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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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[Spaltenumbruch] *19 Ich kenne seine Kreyde schun, wie se schreibt. - Gomolcke, 541; Robinson, 130; Frommann, III, 248, 118; hochdeutsch bei Lohrengel, II, 330.

Ich habe ihn erkannt, ich weiss, was er im Schilde führt.

Frz.: Il a leve le masque. (Kritzinger, 416a.)

*20 Kreide streichen. - Agricola II, 128.

*21 Mit doppelter (dreifacher) Kreide (an-)schreiben (oder: mit den Leuten abrechnen). - Eiselein, 351; Körte, 3544f; Braun, I, 1999.

Betrügerische Rechnungen machen. "Zweifacher kreiden mit den leuten abrechnen." (Pauli, Schimpff, XXXIIIIa.)

Frz.: Ecorcher les gens. (Kritzinger, 358b.)

Holl.: Hij schrijft met, dubbel krijt. (Harrebomee, I, 457a.)

*22 Ueber die Kreide treten. - Körte, 3544c; Braun, I, 2000.

Die Grenze, das rechte Mass überschreiten.


Kreidenstreicher.

* Ein Kreidenstreicher sein. - Kaisersberg, Nsch., 100.

Fuchsschwänzer, s. Kauzenstreicher.


Kreis.

1 Einer macht den Kreis, der andere den Punkt.

In pariser Börsenkreisen ist in neuerer Zeit, um gegenseitige Unterstützung auszudrücken, das Sprichwort entstanden: "Emile propose, Isaac dispose." Es bezieht sich auf die beiden Brüder Emil und Isaak Pereire, die Gründer oder die Seele des pariser Credit-Mobilier. (Vgl. Breslauer Zeitung, 1864, Nr. 469, S. 26, 7.)

2 Er kugelt im Kreise herum, wie soll es nit Kegel geben. - Fischart, Gesch.

3 Im engen Kreis verengert sich der Sinn. - Büchmann, 28.

Aus Schiller's Wallenstein.

4 Je mehr man den Kreisel peitscht, je mehr er schnurrt.

Der Fanatiker ist wie ein Kreisel. Wenn man ihn peitscht, schnurrt er; lässt man ihn gehen, so ist er ruhig.

*5 Im Kreise herumführen. - Eiselein, 395; Braun, I, 2003.

Lat.: In orbem circumagere. (Eiselein, 395.)

*6 Kreise machen.

Fehler, ursprünglich für Cirkel, im Denken, Schliessen.

Jüd.-deutsch: Mole Kreise. (Tendlau, 96.)


Kreisamt.

* 'S koam and'rsch vom Kraisoamte. (Oesterr.-Schles.) - Peter, 449.

Von einer gegen die Erwartung ausgefallenen Entscheidung. (S. Kreide 4.)


Kreischen.

*1 Es kreischt (schreit) Kaaner umsunst: Chaj wekajem (Lebendiger und Beständiger). - Tendlau, 766.

Wer um Hülfe fleht, ist auch wol in Noth.

*2 Es kreischt Kaaner umsunst: Schma Jisroel (höre Israel). - Tendlau, 767.

Von derselben Bedeutung. Wer um Hülfe ruft, hat Ursache zu rufen.


Kreisel.

*1 Den Kreisel drehen. - Frischbier2, 2182.

" ... Daraus erhelle, dass Paul Scalichius (Günstling des Herzogs Albrecht) bey den damals verworrenen Zeiten den Kreisel am meisten gedreht und an den damaligen Motibus grosse Schuld gehabt habe." (Erläutertes Preussen, Königsberg 1724 fg., III.)

*2 He nett wat in'n Kreisel. (Detmold.) - Firmenich, I, 360, 3.


Kreissen.

1 Halb g'kreisst, ist halb g'arbeit't. (Oberösterreich.)

2 Je härter gekreten, je ehr vergeten. (Meurs.) - Firmenich, I, 400, 30.

3 Lut gekreten, boll vergeten. (Ostfries.) - Hauskalender, I.

Witwen z. B., die am heftigsten über den Verlust ihres Mannes weinen und klagen, beruhigen sich am ersten.

*4 Er kreisst als wan iem dar Arsch zugewachse war. (Oberösterreich.)


Kreistag.

Kreis(s)tage - Kreuztage. - Pistor., III, 43; Simrock, 5938.

Ein alter und dabei gebrechlicher oder siecher Mann heisst ein alta Krissta; der Greis, der die Last der Jahre fühlt, nennt sich wol auch selbst so.


Krele.

*1 Eine Krele haben. (Schles.) - Weinhold, 48.

Angetrunken sein. (S. Boden 38.)

[Spaltenumbruch] *2 Ich hommir wul an Krele (auch: Schleuder) genumma, aber meine Haustheir find' ich noch. (Schles.)

Um den Gedanken auszudrücken: Ich bin zwar trunken, aber ich weiss, was ich thue, sagen die englischen Neger auf Surinam: Der Indianer ist zwar trunken, er verliert aber seine Hängematte nicht. (Wullschlägel.)


Kremnitz.

1 Cremnitz die Vornehmste, Schemnitz die Silberreichste, Neusol die Kupfferreichste, Lilete die Aelteste. - Berckenmeyer, 388.

Sprichwörtlich von den ungarischen Bergstädten.

2 Kremnitz hat goldene Mauern.


Kremp.

* Kremp im Kopf haben. (Koblenz.) - Klein, I, 256.

Verschlagen sein, listige Anschläge machen.


Krempe.

* A is schon an alte Krempe1. (Oberösterreich.)

1) Ein dürrer Stamm, Ast, Strunk.


Krempelmarkt.

* Er ist vff dem Krempel Marckt erkaufft worden. - Eyering, II, 367.


Krennen.

* Hei krennt sik es 'ne Lius op 'ner Hoppenstange. (Sauerland.)


Kreole.

Die Kreolen sind nie Kinder und werden nie Männer.

Die Kreolinnen (Centralamerika) heirathen und gebären schon im Alter von 8-9 Jahren. Die Kinder vermeiden bei ihren Spielen jede Anstrengung und beobachten einen gewissen Ernst.


Krepiren.

* Das ist zum Krepiren (Sterben) langweilig. - Frischbier, 419; Frischbier2, 2183.


Kresse.

Ich weiss, was Kresse ist, sagte der Bauer, und ass Schierling.

Dän.: Jeg kiender nok karsen, sagde bonden, han aad skarntyde. (Bohn I, 382.)


Krete.

* Se hett all vele Kreten1 up de Hören2. - Eichwald, 819.

1) Kerbe, Ritze, Spalten.

2) Hörner.


Kretelei.

Kretelei deiet nich. - Richey, 138.

Was man durch Zank und Streit erhält, hat kein Gedeihen. Kreteln = zanken, zwisten.


Kreter.

1 Ein Kreter liebt (betrügt) den andern.

2 Mit einem Kreter muss man kretisch handeln.

Vom Charakter der Kreter, der bei den Alten schlecht angeschrieben stand. Bei einem Lügner, meint das Sprichwort, dessen Inhalt nicht als Sittenregel zu empfehlen ist, müsse man sich der Lüge und des Betrugs bedienen. Die Römer hatten das Sprichwort: Cretinare cum cretensibus, etwa wie unser: Auf einen Schelm anderthalb. (Globus, XII, 3.)

*3 Die Kreter lügen immer. - Reinsberg VI, 85.

*4 Die Kreter werden in Oel erzogen (oder: wachsen in Oel auf). - Globus, XII, 3.


Krethi.

Es ist Krethi und Plethi beisammen (geladen). - 2 Sam. 8, 18; 15, 18; Kirchhofer, 33; Büchmann, 151.

"Krethi und Plethi hiess die Leibwache des Königs David, die besonders gebraucht wurde, um Botschaften zu überbringen und Todesurtheile zu vollstrecken. Es ist unausgemacht, ob die Wörter von der Herkunft oder dem Dienst abgeleitet sind. Jetzt werden die beiden Wörter gebraucht von zusammengerufenen oder zusammengelaufenen Personen niedern Standes mit einer verächtlichen Nebenbedeutung." (Der Scholiast von Klaus Harms.) F. G. Lisco (Die Bibel, 1, 489) sagt darüber: Der Name ist entweder der einer Völkerschaft (1 Sam. 30, 14 u. 16; Zeph. 2, 5), Krethi der der Südphilister, Plethi der der Nordphilister, wie manche meinen, oder beide Wörter sind keine Eigennamen; denn jenes (Krethi) heisst im Hebräischen: ausrotten, tödten, dieses: entfliehen, forteilen. Dann sind die Krethi und Plethi die Scharfrichter und Läufer oder Eilboten. Als Leibwache hatten sie die Todesurtheile zu vollziehen (vgl. 1 Kön. 2, 25 u. 34) und zugleich die königlichen Befehle und Briefe an entfernte Orte zu bringen (2 Chron. 30, 6). In Aegypten und Babylonien vormals, und jetzt noch in der Türkei hat die Leibwache dieselben Verrichtungen. Späterhin hiess die israelitische Schloss- und Leibwache (vgl. 2 Kön. 11, 4. 19) nach Luther's Uebersetzung: Hauptleute und Trabanten. Wider die Ansicht, dass "Krethi und Plethi" Philister gewesen seien, spricht, dass es nicht wahrscheinlich ist, David werde eine Leibwache aus Fremdlingen gehabt haben. (Vgl.

[Spaltenumbruch] *19 Ich kenne seine Kreyde schun, wie se schreibt.Gomolcke, 541; Robinson, 130; Frommann, III, 248, 118; hochdeutsch bei Lohrengel, II, 330.

Ich habe ihn erkannt, ich weiss, was er im Schilde führt.

Frz.: Il a levé le masque. (Kritzinger, 416a.)

*20 Kreide streichen.Agricola II, 128.

*21 Mit doppelter (dreifacher) Kreide (an-)schreiben (oder: mit den Leuten abrechnen).Eiselein, 351; Körte, 3544f; Braun, I, 1999.

Betrügerische Rechnungen machen. „Zweifacher kreiden mit den leuten abrechnen.“ (Pauli, Schimpff, XXXIIIIa.)

Frz.: Écorcher les gens. (Kritzinger, 358b.)

Holl.: Hij schrijft met, dubbel krijt. (Harrebomée, I, 457a.)

*22 Ueber die Kreide treten.Körte, 3544c; Braun, I, 2000.

Die Grenze, das rechte Mass überschreiten.


Kreidenstreicher.

* Ein Kreidenstreicher sein.Kaisersberg, Nsch., 100.

Fuchsschwänzer, s. Kauzenstreicher.


Kreis.

1 Einer macht den Kreis, der andere den Punkt.

In pariser Börsenkreisen ist in neuerer Zeit, um gegenseitige Unterstützung auszudrücken, das Sprichwort entstanden: „Emile propose, Isaac dispose.“ Es bezieht sich auf die beiden Brüder Emil und Isaak Pereire, die Gründer oder die Seele des pariser Credit-Mobilier. (Vgl. Breslauer Zeitung, 1864, Nr. 469, S. 26, 7.)

2 Er kugelt im Kreise herum, wie soll es nit Kegel geben.Fischart, Gesch.

3 Im engen Kreis verengert sich der Sinn.Büchmann, 28.

Aus Schiller's Wallenstein.

4 Je mehr man den Kreisel peitscht, je mehr er schnurrt.

Der Fanatiker ist wie ein Kreisel. Wenn man ihn peitscht, schnurrt er; lässt man ihn gehen, so ist er ruhig.

*5 Im Kreise herumführen.Eiselein, 395; Braun, I, 2003.

Lat.: In orbem circumagere. (Eiselein, 395.)

*6 Kreise machen.

Fehler, ursprünglich für Cirkel, im Denken, Schliessen.

Jüd.-deutsch: Mole Kreise. (Tendlau, 96.)


Kreisamt.

* 'S koam and'rsch vom Kraisoamte. (Oesterr.-Schles.) – Peter, 449.

Von einer gegen die Erwartung ausgefallenen Entscheidung. (S. Kreide 4.)


Kreischen.

*1 Es kreischt (schreit) Kaaner umsunst: Chaj wekajem (Lebendiger und Beständiger).Tendlau, 766.

Wer um Hülfe fleht, ist auch wol in Noth.

*2 Es kreischt Kaaner umsunst: Schma Jisroel (höre Israel).Tendlau, 767.

Von derselben Bedeutung. Wer um Hülfe ruft, hat Ursache zu rufen.


Kreisel.

*1 Den Kreisel drehen.Frischbier2, 2182.

„ ... Daraus erhelle, dass Paul Scalichius (Günstling des Herzogs Albrecht) bey den damals verworrenen Zeiten den Kreisel am meisten gedreht und an den damaligen Motibus grosse Schuld gehabt habe.“ (Erläutertes Preussen, Königsberg 1724 fg., III.)

*2 He nett wat in'n Kreisel. (Detmold.) – Firmenich, I, 360, 3.


Kreissen.

1 Halb g'kreisst, ist halb g'arbeit't. (Oberösterreich.)

2 Je härter gekrêten, je ehr vergêten. (Meurs.) – Firmenich, I, 400, 30.

3 Lut gekrêten, boll vergêten. (Ostfries.) – Hauskalender, I.

Witwen z. B., die am heftigsten über den Verlust ihres Mannes weinen und klagen, beruhigen sich am ersten.

*4 Er kreisst als wan iem dar Arsch zugewachse war. (Oberösterreich.)


Kreistag.

Kreis(s)tage – Kreuztage.Pistor., III, 43; Simrock, 5938.

Ein alter und dabei gebrechlicher oder siecher Mann heisst ein alta Krissta; der Greis, der die Last der Jahre fühlt, nennt sich wol auch selbst so.


Krele.

*1 Eine Krêle haben. (Schles.) – Weinhold, 48.

Angetrunken sein. (S. Boden 38.)

[Spaltenumbruch] *2 Ich hommir wul an Krêle (auch: Schleuder) genumma, aber meine Hausthîr find' ich noch. (Schles.)

Um den Gedanken auszudrücken: Ich bin zwar trunken, aber ich weiss, was ich thue, sagen die englischen Neger auf Surinam: Der Indianer ist zwar trunken, er verliert aber seine Hängematte nicht. (Wullschlägel.)


Kremnitz.

1 Cremnitz die Vornehmste, Schemnitz die Silberreichste, Neusol die Kupfferreichste, Lilete die Aelteste.Berckenmeyer, 388.

Sprichwörtlich von den ungarischen Bergstädten.

2 Kremnitz hat goldene Mauern.


Kremp.

* Kremp im Kopf haben. (Koblenz.) – Klein, I, 256.

Verschlagen sein, listige Anschläge machen.


Krempe.

* A is schon an alte Krempe1. (Oberösterreich.)

1) Ein dürrer Stamm, Ast, Strunk.


Krempelmarkt.

* Er ist vff dem Krempel Marckt erkaufft worden.Eyering, II, 367.


Krennen.

* Hei krennt sik es 'ne Lius op 'ner Hoppenstange. (Sauerland.)


Kreole.

Die Kreolen sind nie Kinder und werden nie Männer.

Die Kreolinnen (Centralamerika) heirathen und gebären schon im Alter von 8-9 Jahren. Die Kinder vermeiden bei ihren Spielen jede Anstrengung und beobachten einen gewissen Ernst.


Krepiren.

* Das ist zum Krepiren (Sterben) langweilig.Frischbier, 419; Frischbier2, 2183.


Kresse.

Ich weiss, was Kresse ist, sagte der Bauer, und ass Schierling.

Dän.: Jeg kiender nok karsen, sagde bonden, han aad skarntyde. (Bohn I, 382.)


Krete.

* Se hett all vele Kreten1 up de Hören2.Eichwald, 819.

1) Kerbe, Ritze, Spalten.

2) Hörner.


Kretelei.

Kretelei deiet nich.Richey, 138.

Was man durch Zank und Streit erhält, hat kein Gedeihen. Kreteln = zanken, zwisten.


Kreter.

1 Ein Kreter liebt (betrügt) den andern.

2 Mit einem Kreter muss man kretisch handeln.

Vom Charakter der Kreter, der bei den Alten schlecht angeschrieben stand. Bei einem Lügner, meint das Sprichwort, dessen Inhalt nicht als Sittenregel zu empfehlen ist, müsse man sich der Lüge und des Betrugs bedienen. Die Römer hatten das Sprichwort: Cretinare cum cretensibus, etwa wie unser: Auf einen Schelm anderthalb. (Globus, XII, 3.)

*3 Die Kreter lügen immer.Reinsberg VI, 85.

*4 Die Kreter werden in Oel erzogen (oder: wachsen in Oel auf).Globus, XII, 3.


Krethi.

Es ist Krethi und Plethi beisammen (geladen).2 Sam. 8, 18; 15, 18; Kirchhofer, 33; Büchmann, 151.

„Krethi und Plethi hiess die Leibwache des Königs David, die besonders gebraucht wurde, um Botschaften zu überbringen und Todesurtheile zu vollstrecken. Es ist unausgemacht, ob die Wörter von der Herkunft oder dem Dienst abgeleitet sind. Jetzt werden die beiden Wörter gebraucht von zusammengerufenen oder zusammengelaufenen Personen niedern Standes mit einer verächtlichen Nebenbedeutung.“ (Der Scholiast von Klaus Harms.) F. G. Lisco (Die Bibel, 1, 489) sagt darüber: Der Name ist entweder der einer Völkerschaft (1 Sam. 30, 14 u. 16; Zeph. 2, 5), Krethi der der Südphilister, Plethi der der Nordphilister, wie manche meinen, oder beide Wörter sind keine Eigennamen; denn jenes (Krethi) heisst im Hebräischen: ausrotten, tödten, dieses: entfliehen, forteilen. Dann sind die Krethi und Plethi die Scharfrichter und Läufer oder Eilboten. Als Leibwache hatten sie die Todesurtheile zu vollziehen (vgl. 1 Kön. 2, 25 u. 34) und zugleich die königlichen Befehle und Briefe an entfernte Orte zu bringen (2 Chron. 30, 6). In Aegypten und Babylonien vormals, und jetzt noch in der Türkei hat die Leibwache dieselben Verrichtungen. Späterhin hiess die israelitische Schloss- und Leibwache (vgl. 2 Kön. 11, 4. 19) nach Luther's Uebersetzung: Hauptleute und Trabanten. Wider die Ansicht, dass „Krethi und Plethi“ Philister gewesen seien, spricht, dass es nicht wahrscheinlich ist, David werde eine Leibwache aus Fremdlingen gehabt haben. (Vgl.

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[[802]/0808] *19 Ich kenne seine Kreyde schun, wie se schreibt. – Gomolcke, 541; Robinson, 130; Frommann, III, 248, 118; hochdeutsch bei Lohrengel, II, 330. Ich habe ihn erkannt, ich weiss, was er im Schilde führt. Frz.: Il a levé le masque. (Kritzinger, 416a.) *20 Kreide streichen. – Agricola II, 128. *21 Mit doppelter (dreifacher) Kreide (an-)schreiben (oder: mit den Leuten abrechnen). – Eiselein, 351; Körte, 3544f; Braun, I, 1999. Betrügerische Rechnungen machen. „Zweifacher kreiden mit den leuten abrechnen.“ (Pauli, Schimpff, XXXIIIIa.) Frz.: Écorcher les gens. (Kritzinger, 358b.) Holl.: Hij schrijft met, dubbel krijt. (Harrebomée, I, 457a.) *22 Ueber die Kreide treten. – Körte, 3544c; Braun, I, 2000. Die Grenze, das rechte Mass überschreiten. Kreidenstreicher. * Ein Kreidenstreicher sein. – Kaisersberg, Nsch., 100. Fuchsschwänzer, s. Kauzenstreicher. Kreis. 1 Einer macht den Kreis, der andere den Punkt. In pariser Börsenkreisen ist in neuerer Zeit, um gegenseitige Unterstützung auszudrücken, das Sprichwort entstanden: „Emile propose, Isaac dispose.“ Es bezieht sich auf die beiden Brüder Emil und Isaak Pereire, die Gründer oder die Seele des pariser Credit-Mobilier. (Vgl. Breslauer Zeitung, 1864, Nr. 469, S. 26, 7.) 2 Er kugelt im Kreise herum, wie soll es nit Kegel geben. – Fischart, Gesch. 3 Im engen Kreis verengert sich der Sinn. – Büchmann, 28. Aus Schiller's Wallenstein. 4 Je mehr man den Kreisel peitscht, je mehr er schnurrt. Der Fanatiker ist wie ein Kreisel. Wenn man ihn peitscht, schnurrt er; lässt man ihn gehen, so ist er ruhig. *5 Im Kreise herumführen. – Eiselein, 395; Braun, I, 2003. Lat.: In orbem circumagere. (Eiselein, 395.) *6 Kreise machen. Fehler, ursprünglich für Cirkel, im Denken, Schliessen. Jüd.-deutsch: Mole Kreise. (Tendlau, 96.) Kreisamt. * 'S koam and'rsch vom Kraisoamte. (Oesterr.-Schles.) – Peter, 449. Von einer gegen die Erwartung ausgefallenen Entscheidung. (S. Kreide 4.) Kreischen. *1 Es kreischt (schreit) Kaaner umsunst: Chaj wekajem (Lebendiger und Beständiger). – Tendlau, 766. Wer um Hülfe fleht, ist auch wol in Noth. *2 Es kreischt Kaaner umsunst: Schma Jisroel (höre Israel). – Tendlau, 767. Von derselben Bedeutung. Wer um Hülfe ruft, hat Ursache zu rufen. Kreisel. *1 Den Kreisel drehen. – Frischbier2, 2182. „ ... Daraus erhelle, dass Paul Scalichius (Günstling des Herzogs Albrecht) bey den damals verworrenen Zeiten den Kreisel am meisten gedreht und an den damaligen Motibus grosse Schuld gehabt habe.“ (Erläutertes Preussen, Königsberg 1724 fg., III.) *2 He nett wat in'n Kreisel. (Detmold.) – Firmenich, I, 360, 3. Kreissen. 1 Halb g'kreisst, ist halb g'arbeit't. (Oberösterreich.) 2 Je härter gekrêten, je ehr vergêten. (Meurs.) – Firmenich, I, 400, 30. 3 Lut gekrêten, boll vergêten. (Ostfries.) – Hauskalender, I. Witwen z. B., die am heftigsten über den Verlust ihres Mannes weinen und klagen, beruhigen sich am ersten. *4 Er kreisst als wan iem dar Arsch zugewachse war. (Oberösterreich.) Kreistag. Kreis(s)tage – Kreuztage. – Pistor., III, 43; Simrock, 5938. Ein alter und dabei gebrechlicher oder siecher Mann heisst ein alta Krissta; der Greis, der die Last der Jahre fühlt, nennt sich wol auch selbst so. Krele. *1 Eine Krêle haben. (Schles.) – Weinhold, 48. Angetrunken sein. (S. Boden 38.) *2 Ich hommir wul an Krêle (auch: Schleuder) genumma, aber meine Hausthîr find' ich noch. (Schles.) Um den Gedanken auszudrücken: Ich bin zwar trunken, aber ich weiss, was ich thue, sagen die englischen Neger auf Surinam: Der Indianer ist zwar trunken, er verliert aber seine Hängematte nicht. (Wullschlägel.) Kremnitz. 1 Cremnitz die Vornehmste, Schemnitz die Silberreichste, Neusol die Kupfferreichste, Lilete die Aelteste. – Berckenmeyer, 388. Sprichwörtlich von den ungarischen Bergstädten. 2 Kremnitz hat goldene Mauern. Kremp. * Kremp im Kopf haben. (Koblenz.) – Klein, I, 256. Verschlagen sein, listige Anschläge machen. Krempe. * A is schon an alte Krempe1. (Oberösterreich.) 1) Ein dürrer Stamm, Ast, Strunk. Krempelmarkt. * Er ist vff dem Krempel Marckt erkaufft worden. – Eyering, II, 367. Krennen. * Hei krennt sik es 'ne Lius op 'ner Hoppenstange. (Sauerland.) Kreole. Die Kreolen sind nie Kinder und werden nie Männer. Die Kreolinnen (Centralamerika) heirathen und gebären schon im Alter von 8-9 Jahren. Die Kinder vermeiden bei ihren Spielen jede Anstrengung und beobachten einen gewissen Ernst. Krepiren. * Das ist zum Krepiren (Sterben) langweilig. – Frischbier, 419; Frischbier2, 2183. Kresse. Ich weiss, was Kresse ist, sagte der Bauer, und ass Schierling. Dän.: Jeg kiender nok karsen, sagde bonden, han aad skarntyde. (Bohn I, 382.) Krete. * Se hett all vele Kreten1 up de Hören2. – Eichwald, 819. 1) Kerbe, Ritze, Spalten. 2) Hörner. Kretelei. Kretelei deiet nich. – Richey, 138. Was man durch Zank und Streit erhält, hat kein Gedeihen. Kreteln = zanken, zwisten. Kreter. 1 Ein Kreter liebt (betrügt) den andern. 2 Mit einem Kreter muss man kretisch handeln. Vom Charakter der Kreter, der bei den Alten schlecht angeschrieben stand. Bei einem Lügner, meint das Sprichwort, dessen Inhalt nicht als Sittenregel zu empfehlen ist, müsse man sich der Lüge und des Betrugs bedienen. Die Römer hatten das Sprichwort: Cretinare cum cretensibus, etwa wie unser: Auf einen Schelm anderthalb. (Globus, XII, 3.) *3 Die Kreter lügen immer. – Reinsberg VI, 85. *4 Die Kreter werden in Oel erzogen (oder: wachsen in Oel auf). – Globus, XII, 3. Krethi. Es ist Krethi und Plethi beisammen (geladen). – 2 Sam. 8, 18; 15, 18; Kirchhofer, 33; Büchmann, 151. „Krethi und Plethi hiess die Leibwache des Königs David, die besonders gebraucht wurde, um Botschaften zu überbringen und Todesurtheile zu vollstrecken. Es ist unausgemacht, ob die Wörter von der Herkunft oder dem Dienst abgeleitet sind. Jetzt werden die beiden Wörter gebraucht von zusammengerufenen oder zusammengelaufenen Personen niedern Standes mit einer verächtlichen Nebenbedeutung.“ (Der Scholiast von Klaus Harms.) F. G. Lisco (Die Bibel, 1, 489) sagt darüber: Der Name ist entweder der einer Völkerschaft (1 Sam. 30, 14 u. 16; Zeph. 2, 5), Krethi der der Südphilister, Plethi der der Nordphilister, wie manche meinen, oder beide Wörter sind keine Eigennamen; denn jenes (Krethi) heisst im Hebräischen: ausrotten, tödten, dieses: entfliehen, forteilen. Dann sind die Krethi und Plethi die Scharfrichter und Läufer oder Eilboten. Als Leibwache hatten sie die Todesurtheile zu vollziehen (vgl. 1 Kön. 2, 25 u. 34) und zugleich die königlichen Befehle und Briefe an entfernte Orte zu bringen (2 Chron. 30, 6). In Aegypten und Babylonien vormals, und jetzt noch in der Türkei hat die Leibwache dieselben Verrichtungen. Späterhin hiess die israelitische Schloss- und Leibwache (vgl. 2 Kön. 11, 4. 19) nach Luther's Uebersetzung: Hauptleute und Trabanten. Wider die Ansicht, dass „Krethi und Plethi“ Philister gewesen seien, spricht, dass es nicht wahrscheinlich ist, David werde eine Leibwache aus Fremdlingen gehabt haben. (Vgl.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [802]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/808>, abgerufen am 24.11.2024.