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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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[Spaltenumbruch] 216 Wer nur ein paar Fuss Land besitzt, dem sind sie doppelt lieb.

Die Russen: Man achtet sein Land weniger, wenn man tausend, als wenn man blos zehn Desjatinen (Morgen) besitzt. (Altmann V, 100.)

217 Wer sein Land bestellt, säet (pflanzt) in Gottes Hand.

Span.: Quien sembra en Dios espera. (Bohn II, 40.)

218 Wer sein Land nicht bescheisst (düngt), wird von seinem Lande beschissen.

Holl.: Wie zijn land niet bestruivet, wordt ervan besch .... (Harrebomee, II, 8.)

219 Wer stets in einem Lande wont, der weiss, woher der Wind weht. - Eyering, III, 502.

220 Wer über Land und Leute wachen soll, der kann nicht die ganze Nacht schlafen.

Friedrich der Weise, dem es ein Ernst mit seiner Regentenpflicht war, hatte das obige Wort an die Wand seines Schlafzimmers schreiben lassen; und darunter: Dir ist dein Sparta zugetheilt worden, das schmücke. (Murner in Callenberg, Ueber Friedrich den Weisen.)

221 Wer von fernem lande leugt, der leugt mit gewalt. - Tappius, 227a; Lehmann, II, 852, 350; Simrock, 6649; Sailer, 125.

Lat.: Deos absentes testes facit. (Tappius, 227a.)

222 Wer wissentlich eines andern Land ehrt, verliert seine Arbeit. - Graf, 75, 68.

Wer wissentlich fremden Acker rechtswidrig benutzt, der verliert Saat und Arbeit.

Mhd.: Wie wetende eens anders lant oret, die verlieset sijn arbeit. (Holl. Sachsenspiegel, 33, 25.)

223 Wessen das Land ist, dess ist auch die Religion.

Aus der Zeit, in der es in Deutschland noch viertehalbhundert grössere und kleinere Souveräne gab, aus dem letzten Viertel des 17. Jahrhundert, wo bald dieser, bald jener Landesfürst seine Unterthanen ihres Glaubens wegen verfolgte und wo sehr häufig der Glaubenswechsel des Landesherrn den seiner Unterthanen zur Folge hatte. (Vgl. Land und Leute in der Union, von Ad. Douai, Berlin 1864, S. 197.)

224 Wie das Land ist, also die Leute.

Lat.: Mores hominum regioni respondent. (Hauer, Miij2; Philippi, I, 255; Seybold, 316.)

225 Wie Land, so Volk.

Dän.: Hart land, hart folk. (Prov. dan., 172.)

226 Wie viel land, so viel tand. - Franck, I, 76b; Lehmann, II, 855, 410.

227 Wir han das land, Wissberg die Schand. - Gottfrid, 775a.

228 Wo das land voller blinden ist, da ist der einäugig König. - Henisch, 420, 62.

*229 Auer Lun an Lidj bring. (Nordfries.)

Ueber Land und Leute bringen, d. h. berüchtigt machen.

*230 Auf eines andern Land grasen.

Holl.: Zij grazen in eens anders land. (Harrebomee, II, 8.)

*231 Auf trockenem Lande fischen.

".... Vnd auf trocknem Land oder in trübem Wasser gefischt hatten." (Gottfried, 792a.)

*232 Aus einem Lande ins andere gehen.

*233 Ausgewandert alle Länder ün heimgekümmen uhn (ohne) Hemder. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Von denen, die nutz-, verstand- und zwecklos in der Welt herumlaufen.

*234 Darum geht noch kein Land verloren.

*235 Das Land durchziehen wie eine Laus den Pelz.

"Es seindt etliche, die durchziehen das Landt gleich wie eine Lauss ein alten Beltz." (Geiler, Nsch., 34, in Kloster, I, 414.)

*236 Das Land steht auf zwei Augen.

Es regiert das einzige noch lebende Glied seines Fürstenhauses.

*237 Dat es et Lank, wo men vör der Honk "Rüe" sät. (Gladbach.) - Firmenich, III, 517, 66.

Das ist das Land, wo man für Hund "Rüe" sagt; scherzhafte Umschreibung für Westfalen.

*238 Dat Lank drät kene Wess. (Bedburg.)

*239 Des Landes not aussrichten. - Theatrum Diabolorum, 478a.

Klatschen, fraubasen.

*240 Ein Land verlieren, um ein Dorf zu gewinnen.

Dän.: At tabe et land, og vinde en lands bye. (Prov. dan., 542.)

*241 Einen des Landes verweisen.

Lat.: Aqua et igni interdicere. (Seybold, 32.)

[Spaltenumbruch] *242 Er darf nicht vom Lande stechen.

Nicht in See gehen. Um anzudeuten, dass jemand etwas nicht unternehmen darf.

*243 Er hat viel Land durch ein Kellerloch gesehen.

Von einem, der nicht vom Heimatsorte weggekommen ist, sagt man in der Schweiz: Er het vil Land dur e Källerloch g'seh. In demselben Sinne auch: Er het si nid wit useglo; wenn d' Mueter bachet, so kan er de Wegge, ase warm ha. Er ist en gewanderete Gsell, kunnt ali O be wider hei wie en Mülikare. (Sutermeister, 90.)

*244 Er hat weder Land noch Pfand.

*245 Er ist für sein kleines Land viel zu gross.

Von jemand, dessen Kraft in dem ihm angewiesenen Kreise nicht zur vollen Entwickelung kommen kann. Auch wol ironisch von denen, die mehr wollen, als sie vermögen.

*246 Er sagt von manchem Landt vnd Stadt, der er keins nie gesehen hat. - Eyering, II, 418.

*247 Er saugt das Land aus.

Holl.: Hij mergelt het land uit. (Harrebomee, II, 7.)

*248 Es ist ein Land, in dem einen die gebratenen Tauben ins Maul fliegen.

Frz.: C'est un pais de Cocagne. (Kritzinger, 149b.)

*249 Es ist ein Land, worin Milch und Honig fleusst.

Frz.: Une terre coulante de lait et de miel. (Kritzinger, 205b.)

Holl.: Het is een land, overvloeijende van melk en honig. (Harrebomee, II, 6.)

Lat.: Thasus bonorum est. (Philippi, II, 218.)

*250 Es ist ein schön Land, gebratene Aepfel sind das einzige Obst, das dort reif wird.

*251 Et öss nich blos e Hand voll, et öss dat ganze Land voll. - Frischbier2, 2286.

Nämlich voll heirathsfähiger und heirathslustiger Mädchen. Trostwort für einen, der einen Korb erhalten hat.

*252 Etwas ans Land ziehen. - Frischbier, 435; Frischbier2, 2284.

Sich eine Sache recht- oder unrechtmässig aneignen, namentlich beim Handel oder Spiel. Die Redensart gehört dem sogenannten Strandrecht an, nach welchem alle die Güter und Sachen der Schiffbrüchigen, die vom Meere ans Land gespült wurden, den Strandbewohnern gehörten. In manchen Strandkirchen wurde sogar Gott um einen gesegneten Strand, d. h. den Untergang einiger Schiffe angefleht. In den Königsbergschen Frag- und Anzeigungsnachrichten (1752, Nr. 14, S. 2) heisst es: "... Es wird dieses oder jenes vor Recht ausgegeben, so doch nicht Recht heissen mag, zum Exempel, dass den Ketzern kein Glauben zu halten sey, dass in Kriegszeiten alles ohne Unterschied freistehe, dass Gott den Strand segnen wolle u. s. w."

*253 He kumt in't Gelobte Land. (Holst.) - Schütze, III, 8.

Ironisch, um zu sagen: er kommt übel an, wahrscheinlich von den Kreuzzügen entstanden, die mitunter einen unglücklichen Ausgang nahmen.

Holl.: Hij kwam in het beloofde land. (Harrebomee, II, 6.)

*254 Ich merke Land (Grund).

An der Tafel, um anzudeuten, dass man gesättigt ist.

*255 Ich sehe Land.

Die Sache wird mir klar, meine Hoffnung erfüllt sich, bald wird's besser. Die Redensart wird angewandt, um nahe Hülfe, Rettung, Erlösung, Erreichung eines Ziels anzudeuten. Die Matrosen bedienen sich der Redensart, wenn der Mundvorrath zu Ende geht und sie den Boden der Speisekisten erblicken. Die alten Griechen brauchten es auch, um das Ende einer langen weitschweifigen Rede anzudeuten. Als Diogenes ein langes Buch vorlas und endlich dahin gekommen war, dass er das Ende sah, sagte er: Es steht gut, meine Freunde, ich sehe Land.

Holl.: Ik zie land. (Harrebomee, II, 7.)

Lat.: Iterum tranquillitatem vides. (Philippi, I, 215.) - Terram video. (Erasm., 894; Faselius, 254; Eiselein, 408; Wiegand, 3.)

*256 Im Lande der Hoffnungen leben.

Holl.: Hij leeft in het land van belofte. (Harrebomee, II, 327.)

*257 Jetzt bin ich in bekanntem Lande.

Holl.: Nu ben ik in bekend land. (Harrebomee, II, 7.)

*258 Land entdecken.

Holl.: Land ontdekken. (Harrebomee, II, 7.)

*259 Land gewinnen.

Zeit, Kraft, Grund, Boden zur Vertheidigung bekommen.

*260 Land, Land!

*261 Landt vnnd leut. - Pauli, Schimpff, VIIb.

*262 Nog ken Land seen. - Dähnert, 266a.

Noch nicht wissen, ob die Sache einen günstigen Verlauf haben werde.

[Spaltenumbruch] 216 Wer nur ein paar Fuss Land besitzt, dem sind sie doppelt lieb.

Die Russen: Man achtet sein Land weniger, wenn man tausend, als wenn man blos zehn Desjatinen (Morgen) besitzt. (Altmann V, 100.)

217 Wer sein Land bestellt, säet (pflanzt) in Gottes Hand.

Span.: Quien sembra en Dios espera. (Bohn II, 40.)

218 Wer sein Land nicht bescheisst (düngt), wird von seinem Lande beschissen.

Holl.: Wie zijn land niet bestruivet, wordt ervan besch .... (Harrebomée, II, 8.)

219 Wer stets in einem Lande wont, der weiss, woher der Wind weht.Eyering, III, 502.

220 Wer über Land und Leute wachen soll, der kann nicht die ganze Nacht schlafen.

Friedrich der Weise, dem es ein Ernst mit seiner Regentenpflicht war, hatte das obige Wort an die Wand seines Schlafzimmers schreiben lassen; und darunter: Dir ist dein Sparta zugetheilt worden, das schmücke. (Murner in Callenberg, Ueber Friedrich den Weisen.)

221 Wer von fernem lande leugt, der leugt mit gewalt.Tappius, 227a; Lehmann, II, 852, 350; Simrock, 6649; Sailer, 125.

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222 Wer wissentlich eines andern Land ehrt, verliert seine Arbeit.Graf, 75, 68.

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223 Wessen das Land ist, dess ist auch die Religion.

Aus der Zeit, in der es in Deutschland noch viertehalbhundert grössere und kleinere Souveräne gab, aus dem letzten Viertel des 17. Jahrhundert, wo bald dieser, bald jener Landesfürst seine Unterthanen ihres Glaubens wegen verfolgte und wo sehr häufig der Glaubenswechsel des Landesherrn den seiner Unterthanen zur Folge hatte. (Vgl. Land und Leute in der Union, von Ad. Douai, Berlin 1864, S. 197.)

224 Wie das Land ist, also die Leute.

Lat.: Mores hominum regioni respondent. (Hauer, Miij2; Philippi, I, 255; Seybold, 316.)

225 Wie Land, so Volk.

Dän.: Hart land, hart folk. (Prov. dan., 172.)

226 Wie viel land, so viel tand.Franck, I, 76b; Lehmann, II, 855, 410.

227 Wir han das land, Wissberg die Schand.Gottfrid, 775a.

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*229 Auer Lun an Lidj bring. (Nordfries.)

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*230 Auf eines andern Land grasen.

Holl.: Zij grazen in eens anders land. (Harrebomée, II, 8.)

*231 Auf trockenem Lande fischen.

„.... Vnd auf trocknem Land oder in trübem Wasser gefischt hatten.“ (Gottfried, 792a.)

*232 Aus einem Lande ins andere gehen.

*233 Ausgewandert alle Länder ün heimgekümmen uhn (ohne) Hemder. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Von denen, die nutz-, verstand- und zwecklos in der Welt herumlaufen.

*234 Darum geht noch kein Land verloren.

*235 Das Land durchziehen wie eine Laus den Pelz.

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*236 Das Land steht auf zwei Augen.

Es regiert das einzige noch lebende Glied seines Fürstenhauses.

*237 Dat es et Lank, wo men vör der Honk „Rüe“ sät. (Gladbach.) – Firmenich, III, 517, 66.

Das ist das Land, wo man für Hund „Rüe“ sagt; scherzhafte Umschreibung für Westfalen.

*238 Dat Lank drät kêne Wêss. (Bedburg.)

*239 Des Landes not aussrichten.Theatrum Diabolorum, 478a.

Klatschen, fraubasen.

*240 Ein Land verlieren, um ein Dorf zu gewinnen.

Dän.: At tabe et land, og vinde en lands bye. (Prov. dan., 542.)

*241 Einen des Landes verweisen.

Lat.: Aqua et igni interdicere. (Seybold, 32.)

[Spaltenumbruch] *242 Er darf nicht vom Lande stechen.

Nicht in See gehen. Um anzudeuten, dass jemand etwas nicht unternehmen darf.

*243 Er hat viel Land durch ein Kellerloch gesehen.

Von einem, der nicht vom Heimatsorte weggekommen ist, sagt man in der Schweiz: Er het vil Land dur e Källerloch g'seh. In demselben Sinne auch: Er het si nid wit useglo; wenn d' Mueter bachet, so kan er de Wegge, ase warm ha. Er ist en gewanderete Gsell, kunnt ali O be wider hei wie en Mülikare. (Sutermeister, 90.)

*244 Er hat weder Land noch Pfand.

*245 Er ist für sein kleines Land viel zu gross.

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*246 Er sagt von manchem Landt vnd Stadt, der er keins nie gesehen hat.Eyering, II, 418.

*247 Er saugt das Land aus.

Holl.: Hij mergelt het land uit. (Harrebomée, II, 7.)

*248 Es ist ein Land, in dem einen die gebratenen Tauben ins Maul fliegen.

Frz.: C'est un païs de Cocagne. (Kritzinger, 149b.)

*249 Es ist ein Land, worin Milch und Honig fleusst.

Frz.: Une terre coulante de lait et de miel. (Kritzinger, 205b.)

Holl.: Het is een land, overvloeijende van melk en honig. (Harrebomée, II, 6.)

Lat.: Thasus bonorum est. (Philippi, II, 218.)

*250 Es ist ein schön Land, gebratene Aepfel sind das einzige Obst, das dort reif wird.

*251 Et öss nich blos e Hand voll, et öss dat ganze Land voll.Frischbier2, 2286.

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*252 Etwas ans Land ziehen.Frischbier, 435; Frischbier2, 2284.

Sich eine Sache recht- oder unrechtmässig aneignen, namentlich beim Handel oder Spiel. Die Redensart gehört dem sogenannten Strandrecht an, nach welchem alle die Güter und Sachen der Schiffbrüchigen, die vom Meere ans Land gespült wurden, den Strandbewohnern gehörten. In manchen Strandkirchen wurde sogar Gott um einen gesegneten Strand, d. h. den Untergang einiger Schiffe angefleht. In den Königsbergschen Frag- und Anzeigungsnachrichten (1752, Nr. 14, S. 2) heisst es: „... Es wird dieses oder jenes vor Recht ausgegeben, so doch nicht Recht heissen mag, zum Exempel, dass den Ketzern kein Glauben zu halten sey, dass in Kriegszeiten alles ohne Unterschied freistehe, dass Gott den Strand segnen wolle u. s. w.“

*253 He kumt in't Gelobte Land. (Holst.) – Schütze, III, 8.

Ironisch, um zu sagen: er kommt übel an, wahrscheinlich von den Kreuzzügen entstanden, die mitunter einen unglücklichen Ausgang nahmen.

Holl.: Hij kwam in het beloofde land. (Harrebomée, II, 6.)

*254 Ich merke Land (Grund).

An der Tafel, um anzudeuten, dass man gesättigt ist.

*255 Ich sehe Land.

Die Sache wird mir klar, meine Hoffnung erfüllt sich, bald wird's besser. Die Redensart wird angewandt, um nahe Hülfe, Rettung, Erlösung, Erreichung eines Ziels anzudeuten. Die Matrosen bedienen sich der Redensart, wenn der Mundvorrath zu Ende geht und sie den Boden der Speisekisten erblicken. Die alten Griechen brauchten es auch, um das Ende einer langen weitschweifigen Rede anzudeuten. Als Diogenes ein langes Buch vorlas und endlich dahin gekommen war, dass er das Ende sah, sagte er: Es steht gut, meine Freunde, ich sehe Land.

Holl.: Ik zie land. (Harrebomée, II, 7.)

Lat.: Iterum tranquillitatem vides. (Philippi, I, 215.) – Terram video. (Erasm., 894; Faselius, 254; Eiselein, 408; Wiegand, 3.)

*256 Im Lande der Hoffnungen leben.

Holl.: Hij leeft in het land van belofte. (Harrebomée, II, 327.)

*257 Jetzt bin ich in bekanntem Lande.

Holl.: Nu ben ik in bekend land. (Harrebomée, II, 7.)

*258 Land entdecken.

Holl.: Land ontdekken. (Harrebomée, II, 7.)

*259 Land gewinnen.

Zeit, Kraft, Grund, Boden zur Vertheidigung bekommen.

*260 Land, Land!

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[[887]/0893] 216 Wer nur ein paar Fuss Land besitzt, dem sind sie doppelt lieb. Die Russen: Man achtet sein Land weniger, wenn man tausend, als wenn man blos zehn Desjatinen (Morgen) besitzt. (Altmann V, 100.) 217 Wer sein Land bestellt, säet (pflanzt) in Gottes Hand. Span.: Quien sembra en Dios espera. (Bohn II, 40.) 218 Wer sein Land nicht bescheisst (düngt), wird von seinem Lande beschissen. Holl.: Wie zijn land niet bestruivet, wordt ervan besch .... (Harrebomée, II, 8.) 219 Wer stets in einem Lande wont, der weiss, woher der Wind weht. – Eyering, III, 502. 220 Wer über Land und Leute wachen soll, der kann nicht die ganze Nacht schlafen. Friedrich der Weise, dem es ein Ernst mit seiner Regentenpflicht war, hatte das obige Wort an die Wand seines Schlafzimmers schreiben lassen; und darunter: Dir ist dein Sparta zugetheilt worden, das schmücke. (Murner in Callenberg, Ueber Friedrich den Weisen.) 221 Wer von fernem lande leugt, der leugt mit gewalt. – Tappius, 227a; Lehmann, II, 852, 350; Simrock, 6649; Sailer, 125. Lat.: Deos absentes testes facit. (Tappius, 227a.) 222 Wer wissentlich eines andern Land ehrt, verliert seine Arbeit. – Graf, 75, 68. Wer wissentlich fremden Acker rechtswidrig benutzt, der verliert Saat und Arbeit. Mhd.: Wie wetende eens anders lant oret, die verlieset sijn arbeit. (Holl. Sachsenspiegel, 33, 25.) 223 Wessen das Land ist, dess ist auch die Religion. Aus der Zeit, in der es in Deutschland noch viertehalbhundert grössere und kleinere Souveräne gab, aus dem letzten Viertel des 17. Jahrhundert, wo bald dieser, bald jener Landesfürst seine Unterthanen ihres Glaubens wegen verfolgte und wo sehr häufig der Glaubenswechsel des Landesherrn den seiner Unterthanen zur Folge hatte. (Vgl. Land und Leute in der Union, von Ad. Douai, Berlin 1864, S. 197.) 224 Wie das Land ist, also die Leute. Lat.: Mores hominum regioni respondent. (Hauer, Miij2; Philippi, I, 255; Seybold, 316.) 225 Wie Land, so Volk. Dän.: Hart land, hart folk. (Prov. dan., 172.) 226 Wie viel land, so viel tand. – Franck, I, 76b; Lehmann, II, 855, 410. 227 Wir han das land, Wissberg die Schand. – Gottfrid, 775a. 228 Wo das land voller blinden ist, da ist der einäugig König. – Henisch, 420, 62. *229 Auer Lun an Lidj bring. (Nordfries.) Ueber Land und Leute bringen, d. h. berüchtigt machen. *230 Auf eines andern Land grasen. Holl.: Zij grazen in eens anders land. (Harrebomée, II, 8.) *231 Auf trockenem Lande fischen. „.... Vnd auf trocknem Land oder in trübem Wasser gefischt hatten.“ (Gottfried, 792a.) *232 Aus einem Lande ins andere gehen. *233 Ausgewandert alle Länder ün heimgekümmen uhn (ohne) Hemder. (Jüd.-deutsch. Warschau.) Von denen, die nutz-, verstand- und zwecklos in der Welt herumlaufen. *234 Darum geht noch kein Land verloren. *235 Das Land durchziehen wie eine Laus den Pelz. „Es seindt etliche, die durchziehen das Landt gleich wie eine Lauss ein alten Beltz.“ (Geiler, Nsch., 34, in Kloster, I, 414.) *236 Das Land steht auf zwei Augen. Es regiert das einzige noch lebende Glied seines Fürstenhauses. *237 Dat es et Lank, wo men vör der Honk „Rüe“ sät. (Gladbach.) – Firmenich, III, 517, 66. Das ist das Land, wo man für Hund „Rüe“ sagt; scherzhafte Umschreibung für Westfalen. *238 Dat Lank drät kêne Wêss. (Bedburg.) *239 Des Landes not aussrichten. – Theatrum Diabolorum, 478a. Klatschen, fraubasen. *240 Ein Land verlieren, um ein Dorf zu gewinnen. Dän.: At tabe et land, og vinde en lands bye. (Prov. dan., 542.) *241 Einen des Landes verweisen. Lat.: Aqua et igni interdicere. (Seybold, 32.) *242 Er darf nicht vom Lande stechen. Nicht in See gehen. Um anzudeuten, dass jemand etwas nicht unternehmen darf. *243 Er hat viel Land durch ein Kellerloch gesehen. Von einem, der nicht vom Heimatsorte weggekommen ist, sagt man in der Schweiz: Er het vil Land dur e Källerloch g'seh. In demselben Sinne auch: Er het si nid wit useglo; wenn d' Mueter bachet, so kan er de Wegge, ase warm ha. Er ist en gewanderete Gsell, kunnt ali O be wider hei wie en Mülikare. (Sutermeister, 90.) *244 Er hat weder Land noch Pfand. *245 Er ist für sein kleines Land viel zu gross. Von jemand, dessen Kraft in dem ihm angewiesenen Kreise nicht zur vollen Entwickelung kommen kann. Auch wol ironisch von denen, die mehr wollen, als sie vermögen. *246 Er sagt von manchem Landt vnd Stadt, der er keins nie gesehen hat. – Eyering, II, 418. *247 Er saugt das Land aus. Holl.: Hij mergelt het land uit. (Harrebomée, II, 7.) *248 Es ist ein Land, in dem einen die gebratenen Tauben ins Maul fliegen. Frz.: C'est un païs de Cocagne. (Kritzinger, 149b.) *249 Es ist ein Land, worin Milch und Honig fleusst. Frz.: Une terre coulante de lait et de miel. (Kritzinger, 205b.) Holl.: Het is een land, overvloeijende van melk en honig. (Harrebomée, II, 6.) Lat.: Thasus bonorum est. (Philippi, II, 218.) *250 Es ist ein schön Land, gebratene Aepfel sind das einzige Obst, das dort reif wird. *251 Et öss nich blos e Hand voll, et öss dat ganze Land voll. – Frischbier2, 2286. Nämlich voll heirathsfähiger und heirathslustiger Mädchen. Trostwort für einen, der einen Korb erhalten hat. *252 Etwas ans Land ziehen. – Frischbier, 435; Frischbier2, 2284. Sich eine Sache recht- oder unrechtmässig aneignen, namentlich beim Handel oder Spiel. Die Redensart gehört dem sogenannten Strandrecht an, nach welchem alle die Güter und Sachen der Schiffbrüchigen, die vom Meere ans Land gespült wurden, den Strandbewohnern gehörten. In manchen Strandkirchen wurde sogar Gott um einen gesegneten Strand, d. h. den Untergang einiger Schiffe angefleht. In den Königsbergschen Frag- und Anzeigungsnachrichten (1752, Nr. 14, S. 2) heisst es: „... Es wird dieses oder jenes vor Recht ausgegeben, so doch nicht Recht heissen mag, zum Exempel, dass den Ketzern kein Glauben zu halten sey, dass in Kriegszeiten alles ohne Unterschied freistehe, dass Gott den Strand segnen wolle u. s. w.“ *253 He kumt in't Gelobte Land. (Holst.) – Schütze, III, 8. Ironisch, um zu sagen: er kommt übel an, wahrscheinlich von den Kreuzzügen entstanden, die mitunter einen unglücklichen Ausgang nahmen. Holl.: Hij kwam in het beloofde land. (Harrebomée, II, 6.) *254 Ich merke Land (Grund). An der Tafel, um anzudeuten, dass man gesättigt ist. *255 Ich sehe Land. Die Sache wird mir klar, meine Hoffnung erfüllt sich, bald wird's besser. Die Redensart wird angewandt, um nahe Hülfe, Rettung, Erlösung, Erreichung eines Ziels anzudeuten. Die Matrosen bedienen sich der Redensart, wenn der Mundvorrath zu Ende geht und sie den Boden der Speisekisten erblicken. Die alten Griechen brauchten es auch, um das Ende einer langen weitschweifigen Rede anzudeuten. Als Diogenes ein langes Buch vorlas und endlich dahin gekommen war, dass er das Ende sah, sagte er: Es steht gut, meine Freunde, ich sehe Land. Holl.: Ik zie land. (Harrebomée, II, 7.) Lat.: Iterum tranquillitatem vides. (Philippi, I, 215.) – Terram video. (Erasm., 894; Faselius, 254; Eiselein, 408; Wiegand, 3.) *256 Im Lande der Hoffnungen leben. Holl.: Hij leeft in het land van belofte. (Harrebomée, II, 327.) *257 Jetzt bin ich in bekanntem Lande. Holl.: Nu ben ik in bekend land. (Harrebomée, II, 7.) *258 Land entdecken. Holl.: Land ontdekken. (Harrebomée, II, 7.) *259 Land gewinnen. Zeit, Kraft, Grund, Boden zur Vertheidigung bekommen. *260 Land, Land! *261 Landt vnnd leut. – Pauli, Schimpff, VIIb. *262 Nog kên Land seen. – Dähnert, 266a. Noch nicht wissen, ob die Sache einen günstigen Verlauf haben werde.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [887]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/893>, abgerufen am 24.11.2024.