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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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[Spaltenumbruch] 5 Wer in den Kuhdreck fällt, muss ihn nicht schelten, wenn die Nase darin abgedruckt ist.

*6 Der denkt, Kuhdreck ist sein Vetter.

*7 Wie kommt Kuhdreck an den Balken. (Rottenburg.)

Wie ein so ungeeigneter, unfähiger, unwürdiger Mensch in dieses Amt!


Küherschwein.

* Mit Küherschweinen, Müllerassen und Wirthstöchtern muss man sehen, wie man es macht. - Jer. Gotthelf, Erzählungen, I, 285.

Küher, auch Kühjer, Kühyer = Viehwärter, d. i. Eigenthümer einer Heerde Kühe, deren Futter er sowol im Sommer als besonders im Winter von den Landleuten pachtet; in weiterm Sinne aber jeder Viehwärter, der sich das ganze Jahr ausschliesslich mit der Sennerei beschäftigt, er mag dann eine eigene Alp, eigen Futter haben, oder nicht; endlich jeder, der mit Molken umgeht. Das Wort "Küher", in der ältern Schweizersprache "Kühgehiger", ward in frühern Zeiten oft als Spottname für die Schweizer gebraucht und hat Anlass zu vielen Fehden gegeben. (Vgl. Stalder, II, 142.)


Kühethor.

* Einem das Kühethor weisen.

"Wenn ein Gesinde nicht will gehorsam sein, so weise man ihm das Kühethor und schlage sie mit der Thür für den Hindern." (Coler, 220a.)


Kuhfenster.

*1 Einem das Kuhfenster zeigen. - Schöpf, 349; Schmeller, II, 274.

*2 Er hod's Küehfensta troffa. - Zaupser, 35; Schmeller, I, 545.

Er hat den Zweck verfehlt. Klein vermuthet, weil die Kuhställe keine eigentlichen Fenster haben. Hochdeutsch bei Mathesy 194b; auch Ayrer, I, 351, 34b; V, 3259, 31. In einem Flugblatte aus dem Jahre 1621 klagt die Partei des geschlagenen Königs Friedrich von der Pfalz: "Es wird mit uns sein leider verloren. Das Kuhfenster wir treffen müssen aus ganz Pfalz." (Opel, 115, 105.) Vielleicht hat die Redensart aber auch die Bedeutung: sich fortbegeben, sich aus dem Staube machen. (Opel, 499.) - Mathesius (337b) schildert "das Leben vnd den zustand der Gottlosen Reichen vnnd der bösen Officirer vnnd Amptleute" dahin: "Sie leben in tag, sie laasens redlich vmbgehen, sauffen, fressen, kleiden sich scheinbarlich, haben alle Tage Stocknarren am Tische, Pfeiffer vnd Fiedler darneben, da plöcket man wie ein Waldesel, gumpt wie ein Mühlesel, schreyt wie ein Bawer; da gehet jedermann auff dem Kopffe, alle Tage Gesellschafft, Ladschafft, volle Kröpffe, guten muth, weil die Mühle vmbgehet, weil die Leute in bösen sachen Opffer vnd Hellküchlein zutragen; da ist kein trawrig noch verzagt Mensch. Die Fraw sauffet auch mit, fehret spatzieren, helt einen Crales nach dem andern, gehet auff alle Hochzeiten, muss jmmer newe Tracht haben. Knecht vnd Magd seufft auch mit etc., stilt wie ein Rabe, nimpt einen Kappen vnd hilfft ein Kloster verzehren. Also treibet man das Gütlein zu Boden. Alsdann wechst der Herr in die Schuld, er muss das Kühfenster treffen vnd entlauffen oder Pankrot machen oder ligt im Geleit." Mayer (II, 4 u. 156) hat die obige Redensart unter der Ueberschrift "Irren" mit den Redensarten: Er klopft nicht an der rechten Thür an. Er hat danebengeschossen und unter der Ueberschrift: "Ungeschicklichkeit" mit: Er setzt den Fleck neben das Loch, und ähnlichen Redensarten zusammengestellt.


Kuhfladen.

Kuhfladen sind kein Sohlenleder.

Holl.: Leg me die zolen onder de schoenen, zei Govert tegen zijn schoenlapper, en hij bragt hem twee gedroogde koe stronten. (Harrebomee, 424a.)


Kuhfleisch.

1 An altem Kühfleisch kocht man lange (ist lange Kochens). - Lehmann, 32, 21; Braun, I, 2069; Eiselein, 402; Simrock, 6061.

In schwierigen, verwickelten Angelegenheiten ist lange zu berathschlagen.

2 Alt Kühfleisch vnnd Kalbfleisch sieden nimmer gleich. - Lehmann, 145, 74.

3 Ein stück Kuhfleisch ist auch beim Lichte schön.

4 Kühefleisch in gelber Brühe, ein Ritter ohne Mühe, an diesen beiden ist verlohren, der Safferan vnd die gülden Sporn. - Lehmann, II, 315, 72; Simrock, 6062.

Ritter ohne Mühe nannte man diejenigen Ritter, welche entstehen, wenn ein König gewählt wird oder Lehen verleiht. (Graf, 40.) (S. Ritter.)

5 Wers Kuhfleisch isst, der wird tanzen. (Surinam.)

Lass den sich freuen, der Grund zur Freude hat. Wie kann ich lustig sein, der ich keine Ursache dazu habe?


[Spaltenumbruch]
Kuhhandel.

Zum Chühandel brucht me drü Auge. (Luzern.)


Kuhhaut.

*1 Das hat auf keiner Kuhhaut Platz.

*2 Das ist auf keine Kuhhaut zu schreiben. - Weinhold, 49 u. 87; Holtei, Eselsfresser, I, 176.

*3 Den sollt man in einer alten Kuhhaut herumfahren (herumfummeln). (Nürtingen.)

Anspielung auf das bekannte Kuhhautschleifen als Verschärfung der Todesstrafe.

*4 Er schreibt es auf die grosse Kuhhaut.

Merkt es für spätere Abrechnung.


Kuhheerde.

De koherde unde de sweine blaset sik selfvest aut dem Dorp. (Lübben.)


Kuhhirt.

1 Des Kuhhirten Frau putzt sich abends.

S. Abends 3. Die Erklärung, die sich dort findet, wird von Fr. Hasenow für ungenügend gehalten. Er sagt: "Des Kuhhirten Frau hat mit den Kühen gar nichts zu thun; sie putzt sich aber abends, weil dann ihr Mann, der den Tag über mit den Kühen auf der Weide ist, erst zu Hause kommt. Da denkt sie also: Der mich liebt, der sieht mich nicht, nach den andern frag' ich nicht; aber für ihren Mann wirft sie sich in Staat, um ihm zu gefallen. In Pommern sagt man dasselbe von den Schäferfrauen (s. d.). Beim Kuhhirten ist an Stallfütterung und Kuhwirthschaft im Hause, mit der die Frau den Tag über zu thun haben soll, nicht zu denken. Ironisch kommt allerdings auf eine Wirthin, die erst spät am Tage dazu kommt, sich zu säubern, vor: Se is as de Scheperfrugens."

2 Vormals Kuhhirt, nun Geisshirt. - Eiselein, 402.

Die Franzosen bezeichnen auch den entgegengesetzten Wechsel: Hier vacher, huy (aujourd'hui) chevalier. (Leroux, II, 59.)

Lat.: Bubulcus antea, nunc caprarius. (Eiselein, 402.)

*3 Den Kuhhirt von Ulm zum Muster nehmen. - Auerbach, Dorfgeschichten, III, 314.

*4 Er macht a ulmer Kühhirta. - Nefflen, 458.

Er nimmt seine Entlassung, weil er weiss, dass er abgesetzt wird.


Kuhhorn.

* In ein Kuhhorn blasen.

"Van den zarten brödern der Jesuwidren, de dar mit den Papisten in eine Kohehorn geblasen." (Nic. Gryse, in der Vorrede zum Spegel.)


Kuhkopf.

Wer den Kuhkopf isst, den starren die Augen an. (Surinam.)

Aber bange machen gilt nicht.


Kuhle.

Kühl in de Backen, Schelm innen Nacken. (Oldenburg.) - Goldschmidt, 70; Diermissen, 194; Weserzeitung, 4077.

Die Grübchen in den Wangen, welche die Städter für eine Schönheit halten, gefallen dem oldenburger Landmann nicht; er traut dem nicht, der ihm stets ein solches Grübchen, d. i. ein lächelndes Gesicht zeigt. - Kuhle = Grube, Sand- und Lehmkuhle, Kühlken = Grübchen, in den Wangen und im Kinn. (Richey.)


Kühlein.

* Um keine Kühle (würd ich das thun). (Nürtingen.)


Kühlen.

1 Es kühlt etwas, sagte der Reiher, und sass hinter einer Binse.

Prahlerei. Viel Kühlung kann eine Binse dem Reiher wol nicht gewähren, dennoch erkennt er dankbar auch den geringen Schutz an.

2 Mancher kült, das jhn nicht brennt. - Petri, II, 451.

3 Wer da kült, das jhm nicht brennt, der muss offt frembde rauch vnd hitze leiden. - Henisch, 502, 10; Petri, II, 689.

*4 Dar kühlt und nimmt oh de Hitze. (Oberlausitz.)

Damit empfehlen classische Trinker den Branntwein für alle Zustände und gegen alle Uebel.

*5 Er kühlt den Wein im Glühofen.


Kühlkopf.

Me muss iesch Kühlkopp wärde, ieh mer Hoppte leikter wird. (Bedburg.)


Kühloch.

* Einem das Kühloch weisen. - Theatrum Diabolorum, 442a.


Kühlung.

Es ist viel külung vbers Zorns hitze im Wein- oder Bierfass. - Lehmann, 926, 50.


[Spaltenumbruch] 5 Wer in den Kuhdreck fällt, muss ihn nicht schelten, wenn die Nase darin abgedruckt ist.

*6 Der denkt, Kuhdreck ist sein Vetter.

*7 Wie kommt Kuhdreck an den Balken. (Rottenburg.)

Wie ein so ungeeigneter, unfähiger, unwürdiger Mensch in dieses Amt!


Küherschwein.

* Mit Küherschweinen, Müllerassen und Wirthstöchtern muss man sehen, wie man es macht.Jer. Gotthelf, Erzählungen, I, 285.

Küher, auch Kühjer, Kühyer = Viehwärter, d. i. Eigenthümer einer Heerde Kühe, deren Futter er sowol im Sommer als besonders im Winter von den Landleuten pachtet; in weiterm Sinne aber jeder Viehwärter, der sich das ganze Jahr ausschliesslich mit der Sennerei beschäftigt, er mag dann eine eigene Alp, eigen Futter haben, oder nicht; endlich jeder, der mit Molken umgeht. Das Wort „Küher“, in der ältern Schweizersprache „Kühgehiger“, ward in frühern Zeiten oft als Spottname für die Schweizer gebraucht und hat Anlass zu vielen Fehden gegeben. (Vgl. Stalder, II, 142.)


Kühethor.

* Einem das Kühethor weisen.

„Wenn ein Gesinde nicht will gehorsam sein, so weise man ihm das Kühethor und schlage sie mit der Thür für den Hindern.“ (Coler, 220a.)


Kuhfenster.

*1 Einem das Kuhfenster zeigen.Schöpf, 349; Schmeller, II, 274.

*2 Er hod's Küehfensta troffa.Zaupser, 35; Schmeller, I, 545.

Er hat den Zweck verfehlt. Klein vermuthet, weil die Kuhställe keine eigentlichen Fenster haben. Hochdeutsch bei Mathesy 194b; auch Ayrer, I, 351, 34b; V, 3259, 31. In einem Flugblatte aus dem Jahre 1621 klagt die Partei des geschlagenen Königs Friedrich von der Pfalz: „Es wird mit uns sein leider verloren. Das Kuhfenster wir treffen müssen aus ganz Pfalz.“ (Opel, 115, 105.) Vielleicht hat die Redensart aber auch die Bedeutung: sich fortbegeben, sich aus dem Staube machen. (Opel, 499.) – Mathesius (337b) schildert „das Leben vnd den zustand der Gottlosen Reichen vnnd der bösen Officirer vnnd Amptleute“ dahin: „Sie leben in tag, sie laasens redlich vmbgehen, sauffen, fressen, kleiden sich scheinbarlich, haben alle Tage Stocknarren am Tische, Pfeiffer vnd Fiedler darneben, da plöcket man wie ein Waldesel, gumpt wie ein Mühlesel, schreyt wie ein Bawer; da gehet jedermann auff dem Kopffe, alle Tage Gesellschafft, Ladschafft, volle Kröpffe, guten muth, weil die Mühle vmbgehet, weil die Leute in bösen sachen Opffer vnd Hellküchlein zutragen; da ist kein trawrig noch verzagt Mensch. Die Fraw sauffet auch mit, fehret spatzieren, helt einen Crales nach dem andern, gehet auff alle Hochzeiten, muss jmmer newe Tracht haben. Knecht vnd Magd seufft auch mit etc., stilt wie ein Rabe, nimpt einen Kappen vnd hilfft ein Kloster verzehren. Also treibet man das Gütlein zu Boden. Alsdann wechst der Herr in die Schuld, er muss das Kühfenster treffen vnd entlauffen oder Pankrot machen oder ligt im Geleit.“ Mayer (II, 4 u. 156) hat die obige Redensart unter der Ueberschrift „Irren“ mit den Redensarten: Er klopft nicht an der rechten Thür an. Er hat danebengeschossen und unter der Ueberschrift: „Ungeschicklichkeit“ mit: Er setzt den Fleck neben das Loch, und ähnlichen Redensarten zusammengestellt.


Kuhfladen.

Kuhfladen sind kein Sohlenleder.

Holl.: Leg me die zolen onder de schoenen, zei Govert tegen zijn schoenlapper, en hij bragt hem twee gedroogde koe stronten. (Harrebomée, 424a.)


Kuhfleisch.

1 An altem Kühfleisch kocht man lange (ist lange Kochens).Lehmann, 32, 21; Braun, I, 2069; Eiselein, 402; Simrock, 6061.

In schwierigen, verwickelten Angelegenheiten ist lange zu berathschlagen.

2 Alt Kühfleisch vnnd Kalbfleisch sieden nimmer gleich.Lehmann, 145, 74.

3 Ein stück Kuhfleisch ist auch beim Lichte schön.

4 Kühefleisch in gelber Brühe, ein Ritter ohne Mühe, an diesen beiden ist verlohren, der Safferan vnd die gülden Sporn.Lehmann, II, 315, 72; Simrock, 6062.

Ritter ohne Mühe nannte man diejenigen Ritter, welche entstehen, wenn ein König gewählt wird oder Lehen verleiht. (Graf, 40.) (S. Ritter.)

5 Wers Kuhfleisch isst, der wird tanzen. (Surinam.)

Lass den sich freuen, der Grund zur Freude hat. Wie kann ich lustig sein, der ich keine Ursache dazu habe?


[Spaltenumbruch]
Kuhhandel.

Zum Chühandel brucht me drü Auge. (Luzern.)


Kuhhaut.

*1 Das hat auf keiner Kuhhaut Platz.

*2 Das ist auf keine Kuhhaut zu schreiben.Weinhold, 49 u. 87; Holtei, Eselsfresser, I, 176.

*3 Den sollt man in einer alten Kuhhaut herumfahren (herumfummeln). (Nürtingen.)

Anspielung auf das bekannte Kuhhautschleifen als Verschärfung der Todesstrafe.

*4 Er schreibt es auf die grosse Kuhhaut.

Merkt es für spätere Abrechnung.


Kuhheerde.

De koherde unde de swîne blaset sik selfvest ût dem Dorp. (Lübben.)


Kuhhirt.

1 Des Kuhhirten Frau putzt sich abends.

S. Abends 3. Die Erklärung, die sich dort findet, wird von Fr. Hasenow für ungenügend gehalten. Er sagt: „Des Kuhhirten Frau hat mit den Kühen gar nichts zu thun; sie putzt sich aber abends, weil dann ihr Mann, der den Tag über mit den Kühen auf der Weide ist, erst zu Hause kommt. Da denkt sie also: Der mich liebt, der sieht mich nicht, nach den andern frag' ich nicht; aber für ihren Mann wirft sie sich in Staat, um ihm zu gefallen. In Pommern sagt man dasselbe von den Schäferfrauen (s. d.). Beim Kuhhirten ist an Stallfütterung und Kuhwirthschaft im Hause, mit der die Frau den Tag über zu thun haben soll, nicht zu denken. Ironisch kommt allerdings auf eine Wirthin, die erst spät am Tage dazu kommt, sich zu säubern, vor: Se is as de Schêperfrugens.“

2 Vormals Kuhhirt, nun Geisshirt.Eiselein, 402.

Die Franzosen bezeichnen auch den entgegengesetzten Wechsel: Hier vacher, huy (aujourd'hui) chevalier. (Leroux, II, 59.)

Lat.: Bubulcus antea, nunc caprarius. (Eiselein, 402.)

*3 Den Kuhhirt von Ulm zum Muster nehmen.Auerbach, Dorfgeschichten, III, 314.

*4 Er macht a ulmer Kühhirta.Nefflen, 458.

Er nimmt seine Entlassung, weil er weiss, dass er abgesetzt wird.


Kuhhorn.

* In ein Kuhhorn blasen.

„Van den zarten brödern der Jesuwidren, de dar mit den Papisten in eine Kohehorn geblasen.“ (Nic. Gryse, in der Vorrede zum Spegel.)


Kuhkopf.

Wer den Kuhkopf isst, den starren die Augen an. (Surinam.)

Aber bange machen gilt nicht.


Kuhle.

Kühl in de Backen, Schelm innen Nacken. (Oldenburg.) – Goldschmidt, 70; Diermissen, 194; Weserzeitung, 4077.

Die Grübchen in den Wangen, welche die Städter für eine Schönheit halten, gefallen dem oldenburger Landmann nicht; er traut dem nicht, der ihm stets ein solches Grübchen, d. i. ein lächelndes Gesicht zeigt. – Kuhle = Grube, Sand- und Lehmkuhle, Kühlken = Grübchen, in den Wangen und im Kinn. (Richey.)


Kühlein.

* Um keine Kühle (würd ich das thun). (Nürtingen.)


Kühlen.

1 Es kühlt etwas, sagte der Reiher, und sass hinter einer Binse.

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*4 Dar kühlt und nimmt oh de Hitze. (Oberlausitz.)

Damit empfehlen classische Trinker den Branntwein für alle Zustände und gegen alle Uebel.

*5 Er kühlt den Wein im Glühofen.


Kühlkopf.

Me muss iesch Kühlkopp wärde, ieh mer Hôppte leikter wird. (Bedburg.)


Kühloch.

* Einem das Kühloch weisen.Theatrum Diabolorum, 442a.


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[[847]/0853] 5 Wer in den Kuhdreck fällt, muss ihn nicht schelten, wenn die Nase darin abgedruckt ist. *6 Der denkt, Kuhdreck ist sein Vetter. *7 Wie kommt Kuhdreck an den Balken. (Rottenburg.) Wie ein so ungeeigneter, unfähiger, unwürdiger Mensch in dieses Amt! Küherschwein. * Mit Küherschweinen, Müllerassen und Wirthstöchtern muss man sehen, wie man es macht. – Jer. Gotthelf, Erzählungen, I, 285. Küher, auch Kühjer, Kühyer = Viehwärter, d. i. Eigenthümer einer Heerde Kühe, deren Futter er sowol im Sommer als besonders im Winter von den Landleuten pachtet; in weiterm Sinne aber jeder Viehwärter, der sich das ganze Jahr ausschliesslich mit der Sennerei beschäftigt, er mag dann eine eigene Alp, eigen Futter haben, oder nicht; endlich jeder, der mit Molken umgeht. Das Wort „Küher“, in der ältern Schweizersprache „Kühgehiger“, ward in frühern Zeiten oft als Spottname für die Schweizer gebraucht und hat Anlass zu vielen Fehden gegeben. (Vgl. Stalder, II, 142.) Kühethor. * Einem das Kühethor weisen. „Wenn ein Gesinde nicht will gehorsam sein, so weise man ihm das Kühethor und schlage sie mit der Thür für den Hindern.“ (Coler, 220a.) Kuhfenster. *1 Einem das Kuhfenster zeigen. – Schöpf, 349; Schmeller, II, 274. *2 Er hod's Küehfensta troffa. – Zaupser, 35; Schmeller, I, 545. Er hat den Zweck verfehlt. Klein vermuthet, weil die Kuhställe keine eigentlichen Fenster haben. Hochdeutsch bei Mathesy 194b; auch Ayrer, I, 351, 34b; V, 3259, 31. In einem Flugblatte aus dem Jahre 1621 klagt die Partei des geschlagenen Königs Friedrich von der Pfalz: „Es wird mit uns sein leider verloren. Das Kuhfenster wir treffen müssen aus ganz Pfalz.“ (Opel, 115, 105.) Vielleicht hat die Redensart aber auch die Bedeutung: sich fortbegeben, sich aus dem Staube machen. (Opel, 499.) – Mathesius (337b) schildert „das Leben vnd den zustand der Gottlosen Reichen vnnd der bösen Officirer vnnd Amptleute“ dahin: „Sie leben in tag, sie laasens redlich vmbgehen, sauffen, fressen, kleiden sich scheinbarlich, haben alle Tage Stocknarren am Tische, Pfeiffer vnd Fiedler darneben, da plöcket man wie ein Waldesel, gumpt wie ein Mühlesel, schreyt wie ein Bawer; da gehet jedermann auff dem Kopffe, alle Tage Gesellschafft, Ladschafft, volle Kröpffe, guten muth, weil die Mühle vmbgehet, weil die Leute in bösen sachen Opffer vnd Hellküchlein zutragen; da ist kein trawrig noch verzagt Mensch. Die Fraw sauffet auch mit, fehret spatzieren, helt einen Crales nach dem andern, gehet auff alle Hochzeiten, muss jmmer newe Tracht haben. Knecht vnd Magd seufft auch mit etc., stilt wie ein Rabe, nimpt einen Kappen vnd hilfft ein Kloster verzehren. Also treibet man das Gütlein zu Boden. Alsdann wechst der Herr in die Schuld, er muss das Kühfenster treffen vnd entlauffen oder Pankrot machen oder ligt im Geleit.“ Mayer (II, 4 u. 156) hat die obige Redensart unter der Ueberschrift „Irren“ mit den Redensarten: Er klopft nicht an der rechten Thür an. Er hat danebengeschossen und unter der Ueberschrift: „Ungeschicklichkeit“ mit: Er setzt den Fleck neben das Loch, und ähnlichen Redensarten zusammengestellt. Kuhfladen. Kuhfladen sind kein Sohlenleder. Holl.: Leg me die zolen onder de schoenen, zei Govert tegen zijn schoenlapper, en hij bragt hem twee gedroogde koe stronten. (Harrebomée, 424a.) Kuhfleisch. 1 An altem Kühfleisch kocht man lange (ist lange Kochens). – Lehmann, 32, 21; Braun, I, 2069; Eiselein, 402; Simrock, 6061. In schwierigen, verwickelten Angelegenheiten ist lange zu berathschlagen. 2 Alt Kühfleisch vnnd Kalbfleisch sieden nimmer gleich. – Lehmann, 145, 74. 3 Ein stück Kuhfleisch ist auch beim Lichte schön. 4 Kühefleisch in gelber Brühe, ein Ritter ohne Mühe, an diesen beiden ist verlohren, der Safferan vnd die gülden Sporn. – Lehmann, II, 315, 72; Simrock, 6062. Ritter ohne Mühe nannte man diejenigen Ritter, welche entstehen, wenn ein König gewählt wird oder Lehen verleiht. (Graf, 40.) (S. Ritter.) 5 Wers Kuhfleisch isst, der wird tanzen. (Surinam.) Lass den sich freuen, der Grund zur Freude hat. Wie kann ich lustig sein, der ich keine Ursache dazu habe? Kuhhandel. Zum Chühandel brucht me drü Auge. (Luzern.) Kuhhaut. *1 Das hat auf keiner Kuhhaut Platz. *2 Das ist auf keine Kuhhaut zu schreiben. – Weinhold, 49 u. 87; Holtei, Eselsfresser, I, 176. *3 Den sollt man in einer alten Kuhhaut herumfahren (herumfummeln). (Nürtingen.) Anspielung auf das bekannte Kuhhautschleifen als Verschärfung der Todesstrafe. *4 Er schreibt es auf die grosse Kuhhaut. Merkt es für spätere Abrechnung. Kuhheerde. De koherde unde de swîne blaset sik selfvest ût dem Dorp. (Lübben.) Kuhhirt. 1 Des Kuhhirten Frau putzt sich abends. S. Abends 3. Die Erklärung, die sich dort findet, wird von Fr. Hasenow für ungenügend gehalten. Er sagt: „Des Kuhhirten Frau hat mit den Kühen gar nichts zu thun; sie putzt sich aber abends, weil dann ihr Mann, der den Tag über mit den Kühen auf der Weide ist, erst zu Hause kommt. Da denkt sie also: Der mich liebt, der sieht mich nicht, nach den andern frag' ich nicht; aber für ihren Mann wirft sie sich in Staat, um ihm zu gefallen. In Pommern sagt man dasselbe von den Schäferfrauen (s. d.). Beim Kuhhirten ist an Stallfütterung und Kuhwirthschaft im Hause, mit der die Frau den Tag über zu thun haben soll, nicht zu denken. Ironisch kommt allerdings auf eine Wirthin, die erst spät am Tage dazu kommt, sich zu säubern, vor: Se is as de Schêperfrugens.“ 2 Vormals Kuhhirt, nun Geisshirt. – Eiselein, 402. Die Franzosen bezeichnen auch den entgegengesetzten Wechsel: Hier vacher, huy (aujourd'hui) chevalier. (Leroux, II, 59.) Lat.: Bubulcus antea, nunc caprarius. (Eiselein, 402.) *3 Den Kuhhirt von Ulm zum Muster nehmen. – Auerbach, Dorfgeschichten, III, 314. *4 Er macht a ulmer Kühhirta. – Nefflen, 458. Er nimmt seine Entlassung, weil er weiss, dass er abgesetzt wird. Kuhhorn. * In ein Kuhhorn blasen. „Van den zarten brödern der Jesuwidren, de dar mit den Papisten in eine Kohehorn geblasen.“ (Nic. Gryse, in der Vorrede zum Spegel.) Kuhkopf. Wer den Kuhkopf isst, den starren die Augen an. (Surinam.) Aber bange machen gilt nicht. Kuhle. Kühl in de Backen, Schelm innen Nacken. (Oldenburg.) – Goldschmidt, 70; Diermissen, 194; Weserzeitung, 4077. Die Grübchen in den Wangen, welche die Städter für eine Schönheit halten, gefallen dem oldenburger Landmann nicht; er traut dem nicht, der ihm stets ein solches Grübchen, d. i. ein lächelndes Gesicht zeigt. – Kuhle = Grube, Sand- und Lehmkuhle, Kühlken = Grübchen, in den Wangen und im Kinn. (Richey.) Kühlein. * Um keine Kühle (würd ich das thun). (Nürtingen.) Kühlen. 1 Es kühlt etwas, sagte der Reiher, und sass hinter einer Binse. Prahlerei. Viel Kühlung kann eine Binse dem Reiher wol nicht gewähren, dennoch erkennt er dankbar auch den geringen Schutz an. 2 Mancher kült, das jhn nicht brennt. – Petri, II, 451. 3 Wer da kült, das jhm nicht brennt, der muss offt frembde rauch vnd hitze leiden. – Henisch, 502, 10; Petri, II, 689. *4 Dar kühlt und nimmt oh de Hitze. (Oberlausitz.) Damit empfehlen classische Trinker den Branntwein für alle Zustände und gegen alle Uebel. *5 Er kühlt den Wein im Glühofen. Kühlkopf. Me muss iesch Kühlkopp wärde, ieh mer Hôppte leikter wird. (Bedburg.) Kühloch. * Einem das Kühloch weisen. – Theatrum Diabolorum, 442a. Kühlung. Es ist viel külung vbers Zorns hitze im Wein- oder Bierfass. – Lehmann, 926, 50.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [847]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/853>, abgerufen am 24.11.2024.