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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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[Spaltenumbruch] 13 Wer eine Kröte fressen will, muss sie nicht lange besehen.

14 Wer eine Kröte im Netz, hat schlecht gefischt.

Holl.: Wat quader visch is pedde. (Tunn. 24, 21.)

Lat.: Si bufo piscis, quam detestabilis id scis. (Fallersleben, 750.)

15 Wer gern Kröten spiesset, der kriegt jhr genug zu spiessen. - Petri, II, 712.

16 Wer Kröten isset, der tröste sich des Giffts. - Petri, II, 730.

17 Wei a soach, doass sich oalle feir'm forchta, do kreichte d' Krete Geft. - Peter, 449.

Der Muth stieg ihm.

*18 Dem Krät mine Dochter. - Frischbier2, 2204.

Ausruf beim Stechen der Karte des Gegners. In Litauen: Dem Kerl mine Dochter.

*19 Die Krete hot Gifft kriegt. - Robinson, 295; Gomolcke, 331.

Der Bösewicht ist gereizt worden.

*20 Er thut's einer Kröte zuvor. (Surinam.)

Die, wie oft sie auch vertrieben, immer wiederkehrt.

*21 Es liegt eine Kröte im Boden.

*22 Krot als egdess. (S. Gaul 93, Gurr 4, Katze 845 und Maus.) - Tappius, 116a.

*23 Kröte, wilstu reeffen? - Robinson, 678.

*24 'S ne eterbös'ge (eiterböse) Kröte. (Leipzig.)

Wird besonders von kleinen, zänkischen und sehr boshaften Personen gebraucht.

*25 Wenn die Kröten fliegen werden.

Dann z. B. werden sich gemeine Seelen zu edeln Handlungen erheben. (S. Nimmerstag.)


Krücke.

1 Der an Krücken geht, spottet über den Stelzfuss. - Altmann VI, 336; Reinsberg IV, 49.

2 Der Krücke von Eisen muss das Rohr weichen.

3 Krück un Avenstaker.

"Allerlei Gesindel und Bettlervolk", wie Dähnert (257b) bemerkt.

4 Seine Krücke liegt im Ofen.

"Die krück nu gar in ofen leit." (Schade, I, 90, 388.)

5 Wer an Krücken geht, muss sich nicht unter die Tänzer mischen.

6 Zwei Krücken sind noch lange kein gesundes Bein.

Dennoch behaupten die Russen: An einer goldenen Krücke geht der Lahme schneller als der Arme auf zwei gesunden Beinen. (Reinsberg II, 113.)

*7 Das ist über die Krücke. (Schles.)

Ausruf, wenn etwas alles Mass zu überschreiten scheint.

*8 Einem auf die Krücken helfen. (Osnabrück.)

Einen arm machen, oder auch so schlecht heilen, dass er an Krücken gehen muss.

*9 Es geht ihm auf Krücken. (Jüd.-deutsch. Brody.)

D. h. sehr schlecht.

*10 Ist die Krücke geschmiert?

Bist du zum Mitgehen bereit?

*11 Mit einer goldenen Krücke prahlen.

Schwed.: Präla medh Gullkryckia. (Grubb, 674.)

*12 Mit Krücken fliegen wollen. - Altmann IV, 523.


Krüddelig.

* Hä ess esu krüddelig wie en Ei. (Bedburg.)

Zur Bezeichnung grosser Reizbarkeit sind mir aus Bedburg neben der vorstehenden Redensart noch folgende zugegangen: Dem ess em Ogenblick der Komp geschwollen. Dä ess glech wie a Pöttchen Heff. Dä flög glech en de Kett. Hä es glech em Harnisch. Hä ess glech esu geck wie e Korerad.


Krug.

1 Auf einen solchen Krug gehöret eine solche Stürze. - Herberger, Herzpostilla, I, 566.

2 Aus ledigen (leeren) Krügen ist nicht gut trinken. - Petri, II, 29.

3 Auss irdenen Krügen trinkt man selten Gifft. - Henisch, 1620, 52; Petri, II, 29.

4 Dä Krog geht asau lang zo d'r Baage bös 'ä brech d'r Hals od'r d'r Kraag. (Euskirchen.) - Firmenich, I, 509, 4.

5 Da Kroug get asou lang zei Bassa (in das Wasser) poss a necht en Hals brecht. (Ungar. Bergland.) - Schröer.

6 De Kraug geit sau lange tau Water, bet he brekt. - Schambach, 166; Hauskalender, I; Kern, 1023.

[Spaltenumbruch] 7 Dem Kruge, der wider den Stein stösst, bekommt's übel.

8 Der beste Krug verliert einmal den Henkel.

9 Der eine zerbricht den Krug und der andere bekommt die Scherben.

Engl.: When Tom's pitcher is broken, I shall have the sheards. (Bohn II, 60.)

10 Der Krug gehet so lang zu wasser, biss er verbricht, bevorab wenn jhn ein Narr tregt. - Lehmann, 580, 4.

11 Der Krug gehet so lange zum Bach, bis er bricht Hals oder Krag. (Eifel.) - Schmitz, 184, 31; Reinsberg III, 141.

12 Der Krug geht so lange zur Tränk, bis er bricht Hals oder Henk. (Eifel.) - Schmitz, 184, 30.

13 Der Krug geht zum Brunnen, was will die Scherbe dort.

14 Der Krug gieht su lange zum Burne, biss der Henkel bricht. - Robinson, 256; Gomolcke, 235; Frommann, III, 242, 22.

15 Der krug gieng so lang zur bach, bis er zuletzt zerbrach. - Tappius, 17a; Egenolff, 17b.

16 Der Krug ist entzwei, sagte der Schusterjunge; wenn i nur a schon de Schläg hätt'.

17 Der Krug kann ganz bleiben; wenn du ihn vom Dach wirfst, und er kann entzwei gehen, wenn du ihn vom Tisch fallen lässt.

18 Der Krug richtet mehr Menschen hin als der Krieg. - Parömiakon, 1451.

19 Der unbeschlagene Krug gehört für den Schergen und Schinder. - Graf, 46.

Gewisse Beschäftigungen galten im Mittelalter für ehrlos; so war der Scharfrichter seit Aufnahme des römischen Rechts ohne Ehre, von jeder guten Gesellschaft ausgeschlossen und, wohin er kam, als ehrlos behandelt. Jedermann mied ihn, und im Wirthshause erhielt er sein Getränk in einem unbeschlagenen Kruge.

20 Ein krug gehet so lang ghen wasser biss er zuletzt zerbricht. - Franck, I, 76b; Tappius, 16b; Egenolff, 17b; Eyering, I, 504; Gruter, I, 16; Henisch, 494, 61; Petri, I, 99; Lehmann, II, 65, 148; Sutor, 562; Keller, 143a; Hollenberg, I, 10; Gaal, 1049; Fabricius, 86; Bücking, 146; Blum, 161; Pistor., VII, 55; Günther, 2; Hermann, III, 4; Siebenkees, 261; Müller, 14, 4; Mayer, II, 215; Meinau, 265; Steiger, 450; Ramann, II. Pred., I, 334; Ramann, Unterr., I, 27; Körte, 3571 u. 4484; Sailer, 271; Eiselein, 398; Simrock, 5986; Lohrengel, I, 153; Braun, I, 2031; Reinsberg III, 141-142; Latendorf II, 17; für Waldeck: Firmenich, I, 325, 7.

Unter diesem Titel erschien 1802 zu Regensburg ein Lustspiel von J. F. Jünger. Ein Aufsatz über dies Sprichwort befindet sich in der Neuen Monatschrift (Jauer 1801, S. 61). - Erstens: Alles in der Welt erreicht einmal sein Ende, man mag es noch so lange gebrauchen. Dann: Eine Sünde wird so lange begangen, bis ihr endlich die Strafe nachfolgt. "Wist jr, wie das alt Sprichwort redt: Der Krug so lang zum Brunnen geht, bis er endlich geht zu Drümmern." (H. Sachs, III, V, 1.) "Der Krug so lang zu wasser geet, biss er einmal zurbrochen steet." (Teuerdank, Augspurg MDXXXVII, LXXII, 1.) "Der krug geht lang, wie man auch spricht, zum wasser, biss dass er zerbricht." (Waldis, II, 10, 33.) "Der krug viel jar zum wasser geht, kompt offt wieder, wenn's wol thut glücken; aufs letst geht er endlich zu stücken." (Waldis, II, 34, 24.) Als einem hochgestellten Beamten sein Fürst einst mit diesem Sprichwort die Entlassung aus dem Amte andeutete, wenn er sein Geschäft nicht sorgfältiger wahrnehme, erwiderte er: "Mein Krug geht nie zu Wasser, immer nur zu Wein." Die Magyaren haben dafür das Sprichwort: Der Kürbis schwimmt so lange auf dem Wasser, bis er untersinkt. (Erasm. Schwab, Land und Leute in Ungarn, Leipzig 1865, S. 216.) Die Spanier: Der Krug, der oft zur Quelle geht, muss einmal zerbrechen. Die Perser: Bricht der Krug heute nicht, so bricht er morgen. Die Neugriechen: Der Krug geht oft zum Brunnen und einmal nicht. Die Engländer: Der Krug geht nicht so oft zum Brunnen, ohne nicht zuletzt zerbrochen nach Hause zu kommen. Die Türken: Die Wasserflasche ist auf dem Wege zum Wasserholen zerbrochen. Die Litauer: Der Topf trägt Wasser, bis seine Zeit kommt. Die Kleinrussen: Der Topf pflegt nach Wasser zu gehen, bis ihm dort der Henkel zerbricht. (Reinsberg III, 142.)

[Spaltenumbruch] 13 Wer eine Kröte fressen will, muss sie nicht lange besehen.

14 Wer eine Kröte im Netz, hat schlecht gefischt.

Holl.: Wat quader visch is pedde. (Tunn. 24, 21.)

Lat.: Si bufo piscis, quam detestabilis id scis. (Fallersleben, 750.)

15 Wer gern Kröten spiesset, der kriegt jhr genug zu spiessen.Petri, II, 712.

16 Wer Kröten isset, der tröste sich des Giffts.Petri, II, 730.

17 Wî a soach, doass sich oalle fîr'm forchta, do krîchte d' Krête Geft.Peter, 449.

Der Muth stieg ihm.

*18 Dem Krät mine Dochter.Frischbier2, 2204.

Ausruf beim Stechen der Karte des Gegners. In Litauen: Dem Kêrl mine Dochter.

*19 Die Krete hot Gifft kriegt.Robinson, 295; Gomolcke, 331.

Der Bösewicht ist gereizt worden.

*20 Er thut's einer Kröte zuvor. (Surinam.)

Die, wie oft sie auch vertrieben, immer wiederkehrt.

*21 Es liegt eine Kröte im Boden.

*22 Krot als egdess. (S. Gaul 93, Gurr 4, Katze 845 und Maus.) – Tappius, 116a.

*23 Kröte, wilstu reeffen?Robinson, 678.

*24 'S ne eterbös'ge (eiterböse) Kröte. (Leipzig.)

Wird besonders von kleinen, zänkischen und sehr boshaften Personen gebraucht.

*25 Wenn die Kröten fliegen werden.

Dann z. B. werden sich gemeine Seelen zu edeln Handlungen erheben. (S. Nimmerstag.)


Krücke.

1 Der an Krücken geht, spottet über den Stelzfuss.Altmann VI, 336; Reinsberg IV, 49.

2 Der Krücke von Eisen muss das Rohr weichen.

3 Krück un Avenstaker.

„Allerlei Gesindel und Bettlervolk“, wie Dähnert (257b) bemerkt.

4 Seine Krücke liegt im Ofen.

„Die krück nu gar in ofen leit.“ (Schade, I, 90, 388.)

5 Wer an Krücken geht, muss sich nicht unter die Tänzer mischen.

6 Zwei Krücken sind noch lange kein gesundes Bein.

Dennoch behaupten die Russen: An einer goldenen Krücke geht der Lahme schneller als der Arme auf zwei gesunden Beinen. (Reinsberg II, 113.)

*7 Das ist über die Krücke. (Schles.)

Ausruf, wenn etwas alles Mass zu überschreiten scheint.

*8 Einem auf die Krücken helfen. (Osnabrück.)

Einen arm machen, oder auch so schlecht heilen, dass er an Krücken gehen muss.

*9 Es geht ihm auf Krücken. (Jüd.-deutsch. Brody.)

D. h. sehr schlecht.

*10 Ist die Krücke geschmiert?

Bist du zum Mitgehen bereit?

*11 Mit einer goldenen Krücke prahlen.

Schwed.: Präla medh Gullkryckia. (Grubb, 674.)

*12 Mit Krücken fliegen wollen.Altmann IV, 523.


Krüddelig.

* Hä ess esu krüddelig wie en Ei. (Bedburg.)

Zur Bezeichnung grosser Reizbarkeit sind mir aus Bedburg neben der vorstehenden Redensart noch folgende zugegangen: Dem ess em Ogenblick der Komp geschwollen. Dä ess glech wie a Pöttchen Heff. Dä flög glech en de Kett. Hä es glech em Harnisch. Hä ess glech esu geck wie e Korerad.


Krug.

1 Auf einen solchen Krug gehöret eine solche Stürze.Herberger, Herzpostilla, I, 566.

2 Aus ledigen (leeren) Krügen ist nicht gut trinken.Petri, II, 29.

3 Auss irdenen Krügen trinkt man selten Gifft.Henisch, 1620, 52; Petri, II, 29.

4 Dä Krog geht asû lang zo d'r Baage bös 'ä brech d'r Hals od'r d'r Kraag. (Euskirchen.) – Firmenich, I, 509, 4.

5 Da Kroug gêt asou lang zei Bassa (in das Wasser) poss a necht en Hals brecht. (Ungar. Bergland.) – Schröer.

6 De Kraug geit sau lange tau Wâter, bet he brekt.Schambach, 166; Hauskalender, I; Kern, 1023.

[Spaltenumbruch] 7 Dem Kruge, der wider den Stein stösst, bekommt's übel.

8 Der beste Krug verliert einmal den Henkel.

9 Der eine zerbricht den Krug und der andere bekommt die Scherben.

Engl.: When Tom's pitcher is broken, I shall have the sheards. (Bohn II, 60.)

10 Der Krug gehet so lang zu wasser, biss er verbricht, bevorab wenn jhn ein Narr tregt.Lehmann, 580, 4.

11 Der Krug gehet so lange zum Bach, bis er bricht Hals oder Krag. (Eifel.) – Schmitz, 184, 31; Reinsberg III, 141.

12 Der Krug geht so lange zur Tränk, bis er bricht Hals oder Henk. (Eifel.) – Schmitz, 184, 30.

13 Der Krug geht zum Brunnen, was will die Scherbe dort.

14 Der Krug gieht su lange zum Burne, biss der Henkel bricht.Robinson, 256; Gomolcke, 235; Frommann, III, 242, 22.

15 Der krug gieng so lang zur bach, bis er zuletzt zerbrach.Tappius, 17a; Egenolff, 17b.

16 Der Krug ist entzwei, sagte der Schusterjunge; wenn i nur a schon de Schläg hätt'.

17 Der Krug kann ganz bleiben; wenn du ihn vom Dach wirfst, und er kann entzwei gehen, wenn du ihn vom Tisch fallen lässt.

18 Der Krug richtet mehr Menschen hin als der Krieg.Parömiakon, 1451.

19 Der unbeschlagene Krug gehört für den Schergen und Schinder.Graf, 46.

Gewisse Beschäftigungen galten im Mittelalter für ehrlos; so war der Scharfrichter seit Aufnahme des römischen Rechts ohne Ehre, von jeder guten Gesellschaft ausgeschlossen und, wohin er kam, als ehrlos behandelt. Jedermann mied ihn, und im Wirthshause erhielt er sein Getränk in einem unbeschlagenen Kruge.

20 Ein krug gehet so lang ghen wasser biss er zuletzt zerbricht.Franck, I, 76b; Tappius, 16b; Egenolff, 17b; Eyering, I, 504; Gruter, I, 16; Henisch, 494, 61; Petri, I, 99; Lehmann, II, 65, 148; Sutor, 562; Keller, 143a; Hollenberg, I, 10; Gaal, 1049; Fabricius, 86; Bücking, 146; Blum, 161; Pistor., VII, 55; Günther, 2; Hermann, III, 4; Siebenkees, 261; Müller, 14, 4; Mayer, II, 215; Meinau, 265; Steiger, 450; Ramann, II. Pred., I, 334; Ramann, Unterr., I, 27; Körte, 3571 u. 4484; Sailer, 271; Eiselein, 398; Simrock, 5986; Lohrengel, I, 153; Braun, I, 2031; Reinsberg III, 141-142; Latendorf II, 17; für Waldeck: Firmenich, I, 325, 7.

Unter diesem Titel erschien 1802 zu Regensburg ein Lustspiel von J. F. Jünger. Ein Aufsatz über dies Sprichwort befindet sich in der Neuen Monatschrift (Jauer 1801, S. 61). – Erstens: Alles in der Welt erreicht einmal sein Ende, man mag es noch so lange gebrauchen. Dann: Eine Sünde wird so lange begangen, bis ihr endlich die Strafe nachfolgt. „Wist jr, wie das alt Sprichwort redt: Der Krug so lang zum Brunnen geht, bis er endlich geht zu Drümmern.“ (H. Sachs, III, V, 1.) „Der Krug so lang zu wasser geet, biss er einmal zurbrochen steet.“ (Teuerdank, Augspurg MDXXXVII, LXXII, 1.) „Der krug geht lang, wie man auch spricht, zum wasser, biss dass er zerbricht.“ (Waldis, II, 10, 33.) „Der krug viel jar zum wasser geht, kompt offt wieder, wenn's wol thut glücken; aufs letst geht er endlich zu stücken.“ (Waldis, II, 34, 24.) Als einem hochgestellten Beamten sein Fürst einst mit diesem Sprichwort die Entlassung aus dem Amte andeutete, wenn er sein Geschäft nicht sorgfältiger wahrnehme, erwiderte er: „Mein Krug geht nie zu Wasser, immer nur zu Wein.“ Die Magyaren haben dafür das Sprichwort: Der Kürbis schwimmt so lange auf dem Wasser, bis er untersinkt. (Erasm. Schwab, Land und Leute in Ungarn, Leipzig 1865, S. 216.) Die Spanier: Der Krug, der oft zur Quelle geht, muss einmal zerbrechen. Die Perser: Bricht der Krug heute nicht, so bricht er morgen. Die Neugriechen: Der Krug geht oft zum Brunnen und einmal nicht. Die Engländer: Der Krug geht nicht so oft zum Brunnen, ohne nicht zuletzt zerbrochen nach Hause zu kommen. Die Türken: Die Wasserflasche ist auf dem Wege zum Wasserholen zerbrochen. Die Litauer: Der Topf trägt Wasser, bis seine Zeit kommt. Die Kleinrussen: Der Topf pflegt nach Wasser zu gehen, bis ihm dort der Henkel zerbricht. (Reinsberg III, 142.)

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[[821]/0827] 13 Wer eine Kröte fressen will, muss sie nicht lange besehen. 14 Wer eine Kröte im Netz, hat schlecht gefischt. Holl.: Wat quader visch is pedde. (Tunn. 24, 21.) Lat.: Si bufo piscis, quam detestabilis id scis. (Fallersleben, 750.) 15 Wer gern Kröten spiesset, der kriegt jhr genug zu spiessen. – Petri, II, 712. 16 Wer Kröten isset, der tröste sich des Giffts. – Petri, II, 730. 17 Wî a soach, doass sich oalle fîr'm forchta, do krîchte d' Krête Geft. – Peter, 449. Der Muth stieg ihm. *18 Dem Krät mine Dochter. – Frischbier2, 2204. Ausruf beim Stechen der Karte des Gegners. In Litauen: Dem Kêrl mine Dochter. *19 Die Krete hot Gifft kriegt. – Robinson, 295; Gomolcke, 331. Der Bösewicht ist gereizt worden. *20 Er thut's einer Kröte zuvor. (Surinam.) Die, wie oft sie auch vertrieben, immer wiederkehrt. *21 Es liegt eine Kröte im Boden. *22 Krot als egdess. (S. Gaul 93, Gurr 4, Katze 845 und Maus.) – Tappius, 116a. *23 Kröte, wilstu reeffen? – Robinson, 678. *24 'S ne eterbös'ge (eiterböse) Kröte. (Leipzig.) Wird besonders von kleinen, zänkischen und sehr boshaften Personen gebraucht. *25 Wenn die Kröten fliegen werden. Dann z. B. werden sich gemeine Seelen zu edeln Handlungen erheben. (S. Nimmerstag.) Krücke. 1 Der an Krücken geht, spottet über den Stelzfuss. – Altmann VI, 336; Reinsberg IV, 49. 2 Der Krücke von Eisen muss das Rohr weichen. 3 Krück un Avenstaker. „Allerlei Gesindel und Bettlervolk“, wie Dähnert (257b) bemerkt. 4 Seine Krücke liegt im Ofen. „Die krück nu gar in ofen leit.“ (Schade, I, 90, 388.) 5 Wer an Krücken geht, muss sich nicht unter die Tänzer mischen. 6 Zwei Krücken sind noch lange kein gesundes Bein. Dennoch behaupten die Russen: An einer goldenen Krücke geht der Lahme schneller als der Arme auf zwei gesunden Beinen. (Reinsberg II, 113.) *7 Das ist über die Krücke. (Schles.) Ausruf, wenn etwas alles Mass zu überschreiten scheint. *8 Einem auf die Krücken helfen. (Osnabrück.) Einen arm machen, oder auch so schlecht heilen, dass er an Krücken gehen muss. *9 Es geht ihm auf Krücken. (Jüd.-deutsch. Brody.) D. h. sehr schlecht. *10 Ist die Krücke geschmiert? Bist du zum Mitgehen bereit? *11 Mit einer goldenen Krücke prahlen. Schwed.: Präla medh Gullkryckia. (Grubb, 674.) *12 Mit Krücken fliegen wollen. – Altmann IV, 523. Krüddelig. * Hä ess esu krüddelig wie en Ei. (Bedburg.) Zur Bezeichnung grosser Reizbarkeit sind mir aus Bedburg neben der vorstehenden Redensart noch folgende zugegangen: Dem ess em Ogenblick der Komp geschwollen. Dä ess glech wie a Pöttchen Heff. Dä flög glech en de Kett. Hä es glech em Harnisch. Hä ess glech esu geck wie e Korerad. Krug. 1 Auf einen solchen Krug gehöret eine solche Stürze. – Herberger, Herzpostilla, I, 566. 2 Aus ledigen (leeren) Krügen ist nicht gut trinken. – Petri, II, 29. 3 Auss irdenen Krügen trinkt man selten Gifft. – Henisch, 1620, 52; Petri, II, 29. 4 Dä Krog geht asû lang zo d'r Baage bös 'ä brech d'r Hals od'r d'r Kraag. (Euskirchen.) – Firmenich, I, 509, 4. 5 Da Kroug gêt asou lang zei Bassa (in das Wasser) poss a necht en Hals brecht. (Ungar. Bergland.) – Schröer. 6 De Kraug geit sau lange tau Wâter, bet he brekt. – Schambach, 166; Hauskalender, I; Kern, 1023. 7 Dem Kruge, der wider den Stein stösst, bekommt's übel. 8 Der beste Krug verliert einmal den Henkel. 9 Der eine zerbricht den Krug und der andere bekommt die Scherben. Engl.: When Tom's pitcher is broken, I shall have the sheards. (Bohn II, 60.) 10 Der Krug gehet so lang zu wasser, biss er verbricht, bevorab wenn jhn ein Narr tregt. – Lehmann, 580, 4. 11 Der Krug gehet so lange zum Bach, bis er bricht Hals oder Krag. (Eifel.) – Schmitz, 184, 31; Reinsberg III, 141. 12 Der Krug geht so lange zur Tränk, bis er bricht Hals oder Henk. (Eifel.) – Schmitz, 184, 30. 13 Der Krug geht zum Brunnen, was will die Scherbe dort. 14 Der Krug gieht su lange zum Burne, biss der Henkel bricht. – Robinson, 256; Gomolcke, 235; Frommann, III, 242, 22. 15 Der krug gieng so lang zur bach, bis er zuletzt zerbrach. – Tappius, 17a; Egenolff, 17b. 16 Der Krug ist entzwei, sagte der Schusterjunge; wenn i nur a schon de Schläg hätt'. 17 Der Krug kann ganz bleiben; wenn du ihn vom Dach wirfst, und er kann entzwei gehen, wenn du ihn vom Tisch fallen lässt. 18 Der Krug richtet mehr Menschen hin als der Krieg. – Parömiakon, 1451. 19 Der unbeschlagene Krug gehört für den Schergen und Schinder. – Graf, 46. Gewisse Beschäftigungen galten im Mittelalter für ehrlos; so war der Scharfrichter seit Aufnahme des römischen Rechts ohne Ehre, von jeder guten Gesellschaft ausgeschlossen und, wohin er kam, als ehrlos behandelt. Jedermann mied ihn, und im Wirthshause erhielt er sein Getränk in einem unbeschlagenen Kruge. 20 Ein krug gehet so lang ghen wasser biss er zuletzt zerbricht. – Franck, I, 76b; Tappius, 16b; Egenolff, 17b; Eyering, I, 504; Gruter, I, 16; Henisch, 494, 61; Petri, I, 99; Lehmann, II, 65, 148; Sutor, 562; Keller, 143a; Hollenberg, I, 10; Gaal, 1049; Fabricius, 86; Bücking, 146; Blum, 161; Pistor., VII, 55; Günther, 2; Hermann, III, 4; Siebenkees, 261; Müller, 14, 4; Mayer, II, 215; Meinau, 265; Steiger, 450; Ramann, II. Pred., I, 334; Ramann, Unterr., I, 27; Körte, 3571 u. 4484; Sailer, 271; Eiselein, 398; Simrock, 5986; Lohrengel, I, 153; Braun, I, 2031; Reinsberg III, 141-142; Latendorf II, 17; für Waldeck: Firmenich, I, 325, 7. Unter diesem Titel erschien 1802 zu Regensburg ein Lustspiel von J. F. Jünger. Ein Aufsatz über dies Sprichwort befindet sich in der Neuen Monatschrift (Jauer 1801, S. 61). – Erstens: Alles in der Welt erreicht einmal sein Ende, man mag es noch so lange gebrauchen. Dann: Eine Sünde wird so lange begangen, bis ihr endlich die Strafe nachfolgt. „Wist jr, wie das alt Sprichwort redt: Der Krug so lang zum Brunnen geht, bis er endlich geht zu Drümmern.“ (H. Sachs, III, V, 1.) „Der Krug so lang zu wasser geet, biss er einmal zurbrochen steet.“ (Teuerdank, Augspurg MDXXXVII, LXXII, 1.) „Der krug geht lang, wie man auch spricht, zum wasser, biss dass er zerbricht.“ (Waldis, II, 10, 33.) „Der krug viel jar zum wasser geht, kompt offt wieder, wenn's wol thut glücken; aufs letst geht er endlich zu stücken.“ (Waldis, II, 34, 24.) Als einem hochgestellten Beamten sein Fürst einst mit diesem Sprichwort die Entlassung aus dem Amte andeutete, wenn er sein Geschäft nicht sorgfältiger wahrnehme, erwiderte er: „Mein Krug geht nie zu Wasser, immer nur zu Wein.“ Die Magyaren haben dafür das Sprichwort: Der Kürbis schwimmt so lange auf dem Wasser, bis er untersinkt. (Erasm. Schwab, Land und Leute in Ungarn, Leipzig 1865, S. 216.) Die Spanier: Der Krug, der oft zur Quelle geht, muss einmal zerbrechen. Die Perser: Bricht der Krug heute nicht, so bricht er morgen. Die Neugriechen: Der Krug geht oft zum Brunnen und einmal nicht. Die Engländer: Der Krug geht nicht so oft zum Brunnen, ohne nicht zuletzt zerbrochen nach Hause zu kommen. Die Türken: Die Wasserflasche ist auf dem Wege zum Wasserholen zerbrochen. Die Litauer: Der Topf trägt Wasser, bis seine Zeit kommt. Die Kleinrussen: Der Topf pflegt nach Wasser zu gehen, bis ihm dort der Henkel zerbricht. (Reinsberg III, 142.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [821]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/827>, abgerufen am 24.11.2024.