausgericht't. (Steiermark.)

L. Börne behauptet (16. Pariser Brief) gerade das Gegentheil. „Ist man artig, wird man besiegt, denn sie verstehen noch artiger zu sein als wir. Sie geben uns freundliche Worte und süsse Versprechungen, um uns einzuschläfern. Ich wusste durch periodisch abgemessene, regelmässig wiederkehrende Grobheit immer zu erlangen, was mir gebührte.“

*5 Er schüttet Grobheiten aus, man hätte an der Hälfte genug.

*6 In Grobheit ergiebig sein.

*7 Man muss ihm seine Grobheit zugute halten.Kirchhofer, 25.

Börne (26. Pariser Brief) hält nur die Grobheiten für verzeihlich, die mit „Ach“ anfangen, weil „Ach“ ein Ansathmen ist, die Grobheit also im Menschen gesteckt hat; die jedoch nicht, die mit „O“ beginnen, weil dies ein Einathmen ist, und die betreffende Grobheit als eine von aussen herbeigeholte, absichtliche erscheint.

*8 Nehmt unsere Grobheit für Höflichkeit auf.Tendlau, 461.

Wenn Landbewohner (Bauern) städtischen Besuch entlassen.

*9 Verziehend mer mi Grobheit, es ist holt mi G'wohnheit. (Luzern.)


Grobian.

1 Die vor dem Grobian sich bücken, bekommen Fusstritt' in den Rücken.

Span.: Un ruin mientras mas lo ruegan mas se estiende. (Bohn I, 261.)

2 Einem Grobian Artigkeiten sagen, heisst: den Fröschen Wein geben.

3 Grobian ladet den Stockfischfresser nicht zu Gast.Lehmann, 350, 10.

4 Sanct-Grobian ist ein Heiliger für viele Mann.Brandt, Nsch., 22.

5 Wenn der Grobian das Maul hielte, so wär' er nicht grob.

6 Wenn man auch den Grobian setzt obenan, so zeigt er doch die Ohren jedermann.Lehmann, 350, 9.

7 Wer als Grobian geboren, an dem ist Käs' und Brot verloren.

*8 Dem Grobian nach der Brust schiessen.Narrenschiff.

Ein Erzgrobian sein.

*9 Er ist ein rechter Grobian.Eyering, II, 527.

*10 Was für ein Grobian hat angepocht?Eiselein, 259.


Grobianist.

* Er gehört zu den Sanct-Grobianisten.

Die lateinische Endung hat den Zweck, dem Ausdruck eine feine Spitze zu geben; sie findet sich auch im Holländischen.

Holl.: Het is een Grovianus. (Harrebomée, I, 263.)


Grobianus.

1 Dem grobianus ist gut weissheit oder geschicklichkeit zu vertrawen, man suchts nicht bey jhme.Lehmann, 350, 8.

2 Der ein Grobianus in frembde land führt, der wird jhn an ein Stockfisch vertauschen.Lehmann, 687, 7.

3 Grobianus von Runksdorf ist sein Vetter.

In Mecklenburg wird die Grobheit durch die Vornamen Johann Kloev, grober Kilian, Johann Plump, Poffstoffel u. s. w. sprichwörtlich bezeichnet. So werden die Vornamen auch angewandt, um andere Eigenschaften zu charakterisiren. Latendorf, der bereits diesem Gegenstande in den Deutschen Mundarten (Frommann, III, 1-7 u. 370) seine Aufmerksamkeit zugewandt hat, gedenkt seine dortige Arbeit weiter fortzuführen. Aus seiner handschriftlichen Mittheilung füge ich hier der Uebersichtlichkeit wegen Folgendes bei. So tadelt der gemessene Mecklenburger die Geschwätzigkeit mit: Pläperlies, Quatschlies, Sröhnfieken, Schwabbeljünjen, Quakelhans, Klähermariken, Quatschthrine, Haveljochen. Unordentliche Kleidung wird bezeichnet durch: Treufellieschen, Schüddeldoerklas, Schuchtelmariken, Burrfieken. Eilfertigkeit durch: Pûsmichel, Pusthrin, Hans Hilkengilk, Hans vör allen Hägen. Dummheit durch: Hanna Goeper (= Gaffer), Hanna Gnapper, Johann Schap, Schâphans, Dösbaddel, Dösmatz. Langsamkeit durch: Trödelfieken, Trödelmariken, Schwänzeljürgen. Wer sich im Reden ziert, heisst: Prumthrin, Prünlisch. Schreiende Kinder nennt man: Pauthrin, Brôlljochen. Schmeichelnde Kinder heissen: Sanêrthrin, Kleilieschen. Als Scheltworte dienen: Lodderthrin, Jausterjochen, Jaterlieschen, Jauermichel. Die Namen [Spaltenumbruch] Fieken, Mariken, Jochen, Lisch, Thrin, Peter treten überhaupt den Umständen nach im Augenblick zu jedem beliebigen Wort, so z. B. Nusselpeter, Slarpmariken (von niedergetretenen Schuhen). Ein Mädchen, Namens Marie, das gut rechnete, hiess Räkenmariken.

4 Grobianus wohnt nicht blos auf dem Lande.

Dän.: Grossus grobianus findes vel fleere steds end paa landet. (Prov. dan., 254.)


Grobschmied.

1 Ein Grobschmied kann nirgends mit der Stecknadel dreinschlagen.

*2 Er ist ein rechter (wahrer) Grobschmied.


Gröbster.

Der Gröbste kommt nach.

Holl.: Het grofste is nog achter. (Harrebomée, I, 260.)


Gröbstes.

*1 An Ên' 's Gröbsta 'runter macha. (Würzburg.) – Sartorius, 162.

Das Gröbste an einem heruntermachen.

*2 Ar hat 'n die gröibsten 'runter gehangt (gehangen). (Franken.) – Frommann, VI, 168, 128.

*3 Hei is eist ut dem Gröewesten. (Büren.)

Von einem ungeschliffenen Menschen.

*4 Nun ist das Gräbste überstanden. (Breslau.)

Das Schlimmste, die Hauptschwierigkeit ist überwunden.


Grobstolz.

Grobstoltz wie der Teuffel im Paradiess.Herberger, II, 184.

„Da er zur Eva kam, da war kein Gruss.“


Groll.

1 Alter Groll lässt sich nicht leicht ausskratzen.Henisch, 1749, 49; Petri, II, 7; Mathesy, 75a.

2 Aus altem Groll wird Hass.

3 Groll macht toll.Henisch, 1749, 51; Petri, II, 357.

4 Groll vnd zorn ohn nachtruck ist verlohrn.Henisch, 1749, 52; Petri, II, 368.

5 Heimlicher Groll sitzt tiefer als ein Zoll.

6 Kleiner Groll macht bald die ganze Seele voll.

7 Vom ersten groll kann noch wol ein gut freundtschafft kommen.Henisch, 1749, 55; Petri, II, 578.

*8 Auf alten Groll neuen pfropfen.Altmann, VI, 514.


Grollen.

1 Das Grollen des Liebenden ist von kurzer Dauer.

2 Eins fürs Grollen und eins fürs Wiedergutwerden. (Surinam.)

Man kann nicht stets grollen, auf Sturm und Regen folgt Sonnenschein.


Grompel.

* Ich mach mer ne en Grompel drauss. (Schles.) – Weinhold, 31.


Grönsen.

He grönst dono as de Kuh no de Zopp. (Deutz.)

Hat grosse Sehnsucht danach.


Groschel.

In den groschel werffen.Henisch, 1757, 25.

In die Grapse (s. d.), Rapuse. Henisch hat für Groschel auch Griel und für grapsen die Zeitwörter grielen, groschlen.


Gröschel.

1 Ist ein Kressel in der Taschen musst du nicht Lampreten naschen.Weinhold, 47.

2 Vier Gröschel sind überall ein Böhmen (Silbergroschen) wie in Neurode. (Reichenbach in Schlesien.) – Schles. Provinzialbl., 1862, 570.

3 Was zum Gröschel geboren ist, aus dem wird kein Groschen.

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Slow.: Kdo sa narodil k babce, nĕdochádzá k grošu. (Čelakovsky, 159.)

*4 Dem fällt kein Gröschel aus der Tasche, und wenn man ihn auf den Kopf stellte.

*5 Ich gäb a Greschel drimb, wenn ich's wüste.Gomolcke, 514; Frommann, III, 248, 250.

*6 Ich hätte nich a Gröschel, wenn man mich ärsslich1 ufhinge.Gomolcke, 534.

1)Man spricht in Schlesien; „ärschlich“, mit langem ä.

*7 Mit einem Gröschel nach einem Thaler werfen.

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[[71]/0077] 4 Mit Grobheit wird nichts ausgericht't. (Steiermark.) L. Börne behauptet (16. Pariser Brief) gerade das Gegentheil. „Ist man artig, wird man besiegt, denn sie verstehen noch artiger zu sein als wir. Sie geben uns freundliche Worte und süsse Versprechungen, um uns einzuschläfern. Ich wusste durch periodisch abgemessene, regelmässig wiederkehrende Grobheit immer zu erlangen, was mir gebührte.“ *5 Er schüttet Grobheiten aus, man hätte an der Hälfte genug. *6 In Grobheit ergiebig sein. *7 Man muss ihm seine Grobheit zugute halten. – Kirchhofer, 25. Börne (26. Pariser Brief) hält nur die Grobheiten für verzeihlich, die mit „Ach“ anfangen, weil „Ach“ ein Ansathmen ist, die Grobheit also im Menschen gesteckt hat; die jedoch nicht, die mit „O“ beginnen, weil dies ein Einathmen ist, und die betreffende Grobheit als eine von aussen herbeigeholte, absichtliche erscheint. *8 Nehmt unsere Grobheit für Höflichkeit auf. – Tendlau, 461. Wenn Landbewohner (Bauern) städtischen Besuch entlassen. *9 Verziehend mer mi Grobheit, es ist holt mi G'wohnheit. (Luzern.) Grobian. 1 Die vor dem Grobian sich bücken, bekommen Fusstritt' in den Rücken. Span.: Un ruin mientras mas lo ruegan mas se estiende. (Bohn I, 261.) 2 Einem Grobian Artigkeiten sagen, heisst: den Fröschen Wein geben. 3 Grobian ladet den Stockfischfresser nicht zu Gast. – Lehmann, 350, 10. 4 Sanct-Grobian ist ein Heiliger für viele Mann. – Brandt, Nsch., 22. 5 Wenn der Grobian das Maul hielte, so wär' er nicht grob. 6 Wenn man auch den Grobian setzt obenan, so zeigt er doch die Ohren jedermann. – Lehmann, 350, 9. 7 Wer als Grobian geboren, an dem ist Käs' und Brot verloren. *8 Dem Grobian nach der Brust schiessen. – Narrenschiff. Ein Erzgrobian sein. *9 Er ist ein rechter Grobian. – Eyering, II, 527. *10 Was für ein Grobian hat angepocht? – Eiselein, 259. Grobianist. * Er gehört zu den Sanct-Grobianisten. Die lateinische Endung hat den Zweck, dem Ausdruck eine feine Spitze zu geben; sie findet sich auch im Holländischen. Holl.: Het is een Grovianus. (Harrebomée, I, 263.) Grobianus. 1 Dem grobianus ist gut weissheit oder geschicklichkeit zu vertrawen, man suchts nicht bey jhme. – Lehmann, 350, 8. 2 Der ein Grobianus in frembde land führt, der wird jhn an ein Stockfisch vertauschen. – Lehmann, 687, 7. 3 Grobianus von Runksdorf ist sein Vetter. In Mecklenburg wird die Grobheit durch die Vornamen Johann Kloev, grober Kilian, Johann Plump, Poffstoffel u. s. w. sprichwörtlich bezeichnet. So werden die Vornamen auch angewandt, um andere Eigenschaften zu charakterisiren. Latendorf, der bereits diesem Gegenstande in den Deutschen Mundarten (Frommann, III, 1-7 u. 370) seine Aufmerksamkeit zugewandt hat, gedenkt seine dortige Arbeit weiter fortzuführen. Aus seiner handschriftlichen Mittheilung füge ich hier der Uebersichtlichkeit wegen Folgendes bei. So tadelt der gemessene Mecklenburger die Geschwätzigkeit mit: Pläperlies, Quatschlies, Sröhnfieken, Schwabbeljünjen, Quakelhans, Klähermariken, Quatschthrine, Haveljochen. Unordentliche Kleidung wird bezeichnet durch: Treufellieschen, Schüddeldoerklas, Schuchtelmariken, Burrfieken. Eilfertigkeit durch: Pûsmichel, Pusthrin, Hans Hilkengilk, Hans vör allen Hägen. Dummheit durch: Hanna Goeper (= Gaffer), Hanna Gnapper, Johann Schap, Schâphans, Dösbaddel, Dösmatz. Langsamkeit durch: Trödelfieken, Trödelmariken, Schwänzeljürgen. Wer sich im Reden ziert, heisst: Prumthrin, Prünlisch. Schreiende Kinder nennt man: Pauthrin, Brôlljochen. Schmeichelnde Kinder heissen: Sanêrthrin, Kleilieschen. Als Scheltworte dienen: Lodderthrin, Jausterjochen, Jaterlieschen, Jauermichel. Die Namen Fieken, Mariken, Jochen, Lisch, Thrin, Peter treten überhaupt den Umständen nach im Augenblick zu jedem beliebigen Wort, so z. B. Nusselpeter, Slarpmariken (von niedergetretenen Schuhen). Ein Mädchen, Namens Marie, das gut rechnete, hiess Räkenmariken. 4 Grobianus wohnt nicht blos auf dem Lande. Dän.: Grossus grobianus findes vel fleere steds end paa landet. (Prov. dan., 254.) Grobschmied. 1 Ein Grobschmied kann nirgends mit der Stecknadel dreinschlagen. *2 Er ist ein rechter (wahrer) Grobschmied. Gröbster. Der Gröbste kommt nach. Holl.: Het grofste is nog achter. (Harrebomée, I, 260.) Gröbstes. *1 An Ên' 's Gröbsta 'runter macha. (Würzburg.) – Sartorius, 162. Das Gröbste an einem heruntermachen. *2 Ar hat 'n die gröibsten 'runter gehangt (gehangen). (Franken.) – Frommann, VI, 168, 128. *3 Hei is eist ut dem Gröewesten. (Büren.) Von einem ungeschliffenen Menschen. *4 Nun ist das Gräbste überstanden. (Breslau.) Das Schlimmste, die Hauptschwierigkeit ist überwunden. Grobstolz. Grobstoltz wie der Teuffel im Paradiess. – Herberger, II, 184. „Da er zur Eva kam, da war kein Gruss.“ Groll. 1 Alter Groll lässt sich nicht leicht ausskratzen. – Henisch, 1749, 49; Petri, II, 7; Mathesy, 75a. 2 Aus altem Groll wird Hass. 3 Groll macht toll. – Henisch, 1749, 51; Petri, II, 357. 4 Groll vnd zorn ohn nachtruck ist verlohrn. – Henisch, 1749, 52; Petri, II, 368. 5 Heimlicher Groll sitzt tiefer als ein Zoll. 6 Kleiner Groll macht bald die ganze Seele voll. 7 Vom ersten groll kann noch wol ein gut freundtschafft kommen. – Henisch, 1749, 55; Petri, II, 578. *8 Auf alten Groll neuen pfropfen. – Altmann, VI, 514. Grollen. 1 Das Grollen des Liebenden ist von kurzer Dauer. 2 Eins fürs Grollen und eins fürs Wiedergutwerden. (Surinam.) Man kann nicht stets grollen, auf Sturm und Regen folgt Sonnenschein. Grompel. * Ich mach mer ne en Grompel drauss. (Schles.) – Weinhold, 31. Grönsen. He grönst dono as de Kuh no de Zopp. (Deutz.) Hat grosse Sehnsucht danach. Groschel. In den groschel werffen. – Henisch, 1757, 25. In die Grapse (s. d.), Rapuse. Henisch hat für Groschel auch Griel und für grapsen die Zeitwörter grielen, groschlen. Gröschel. 1 Ist ein Kressel in der Taschen musst du nicht Lampreten naschen. – Weinhold, 47. 2 Vier Gröschel sind überall ein Böhmen (Silbergroschen) wie in Neurode. (Reichenbach in Schlesien.) – Schles. Provinzialbl., 1862, 570. 3 Was zum Gröschel geboren ist, aus dem wird kein Groschen. Böhm.: Kdo se na grešli narodil nikdy grošem nebude. (Čelakovsky, 159.) Slow.: Kdo sa narodil k babce, nĕdochádzá k grošu. (Čelakovsky, 159.) *4 Dem fällt kein Gröschel aus der Tasche, und wenn man ihn auf den Kopf stellte. *5 Ich gäb a Greschel drimb, wenn ich's wüste. – Gomolcke, 514; Frommann, III, 248, 250. *6 Ich hätte nich a Gröschel, wenn man mich ärsslich1 ufhinge. – Gomolcke, 534. 1)Man spricht in Schlesien; „ärschlich“, mit langem ä. *7 Mit einem Gröschel nach einem Thaler werfen. Frz.: Petit don est le hain de plus grand don. (Bovill, II, 125.) Lat.: Exiguum munus maioris est muneris hamus. (Bovill, II, 125.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [71]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/77>, abgerufen am 26.11.2024.