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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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[Spaltenumbruch] und war unveräusserlich. Und dies galt auch von andern Bodenerzeugnissen. (S. Wein.) Auf Rügen: Korne vnd Have wickt mit der Garve. (Normann, 83.)

58 Korn und Horn gehen miteinander.

Mit den Getreidepreisen fallen und steigen auch die Viehpreise.

Engl.: Corn and horn go together. (Bohn II, 81.)

59 Korn unterbrenna, Haber unterschwemma. (Deisslingen.) - Birlinger, 622.

Korn (Roggen) soll man bei trockener, Hafer bei nasser Witterung säen.

60 Körner geben Haufen. - Klix, 33.

61 Man drischt das Korn nicht um der Spreu willen. - Altmann VI, 388.

62 Man find kein Korn ohne spreur. - Lehmann, 506, 42.

63 Man kan (muss) das Korn nicht essen, das noch nicht (ehe es) gesäet ist. - Lehmann, 849, 7; Blum, 738; Simrock, 5876; Braun, I, 1962; Reinsberg IV, 25.

64 Man muss das Korn schwingen, ehe man es in die Mühle, und seine Kinder, ehe man sie in die Welt schickt. - Altmann VI, 394.

65 Man muss dass Korn wegen der Sprewr nicht wegwerffen. - Lehmann, 517, 10.

Lat.: Utile per inutile non vitiatur. (Binder, II, 3457.)

66 Man muss Korn in die Scheune sammeln, wenn Ernte ist.

Holl.: Vergader graan in uwe schuren; de oogst zal toch niet eeuwig duren. (Harrebomee, I, 255b.)

67 Man muss sein Korn nicht von einem Reichen kaufen und nicht seinem Freunde verkaufen.

It.: Non vender all' amico, ne comprar grano dal ricco. (Pazzaglia, 62, 11.)

68 Man soll sich über sein Korn nicht eher freuen, bis man es auf dem Boden hat.

Dän.: Roos ei kornet i blade, för du har det i lade. (Prov. dan., 479.)

69 Me sell's Chorn ybore-n-und der Rogge n- ysohle. (Solothurn.) - Schild, 102, 28.

Ausser im Aargau und Wallis, wo man Roggen damit bezeichnet, wird unter Korn Dinkel (Triticum spelta L.) verstanden. Diese Getreideart wird auf festen, scholligen und rissigen Boden gesäet, der Roggen dagegen in lockeres Erdreich, das nachher gewalzt wird. Das Sickern des "Korns" (Dinkels) zwischen die Erdschollen und in die Erdrisse heisst "einbohren", das Einwalzen des Roggens "einsohlen". In den Vereinigten Staaten Nordamerikas wird unter Korn Mais verstanden. Ueber die Bezeichnung der verschiedenen Getreidearten durch das Wort Korn vgl. Grimm, V, 1816.

70 Nicht aus allem Korn wird Mehl.

Frz.: En la bouche de l'homme ayant faim n'entre de fourment chascun grain. (Bovill, II, 145.)

Lat.: Haud omne frumenti granum intrat in homiuis palatum. (Bovill, II, 145.)

71 Reifes Korn fällt selber aus der Aehre.

Böhm.: Zrale zrni samo se z klasu sype. (Celakovsky, 264.)

Wend.: Zralise zito lozo so roni. (Celakovsky, 214.)

72 Säe Korn Aegidi (1. Sept.). (S. Säen.) - Petri, II, 517; Boebel, 44.

73 Schlechtes Korn reichet nicht.

Macht den Landmann nicht reich.

Frz.: De meschant grain tresor vain. (Leroux, I, 40.)

74 Schön Korn im Sande gibt Theurung im Lande.

Weil nur in sehr nassen Jahren das Getreide im Sandboden geräth, während solche eine allgemeine Misernte zur Folge haben.

75 Soll gedeihen Korn und Wein, muss im Juni Wärme sein. (Koblenz.) - Boebel, 99.

Span.: Siembra trigo en barrial, y pon vinna en cascajal. (Bohn I, 257.)

76 Tweilöpsch Koren gift slechte Waare. (Göttingen.)

Korn was nicht gleichzeitig aufläuft.

77 Ungesäetes Korn macht Ungewisse Ernte. - Eiselein, 391.

Holl.: Ongezaaid koren maakt een' ongewissen oogst. (Harrebomee, I, 440.)

78 Unser Korn soll noch reif werden. - Eiselein, 391.

79 Van god Korn soll ick völ van, sä de Müller. (Ostfries.) - Hauskalender, III.

80 Viel kleine Körner machen einen Haufen, viel kleine Vögel einen Braten.

81 Viel Körner machen einen (grossen) Haufen. - Simrock, 5873; Körte, 3505; Braun, I, 1958; Reinsberg III, 16.

[Spaltenumbruch] Engl.: Many a little makes a mickle. (Körte, 3505.)

Poln.: Ziarnko do ziarnka a bedzie miarka. (Lompa, 36.)

82 Von allem Korn, das man zur Erde säet, geht der Zehent ab. (S. Pflug.) - Graf, 122, 322.

Die frei willigen milden Gaben der Landbebauer an die Kirche wurden später zu Zwangsleistungen unter dem Namen Zehent.

Westgoth.: Aff all thae korn man sa til iorth skal tiunda aff.

83 Von bösem Korn wird kein gut Brot. - Grubb, 4.

84 Wächst das Korn im Januar, wird es auf dem Markte rar. - Boebel, 73.

85 Wann 't Kären wuorpet werd, blift't Kaff vor to liggen. - Lyyra, 194.

86 Was das Korn gilt, weiss man erst, wenn man einige mal betrogen worden.

87 Was ich am Korn verliere, gewinn' ich am Speck, sagte der Bauer, als seine Schweine im Getreide gingen (wühlten).

Holl.: Dat ik aan het koren verlies, zal ik aan het spek wel weer vinden, zei de boer, en zijne varkens liepen door het koren. (Harrebomee, I, 439a.)

88 Was nützt das Korn auf der Mühle, wenn nicht gemahlen wird.

Holl.: Wat baat het, veel koren ter molen te brengen, zoo de molen gebroken zijnde, het niet breken kan? (Harrebomee, I, 440.)

89 Was nützt das Korn, wenn's die Mäuse fressen.

Nicht angewandter Ueberfluss.

Böhm.: Nac hromada zita, pakli se neji. (Celakovsky, 169.)

Ill.: Cemu bi harpa zita, kad se nebi jela. (Celakovsky, 169.)

90 Wenig Körner, viel Dörner.

Die Noth sticht von allen Seiten.

91 Wenn auch nur Ein Korn Wurzel fasst, so bringt es ein paar Aehren.

92 Wenn das Korn auf dem Felde steht, gehört es Gott; wenn's auf dem Boden liegt, den Juden und Müllern.

Holl.: Als het koren op het veld staat, behoort het God en zijnen heiligen; als het op de koren zolders is, kan men het niet krijgen zonder geld. (Harrebomee, I, 439a.)

93 Wenn das Korn bei vollen Scheuern aufschlägt, fällt es bei leeren wieder. - Simrock, 5878; Orakel, 1145.

94 Wenn das Korn gedeiht up'n San'n (Sande), ward düer Teid in'n Lan'n (Lande). (Mecklenburg.)

95 Wenn das Korn gedeyet auff dem Sande, so ist Hunger im Lande. - Petri, II, 631.

96 Wenn das Korn misrathen ist, so soll man Gott für das Stroh danken.

Frz.: Faute ble on mange de l'avoine. (Cahier, 223.)

97 Wenn das Korn reif ist, kommt's in die Scheune (oder: unter den Flegel).

Frz.: A la grange va le ble. (Cahier, 825.)

98 Wenn das Korn wohlfeil ist, so sind die fische thewer. - Henisch, 1116, 21; Petri, II, 852.

99 Wenn das Korn wolfeil ist, sol mans zu rath halten. Mathesius, Historia, XXXIIa.

100 Wenn dir das Korn nicht gehört, so bleibe nicht dabei stehen, wenn es gemessen wird. - Burckhardt, 89.

Du bekommst sonst Staub in Augen und Haar, und musst dich abmühen, ihn wieder herauszubringen, d. h. du wirst es stets bereuen, dich in fremde Geschälte gemischt zu haben.

101 Wenn es Korn gibt, wird auch das Mass nicht fehlen.

102 Wenn Gott Korn gibt, so gibt er keine Trespe.

Die Russen: Das Korn, das Gott gibt, ist schon verlesen. (Altmann VI, 407.)

103 Wenn kein Korn auf dem Mühlstein ist, zerreibt er sich.

104 Wenn man bös Korn nicht bald mühlet, so fliegt es aus. - Eiselein, 391.

105 Wenn man das Korn nicht rührt und umschlägt, fressen es die Würmer. - Parömiakon, 2270.

106 Wenn man das Korn nicht umrührt, so verdirbt es. - Parömiakon, 2106.

107 Wenn man Korn isset, Korn trinckt vnd Korn anzeucht, so wird jhm zuviel auffgelegt. - Petri, II, 667.

Von Leuten, die von ihren Lehngütern leben.

[Spaltenumbruch] und war unveräusserlich. Und dies galt auch von andern Bodenerzeugnissen. (S. Wein.) Auf Rügen: Korne vnd Have wickt mit der Garve. (Normann, 83.)

58 Korn und Horn gehen miteinander.

Mit den Getreidepreisen fallen und steigen auch die Viehpreise.

Engl.: Corn and horn go together. (Bohn II, 81.)

59 Korn unterbrenna, Haber unterschwemma. (Deisslingen.) – Birlinger, 622.

Korn (Roggen) soll man bei trockener, Hafer bei nasser Witterung säen.

60 Körner geben Haufen.Klix, 33.

61 Man drischt das Korn nicht um der Spreu willen.Altmann VI, 388.

62 Man find kein Korn ohne spreur.Lehmann, 506, 42.

63 Man kan (muss) das Korn nicht essen, das noch nicht (ehe es) gesäet ist.Lehmann, 849, 7; Blum, 738; Simrock, 5876; Braun, I, 1962; Reinsberg IV, 25.

64 Man muss das Korn schwingen, ehe man es in die Mühle, und seine Kinder, ehe man sie in die Welt schickt.Altmann VI, 394.

65 Man muss dass Korn wegen der Sprewr nicht wegwerffen.Lehmann, 517, 10.

Lat.: Utile per inutile non vitiatur. (Binder, II, 3457.)

66 Man muss Korn in die Scheune sammeln, wenn Ernte ist.

Holl.: Vergader graan in uwe schuren; de oogst zal toch niet eeuwig duren. (Harrebomée, I, 255b.)

67 Man muss sein Korn nicht von einem Reichen kaufen und nicht seinem Freunde verkaufen.

It.: Non vender all' amico, ne comprar grano dal ricco. (Pazzaglia, 62, 11.)

68 Man soll sich über sein Korn nicht eher freuen, bis man es auf dem Boden hat.

Dän.: Roos ei kornet i blade, før du har det i lade. (Prov. dan., 479.)

69 Me sell's Chorn ybore-n-und der Rogge n- ysohle. (Solothurn.) – Schild, 102, 28.

Ausser im Aargau und Wallis, wo man Roggen damit bezeichnet, wird unter Korn Dinkel (Triticum spelta L.) verstanden. Diese Getreideart wird auf festen, scholligen und rissigen Boden gesäet, der Roggen dagegen in lockeres Erdreich, das nachher gewalzt wird. Das Sickern des „Korns“ (Dinkels) zwischen die Erdschollen und in die Erdrisse heisst „einbohren“, das Einwalzen des Roggens „einsohlen“. In den Vereinigten Staaten Nordamerikas wird unter Korn Mais verstanden. Ueber die Bezeichnung der verschiedenen Getreidearten durch das Wort Korn vgl. Grimm, V, 1816.

70 Nicht aus allem Korn wird Mehl.

Frz.: En la bouche de l'homme ayant faim n'entre de fourment chascun grain. (Bovill, II, 145.)

Lat.: Haud omne frumenti granum intrat in homiuis palatum. (Bovill, II, 145.)

71 Reifes Korn fällt selber aus der Aehre.

Böhm.: Zralé zrní samo se z klasu sype. (Čelakovsky, 264.)

Wend.: Zrališe žito lóžo so roni. (Čelakovsky, 214.)

72 Säe Korn Aegidi (1. Sept.). (S. Säen.) – Petri, II, 517; Boebel, 44.

73 Schlechtes Korn reichet nicht.

Macht den Landmann nicht reich.

Frz.: De meschant grain trésor vain. (Leroux, I, 40.)

74 Schön Korn im Sande gibt Theurung im Lande.

Weil nur in sehr nassen Jahren das Getreide im Sandboden geräth, während solche eine allgemeine Misernte zur Folge haben.

75 Soll gedeihen Korn und Wein, muss im Juni Wärme sein. (Koblenz.) – Boebel, 99.

Span.: Siembra trigo en barrial, y pon viña en cascajal. (Bohn I, 257.)

76 Twîlöpsch Kôren gift slechte Waare. (Göttingen.)

Korn was nicht gleichzeitig aufläuft.

77 Ungesäetes Korn macht Ungewisse Ernte.Eiselein, 391.

Holl.: Ongezaaid koren maakt een' ongewissen oogst. (Harrebomée, I, 440.)

78 Unser Korn soll noch reif werden.Eiselein, 391.

79 Van gôd Korn soll ick völ van, sä de Müller. (Ostfries.) – Hauskalender, III.

80 Viel kleine Körner machen einen Haufen, viel kleine Vögel einen Braten.

81 Viel Körner machen einen (grossen) Haufen.Simrock, 5873; Körte, 3505; Braun, I, 1958; Reinsberg III, 16.

[Spaltenumbruch] Engl.: Many a little makes a mickle. (Körte, 3505.)

Poln.: Ziarnko do ziarnka a będzie miarka. (Lompa, 36.)

82 Von allem Korn, das man zur Erde säet, geht der Zehent ab. (S. Pflug.) – Graf, 122, 322.

Die frei willigen milden Gaben der Landbebauer an die Kirche wurden später zu Zwangsleistungen unter dem Namen Zehent.

Westgoth.: Aff all thae korn man sa til iorth skal tiunda aff.

83 Von bösem Korn wird kein gut Brot.Grubb, 4.

84 Wächst das Korn im Januar, wird es auf dem Markte rar.Boebel, 73.

85 Wann 't Kären wuorpet werd, blift't Kaff vor to liggen.Lyyra, 194.

86 Was das Korn gilt, weiss man erst, wenn man einige mal betrogen worden.

87 Was ich am Korn verliere, gewinn' ich am Speck, sagte der Bauer, als seine Schweine im Getreide gingen (wühlten).

Holl.: Dat ik aan het koren verlies, zal ik aan het spek wel weêr vinden, zei de boer, en zijne varkens liepen door het koren. (Harrebomée, I, 439a.)

88 Was nützt das Korn auf der Mühle, wenn nicht gemahlen wird.

Holl.: Wat baat het, veel koren ter molen te brengen, zoo de molen gebroken zijnde, het niet breken kan? (Harrebomée, I, 440.)

89 Was nützt das Korn, wenn's die Mäuse fressen.

Nicht angewandter Ueberfluss.

Böhm.: Nač hromada žita, pakli se neji. (Čelakovsky, 169.)

Ill.: Čemu bi hàrpa žita, kad se nebi jela. (Čelakovsky, 169.)

90 Wenig Körner, viel Dörner.

Die Noth sticht von allen Seiten.

91 Wenn auch nur Ein Korn Wurzel fasst, so bringt es ein paar Aehren.

92 Wenn das Korn auf dem Felde steht, gehört es Gott; wenn's auf dem Boden liegt, den Juden und Müllern.

Holl.: Als het koren op het veld staat, behoort het God en zijnen heiligen; als het op de koren zolders is, kan men het niet krijgen zonder geld. (Harrebomée, I, 439a.)

93 Wenn das Korn bei vollen Scheuern aufschlägt, fällt es bei leeren wieder.Simrock, 5878; Orakel, 1145.

94 Wenn das Korn gedeiht up'n San'n (Sande), wârd düer Tîd in'n Lan'n (Lande). (Mecklenburg.)

95 Wenn das Korn gedeyet auff dem Sande, so ist Hunger im Lande.Petri, II, 631.

96 Wenn das Korn misrathen ist, so soll man Gott für das Stroh danken.

Frz.: Faute blé on mange de l'avoine. (Cahier, 223.)

97 Wenn das Korn reif ist, kommt's in die Scheune (oder: unter den Flegel).

Frz.: A la grange va le blé. (Cahier, 825.)

98 Wenn das Korn wohlfeil ist, so sind die fische thewer.Henisch, 1116, 21; Petri, II, 852.

99 Wenn das Korn wolfeil ist, sol mans zu rath halten. Mathesius, Historia, XXXIIa.

100 Wenn dir das Korn nicht gehört, so bleibe nicht dabei stehen, wenn es gemessen wird.Burckhardt, 89.

Du bekommst sonst Staub in Augen und Haar, und musst dich abmühen, ihn wieder herauszubringen, d. h. du wirst es stets bereuen, dich in fremde Geschälte gemischt zu haben.

101 Wenn es Korn gibt, wird auch das Mass nicht fehlen.

102 Wenn Gott Korn gibt, so gibt er keine Trespe.

Die Russen: Das Korn, das Gott gibt, ist schon verlesen. (Altmann VI, 407.)

103 Wenn kein Korn auf dem Mühlstein ist, zerreibt er sich.

104 Wenn man bös Korn nicht bald mühlet, so fliegt es aus.Eiselein, 391.

105 Wenn man das Korn nicht rührt und umschlägt, fressen es die Würmer.Parömiakon, 2270.

106 Wenn man das Korn nicht umrührt, so verdirbt es.Parömiakon, 2106.

107 Wenn man Korn isset, Korn trinckt vnd Korn anzeucht, so wird jhm zuviel auffgelegt.Petri, II, 667.

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[[772]/0778] und war unveräusserlich. Und dies galt auch von andern Bodenerzeugnissen. (S. Wein.) Auf Rügen: Korne vnd Have wickt mit der Garve. (Normann, 83.) 58 Korn und Horn gehen miteinander. Mit den Getreidepreisen fallen und steigen auch die Viehpreise. Engl.: Corn and horn go together. (Bohn II, 81.) 59 Korn unterbrenna, Haber unterschwemma. (Deisslingen.) – Birlinger, 622. Korn (Roggen) soll man bei trockener, Hafer bei nasser Witterung säen. 60 Körner geben Haufen. – Klix, 33. 61 Man drischt das Korn nicht um der Spreu willen. – Altmann VI, 388. 62 Man find kein Korn ohne spreur. – Lehmann, 506, 42. 63 Man kan (muss) das Korn nicht essen, das noch nicht (ehe es) gesäet ist. – Lehmann, 849, 7; Blum, 738; Simrock, 5876; Braun, I, 1962; Reinsberg IV, 25. 64 Man muss das Korn schwingen, ehe man es in die Mühle, und seine Kinder, ehe man sie in die Welt schickt. – Altmann VI, 394. 65 Man muss dass Korn wegen der Sprewr nicht wegwerffen. – Lehmann, 517, 10. Lat.: Utile per inutile non vitiatur. (Binder, II, 3457.) 66 Man muss Korn in die Scheune sammeln, wenn Ernte ist. Holl.: Vergader graan in uwe schuren; de oogst zal toch niet eeuwig duren. (Harrebomée, I, 255b.) 67 Man muss sein Korn nicht von einem Reichen kaufen und nicht seinem Freunde verkaufen. It.: Non vender all' amico, ne comprar grano dal ricco. (Pazzaglia, 62, 11.) 68 Man soll sich über sein Korn nicht eher freuen, bis man es auf dem Boden hat. Dän.: Roos ei kornet i blade, før du har det i lade. (Prov. dan., 479.) 69 Me sell's Chorn ybore-n-und der Rogge n- ysohle. (Solothurn.) – Schild, 102, 28. Ausser im Aargau und Wallis, wo man Roggen damit bezeichnet, wird unter Korn Dinkel (Triticum spelta L.) verstanden. Diese Getreideart wird auf festen, scholligen und rissigen Boden gesäet, der Roggen dagegen in lockeres Erdreich, das nachher gewalzt wird. Das Sickern des „Korns“ (Dinkels) zwischen die Erdschollen und in die Erdrisse heisst „einbohren“, das Einwalzen des Roggens „einsohlen“. In den Vereinigten Staaten Nordamerikas wird unter Korn Mais verstanden. Ueber die Bezeichnung der verschiedenen Getreidearten durch das Wort Korn vgl. Grimm, V, 1816. 70 Nicht aus allem Korn wird Mehl. Frz.: En la bouche de l'homme ayant faim n'entre de fourment chascun grain. (Bovill, II, 145.) Lat.: Haud omne frumenti granum intrat in homiuis palatum. (Bovill, II, 145.) 71 Reifes Korn fällt selber aus der Aehre. Böhm.: Zralé zrní samo se z klasu sype. (Čelakovsky, 264.) Wend.: Zrališe žito lóžo so roni. (Čelakovsky, 214.) 72 Säe Korn Aegidi (1. Sept.). (S. Säen.) – Petri, II, 517; Boebel, 44. 73 Schlechtes Korn reichet nicht. Macht den Landmann nicht reich. Frz.: De meschant grain trésor vain. (Leroux, I, 40.) 74 Schön Korn im Sande gibt Theurung im Lande. Weil nur in sehr nassen Jahren das Getreide im Sandboden geräth, während solche eine allgemeine Misernte zur Folge haben. 75 Soll gedeihen Korn und Wein, muss im Juni Wärme sein. (Koblenz.) – Boebel, 99. Span.: Siembra trigo en barrial, y pon viña en cascajal. (Bohn I, 257.) 76 Twîlöpsch Kôren gift slechte Waare. (Göttingen.) Korn was nicht gleichzeitig aufläuft. 77 Ungesäetes Korn macht Ungewisse Ernte. – Eiselein, 391. Holl.: Ongezaaid koren maakt een' ongewissen oogst. (Harrebomée, I, 440.) 78 Unser Korn soll noch reif werden. – Eiselein, 391. 79 Van gôd Korn soll ick völ van, sä de Müller. (Ostfries.) – Hauskalender, III. 80 Viel kleine Körner machen einen Haufen, viel kleine Vögel einen Braten. 81 Viel Körner machen einen (grossen) Haufen. – Simrock, 5873; Körte, 3505; Braun, I, 1958; Reinsberg III, 16. Engl.: Many a little makes a mickle. (Körte, 3505.) Poln.: Ziarnko do ziarnka a będzie miarka. (Lompa, 36.) 82 Von allem Korn, das man zur Erde säet, geht der Zehent ab. (S. Pflug.) – Graf, 122, 322. Die frei willigen milden Gaben der Landbebauer an die Kirche wurden später zu Zwangsleistungen unter dem Namen Zehent. Westgoth.: Aff all thae korn man sa til iorth skal tiunda aff. 83 Von bösem Korn wird kein gut Brot. – Grubb, 4. 84 Wächst das Korn im Januar, wird es auf dem Markte rar. – Boebel, 73. 85 Wann 't Kären wuorpet werd, blift't Kaff vor to liggen. – Lyyra, 194. 86 Was das Korn gilt, weiss man erst, wenn man einige mal betrogen worden. 87 Was ich am Korn verliere, gewinn' ich am Speck, sagte der Bauer, als seine Schweine im Getreide gingen (wühlten). Holl.: Dat ik aan het koren verlies, zal ik aan het spek wel weêr vinden, zei de boer, en zijne varkens liepen door het koren. (Harrebomée, I, 439a.) 88 Was nützt das Korn auf der Mühle, wenn nicht gemahlen wird. Holl.: Wat baat het, veel koren ter molen te brengen, zoo de molen gebroken zijnde, het niet breken kan? (Harrebomée, I, 440.) 89 Was nützt das Korn, wenn's die Mäuse fressen. Nicht angewandter Ueberfluss. Böhm.: Nač hromada žita, pakli se neji. (Čelakovsky, 169.) Ill.: Čemu bi hàrpa žita, kad se nebi jela. (Čelakovsky, 169.) 90 Wenig Körner, viel Dörner. Die Noth sticht von allen Seiten. 91 Wenn auch nur Ein Korn Wurzel fasst, so bringt es ein paar Aehren. 92 Wenn das Korn auf dem Felde steht, gehört es Gott; wenn's auf dem Boden liegt, den Juden und Müllern. Holl.: Als het koren op het veld staat, behoort het God en zijnen heiligen; als het op de koren zolders is, kan men het niet krijgen zonder geld. (Harrebomée, I, 439a.) 93 Wenn das Korn bei vollen Scheuern aufschlägt, fällt es bei leeren wieder. – Simrock, 5878; Orakel, 1145. 94 Wenn das Korn gedeiht up'n San'n (Sande), wârd düer Tîd in'n Lan'n (Lande). (Mecklenburg.) 95 Wenn das Korn gedeyet auff dem Sande, so ist Hunger im Lande. – Petri, II, 631. 96 Wenn das Korn misrathen ist, so soll man Gott für das Stroh danken. Frz.: Faute blé on mange de l'avoine. (Cahier, 223.) 97 Wenn das Korn reif ist, kommt's in die Scheune (oder: unter den Flegel). Frz.: A la grange va le blé. (Cahier, 825.) 98 Wenn das Korn wohlfeil ist, so sind die fische thewer. – Henisch, 1116, 21; Petri, II, 852. 99 Wenn das Korn wolfeil ist, sol mans zu rath halten. Mathesius, Historia, XXXIIa. 100 Wenn dir das Korn nicht gehört, so bleibe nicht dabei stehen, wenn es gemessen wird. – Burckhardt, 89. Du bekommst sonst Staub in Augen und Haar, und musst dich abmühen, ihn wieder herauszubringen, d. h. du wirst es stets bereuen, dich in fremde Geschälte gemischt zu haben. 101 Wenn es Korn gibt, wird auch das Mass nicht fehlen. 102 Wenn Gott Korn gibt, so gibt er keine Trespe. Die Russen: Das Korn, das Gott gibt, ist schon verlesen. 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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [772]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/778>, abgerufen am 24.11.2024.