Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] 63 Zu viel Gunst tödtet die Leut'.

Frz.: La faveur est l'opium: un peu, fait dormir; et beaucoup fait mourir. (Cahier, 665.)

*64 Da geht's nach Gunst und nicht nach Kunst. - Mayer, II, 80.

*65 Er steht (bei ihm, ihr) in Gunst wie der Weihkessel in der Kirche, nahe bei der Thür und weit vom Herzen.

Von einer Person, die keine Gegenliebe findet.

*66 Mit Gunst zu melden für ihrlichen Loiten. - Gomolcke, 788.

Eine Redensart, die man als Vorwort anwendet, wenn man etwas sagen muss, was man für unschicklich hält. In der Pfeiffer'schen Sammlung mit dem Zusatz: Dar denkt wul nig, dos Dreck sei Vetter is. (Frommann, III, 248, 238.)

*67 'S isch besser es Hämpfeli Gunst, as e Chratte (Korb) voll G'rechtigkeit. (Solothurn.) - Schild, 61, 67.


Günstig.

Wem man nicht günstig ist, der thut nichts zu Gunst.


Gurgel.

1 Bei der Gurgel fasst man die Fische, den Mann beim Worte. - Winckler, XVII, 89.

2 Man kann sich die Gurgel ebenso bald abweiben, wie absaufen. - Eiselein, 262.

*3 A Gurg'l hab'n wier' ä Stief'lrehrn. (Oberösterreich.) - Baumgarten.

Von einem, der im Trinken Ungewöhnliches leistet, sagt man: Er hat eine Gurgel wie eine Stiefelröhre.

*4 D' Gurgel is iem z' weit. (Ob der Enns.) - Lindermayr.

Von einem starken Trinker.

*5 Das Seine durch die Gurgel jagen. - Henisch, 1782, 51; Schottel, 1118a.

*6 Dei schäckt alles durch de Gorgel. (Siebenbürg.-sächs.) - Frommann, V, 35, 66.

*7 Einem die Gurgel abstechen. - Henisch, 1782, 57.

Ihn umbringen, tödten, berauben.

*8 Einem die Gurgel auswaschen.

In Oberösterreich wird die Redensart meist nur in Bezug auf unliebe, ungebetene Gäste angewandt.

*9 Einem die Gurgel mit der Feder abschneiden.

Hinter seinem Rücken Uebles von ihm reden.

Engl.: To cut one's throat with a feather.

*10 Einem stracks nach der Gorgel und Kehle greiffen. - Luther's Tischreden, 329b.

*11 Er hat alles durch die Gurgel gejagt. - Sailer, 259.

Verwohllebt.

Frz.: S'en donner par les joues.

*12 Er säuft sich noch die Gurgel ab. (Nürtingen.)

*13 Hau der d' Gurgeln selber ab, so kost's di ka Trinkgeld. - Eiselein, 262.

*14 Man muss ihm (erst) die Gurgel schmieren.

*15 Schäk dich, Gorgel, et kit e Plätschren. - Schuster, 281.


Gürgel.

* Es ist ein hölzerner Gürgel. (Schles.)

Bezieht sich wahrscheinlich auf ein schlecht geschnitztes Bild des heiligen Georg, wovon Gürgel blos das Diminutiv ist; und ist die Redensart verwandt mit: Er steht da, wie ein Oelgötze.


Gurgelstrasse.

* Es ist die Gurgelstrasse gangen.

Bei Lauremburg (IV, 585): Gorgelstrate. In der Hamburger Chronik von Lappenberg (S. 107) findet sich auch blos "Strate" für Gurgel. Auch Henisch (1782) hat "speisestrass" und für den obern Theil derselben "prouiantrhor".


Gurgelsuppe.

Das gibt gute Gurgelsuppen, sagte die Sau, und ein betrunkener Pfaffe spie ins Gerinne.


Gurgelvergnügen.

* Es fehlt ihm nichts als (oder: er sehnt sich nach) Gurgelvergnügen.

Eine berliner Bezeichnung für Branntwein. Ein Wächter sagt zum andern: "Jeh' mal vor mir nach de andere Ecke un hole mir en halb Quart Jurgelverjnüjen." (Braun, Bibliothek des Frohsinns, Hft. 3, S. 11.)


Gurke.

1 Aus einer Gurke wird keine Melone.

Die Russen: Wenn man die Gurke auch in ein Mistbeet setzt, es wird darum keine Ceder daraus wachsen. (Altmann VI, 421.)

[Spaltenumbruch] 2 Der eine zieht die Gurken und der andere isst sie.

3 Die geschenkte Gurke ist besser (lieber) als die gekaufte Melone. - Altmann V, 130 u. VI, 459.

4 Eine faule Gurke verdirbt zehn gesunde.

5 Eine gekaufte Gurke hat mehr Saft als eine gestohlene Melone. - Altmann VI, 390.

Darüber sind aber die Ansichten getheilt. (S. 3.)

6 Gurken und Mädchen faulen leicht.

Holl.: Komkommers zijn van maagdenaard, zij dienen niet te lang bewaard. (Harrebomee, I, 431a.)

7 Ich mag die Gurke nicht, sagte der arme Mann, sie ist mir zu krumm.

Von Bettlern oder andern Leuten, die trotz ihrer Noth noch sehr wählerisch sind und ungemessene Ansprüche machen.

8 Kaufe deine Gurken nie bei einem Schurken!

9 Man würde die Gurken für Melonen bezahlen, wenn sie ebenso selten wären.

10 Saure Gurken sind keine Oliven.

11 Wenn die Gurken am besten angerichtet sind, soll man sie zum Fenster hinauswerfen. - Meisner, 58.

Von der (irrigen) Ansicht ausgehend, dass die Gurken, welche man nicht esse, am gesündesten seien.

12 Wenn sich Gurk' und Kürbis streiten, mischt die Arbuse sich nicht ein. (Moskau.)

13 Wer die Gurken säuern will, legt sie nicht in Honig. - Altmann VI, 419.

*14 Das bringt eine sauere Gurke ums Leben! (Schles.)

*15 Das ist eine alte Gurke. (Thüringen.)

Nichts Neues.

*16 Die Gurke ist alle (oder: Ist die Gurke alle?).

Die Sache zu Ende?

*17 Eine Gurke voraushaben. (Breslau.)

Eine Bevorzugung bei jemand.

*18 Mit Verleb, doass ig mer mag enne Gurcke nahmen. - Gomolcke, 790.

*19 Sich eine (grosse) Gurke herausnehmen. - Schuppius.


Gurkenkern.

Wer Gurkenkerne legt, bekommt keine Melonen.

Die Russen: Aus dem Gurkenkern wächst die Gurkenpflanze selbst im Garten des Zaren. (Altmann VI, 476.)


Gurkensalat.

Zwischen Gurkensalat und Grütz kann man wählen ohne Witz.

Die Russen: Wenn man zwischen Gurken und Kantelupen zu entscheiden hat, ist die Wahl leicht.


Gurkenzeit.

1 Die sauere Gurkenzeit währet nicht in Ewigkeit.

*2 Es ist sauere Gurkenzeit. - Frischbier2, 1397.

Zeit der Geschäftsruhe, die je nach dem Geschäft verschieden ist.

Holl.: Het is in den komkommer-tijd. (Harrebomee, I, 431a.)


Gürli.

* Du bist ein recht Gürli von Vaz. (Schweiz.)

Gürli = leichte, schlechte, liederliche Dirne.


Gurr.

1 Wenn einer ein gurren gen Rom ritte, so könde er siegel vnd brieff herauss bringen, dass es ein hengst wer. - Henisch, 1783, 43.

2 Wie die Gurr, so ist der Gaul. - Lehmann, 326, 20.

*3 Es ist eben gurr als gaul, Vihe als stal. - Franck, II, 10a; Eyering, II, 535; Schiller, III, 6b.

Dazu: Jacke wie Hose, Mies als Mus, Krot als Egdens, Gaul als Gurr.

*4 Es ist (eben) gurr als gaul, treg als faul. - Henisch, 1374, 34; Eiselein, 262; Körte, 2447; Simrock, 4092.

Henisch hat auch die Redensart: Hauckes mauckes, und fügt zur Erklärung bei: "Wann einer zwey ding vor jhm sieht, dern eins besser danns ander nicht." S. 1783 sagt er: "Gurr bedeut gemeinlich ein alt dürr ross", wofür er S. 1682 auch Gorre aufführt. Die Litauer sagen: Bär und Petz, es ist einer wie der andere. Die Engländer: Gans, Gänslein und Gänserich sind drei Namen, aber Ein Ding. Die Czechen: Glatze wie kahl, 's ist alles eins. Die Holländer: Es ist ein siech Weib und eine kranke Frau. Und: Böcke und Beester sind Ein Volk. Die Russen: Alles sind Biber, alle gleich. Die Letten: Das Loch ist so gut wie die Tonne. (Reinsberg IV, 43.)

Lat.: Mali thripes, mali ipes. (Henisch, 1374; Seybold, 295.)

[Spaltenumbruch] 63 Zu viel Gunst tödtet die Leut'.

Frz.: La faveur est l'opium: un peu, fait dormir; et beaucoup fait mourir. (Cahier, 665.)

*64 Da geht's nach Gunst und nicht nach Kunst.Mayer, II, 80.

*65 Er steht (bei ihm, ihr) in Gunst wie der Weihkessel in der Kirche, nahe bei der Thür und weit vom Herzen.

Von einer Person, die keine Gegenliebe findet.

*66 Mit Gunst zu melden für ihrlichen Loiten.Gomolcke, 788.

Eine Redensart, die man als Vorwort anwendet, wenn man etwas sagen muss, was man für unschicklich hält. In der Pfeiffer'schen Sammlung mit dem Zusatz: Dâr denkt wul nig, dos Dreck sei Vetter is. (Frommann, III, 248, 238.)

*67 'S isch besser es Hämpfeli Gunst, as e Chratte (Korb) voll G'rechtigkeit. (Solothurn.) – Schild, 61, 67.


Günstig.

Wem man nicht günstig ist, der thut nichts zu Gunst.


Gurgel.

1 Bei der Gurgel fasst man die Fische, den Mann beim Worte.Winckler, XVII, 89.

2 Man kann sich die Gurgel ebenso bald abweiben, wie absaufen.Eiselein, 262.

*3 A Gurg'l hab'n wier' ä Stief'lrehrn. (Oberösterreich.) – Baumgarten.

Von einem, der im Trinken Ungewöhnliches leistet, sagt man: Er hat eine Gurgel wie eine Stiefelröhre.

*4 D' Gurgel is iem z' weit. (Ob der Enns.) – Lindermayr.

Von einem starken Trinker.

*5 Das Seine durch die Gurgel jagen.Henisch, 1782, 51; Schottel, 1118a.

*6 Dî schäckt alles durch de Gorgel. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 35, 66.

*7 Einem die Gurgel abstechen.Henisch, 1782, 57.

Ihn umbringen, tödten, berauben.

*8 Einem die Gurgel auswaschen.

In Oberösterreich wird die Redensart meist nur in Bezug auf unliebe, ungebetene Gäste angewandt.

*9 Einem die Gurgel mit der Feder abschneiden.

Hinter seinem Rücken Uebles von ihm reden.

Engl.: To cut one's throat with a feather.

*10 Einem stracks nach der Gorgel und Kehle greiffen.Luther's Tischreden, 329b.

*11 Er hat alles durch die Gurgel gejagt.Sailer, 259.

Verwohllebt.

Frz.: S'en donner par les joues.

*12 Er säuft sich noch die Gurgel ab. (Nürtingen.)

*13 Hau der d' Gurgeln selber ab, so kost's di ka Trinkgeld.Eiselein, 262.

*14 Man muss ihm (erst) die Gurgel schmieren.

*15 Schäk dich, Gorgel, et kit e Plätschrên.Schuster, 281.


Gürgel.

* Es ist ein hölzerner Gürgel. (Schles.)

Bezieht sich wahrscheinlich auf ein schlecht geschnitztes Bild des heiligen Georg, wovon Gürgel blos das Diminutiv ist; und ist die Redensart verwandt mit: Er steht da, wie ein Oelgötze.


Gurgelstrasse.

* Es ist die Gurgelstrasse gangen.

Bei Lauremburg (IV, 585): Gorgelstrate. In der Hamburger Chronik von Lappenberg (S. 107) findet sich auch blos „Strate“ für Gurgel. Auch Henisch (1782) hat „speisestrass“ und für den obern Theil derselben „prouiantrhor“.


Gurgelsuppe.

Das gibt gute Gurgelsuppen, sagte die Sau, und ein betrunkener Pfaffe spie ins Gerinne.


Gurgelvergnügen.

* Es fehlt ihm nichts als (oder: er sehnt sich nach) Gurgelvergnügen.

Eine berliner Bezeichnung für Branntwein. Ein Wächter sagt zum andern: „Jeh' mal vor mir nach de andere Ecke un hole mir en halb Quart Jurgelverjnüjen.“ (Braun, Bibliothek des Frohsinns, Hft. 3, S. 11.)


Gurke.

1 Aus einer Gurke wird keine Melone.

Die Russen: Wenn man die Gurke auch in ein Mistbeet setzt, es wird darum keine Ceder daraus wachsen. (Altmann VI, 421.)

[Spaltenumbruch] 2 Der eine zieht die Gurken und der andere isst sie.

3 Die geschenkte Gurke ist besser (lieber) als die gekaufte Melone.Altmann V, 130 u. VI, 459.

4 Eine faule Gurke verdirbt zehn gesunde.

5 Eine gekaufte Gurke hat mehr Saft als eine gestohlene Melone.Altmann VI, 390.

Darüber sind aber die Ansichten getheilt. (S. 3.)

6 Gurken und Mädchen faulen leicht.

Holl.: Komkommers zijn van maagdenaard, zij dienen niet te lang bewaard. (Harrebomée, I, 431a.)

7 Ich mag die Gurke nicht, sagte der arme Mann, sie ist mir zu krumm.

Von Bettlern oder andern Leuten, die trotz ihrer Noth noch sehr wählerisch sind und ungemessene Ansprüche machen.

8 Kaufe deine Gurken nie bei einem Schurken!

9 Man würde die Gurken für Melonen bezahlen, wenn sie ebenso selten wären.

10 Saure Gurken sind keine Oliven.

11 Wenn die Gurken am besten angerichtet sind, soll man sie zum Fenster hinauswerfen.Meisner, 58.

Von der (irrigen) Ansicht ausgehend, dass die Gurken, welche man nicht esse, am gesündesten seien.

12 Wenn sich Gurk' und Kürbis streiten, mischt die Arbuse sich nicht ein. (Moskau.)

13 Wer die Gurken säuern will, legt sie nicht in Honig.Altmann VI, 419.

*14 Das bringt eine sauere Gurke ums Leben! (Schles.)

*15 Das ist eine alte Gurke. (Thüringen.)

Nichts Neues.

*16 Die Gurke ist alle (oder: Ist die Gurke alle?).

Die Sache zu Ende?

*17 Eine Gurke voraushaben. (Breslau.)

Eine Bevorzugung bei jemand.

*18 Mit Verleb, doass ig mer mag enne Gurcke nahmen.Gomolcke, 790.

*19 Sich eine (grosse) Gurke herausnehmen.Schuppius.


Gurkenkern.

Wer Gurkenkerne legt, bekommt keine Melonen.

Die Russen: Aus dem Gurkenkern wächst die Gurkenpflanze selbst im Garten des Zaren. (Altmann VI, 476.)


Gurkensalat.

Zwischen Gurkensalat und Grütz kann man wählen ohne Witz.

Die Russen: Wenn man zwischen Gurken und Kantelupen zu entscheiden hat, ist die Wahl leicht.


Gurkenzeit.

1 Die sauere Gurkenzeit währet nicht in Ewigkeit.

*2 Es ist sauere Gurkenzeit.Frischbier2, 1397.

Zeit der Geschäftsruhe, die je nach dem Geschäft verschieden ist.

Holl.: Het is in den komkommer-tijd. (Harrebomée, I, 431a.)


Gürli.

* Du bist ein recht Gürli von Vaz. (Schweiz.)

Gürli = leichte, schlechte, liederliche Dirne.


Gurr.

1 Wenn einer ein gurren gen Rom ritte, so könde er siegel vnd brieff herauss bringen, dass es ein hengst wer.Henisch, 1783, 43.

2 Wie die Gurr, so ist der Gaul.Lehmann, 326, 20.

*3 Es ist eben gurr als gaul, Vihe als stal.Franck, II, 10a; Eyering, II, 535; Schiller, III, 6b.

Dazu: Jacke wie Hose, Mies als Mus, Krot als Egdens, Gaul als Gurr.

*4 Es ist (eben) gurr als gaul, treg als faul.Henisch, 1374, 34; Eiselein, 262; Körte, 2447; Simrock, 4092.

Henisch hat auch die Redensart: Hauckes mauckes, und fügt zur Erklärung bei: „Wann einer zwey ding vor jhm sieht, dern eins besser danns ander nicht.“ S. 1783 sagt er: „Gurr bedeut gemeinlich ein alt dürr ross“, wofür er S. 1682 auch Gorre aufführt. Die Litauer sagen: Bär und Petz, es ist einer wie der andere. Die Engländer: Gans, Gänslein und Gänserich sind drei Namen, aber Ein Ding. Die Czechen: Glatze wie kahl, 's ist alles eins. Die Holländer: Es ist ein siech Weib und eine kranke Frau. Und: Böcke und Beester sind Ein Volk. Die Russen: Alles sind Biber, alle gleich. Die Letten: Das Loch ist so gut wie die Tonne. (Reinsberg IV, 43.)

Lat.: Mali thripes, mali ipes. (Henisch, 1374; Seybold, 295.)

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><pb facs="#f0092" n="[86]"/><cb n="171"/>
63 Zu viel Gunst tödtet die Leut'.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: La faveur est l'opium: un peu, fait dormir; et beaucoup fait mourir. (<hi rendition="#i">Cahier, 665.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*64 Da geht's nach Gunst und nicht nach Kunst.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Mayer, II, 80.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*65 Er steht (bei ihm, ihr) in Gunst wie der Weihkessel in der Kirche, nahe bei der Thür und weit vom Herzen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Von einer Person, die keine Gegenliebe findet.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*66 Mit Gunst zu melden für ihrlichen Loiten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gomolcke, 788.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Eine Redensart, die man als Vorwort anwendet, wenn man etwas sagen muss, was man für unschicklich hält. In der <hi rendition="#i">Pfeiffer'</hi>schen Sammlung mit dem Zusatz: Dâr denkt wul nig, dos Dreck sei Vetter is. (<hi rendition="#i">Frommann, III, 248, 238.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*67 'S isch besser es Hämpfeli Gunst, as e Chratte (Korb) voll G'rechtigkeit.</hi> (<hi rendition="#i">Solothurn.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schild, 61, 67.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Günstig.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Wem man nicht günstig ist, der thut nichts zu Gunst.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gurgel.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Bei der Gurgel fasst man die Fische, den Mann beim Worte.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Winckler, XVII, 89.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Man kann sich die Gurgel ebenso bald abweiben, wie absaufen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 262.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 A Gurg'l hab'n wier' ä Stief'lrehrn.</hi> (<hi rendition="#i">Oberösterreich.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Baumgarten.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Von einem, der im Trinken Ungewöhnliches leistet, sagt man: Er hat eine Gurgel wie eine Stiefelröhre.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*4 D' Gurgel is iem z' weit.</hi> (<hi rendition="#i">Ob der Enns.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Lindermayr.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Von einem starken Trinker.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*5 Das Seine durch die Gurgel jagen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1782, 51; Schottel, 1118<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*6 Dî schäckt alles durch de Gorgel.</hi> (<hi rendition="#i">Siebenbürg.-sächs.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, V, 35, 66.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*7 Einem die Gurgel abstechen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1782, 57.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ihn umbringen, tödten, berauben.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*8 Einem die Gurgel auswaschen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">In Oberösterreich wird die Redensart meist nur in Bezug auf unliebe, ungebetene Gäste angewandt.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*9 Einem die Gurgel mit der Feder abschneiden.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Hinter seinem Rücken Uebles von ihm reden.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: To cut one's throat with a feather.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*10 Einem stracks nach der Gorgel und Kehle greiffen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Luther's Tischreden, 329<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*11 Er hat alles durch die Gurgel gejagt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sailer, 259.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Verwohllebt.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: S'en donner par les joues.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*12 Er säuft sich noch die Gurgel ab.</hi> (<hi rendition="#i">Nürtingen.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*13 Hau der d' Gurgeln selber ab, so kost's di ka Trinkgeld.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 262.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*14 Man muss ihm (erst) die Gurgel schmieren.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*15 Schäk dich, Gorgel, et kit e Plätschrên.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schuster, 281.</hi></p><lb/>
          <p/><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gürgel.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Es ist ein hölzerner Gürgel.</hi> (<hi rendition="#i">Schles.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Bezieht sich wahrscheinlich auf ein schlecht geschnitztes Bild des heiligen Georg, wovon Gürgel blos das Diminutiv ist; und ist die Redensart verwandt mit: Er steht da, wie ein Oelgötze.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gurgelstrasse.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Es ist die Gurgelstrasse gangen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Bei <hi rendition="#i">Lauremburg (IV, 585):</hi> Gorgelstrate. In der <hi rendition="#i">Hamburger Chronik</hi> von <hi rendition="#i">Lappenberg</hi> (S. 107) findet sich auch blos &#x201E;Strate&#x201C; für Gurgel. Auch <hi rendition="#i">Henisch (1782)</hi> hat &#x201E;speisestrass&#x201C; und für den obern Theil derselben &#x201E;prouiantrhor&#x201C;.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gurgelsuppe.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Das gibt gute Gurgelsuppen, sagte die Sau, und ein betrunkener Pfaffe spie ins Gerinne.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gurgelvergnügen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Es fehlt ihm nichts als (oder: er sehnt sich nach) Gurgelvergnügen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Eine berliner Bezeichnung für Branntwein. Ein Wächter sagt zum andern: &#x201E;Jeh' mal vor mir nach de andere Ecke un hole mir en halb Quart Jurgelverjnüjen.&#x201C; (<hi rendition="#i">Braun, Bibliothek des Frohsinns, Hft. 3, S. 11.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gurke.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Aus einer Gurke wird keine Melone.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Russen: Wenn man die Gurke auch in ein Mistbeet setzt, es wird darum keine Ceder daraus wachsen. (<hi rendition="#i">Altmann VI, 421.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><cb n="172"/>
2 Der eine zieht die Gurken und der andere isst sie.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Die geschenkte Gurke ist besser (lieber) als die gekaufte Melone.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Altmann V, 130 u. VI, 459.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Eine faule Gurke verdirbt zehn gesunde.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Eine gekaufte Gurke hat mehr Saft als eine gestohlene Melone.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Altmann VI, 390.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Darüber sind aber die Ansichten getheilt. (S. 3.)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Gurken und Mädchen faulen leicht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Komkommers zijn van maagdenaard, zij dienen niet te lang bewaard. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 431<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">7 Ich mag die Gurke nicht, sagte der arme Mann, sie ist mir zu krumm.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Von Bettlern oder andern Leuten, die trotz ihrer Noth noch sehr wählerisch sind und ungemessene Ansprüche machen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">8 Kaufe deine Gurken nie bei einem Schurken!</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">9 Man würde die Gurken für Melonen bezahlen, wenn sie ebenso selten wären.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">10 Saure Gurken sind keine Oliven.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">11 Wenn die Gurken am besten angerichtet sind, soll man sie zum Fenster hinauswerfen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Meisner, 58.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Von der (irrigen) Ansicht ausgehend, dass die Gurken, welche man nicht esse, am gesündesten seien.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">12 Wenn sich Gurk' und Kürbis streiten, mischt die Arbuse sich nicht ein.</hi> (<hi rendition="#i">Moskau.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">13 Wer die Gurken säuern will, legt sie nicht in Honig.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Altmann VI, 419.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*14 Das bringt eine sauere Gurke ums Leben!</hi> (<hi rendition="#i">Schles.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*15 Das ist eine alte Gurke.</hi> (<hi rendition="#i">Thüringen.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Nichts Neues.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*16 Die Gurke ist alle (oder: Ist die Gurke alle?).</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Sache zu Ende?</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*17 Eine Gurke voraushaben.</hi> (<hi rendition="#i">Breslau.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Eine Bevorzugung bei jemand.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*18 Mit Verleb, doass ig mer mag enne Gurcke nahmen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gomolcke, 790.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*19 Sich eine (grosse) Gurke herausnehmen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schuppius.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gurkenkern.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Wer Gurkenkerne legt, bekommt keine Melonen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Russen: Aus dem Gurkenkern wächst die Gurkenpflanze selbst im Garten des Zaren. (<hi rendition="#i">Altmann VI, 476.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gurkensalat.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Zwischen Gurkensalat und Grütz kann man wählen ohne Witz.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Russen: Wenn man zwischen Gurken und Kantelupen zu entscheiden hat, ist die Wahl leicht.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gurkenzeit.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Die sauere Gurkenzeit währet nicht in Ewigkeit.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Es ist sauere Gurkenzeit.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 1397.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Zeit der Geschäftsruhe, die je nach dem Geschäft verschieden ist.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Het is in den komkommer-tijd. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 431<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gürli.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Du bist ein recht Gürli von Vaz.</hi> (<hi rendition="#i">Schweiz.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Gürli = leichte, schlechte, liederliche Dirne.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gurr.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Wenn einer ein gurren gen Rom ritte, so könde er siegel vnd brieff herauss bringen, dass es ein hengst wer.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1783, 43.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Wie die Gurr, so ist der Gaul.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 326, 20.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 Es ist eben gurr als gaul, Vihe als stal.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, II, 10<hi rendition="#sup">a</hi>; Eyering, II, 535; Schiller, III, 6<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Dazu: Jacke wie Hose, Mies als Mus, Krot als Egdens, Gaul als Gurr.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*4 Es ist (eben) gurr als gaul, treg als faul.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1374, 34; Eiselein, 262; Körte, 2447; Simrock, 4092.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#i">Henisch</hi> hat auch die Redensart: Hauckes mauckes, und fügt zur Erklärung bei: &#x201E;Wann einer zwey ding vor jhm sieht, dern eins besser danns ander nicht.&#x201C; S. 1783 sagt er: &#x201E;Gurr bedeut gemeinlich ein alt dürr ross&#x201C;, wofür er S. 1682 auch Gorre aufführt. Die Litauer sagen: Bär und Petz, es ist einer wie der andere. Die Engländer: Gans, Gänslein und Gänserich sind drei Namen, aber Ein Ding. Die Czechen: Glatze wie kahl, 's ist alles eins. Die Holländer: Es ist ein siech Weib und eine kranke Frau. Und: Böcke und Beester sind Ein Volk. Die Russen: Alles sind Biber, alle gleich. Die Letten: Das Loch ist so gut wie die Tonne. (<hi rendition="#i">Reinsberg IV, 43.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Mali thripes, mali ipes. (<hi rendition="#i">Henisch, 1374; Seybold, 295.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[86]/0092] 63 Zu viel Gunst tödtet die Leut'. Frz.: La faveur est l'opium: un peu, fait dormir; et beaucoup fait mourir. (Cahier, 665.) *64 Da geht's nach Gunst und nicht nach Kunst. – Mayer, II, 80. *65 Er steht (bei ihm, ihr) in Gunst wie der Weihkessel in der Kirche, nahe bei der Thür und weit vom Herzen. Von einer Person, die keine Gegenliebe findet. *66 Mit Gunst zu melden für ihrlichen Loiten. – Gomolcke, 788. Eine Redensart, die man als Vorwort anwendet, wenn man etwas sagen muss, was man für unschicklich hält. In der Pfeiffer'schen Sammlung mit dem Zusatz: Dâr denkt wul nig, dos Dreck sei Vetter is. (Frommann, III, 248, 238.) *67 'S isch besser es Hämpfeli Gunst, as e Chratte (Korb) voll G'rechtigkeit. (Solothurn.) – Schild, 61, 67. Günstig. Wem man nicht günstig ist, der thut nichts zu Gunst. Gurgel. 1 Bei der Gurgel fasst man die Fische, den Mann beim Worte. – Winckler, XVII, 89. 2 Man kann sich die Gurgel ebenso bald abweiben, wie absaufen. – Eiselein, 262. *3 A Gurg'l hab'n wier' ä Stief'lrehrn. (Oberösterreich.) – Baumgarten. Von einem, der im Trinken Ungewöhnliches leistet, sagt man: Er hat eine Gurgel wie eine Stiefelröhre. *4 D' Gurgel is iem z' weit. (Ob der Enns.) – Lindermayr. Von einem starken Trinker. *5 Das Seine durch die Gurgel jagen. – Henisch, 1782, 51; Schottel, 1118a. *6 Dî schäckt alles durch de Gorgel. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 35, 66. *7 Einem die Gurgel abstechen. – Henisch, 1782, 57. Ihn umbringen, tödten, berauben. *8 Einem die Gurgel auswaschen. In Oberösterreich wird die Redensart meist nur in Bezug auf unliebe, ungebetene Gäste angewandt. *9 Einem die Gurgel mit der Feder abschneiden. Hinter seinem Rücken Uebles von ihm reden. Engl.: To cut one's throat with a feather. *10 Einem stracks nach der Gorgel und Kehle greiffen. – Luther's Tischreden, 329b. *11 Er hat alles durch die Gurgel gejagt. – Sailer, 259. Verwohllebt. Frz.: S'en donner par les joues. *12 Er säuft sich noch die Gurgel ab. (Nürtingen.) *13 Hau der d' Gurgeln selber ab, so kost's di ka Trinkgeld. – Eiselein, 262. *14 Man muss ihm (erst) die Gurgel schmieren. *15 Schäk dich, Gorgel, et kit e Plätschrên. – Schuster, 281. Gürgel. * Es ist ein hölzerner Gürgel. (Schles.) Bezieht sich wahrscheinlich auf ein schlecht geschnitztes Bild des heiligen Georg, wovon Gürgel blos das Diminutiv ist; und ist die Redensart verwandt mit: Er steht da, wie ein Oelgötze. Gurgelstrasse. * Es ist die Gurgelstrasse gangen. Bei Lauremburg (IV, 585): Gorgelstrate. In der Hamburger Chronik von Lappenberg (S. 107) findet sich auch blos „Strate“ für Gurgel. Auch Henisch (1782) hat „speisestrass“ und für den obern Theil derselben „prouiantrhor“. Gurgelsuppe. Das gibt gute Gurgelsuppen, sagte die Sau, und ein betrunkener Pfaffe spie ins Gerinne. Gurgelvergnügen. * Es fehlt ihm nichts als (oder: er sehnt sich nach) Gurgelvergnügen. Eine berliner Bezeichnung für Branntwein. Ein Wächter sagt zum andern: „Jeh' mal vor mir nach de andere Ecke un hole mir en halb Quart Jurgelverjnüjen.“ (Braun, Bibliothek des Frohsinns, Hft. 3, S. 11.) Gurke. 1 Aus einer Gurke wird keine Melone. Die Russen: Wenn man die Gurke auch in ein Mistbeet setzt, es wird darum keine Ceder daraus wachsen. (Altmann VI, 421.) 2 Der eine zieht die Gurken und der andere isst sie. 3 Die geschenkte Gurke ist besser (lieber) als die gekaufte Melone. – Altmann V, 130 u. VI, 459. 4 Eine faule Gurke verdirbt zehn gesunde. 5 Eine gekaufte Gurke hat mehr Saft als eine gestohlene Melone. – Altmann VI, 390. Darüber sind aber die Ansichten getheilt. (S. 3.) 6 Gurken und Mädchen faulen leicht. Holl.: Komkommers zijn van maagdenaard, zij dienen niet te lang bewaard. (Harrebomée, I, 431a.) 7 Ich mag die Gurke nicht, sagte der arme Mann, sie ist mir zu krumm. Von Bettlern oder andern Leuten, die trotz ihrer Noth noch sehr wählerisch sind und ungemessene Ansprüche machen. 8 Kaufe deine Gurken nie bei einem Schurken! 9 Man würde die Gurken für Melonen bezahlen, wenn sie ebenso selten wären. 10 Saure Gurken sind keine Oliven. 11 Wenn die Gurken am besten angerichtet sind, soll man sie zum Fenster hinauswerfen. – Meisner, 58. Von der (irrigen) Ansicht ausgehend, dass die Gurken, welche man nicht esse, am gesündesten seien. 12 Wenn sich Gurk' und Kürbis streiten, mischt die Arbuse sich nicht ein. (Moskau.) 13 Wer die Gurken säuern will, legt sie nicht in Honig. – Altmann VI, 419. *14 Das bringt eine sauere Gurke ums Leben! (Schles.) *15 Das ist eine alte Gurke. (Thüringen.) Nichts Neues. *16 Die Gurke ist alle (oder: Ist die Gurke alle?). Die Sache zu Ende? *17 Eine Gurke voraushaben. (Breslau.) Eine Bevorzugung bei jemand. *18 Mit Verleb, doass ig mer mag enne Gurcke nahmen. – Gomolcke, 790. *19 Sich eine (grosse) Gurke herausnehmen. – Schuppius. Gurkenkern. Wer Gurkenkerne legt, bekommt keine Melonen. Die Russen: Aus dem Gurkenkern wächst die Gurkenpflanze selbst im Garten des Zaren. (Altmann VI, 476.) Gurkensalat. Zwischen Gurkensalat und Grütz kann man wählen ohne Witz. Die Russen: Wenn man zwischen Gurken und Kantelupen zu entscheiden hat, ist die Wahl leicht. Gurkenzeit. 1 Die sauere Gurkenzeit währet nicht in Ewigkeit. *2 Es ist sauere Gurkenzeit. – Frischbier2, 1397. Zeit der Geschäftsruhe, die je nach dem Geschäft verschieden ist. Holl.: Het is in den komkommer-tijd. (Harrebomée, I, 431a.) Gürli. * Du bist ein recht Gürli von Vaz. (Schweiz.) Gürli = leichte, schlechte, liederliche Dirne. Gurr. 1 Wenn einer ein gurren gen Rom ritte, so könde er siegel vnd brieff herauss bringen, dass es ein hengst wer. – Henisch, 1783, 43. 2 Wie die Gurr, so ist der Gaul. – Lehmann, 326, 20. *3 Es ist eben gurr als gaul, Vihe als stal. – Franck, II, 10a; Eyering, II, 535; Schiller, III, 6b. Dazu: Jacke wie Hose, Mies als Mus, Krot als Egdens, Gaul als Gurr. *4 Es ist (eben) gurr als gaul, treg als faul. – Henisch, 1374, 34; Eiselein, 262; Körte, 2447; Simrock, 4092. Henisch hat auch die Redensart: Hauckes mauckes, und fügt zur Erklärung bei: „Wann einer zwey ding vor jhm sieht, dern eins besser danns ander nicht.“ S. 1783 sagt er: „Gurr bedeut gemeinlich ein alt dürr ross“, wofür er S. 1682 auch Gorre aufführt. Die Litauer sagen: Bär und Petz, es ist einer wie der andere. Die Engländer: Gans, Gänslein und Gänserich sind drei Namen, aber Ein Ding. Die Czechen: Glatze wie kahl, 's ist alles eins. Die Holländer: Es ist ein siech Weib und eine kranke Frau. Und: Böcke und Beester sind Ein Volk. Die Russen: Alles sind Biber, alle gleich. Die Letten: Das Loch ist so gut wie die Tonne. (Reinsberg IV, 43.) Lat.: Mali thripes, mali ipes. (Henisch, 1374; Seybold, 295.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:54:47Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:54:47Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/92
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [86]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/92>, abgerufen am 28.11.2024.